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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.11.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-11-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191011274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19101127
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19101127
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-11
- Tag 1910-11-27
-
Monat
1910-11
-
Jahr
1910
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104. Jahrgang Nr. 327 Somttss, üen 27. Nooemver lSio des der Brosche mit den kaiserlichen Initialen. Nachdem der Kaiser sich noch in das goldene Buch der Stadt Beuthen, welches im Zelt auslag, eingetragen hatte, nahm er den Vorbeimarsch der Ehrenkompanie entgegen. Weitere Kränze wurden daraus am Denk mal niedergelegt. Der Kaiser verlieh dem Ober bürgermeister das Recht zum Tragen der goldenen Amtskette, dem zweiten Bürgermeister den Roten Adlerorden 4. Klasse. Um 1 Uhr reiste der Kaiser, vom Oberbürger meister zur Bahn geleitet, mittels Sondcrzuges ob, um dem Herzog von Ratibor in Räuden einen Besuch zu machen. Der Kaiser sprach dem Ober biirgermeistcr gegenüber seinen herzlichen Dank sür den glänzenden Empfang durch die Stadt aus. * Nach einer Meldung der „Ageucc Havas" aus Rio de Zaneiro sollen die Meuterer aus den brasilia- Nischen Kriegsschiffen wieder eine feindliche Haltung annehmen. sS. Ausl. u. Letzte Dep.) * Die Hausbesitzer Deutschlands hielten am Sonnabend in Berlin eine Prote st Versamm lung gegen die Reichs Wertzuwachs steuer ab. (§. d. des. Art.) Sir KsiiLr.ZnrrrPLllürwri. Alle Kresse und Strömungen, die einem mehr oder minder schlecht verhüllten Absolu tismus zustreden. sind dem Abgeordneten Lede bour. dem Begründer der sozialdemokratischen Interpellation über die jüngsten Kaiserrcden zu tiefem Danke verpflichtet. Es ist nicht nötig, zur- Begründung dieses Satzes auch nur einen ^rHeren Teil seine: taktischen Torheiten zu reproduzieren. Es genügt, darauf zu ver weisen, dast Ledrdours ganze Beweisführung in einem Bekenntnis zum Republikanismus gipfelte. Gedanken, die man versucht wäre, von Herzen dumm zu nennen, wenn sie nicht so ver wünscht gescheit wären. — Solche Gedanken sind dem Abgeordneten Lcdebour nicht zuzu trauen, andernfalls würde man an einen sehr weitgehenden Plan von ihm glauben können: nämlich, alles Freiheitliche im Deutschen Reich totmachen zu helfen, damit dann die Sozialdemokratie als einziges Gegengewicht gegen die Reaktion erschiene. Aber wie ge sagt, Herr Lcdebour ist nicht der Mann, solche Intrigen anzuspinnen. Die Schädigung aller für das Recht der Mündigkeit des deutschen Boltes eintretenden politisier« Faktoren durch die heutige schlechte Rede Ledebours — Dumm heiten sind oft schlimmer als Verbrechen — diese Schädigung ist durchaus ungewollt. Sie ist aber da: Der törichte Schwatz, nur versteckte oder offene Republikaner seien Anhänger jener Politik kaiserlicher Zurückhaltung, die im Gegenteil von allen bürgerlichen Parteien vor allem auch im Interesse der Autorität der Krone gefordert worden ist, dieser törichte Schwatz wird bei der Maile der Urteilslosen von neuem Klauben finden, und man wird auf der ganzen Linie aufs neue den sehr ermüdenden Kampf aufnehmen müssen, den selbst die Götter oft vergebens kämpfen. Uebcrschaut man das ganze Ergebnis der Kaiserdebatte, so ergibt sich eine mehr oder minder wesentliche Verschiebung der Mei nungen der einzelnen Parteien mit den düstern Novembertagen des Jahres 1908. Alle Befürchtungen gerechtfertigt, ja übertroffen hat das Zentrum. In seiner austerordentlich geschickten, ästhetisch und dialektisch hervor ragenden Rede, die vom Geiste Liguoris war, hat Freiherr von Hertling im Namen des Zentrums die Novembererrungenschaften schmählich nicht nur preisgegeben, sondern hinwcggegaukelt. Das Rovemberverspreche n des Kaisers — dieser hochdankcnswerte Akt weiser Selbstbeschränkung — existiert nach dem Freihcrrn von Hertling nicht, es handelt sich dabei nur um eine „Ueberzcugung" des Fürsten Bülow, nichts weiter, und eine unverbindliche Floskel im „Reichsanzeiger". Durch nichts ist der Kaiser gebunden. Wenn er also alle jene Irrungen wiederholen will, die langsam sich aufsummend die Novemberereignisse zur unaus bleiblichen Folge hatten — das Zentrum wird die Rolle des wedelnden Adels von Byzant getreulich übernehmen. In dieser Weise haben weder der Reichs kanzler noch die Konservativen ihrer Vergangenheit und dem politisch Notwendigen ins Gesicht geschlagen. Herr von Bcthmann wie Herr von Heydebrand haben beide zwar jedes offene Bekenntnis zu den November errungenschaften vermieden, aber beide haben es sBassermann ist hier ein Irrtum unterlaufen) als existierend und verbindlich anerkannt. Herr von Bcthmann führte aus, dafz die neuer lichen Kaiscrreden keinerlei Widerspruch gegen die im November 1908 vom Kaiser kundgetane Auffassung seiner staatsrechtlichen Stellung und Pflichten enthalte, und Herr von Heydebrand erklärte auf einen Zwischenruf, dafz kein Ver sprechen verlangt oder gegeben worden wäre, das auf solche Reden sich erstreckte, — erkannte damit also an, daß tatsächlich ein verpflichtendes Versprechen gegeben worden sei. Daß im übrigen an den stellenweise recht geschickten undbcmerkenswert unbefangenen Ausführungen des Kanzlers wie der Führer der Konservativen gar manches ausznsctzen und entschieden zurückzuweisen ist, versteht sich von selbst. Die Ansicht des Kanz lers von der fast beispiellosen Folge tüchtiger Regenten aus dem Hohcnzollernhause findet durch die anerkannte historische Kritik ihre Ein schränkung, und die Forderung von Ausnahme gesetzen durch Heydebrand «nutz auf libe raler Seite schärfste«« Widerspruch auslöscn. Es bleibt eben nur die Anerkennung der Existenz und der Verbindlichkeit des Novemberversprechens durch den Kanzler und die Konservativen, aber auch das ist in der gegenwärtigen Situation von dieser Seite immerhin schm« anerkennenswert. Freilich von hier bis zum Standpunkt, den die Redner der bürgerlichen Linken, Wirkung» voll Bassermann und in vorzüglicher Neds von Payer, einnahmen, bleibt ein bedauerlich weiter Schritt. Das unumwundene, das freudige Bekenntnis zu den« grasten Schritt vorwärts, den wir im November 1908 getan haben, hier hörten wir es. Es ist schlimm, dast nur die bürgerliche Linke zu dieser Höhe des Standpunkts empor gediehen ist; eine Höhe des Standvunkts, die für alle politische Faktoren des Deutschen Reichs das Selbstverständliche sei«« sollte. Wir sind, darüber dürfen wir uns nicht täuschen, seit dem November 1908 stark zurllckgcglitten: Damals wären auch Reden wie die Königsberger der Reicbsregierung und den Konservativen Gegen stand der Sorge, der patriotischen und königs treuen Beklemmung gewesen. Immerhin: Die Grundlage, die in jenen Sturmtagen geschaffen wurde, ist unvcrrückt ge blieben. Der Versuch der schwarzen Byzantiner sie zu zerstören, ist als gescheitert zu betrachten. Die offiziösen und die konservativen Blätter, die das gleiche Bestreben betätigt haben, sind zwar nicht kräftig, aber doch unverkennbar rektifiziert worden. Dieses Ergebnis sei mit aller Schärfe festgestellt, denn in diesen trüben Zeiten mußte man auf noch schlimmere Möglich keiten gefaßt sein. * Dos Leipziger Stadttheater ver anstaltet Mitte Dezember einen volkstümlichen Opernzyklus in allererster Besetzung. lS. Kunst u. Wissenschaft.) * Zm Beiseindes Kaisers wurde am Sonn abend inBeuthen das Denkmal Friedrichs des Kroßen eingcweiht. (S. d. des. Art.) Me Nnsernt, »»« UewUS und Umzcduni »<« kqewattrne bv mm breit« Peltt-e: : 2b bi« 74 nun d rette «etlamezeite l en» -o«w»n» «ekl-nie» l-L- yrlkrale v«a Behörde» 'm amtlichen T- di« 74 mm breite Petit,eile 40 .z. »«jchaitr-n,eigen mit Platzvorichritten und u» der Adendaukgabc im Preu« erhöh:, «ada:: nach Lern- Beilage-ebüür u v. laulend erkl. Postgebühr. Zesterteilt« Äniträge können nicht ,urü-t- qetozen werden. Kür da« iLrjcheinen 0 ' bestimmten Tagen und Plötzen wird kein« Garanri« übernommen. Anzeigen-Annahme: Sl«gustu»platz 8. bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- üirreditionen de» In- und Luslanse«. -aupl-Siliale Berlin: Varl Tuncker, Herzog«, lvmr. Hofluch- banblung Lünowftrabe IO. «Tel.oben Vl, Rr. 4MU). -aupt-Siltalr Dresden: kecstrib- 4, l. (Telephon «ci'-lu Vie Kandidatur Lieber! im kreise i-Mrna-Pegau. Aus Sachsen schreibt man der „Natl. Korr." in Berlin: „Durch die Blätter geht die Nachricht, dast in« Wahlkreise Borna-Pegau Herr General leutnant v. Liebert als Kandidat der vereinigten Konservativen und Reformer wieder ausgestellt se«. dast man aber noch den Beitritt der Nationalliberajen zu dieser Kandidatur erwarte. Man empfindet es ,n sächsischen Kreisen als einigermaßen naiv, dast diese Zumutung an die Nationalliberalcn des dortigen Kreises gestellt werden kann, nachdem sich erst vor kurzem konservative Blätter daraus llerufen konnten, daß Herr von Liebert, der sich anscheinend bei Be hauptungen nicht erst mit Kleinigkeiten adgibt, fest gestellt hätte, daß alles, was die liberal« Presse zur Reichssinanzreform und über diese geschrieben hä'te. „er«tunlen und erlogen" gewesen wäre. Herr von Liebert hat ferner erst vor kurzem auf einem konser vativen Parteitag im Westen die Versuch«, dort den Nationalliberalen zu verdrängen, freudigst unter- stützt. Niemand verwehrt ihm diese parteipolitische Serr van Seeringen lenktet« l Nach dem Gutachten des Straßburger Universitäts professors Laband, das in der „Voss. Ztg." ver öffentlicht wurde, ist der V e r k a u s d e s T e m p e l » hoferFeldesohne Genehmigung des Vertrages durch die gesetzgebenden Körperschaften des Deutschen Reiches zivilrechtlichungültig. Die Ansicht wurde von der „Nordd. Allg. Ztg." ziemlich barsch be stritten. Inzwischen scheint man sich aber in Regie- rungskreisen doch von der Unhaltbarkcit des eigenen Standpunktes und von der Richtigkeit der Gedanken gänge Labands überzeugt zu haben. Denn im Ent wurf des Militäretats für 1911 sind die An sätze aus Anlaß des Verkaufs des Tempel hofer Feldes in Einnahmen und Ausgaben ent halten. Damit ist aber dem Reichstag die Be fugnis zugestandcn, diese Positionen des Militär entwurfes anzunehmen oder abzulehnen. Eine Denkschrift über die tatsächlichen Vor gänge bei diesem Verkauf des Tempelhoser Feldes ist dem Militäretat beigegeben. Aus ihm seien folgende allgemein interessierenden Punkte hervorgehoben: „Die Stadt Berlin hat die ihr angebotene Ein gemeindung des Tempelhoser Feldes zweimal abgelehnt, das erstemal zwischen 1890 und 1900, zum zweitenmal 1901. Als das Kriegsministerium 1907 die Veräußerung des westlichen Teiles des Tempelhoser Feldes in Aussicht nahm, setzte er zuerst rm August 1907 die estadt Berlin in Kenntnis. Berlin tat jedoch 1'/« Jahr lang nichts Entscheidendes, und erst am 21 November 1908 er wähnte der Bürgermeister Dr. Reicke gelegentlich Hundertjahrfeier im Berliner Rathauic in seiner be ur L«chtzia u»d Borvrte durch Iräa« und Spediteure 2«al ttglich >u4Haa« gebrach:: vv H nouaU., L.7v^tz merteljthrl Bet unter» Filia!«» u. L». o<chm«slellrn adgrhali: 7» ch »»»arl., U.NS viertrlithrl. Durch dl« Pak: i»Est«U> Deutschland« und der doNch«« Kolonie» vierieljthr«. U.TO »ouail. au«ichU Postd«iiellgkld. Fprn«r i» Belgien, Tönrmark, den Donaustaale», "" " Luxemburg, Niederlande, Siir. Lei«erreich - Ungarn, Stutzlaud, Dir sinmeihung ües Denkmals .frieüriüi ües Großen in Beuthen. Anläßlich der Ankunft des Kaisers zur Ent hüllung desDenkmals Friedrich desGroßen hatte die Stadt Beuthen Festschmuck angelegt. Auf dem Kaiserplatz waren große Tribünen und ein Purpurzelt für den Kaiser errichtet worden. Das Denkmal ist von Tuaillon in Berlin entworfen. Die Mittel wurden zur Hälfte von der Stadt ge geben, zur Hälfte vom Stadrat Ha kuba. der unlängst verstorben ist. Zahlreiche Fremde waren in Beuthen eingetroffen, besonders ans den ländlichen Distrikten und von jenseits der Grenze. Der Kaiser traf 12 Uhr «nittags von Neudeck kommend auf dem Festplatze vor dem Denkmal ein. Auf dem Festplatze hatten sich eingesundcn: Ober präsident Günther, Regierungspräsident von Schwerin. OberbiirgermeisterBruening.der zweite Bürgermeister Friedrich, Landrat Dr. Trappen- berg. die Spitzen der Behörden, Fürst Hatzfeldt von Trachenberg, der württembergische Gesandte Varnbühler, Regierungspräsident von Meister, Vertreter der Stadt, die Geistlichkeit, Offiziere des Beurlaubtenstandes u. a. Die Fahnen sämtlicher Vereine Beuthens waren zu einer Gruppe gegenüber dem Denkmal vereinigt. Der Kaiser durchfuhr die Straßen langsam im offenen Automobil, von dem Jubel der ungeheuren vieltausendköpfigen Menge begleitet. Auf dem Festplatz wurde der Kaiser vom Oberbürgermeister einpfangen und schritt zunächst die Front der Ehrenkompanie ad. Oberbürgermeister Dr. Druening feierte dann mit einer Ansprache den großen Feldherrn, der Schlesien als kostbare Perle in die Krone Preußens cinfügte, und den weisen Staatsmann, der in die Lande den Samen staatlicher Ordnung und wirtschaftlicher Blüte ausstreutc und dessen volkswirtschaftliches Talent sich am glänzendsten darin zeigte, daß er die Bedeutung der damals noch völlig unbeachteten Steinkohle erkannte und damit den Grundstein zu der unvergleichlichen Entwickelung des oberschlesischen Zndustriebezirkes legte. Nach der Rede Dr. Bruenings gab der Kaiser das Zeichen zum Fallen der Hülle. Die Ebren- kompagnie präsentierte. Der Kaiser und sämtliche Anwesenden salutierten. Hierauf dankte der Kaiser dem Oberbürgermeister und dem Bildhauer Professor Tuaillon und besichtigte eingehend das Denkmal. Währendessen legte der Flügeladjutant Major v. Mutius im Auftrage des Kaisers am Denkmal einen Kranz nieder. Während die Sänger das Lied von Schubert-Zöllner, die „Allmacht", sangen, nahm der Kaiser eine große Reihe von Vorstellungen durch den Oberprasidenten ent gegen und unterhielt sich eingehend mit den Borgestelltcn. Der Kaiser nahm ferner aus der Hand des sechsjährigen Töchterchens des Ober bürgermeisters ein Maiblumensträußchen entgegen, küßte die Klein« auf di« Stirn und schenkte ihr eine Vie Sausbelitzer DenMlsnüs unü Sie Keichsmertzumachslleuer. Eine Protestversammlung der Hausbesitzer Deutschlands gegen die Reichswertzuwachssteuer wurde am Sonnabend nachmittag unter großer Be teiligung von Hausbesitzern aus allen Teilen Deutschen Reiches im Zirkus Schumann in Berlin adgehalten. Der erste Vorsitzende des Zentralverbande^ ... Haus- und Grundbesitzervereinc Deutschlands, Justiz rat Dr. Baumert-Spandau, begrüßte die Anwesen den und erteilte sodann das Wort dem Vertreter des Staatssekretärs des Reichsschatz amtes, Regierungsrat Cunow. — Der Redner wurde zwar mit Händeklatschen empfangen, stieß jedoch mit seinen ersten Worten, daß die einmütige Annahme einer Resolution zugunsten der Steuer seitens des Reichstages mehr wiege als alle Proteste auf einen so elementaren Widerspruch, der in wüstes Schreien und tosenden Lärm ausartete,daßHerrCunow sich unterbrechen mußte, bis die Herren Dr. Baumert und Hubert Barkowski, der Vorsitzende des Berliner Hausbesitzerbundes, dem Regierungsver treter mit Mühe und Not einiges Gehör ver schafften. Dr. Baumert erwähnte in seiner Bitte um Ruhe, daß Geheim rar Cunow ihm ver sprochen habe, nicht näher auf die Sache einzuaehen (Beifall.) Dr. Cunow vollendete feine Ansprache mit dein Hinweis, daß eine sachliche Erörterung der An gelegenheit der wohlwollenden Prüfung der Staats regierung sicher sein dürfe. Auf diese Weise würde der Zentraloerband positive Arbeit leisten, um die Machtstellung des Deutschen Reiches zu wahren und zu heben. Die letzten Ausführungen des Geheimrats gingen in den« sich wieder erhebenden Lärm unter. Als erster Redner bekannte sich Prof. Dr. Adolf Weber tBonn> von vornherein als einen über zeugten Gegner dieser neuen Steuer lediglich aus Zweckmäßigkeitsgründen, während er aus Gerechtig keitsemofinden sich wohl damit befreunden könne. Mit sehr wenigen Ausnahmen seien die deutschen nationatökonomischcn Gelehrten Gegner der Reichs wertzuwachssteuer, sowohl in der Form der Rc- gierungs- als auch der Kommissionsoorlage. Eine Besteuerung des wirklich unverdienten Wert zuwachses sei ja etwas Wunderschönes, aber Adolf Wagner habe nicht genug betont, daß eine an sich ganz richtige Idee durch die Art ihrer Ausführung zu einer schreienden Ungerechtigkeit werden könne, und dies treffe ganz besonders bei der projektierten Steuer zu. Heute müsse der Regie rung klipp und klar gesagt werden, daß das Projekt der Steuer nicht vcrbesserungsfiihig, auch nicht ver besserungsbedürftig sei. Eine Wcrtzuwachskonfis« kation im Sinne der Bodcnrcsormer werde auch als Kommunalsteucr ein volkswirtschaftlicher Nonsens, ein Chaos von Ungeheuerlichkeiten sein. Die Steuer würde unsere Volkswirtschaft unendlich viel mehr schädigen, als die dem Fiskus zuslicßendcn Millionen ihr nützen können. (Beifall.) Zustizrat Dr. Baumert, der Vorsitzende, teilte mit. daß alle diejenigen, die im Zirkus Schumann nicht mehr Einlaß gefunden hatten, eine zweite Ver sammlung in den Eermaniasälen, Chausseesiraßc. zur selben Zeit abhalten. Der Vorsitzende teilte ferner mit, daß nachstehende Resolution zur Annahme vorgcschlagen werde: „Die heute in Berlin versammelten Hausbesitzer Deutschlands legen entschiedenen Protest ein gegen die Einführung einer Reichswertzuwachssteuer als einer weiteren Sondersteuer auf den deutschen Haus- und Grundbesitz. Sie erwarten, daß der Reichstag sie ablehnt. Abgesehen von allen den Hausbesitz treffenden Schädigungen vermindert sie die Bautätigkeit, verteuert die Mieten, trifft nicht das Großkapital, ist mittelstandsfeindlich und wirkt unsozial. Ihr Ertrag wird in Rücksicht auf ihre Erhebungskosten und die Verminderung der Um satzsteuer so gut wie Null sein." Nach weiteren Ansprachen von Zustizrat Westrum und Prof. Voigt wurde die Resolution angenommen. Juli«», Uuzemdu: Schwebe«, Schwei- u. Lpauien, In all«» udrigen Staate» nur direkt durch di« Schchchttiielle de» Blatt«« rrhöttUch. Da» Leipziger Tageblatt «Ich«»: 2 »al tiglich, Son», u. Feiertag« n»r Margen«. Ldonlltmeat-Ännadme: Nuguftu-platz 8, dm unteren Trögern, FiliE, Spediteuren und vrwahmefteüen, sowi« PosttnUrrn und Briefträgern. üi»»«l»erkaut«prei« der Morgen, »»«gab« 1vder <lbe»dau««abe » ch. M«daktto» »ad Geschäftigen«: Iohaanidgaff« 8. Fernsprecher: 14ö»4 146Li, l««S4. kannten Rede vor Sr. Majestät dem Kaiser dre Frage der Eingemeindung des Tempelhofer Feldes. Kaum zwei Wochen später äußerte indessen der Oberbürger meister Dr. Kirjchncr einem Vertreter des Knegs- ministeriums gegenüber, die Berührung dieser rzragc in der Rede des Bürgermeisters Dr. Reicke sei ihm überraschend gekommen! Zm Interesse von Berlin läge wohl die Eingemeindung von ganz Tempelhos, nicht aber von einzelnen Teilen. Auf einen A n- kauf des Tempelhoser Feldes wurde sich Berlin aber auch nach der Eingemeindung jeden falls nicht einlasscn, weil die Stadt zu schlechte Erfahrungen mit dem Scheunenvicrtel gemacht habe. Znzwischen hatten sich verschiedene Privatgesesi- schoflen um das Unternehmen bemüht. Tempelho, erklärte, daß es das ganze Gelände selbst ankausen wolle. Die Stadl Berlin machte jedoch genauere Vor schläge nicht, sondern erbat und erhielt die Zusiche rung, daß ihr Mitteilung gemacht werden würde, so bald der Abschluß der Verkaufsverhandlungen mir anderen Interessenten bevorstände. Dieser Zeitpunkt war AnfangApril 1910 gekommen. Berlin wurde benachrichtigt und für den Fall der Kaufabficht um Einreichung eines Angebotes bis zum 2->. April er sucht. Darauf bar Berlin wiederholt um Aufschub, weil der Stadtkämmercr beurlaubt sei, weil noch Vorfragen zu klären wären und und eine Kommission eingesetzt werden müßte. Erst am 11. Juni 1910 erfolgte ein Angebot von 70 M lionen M a r k. Da inzwischen aber bereits von Tempel- hof ein Angebot im Werte von rund 74 Millio nen Mark eingegangen war, so wurde Berlin um Erhöhung seines Angebotes und um baldigen Ab schluß ersucht. Daraus erwiderte Berlin am 27. Zuni 1910, daß es aus verschiedenen Gründen, sowie namentlich mit Rücksicht ans den Geschäftsgang bei den kommunalen Körperschaften, dessen wenigstens oberflächliche Kenntnis es wohl auch beim Kriegsministerium voraussetzen dürfe, gänzlich außerstande fei, eine Erklärung vor Be ginn der Urlaubs- und Ferienzeit ab zugeben, da letztere unmittelbar bevorständc, würde es erst nach deren Ablauf ein ondcrweites Ge bot machen können. Inzwischen drängte Tempelhos wiederholt auf Ab schluß des Vertrages, und Anfang Juli trat eine Privatgesellschaft wegen der Verzögerung der ^Ver handlungen von ihrem .'lngebot zurück. Die Sradr 'Serlin mgr vom Kriegsminilterir.nl am IO. Juni 1910 ersucht norden, ihrerseits baldigst einen Termin vorzuschlagen, bis öu dem ihr Angebot vorliegcn müsse, wmin sie nicht beim Verkauf außer Betracht blejben solle. Während nunmehr das Kciegsmini- sterium die Verhandlungen mit Tempelhof im In teressc der. Stadt Berlin verlangsamte, war diese trotz wiederholter dringender Mahnungen des Kriegs Ministeriums selbst Ende August 19M nach nicht in der Lage, einen Termin für ihre end gültige Einschließung zu bezeichnen, sondern sie bat lediglich um weiteren Aufschub. Unter diesen Umständen blieb dem Kriegsmini st eriu in nichts andere« übrig, als mit Tempelhos abzu- schließe n." eip.)igrr Tagtblalt Handelszeitrmg. Amtsblatt des Nates und des Valizeiamtes Ser Ltadk Leipzig. vss Wichtigste. * Zm Reichstage wurde am Sonnabend die sozialdemokratische Interpellation über die Kaiserreden und die freisinnige Interpellation über die Privatbeamtenversicherung re- handelt. fS. Reichstagsbericht.)
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