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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.10.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19101003011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910100301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910100301
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-10
- Tag 1910-10-03
-
Monat
1910-10
-
Jahr
1910
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Bezugs-Preis Itr e«p»«a und «or-rl, durch »»!«» Lrt-« »nd Sprdtieu« L»«I ttaltch Ui« Hau« -rdrachi: VV mauaU,, t.1v^ss »trrteltthrt. Bei unter» Mialra u. La» ,-hmrftellrn abqeftoll: IS mouatl., ALS vtrrlellSdrl. varck »tr P,A: mnrrhald Drnrtchlaud« und der deutsche» »»lMiirn »irneytbN. «.<» ^r, »oaaU. »asichl. PokdeftrIIaeld. ii«rn»r in Belgien, ränemark, den Donanstnalen, Italien, Lurembura, Niederlande, Ner meß en, Orft erreich-Ungarn, NuSIand, Schweb«, Schweiz n. Spanten. In alle» übrigen Staat en nur direkt durch dia BeI»P»«IieLe de« Bla«»« rrhLltlich. La« Lelpziger r<VrdlaN erichein» Sinat täglich, Sonn- ». Arter»«« nur war,»»«. Ldonneuieul-Annadm« > Anguknäplatz 8, bet unteren Lrtgern, Filiale», Spediteur« und Innadmetiellen, sowie Pollümtern und Brirsträger». »t»»«l»«rkan1«»rrt» »er Morgen» eur-abe tv der ittbrndnnl^abe » «rdaNto» »nd «eschaftäkeller Iohannisgasse 8. AernWrecherr l«E, läSi», Atorgen-Ausgabe. MiMtr TagMM Hnndelszeiiuttg. Amtsblatt des Aales und des Votizciamtes der Stadt Leipzig. 2iuz:igru-Preis itr Zcieraie au« peinzlg na» ».«i^eSunr die Sgeipaiten, bv ww breit» Äei tze-I, L ch, die 74 mo> breu« ReHanieziü, l i>« au«wätt« NtLameu l.3l) Inierai« von Bebärden « »wilichen leU dt» 74 nu» drrtt, Vetuzerl« 4t) »rtchLtrtonzeigen MN L agooiichritten UN» t» »er >d,adau«a»d« >n> pte>ie erdooi Nab all nach lars. Scilaaegedübr L 0. Laus«» ezkl. Lakgedübr. IesierteUl» Auirräg» tbnne» nicht ,urLL- gezogen werden, zär da« ärlchein« « oeUunuUen Lagen und t!lägen wir» l»uw charamt» üdernomwen. »neigen-illn-adnu, äUignäu-platz 8, b« ltmiltchen Filialen a. allen Lnnonrrn» Srpedinon« de« Za» nad Lullande«. -an»«-SUial« MarNn: <»rl »un«er, Herzog!. Ba,r. HnsbuäM Handlung, Lilgowkiab« KL (Leiepbov VI, Nr. 4Ü0U). Haupl-Atlialr LreSbeni Seestrad« Z, 4 (Lelepbou Nr. 273. j Oss Dlchtiglte. * Das Parseval.Luftschiff (P. V" unter nahm gestern eine glücklich verlaufene Fahrt von Bitterfeld nach Chemnitz; die Rück fahrt erfolgt heute früh, wahrscheinlich um 7 Uhr, über Leipzig. (S. d. des. Art.) * Der nahionalliberale Parteitag in Kassel verhandelte in seiner Sonntagvormittags- sitzung über die Fragen der Mittelstands- Politik. (S. d. bes. Art.) * Zn einer mexikanischen Grube sind in folge von Explosionen 150 Bergleute einge schlossen. (2. Letzte Dep.) * Bei dem Banderbilt-Automobil rennen wurden 4 Personen getötet und viele verletzt. (S. Letzte Dep.) * Den Großen Preis von Europa ge wann am Sonntag auf dem Leipziger Sport plätze Paul E u i g n a rd - Paris in der deutschen Rekordzeit von 1 Std. 14 Min. 25-/L Sek. (S. Sport.) * Zm Deutschen St. Leger 30 000 ^tz) in Berlin-Grunewald siegte am Sonnta' .Herrn Ravenbergs „Cola Rienzi" unter Cleminson. — Das Pest er St. Leger (75000 Kronen), das am Sonntag gelaufen wurde, gewann Graf L. Telckis „Ra sc al". Der Eraditzer ,Orient" endete unplaciert. (S. Sport.) Sie Mhrt ües „p. V" nach > Chemnitz. Auf Veranlassung der „Allgemeinen Zei tung" in Chemnitz fuhr gestern Las Luftschiff ,.P. V" von Bitterfeld nach Leipzig. Wir hatten be reits vorher über hie Fahrt berichtet und konnten am frühen Morgen durch Anschlag bekanntgeben, daß das Luftschiff erst um 1/Lg Uhr die Fahrt angetreten hatte. Um 1 Uhr mittags meldeten wir sodann durch Zonderanschläae: Der Lcnkballon „P. V" unternahm heute früh von Bitterfeld aus eine Fahrt nach Chemnitz. Der Aufstieg, der ursprünglich um Ve7 Uhr erfolgen sollte, mußte, wegen heftigen Windes in der Höhe verschoben werden. Der Aufstieg erfolgte daher in Bitterfeld um 8 Uhr 32 Min. Der Ballon nahm seinen Weg in der Richtung Delitzsch — passierte Leipzig im fernen Osten gegen 10 Uhr — und fuhr weiter in der Linie Belgershain-Eeithain-Nars- dorf—Cossen—Burgstädt—Wittgensdorf und landete wohlbehalten um 12 Uhr 30 Min. aus dem Sport plätze in Chemnitz. Die llvlstzrt von Bttterlew. Zm Automobil aus der Strecke Bitterfeld—Leipzig. Nachtschlafende Zeit noch war es, als wir am Sonntag früh um ^6 Uhr uns dem kleinen Aga- Wagen anoertrauten, der uns in die Stadt der rau chenden Essen und Schlote führen sollte. Wir schlagen die Route nach Eutritzsch ein. Schnell ist die Stadt- und gleich darauf auch die Landesgrenze erreicht, wir befinden uns schon auf preußischem Boden und — Theater. Leipzig, 3. Oktober. Neues Theater. „Lohengrin". (Festvorstellung im Neuen Stadttheater zum Besten des Richard-Wagner-Denkmalfonds.) Dor nun 60 Zähren, am 28. August 1850, fand in Weimar die Uraufführung von Richard Wagners „Lohengrin" statt. Von diesem Tage an datiert gleichsam der Beginn der großen Reform der Oper. „Lohengrin" steht an der Schwelle der neuen Zeit. Er weist den Weg in neue Welten der Anschauungen und Empfindungen und bezeichnet den Ausgangs punkt, von dem Wagner seinen Weg schreiten sollte bis zu den licktumfluteten Höhen der Gralsburg. Mehr und mehr betonte Wagner von nun an den rein ethischen Wert seines künstlerischen Lebenswerks und immer gebieterischer und tonangebender trat in den folgenden Werken das Wort von der Liebe, von der Entsagung und Erlösung in Geltung. Im BühnenweihfMpicl „Parsifal" endlich war es die Religion des Mitleids, die der gewaltige Wort- und Tonmeister allem Volke vom bayreuthischen Hügel herab predigte und nahebrachte. Als Franz Liszt in jener großen Zeit im Weimarer Theater täglich vier- vis fiistfstündige Proben abhielt, schrieb er an Wagner: „Wir schwimmen ganz im Aether Deines Lohengrin/' Mit vollem Recht. Denn eine herrlichere und strahlender« Lichtgestalt als jene des Schwanenritters ist wohl kaum geschaffen, und der Gegensatz von Licht und Finsternis, von Kampf und Sieg auf Grund uralter germanischer Märe jemals so dargellellt worden, wie dies im vorliegen den Falle durq Wagner geschah. Und mit allem Grund auch hat aerade die Oper „Lohengrin" im Ansehen eines wahrhaft festlichen Werkes gestanden, wurde sie speziell des öfteren erwählt zum Ausdruck eines großen, beglückenden und gemütbefreienden Gc- Monisg, üen 3. Oktober 1910. 104. Jahrgang. Pflaster. „Es ist auch danach", hätte Bender gesagt. Wir werden hin und her geworfen und hübsch durch gerüttelt. Dabei ist es bitterkalt, so daß sich jeder soweit möglich in seine Sachen vermummelt, und eine Unterhaltung kommt bei dieser ungemütlichen Situation natürlich nicht auf. Wir rasen indes immer vorwärts. Bald ist Delitzsch erreicht, und nun geht's auf Bitterfeld zu. Eine bange Frage taucht auf: .Werden wir den Ballon noch in der Halle antreffen oder ihn schon unterwegs erwischen'? Aber noch ist nichts vom .,P. V" zu sehen, also beginnt unsere Hoff nung zu steigen. Zm Osten steigt jetzt auch die Sonne glutrot empor und wirft ihre ersten Strahlen auf uns. Ein herrlicher Anblick, der uns alle neu erfrischt und Mut einslößt. Von weitem sehen wir nun schon Bitterfeld, und sind gleich darauf auch in der Stadt- Ein Frühaufsteher unter den Bürgern ruft uns zu, daß der Ballon noch in der Halle ist. Allo wir kom men noch zurecht. Endlich ist die Ballonhalle erreicht. Bereits fünf Automobile, alle aus Chemnitz, sind anwesend. Gleich beim Betreten der Halle können wir Herrn Hauptmann Härtel aus Leipzig begrüßen, der als Passagier die Fahrt mitmachte, uin^ einige photo graphische Aufnahmen zu machen. Seine Auskunft auf unsere Frage nach der Abfahrt ist nicht gerade er mutigend. Zn der Höhe herrscht starker Wind, der, direkt von Süden kommend, der Fahrtrichtung entgegenweht. Es sollte aber eventuell der Versuch unternommen und. wenn die Fahrt nicht zu vollbringen ist. in Delitzsch umgekehrt werden. Der Ballon steht fix und fertig da. Einige Neue rungen bemerken wir. von denen uns ein neues Höh en steu er am meisten auffällt. Später ge lingt es uns auch. Herrn Hauptmann Dinglinger zu sprechen, der uns schon tröstlicheren Bescheid gibt. .Es geht bald los." Also schnell ans Telephon und Meldung nach Leipzig gegeben. Kurze Zeit darauf erklettern denn auch Hauptmann Dinglinger und Oberingenieur Kiefer das Dach der Halle, um noch mals Windmessungen vorzunehmen. Auch Pilot ballons werden ausgelassen. Das Resultat muß be friedigend gewesen sein: denn bald ertönt die Pfeife des Ballonmeisters, die die Arbeiter zur Stelle ruft. Der Ballon wird in der Halle abgewogen, dann heißt es „Ballon marsch!" und nun geht's heraus auf den Platz. Zn der Gondel haben Hauptmann Din gl in - ger als Führer. Hauptmann Härtel als Stellver treter des Führers. Ballonmeister Moser und Chauffeur Schön Platz genommen. Noch einmal wird die Abwiegung vorgenommen, dann wird der Motor anoedreht. und langsam erhebt sich das Schiff in die Lüfte, direkt seinen Kurs auf die Stadt zu nehmend. Dem kurzen ..Glück ab!" folgt ein Sturm auf die Automobile. „Auf in den Kamvf!" beißt die Pa role. Dichte Staubwolken hüllen die Wagen ein, die in rasender Schnelligkeit dem Ballon nachfaaen. Wir haben die Stadt bald hinter uns und erblicken den Ballon über der Bahnstrecke. Kurz vor Delitzsch ge lingt cs uns, ibn einzuholen, als er unsere Chaussee kreuzt. W»r bleiben jetzt eine ganze Zeitlang bei sammen und fahren gemächlich, nach dem Luftrieken ausschauend, hintereinander her. So kommen wir bis nach Schladitz, wo wir voraufkabren, um als erste in Leisnig einzutresfen. Von Wiederitzsch aus wird die Redaktion von der bevorstehenden Ankunft des Ballons in Kenntnis gesetzt: dann geht es weiter in die Stadt. Wir hatten die Absicht, dem Ballon ncch über Leipzig hinaus zu folgen, — aber — mit des Ge schickes Mächten ist kein ew'ger Bund zu flechten, und das Unglück schreitet schnell. Gerade am Völker schlachtdenkmal ertönt ein lauter K n a'l l. Der rechte Hinterradreiken unseres Wagens hat sein Leben beendet. Es heißt nun reparieren, und so ver gebt eine Zeit von 10 Minuten, nach der wir uns entschließen, nicht rrciterzufahren. s^. 6. „p. V" vom völkerlchlschtürnkmal aus gelehen. Heller, glitzernder Sonnenschein. Eine nach Hun derten zahlende Menschenmenge, meist hin und her ratend: „Kommt er, oder kommt er nicht?" läuft gestikulierend umher, ab und zu einen Blick zum. Himmel cmporwersend. Doch es wird '/->8 und Uhr, ja sogar 9 Uhr und immer ist noch nichts zu sehen. Da laust die Meldung von Mund zu Mund: „!i.-9 Uhr ist „P. V" in Bitterfeld auf gestiegen." Wie hoffnungssreudig leuchten da auf einmal die Blicke wieder. Erregr läuft die Menge hin und her, einzelne wollen bereits durch den Felo gecher einen grauen Punkt gesehen haben. Aber schon wieder ist eine halbe Stunde vergangen und noch immer ist das so sehnsüchtig erwartete Luftschiff nicht in Sicht. Selbst ein Besitzer der den Ballon auf der Fahrt nach Chemnitz verfolgenden Auto mobile seufzt mißmutig: „Wenn es uns heute nur nicht so geht, wie aus dem Tempelhofer Felde in Berlin, wo ich und Tausende von Berlinern bis tief in die 'Nacht auf den „Zeppelin" gewartet haben, und der dann doch nicht tam." Man sieht, eine trübe Erfahrung macht pessimistisch: doch ich hoffte immer noch von ganzem Herzen, daß mein Optimismus recht behält. Und merne Hoffnung wurde erfüllt. Punkt 10 Uhr erschallt es neben mir: „Dort ist er!" Und wie eine elektrische Welle, so pflanzt es sich fort von Mund zu Mund: „Dort ist er!" Etwa an der Bahnlinie Riesa—Dresden ist im Nebel ein grauer lanahingezogener Punkt zu sehen. Und auch der sehnlichste Wunsch, das stolze Schiff in seiner ruhigen Fahrt, ab und zu sich hebend und senkend, in der Nähe bewundern zu können, wird nicht er füllt. „P. V" schläyt die Richtung Liebertvolkwitz ein und enttäuscht tritt die Menge den Heimweg an. Doch ich fahre schnell nach Probstheida, um das Schiff vielleicht dort in der Nähe betrachten zu können. Aber das Luftschiff hatte ein rascheres Tempo eingeschlagen und nur als ein ganz kleiner Punkt in weiter Ferne war es noch zu sehen. Mit dem Wunsche und der Hoffnung, daß „P. V" glücklich das Ziel Chemnitz erreichen möge, trat auch ich dann den Heimweg an. In GvhUs. Seit heute morgen 7 Uhr war der nördliche Teil unseres Vorortes rn Bewegung und Erwartung. Hatten uns doch die Tageszeitungen verkündet, daß das Luftschiff gegen (48 Uhr unsere Stadt passieren würde. Das wunderbare Herbstwctter gab Anlaß zum Ausharren. Endlich gegen 10 Uhr. aber von den meisten nicht gesehen, fuhr „P. V". umgeben von einer dichten Nebelschicht, weit über Eutritzsch hinaus seinem Hiele zu. Nur in kurzen Umrissen war das Luftschiff zu bemerken und nur wer mit guten Augen bewaffnet oder mit Fernglas versehen, war es vergönnt, das erhoffte und erwartete Ereig nis wahrzunehmen. „p. V" in Chemnitz. Seit Wochen war die Ankunft des Parseoal- Luftsckiffes das Tagesgespräch unserer Stadt. Heute endlich wurde es zum Ereignis. Strahlend lachte die Sonne auf die fröhliche Menschenscyar. Wohl 50 000 Zuschauer harrten der Landung des Luft seglers entgegen. Bereits am frühen Morgen ergoß sich eine Völkerwanderung nach oem Sportplätze, schon von der sechsten Stunde an standen die Men schen am Altendorfer Platze. Ihre Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Da traf die Meldung ein, der Ballon sei 8 Uhr 30 Min. in Bitterfeld auf gestiegen. Bewundernswert war die Beharrlichkeit der Menge, nicht ein Mann verließ seinen Platz. Immer neue Scharen strömten herbei. Die Sonne stand im Mittag, da gehr eine Be wegung durch die Reihen: „P. V" zeigt sich über den l Bornaer Höhen als ein gelber Fleck. Er macht eine i Schwenkung und seine gestreckte Zorm ist zu erkennen. Er fuhr zu nach st über die stadt, beschrieb in 100 Meter Höhe eine Schleife und steuerte in ruhig-sicherer Fahrt dem Landungsplätze zu. Hier zog er noch einmal einen Kreis und landete sehr glatt. Oberbürgermeister Tr- Sturm trat an die Gondel und entbot den Insassen den Willkommen gruß. Deutschland steht, so etwa führte er aus, in luftsportlrchcr Beziehung an der Spitze aller Kultur st aaten. Das deutsche Volk sei daher den Pionieren der Luftschiff fahrt — mögen sie Zeppelin, Groß oder Parsenal heißen — zu großem Danke verpflichtet. Mit einem brausend widerhallenden Hoch schloß die Ansprache. Der Führer des Luftkreuzers. Hauptmann Ding- linger, dankte für die Worte ehrender An erkennung und betonte, wie es seit langem schon sein warmer Wunsch gewesen sei. einmal in die berühmte Zndustriestadt Chemnitz zu kommen. Hauptmann Dinglinger und Hauptmann Härtel-Leipzig ent stiegen der Gondel und das Luftschiff wurde verankert. Am Nachmittage führte „P. V" über dem Alten dörfer Sportplätze verschiedene wohlgclungene Ma növer aus und stieg gegen 5 Uhr zu den Prome- nadcnfahrten auf, an deren einer Bürgermeister Dr. Sturm teilnahm, wie überhaupt die Spitzen der Zivil- und Militärbehörden von der „Allgemeinen Zeitung" als Ehrengäste dazu geladen waren. Die Rückreise des Ballons erfolgt voraussichtlich mor gen vormittag, der genaue Zeitpunkt ist bis jetzt noch nicht festgelegt. Das Luftschiff erhält eine Tasnachfüllung und wird während der Nacht von einer Militärabteilung bewacht. Jedenfalls sind die Stunden geduldigen Harrens dem Publikum reichlich gelohnt worden und der Be such des stolzen Lüfteseglers wird noch lange im Ge dächtnisse der Chemnitzer nachklingen. Line Fahrt ües „p. VI". * St.aubing, 2. Oktober. (Tel.) Das Luft schiff „P. VI" das heute vormittag um 9 Uhr 2 Mrnuten in München aufgestiegen war, ist um 1'/> Uhr nachmittags hier glatt gelandet. Das Luft schiff hatte um 10'/« Uhr in oex Nähe von Hall bergmoos bei Frersing eine Zwischenlandung vorgenommen, von wo es ein» halbe Stunde späte: die Fahrt fortsetzte. — Es hat um 2 Uhr 50 Minuten die Rückfahrt nach München angetreten. Das Publi kum bereitete den Teilnehmern an der Fahrt sowohl bei der Landung wie bei oer Abfahrt begeisterte Kundgebungen. * München, 2. Oktober. (Tel.) Das Luft schiff „P. VI" ist um 5 Uhr 7 Minuten hier wieder eingetroffen und glatt gelanoet. Nach Mitteilung des Oberleutnants Stelling, der das Luftschiff führte, erfolgte die Zwischenlandung auf der Hinfahrt wegen Nebels. Die preußische Negierung unü Sie Kommune Berlin. Aus Berlin, 1. Oktober, wird uns geschrieben: Weit über das Weichbild der Reichshauptsrast hinaus interessieren die Vorgänge, welche mit dem Verkaufe des westlichen Teils des Tempelhofer Feldes, das dem Fiskus ge hört, Zusammenhängen, und heute kann kaum noch jemand rm Zweifel darüber sein, daß dabei die preu ßische Regierung, insbesondere aber das Kriegs ministerium, eine sehr anfechtbare Rolle gespielt Hai. Wer bisher noch nicht daran glaubte, daß in dieser Angelegenheit die allgemeinen Interessen schwer ge schädigt worden sind, nur um der Kommune Berlin dankens. Recht bedeutend und bezeichnend trat dies in Erscheinung im Jahre 1887, als der 90. Geburts tag Kaiser Wilhelms I. als nationaler Feiertag ge feiert wurde und sich die Pforten des Hauses um eine:: geringen Obolus öffneten. Und als da König Heinrich die Worte gesprochen hatte: „Was deutsches Land heißt, stelle Kampfesscharen, dann schmäht wohl niemand mehr das Deutsche Reich!" — da gebot der begeisterte, beistimmende Jubel der Anwesenden sogar der Musik Wagners auf eine Minute Einhalt . . . So hatte man gestern einesteils wohl daran getan, Wagners „Lohengrin" zur Festvorstellung zum Besten des Denkmalfonds zu wählen, andernteils aber auch viel riskiert. Die vollendete Wiedergabe dieses Werkes ist eine sehr schwierige Aufgabe. Herr Generalmusikdirektor Geheimrat Felix Mottl hat sie gestern nicht gelöst, konnte sie unter obwaltenden Verhältnissen gar nicht lösen. Denn tags zuvor war eine flüchtige Verständigungsprobe vorausgegangen. Der Name Mottl gehört zu den bedeutendsten der heutigen Kunstwelt. Er legt Pflichten, jedenfalls auch Vorsicht auf, und jein Träger ließ — leider — beide diesmal außer acht. Felix Mottl leistete sich ein Experiment, das hundertmal gelingen kann, — gestern nicht. In den prachtvollen Ensembles des ersten Aktes, dem Schwanenchor und dem Gebete, sowie in jenen des zweiten, dem Mannenchor und dem Brautchor, war Felix Mottl der Situation nicht ge wachsen. Man sang falsch, total durcheinander und warf beinahe um. Das Gastdirigcntentum erlitt eine empfindliche Schlappe. Zm Schlußakte war mehr Sicherheit und Einverständnis. Augerordentlich schon klangen die drei Vorspiele. Aber es gab kein Ganzes, vor allem keine Festvimtellung. Der Geist Wagners wehte nur strichweise. Offenbarungen wie sonst wohl daheim in München und früher in Karlsruhe gab uns Felir Mottl diesesmal ganz gewiß nicht. Mair empfing somit nur ein Pasticcio von L:n- drücken. Vier Gäste waren von auswärts vom Denk malskomitee geladen worden. Der Lohengrin des Herrn Dal mores (Paris) sah prachtvoll aus. an fangs fast parsifalesk. später dem Bild eines der alten Habsburger ähnelnd, in Auffassung und Darstellung nicht Ungewöhnliches, aber doch Wertvolles leistend als ein denkender Künstler. Stimmlich kommt er Sängern wie Kraus und van Dyk, Caruso und Urlus freilich nicht entfernt nahe. Aber Herrn Dalmores' Tenor entbehrt nicht des Wohlklangs und der kunst gemäßen Behandlung. Beträchtlich schien die weise Atemeinteilung, höchst anerkennenswert die deutsche Aussprache, die vortrefflich war für einen Ausländer, der noch obendrein mit einem Zungenfehler zu kämpfen hat. Vielfach zeigte der Vortrug gewisse akademisch kalte Zurückhaltung. Sehr schön aber sang Herr Dalmores den Abschied Lohcngrins — un streitig der Höhepunkt seiner Leistung. — Die Elsa der Frau Hafgreen-Waag (Mannheim) ist hier schon im Berich: dev Bayreuth-Festspiele 1909 hoch belobt worden und war auch gestern wieder vor trefflich. Eine holde, echt mädchenhafte Erscheinung, ganz Vertrauen und Hingabe, in Hilflosigkeit zu- sammenbrechend und an gebrochenem Herzen sterbend, da ihr Held von dannen zieht. — Ausgezeichnet sang Frau Preuse-Matzenaucr (München), deren herrliche Altstimme schon früher Leipzigs Konzen besucher erfreute. Gewaltig klang diesmal der An ruf der alten Götter, fast machtgebietend überragte dieses Prachtorgan die Ensembles. Auch als Dar stellerin war die Künstlerin zu rühmen, wiewohl ihre Wiedergabe des Ortrud-Charakters jene einer Anna v. Mildenburg an dämonischer Größe uns zwingender Gewalt nicht völlig erreicht. — Der König Heinrich des Herrn Bender (München) ist, ein anderer Sarastro, von Milde umstrahlt und durch schöne Menschlichkeit der rauhen Wirklichkeit beinayc ent rückt. Gütig neigt sich der Starke hinab zur hilfe suchenden Elsa und nimmt die Erscheinung Lohen grins als Wunder hin. Der schöne, so überaus modu- lationssähige Baß Herrn Benders gab das tonlich- musikalische Kolorit der Charaktcrausfassung durch aus wieder. Unsere einheimischen Künstler standen siegreich neben den fremden. Ein gewaltiger Kämpe mar wieder der Tclramnnd des Herrn Soomer, als Darsteller und Sänger gleicherweise ausgezeichnet. Vortrefflich auch der oft förmlich klanggepanzertc Hecrrufcr des Herrn Lüppertz. Die Regie des Herrn Dr. Los wen seid hatte wieder mancherlei gebessert und ergänzt. Daß nach dayreuthischem Vorbild der Feldaltar im ersten Akte gestellt war, daß immer neues Leben die farbig schönen Gruppenbilder durchpulste und aufs redlichste große, stets aber echt künstlerische Wirkungen an gestrebt und auch tatsächlich erreicht wurden, je: freudig hervorgehoben. Anscheinend hatte man die theatralische Steuer schraube gestern mittels vierfacher Preise gar zu scharf angezogen — das Haus war keineswegs voll besucht, bot aber ein festlich glänzendes Bild dar. linsen Lo^'uitr. Berliner Ttzeaier. Aus Berlin, 2. Oktober, wird uns geschrieben: Gestern war hier ein großer Björnson- Abend. Der Zufall wollte, daß an zwei Theatern, am Neuen Schauspielhaus«: und in dem jüngst er öffneten Unternehmen der Neuen Freien Volksbühne, der erste Teil von „lieber unsere Kraft" wieder aufgenommen wurde, währeill» das Lessing- Theater endlich das langversprochcne frohgemute Abschiedslied des alten Hünen: „W en »verjünge Wein blüht", herausbrachte. Sic kennen in Leipzig das Stück schon seit einem Jahre, und ich brauche darum nichts mehr von der prachtvollen Frische und schmunzelnden Lebensfreude zu berichten, mit der hier ein Greis leuchtenden Auges dem glück selig-tumben Spiel der Jugend zusieht und bei solch erquickendem Anblick noch einmal die Quellen dank barer Daieinslust durch seine Adern strömen niblt. Der Berliner Erfolg war außerordentlich stark, da eine Aufführung von musterhaftem Zusammenklang und einer jubelnden inneren Vergnügtheit den lusti gen Liebcswirren grasgrüner und angegrauter Menschlein, die hier durcheinander quirlen, alle Wir kungen entlockte, deren sie fähig sind. Der Triumph
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