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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.11.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-11-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19101104022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910110402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910110402
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-11
- Tag 1910-11-04
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Monat
1910-11
-
Jahr
1910
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Happich aus Celle vereidigt worden. Oberlandes, gerichtsrat Happich wird dem V. Zivilsenat des Reichsgericht» als Hilfsrichter angehören. * Jubiläum. Der bei der Frau verw. Kom merzienrat Krause, L.-Anger, in Diensten stehende Kulicher, Herr Hermann Roack, wurde gelegent. lich seines am 1. d. M. begangenen 25jährigen Jubi läums von seilen des Cbess der Firma Karl Krause, Herrn Kommerzienrat Biagosch, sowie der Beamten und Arbeiterschaft, besonders reich aber von seiner Herrin beschenkt. * Schulwesen. Der hiesigen II. Höheren Schule für Mädchen, Döllnitzer Straße 2, wurde am Mittwoch die Ehre des Besuches der Groß fürstin Tatjana Constantinowna von Rußland zuteil. Der hohe Gast, die Protektorin eines Mädchengnmnasiums in Petersburg, traf in Begleitung einer Hofdame, von ihren herzoglichen Verwandten in Altenburg kommend, gegen Ul Uhr in der Anstalt ein und wohnte mit größtem Interesse dem Unterrichte der Herren Schulrat Professor Dr. Gaudig, Oberlehrer Ehr mann, Dr. Platen und Scheibner sowie der Oberlehrerinncn Fräu lein Curtius, Marlens und Schulze in den Klassen X. VN. VI, IV, II und I bei. Die gehörten Fächer waren Deutsch, Französisch, Rechnen, Natur kunde und Anschauung. ' Die Schutzgemcinfchaft der Handel, und Ge werbetreibenden Leipzig—Lstvorstadt nahm in einer im Etablissement „Drei Mobren" abgchaltenen, gut besuchten Versammlung Stellung zu der von den Handlungsgehilfen angestrebten Verkürzung der Ladenschlußzeit an den Meßsonntagen. Es kam zum Ausdruck, daß diese Angelebenheit in Gemeinschaft mit den anderen wirtschaftlichen Ver einigungen erörrert werden müsse. Zu diesem Zwecke wurde eine sünfgliederige Kommission gewählt. Ferner wurde das Vorgehen des Deutschnationalen Handluiigsgehilfenverbandes hinsichtlich der Laden- schluszuoerwachung einer Kritik unterzogen. Hierzu wurde bemeikt. daß die lleberschreitung der Laden- « nur eine minimale sein könne, auf die Differenzen der Uhren zurückzuführen sei. Keines falls billige aber die Gemeinschaft Unordnungen und Unregclmäszigteiten nach dieser Richtung hin. Ve- kanntgegeben wurde noch, daß im vergangenen Monat allein 7tl Neuaufnahmen im Verein zu verzeichnen gewesen seien, ein Beweis dafür, daß seine Tätigkeit bei den Geschäftsinhabern immer mehr Anklang finde. Vom Sächsischen Landesverband gegen den Miß brauch geistiger Getränke. Justiziar Dr. Gensel schreibt uns: „Nach einer im gestrigen Abendblatt enthaltenen Mitteilung aus Plauen soll ich dort über eine Stiftung von 20 000 <it zum Besten der Gemeinnützigen Gesellschaft für Milch ausschank berichtet haben. Das ist leider völlig unrichtig. Mein Bericht ging dahin, daß für dtese wichtige Sack)«, deren Begründung als G. m. b. H. 20 000 erfordert, bis jetzt nur etwa die Hälfte ge zeichnet und daß die Werbung weiterer Teilnehmer hier durch die Absicht des Rates der Stadt, den Milchausschanl in die Selterswasserbuden zu legen, längere Zeit hintangchalten worden sei, daß aber der Rat neuerdings seine Bedenken gegen Errichtung besonderer Milchhäuschen, die auch im Winter offen bleiben, fallen gelassen habe. Ich knüpfte daran die Bitte, daß die Zweigvereine für die Gesellschaft, die das Königreich Sachsen umfassen soll, weitere Teil nehmer werben möchten. Von einer Stiftung ist nicht die Rede gewesen." Flüchtig geworden ist mit einem Geldbeträge von 217 .n der Kellner Artur Oskar Fritz Beyer, geboren am 13. Juli 1893 in L.-Klein- zschocher. Er hatte in einem Geschäft im Ostviertel Stellung gefunden und den Geldbetrag zum Bezahlen von Rechnungen erhalten. Beyer ist 1,70 Meter groß, hat dunkles Haar, blasses Gesicht und soll etwas hinkenden Gang haben. Seine Kleidung bestand aus graugestreiftem Jackettanzug, hellgrauem Sommer überzieher, graugrünem weichen Filzhut, der vorn heruntergcbogenc Krempe hat. Beyer soll zeitweise Klemmer oder Brille tragen. Einbrüche in Gastwirtschaften. Nach Verübung eines Einbruches wurden gestohlen aus einer Wirt schaft in der Kernstraße zu Möckern in Kisten Zigarren, Marke „Mexiko" und „Colorado Clara". etwa 15 -tl in barem Gelde und eine Partie Zigaretten, Marke „Dubec": ferner aus einer Gast wirtschaft in der Breitcnfelder Straße in L. Gohlis eine große Partie Zigarren. Postkarten und ein Geld betrag. Außerdem drehten die Diebe sämtliche Bier bühne auf, so daß etwa Hektoliter Bier verloren ging. Ebenfalls durch Einbruch erlangten Spitzbuben Salon Ihres Schwagers hängenden Bilde gesessen har. die ehemalige Geliebte dieses Mannes ist." ..Welches Mannes?" fragte der Maler erstaunt. „Ihres Schwagers." „Wer sagt das?" „Er selbst." „Er selbst", wiederholte Fred nicht ohne eine gewisse Bitterkeit und setzte nach einer Pause hinzu: „Er muß es ja wohl wissen: ich selbst habe bisher keine Ahnung davon gehabt, sonst hätte ich wohl ein anderes Hochzeitsgeschenk ausgewählt — wie Sie sich vorstellen rönnen." „Ohne Zweifel", versetzte der Detektiv. „Die Frage, deren Beantwortung von augenblicklicher Wichtigkeit ist, lautet zunächst: Hat der Umstand, daß Jane Diron vor einigen Monaten hier in Ihrem >,ause ein- und ausging, in Verbindung mit der Tat sache. daß sie in der Fabrik Ihres Herrn Vaters arbeitete, ihr vielleicht die Ausführung der Ver brechen. die ich geneigt bin, ihr zur Last zu legen, er leichtert?" An der Verlegenheit, die seine Frage offenbar dem Maler bereitete, erkannte der Kriminalist mit Sicher heit. daß das junge Mädchen ihm mehr gewesen sein mußte und vielleicht noch war als ein bloßes Modell. Er fuhr daher, ohne auf eine Antwort zu warten, fort, dem jungen Manne seine weiteren Verdachts gründe klarzulegen, ohne in die Einzelheiten seiner Erleonisst einzuqehen und zugleich unter möglichster Schonung der Persönlichkeit seines Auftraggebers. Als er geendet hatte, herrschte eine Weile tiefes, aber beredtes Schweigen im Zimmer, das zu unter brechen sich beide Männer scheuten. Fred Romney war sichtlich von der Situation höchst unangenehm be rührt. aber schließlich schien doch seine vornehme Natur den Sieg über andere Regungen davonzu tragen. denn er sagte, indem er dem Fragesteller schar? ins Auge sah: „Wie ich vermute, liegt Ihnen nicht sowohl daran, mein Verhältnis zu dem Mädchen zu erkunden, sondern Licht in die Beziehungen des lettsreu zu d"m Verschwinden meiner unglücklichen Schwester zu dringen. Ich bin selbstverständlich be reit, hierin zu helfen, soweit die» in meiner Macht steht. Jane Diron arbeitet, soviel ich weiß, nicht mehr in der Fabrik meines Vaters." „Sie befinden sich da wohl in einem kleinen Irr tum". warf der Detektiv ein. „Ich bitte um Verzeihung", beharrte Fred, „der aus einer Gastwirtschaft derSeeburgstraße eine silberne Herrenuhr, «ine goldene Panzerkette, einen Geld betrag von 20 und 1500 Zigarettcnbons von Jas- matzi. " Weiter« Einbrüche und Diebstähle. Zur Nacht zeit drangen Diebe nach vorherigem Zertrümmern einer Fensterscheibe in eine Gartenlaube der Gohlis er Schrebergärten und entwendeten ein Tesching und viele andere Gegenstände. — Ge stohlen wurden aus einer Wohnung in der Wurz ner Straße eine güldene Damenuhr, Nr. 191072, mit langer goldener Kette, an der ein Anhängsel in Herzsorm und ein Schieber mit Opal angebracht ist, «in Damenring mit hellblauem Türkis, ein Damen ring in Schlangenform mit Rubin, ein Halskettchen mit Anhängsel mit Opal, ein Granatarmbano und ein Geldbetrag von 00 Als Diebe kommn zwei etwa 25 Jahre alte Menschen in Frage. — Aus dem Garberoberaum einer höheren Schule am Thomasring ward ein langer, dunkelgrauer Danienmamel und rin lilascidener Damenschirm ge stohlen. » Verhaftungen. Festgcnommen wurde ein 19 Jahre alter Techniker aus Berlin, der unter finglerlen Vorwänden von einem Pfandleih geschäft einen Anzug und einen lleberzieher zu er langen verstand und diese Sachen gleich wieder zu Gelde machte. Das Geld hatte der leichtsinnige Mensch dann vertan. — In einem Grundstück der Friedrichstraße wurde beim Diebstahl von Wäsche stücken eine schon mehrfach vorbestrafte 50 Jahre alte Wäscherin abgefaßt und der Polizei übergeben. — Hier festgenommen wurde ein 23 Jahre alter Maurer aus Oschatz, der dringend verdächtig ist, auswärts einen Fahrraddiebstahl verübt zu haben. * Unhold. Auf dem Kottaweg zwischen Schützen hof und L. Lindcnau verging sich ein Unbekannter in unsittlicher Weise an einer Schlosserschesrau. Der Unhold hatte die allcingehende Frau bereits vom Scherbelberg aus verfolgt. Er wird beschrieben als etwa 30 Jahre alt, von übcrmittlerer Gestalt mit gesundfarbigem Gesicht, bekleidet mit grauem Jackett anzug, grauer Mütze mit großem Deckel. * Warnung vor Einmieterdiebinnen. Bei einer Familie in der Sebastian-Bach Straße mieteten sich zwei unbekannte Frauenspersonen ein, die kurz darauf unter Mitnahme von Schmuck sachen und Kleidungsstücken wieder ver schwanden. An Stelle der gestohlenen Sachen ließen sie einige zerrissene, abgetragene Kleidungsstücke zu rück. Vor den gefährlichen Diebinnen, die noch anderweit auftreten dürften, sei gewarnt. Sie werden beschrieben: die eine etwa 22 Jahre alt. ziem lich groß, mit vollem, gesundsarbigem Gesicht, dunklem Haar, bekleidet mit dunklem Rock, türkischer Bluse und kurzem, schwarzem Jackett: die andere etwa 18 Jahre alt, sehr klein, mit blassem Gesicht, dunklem Haar und bekleidet mit grün gestreiftem Kleid, kurzem, schwarzem Jackett und neuen gelben Schuhen. * Wem gehört der Karton? In Verwahrung der Kriminalpolizei befindet sich immer noch jener Papprar ton, der am 4. Oktober zwischen der Elisen- und Vayerschen Straße aufgefunden worden ist. Der Karton enthält 12 verschiedene Herrenhemden, 10 Paar verschiedenfarbige Herren socken und 9 Stück weiße Taschen tuch e r. Die Sachen sind schmutzig und rühren offen bar von einem Diebstahl, der in der Südoorstadt ver übt ist, her. Der Eigentümer kann sich bei genannter Behörde melden. * Lebensmüde. Eine in der Weißenburgstraße in Anger-Trottendorf wohnhafte 52jährige Handels mannsehefrau versuchte sich gestern im Teiche des Volkshain in Stünz zu ertränken, wurde aber, zwar besinnungslos, doch lebend wieder herausgezogen und durch die sofort angestellten Wiederbelebungsver suche zum Bewußtsein zurückgebracht, alsdann aber im Krankenwagen nach dem Krankenhaus« gebracht. Das Motiv der Tat ist unbekannt. Sus Ssiklen. * Riesa, 4. November. (Ein schweres Un glück) ereignete sich gestern nachmittag gegen ^45 Uhr auf der Bahnhofstraße. Frau Lokomotivführer Berger aus Neugräba, die etwas schwerhörig ist, wurde von einer Schlepplokomotive am Försterschen Straßenübergang erfaßt und schwer verletzt. Der Tod soll bereits eingetreten sein. * Olbernhau, 4. November. (Der schlaftrun kene Einbrecher.) In einem hiesigen Ball etablissement wurde von einem Nachtschutzmann ein Einbrecher, im tief st en Schlafe vor dem Geldschrank liegend, aufgefunden. Der Bursche, dessen Einbrecherwerkzeuge neben ihm lagen, hatte bei seinem nächtlichen Streifzuge schon mehreren Wohnungen und Wirtschaften einen Besuch abgestattet und sich allzu reichlich an den vorgefundenen Ge tränken gestärkt. Infolgedessen wurde er auf der letzten Station inmitten seiner verbrecherischen Tätig keit von der Müdigkeit überwältigt und von der Nemesis ereilt. Sus Vachlens Umgebung. * Altenburg, 4. November. (Geheim rat Rothe -f.) Ein hochcmgcsehener Bürger Alten burgs. Herr Geheimer Medizinalrat D r. Gustav Rothe, ist im Alter von 88 Jahren am Mittwoch zur ewigen Ruhe eingegangen. * Jena. 4. November. tEin Opfer seines Berufes) wurde hier der Diener Schneider im Patholoaischen Institut der hiesigen Universität. Der noch nicht 38jährige Mann zog sich bei der Behand lung einer Leiche Blutvergiftung zu. die den Tod innerhalb kurzer Zeit herbeiführte. * Naumburg, 1. Novmnbcr. (Leipziger Stu d e n t e n st r e i ch.) Eine Entführung im A u t o leisteten sich einige Studenten aus Leipzig im jugendlichen Uebermut. Sie nahmen ein Bäuerlein aus der Umgegend in der Weißenfelser Straße in ihr Auto auf, um es bis zum Bismarckvlatz spazieren zu fahren. Unter Lachen und Scherzen ging dir Fahrt los, und ehe sich ? der brave Alte versah, saß er in Kösen in Hämmerlings Konditorei. D>c Mujeniöbne wollten ibn nun zwar wieder zu Hauic „abliefern", aber der Mann traute ihnen nicht mehr und zog die Fahrt mit der Bahn vor. * Eger, 1. November. (Erfolg der Bil dung!) In der Nacht zum 23. Oktober wurde das im Schillerparke stehende S ch i l l e r d c n k in a l von unbekannten Tätern ganz mit Tinte besudelt. Die Tintenflasche wurde am Tatorte vorgenindcn. Auf Grund dieses Anhaltspunktes ist es der Polizei gelungen, die Täter in de» Person zweier im 7. Jahrgange stehender — G y in n a s i a st e n zu er mitteln. Gegen die beiden Burschen wurde Straf anzeige erstattet Die vom Stadtrate Eger ans die Ermittelung der Uebeltöter ausgesetzte Belohnung von 100 Kronen fällt der städtischen Sicherheits wache zu. Tageschronik. Kinemntographische Aufnahmen von der Kronprinzen reise. Wie uns mitgeteilt wird, werden auch diejenigen, die nicht das Glück haben, an Bord des Dampsers . Prinz Ludwig" Lre Reise mit dem Kronprinzen machen zu können, die hauptsächlichsten Abschnitte der Kronprinzenreise kennen lernen. Dafür haben bereits drei große amerikanisch« Kinematographenftrmcn ge sorgt, die an allen hauptsächlichen Stellen Europas und Asiens, an denen sich der Kronprinz aufhalten wird, ihre Apparate hingesandt haben, um kinemato- graphische Aufnahmen zu machen. Welches Interesse man in der ganzen Welt der Reise des deutschen Kaiserlohnes entgegenbringt, geht daraus hervor, daß die betreffenden Films schon jetzt eine ungeheure Be stellung besonders von New Porker und Chicagoer Kinematographentheatern aufweisen. Man wird durch diese Aufnahmen Gelegenheit haben, Bilder exo tischen Lebens kennen zu lernen, da sowohl der Aufenthalt bzw. die Ankunft des Kronprinzen in In dien, als auch in Siam und China ausgenommen werden wird. In Siam und China wird es sich wohl hauptsäch lich um Bilder handeln, die bei der Ankunft Les Kronprinzen gemacht werden, da Aufnahmen in den Palästen der betreffenden Herrscher sich kaum werden ermöglichen lassen. Die Firmen sind natürlich stets vom Zufall abhängig und müssen warten, ob sich ihnen Lurch Zufall günstige Bilder darbieten, da sie. wie auch die andern Photographen, bei solchen An lässen nicht offiziell zugelassen werden, sondern nur die günstigen, sich ihnen darbietenden Gelegenheiten benutzen können. Es werden deshalb nur solche An gestellte mit den Aufnahmen betraut, die sich bereits in schwierigen Lagen bewährt haben, und die auch große körperliche Strapazen nicht scheuen, um zu ihrem Ziele zu gelangen. Es sind meist Leute, die sich schon in kriegerischer Zeit, wie z. B. im Russisch-Japanischen Kriege, als todesmutige Vertreter ihres Faches be wiesen haben, und die mitten im heftigsten Kugel regen mitunter ihre Aufnahmen machen mußten, und trotz der großen Gefahren auch sehr interessante Bilder von den Kämpfen lieferten. So schwierig und lebens gefährlich wird ja diesmal ihre Aufgabe nickst sein, zumal der Kronprinz manchmal in liebenswürdiger Weise den Photographen entgegenkommt oder sich ihnen wenigstens ihren Absichten nicht widersetzt. Der Irrtum muß auf Ihrer Seite liegen, denA ich weiß, daß Jan« vor acht Tagen ausschied." Der Detektiv biß sich auf die Lippen, er war ärger lich, daß er sich seinem Gegner gegenüber schlecht unterrichtet gezeigt hatte. „Wenn es Ihnen angenehm ist, so will ich ver anlassen, daß Jane übermorgen — für morgen ist es zu spät, da ein Brief sie nicht mehr erreichen würde — in meinem Atelier erscheint. Sie können dann von irgend einem Versteck aus unsere Unterredung anhören, — und wenn es Ihnen als notwendig er scheint — das Mädchen später selbst verhören oder sonst tun. was Ihnen beliebt." Der Detektiv frohlockte innerlich. Er hatte nicht geglaubt, daß sich der junge Mann so schnell bereit finden würde, sein« Geliebte — denn das und nichts anderes war Jane Dixon ohne Zweifel — den Händen der Gerechtigkeit preiszugeben. Er dankte dem Maler für seine Liebenswürdigkeit und verabschiedete sich, um seinem Auftraggeber über den Verlauf der Unterredung Bericht zu erstatten. Neuntes Kapitel. Zur festgcietzten Zeit erschien er wieder an dem Garlenhäuschen, das er verschlossen fand. Er klingelte, aber niemand erschien, um ihn einzu lassen. Nachdem er einig« Minuten gewartet hatte, ging er ins Vorderhaus und fragte dort nach Fred Romney. Al» Antwort erhielt er die Auskunft, daß der junge Herr in Sachen eines Dilderoerkaufs nach dem Kontinent abgereist sei. Obwohl der Grund plausibel genug klang, stieg in dem Detektiv doch sofort der Verdacht auf, daß er diesmal der Düpierte sei, und daß Fred Romney ent weder dem Einfluss« seiner Geliebten wieder unter legen war oder Ursache hatte, fein Verhältnis zu dem Plebejermädchen dem Lichte zu entziehen. Er beschloß aber abzuwarten, wie die Angelegenheit sich weiter entwickeln werd« und verschwieg deshalb sein Fiasko, indem er seinem Austraggeber abends eim Telegramm schickte, daß er für die nächsten Tage vech einer außerordentlich wichtigen Angelegenheit voll- ständig in Anspruch genommen sei und daher die weitere Verfolgung seines Falles aus kurze Zeit ver tagen müsse. James Bartlett empfing sowohl das Telegramm seine« Detektivs als auch die Nachricht von der angeb lichen Abreis« seines Schwagers mit Mißtrauen. Er hatte Kenntnis von dem beabsichtigten Interview und sah dessen Fehlschlag als eine unheilvolle Vor bedeutung an. Am Abend dieses Tages stand er sinnend vor dem Hochzeitsgcschenk seines Schwagers, dem jugendfrischen Gesicht mit dem prächtigen Rahmen von goldblondem Haar. Die dunklen Augen, in deren Glanz ein düsteres Verhängnis für ihn zu liegen schien, hatten hier einen lachenden, sonnigen Ausdruck und trotz des Unglücks, das dieses Mädchen über ihn gebracht hatte, fühlte er sich versucht, seinen Schwager zu beneiden, dem diese Augen zu seiner Arbeit stundenlang, viel leicht tage- und wochenlang geleuchtet hatten. (Fortsetzung folgt.) Erinnerungen sn Mskarr unü Lorot. Eine Reihe reizvoller Anekdoten und fesselnder Er innerungen an berühmte Meister der Malerei, wie sie zur Zeit der französischen Kun st aus st el- lung im Leipziger Kun st verein unseren Lesern willkommen sein dürsten, veröffentlicht in einer englischen Wochenschrift ein Eingeweihter, der mit einer Anzahl großer Künstler per sönlich befreundet war und sich hinter dem Pseudonym „Lin alter Journalist" verbirgt. Er verkehrte in Wien in Makarts Hause in der Zeit, als Makart an seiner berühmten „Kleopatra" arbeitete. Die große Tragödin Charlotte Wolter saß ihm dazu Modell. Der Meister war durch seine Schweigsamkeit berühmt, und auch während der Sitzungen kam kein Wort von seinen Lippen. Das dumpfe Schweigen be drückte manchmal die Wolter; sie versuchte ein Ge spräch anzuknüpfen, warf ein paar anregende Be merkungen hin, stellte Fragen, aber Makart, hinter seiner Staffelei verborgen blieb wie taub, und da äußerste, was er schließlich sagte, war ein kurz hin geworfenes Ja oder Nein, das zeden Wunsch zur Fort setzung der „Unterhaltung" abschneiden mußt«. Auch wenn er in seinem prächtigen Heim, die liebens würdige Gattin an der Seite, Gäste empfing, blieb er gewöhnlich stumm wie ein Fisch Freundlich und an mutig begrüßte Frau Makart die Gäste, er verbeugt« sich nur, drückte nur selten jemand di« Hand und — schwieg. Aufzunehmende kann natürlich schon durch eine kleine Bewegung das Unternehmen vereiteln. Besondere Hoffnung haben die Besitzer der Film fabrilen für den Aufenthalt des Kronprinzen in Japan, der ungefähr 14 Tage dauern wird. In Japan selbst, wo sich bereits mehrere Kinematographen- thcater befinden, werden wohl von der Bevölkerung und den Behörden den Photographen keine Schwierig keiten gemacht werden. Jedenfalls werden diese kinr- matographischen Vorführungen sehr viel des Inter essanten und Lehrreichen bieten, zumal wenn es ge lingt, auch exotisches höfisches Gepränge festzuhalten. O Berlin, 4. November. (Selbstbezichti- gung.) Bei der Kriminalpolizei erschien gestern ein älterer Mann, der sich Hajck nannte und vorgab. in dem böhmischen Städtchen Kerhowitz einen Raubmord verübt zu haben und nach der Tot nach Brasilien entflohen zu sein. Arbeit konnte er aber dort nicht finden, ebenso nicht in Berlin. Berlin, 4. November. (V a l k o n c i n st u r z.) Beim Abbruch eines Hagjes an der Ecke der Leipziger und Charlottenburger Straße löste sich heute früh ein Balkon und stürzte auf drei darunter stehende Arbeiter. Zwei erlitten schwere, einer leichte Verletzungen. Erfurt, 4. November. (Der erste Schnee.) In den Thüringer Bergen ist der erste Schnee ge fallen. Gestern früh lag er auf dem Renn steig zehn Zentimeter hoch. Linz, 4. November. (Schneefälle.) Die Höhen in der Umgebung von Linz sind ganz mit Schnee bedeckt, der gestern gefallen ist. Heute schneit cs in Linz und aus dem flachen Lande ununter brochen. Auch aus Südböhmen wird gemeldet, daß die Böhmerwaldberge eine Licke Schneedecke tragen. Bozen, 4. November. (Diebstahl in der Eisenbahn.) Im Schnellzug zwischen Waidbruck und Bozen sind einer Dame 30000 Kronen gestohlen worden. Der Täter ist spurlos verschwunden. Leoben, 1. November. (L i e b e s d r a m a.) In einem Hotel wurde einLeutnant vom Landwehr infanterieregiment Nr. 13 und die unverehelichte Tochter angesehener Bürgersleute aus Kapfenberg erschossen in einem von ihnen ge mieteten Zimmer aufgefunden. Zürich, 4. November. (Schneefälle.) Seit gestern schneit es im nördlichen Alpenvorland sehr stark. Die Stationen des höheren Appenzeller Landes — Einsiedel», Engelberg, Grindelwald — melden für diese Jahreszeit sehr beträchtlich« Sch nee men gen, bis zu 30 Zentimeter Höh«. Seit gestern abend dauern die Schneefälle unge schwächt fort. Südwärts der Alpen ist die Witterung wärmer und heiterer. Paris, 4. November. (Schwerer Sturz einer Trapezkünstlerin.) Fräulein Bianca, eine auch in der deutschen Artistenwelt bekannte Trapezkünstlerin, stürzte 8 Meter tief bei einer Vor führung im Zirkus von Rouen vom Trapez, an dem sie sich mit den Zähnen sesthielt, ab. Der Sturz war um so heftiger, als sich die Artistin im Augenblick des Loslassens in stärkster Wirbelbewegung befand. Tic Unglückliche fiel in den Raum hinter dem Parkett und erlitt sehr schwere innere und äußere Ver letzungen. Brooklyn, 4. November. (300 Mädchen in Gefahr, zu verbrennen.) Hier gerieten durch ein Großfeuer in einem fünfstöckigen Gebäude einer Fabrik 300 Mädchen in Lebensge fahr. Sie flohen in wilderPanik. Viele fielen ohnmächtig nieder und wurden von den andern mit Füßen getreten. Zahl reiche Mädchen erlitten schwere Verletzungen. Geriüitslssl. Reichsgericht. rz. Leipzig, 3. November. Die Entmündigung des Freiherrn v. Münch be schäftigte nochmals das Reichsgericht. Der 4. Zivil senat hat nm 30. Juni d. I. die Klage des genannten Herrn gegen die Staatsanwaltschaft aus Aushebung der Entmündigung abgewiejen. Der Kläger hatte darauf den Antrag gestellt, den Tatbestand dieses Urteils zu vervollständigen, da dies für seine späteren Maßnahmen von Wichtigkeit sei. Rechtsanwalt Dr. Ganz legte dies im einzelnen dar. Freiherr v. Münch ergriff dann selbst das Wort und macht« in ruhiger Weise juristisch« Ausführungen. — Das Reichsgericht erkannte aus Zurückweisung des An trages, da der Tatbestand nach dem Berusungsurteile vorgetragen sei und eine neue Beweiserhebung über Tatsachen in der Revisionsinstanz unzulässig sei. „Eines Abends wohnte ich einem Diner bei, bei dem Makart die berühmte Wiener Soubrette Josefine Eallmeyer zu Tisch führte. Di« Gallmeycr war eines der witzigsten Geschöpfe, die j« gelebt haben, sie sprudelte über von lustigen Einfällen. Es war, als hätte sie es sich in den Kopf gesetzt, den schweigsamen Meister zu einem Gespräch zu verlocken. Doch umsonst, nicht «in Wort kam von Makarts Lippen. Als das Obst aufgetragen wurde, nahm die Eallmeyer eine Birne, schnitt sie in der Mitte Lurch und bot die Hälfte ihrem stummen Tischgenossen. „Nehmen's das, Herr Makart, und wenn's halt keine Lust haben, sich zu unterhalten, dann red'n wir halt von was anderem." Makart nahm mit ernster Miene die Birne, mit Staunen sahen alle, wie seine Lippen sich plötzlich bewegten. „Danke schön", hörte man ihn sagen: dann biß er in die Birne und — schwieg weiter . . . Von Corot, dessen liebenswürdige, un gezwungene Gastfreundschaft der Schreiber genießen durfte, erzählt er eine Anekdote, die für die Herzens güte des großen Meisters von Barbizon bezeichnend ist. Von den Bildern keines anderen sind wohl viel Fälschungen bergestcllt worden, wie von den Werken Lorots. Eines Tages erschien ein Herr, der ein mit „Corot" bezeichnetes Gemälde bei einem kleinen Kunsthändler gekauft hatte, im Atelier des Meisters, um sich zu erkundigen, ob das Werk wirklich von Corot geschaffen sei. Corot warf einen Blick nur die Leinwand und schüttelt« energisch den Kopf. Der Käufer geriet in Erregung, und wütend erklärte er. daß er den Kunsthändler weaen Betrugs anzeigen würde. „Anzeigen?" meinte Corot ärgerlich, „lln sinn! Der Mann hat doch Frau und Kinder, wollen Sie den armen Kerl unglücklich machen?" „Ach was, Frau und Kinder, es ist Betrug und das Gesetz ver langt . . ." „Gesetz! Pah, es gehört nicht viel dazu, aus diesem Bildchen einen echten Corot zu machen." Schon hatte der Meister die Leinwand auf seine Staffelei, gestellt, und mit ein paar Pinselstrichen ver wandelte er den falschen Corot in einen schien. „So", brummte er zufrieden, indem er dem Käufer das Bild zurückgab. „nun können Sie nicht mehr sagen, es lei eine Fälschung und ein Betrug. Sie haben selbst ge sehen, wie ich dos Bild gematt habe." In den achtziacr Jabren begann der berühmte eng lisch« Maler Alfred Stevens Marinen zu malen. Als der „alte Journalist" ihn fragte, warum er sich so leidenschaftlich der Seemalerei zugewandt
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