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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 03.11.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-11-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19101103021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910110302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910110302
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-11
- Tag 1910-11-03
-
Monat
1910-11
-
Jahr
1910
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Bezuftö.Prei» für Leipzig uiU> ivorori« d»rch >uri«rr »riger und Lpediieur« 2m «i ttVlich au Hau« gebracht: 20 nonatt., L.70^U vierteljthrl. Bei unlera Iilialen ». «n» »ahmefteüea abgeholu 7L «enatl„ ».22 »ierteljLhrl. Durch die Vok: Innerhalb Leuischland« und der deutichen Kolonien vierielilihrl. it.»0 monatl. I.id aullchl. Postdrftellgeld. ferner in Belgien, Düneniark, den Donaullaaten, Italien, Luremdurg, '.Niederlande, Nor- weaen. Oesterreich-Ungarn, Siustland, Eqweoen, Schweiz n. Spanien. In allen übrigen Staaten nu< direkt durch bi« Ä«jchSIt«ttelle de« Blatte« erhtiUich. Da« Leipzig« Tageblatt erlcheint 2 mal täglich, Sona- u. Fei erlag« nur morgen«. Ldonne. em»Annahme: Bugustotplatz 8, bei unseren Trägern, Filialen, Spediteuren und Annahmestellen, sowie Postämtern und Briestrtgern. «inzelverkaustprei« der Morgen, «llgad« 10 der «bead m«gabe S Abend-Ausgabe. rWMrTagMaü Handelszeitung. Ämrsblatt des Nates und -es Notizeiamtes her Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis s»r Inlerat« au« eeiv,:g u»a i.mgedun, di, S^ioaltene SV mm breite PetttM» L ch, di« 74 mm breite »teklamezeile l dm, »»«wärt« 2» 2t, hi,Namen t.20 Inserate »»» Bebdrbea amiliche» Tell di« 74 mm breit« Petikzeile 40 2^ Oeschälrianzeigen mit P «tzvorichntte» na» in der Adendau-gab« im prelle erhöht. Rabatt nach taril. Beilagegebühr 5 p. Tausend «zkl. Postgebühr. Festerteilt« Lutträg« können nicht zurstck- ge»og«n werden. Für da« iiricheineu an bestimmten Tagen und Plätzen wird kern« iÄarantte übernommen. Anzeigen. Annahme: Vugustusplatz H bei jämllichen Filialen u. allen Annoncen- itxpedilionen de» In- und Aurlande«. «edaktton und Selchäfl-stellm Iobannidgasje dH Fernsprecher: I46UL I46U0, 146V4. Haupt-Filiale Lre-dem Seesttahe 4, l (Telephon 4621). Nr. 303. Vonnersmg, ürn S. Naoember ISIS. l04. Zshrgsng. Der Zsrendeluch in plltsüsm. Zn den nächsten Tagen wird der Abstecher, den der Zar von Darmstadt aus an das kaiserliche Hoflager in Potsdam unternimmt, im Vordergründe des Interesses stehen. Wie üblich, sind anläßlich des nun unmittelbar bevorstehenden Ereig nisses schon seit geraumer Zeit die Kombinations künstler an der Arbeit, um die Oeffentlichkeit über die mehr oder weniger große politische Bedeutung dieser Monarchenbegegnung aufzuklären, von der die offiziöse „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" im Sep tember noch versicherte, daß alle darüber gebrachten Nachrichten auf müßiger Erfindung beruhten. Diese Erklärung richtete damals ziemlich viel Verwirrung an, weil sie den Schluß zuließ, daß der Zar Deutsch land wieder verlassen könnte, ohne mit dem Kaiser zusammenzutreffen. Aber im allgemeinen überwog doch die Ansicht, die halbamtliche Auslassung sei anders zu deuten, und die Tatsachen haben dies be stätigt. Indessen gab es doch eine Ueberraschung, indem man immer geglaubt hatte, das Ereignis werde sich in Homburg oder Wiesbaden vollziehen. Zn Berlin selbst ist der Zar seit seiner Thron besteigung noch nicht gewesen; als Thronsolger war er dajelbsi einige Jahre vorher, um der Vermählung der Prinzessin Margarete mit dem Prinzen Friedrich Karl von Hessen beizuwohnen. Seinen Antritts besuch als Zar absolvierte Nikolaus II. im Spät sommer 1890 in Breslau und Görlitz, von wo er einen Abstecher nach Kiel zum Prinzen Heinrich von Preußen machte. Zn demselben Jahre weilte er längere Zeit am Darmstädter Hose und tauschte bei dieser Gelegenheit noch kurze Visiten mit Kaiser Wilhelm aus. Seinen Gegenbesuch stattete das deutsche Kaiserpaar im August 1897 in Peterhof ab, und im Oktober desselben Jahres verbrachten Zar und Zarin wieder einige Wochen bei der hessischen Großyerzogsfamilie. Bevor die Heimreise angetreten wurde, besuchte der Zar den Kaiser am 20. Oktober in Wiesbaden und erhielt dessen Gegenbesuch tags oarauf. In Potsdam war Nikolaus II. zum zweiten Male am 8. November 1899, er kehrte daselbst mit seiner gesamten Familie auf der Rückfahrt von Darmstadt nach Rußland ein. Die nächste Zu sammenkunft der beiden Herrscher erfolgte im Sep tember 1901 vor Wcichselmünde, während im Jahre daraus die Begegnung auf der Reede von Reval statt fand. Infolge des Ostasiatischen Krieges und der inneren Wirren in Rußland sah der Zar, welcher im Herbst 1903 am hessischen Hose geweilt und in den ersten Tagen des November den Kaiser in Wies baden begrüßt hatte, zunächst von Reisen ins Aus land ab. Um jo größeres Aufsehen verursachte es, als noch vor dem Friedensschlüsse im Juli 1905 eine Zusammenkunft mit Kaiser Wilhelm in den finnischen Schären arrangiert wurde. Es ist noch in frischer Er. innerung, wie lebhaft die internationale Presse dieses Ereignis kommentierte, und wie man an der Seine in vielen Kreisen eine Bedrohung des Zwei bundes darin erblickte. Das war natürlich über trieben, auch der dann folgende Besuch des Zaren in Swinemünde änderte nichts an der Politik des Russischen Reiches. Im vorigen Jahre, im Juni 1909, fand nochmals eine Begegnung beider Herrscher in den finnischen Schären statt, und auf seiner bald darauf unternommenen Reise nach Frankreich und England kehrte das Zarenpaar Ende Juli in Späte Gerechtigkeit. 5s Roman von Wilhelm Schwedler. (Nachdruck verdaten.) Als er in die Nähe der Villa Carlton kam, fuhr plötzlich ein geschlossener Wagen an ihm vorüber, der seinem Aeußeren nach zwar nicht zu den Hoch zeitskutschen gehörte, in dem aber eine Dame in Gesellschaftstoilette saß, begleitet von zwei Mannes personen, die offenbar nicht zu ihr gehörten, denn ihre ganze Erscheinung machte nicht den Eindruck, als gehörten sie zu der Gesellschaft. Während er noch dem merkwürdigen Gefährt nachschaute, nahm dieses ein rasendes Tempo an, wodurch sein Miß trauen noch mehr erregt wurde. In blitzschneller Ueberlegung sagte er sich, daß hier etwas nicht in Ordnung sei, winkte seiner eigenen Droschke, die er bei solchen Gelegenheiten stets zu seiner Verfügung in der Nähe halten ließ, und befahl dem Kutscher, jenem Gefährt in einer gewissen Entfernung nach zufahren. Eine Stunde später erschien James reisefertig an Ort und Stelle. Die Equipage, welche ihn und seine jung« Frau nach der Eisenbahnstation führen sollte, stand vor der Türe, während der Gepäckwagen bereits vorausgefahren war. Fred unterhielt sich im Saale mit den Gästen, und die Eltern standen in der Vorhalle, um den Schwiegersohn zu emp- fangen, ihm ihre Segenswünsche auszusprechen und noch die letzten unausbleiblichen Ermahnungen zu erteilen. Inzwischen war es 4 Uhr geworden, und da der Zug nach dem Kontinent um reichlich 5 Uhr ging, so war keine Zeit zu verlieren, um so mehr, als das junge Paar noch einen gemeinsamen Rund gang durch die Wohnung machen sollte. Endlich beschloß Frau Romney, sich selbst um den Verbleib ihrer Tochter zu kümmern, und begab sich nach ihrem Zimmer. Zu ihrem Erstaunen fand sie es verschlossen, und als sie klopfte und rief, kam keine Antwort. Sie klopfte wieder und rief, und immer wieder, aber immer vergeblich. Da alle Bemühungen frucht los erschienen, ließ sie ihren Mann rufen, der sofort befahl, in aller Stille einen Schlosser rufen zu lassen. Als die Tür aufgebrochen war, schlug den Ein- dringenden ein betäubender Geruch entgegen und auf Hemmelmark, dem Gute des Prinzen Heinrich, ein, während es auf der Rückfahrt in die Heimat am 7. August von Kaiser Wilhelm bei Kiel begrüßt wurde. Aus dieser Aufzählung ersieht man, daß zwischen unserem Kaiser und dem Zaren ein sehr leb hafter persönlicher Verkehr stattge sunden hat, der nun in der Begegnung zu Potsdam fortgesetzt wird. Die politische Bedeutung des Ereig nisses wird möglicherweise erst die kommende Zett richtig würdigen lehren. Brisnü bei üer Kabinettsbildung Wie wir schon im heutigen Morgenblatt meldeten, hat Briand den Auftrag, das französische Kabinett neuzubildcn, angenommen. Er hat im Laufe Les Mittwochs Besuche bei zahlreichen früheren Ministern gemacht, die für die Ministerposten in Aussicht ge nommenen Männer empfangen und dem Präsidenten Fallidres erklärt, er hoffe die Verhandlungen bis heute, Donnerstagabend, beendet zu haben. Als die „kommenden Männer" kann man schon mit ziemlicher Sicherheit nennen Puech, Raynaud, Clemente! und Klotz, denn man vermutet wohl nicht mit Unrecht, daß Briand mit den gemäßigten Republikanern Zu sammengehen will, um sich von den linken und rech ten Parteien unaohängig zu machen. — Ueber dte Verhandlungen Briand» liegen folgende Meldungen vor: Paris, 3. November. (Tel.) Briand hatte eine lange Unterredung mit Brisson und begab sich dann zu Du kost, Leon Bourgeois, Cle- menceau, Sarrien und Monis, den er nicht antraf. Später besuchte er die meisten früheren Minister und kehrte alsdann in das Ministerium des Innern zurück. Dort empfing er Puech, Raynaud, Clemente! und Klotz. Paris, 3. November. (Tel.) Briand erstattete gestern abend 9 Uhr dem Präsidenten Fallidres Bericht über die im Laufe des Tages gepflogenen Verhandlungen zur Neubildung des Kabinetts. Heute wird sich Briand noch mit anderen Politikern, na mentlich mit Monis und Lafferr«, in Verbin dung setzen. Er hofft, bis heute abend dke Unterhandlungen beendet zu haben. Paris, 3. November. (Tel.) Die für heute an beraumte Kammersttzung wird wahrscheinlich auf nächste Woche verschoben werden. Die französisch« Presse beschäftigt sich natürlich eingehend mit der Minister krise: Paris, 3. November. (Telegramm.) Die kon servativen Blätter erheben Einspruch gegen einen etwaigen Eintritt des Deputierten Laser re in das neue Kabinett, da dieser einer der hervor ragendsten Führer der Freimaurer sei und unter dem Kabinett Lombes versucht habe, das von dem damaligen Kriegsminister Andr« eingeführte System der Auskunftszettel zu verteidigen. — Der combistische „Rappe ll" schreibt: Briand spielteine Komödie; er wird mit einer neuen Truppe auf der Parlamentstribllne erscheinen. Es ist aber zweifelhaft, ob er einen Erfolg haben wird. — Zaures schreibt in der „Humanite": Briand sucht nicht im Parlament die erforderliche Unter stützung, er ruft in seiner schwierigen Lage den Prä - dem Fußboden sahen sie die Kammerzofe liegen, ohn mächtig und mit einem Tuche vor dem Gesicht. Sprachlos vor Schreck sahen die beiden alten Leute einander an. Da aber keine Zeit zu verlieren war und jedes Aufsehen vermieden werden sollte, be schlossen sie, zunächst die Gesellschaft davon in Kennt nis zu setzen, daß die Abreise des jungen Paares vorläufig aufgeschoben werden müßte, da die Braut von einem plötzlichen Unwohlsein befallen worden sei. Dann wurde der bestürzte Ehemann in das Zimmer gerufen, wo eben das junge Mädchen wieder zur Be sinnung gelangte. Die Polizei wurde in Kenntnis gesetzt und ein Inspektor in Zivil erschien, um die Slussage des Mädchens entgegenzunehmen. Sie war spärlich genug. Alles, dessen das Mädchen sich entsinnen konnte, war, daß, unmittelbar nachdem sie mit ihrer Herrin in das Zimmer getreten war, jemand an die Tür klopfte. Als sie öffnete, um nach zusehen, wer da war, habe man ihr sofort ein Tuch über den Kopf geworfen, worauf sie die Besinnung verlcren hätte. Das war alles, was das jung« Mädchen auszusagen imstande war. Unter diesen Umständen konnte natürlich von einer völligen Verheimlichung des Vorfalles keine Rede sein, wenn auch der Polizei-Inspektor versprach, die weitgehendste Diskretion zu beobachten. Er war jedoch gezwungen, sofort die Dienerschaft ins Ver hör zu nehmen, was indessen ein völlig negatives Resultat ergab. Sechstes Kapitel. Während in der Villa Carlton Schrecken und Verwirrung herrschten, jagten die beiden Gefährte durch di« Straßen der Stadt hintereinander her. Harry Marks fühlte sich seiner Sache durchaus nicht sicher. Er war eigentlich gewöhnt, nur zu handeln, wenn er ganz genau wußte, was er tat. Das war jedoch hier nicht der Fall, denn er hatte keine der drei Personen erkannt, die in dem Gefährte saßen und seinen Argwohn in so hohem Maße erregt hatten. Er war ihnen auf gut Glück nachgejagt auf die Mög lichkeit hin, einen guten Fang zu machen, ein« Hoff nung, die — wie er sich selbst sagte — von der Gefahr mehr als ausgewogen wurde, die während seiner Ab wesenheit seinem Auftraggeber drohte. Trotzdem befestigte sich während der Fahrt in ihm die Ueberzeugung von Minute zu Minute, daß er sidenten der Republik zur Hilfe; aber er kom promittiert diesen nur. Paris, 3. November. (Telegramm.) Der „Temps" schreibt zu der Kabinettskrise: Welches Ministerium auch immer ans Ruder kommen wird, es wird vor allem die Aufgabe haben, ein für allemal jenem Zu stand ein Ende zu machen, der es selbst den anstän digen Eisenbahnbediensteten gestattet, sich einem Aus st and anzuschließen, als ob das eine ganz natürliche Sache wäre. Die Eisenbahner wie alle andern Angestellten der öffentlichen Dienst zweige müßten durch ein unzweideutiges Ge setz darauf aufmerksam gemacht werden, daß jede verabredete Einstellung der Arbeit, selbst wenn dabei keinerlei Gewalttätigkeiten vor kommen, als ein V e r b r e ch e n gegen das Vaterland gelten würde. — Der „Siöcle" spricht seine Be friedigung darüber aus, daß Pichon, dem es trotz mancher heikler Zwischenfälle gelungen sei, die guten Beziehungen zu den andern Staa- t e n aufrecht zu erhalten, auch in dem neuen Kabinett an der Spitze des Ministeriums des Aeußern bleiben wird. Paris, 3. November. (Telegramm.) Die radikale „Lanterne" schreibt zu der Ministerkrise: Die E e - mäßiaten und die Ko n s e r v a t i v e n wollen auf die Politik Briands einen Druck ausüben, aber sie beleidigen ihn, wenn sie annehmen, daß er auf ihre Anschauungen eingehen könnte. Briand wird sich nach wie vor ausschließlich auf die repu blikanische Mehrheit stützen. — Dte „Petit Ropublique^ sagt: Der Diktator hat jedenfalls eine merkwürdige Auffassung von seiner Diktatur. Briand hätte sehr gut sein Porte feuille behalten können. Hoffentlich wer den sich nun jene Leute, die sich am Sonnabend so be sorgt gezeigt hatten, beruhigen. polltilche Nachrichten. Vorlagen für den Reichstag. Das Einführungsgesetz zur Reichs- versicherungsordnung und das mit dieser Materie zusammenhängende Hilfskassengesetz, die vom Bundesrate schon im Sommer angenommen wurden, werden dem Reichstag« im Dezember zugehen. Di« deutsch-türkischen AnleiheverHandlungen. Konstantinopel, 3. November. (Tel.) Authenti schen Nachrichten zufolge wurde bei der gestrigen Be sprechung des Finanzministers mit dem Direk tor der Deutschen Bank Halfferick als Basis für die finanzielle Transaktion zwischen der Türkei und den deutschen Banken eine Kombination von kurz fristigem Vorschuß mit einer Anleihe festge stellt. Nunmehr wird die Redigierung des Vertrages in Angriff genommen werden. Die polnischen Reichstagsabgeordneten. Der Abgeordnete Czarlinski wird bei den kommenden Reichstagswahlen nicht mehr als Kandidat austreten. Czarlinski hat kürzlich das 75. Lebensjahr vollendet und muß seine Kräfte schonen. Der „Dziennik Poznanski" bemerkt zu dieser Nachricht, unter den polnischen Reichstags abgeordneten herrsche überhaupt eine starke Amtsmüdiakeit und Unlust an der parla mentarischen Arbeit. Ein großer Teil von ihnen wolle sich aus dem politischen Leven zurückziehen und werde sich daher nicht mehr um ein Mandat be werben. Diese Amtsmüdigkeit der Abgeordneten sei der schwierigen Lage der Fraktion zuzuschreiben, deren auf der richtigen Fährte und daß in dem von ihm verfolgten Wagen nicht alles in Ordnung sei. Allerdings schlug dieser nicht die von ihm ver mutete Richtung nach dem Ostende ein, sondern fuhr stracks südwärts, aber das wollte durchaus nichts besagen. Im Gegenteil, cs wäre sehr unvorsichtig von den betreffenden Personen gewesen, ihr Opfer — wenn es ein solches war — direkt nach dem Be stimmungsort zu schaffen. Außerdem war ja durchaus keine Gewähr dafür vorhanden, daß der Streich nicht doch von einer andern Seite ausging als von der, die sein Auftrag geber vermutete. Sie waren kaum dreiviertel Stunde gefahen, als der Wagen, von Whitehall kommend, links nach der Westminsterbrllcke einbog und allerlei Seitenstraßen des südlich der Themse gelegenen Stadtteils Lambeth durchfuhr, bis er an das südliche Ende der Tcwerbrücke kam, abermals über den Fluß fuhr und plötzlich in dem schmutzigen, dunklen Gewirr enger Straßen zwischen den Docks und dem Stadtteil Whitechapel verschwand. Damit war dem Detektiv aller Zweifel über die Richtigkeit seiner Theorie genommen. Er trieb seinen Kutscher zur höchsten Eile an, während er mit Besorgnis wahrnahm, daß sein Pferd nicht nur höchst widerwillig lief, sondern dem Zusammenbrechen nahe war. Gerade an der Ecke, wo er den verfolgten Wagen aus den Augen verloren, standen zwei Droschken, deren Kutscher sich noch über das soeben oorbeigekommene Gefährt unterhielten. Er bestieg eine davon und be fahl seinem eigenen Kutscher, ihn am nächsten Morgen um 10 Uhr an Scotland Hard zu erwarten, versprach dem Kutscher der von ihm gemieteten Droschke Ersatz für allen etwa erwachsenden Schaden und ein Pfund Sterling Belohnung im Falle einer erfolgreichen Jagd und rasselte in der nächsten Minute über das holprige Pflaster von East Smithfield. Die Flüchtlinge mußten ein vorzügliches Pferd vor ihrem Wagen haben, denn dieses ging, solange er ihn hatte verfolgen können, teils in scharfem Trab, teils im Galopp. Aber jetzt begann doch die Aus dauer des Tieres zu erlahmen, und als der Detektiv an einer Querstraße vorüberfuhr, sah er, daß er Len andern Wagen bereits eingeholt hatte, nur daß sich dieser in einer südlicher gelegenen, parallellaufen den Straße befand, die er allerdings vorläufig nicht Arbeit in den meisten Fällen nutzlos sei. Die Namen der ausscheidenden Abgeordneten nennt der „Dziennik" nicht. Gegen die Fleischnot. München, 3. November. (Tel.) Die sozialdemo kratische Rathausfraktion in München hat im Magistrat einen Dringlichkettsantrag eingebrachr, der Magistrat wolle sosort die erforderlichen Schritte unternehmen, um die Einfuhr größerer Fleischmengen (eventuell auch aus Argen tinien) zu ermöglichen. Die Antragsteller ver wiesen darauf, daß auch der Bayrische Landwirr- schajtsrat mit einer kontingentierten Fleischeinfuhr als vorübergehender Maßnahme sich einverstanden erklärt habe. Der Magistrat überwies den Antrag dem Lebensmittelausschuß zur möglichst baldigen Verhandlung; Bürgermeister o. Brunner sprach die Hoffnung aus, daß der Antrag zu einem günstigen Resultat führen werde. Kus Leipzig und Umgegend. Leipzig, 3. November. Wetterbericht der König!. Sächs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für Len 4. November Nordwestwind, wolkig, kühl, zeitweise im Tiefland Regen, im Gebirge Schnee. Pöhlberg: Schwache Schneedecke nur auf dem Berge. Fichtelberg: Ununterbrochen schwacher Nebel, schwache Schneedecke bis 1000 Meter, starker, an haltender Reif und Rauhfrost. * Ordenswesen. Der König hat genehmigt, daß der Kaufmann Gustav Erdmann Adols Möbius in Leipzig das ihm von dem Herzog von Sachsen- Altenburg verliehene Ritterkreuz 2. Klasse des Her zoglich «achsen-Ernestinischen Hausordcns annehme und trage. * Auszeichnung. Die Königliche Kreishaupl- mannschaft Leipzig hat dem seit 3. November 1885 ununterbrochen in der Seifenfabrik von Georg Klinger in Leipzig, Petersstraße 48, beschäftigten Markthelier Heinrich Wilhelm Reiche in Leipzig eine Belobi gungsurkunde ausgestellt, die ihm heute in Gegen wart seines Arbeitgebers an Ratsstelle ausgehändigt wurde. * Das Verwaltungsgebäude aus dem Meßplatze ist wiederholt mutwillig erheblich beschädigt worden. Um dem für die Zukunft vorzubeugen, soll ein Hausmeister ständig in dem Gebäude unrerge- bracht werden. Er soll der Slraßenreimgungsmann- schaft entnommen und tagsüber mit der Reinigung und Instandhaltung des Meßplayes und der um liegenden Straßen beschäftigt werden. Weiter würde er bei allen Veranstaltungen, die außerhalb der Meß zeiten auf dem Meßplatze stattsinden, die Aufsicht zu sühren und überhaupt dafür zu sorgen haben, dag sich der Platz stets in ordnungsmäßigem Zustande be findet. Da nun die jetzige Einteilung des Verwal tungsgebäudes keinen Raum bietet, den Hausmeister unterzubringen, so muß eine Wohnung für ihn ge schaffen werden. Auch die Räumlichkeiten der anderen im Gebäude befindlichen Dienststellen genügen nicht mehr den Ansprüchen des von Messe zu Messe sich steigernden Verkehrs. Es sollen deshalb durch einen Ausbau des Dachgeschosses Räume für die Hausmeisterwohnung, sowie Mannschaftszimmer für die Sanilätswache, Polizei und Wohlfahrtspolizei ge ¬ erreichen konnte, weil die Quergäßchen für den Wagen zu schmal waren. In demselben Augenblick, in dem seine Droschke in eine breite Querstraße einbog, taten die Flücht linge das gleiche, und da sich im bilden vor ihnen ein ziemlich breites Wasserbecken ausdchnte, so glaubte er, daß ihm der Fang nicht mehr entgehen könne, um so mehr, als er vor seinem Wagen ein frisches Pferd hatte. Die Straße ging scharf bergab und das Pflaster war infolge der feuchten Witterung glatt. Für Len ersten Wagen hatte das insofern nicht viel auf sich, als er nur eine ganz kurze Strecke bergab zu fahren hatte, worauf er wiederum nach rechts ein bog und am Wasser entlang gerade in der entgegen gesetzten Richtung weiterfuhr. Sein eigener Kutscher war jedoch offenbar mit der Gegend nicht sehr ver traut, denn als die Droschke in voller Karriere an dis untere Ende der Straße kam, und der Kutscher, um nicht mit Pferd und Wagen in das Wasser zu stürzen, plötzlich scharf umbiegen mußte, rannte ein Vorderrad gegen den Prellstein. Das Pferd stürzte und die Droschke neigte sich ebenfalls zur Seite, wäh rend der Detektiv und der Kutscher im Nu ab sprangen. Während der letztere über den ihm durch die wilde Jagd entstandenen Schaden fluchte und jam merte, überlegte Marks, was er nun zu tun hatte. Eine Gruppe verdächtiger Gestalten hatte sich ange sammelt, und er hatte bemerkt, wie der Kutscher des anderen Wagens einem der Männer etwas zugerufen hatte, aus dem er deutlich das Wort Spion heraus- yörte. Wenn diese Leute wußten, was er an dem entlegenen Orte wollte, so war es so gut wie sicher, daß er nicht mehr dazu kam, seinem Auftraggeber Bericht zu erstatten. Ein anderes Gefährt war über haupt hier nicht erhältlich und diese Burschen gar um Beistand zu ersuchen, wäre Selbstmord gewesen. Trrtzdem gab er das Spiel nicht auf. Er entschloß sich, vorläufig den Flüchtlingen in unauffälliger Weise zu Fuße zu folgen, solange dies möglich war. Zunächst mußte er den aufgeregten Kutscher beruhigen, was jedoch nicht viele Schwierig keiten verursachte. Er nahm ihn für eine Sekunde beiseite und sagte ihm kurz entschlossen: „Die Sache ist die: Ihr Pfund haben Sie sich nicht verdient, denn Sie haben mich hier an der unangenehmsten Stelle fcstgefahren. Ich will es Ihnen jedoch geben. Die Reparatur des Wagens dürfte kaum 3 Pfund
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