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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.01.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-01-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110104022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911010402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911010402
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-01
- Tag 1911-01-04
-
Monat
1911-01
-
Jahr
1911
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Llr. 4. los. Iahr-sug. Letmlyrr Tsyrvlrm. Di« Verständigung beruht darauf, daß die in der Vorlage vorgesehenen Vertragsausschüffe al» solche überhaupt in Wegfall kommen sollen. Lediglich ihre Funktion, als Einigungsämter zu wirken, soll erhalten bleiben, indem man sie einer selbständigen Stelle überträft. Der dieser Lösung bleibt es also beiden Parteien überlassen, auf dem Wege freier Vereinbarung zu einem Ver- tragsverhältnis zu gelangen. Ls würde lediglich «ine Instanz geschaffen werden, deren Entscheidung di« Parteien anrusen können, wenn eineDerständigung nicht zu erzielen ist. Umfrage über Ausstellung»»«»«». Dem Vernehmen nach hat der Zentral ver band deutscher Industrieller bei seinen körperschaftlichen Mitgliedern eine das Ausstel lungswesen betreffende Umfrage veranstaltet. Da die Ansichten betreffs des 2vertes des Ausstel lungswesens in der deutschen Industrie sehr geteilt sind, will der Zentralverband ermitteln, welche Kosten Li« Teilnehmer an Ausstellungen gehabt, und welchen Nutzen sie daraus gezogen haben. Eine Beruhigungsnote für ängstliche Franzosen. Paris, 4. Januar. (Tel.) Der „Petit Parifien" schreibt in einem sichtlich offiziösen Artikel: Aller Voraussicht nach wird die Rede, die der Minister des Aeugern Picho n am 12. Januar anläsjlich der Be- ratung des Budgets des Auswärtigen halten wird, eine genaue Darstelluna der Stellung Frank reichs in der Weltpolitik enthalten. Nach den Erklärungen des deutschen Reichskanzlers über die Potsdamer Begegnung und di« Gerüchte über die deutsch-russische Annäherung wird Minister Pichon zweifellos der öffentlichen Meinung die erforderliche Aufklärung geben. Es ist eine ofsenkundigc Tatsache, dast Rußland sich bemüht, seine Beziehungen zu Berlin und Wien zu verbessern, vielleicht nur deshalb, um einer seinen wirtschaft lichen Interessen abträglichen Spannung ein Ende zu mack)en. Aber Frankreich braucht an einer in ge wissen Grenzen verbleibenden Annäherung keinen Anstost zu nehmen, da es ja selbst im Jahre 1909 mit Deutschland das Marokkoabkommen getroffen und Botschafter Iswolski erst kürzlich im Elysäe die Festigkeit des Zweibundes bestätigt bat. Was die vrivaten Auslassungen einzelner englischer Blätter anbelangt, so können diese die Aufrichtigkeit der Entente cordiale nicht in Frage stellen. Die all gemeinen Bedingungen der Politik Frankreichs haben sich demnach nicht ge ändert, und es wird Herrn Pichon nicht schwer fallen, zu zeigen, dast der Einflust Frankreichs und sein Ansehen nichts verloren habe. Die Fortsetzung brr bulgarische« Sxministerdebatte. Sofia, 4. Januar. sTel.s In der gestrigen Sitzung der Cobranje suchten die in den Anklagezu - stand versetzten früheren Minister die gegen sie erhobenen Anschuldigungen weiter zu ent kräften. Petrosf blieb bei seiner Behaup tung. oast dem Staatsschatz nur deshalb Nachteile zu gefügt worden seien, weil Bulyarien von austen Ge- lahr drohte. Savo ff sprach sich ähnlich aus. Bon der Revolution in Honduras. New Orleans, 4. Januar. (Tel.) Einem Tcle gramm aus Puerto Barrios zufolge hat das Kanonenboot ..Hörnet" Trosillo eingenom men. Die Garnison der Insel Roatan ergab sich, ohne einen Schust abzufeuern, nnd schlost sich den Aufständischen an. Sus Leipzig unü Umgegenü. Leipzig, 4 Januar. Wetterbericht der König!. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 5. Januar: Ostwind, heiter, kälter, trocken. Pöhlberg: Vormittags und nachmittays starker Nebel, starke Schneedecke, fester, guter Weg bis Annaberg, starker, langanhaltender Rauhfrost. * Ratsdcjchlüsse. In der heutigen Gesamtrats- sistung nahm man Kenntnis von einem Dankschreiben des Geheimen Kommerzienrats Zwei Niger und non einem Wert des Herrn Professors Dr. Graul über Alt Leipziger Goldschmiedearbeiten. Genehmigt wurden — soweit nötig unter Vorbehalt der Zu stimmung der Stadtverordneten — die Vorschläge über die G e s ch ä f t s v e r t e i l u n g, die Ver buchung des gesamten Theaterinoentars mit MW <c im sreren Vermögen, die Bewilligung eines Ehrenpreises zu dem am 6. und 7. Mai 1911 statt findenden <-onoou!'8 himsiguo des Iagdrcnn- tlubs zu Leipzig, der Verkauf der Baustellen mich hast, so schicke zu mir. Ich bin stets zu deinen Diensten bereit. Ungerufen aber komme ich nun nicht mehr/ Mit einer stecsen Verbeugung, die von seiner Stiefmutter nur mit flüchtigem Kopsneigcn erwidert wurde, empfahl sich Rolf. „Geh nur! LUenn du mir das Leben retten tön, test, würde ich dich nicht rufen!" zischte Etelka zwischen den Zähnen hindurch und sandte ihm einen hastersüllten Blick nach. Dann aber sank sie, wie plötzlich aller Spannkraft nnd Energie beraubt, in einen Fauteuil und ries sich des Stiefsohns Worte ins (tzedächtnis. War es wirklich so weit, dast Theo, ein rettungslos Verlorener, der Verurteilung entgegc>rsah? Der Prozest zog sich schon so lange hin. und doch kam ihr jetzt vor, als wäre der Schlußakt der Komödie unerwartet schnell ge kommen. und sie stöhnte auf bei dem Gedanken, Last das letzte, entscheidende Wort schon so bald gesprochen werden sollte. Ader vielleicht hatte da» Rolf nur so hingcsagt, um sie zu erschrecken und zu ängstigen. Der boshafte Kobold las auf den« Grund ihrer Seele und freute sich des Dunkels und des nagenden Wehes, die da herrschten. Ihre Angst und Beklemmung wuchsen von Minute zu Minute Endlich drückte sie auf die elektrische Klingel und fragte die eintretende Anette, ob das Abendblatt schon gebracht wurde. Das Mädchen überreichte es mit den entschuldigen- ocn Worten: „Die Zeitung ist schon seit einer halben Stunde da, aber ich glaubte, die gnädige Frau schlafe uno getraute mich nicht zu stören." „Das heistt, ins Wahrheitsgetreue übersetzt: Sie konnten Ihre Neugierde nicht bezähmen und fanden für gut. früher zn lesen als ich. Machen Sie Licht! Dann wist ich allein sein!" Das Mädchen drehte die elektrische Beleuchtung an und ging hinaus. Mit zitternden Fingern blätterte Et«lka um mrd fand bald das Gciucht« Ja, wahrhaftig, da stand zu lesen, dast die Beweisaufnahme und dl« Zeugenver- nchmungen beendet seien und die Hauptverhandlung gegen Theo non Rohling am Montag nächster Woche eröffnet werden solle, ^war leugne er immer noch die Tat. dock, seien die gegen ihn vorliegenden Aussagen und vor allem der Inhalt des dem Gericht übergebe nen Mahn und Drohbriefe« der Gusenbauer ^o schwerwiegend, dass ein Zweifel an der Schuld Nr. 6 (Block VI) an der Ecke der Gohliser und Prendelstraste und Nr. 10 (Block VI) an der Ecke der Gohliser und Springerstrahe, der Abbruch des Grundstücks Kreuzstraste 8 in Leipzig Stötteritz, der Verkauf von Straßenland in der Rohmarktstraste zu Leipzig-Lindenau und die Anstellung von drei nicht ständigen wissenschaftlichen Lehrern an der V. Real schule. -Antragsgemäß vergeben wurden die Steinbildhauerarbeiten für das Verwaltungsgebäude und die Lieferung von 25 000 Paar Kohlcnstisten stir Bogenlampen. * Vom Hauptdahnhos. Nachdem der westliche Eck bau und Seitenflügel des preussischen Empfangsge bäudes eingedeckt ist. wird in der nächsten Zeit mit den weiteren Ausbauarbeiten begonnen werden. An der preussischen Eingangshalle ist man bereits dis zur Hälfte in die Höhe. Auch aus dem Mittelbau sind die Umfassungsmauern bis zur Höhe der Wartesäle aufgeführt, so dast die Fustböden dieser Säle durch die Firma Kell L Löser in Eisenbeton bereits hergestellt werden konnten. Von den eisernen Längshallen sind durch die Firma Eilers in Hannover bis jetzt die drei ersten Eifenbinder der Längshalle H zur Auf stellung gekommen: die Arbeit in dieser Halle wird ostwärts weitergetrieben. Die Gründungsbrunnen für die eisernen Bahnsteighallen sind in der Zwischen zeit vollendet worden. An dem Kesselhause in der Nähe der Brandenburger Straste ist jetzt auch der »0 Meter hohe Schornstein, der zur Räuchabsührung der Kesselanlage dienen soll, fertiggestellt. Von der Monier Aktiengesellschaft ist mit der Gründung des Kesselhauses selbst durch Einschlagen von Eisenbeton pfählen und Herstellung der weiteren Grundbankette der Anfang gemacht worden. Am sächsischen Eilgut schuppen erhebt sich bereits der Teil der Umfassung, der zukünftig in die Dammschüttung des Bahnhofes fallen wird. * Trauerfeier für Professor Dr. Schubert. Die Beerdigung des am Silvester verstobenen Professors Dr. Georg Schubert sand unter groster Beteiligung am Dienstagnachmittag auf dem Neuen Johannis friedhof statt. Das gesamte Lehrerkollegium der Thomasschule hatte sich eingesunden, dem geschätzten Kollegen das letzte Geleit zu geben, und außerdem nahmen eine Menge Schüler dieses vortrefflichen Lehrers an der Trauerfeier teil. In der Trauerrede Kob der Geistliche, Pastor Fritzsche, die rührende Liebe hervor, dre der Heimgegangene trotz seines langen, schweren Leidens für seine Familie immer gebegt und betätigt habe. Troy der furchtbaren Schmerzen, die er so oft habe aushalten müssen, sei ihm der köstliche Humor eigen geblieben, durch den er alle, die ihn kannten, erfreute und erquickte. Auch als Lehrer Kat er es — so führte in seiner Rede der Rektor der Thomasschule, Geh. Studienrat Professor Dr. Iungmann. aus — verstanden, sich Liebe und Achtung der Schüler durch seine ausgezeichnete Art des Unterrichtens zu erringen, und die alte Thomas schule spreche ihm für seine mehr als 25jährige Tätig keit in ihren Mauern ihren heisten, innigen Dank aus. Nachdem noch Professor Seidel im Namen des Sächsischen Gymnasiallehrer Vereins einen Kranz an des Verstorbenen Bahre niedergelegt hatte, wurde die Feier in der Kapelle mit einem Gesang der Alumnen beendet, und man trug den Sarg hinaus auf den weiten, schneebedeckten Kirchhof zur Gruft. Das Schlustgebet des Geistlichen beendete den er greifenden Trauerakt. * Internationale Ballonausstiege. Am Donners tag. den 5. Januar, finden in den Morgenstunden internationale wissenschaftliche Ballonaufsticge statt. Es steigen Drachen, bemannte oder unbemannte Ballons in den meisten Hauptstädten Europas auf. Der Finder eines jeden unbemannten Ballons er hält eine Belohnung, wenn er der jedem Ballon beigegebenen Instruktion gemäst den Ballon und die Instrumente sorgfältig birgt und an die angegebene Adresse sofort telegraphisch Nachricht sendet. * Japanische Kunst im Grassi-Museum. ^lm 5. Ja nuar beginnt in den unteren Räumen des Städtischen Kunstgewerbemuseums die Ausstellung der Firma Shimbi Shoui aus Tokio, des bedeutendsten Kunstverlags im fernen Osten. Den austergewöhn lichen Leistungen des Hauses ist es auch zu danken, Last von seilen des Ministeriums des Kaiserlichen Hauses und des Innern ihm die Erlaubnis zuteil wurde, Aufnahmen und Vervielfältigungen von Kunstgegenständcn zu machen, die bisher überhaupt nicht gezeigt wurden. Da die Ausführung der Re produktionen in der subtilsten Weise vorgenommen wird und für manche über hundert Platten erforder lich sind, da ferner die kostbarsten Farben zur Ver wendung gelangen, die die Künstler für ihre Origi nale brauchten, so haben wir es hier mit Wiedergaben zu tun, die den Originalen fast nicht nachstehen. Und wenn man die erstaunlich billigen Preise der Einzel Rohlings nicht bestehen könne. Die Anklage «ruf Mord werde allerdings fallen müssen, da die An sichten der Sachverständigen darüber, ob die Pfand leiherin eines natürlichen Todes starb oder nicht, auseinandcrgehen, doch könne man als erwiesen be trachten, dast der Angeklagte, der kein Alibi er bringen könne, in dem Wohnzimmer der Wucherin nach dem von ihr erwähnten lkvechsel suchte und ihn an sich nahm, da dieses Papier trotz sorgfältigsten Forschens nicht aufzufinden war. Etelka las immer wieder, strich sich das dicke blau schwarze Haar aus der heisten, schmerzenden Stirne uno versank dann in tiefes Nachsinnen. Sie schien furchtbar mit sich selbst zu kämpfen. Der Ausdruck ihrer weitgcöffneten Augen liest auf ein verzweifeltes Ringen schließen. Das immer noch schöne Gesicht verfiel förmlich. Sic stand auf. schritt ruhelos hin und her und murmelte verwirrte, unzusamenhüngende Worte. Dann ging es plötzlich wie ein jähes Leuchten über ihr verdüstertes Antlitz, als sei ein Lichtstrahl aus dem Dunkel hervorgebrochen. Sie setzte sich an ihren Sekretär, schrieb mehrere Briefe, nahm diese mit sich und entfernte sich, schwarz angezogen und tief ver schleiert. Eine Stunde später wurde dem Kriminalkommissar Prosper ein Brief überbracht, dessen Inhalt ihn leb haft überraschte. Er liest sofort Kurt Werner zu sich rufen und reichte ihm das Schreiben. „Die Angelegenl-eit Rökling -Gusenbauer nimmt eine ganz unerwartete Wendung. Lesen Sie!" Werner las: „Sehr geehrter Herr Kriminalkommissar! Ich möchte nicht länger aus Feigheit einen Un schuldigen für mich leiden lassen, und lege deshalb ab, die Mörderin der Therese Gusen bauer gewesen r«m, die also tatsächlich keine« natürlichen Todes, sondern durch Gift starb. Sie be säst sehr kompromittierend« Bri«fe, die an mich ge richtet waren und die ich ihr einst als Pfand über liest. seitdem aber oft ohne Erfolg zurückforderte. Die Gusenbauer verlangte so enorme Wnch«rzinsen, Last ich austersta»de war. diese Papiere znrückzukaufen. In der Nacht vom 1',. zum IG Juli war ich nochmals bei ihr und versuchte - jedoch vergeblich — sie zur Herausgabe zu bewegen. Als alles, was ich tat und versprach, nutzlos blieb, tötete ich aus Verzweiflung die Alte, durchwühlte dann die ganze Wohnung, fand blätter bedenkt, so sind wir überzeugt, es werden viele diese sich nur sehr selten bietende Gelegenheit er greifen, nicht nur Japans Kunst kennen zu lernen, sondern sich auch da» eine oder andere Blatt sichern. * Die Ei«stell«ng Einjährig-Freiwilliger -um Apriltermin bei den beiden sächsischen Armeekorps geschieht wie folgt: Beim zwölften Armeekorps stellen Einjährig-Freiwillige ein: Dres den: Leib Grenadier-Regiment Nr. 100, Grenadier- Regiment Nr. 101, Schiitzen-sFiisilierZRegiment Nr. 108 und Infanterie-Regiment Nr. 177, 1. und 2. Bataillon. — Beim neunzehnten Armee korps werden Einjahrig-Freiwillige am 1. April eingestellt. Leipzig: Infanterie-Regimenter Nr. 106 und 107. (Bei beiden Regimentern nur eine be schränkte Anzahl, unter besonderer Berücksichtigung der Söhne Leipziger Bürger.) — Zwickau: Infan terie-Regiment Nr 133. — Chemnitz: Infanterie-Re giment Nr. 181. 8 Spielplanänderung im Schauspielhaus. Wegen Erkrankung des Herrn Wildenhain wird morgen Donnerstag abend statt des „Cchokoladenmüdchens" der „Sommerspuk" in Szene gehen. * Vermißt wird seit 1. Januar 1911 das D i c n st- mädchcn Henriette Hedwig Langrock, geboren am 17. Oktober 1892 in Frankenhcim, das in Lindenau in der Frankfurter Straste in Stellung war. Bei ihrem Weggange hat die L. geäustert, dast sie sich ein Leid antun will. Sic ist mittelgroß, von korpulenter Gestalt, hat blondes Haar, volles rundes Gesicht, blaue Augen, und war bekleidet mit blauem Rock, Heller Bluse, weißer Golfjacke, schwarzem Hut, mit Goldband geziert, braunen Schuhen und ll. I-. gezeichneter Leibwäsche. * Zigeunerschwindel. Gewarnt sei vor einer Zigeunerin, die meist in herrschaftlichen Häusern erscheint und dort nach reparaturbedürf tigen Schirmen Nachfrage hält, wobei sie allerlei Schwindel verübt. So erschien sie auch unter demselben Vorwand bei einer Herrschaft in der Ferdi nand-Rhode Straße. wo ihr von dem Dienstmädchen geöffnet wurde. Das Dienstmädchen hatte zurzeit Zahnschmerzen, und die Zigeunerin versprach ihm, die Schmerzen durch Versprechungen zu beseitigen. Hierauf verlangte die Betrügerin aber erst 3 Stücke vom besten Silber. Das Mädchen liest sich betören und holte auch ein Fünf-, ein Drei- und ein Zweimarkstück herbei, das es der Zigeunerin aushändigte. Mit dem Gelde ver schwand dann die Schwindlerin, abermals unter einem fingierten Vorwand, und hat sich natürlich nicht wieder sehen lassen. Es besteht die Vermutung, dast die Zigeunerin noch in weiteren Fällen in gleicher Weise aufgetreten ist, und es wäre erwünscht, wenn sich Geschädigte bei der Kriminalpolizei melden würden. Beschrieben wird die Zigeu nerin als 30 bis 35 Jahre alt. von übermittlerer, kräftiger Gestalt, mit länglichem Gesicht, dunkler Ge sichtsfarbe, etwas dicker Nase und rabenschwarzem Haar; bekleidet war sie mit roter Barchentbluje und blaugestreiftem Kopftuch. ' Wem gehört das Gemälde? Im Dezember 1910 erschien in einem Geschäft der Pfajsendorser Straße ein Unbekannter, der ein G e m ä l d e in Eichen - Holzrahmen, etwa 1 Meter lang — die er st en Gehversuche eines Kindes darstellend — zum Kaufe anbot. Der Kauf wurde jedoch seitens des Geschäftsinhabers abgelehnt. Unter Zurück lassung des Gemäldes verschwand der Unbekannte und hat sich bisher nicht wieder sehen lassen. Es ist nicht ausgeschlossen, dast das Bild auf unehrliche Weise er worben ist. Gegenwärtig befindet sich das Gemälde in Verwahrung der Kriminalpolizei. Der Eigen tümer kann sich melden. * Die Reue. — Kürzlich waren von hier zwei Burschen im Alter von 14 und 16 Jahren nach Unterschlagung von 360 flüchtig ge worden. Nachdem sie das Geld bis auf den letzten Pfennig verjubelt hatten — sie hatten damit eine Vergnügungsreise nach Berlin unter nommen —, kehrten sic zurück und stellten sich frei willig der Kriminalpolizei. * Ueberraschter Einbrecher. Heute früh in den ersten Stunden bemerkte ein Beamter der Wach- und Schliestgesellschaft gelegentlich des Rundganges in einem Gundstück der Peters st raße ein Beil auf einer Fensterbrüstung liegen. Dem Beamten kam die Sache verdächtig vor, er alarmierte Hausbewohner und suchte das Grundstück ab. Auf einem Glasdache lang ausgestreckt wurde dann auch ein junger Mann versteckt vorge endlich die gesuchten Papiere und flüchtete, in der Eil« meinen abgestreiften Handschuh vergessend. Auf welche Art der Mord verübt wurde, will ich mündlich erklären, wenn morgen sich ein Herr von der Polizei zu mir bemüht. Ich fühle mich elend und werde nicht kommen können — habe aber wichtige Aussagen zur Sache zu machen. Mit besonderer Hochachtung Frau Etelka von Kronau." Der zweite Brief, den Etelka fortschickte, war an den Oberförster Heugclhaupt gerichtet und enthielt noch einen andern an Theo von Röyling adressierten. Die Absenderin bat, das einliegende Schreiben Röhling persönlich zu übergeben, sobald er aus dem Gefängnis entlassen wäre, was ohne Zweifel bald geschehen würde. „Ich rechne auf Ihre Ritterlichkeit einer verlassenen, ratlosen Frau gegenüber, Herr Oberförster", fügt« sie hinzu, „und wüßte sonst nie mand, dem ich vertrauen dürfte." (Fortsetzung folgt.) Buenos Aires im Jahre keiner Jentensrkeier. Von Dr. mcd. Werner Wolff (Leipzig.) Gar viel ist in den letzten Monaten aus Anlast der Jahrhundertfeier über Argentinien und seine Haupt stadt geschrieben worden, und wenn auch ich es wage, nochmals darüber zu berichten, so sollen diese Zeilen nur die Eindrücke wiedergeben, die einem unbe fangenen Wanderer bei seinem Spaziergange durch die Stadt besonders auffallen. Kommt man vom Schiff in sein Hotel, deren es gute und einfache in reicher Meng« gibt, so spürt man gleich, dast der Peso (gleich 1,80 «) nicht mehr gilt als bei uns eine Mark, und das ist das erste, was der biedere Deutsche im fremden Lande sich abge wöhnen must: die dortigen Preise in deutsche Wäh rung umzusetzen? Freilich werden in Argentinien auch ganz andere Gehälter gezahlt als bei uns, aber erst heistts dann mal, eine »olche Stellung auch zu finden, und das ist bei dem großen Angebot ziemlich schwer! Will man jich zuerst nach dem Plane etwas über die Stadt orientieren, so ist das eine Kleinigkeit. Denn die ganze alte Stadt, in der das -auptge- Mlttwoch, 4» Isnusr l9ll. funden, der der Polizei übergeben wurde. Hier enl- puopte er sich al, ein 19 Jahre alter Handlungs gehilfe von hier. Der Festgenommene räumte dann auch ein, daß er beabsichtigt hätte, in einem Geschäft des fraglichen Grundstücks einen Einbruchsdiebstahl auszuführen. Eine Anzahl Einbrecherwerkzeug« halte der jugendliche Spitzbube auch bei sich. * Verhaftungen. Festgenommen wurde ein 17 Jahre alter Arbertsbursche von hier, der aus einer Wohnung der Iohannisgasse ein Porte monnaie mit einem Geldbetrag gestohlen hatte. Das Geld war bereits vertan. — Ferner wurden noch in Haft genommen ein 35 Jahre alter Provisions reisender aus Berlin, der fingierte Be stellungen aufgegeben und sich dabei der Urkunden fälschung schuldig gemacht hatte, sowie ein 36 Jahre alter Handlungsgehilfe aus Ebersbach, der von Dresden aus wegen Körperverletzung ver folgt wird. — Schließlich kam noch ein 19 Jahre alter Gelegenheitsarbeiter in Haft, dem man verschiedene Schaukästendiebstähle nachzuweisen ver mochte. " Opfer der Glätte. In vergangener Nacht wurde in der Nordstrastc ein 23jähriaer Schweizer be sinnungslos auf dem Fußwege liegend aufgefunden. Er wurde im Krankenwagen ins Krankenhaus gebracht, wo eine schwere Gehirn erschütterung sestgestellt wurde. Vermutlich ist der Bedauernswerte infolge der Glätte ausgeglitten und hat sich beim Sturze die Ee. Hirnerschütterung zugezogen. — Auch in der Bor- naischen Straße in Connewitz kam ein 48jähriger Reisender infolge der Glätte zu Falle und zog sich über dem rechten Auge eine klaffende Wunde zu, die ärztliche Hilf« notnxndia machte. * Bauunfall am Hauptdahnhos. Auf dem Neu baue des Hauptbahnhofes stürzte gestern nachmittag ein 45jähriger Arbeiter 3 Meter tief in den Keller hinab und zog sich so erhebliche Ver letzungen zu, daß er im Krankenwagen nach dem Krankenhause gebracht werden mußte. Fremdes Verschulden an dem Unglücksfalle ist ausgeschlossen. * Einbrüche und Diebstähle. Einbrecher stahlen aus einem Kelleradteil eines Grundstücks der Salo monstraße 10 Flaschen Port- und 10 Flaschen Rüdesheimer-Wein: aus einem Kellerabteil eines Grundstücks der E i s e n b a h n st r a st e 15 ver schiedene Flaschen Wein. — Zur Nachtzeit zertrüm merten Drebe die Schaufensterscheibe eines Schuhwarengeschäftes in der Lands berger Straße und stahlen daraus zwei Paar Herrenzugstiefel. — Einbrecher drangen zur Nachtzeit in ein Geschäft in der L e p l a y st r a ß e, wo sie bei einem Geldschrank, dessen Haupttür offen war, ein ver schlossenes Behältnis erbrachen und daraus 350 bis 500 entwendeten. Das Geld besteht aus 100 in Gold und neuem Silbergclde in verschiedenen Münzen. — In einer Wohnung der Unteren M ü n st e r st r a st e in Reudnitz ist gestern nach mittag ein Einbruchsdiebstahl ausgeführt worden. Die Diebe haben einen schwarzen Holzkasten gestohlen, in dem sich eine silberne Damcnzylinderuhr, eine goldene, kleingliederige Halskette, ein silbernes Kettenarmband, eine goldene Brosche, drei goldene Ringe im Gesamtwerte von 60 und gegen 10 Geld befunden haben. Die Diebe haben die Woh nung mittels Nachschlüssels geöffnet und im Innern einen Schreibtisch aufgesprengt, in dem sich der Holz kasten befunden hat. Aus Lschlen. * Zwickau, 4. Januar. (Im hiesigen Kre matorium) wurden im Monat Dezember 17 Leichen eingeäschert und zwar 13 männliche und 4 weibliche. 10 stammten aus Zwickau, die übrigen 7 von auswärts. Seit Inbetriebnahme der Feucr- destattungsanstalt (November 1909) sind dies somit 159 Einäscherungen. * Plauen. 3. Januar. (Zudem Automobil unglück auf der Elsterberger Strastei wird uns noch mitgeteilt, oast eine starkstämmigc Weide am Rande des Baches das Automobil vor dem Ueberschlagen bewahrt habe, sonst würde das Unglück wahrscheinlich weit »chwerere Folgen nach sich gezogen haben. Gerüchte, die in der Stadt umgehen, nach denen Herr Rosenmüller besorgniserregend do nicderlcege, sind übertrieben; es geht dem Verunglück ten verhältnismäßig wohl, unü in wenigen Wochen schon hofft man ihn wieder herzustellen. An die Un sallstelle war alsbald auch Herr Ingenieur Schnei der von der Sächsischen Chauffeurschule mit einem Mcrcedeswagen geeilt, um Hilfe zu leisten. Dieser Kraftwagen stand einige Zeit nach dem Unglück noch auf der Elsterberger Straße. Später brachte er die Insassen des verunglückten Automobils nach Plauen. Man nahm nun an, dast der Mercedcswagen von dem Unfall betroffen worden sei. Das ist aber nicht der schäftsleben sich abspielt, ist rechtwinklig angelegt: die einen Straßen laufen alle parallel zum Hafen. di< andern alle im rechten Winkel dazu. Tritt man dann aus dem Hotel hinaus, so ist man erstaunt über die Schmalheit der Straßen, auch der bekanntesten und wichtigsten. Auf den Trottoirs können gerade zwei Personen nebeneinander gehen, und die Fahrbahnen sind nicht breiter, als daß zwei Wagen knapp neben einander fahren können, und ebenso wie die Elektri schen stets nur eingleisig in einer Straße fahren, dürfen auch die Wagen nur eine Richtung innehalten, und deren gibt's in Buenos Aires gerade genug! Geht doch der reiche Argentinier kaum einen Schritt zu Fuß, und selten wird man daher in einer Stadt auch wieder eine solche Menge schöner Wagen und prächtiger Automobile finden wie hier. Für den Minderbemittelten sorgt ein glänzend ausgebildetes Strastenbahnnetz: ist doch Buenos Aires mit seinen anderthalb Millionen Einwohnern infolge der zahl reichen, nur einstöckigen Familienhäuser angeblich dreimal so groß wi« Paris mit seiner doppelten Be wohnerzahl. Und mit Frankreichs Hauptstadt ver gleicht der Argentinier die seine nur zu gern? Wie seine Frauen mit den Pariserinnen an Schick und Eleganz zu wetteifern streben, so sucht man auch in anderer Hinsicht aus Buenos Aires ein „Paris des Südens" zu machen! Mitten in der Stadt hat man ganze Häuserblocks niederqerissen, um ein breites Boulevard anzulegen, die Avenida de Mayo, die von dem gleichnamigen Platz, an dem die Kathedrale, ein in griechischem Tempelstil gehaltener vornehmer Bau. das Regie- rungeaebäude mit der Wohnung de» Präsidenten der Republik sowie das Rathaus liegen, in gerader Linie bis zum Kongreßvlatz führt. Auch dieser wieder ist eine Schöpfung erst der letzten Jahre. Auch hier hat man mit immensen Kosten große Häuserblocks aufge kauft und an ihrer Stelle den schönen Platz angelegt mit einem großen Springbrunnen und zahlreichen Marmor- und Bronzeskulvturen, darunter an her vorragender Stelle auch Rodins „Denker. der an der Einmündung der Avenida de Mayo herrscher gleich thront, als ob er über all die Vergänglichkeit des Lebens nachdäckste das sich da in seinen reichsten Fluten zu seinen Füßen abivielt. Und im Hinter grund das neue Kongrcßgebäudc für die Sitzungen des Senats und der Abgeordneten, «in in griechischem Stil gehaltenes großes, ganz mit weißem Marmor verkleidetes Backsteingebäudc mit hoher, alles über»
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