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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.11.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-11-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19101108029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910110802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910110802
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-11
- Tag 1910-11-08
-
Monat
1910-11
-
Jahr
1910
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Bezugt-Prei» »»» Sv«vll««, >»«l tä,lich t»« Ha»« ,ed«cht: »0 H ».70 drerUliLhrl v«< unter» ftil>»Ien ». K». ua-wepellen »darh-ln 78 »»»att. °,er»I>LdrI Iimrrhalb Deuitchlanül uiü> der d«»tl<-«« «oleuien vierrelithri Ä.»» »i-aatt. "d ausichl. Postdeftellgcld. ferner m Belgien, Dänemark, den Doiumstaatrn, Italien. 2uremdurL Niederlande, Nor. ^*S«a, Oenerrruy^ Ungarn, Rußland, Schwede», Lchiveiz a. Spanien. I» allen adrige» Slaaien nur direkt durch di« HejchLlrltielle de« «lalles crhttUich. Dar Lech,iger Lageblau erichei»! »mal täglich. Sonn. u. Aeteriags nur morgen«, vdonae .enl.«ilnabme: Auguüu<platz 8, bei u»>eren LrLgern, Filialen, Lpebiteurea and Annahmestellen, sowie Postämter» und Briefträgern. St»»«l»«rk»ut «pret« der Morn«», «n»«ude 10 der erbend aurgab« 2 Abend-Ausgabe. Uch.üAtrTagMM Handelszeitung. Amtsblatt des Rates und des Rolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Nr. 308 Dienstag, üen 8. November l9l0. Anzeigen-Pret» D» Snfar»« «i« r«n»i», uno Umg«»»^ »t» «spalten» bl) MW breit« Pericheil, L di» 7« mm breite »eklamezetle I do« aatwärt« -tv rtetlawen UUU Inserate »an Behörden Ml mniliche» Lett di« 7« ww drrUe PeUr^il« «0 GelchLtr«aidi«>qen mu P agoonchnite» an» ch der Aoendaulaad« >m vreue erhöht. RadarI nach Laut. Beilagegevüdr s ». Lautend exkl. Postgebühr. Aeskrteüt« AutrrLg« können nicht ,urtck- gerogen werden. Zür da« üUcheinen aa beltllamren lagen uno Plätzen wirb leia« Äarann« übernommen, >»Mgrn-«»i>ahme: A»gustu«platz 8^ bei sämtlichen Filialen u. allen ünaoncr»- itlpedltroaen de« Zn- und üu«landet. Redaktion and Beichaft-Kell« Zodanniigasse o. Farnlprecher: I«V»L l««i». t««UL -anvr-Ktltal« Lretdem Seestratze 4,1 (Lrlephan tekli. lv-t. Zshrgsng. Die voltrszählung sm l. Dezember lSlv. Am 1. Dezember d. Z. findet wieder eine der Volkszählungen statt, die seit der Begründung des Deutschen Reiches aller fünf Jahre durch Bundesrats- beschluß angeordnet worden sind. Sie sind eine Art von Inventuren zur Feststellung des durch Las Volk dargestellten Dermögensbestandes, und das Be dürfnis nach regelmäßigen Volkszählungen wird längst als unabweisbar empfunden. Einerseits gilt es, ein zutreffendes Bild von der Eesamtbevölkerung zu gewinnen, um auf die Leistungsfähigkeit des Landes und seiner ein zelnen Teile zu schliessen, auch den besonderen Er fordernissen der Verwaltung und ihrer einzelnen Zweige zu entsprechen. Anderseits ist aber nicht nur die Kenntnis der bloßen Zahl der Einwohner erforderlich, sondern die Bevölkerung muß auch nach ihrer Zusammensetzung aus Männern und Frauen, aus Jungen und Alten, aus Ledigen und Ver heirateten, aus Einheimischen und Fremden, nach ihrem Glaubensbekenntnis usw. unterschieden werden, weil alle Vorgänge, Ereignisse und Beobachtungen, die die nach den genannten und anderen Gesichts punkten unterschiedenen Bevölkerungsteile betreffen, erst dann richtig zu verstehen und nach ihrer wahren Bedeutung zu würdigen sind, wenn man die Gesamt zahl der diesen Gruppen zugehörigen Einwohner kennt. Diese Kenntnis ist aber nur durch die Volks zählung zu erlangen. So bedarf es u. a. auch zur zweckmäßigen Vorbereitung der Maßnahmen der Ge sundheitspflege, der Fürsorge und überhaupt des öffentliches Wohles der Ergebnisse der Volks zählungen. Der Gang der Volkszählung ist im Deutschen Reiche so geordnet, daß der Bundesrat den Einzelstaaten die Erhebungen austrägt, die zur Ge winnung gewißer, im voraus bestimmter Zahlen tabellen erforderlich sind. Den Bundesstaaten bleibt es überlaßen, die Zählungen ihren eigenen Bedürf nissen entsprechend über den vom Reiche vor geschriebenen Rahmen hinaus auszugestalten und sie überhaupt in der ihnen geeignet scheinenden Weise durchzuführen. Allgemein erfolgt in allen Bundesstaaten, und zwar schon seit langer Zeit die Erhebung in der Weise, daß die Gemeindeverwaltungen für ihr Gebiet alle näheren Anordnungen treffen und die Bevölkerung selbst die Zählpapiere ausfüllt: und unsere Bevölkerung hat sich ein erfreuliches Zeugnis dadurch ausgestellt, daß seit langen Jahren Weigerungen zu den allergrößten Seltenheiten gehören: in den wenigen Fällen, wo man Schwierig keiten begegnete, handelte es sich bezeichnenderweise meist um Fremde, die nicht bedachten, daß auch in ihrem Heimatlande die dort wohnenden Ausländer den Volkszählungen unterliegen. Ein weiterer und vielleicht noch bedeutsamerer Befähigungsnachweis des deutschen Volkes liegt darin, daß im weitaus größten Teile Deutschlands und so auch in Sachsen sich stets eine genügend große Anzahl von Männern — stellenweise auch von Frauen — be reit erklärt, das Amt eines Zählers frei- willigzu übernehmen, das in der Hauptsache in der Austeilung der Zählpapiere in einer bestimmten Ort schaft oder Häusergruppe und in der Wiederabholung derselben nach dem Zahltage, sowie in der Ueber- prllfung der alsdann gemachten Eintragungen be steht. Die Mitwirkung dieser freiwilligen Kräfte ist aber auch unerläßlich, weil es sonst un möglich wäre, die gesamte Bevölkerungsaufnahme gleichzeitig zu erledigen, wie es zur Er zielung richtiger Ergebniße ohne Erhöhung der verfügbaren Mittel unbedingt notwendig ist. Die Staats- und Gemeindeverwaltung nimmt ja auch bei anderen Gelegenheiten die ehrenamtliche Tätig keit der Bürger vielfach in Anspruch: aber bei keinem anderen Anlaß ist dies in so umfangreicher Weise notwendig, wie bei den Volkszählungen. Den Ee- samtbedarfanZählern kann man fürganz Sachsen auf über 30000 veranschlagen. Als Erhebungspapiere werden in Sachsen wie auch in den süddeutschen und einigen anderen Bundesstaaten Haushaltungslisten verwen det, während Preußen und andere Staaten sich der Einzelzählkarten bedienen. Der Bereich der Frage stellung erstreckt sich für Sachsen bei der diesmaligen Zählung, ähnlich wie bei den früheren, auffürjede Person zu liefernde Angaben über Vor- und Familienname, Stellung im Haushalt, Geschlecht, Alter (Geburtstag), Familienstand, Glaubensbekennt nis, Staatsangehörigkeit, Muttersprache und Beruf: außerdem sind zutreffendenfalls noch Angaben erfor derlich über das Militärverhältnis und über das Vor handensein besonderer Gebrechen (Blindheit, Taub stummheit, Geisteskrankheit). Auch die am Zähltage, dem 1. Dezember, vorübergehend abwesenden Personen sind in den Haushaltungslisten zu verzeichnen. Ferner wird in den meisten größeren Städten und einigen Amtshauptmannschaftsbezirken mit der Volkszählung eine Wohnungszählung verbun den sein, durch die in Wiederholung der zuletzt mit der Volkszählung von 1903 verbundenen Wohnungs zählung ein Einblick in die Wohnverhältniße gewon nen werden soll. Endlich wird auch in diesem Jahre, wie alljährlich am 1. Dezember, eine Viehzäh lung stattfinden, die aber voraussichltich in den meisten Orten die mit der Volkszählung beschäftigten Personen nicht berühren, vielmehr durch beson dere Beamte ausgeführt werden wird. Die Gemeindeverwaltungen sind größtenteils schon heute mit der Vorbereitung der Volkszählung und der Anwerbung von Hilfskräften beschäftigt. Auch die staatlichen Behörden haben angeordnet, daß den Beamten der verschiedenen Verwaltungen die für eine rege Beteiligung am Zählgeschäft erforderlichen Diensterleichterungen zu gewähren und der Unterricht in den Schulen ausgesetzt werden soll, soweit dies nötig, um der Lehrerschaft der höheren, mittleren und Volksschulen sowie den genügend reifen Schülern höherer Lehranstalten die Uebernahme des Zähleramtes zu ermöglichen. Es darf daher erwartet werden, daß die von den Ge meindebehörden erlaßenen Aufforderungen den ge wünschten Erfolg haben. Das Gelingen der Volkszählung hängt aber nicht minder von dem bereitwilligen Entgegenkon. men der Einwohner gegen die Zähler ab, be züglich dessen die bisherigen Erfahrungen auch für diesmal zu den besten Erwartungen berechtigen. Un- sere Bevölkerung weiß, daß sie durch die nicht sehr umfangreichen Eintragungen in die Zählungslisten eine bürgerliche Pflicht erfüllt und zur erfolgreichen Durchführung eines für Verwaltung und Wissenschaft wichtigen Werkes beiträgt, und daß ein jeder durch richtige und deutliche Ausfüllung der Zählpapicre und Lurch bereitwillige Auskunfterteilung über et waige Lücken dem Zähler die Ausübung seines Amtes nach Möglichkeit erleichtern und unnötige Gänge und Arbeiten ersparen kann. politlkche Nachrichten. Zum Besuche des Königs von Sachsen in Wien den wir bereits in der heutigen Morgenausgabe meldeten, wird weiter berichtet: Wien, 8. November. Der König Friedrich August von Sachfen wird am 16. November zu einem mehr stündigen Aufenthalt in Wien eintressen und bei seiner Schwester, der Erzherzogin Maria Josepha im Augartenpalais absteigen. Um 11 Uhr vormittags wird derKaiser den Besuch des Königs in der Hofburg entgegennehmen. Am Abend wird der König an der kaiserlichen Tafel in der Hofburg teilnehmen. Sodann wird der König zu einem mehrtägigen Jagdaufenthalt nach Tarvis fahren. Aus dem 7. sächsischen Reichstagswahlkreise Riesa- Großenhain wird uns geschrieben: Eine starkbesuchte Versamm lung der Vertrauensleute der Fortschrittlichen Volkspartei im 7. Reichstagswahlkreis, an der auch Parteisekretär Hofmann-Leipzig teil nahm, faßte am Sonntag in Priestewitz den ein- timmigen Beschluß, eine Kandidatur der Fort- chrittlichen Volkspartei für die kommenden Reichs- agswahlen aufzustellen. Es sind bereits Verhand lungen mit einer angesehenen Persönlichkeit des Wahlkreises zwecks Uebernahme der Kandidatur ein geleitet. Die Fortschrittliche Dolkspartei scheint sich recht großen Hoffnungen auf Eroberungen hinzugeben, denn sie entwickelt in der Aufstellung von Kandidaten eine auffallende Rührigkeit. Die deutsche Kaiserin als Chef eine, rnßische« Regiments. Petersburg, 8. November. (Tel.) Kaiserin Auguste Viktoria ist zum Ehef des Leib- Eardehusaren-Regiments in Erodno ernannt worden. Kaiser Wilhelm wurde in die Listen des Regiments eingeschrieben. Der Aufenthalt des schwedischen Kronprinzenpaares in Berlin. Berlin, 8. November. (Tel.) Das schwedische Kronorinzenpaar traf gestern abend nach herzlicher Veraoschiedung vom Kacserpaare vom Neuen Palais aus hier ein und folgte einer Einladung des schw e- bischen Gesandten zum Diner. Die Abreise erfolgte um 8 Uhr vom Stettiner Bahnhof. Begrüßungsfeier für Herrn v. Schoen. Paris, 8. November. (Tel.) Das gestrige Monatsessen der deutschen Kolonie, dem über 200 Gäste beiwohnten, gestaltete sich zu einer überaus herzlichen Begrüßungsfeier zu Ehren des neuen Botschafters Freiherrn v. Schoen. Zn einem beifällig aufgenommenen Trinkspruch auf den Botschafter und deßen Gemahlin erinnerte Kauf mann Bessels daran, daß Freiherr v. Schoen in den Jahren 1887 bis 1895 als Legalionssekrelär und Botschaftsrat in unermüdlicher und ersprießlicher Weise das Gedeihen aller deutschen Einrichtungen in Paris gefördert und sich damit die unauslöschliche Sympathie und Wertschätzung der Kolonie er worben habe. Der Botschafter dankte mit warmen Worten und betonte, wie es ihn beglücke, daß er nunmehr an die Statte zurückgekehrt sei, wo er lange Jahre als echt deulschgesinnler Mann mit allen Kräften für die deutschen Interessen persönlich hätte eintreten können. Bei seiner ganzen Tätigkeit habe er stets das Wohl des deutschen Volkes im Auge gehabt, und dieses Ziel werde ihm auch in Paris stets als Leitstern vorschweben. Die in Frankreich lebenden Deutschen könnten sicher sein, daß sie in ihm einen allezeit hilfsbereiten Freund und Beschützer finden würden. Der Botschafter schloß seine wir kungsvolle Rede, die wiederholt von stürmischen Bei fallsrufen unterbrochen wurde, mit einem Hoch auf das Deutschtum in Paris. Die Wiedereröffnung der französischen Kammer unter dem neuen Kabinett. Der wichtigste Teil der ministeriellen Erklärung, die heute vor der Kammer abgegeben werden soll, bezieht sich aus den Eisenbahnerstreik. Das war zu erwarten, daß sie eine Einschränkung des Koalitions rechtes fordert. Diese Vermutung ist eingetroffen, und man darf gespannt sein, wie das neue Kabinett nunmehr vor der Kammer bestehen wird. Paris, 8. November. (Tel.) In parlamenta rischen Kreisen verlautet, daß der Ministerprä sident sich bei der Abfassung der Regierungs erklärung von der Vertrauenskundgebung leiten lagen wird, mit der die Znlerpellationsdebatte über den Eisenbahnerstreik abgeschlossen wurde. Um eine Unterbrechung der öffentlichen Dienstzweige für die Zukunft zu verhindern, sei es notwendig, das Gesetz für das Koalitionsrecht abzu ändern. Es werde genügen, die Bestimmungen des Militärgesetzes, die die Militarisierung der Eisenbahner gestatten, zu diesem Berufe für derartige Notwendigkeiten entsprechend festzu legen. Durch einen Gesetzentwurf werde das Tätig keitsgebiet der Syndikatsoerbände bestimmt weiden. Pari», 8. November. (Tel.) Die Gruppe der vereinigten Sozialisten hat beschloßen, heute an das Ministerium zwei Interpella tionen zu richten, erstens über seine arbeiter feindliche Politik und zweitens über die Umstände, unter denen das Kabinett ge bildet worden ist. Schluß der Brüsseler Weltausstellung. Brüssel, 8. November. (Tel.s Die Weltaus stellung ist gestern abend 11 Uhr geschlos sen worden. Bei dem Schlußbankett drückten der Handelsminister Hubert und der Präsident des Exekutivkomitees Janssen den Dank für die Teil nahme der fremden Nationen aus. Das Befinden des serbischen Kronprinzen. Belgrad, 8. November. (Tel.) Ueber das Be finden des Kronprinzen wurde gestern abend 9 Uhr folgendes Bulletin veröffentlicht: Im Lause des Tages schwankte die Temperatur inner halb enger Grenzen; die größte Höhe betrug 38,9 Grad. In dem subjektiven Befinden und dem objektiven Befund zeigten sich keine Verände- Späte Gerechtigkeit. 9) Roman von Wilhelm Schwedler. (Nachdruck --erboten.) Don der heutigen Verhandlung erwartete er ein besseres Resultat, da e. wußte, daß der Kronanwalt sich nicht so abfertigen laßen und das Mädchen sich durch verstecktes Schweigen in diesem Falle nur ver dächtig machen würde. Das Publikum im Gerichts saal wußte natürlich von all diesen Vorgängen hinter den Kulissen nichts und man nahm allgemein an, daß die Jury gegen James Bartlett auf die Aussagen der Angehörigen des Ermordeten sowie auf die un widerlegliche stumm. Anklage des abgeschossenen Ge wehres hin einen Wahrspruch auf Mord fällen würde. Die Aussage der ärztlichen Sachverständigen deutete jedoch schon zu Beginn der Verhandlung auf Komplikationen. Diele behaupteten nämlich, der tödliche Schuß könne schwerlich aus einer solchen Ent fernung abgegeben worden sein, wie von dem Schlaf zimmer Barrletts bis zu der Stelle, an der die Leiche gefunden worden war. Ferner sei es unwahrschein lich, daß das bloße Hinfallen des Körpers so be- deutende Spuren hinterlaßen konnte. Der Ver storbene müsse vielmehr irgendwo abgestürzt oder hinuntergeworfen worden fern. Da die Aerzle aber in ihrer Aussage den Ausdruck „schwerlich" ge brauchten und nicht „unmöglich", so war das Ergeb nis ihrer Untersuchung noch nicht sehr entlastend für James. Auch der alt« Romney gab sein« Antworten auf die Fragen des Kronanwalts mit der größten Vor sicht und Zurückhaltung ab. Er beschränkte sich voll kommen auf die einfache Feststellung von Tatsachen, auf Angaben und Beschreibung von Zeit und Ort und vermied e» strengstens irgendeine Aeußerung zu tun, in der man die Kundgabe einer eigenen Mei nung erblicken konnte. Als der Obmann der Geschworenen fragte, ob er nach seiner Kenntnis des Charakters Bartletts diesem das Verbrechen zutrau«, richtete er sich stolz auf und antwortete nicht ohne Schärfe: „Dann wäre James Bartlett nicht der Mann meiner einzigen Tochter ge- worden." 3" diesem Augenblicke mischte sich der Coroner «in und erklärt« derartige Fragen für unzulässig. Alle Beteiligten dürften sich nur auf die Feststellung von Tatsachen beschränken. Die übrigen Fragen gehörten vor das Forum der Jury in der Hauptverhandlung. Die übrigen Zeugen bestätigten gleichfalls, was bereits alle Anwesenden durch die Tagespreise er fahren hatten, und die Geschworenen schienen bereits mit ihrem Urteil ziemlich fertig zu sein, als Jane in den Saal geführt wurde. Sie erschien in ihrer Arbeitskleidung, die mehr als einfach, aber nicht ohne Geschmack und peinlich sauber war. Ihr Benehmen war weder besangen noch keck, und als sich bei ihrem Eintritt aller Augen auf sie richteten, schien sie dies kaum zu bemerken. Sie nahm ruhig ihre« Platz in dem Gitter, der so genannten „Witneß-Box", ein und blickte zu dem Krc nanwalt hinüber in Erwartung seiner Anrede. Seine erste Frage lautete, ob Jane den Ermordeten gekannt habe, was sie ohne Zaudern bejahte. Wie sie zu dieser Bekanntschaft gekommen sei. „Fred Romney", erwiderte die Gefragte, „hielt mich eines Tages an, als ich die Papierfabrik verließ, um mich nach Hause zu begeben. Er bat mich, ihm für ein Porträt Modell zu stehen, und da er mir gleich zeitig eine sehr hohe Summe bot, willigte ich ohne weiteres ein. „Wann wurde das Bild vollendet?" fragte der Krvnanwalt weiter. „Ich weiß es nicht", lautete die Antwort. „Ich saß zum letzten Male acht Tag« vor der Hochzeit seiner Schwester, der er es zum Geschenk machen wollte." „An demselben Tage verließen Sie die Fabrik?" „Nein." Der Kronanwalt sah erstaunt auf, erkannte jedoch sofort seinen Irrtum, als Jane fortfuhr: „Ich habe die Fabrik erst am Sonnabend vor acht Tagen ver- lassen." Der Coroner war ein wenig aus dem Konzevt gekommen, was eine kleine Pause in den Verhand lungen zur Folge hatte. Dann fuhr er fort, indem er sich selbst korrigierte: „Ganz recht, an demselben Tage trat der Verstorbene angeblich leine Reise nach dem Kontinent an, nachdem Mr. Marks ihn llb«r sein Verhältnis zu Ihnen gefragt hatte." ,Zch weiß nichts davon., antwortete Jane, ohne mit der Wimper zu zucken. „So haben Sie ihn seit der von Ihnen erwähnten letzten Sitzung nicht wieder gesehen?" „Nein." „Man behauptet jedoch das Gegenteil zu wißen." Jane zuckte die Achseln. „Man behauptet, daß ihr Verhältnis zu dem Der. storvcnen sich nicht auf die Sitzungen zu dem Bilde be schränkt habe." Ueber Janes Gesicht zuckte ein verächtliches Lächeln. „Man lügt", sagte sie kurz. Der Kronanwalt sah ein, daß auf diesem Wege nicht; zu erreichen war, und faßte schärfer zu mit der Frage: „Wo waren Sie in der Nacht vom Sonntag zum Montag?" .„Zu Hause." „War irgend jemand bei Ihnen? „Ja — mein Vater." „Wann erfuhren Sie von der Ermordung Fred Nomneys?" „Bei meiner Verhaftung." „Es war aber schon zwölf Stunden früher in ganz London bekannt." „Nicht bei uns", erwiderte da, Mädchen mit großer Sicherheit. „Wir lesen keine Zeitungen." Der Krananwalt schien damit sein Register von Fragen erschöpft zu haben und bemerkte zum Schluß: „Sie bleiben also dabei, von dem Verblerb Romneys von der verfloßenen Woche sowie von seiner Er mordung absolut nichts zu wißen." Die Gefragte nickt« mit dem Kopfe, worauf das Verhör beendet war. Als letzter Zeuge wurde der Detektiv aufgerufen, dec auf die Aufforderung des Kronanwalts die ein zelnen Phasen fernes Verhältnisses zu James Bartlett und die Dienste, die er diesem geleistet oder zu leisten versucht hatte, ausführlich darstellte. Er vergaß nicht z.r erwähnen, daß James ihn gewissermaßen zu seinem Schutze gegen die ehemalige Geliebt« engagiert hatte. Er legte auch großes Gewicht darauf, zu b«. tonen, daß James dr« letztere mehrmals in der Um- gegend des Wohnhauses gesehen und daß er selbst an jenem verhängnisvollen Abend unmittelbar, nachdem der Schuß gefallen, ihre Fußspuren — oder wenigstens die Fußspuren einer werblichen Person von dem be treffenden Fenster aus in der Richtung nach der Wobnunq de« Ermordeten verfolgt hab«. Der Kronanwalt war seiner Sache noch nicht recht sicher. Er fühlt« aber das Bedürfnis, die Derhand- luna an einem Tag« zu End« zu bringen, da er doch verhältnismäßig wenig Aussicht hatte, am nächsten Sitzungstage den des Mordes am schwersten ver dächtigen James Bartlett vor sein Katheder zu be kommen. Er gab den Geschworenen anheim, ein Verdikt auf Mord gegen den James Bartlett, zurzeit unbekannten Aufenthalts, zu fällen, und wenn die Le» weisverdachtsgründe hierfür ihnen ausreichend er schienen, Jane Dixon der Beihilfe des Mordes an- zuklagen. Die Geschworenen zogen sich hierauf zur Beratung zurück. Nachdem sie eine Stunde lang ein geschloßen gewesen waren, erschienen sie wieder im Saale, und der Obmann erklärte, daß sie nicht zu einem einstimmigen Verdikt kommen könnten, da einige unter ihnen der Ansicht seien, daß die Zeugin Jane Dixon den Mord allein ausgeführt Haden konnte, was natürlich zur Folg« Haden mußte, daß die Anklage gegen James Bartlett in sich zusammenfiele. Der Kronanwalt war aber nicht so leicht zufrieden zustellen. Er hatte offenbar keine Lust, sich am nächsten Tage noch einmal mit derselben Sache zu be schäftigen und schickte die Geschworenen kurzerhand wieder in ihr Zimmer zurück mit dem Bemerken, daß sie der Justrz einen Spruch schuldig seien, und wenn sie bis um Mitternacht darüoer beraten müßten, er würde sie nicht eher aus dem Zimmer herauslaßen. Da eine solche Praxis bei englischen Gerichten gang und gäbe ist. gingen die sechs Männer aus dem Volke ohne Murren wieder in ihr Kabinett und stritten sich hin und her, bis dem Kronanwalt ein Telegramm ausgehändigt wurde, da» der Verhand lung eine andere Wendung gab. Die Jury wurde nun aus dem Beratungszcmmer gerufen, und der Coroner vertagte die Verhandlung bis zum andern Morgen, weil inzwischen die Nachricht eingelausen sei, daß die Kriminalpolizei in Liverpool den des Mordes verdächtigen James Bartlett unmittelbar vor seiner Abreise nach Amerika verhaftet habe. Dreizehntes Kapitel. Der Andrang des Publikums zur zweiten Sitzung des Leichenschaugerichts war womöglich noch starker als zu Beginn der Verhandlung, aber die Schau- lustigen kamen nicht auf ihre Kosten, denn es gab keine dramatischen Zwischenfälle. Im Untersuchungsgefängnis batte Bartlett gleich nach seiner Ankunft den Besuch des Anwalts der Familie Romney empfangen, der eine kurze Unter- rednng mit ihm hatte. Dieser hatte ihm den Rat gegeben, zunächst auf
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