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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.01.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-01-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110102010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911010201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911010201
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-01
- Tag 1911-01-02
-
Monat
1911-01
-
Jahr
1911
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Itr Lckvzia »«» vor»r» durch «y« und Svrdnrurr S«al ttZIich «» vuu« ««brach, :SV^ i anaU., t.7(j chrrdelchHrl V«, u»,«rv u. idtzEisllen udgrdoli! 7L mrnarl., t.tL v erkrliLdrl. Durch dir »og: luurrduld T!em>chiam>« und drr drvvchei, Lslunira vierr«l,Lhrl. 8.S« mouatl. 1»Id ,-k au«tchl. Poftdrllellffrld. Zrrnrr m Brlgien, TLnrmarl, den Donauiiaarea, Jtulieu. Luremd^rg, ^UeberUlnd«. «ar- weaen Oylerreich Ungarn, «ukland, Schiveden, Lckwn» u. Svanien. I» allen üorigen Ltaaten nur direv durch dr» »«ichchrdueUc de» Blatte» erhL-ttich. La« Leipziger Lagediari «rlcherm Lmal :tgUch, Sonn- a. Zerrriag» nur morgen«, ildonne enl-Ännanmc! klugullutvlatz 8^ bei unieren Trägern, Miliaren, Lpebireuren u»d chuuadmeftellen, >owre Poüllmtrr» u«d ÄnetlrLgrru. üiu,«lv»rlao>«vr»>» »er Morgen, »ichgade tv der r.dend u«aad, t ch, Strdakttvn und SeschafttkeLer Zohanniegasft o. Seruch«ch«rr !«<Ä-i, l«SVL Morgen-Ausgabe. MpMer TagMM Handelszeitung. Amtsblatt des Aales und des Nolizeiamtes der Ltaüt Leipzig. Luzelqeu- Preis chr Jnierate au» Leivzlg und Umgelluni d^ Sge'vaiien» L0 ww dreitt Letirzeu» 'L ch. dt» 7« vaw breile «eNamr»rrlr l von »utwtN» T- H, «cklamen I.L Inlerarr von Äeddrden emUichen te di« 7« mm brr», Penr^tl» «o chelchäll-anzcigen mii P apvorichriilr» und iu der rtdendautgad« >i» vre»r ergogi. iabzu nach Tarn. Beilagegedübr s ». Lauleno exkl. Postgebühr. ZesterleUi« Auttrane können nrchi zurück^ gezogen werden, zur da« scheinen ai beittinmlcn Lagen und Blühen wird keine Harrnil« übernommen Anzeigen-Annahme- Augullu«platz ki. bei sämtlichen Filialen u. allen Annonce«- <rrb«dltrolicn der In- und Aullanee». Hauvr-Olllal« Verl»»: tarlLunLe, v-rzogl. Sour, -olbuch- handlun, Lnyowftrade 10. (TeUvhoo Vs. Nr. ««08-. -auvt-Ziliale Lrr«ken: S«cltr-»e 4. l (Le!e, hon 46-1 Nr. 2 Momay, üen 2. Januar lSll. 105. Jahrgang. Das Wichtigste. * Am Neujahrstage fand am Kaiserhofe in Berlin der große Empfang in üblicher Weise statt. — Der Kaiser hat die Generalobersten Graf o. schliessen, o. Bock und Polach und v. d. Eoltz zu Generalfeldmarschallen ernannt. (S. d. bes. Akt s * Das spanische Kabinett har demissio niert. Canalejas, dem der König sein Ver trauen aussprach, bildete das neue Kabinett. («. Letzte Dep.) * Um den Ballon „Hildebrand" hegt man ernste Besorgnisse. Man befürchtet, daß er möglicher weise in der Ostsee u n t e r g e g a n g e n ist. sS. Letzte Dep.j * Der Aviatiker Hoxsey ist bei dem Dersuche, den von ihm selbst aufgestellten Hühenrekord zu brechen, tödlich verunglückt. sS. Letzte Dep.s Die Schweizer unü Oeutschlsnü. Vor mehr als Jahresfrist ist zwischen der »Schweiz und dem Deutschen Reiche mit Italien auf der anderen Seite ein Vertrag zustande gekommen, der der Eidgenössischen Regierung die Verstaatlichung der G ottharobahn ermöglicht, ohne die staatsrechtliche Frage grundsätzlich zu entscheiden, ob durch die seiner zeit an' die Baugesellschaft gezahlten Sub ventionen der beiden Großmächte nicht ein förmliches Einspruchsrecht ihnen zuteil ge worden ist. Mit der Uebernahme einiger Ver pflichtungen in bezug aus Anschlüsse, Tarif und dergleichen hat die Schweiz freie Hand für ihr Verhalten bekommen. Aber das Gesetz ist noch nicht zur Ausführung gelangt. Eine starke Bewegung hat eingesetzt, um das Ver- staatlichungsgesetz den Ungewißheiten einer Volksabstimmung auszusetzen. In den Ver tragsbedingungen wird eine Schmälerung des staatlichen Selbstbestimmungsrechtes, eine Ab hängigkeit vom Auslände erblickt, die dem Selbstbewußtsein der freien Bürger abträg lich sei. Die Bewegung hat so lebhrfte Formen angenommen, daß die „Nordd. Allgem. Ztg." es für notwendig befunden hat. eine Warnung an das Nachbarvolk ergehen zu lassen, daß Deutschland und Italien bei einem Scheitern der jetzigen Verstaatlichungs aktion sich künftig an ihre Zugeständnisse nicht mehr gebunden halten würden. Es würde verfehlt sein, die zutage tretende Abneigung gegen das Projekt rein sachlich, als eine Meinungsverschiedenheit über den Grundsatz des staatlichen Eisenbahnbetriebes, zu bewerten. Dagegen spricht einmal, daß die Verstaatlichung der anderen Bahnen bereits vollendet, die Frage also entschieden ist. Besonders aber ist bemerkenswert, daß bei der Agitation immer bloß auf Deutschland und nicht auch zugleich auf Italien hingewiesen wird. Italienische Anliegen werden eben in der Schweiz als Freundeswünsche behandelt, deutsche Wünsche als die Ansprüche eines gefürchteten und ungeliebten Nachbarn. Es ist nicht Miß trauen gegen dunkle Anschläge auf die Unab hängigkeit des Landes allein, was die Gemüter der Schweizer Reichsdeutschland entfremdet, Mißtrauen, wie es ja auch in den Nieder landen, zumal durch französische Einflüsse rege gehalten wird. Die Schweizer, ganz besonders auch die Deutsch-Schweizer, traten schon der jungen Frühlingslust unserer Reichscinhcit mürrisch und polternd in den Weg. Man denke zurück an die wüsten Störungen, mit denen der Züricher Pöbel im März 1871 die Friedensfeier der Reichsdeutschen unterbrach. Sie sollten keine Freudenfeste begehen, hieß es, während französische Soldaten zu Hunderten die Schweizer Friedhöfe füllten. In solcher Senti mentalität wurde man unbillig gegen die Sieger, die von ihrem Kriegsrecht Gebrauch ge macht und eine halbverhungerte französische Armee im Winterfrost über den Jura gejagt hatten. Eine lange Kette schwedischer Unfreundlich keiten hat sich seitdem durch die Jahrzehnte fortgesetzt. In Bismarcks letzten Amtsjahren waren wiederholt die Verhältnisse bis hart an den Abbruch der diplomatischen Beziehungen herangetrieben; freilich mochte nicht immer alle Schuld auf der Schweizer Seite liegen. Aber die spätere Zeit hat keine Vorkommnisse gesehen, über die sich die Schweizer im Ernste beschwert fühlen möchten. Selbst die mitunter recht ver wickelten Zollslreitigkeiten sind diesseits durch weg im Geiste des Entgegenkommens behandelt und schließlich glatter abgewickelt als die ähn lichen Zusammenstöße mit dem französischen Hochschutzzoll-Tarife, die zeitweilig zum förm lichen Zollkriege geführt halten und dann natür lich einige demonstrative Freundlichkeiten gegen Deutschland auslösten. Solche Unverbindlich keiten, die doch eigentlich nichts sind als Finten und Paraden der Fechter, ist man bei uns ja immer gleich zu überschätzen geneigt. Längst wieder liegen sich die „Bruder völker" in den Armen. Denn obwohl die Romanen der Schweiz, wenn man die Franzosen, Italiener und „Lhur- wälsche" zusammenzählt, noch lange nicht den dritten ziffernmäßigen Anteil der Deutsch sprechenden erreichen, so ist doch Französisch Trumpf in der Republik, heute fast mehr als früher. Der reichsdeutsche Besucher des Lan des ist überrascht, wenn er in deutsche Städte der Sprachgrenze gelangt, wie un erwartet schwer er mit dem Deutschen allein auskommt. Das Französische ist überall in der West-Schweiz im Vordringen. An den Bahnhöfen schon der gemischten Kan tone findet man bloß französische Aufschriften, während umgekehrt in der „deutschen Schweiz" alle Anschläge dreisprachig gehalten sind. Die geringe Widerstandskraft des deutschen Volks bewußtseins tritt in diesem abgcsplitterten Landesteile Alemanniens am grellsten hervor. Freilich kann schließlich politische Freund schaft der Staaten neben einer ungünstigen nationalen Entwicklung im Innern bestehen, wie das Beispiel Ungarns und auch Rußlands beweist. Aber das Verhalten der Schweizer Regierung ist eben nicht auf politische Freund schaft mit dem Deutschen Reiche angelegt. Ge flissentlich wird dieAnbiedcrung mit der größeren Schwester-Republik unterstrichen. Zumal Herr Eomtesse, der Bundespräsident des ab laufenden Jahres, hat beim Besuche des Präsidenten Fallit res rm vsrgangenen I Sommer außerordentlich warme Töne Wilhelm SSlMe. Der Verfasser des „Licbesleben in der Natur", Wilhelm Kölsche, vollendet Ifeute sein öO. Lebensjahr. Wilhelm Voljcbe ist der Mujtertyp eines Aura- diüattcn. Was er in «einem Hauptwerke, eben dem Lieb"sleben in der "Natur", seinen zahlreichen Lesern das Wer» ist in weit über HO 000 Exemplaren ver breitet — bietet, ist das Resultat der mühsamen Vor arbeiten zu seine» zahlreichen früheren Schriften und literarischen Arbeiten. Als das Werk erschien, fand eg ungeteilte Anerkennung uitd Würdigung. Pölsche gibt uns in ihm eine meisterhafte Entwicklungsge schichte der Liebe vom einzelligen Wesen «»gefangen bis hinauf zum Menschen. Seine trefflich-anschau liche, manchmal humoristisch gefärbte Darstellung wirkt stets belehrend, ohne daß der Ton jemals lehr haft wird, weil Kölsche über den Dingen steht, dle er behandelt. Meisterhaft ist seine Sprache, mit der er diese Dinge, die doch fönst als heikel gelten, er örtert. Ueber dieses Werk äußert er sich: „Mein Buch geht an Denkende, an solche, die denken wollen, denen eine Weltanschauung so wichtig ist wie das täg liche Brot. An solche wende ich mich, ohne Mätzchen und Posen, weil lch ein höheres Gefühl der Achtung meinem Leser entgegenbringe." Aber auch die andern Schriften Bölsches, vor allem auch sein erstes größeres Werk, die „Entwicklungs geschichte der Natur", bergen das ernste Streben in sich seine naturwissenschaftlichen Ideen, die zum größten Teil auf Haeckel fußen, seinen Lesern über zeugend zu übermitteln. Don seinen weitere,, Ar beiten seien hier noch der Roman „Mittagsgüttin", dem die Weltanschauung auf naturwissenschaftlich philosophischer Grundlage als Problem zugrunde liegt, und „Paulus", ebenfalls ein Roman, in dem jedoch die Religion im Vordergründe steht, genannt. Schon nach den Titeln dieser Arbeiten sollte man erwarten, daß Kölsche ein hochakademisch gebildeter Naturwissenschaftler von „Metier" sei. Keineswegs. Bölsche hat sich sein Wissen und damit sein Leben selbst geschaffen. Er ist ein geborener Kölner, der jüngste Sohn eines Redakteurs der „Kölnischen Zei tung". Schon früh wurde er durch Reisen und Wan derungen auf die Natur hingewiesen, die später sein Lebensthema werden sollte. Kroßen Einfluß hatte auf ihn die Lektüre von „Brehms Tierleben", das in seiner Jugend gerade erschien, und ebenso großen der neue Zoologische Garten in Köln. Bölsche war als Knabe schon Sammler von Gegenständen der Natur, außerdem aber Schriftsteller: schon mit sieben Jahren begann er, kleine Aufsätze und Erzählungen zu schreiben ssogar mit eigenen Bildern geschmückt). von denen soäter einige in der „Isis" veröffentlicht wurden. Heute gilt Bölsche auch außerhalb seiner engeren Gemeinde als einer der größten unter den naturwissenschaftlichen Schriftstellern, die die Natur erkenntnis verbreiten. Als er sich zur Universität Bonn beaab um ni studieren, wandte er sich zunächst der klastischen Philologie zu. Er hat freilich für sein Fachstudium nicht allzuviel getan und trieb nebenbei ein« Mena« naturwissenschaftliche und andere Dinge, sah aber bald ein. daß die Universität für einen Menschen seiner Geistesart nicht der geeignete Boden zum Lernen lei. Bereits als 2tjnbriqer junger Mensch veröffentlichte er den Roman fahr ganz Deutschland entgegenbrachte. Wir wissen za alle, welche Liebe und Verehrung der erste Deutsche Kaiser genoß, und wie herb der Schmerz war, als der Einundneunzigjährige der Erde den Tribut zollte. Zur Regierung gekommen in einem Alter, wo die meisten Menschen schon ihr Tagewerk vollendet habe», war es ihm noch vergönnt, so Großes zu schaffen, daß ihm die ganze Welt Bewunderung zollte. Der Re gierungsantritt dieses Fürsten, dessen wir heute ge denken, hat sich als bedeutungsvoll erwiesen nicht nur für Preußen und Deutschland, sondern für die ganze K u l t u r w e l t. Theater unü Lanzette. Leipzig, 2. Januar. Das Leipziger Schauspielhaus hätte das neue Jahr gewiß vesser beginnen können, als mit einem so ausgefallenen Stück, wie es „Das kleine Schokoladen Mädchen" von . Paul Gavault ist. Das Uebersetzen dieser langweiligen „Komödie" hätte sich Schönthan sparen können. Man muß vier endlose Akte ohne Witz und Laune über sich ergehen lassen, lediglich weil es dem Herrn Verfasser gefüllt, aber niemals gelingen will, eine kapriziöse kleine Millionärstochter mit einem stu piden Subalternbeamten zu verheiraten. Alte, ab gebrauchte Figuren und Verwickelungen müssen ihm dazu herhalten, den Abend zu füllen und sein Ziel endlich doch zu erreichen. Man armet auf, nachdem man vielmals gegähnt und selten gelächelt hat. Wenn ein Stück schon ausländisch sein soll, dann aber lieber frech als langweilig, denn sonst finde» wir im Inlandc beinahe noch bessere Ware als dies unschmackhafte „Schokoladenmädcl". Die Darsteller quälten sich mit den vier Akten ab. wie wenn man eine taube Nuß knackt. Herr Wildenhain hatte manche gute Momente und verhalf durch zwei wirksame Aktschlüsse dem zweiten und dritten Akt zu einigem Erfolge. Auch an Herrn Wötzel und Frl. Förster konnte man seine Freude haben. Die übrigen Darsteller kamen sich wohl selber ziem lich deplaciert vor. Es wäre wünschenswert, daß das „kleine Schokoladenmädel" bald wieder aus dem Schauspielhause verschwindet. p. XI. Gewandhauskourert. Das begonnene Jahr bringt ein hoch bemerkenswertes Jubiläum — die Liszt-Zentenarfeier, an die gleichsam schon die erste Nummer des gestrigen Programms erinnert«. Franz Liszts Fantasie und Fuge über das Thema 8-^.OU für Orgel ist eine künstlerische Meditation von freier Form und interessantem Gehalte; eine Art gym nastischer musikalischer Geistesübung, die in den über aus charakteristischen Halbtonschritten stets neue An regung fand und auch Neues schuf, ohne sich jedoch allzu weit von dem leitenden Gedanken, nämlich dem Thema selbst, zu entfernen. Richt weniges nimmt in dieser anziehenden Komposition eine entschiedene Wendung zum Virtuosen hin, so daß Herr Professor Karl Straube wieder reichliche Gelegenheit fand, seine exzellente Meisterschaft glänzend darzutun und mittels feiner Wahl der Register aufs wirkungsvollste Licht und Schatten zu geben. Des ausgezeichneten Künstlers durch lebhaften Beifall belohnter Vortrag war ungemein klar und scharf gegliedert und von solch spezifisch musikalischer Qualität, daß die schrankenlose „Paulus", in dem er die Eindrücke seiner früheren italienischen Reise verwerten konnte. Der Roman erregte zwar einiges Aufsehen, machte Kölsche ater nicht zum reichen Manne Vielmehr mußte er in harter Arbeit ums täglich^ Brot schrei ben. In dieser Zeit gab er u. a. „Heines Werke" heraus. Später ließ er sich in Friedrichshagen bei Berlin nieder, wo er dem sog. Friedrichhagener Kreis um Brahm, Hauptmann, Harileben, Holz und Schlaf an gehörte. 1800 bis 1893 geb er gemeinsam mit Brahm — später allein — die „Freie Bühne^ heraus. Von seinen vielen Werken seien hier noch seine letzten Arbeiten angeführt: „Die Abstammung des Menschen", „Vcn Sonnen und Sonnenstäubchen" und „Aus der Schneegrube". Sie zeigen ibn auf d«;r Höhe seines Schaffens. Alle diejenigen aoer, die Bölsche aus seinen Werken kennen, erwarten von ihm noch mehr, und wir wünschen ihm zu seinem heutigen 30. Geburtstag, daß ihm das Schicksal noch manche Jahre schenke — ihm und seinen Lesern zur Freude. Or. ?. 8. Seit üer Tlrranbevejyung Wilhelms I.» des nachmaligen ersten Deutschen Kaisers, als König von Preußen sind an diesem 2. Januar fünfzig Jahre verflossen. Während der Krankheit Friedrich Wilhelms IV. häufig mit dessen Stellvertretung beauftragt, war dem Prinzen von Preußen am 7. Oktober 1838 die ständige Regentschaft übertragen worden, und mit dem in der Frühe des 2. Januars 1861 erfolgten Ableben Friedrich Wilhelms bestieg der Prinzregent den preußischen Thron. Dem neuen König stand die reife Erfahrung des Sechzigers zur Seite, er hatte eine Anzahl großer Staats umwälzungen gesehen, die Zeit der tiefsten Er niedrigung und die Zeit der Erhebung des Vater landes durchlebt. Als Friedrich Wilhelm IV. die Augen schloß, ließ die Lage in Europa und insbe sondere auch in Deutschland alles zu wünschen übrig; die deutsche Frage war verfahren wie nie, leder hatte das Gefühl, daß über kurz oder lang schwere Ent scheidungen fallen mußten, daß es so nicht weitergehe. Napoleon III. stand im Zenit seines Glanzes, er war der alleinige Heu der europäischen Verhältnisse -- zum Schaden der übrigen Staaten, und daß hierin ein Wandel zu schaffen ser, stand bei dem König fest. Dieser gelobte in der am Tage der Beisetzung seines Bruders erlassenen Proklamation, nicht nur das Wohl und Recht aller Schichten des Volkes hüten, sondern auch den preußischen Staat ausbauen und in derjenigen Stellung kräftigen zu wollen, welche ihm vermöge seiner Geschichte und seines entwickelten Heeres unter den deutschen Staaten zukomm«. Die Reorganisation der Armee stand beim Regie rungsantritt d«s Königs schon auf der Tagesordnung, und sie wurde mit aller Energie und nach heftigen Kämpfen mit dem Parlamente durchgesetzt. Ein gütiges Geschick gab dem König einen Ratgeber — Bismarck, der sich als der größte Staatsmann seiner Zeit erwies, aber erst die Sonne von Königgrätz durchbrach das Dunkel der inneren Schwierigkeiten, und erst van da ab begann die volkstümliche Größe Wilhelms I. Er gewann und erwärmte die Herzen für die großen Taten, welche zur Zertrümmerung der napoleonischen Macht führten, und unbegrenzt war das Vertrauen geworden, welches ihm in der Zeit der Gs- angeschlagen, di« wohl nicht ausschließlich den „gemeinschaftlichen republikanischen Insti tutionen" aufs Konto zu setzen sind. Auch Herrn Falliörcs kleine Geschenke, mit denen er die nachbarliche Freundschaft zu stützen versucht, werden mit weit größerer Zartheit behandelt als entsprechende Liebenswürdigkeiten des Deutschen Kaisers. In dieses für uns unerfreuliche Stimmungs bild paßt sich auch jene Ausschlachtung der Gott- hardfrage ein, die trotz alles deutschen Entgegen kommens geschieht, trotzdem die deutsche Re gierung mit keiner Silbe an die „unbeschränkte Souveränität" des helvetischen Freistaates ge rührt hat, als er die internationale Verkehrs straßc mit Festungsanlagen zu dem laut ver kündeten Zwecke versah, eine Vereinigung des deutschen und des italienischen Heeres auf der Paßhöhe zu verhindern. Neujahr sm Lallerhme. Berlin, 1. Januar 1911. Kurz vor 8 Uhr wurde» auf dem Königliche» Schlosse die Kaiserstandarte, die Königsstandartc und die Kurbrandcudurgische Flagge gehißt Um 8 Uhr blies das Trompetertorps der Garde Kürassiere von der Galerie der Schloßkuppel den Choral „Run danlet alle Gott", und unmittelbar darauf begann das Große Wecke», das die Spiellcutc der Zweiten Garde-Insanterie-Brigadc und die Ho boisrcn des 1. Garde-Regiments ausführten. Die Musiker hatten auf dem inneren Schloßhof Aufstel Inng genommen. Nach dem Anschlägen der Trom mein spielte die Kapelle das Niederländische Tank gebet. Dann rückte alles durch Portal l untcc de» Klängen, des Liedes „Freut Euch des Lebens" nach dem schloßplatz ab, von wo der Marsch im Schien oerschriti bis zum Brandenburger Tor und zurück ging. Das Werter war trübe Kiele Tausende hat ten sich eingesunbe» und begleiteten zum Teil die Musik, zum Tüll bliebe» sie in der Umgebung des Schlosses versammelt. Das Wecken schloss nach !» Uhr mit de», Vortrag des Tedeums auf dem Schloßhofe. Um 8 Uhr 2 Alin, traf auf dem Anhalter Bahnhof Prinz Rupprecht von Bayern ein, der im König lichen Schloss (Terrassenwohnung) Quartier nahm. Der Kaiser und die Kaiserin verließen das Neu« Palais im Automobil um 8V. Uhr und trafen umj Uhr vormittags im Königlichen Schlosse ein Uebcrwindung all jener rcchnischcn Schwierigkeiten sich als etwas ganz Selbstverständliches aüsnahm. alles nur Stoffliche also beiseite getan war. Der überaus hochstehende» künstlerischen Leistung Karl Straubes gegenüber erscheint es immer wieder be Laucrlich, daß im Eewandhausc nicht des öfteren das und jene Werk für Orgel und Orchester zu hören ist; eine Kompositioilsgattung, an der gerade die. neuere einschlägige Literat», keinen Mangel leidet. — Weiterhin solistisch betätigte sich Frl. Margarethe Siems soom Hoftheater in Dresdens. Die Künst lerin gehört nun schon zu den regelmäßig wieder kehrenden Gewandhausgästen und ersang sich auch gestern einen großen Erfolg. Das vortrefflich ge bildete, stimmlich glänzende und sehr ausgiebige Material der Sängerin, die sorgsam ausgcfeilte Kolo ratur und noble Behandlung der Fioritura wie der Kantilene entzückten wiederum, obschon in einer Arie aus Mozarts „Entführung" manches etwas farblos, das Original nicht jederzeit ganz getreu und die Te?t ausspruche ziemlich undeutlich erschien. Viel höher stand die Wiedergabe einer Lucia-Arie Dmizettis, deren obligate Flötenpartie Herr Maximilian Schwc vier ausgezeichnet vertrat. Und fast noch weit mehr steigerte sich Fr. Siems' große Künstler schaft in einem Lied (eigentlich einer Eesangstudies mit Pianofortebegleitung, vermutlich von dell' Acqua, in deren Vortrag feines musikalisches Empfinden und eminente technische Potenz restlos ineinander auf gingen. Schon vor einer ziemlich langen Reihe von Jahren batte uns Hans Winderstcin mit Paul Dukas Orchesterschcrzo „Der Zauberlehrling" bekannt gemacht, das gestern zusammen mit der E-Moll-Sinfonie von Brahms auf dem Programm stand. Weshalb Herr Prof. Arthur Nikisch sich gerade dieses so überaus geistreiche, seiner eigensten Individualität förmlich anschmiegende Tonpoem so lange entgehen ließ, ist schwer erfindlich. Der französische Tonsetzer wurde durch Goethes bekannte Ballade inspiriert. Seine Kunst zeigt manchen wahlverwandtschaftlichen Zug mit jener seines Landsmannes Bcrlioz auf. In der Partitur des „Zauberlehrling" findet sich oft ein barocker Humor und eine Neigung zu Groteskem und Bizarren,, die aber niemals unsympathisch berührt Dukas gibt in dem glücklich gewählten Rahmen des Scherzos eine musikalische Illustration jener Goethe- schen Ballade, die sich durch eigenartiges, sehr apartes Kolorit und teils schöne, teils merkwürdige, immer aber interessante und der Darstellung des Kunstobjekts bestens dienende Klangwirkungen auszeichnet. Dukas aehört m de» seinstfüblennden Tonpoeten der jung französischen Schule. Es wäre ein besonderes Ver dienst, im Gewandhause z. B. auch einmal seine drei fähige Polyeukt-Sinfonie darzubieten. Ruf ganzer kiöhe stand die gestrige, durch ausgesuchte Klanalchön beit und rhythmische Durcharbeitung hervorragende Aufführung des genannten Scherzos, die vollsten Bei fall verdiente. surren 5losnfte- * st. Hamburg, 31. Dezember. lPriv.-Tel.s Zur Errichtung des neuen Opernhauses trat heute eine Gruppe von Kunstinteressenten zusammen. Die Er öffnung soll am l '. September 1012 stattfinden Ein Kapital von er r Million ist bereits gezeichnet. Der Bau soll in künstlerischer Beziehung hervor ragend ausgeftaltet werden.
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