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Gräfin Lstzvergs Gndefin. AZ Roman von Fr. Lehne. (Nachdruck verboten.) Sie blieb unbewegt seinem leidenschaftlichen Au», bruch gegenüber. „Ich zwinge dich dazu. Nicht einen Pfennig be kommst du mehr. Lutz, ein ganzes Leben voll strengster Pflichterfüllung und Entsagung kann kaum den Makel und die Schande von dir nehmen, die auf dir lasten, und du sträubst dich, dieses Mittel der Sühne zu er greifen? Ich fordere es von dir als einen Beweis deiner aufrichtigen Reue und Buhe. Einen andern Weg gibt es nicht für dich, das bedenke wohl." ,Zch kenne doch noch einen andern", murmelte er zwischen den Zähnen. „Wir werden es sehen, Gross mutter, wer stärker ist, du oder ich. Ich beuge mich nicht!" Sie matz mit einem strengen Blick sein in knaben haftem Trotz erglühtes Gesicht. „Dann hast du die Folgen zu tragen, Lutz", ent gegnete sie kalt. „Du nötigst mich, deinem Komman deur Mitteilung von dem Geschehenen zu machen." Er starrte sie an, als habe er sie nicht verstanden. „Grotzmutter!" rang es sich halb erstickt von seinen Lippen. In ehernem Ernst und unbarmherziger Strenge sah die alte Frau auf ihn. „Wenn es dir ernst wäre mit deiner Reue, würdest Lu ohne Widerspruch dich meiner Bestimmung fügen. So aber mutz ich es für Feigheit halten, dich in ein anderes, dir weniger bequemes Leben zu finden — und du mutzt es doch!" Seine Hand fuhr unwillkürlich nach dem Säbel, und drohend blitzte es in seinem Auge aus. „Grotzmutter, Feigheit laste ich mir von niemand vorwerfen, auch von dir nicht!" Sie zwang ihn mit einem strengen, stolzen Blick. „Hast du dich nicht schon einmal ihrer schuldig ge macht?" Da stürzte er hinaus, leichenblaß, zitternd. „Lckbe wohl, Grotzmama!" Er stürmte an Poonne vorüber, die bebend an der Tür gestanden: sie hängte sich an ihn. „Lutz, wohin?" „Latz mich, Poonne! Oder willst du mit einem Verworfenen noch zu tun haben? Großmutter be trachtet mich schon als solchen!" „Lutz, bedenke, wie aufgeregt sie ist." „Davon merkte ich nichts. Sie ist von einer wahr haft steinernen Ruhe. Sie kommt mir vor wie die eine der drei Parzen, weißt du, wie die, die einem den Lebensfäden abschneidet." „Lutz, tue mir die Liebe, füge dich ihr: sie meint es gut: und du hast doch schweres Unrecht getan!" Er faßte sie an den Schultern und blickte starr in ihr schönes Gesicht. „Unter einer Bedingung würde ich es tun", sagte er langsam. Fragend sah sie ihn an. „Ja, Poonne, wenn du wieder mein sein, wenn du mit mir gehen wolltest als mein geliebtes Weib!" Und fest legte er den Arm um ihre schlanken Hüften. Sie trat zurück. „Nein, Lutz, das kann ich nicht?" Irr flackerten seine Augen. „Warum nicht, Poonne? Du ließest mich doch einst an deine Liebe glauben." „Die ist aber gestorben, Lutz, weil ich das Per- trauen zu dir verloren hatte, und jetzt — könnte ich sie dir nimmer wiedergeben." Sie stockte. „Warum sprichst du nicht weiter?" „Weil sie längst einem andern gehört." „Und wem?" Sie schwieg. Da lachte er bitter auf. „Und schwurst mir doch ewige Liebe! O Weiber!" Wild ritz er sie in seine Arme. „Und deine Lippen konnten so weich und süß küssen, kleine Poonne! Noch einmal küsse mich — zum Abschied!" Heiß lag sein Mund aus dem ihren. Sie konnte sich nicht von ihm befreien, wie in einem Schraubstock hielt er sie fest. „Du hast recht, Poonne, dein Leben nicht an das eines Verlorenen zu ketten!" Er ließ sie plötzlich los und stürzte davon. Zwei Stunden später kam Herta, fassungslos, mit dick verweinten Augen. „Großmama! Poonne! Lutz ist tot: Lutz hat sich erschossen!" Poonne schrie laut auf und stellte sich schützend neben die alte Frau. „Das ist nicht wahr, Herta! Sage, daß es nicht wahr ist!" Heiliger Gott, war es so gemeint gewesen? Scheu blickte sie nach der Großmutter. Die stan- unbeweglich da, wie zu Stein erstarrt. Nur in den Augen glühte ein unheimliches Leben. Poonne kniete neben ihr nieder und streichelte die eiskalten Hände. Jetzt bewegten sich ihre Lippen. Poonne verstand, was sie flüsterten: „Er hat gesühnt." Und wie ein gefällter Baumstamm brach die sonst so starke Frau zusammen. Lutz von Brückens plötzlicher Tod hatte natürlich sehr viel Bestürzung und Aufsehen erregt. Dieser blühende, lebensfreudige Mensch! Die abenteuer lichsten Kombinationen wurden daran geknüpft. Aber schließlich glaubte man doch an einen Unglücksfall, hervorgerufen durch leichtsinnige Handhabung mit keiner Pistole. Denn was sollte ihn sonst in den Tod getrieben haben? Etwa die Untreue von Lillian Morton? Darum aber nimmt sich keiner das Leben! Es war eben so unsaßlich, daß der Liebling der Ge sellschaft, Lutz von Brücken, nicht mehr sein sollte, daß man deshalb allerlei mutmaßte, da man wußte, seine Verhältnisse waren nicht die besten. Aber man hörte nichts, es war alles geregelt, und schließlich beruhigt« man sich darüber. Unsere Zeit ist ja so schnellebig: sie hat morgen schon vergessen, was heute die Gemüter aufs tiefste erregt hat. Mit bewundernswerter Fassung hatte die Gräfin die schweren Tage ertragen, die ihre Familie, ihren Namen so plötzlich in den Vordergrund, in aller Leute Mund gebracht hatten. Sie ertrug auch die maßlosen Vorwürfe und Anklagen der Tochter, ihr durch übertriebene Strenge den einzigen Sohn getötet zu haben — trug ihren eigenen Schmerz um den geliebten Enkel, um dessen Verfehlung, die ihn aus den Reihen der Edlen gestoßen, tief verschlossen in der Brust. Niemand hatte sie weinen sehen und klagen hören. Schweigend litt sie. daß sie am Ende ihres Lebens eine so große Enttäuschung noch erleben mußte, am Liebsten, was sie besessen. Gleichsam als Strafe, als Sühne faßte sie es auf, daß sie damals um geringerer Ursache willen so unbarmherzig und hart geurteilt und sich dadurch aller Freuden beraubt hatte. Nun hatte sie das, was ihr am teuersten war, auf eine so wenig ruhmvolle Weift hingeben müssen. Sie litt schweigend. Angstvoll beobachtete Poonne ihr steinernes Ge sicht, in das Kummer und Schmerz ihre scharfen Linien gezogen und sie um ein Jahrzehnt älter er scheinen ließen, wenn auch die Haltung noch immer so stolz und ungebeugt war wie früher. lieber diese Frau hatte wohl nur einer Macht! — Totenstill war es jetzt auf Burgau. Baronin Brücken und Herta ließen sich nicht sehen, und die Gräfin war froh darüber. Sie konnte das Weinen und Jammern um Lutz nicht mit anhören. Schonungslos hatte sie der Tochter über Lutz" Ver fehlung berichtet, war aber in ihrer Entrüstung dar über auf wenig Verständnis gestoßen. Die Angelegen heit war ja durch Poonne geregelt, wozu sich also noch hinterher ausregen — war der Baronin Ansicht. Wenn auch Lutz unrecht getan hatte, in den Tod hätte man ihn darum nicht zu treiben brauchen, diesen sonnigen, frohen Menschen. Und ganz offen erhob die Tochter schwere Anklage gegen die Mutter, und die Spannung wuchs bei jedem Zusammensein der beiden. Es konnte so nicht weitergehen. Das fühlten beide. Deshalb mieden sie sich für eine Weile, um endlich zur Ruhe zu kommen. Poonne war froh, daß sie die Baronin nicht sah. Sie haßte sie beinahe wegen ihres schmeichlerischen Wesens ihr gegenüber. Auf alle mögliche Art suchte Poonne die Groß mutter zu zerstreuen, sie abzulenken von dem ver zehrenden Kummer. Wenn diese ihr auch, nach ihrer Natur, kein zärt liches Wort gab, so glaubte sie doch in den dunklen Augen der Großmutter einen wärmeren Schein zu sehen, wenn sie miteinander sprachen, und der Augen blick war Poonne unvergeßlich, als die alte Frau sie in die Arme geschlossen und „mein liebes Kind" ge nannt hatte. Das entschädigte sie tausendfach. Die Gräfin merkte wohl Pvonnes Bemühen um sie, und in ihrem Herzen begann es sich wunderlich zu regen für die Enkelin. Wie der Frühlingswind und die Frühlingssonne die Eisdecken auf den Flüssen schmelzen lassen, so gelang es auch Poonne, das Herz der Großmutter sich geneigt zu machen. Diese erkannte wohl die Uneigennützigkeit und Selbstlosigkeit des Mädchens. Jetzt, da sie durch ihren Reichtum sich ihr Leben nach eigenem Geschmack hätte einrichten können, vergrub sich Poonne freiwillig in die Einsamkeit von Burgau, um durch ihre Gegenwart ein wenig Sonne und Licht in das dunkle Gemäuer zu tragen, Leid und Kummer zu verscheuchen. Ihre Anwesenheit war schließlich der Großmutter unentbehrlich geworden. Nach Lutz" Tode war Poonne nicht wieder in das Steinhagensche Haus zurückgekchrt. Es war ihr un möglich, jetzt mit den beiden Damen zusammenzusein, deren neugierige, taktlose Fragen nach dem Vetter zu hören. Deshalb hatte sie geschrieben, man bitte, ihr Fernbleiben zu entschuldigen, da ihrs An wesenheit auf Burgau durchaus nötig sei. Konstanz« antwortete in liebenswürdigster Weise. Sie sähen ein, daß Komtesse recht habe, sprächen ihr BoLauern über das jähe Dahinscheiden Baron Brückens aus und teilten ihr mit, datz sie beabsich- tigten, den Februar an der Riviera zuzubringen. So, nun konnte Poonne auch unter diesen Abschnitt ihres Lebens einen Strich ziehen! Nach mehreren Wochen bekam sie von Iustizrat Wendler die Nachricht, daß er Steinhagen für sie ge kauft habe. Am 1. April sei das Gut zu übernehmen. Herr von Steinhagen sei mit der erzielten Kauf summe sehr zufrieden, und er beabsichtige, sich jm Osten des Reiches, in Posen, neu anzukaufen. Der Verzicht auf seinen Besitz sei ihm sehr schwer ge worden. Davon war sie überzeugt, auch ohne daß es ihr geschrieben wurde. Mußte sie doch, wie er damit ver- wachsen war! Der Gedanke an ihn hatte sie auch in diesen letzten traurigen Wochen nicht verlassen. Nie würde sie ihn vergessen können, und ihre Augen wurden trübe und tränenvoll bei der Erinnerung an die glücklichen Stunden in seiner Gegenwart. Nun war auch das vor bei, sie würde ihn nicht mehr Wiedersehen! Ach, wie fühlte sie sich arm in ihrem Reichtum, wie gern gäbe sie den hin, wenn sie sich den Geliebten damit erkaufen könnte! Bis jetzt hatte sie der Großmutter nichts von ihrem Eutskaus gesagt: länger aber wollte sie es nicht ver heimlichen, um so mehr, da der Iustizrat nun in einem neuen Schreiben ihre Anwesenheit in der Stadt zu einer persönlichen Besprechung für erforderlich hielt. Herr von Steinhagen sei verreist, hatte er ihr mit geteilt, so liege durchaus keine Gefahr vor, daß ihr Inkognito verraten würde. Diesen Brief gab sie der Großmutter zu lesen. Sie ertrug deren prüfenden Blick, aber ein heißes Rot stieg ihr in das weiße Gesicht. „Weshalb hast du das getan?" „Weil ich Herrn von Steinhagen das Gut erhalten wollte. Ich weiß, wie er daran hängt." „Pvonne, so etwas Außergewöhnliches tut man nur um einen Mann, den man — liebt." Sie stürzte vor der Gräfin nieder und verbarg ihr Gesicht in deren Schoß. „Nicht daran rühren, Großmama, Litte, nicht daran rühren." „Und so soll ich nun auch dich verlieren", murmelte die Frau mit schmerzlicher Stimme. Pvonne hatte es gehört, und eine heilige Freude erfüllte sie. Sie hob Len Kopf, umfaßte die Groß mutter fester und fragte sie: „Großmama, würdest Lu darum trauern? Gelte ich dir etwas? Hast du mich denn ein bißchen lieb?" „Frage mich nicht danach, mein teures Kind", flüsterte sie bewegt, neigte sich über die Kniende und küßte sie auf die Stirn. Da legte Pvonne den Kopf an die Brust der Großmutter, schlang die Arme um deren Hals und sagte leise: „O, wenn Papa das noch erlebt hätte! Ich danke dir, Großmama." (Fortsetzung folgt.) Uoclsrn <v I^oiprig, OrinrninisekL Ktrsrcso 23 "S 0767L ^5042 2 3 3272 karvsproebor Nr. SS a. 1525. Zurrst a» L> lL3etienismpvn Lr»»trdattor1eu ch>i>»»miil»t»r«ii Laäontatioll 8p«i»lg»»vdLtt . HV«lt«r . ileetittkmtp do 0. 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Lotz« ttumbolettritr. empieblev ' Augsburg . la^k ekflM^ „Seit Jahre» war ich müde u. matt, hatte häufig wahnsinnige Kopfschmerzen ii. jede Lust z. Arbeiten u. z. Leben ver- loren, wurde scheu u. melancholisch. D. Arzt sagte, es sei ein veraltete» ülssenleilleii u. Nirrenschwäche, daneben Darmträg, beit infolge sitzender Lebensweise. Aus ärztl. Rat trank ich. nachd. nichts Kelsen wollte. Altbuchhorfter Mark-Lprudel Liarktznell« lJod-Eiien-Manga»-Koch- lalzquellei. Schon u. drei Fl. südlte ich mich als ganz and. Mensch Die Urin absonderung wurde lebhaft u. schmerzlos u. blieb rS seitd. Ich trink« d. Mark- Lprudel jetzt iägl.. habe mich nie io wohl u. gesund grf. wie heul». Ihr Viark- Ltzrudel ist m. Lebensretter. Han« B.' Aerztl. warm emvt. Literfl. 95 Pfg. in den Npotll. u. Drog in Ltndena«: bei Lerad. 8tl»dl stvdk.: Engra» in Leipzitz, Mark« 12. -S do L USdii rLsloLtznL»« VI»rOH»»n«t»«liiil»» kiir l ruuea 100, ISS, ISO, 175, 200, » tcilnr^linnelmliiili« kilr Horrem IVO, 175, 200, 225, 250. L LL«i l»»t- all HV1nt«rt»«nNa< link» voa ... 50 an «>lr<»^e in «lüai»«li<-ii, Id»llh»»«l»»l>iih« io jeävr l-äui-o ru ckea blllixttea kreisea im iüdwflvb»t deü»lllltell Uaucksokukxesekittt o»s7« 3, I. kl., kein Linien IVie äiete külme «la» aut cker Lrcke zvanckelncke Tierreich über ragt, lo überragen clie kkan-enkette kk1l,ftllN un4 kUlckstOLItt (Lllonren - Lutter - Margarine) ckie tierischen Bette ckurch Ikre kkeinkeit unck Güte. Vas devoeill am bellen cker Urollanck, ckaü kalmln unck Lalmona tierische kette In cker keinen UnZ bürgerlichen Küche Immer mekr verckrüng«^ kalmln rum Kochen, vraten unck Lacken kalmona als Vrotaulltrich, Lest«! am /^katre. v»°7? krüowobilvvrÄvkvrrmL Haftpflicht-, Unfall- und Fahrzeug-Verf., tnkl. (Feuer-, Exploftons und Kurzfchluftgefahr) vermittelt «lient mit I^r»»petzt«i» Vertreter de« Algem. Deutschen Vers.-Verein» a «7. Gtnttg«rt, und der Stuttgarter Mit- und RnckverslchernngS-Aktten-Gg. aeor, — »rnriif ISlSV.