Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.10.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-10-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19101017013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910101701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910101701
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-10
- Tag 1910-10-17
-
Monat
1910-10
-
Jahr
1910
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Momsy, 17. Vkwder 1910. Lelpzlyer Tsyedlstt. M. 287. lv*i. Haftryan-. in einer Konditorei am Peters st einweg überrascht und der Polizei übergeben. Wegen Ein- üruchFdiebstählen hat der Mensch schon schwere Zucht hausstrafen erlitten. Die Kriminalpolizei konnte dein Spitzbuben noch einen weiteren Einbruchsdiebstahl in einem Fleischwarengeschäft nachweisen. * Verhaftungen. In Hast kam ein 23 Jahre alter Arbeiter aus Reudnitz, der verschiedene Hand werkszeuge gestohlen hatte. — Weiter kam in Haft ein 28 Jahre alter galizischer Ar beiter, der auf Grund gefälschter Aus weispapiere Unterstützungen zu erlangen suchte. — Schließlich erfolgte noch die Festnahme eines 32 Jahre alten Büfettier» aus Auerbach, der dringend verdächtig ist, gewerbsmäßig Renn wetten vermittelt zu haben. — Zur Beraniwortung gezogen wurde ein 16 Jahre alter Handlung» gehilse aus Geyersdorf. der sich an einem kleinen Mädchen in unsittlicher Weise verging. Aus Sachsens Umgebung. * Eisenach, 16. Oktober. <Dcr Oberbürger meister lenkt ein.) Bom Oberbürgermeister Schmieder wurde in der gestrigen Sitzung des Gc meinderates die Erklärung abgegeben, daß er sich im Interesse der Stadt und einer gedeihlichen Arbeit zwischen Gemeindevorstand und Gemeinderat ent schlossen habe, an den Sitzungen des Finanzaus schusses wieder teilzunehmen. Der Eemeinderat be schloß daraufhin, seine Beschwerde über das Ver halten Schmieders an die Bezirksdirektion zurückzu ziehen und die Angelegenheit als erledigt an .usehen. * Ichtershausen, 16. Oktober. lIm Beruf ver unglückt.) Der Zimmermann Paul Rikolai aus Eischleben stürzte bei einem Umbau ab und trug schwere Verletzungen davon. Durch die hiesige Sanitätskolonne wurde der Verunglückte ins städtische Krankenhaus nach Arnstadt gebracht. kuultknlenuer. Theater. Leipziger Stadtthcater. Im Neuen Theater wird heute Montag Batailles Schauspiel „Der Skandal" gegeben, morgen Beethovens Oper „Fidelio". Im Alten Theater steht heute die Operette „Der fidele Bauer" auf dem Spielplan, morgen der Schwank „Der Feldherrnhögel". Schauspielhaus. Heute, Montag, wird zum ersten Male das Schauspiel „Die Mutter" von Traversi wiederholt. Morgen, Dienstag, und am Freitag ge langt das erfolgreiche Schauspiel „Taifun" zur Auf führung. Mittwoch geht in Abänderung des Spiel plans zu lmlben Preisen Sudermanns Schauspiel „Iohannisfeuer" in Szene. Am Donnerstag wird als volkstümliche Vorstellung zu halben Preisen das histo rische Schauspiel „Philippine Welser" gegeben. Am Sonnabend findet mit Earl Schönfeld als Gast die Erstaufführung von „Per Bunkes Vorgeschichten", Komödie in 3 Akten, van Larsen und Rostrup statt, die am Sonntag und Montag wiederholt wird. Pattenberq.Theater. Heule: „Glück bei Frauen", v»s>- sviel von v. Muser. Morgen: Erstaufführung von Paul BUtz Komödie „Freie Dahn". Konzerte. Gura-Loew«.Abend. Kammersänger Hermann Gura gibt beute abend >.48 Uhr im Saale des CtSdtisaxui Kaufhauses den angekündigten Loewc-'.'lbend. Aum Vorträge gelangen die schönsten Balladen — bekannte und weniger bekannte — des Meisters, und zwar.- Archibald Douglas: Edward: Das vergessene Lied: HueSka: Die wandelnde Glocke: Gutmann und G'HttzetA «rat Sberststm; Wirkung in die Fernes §i, konigin: Ter Fmtzer: Tom der Reimer; Der Nöck. — starten bei E. A. Klemm, Fr. Jost und abends an der Kalle. zSiaäa. -Anzeige.) ' Morgen Dienstag findet im Feurich-Saale das Konzert von Tbcresbc L. Leonard (Gesang) und WiN« Bardos «ala vier) statt. — Karten bei C. A. Klemm, Fr. Jost und I. H. Robolsktz. vergnUyunyen. : Kristallpalast-THeater. Sämtliche neuengagierten Künst ler-Spezialitäten treten beute zum zweiten Male auf. — Im Weinrestaurant konzertiert bis 2 Uhr nachts eine erstklassige ziÄnstler-Kapelle. — Das Kriftallpalast-Cafs ist die ganze Nacht über geöffnet. : Drei Mohren (L..Anger-Trottendors), anerkannt vor- iwhmes und schönes DergnügungSlokol im Osten Leipzigs, bietet heute abend von 814 Uhr ab seinen Gästen »inen reiz vollen Tiroler-Abend mit ganz neuer Gebirgsdckoralion. Tast die Darbietungen nur äußerst gelungen sein werden, dafür bietet die Mitwirkung des renommierten Leipziger Bunten Theaters di- beste Gewähr. : Tivoli. Heute großer Eliteball. Anfang 8 Ubr. : SanSsonei. Der urkomische Bennewitz wird heute aoeud mit seiner nenorganificrten ausgezeichneten zdünstlcrgesellschafl ein gro„es bumortstischc-z Konzert mit neuem Repertoire geben. Bennewitz hat es stets verstanden, feinen Konzerten einen gediegenen Anstrich zu geben und das Publikum tresslich zu unterhalten. Das Konzert beginnt 8 Uhr: alsdann folgt ein slotter Kavalierball. : Deutsches Hans in Lindenau. Man muß es GullmaunS lassen, sie verstehen Feste zu arrangieren. Auch das heutige ist wieder auss glänzendste ausgcstaltet und bietet näheren UnterhaltungSftoff; obendrein werden noch di« Leipziger Kri- stallpalast-Tänger für humoristische Kurzweil sorgen und — nach diesen beginnt der urstdcle bayrisch« BolkSball. : Schuocnhaus (L.-Sellerhausen). Heute Montag abend 8 Uhr großes Militürlonzcrt von der Kapelle des 106. Jnt.- RegtS. Dem Konzert folgt großer Eliteball. Nächsten Sonn tag: Intime Sänger. : Friedrichshallcn. Heute Montag abend 8 Uhr große hu moristische Soiree der berühmten Seidel-Sänger mit an schließendem Eliteball. : Schillerschlötzchen (L.-GohliS). Die llllontagSbälle tu diesem beliebten Lokale And bei alt und jung üboraus beliebt und werden insolgedcsscn auch stets zahlreich besucht. Tic Ballmusik wird auch heute wieder von dem bewährten Wols Orchester in der gewohnten schneidigen Weis« ausgcsührt. GelÄskisverkeNr. : Die Firma Geschw. Schallwtg, Pfasfendorser Straße 15, empfiehlt moderne Damen, und Kindcrhüte. sowie alle ins Putzfach cinfchlagenden Artikel in jeder Prei- läge. Da sich die Firma auch an der gegenwärtig ftattfinden den Schaufensterkonkurrenz beteiligt, wird unsere Damenwelt noch ganz besonders auf diesen Umstand aufmerksam gemacht. diesmal nicht recht durch: auch wurde die Höhe nicht ganz rein und mühelos erklommen. Wieder aber wurde der Zuhörer durch ihren zu Herzen gehenden Vortrag gefesselt. Der Kirchenchor, aus gutem, namentlich in den Männerstimmen sehr angenehm wirkenden Sttmmenmaterial zusammengesetzt, sang unter Herrn Kantor Zweiglers Leitung das „Halleluja" von Händel, eine Motette von E. Fr. Richter (Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Boten) und den schlußchor aus dem 42. Psalm von Mendelssohn im ganzen recht würdig und wir kungsvoll In der Feststimmung war der Plan etwas zu ausgedehnt geraten. Mehr als 1^ Stunden kleine Sachen kann ein normaler Zuhörer wohl kaum vertragen. Der Zuhörerraum lägt infolge seiner breiten Lichtung das Lastende anderer Kirchen nicht empfinden. Man fühlt sich ungezwungener, freier in seiner Umgebung. Die Anordnung von Chor und Orgelspielttsch läßt für die Ausführenden bequeme Ausbreitung zu, so daß für die Kirchenmusik ein günstiger Ort mehr entstanden ist. 8oU. Aus Leipzig uw) Umgegend. Leipzig, 17. Oktober. UnMMche Liierstur unü Vvlkslchule. Das sächsische Ministerium des Kultus und öffent lichen Unterrichts beschäftigt sich in einer kürzlich an die Lezirksschulinspcktionen erlassenen Eeneralver- ordnung mit der Frage, was die Volksschule und ihre Organe zur Bekämpfung des unheilvollen Einflusses beitragen können, den die Verbreitung unsittlicher Literaturerzeugnisse und anstößiger Bilder auf die Jugend in zunehmendem Maße ausübe. Zur erziehe rischen Aufgabe der Schule gehöre es, wie die Ver ordnung besagt, nicht nur im Unterricht selbst durch die richtige Auswahl geeigneten Lesestoffes auf den guten Geschmack und das sittliche Bewußtsein des Kindes fördernd einzuwirken, sondern der Jugend auch bezüglich der Wahl des von ihr außerhalb der Schule benutzten Lesestoffes ratend zur Seite zu stehen. Die Lehrerschaft der Volksschule solle deshalb dieser Frage, soweit dies noch nicht geschehen sei, ihre be sondere Aufmerksamkeit widmen und die Schuljugend vor der Lektüre anstößiger Bücher unü dergleichen Schriftwerke warnen, auch etwaige hierauf bezügliche Wahrnehmungen dem Elternhausc mitteilen. Dabei würde es indessen nicht bewenden dürfen. Vielmehr würde möglichst weitgehende Sorge dafür getragen werden müssen, daß es den Schülern an gutem Lese stoff auch in den Schulbibliotheken nicht fehle, ebenso würden die Eltern, wo angängig, durch Mitteilung geeigneter Bücherverzeichnisse seitens der Schule zu beraten sein. Die Schulvorstände würden ins besondere anzugehen sein, je nach den finanziellen Kräften der Schulgemeinde auf Hebung der Schul bibliothek Bedacht zu nehmen. Als besondere Gefahr werde es fast von allen Seiten bezeichnet, daß die Schulkinder häufig an Schaufenstern und in den Ge schäftsläden von Buch-, Papier- und Kartenhändlern Gelegenheit fänden, anstößige Ansichtskarten und sonstige bildliche Darstellungen sowie Druckschriften mit verfänglichen Aufdrucken und Titelbildern zu sehen, die geeignet seien, das sittliche Empfinden der Kinder ungünstig zu beeinflussen. Der Kampf gegen solche Mißstände sei nicht nur von verschiedenen aus wärtigen Staatsbehörden, Gemeindebehörden und anderen mit Erfolg in Angriff genommen worden, seine Berechtiaung werde vielmehr auch gerade von den amtlichen Vertretungen des deutschen Buchhandels du rMip s an erlogt. Die Schulvorstände und die Schulleiter sollten es sich deshalb angelegen fein IMe«: eventuell durch Anrufung der Polizeibehörden iene Geschäfte am Orte festzustellen und in geeigneter RZeile auf deren Inhaber zur Entfernung anstökiqer Schrift- und Bildwerke aus Schaufenstern und Läden einzuwirken. sowie hierbei auf die Störungen, die sich aus solchen Darbietunaen für die sittliche Erziehung der Schulmaend ergeben könnten, aufmerksam zu machen. Insoweit solche Bemiibunaen obne Erfolg bleiben sollten könnte den Schulvorständen die Prsifuna der Fraae überlasten werden, ob nicht, wie es bereits an verschiedenen Orten geschoben sei, durch die Ortsschulovünunaen Fnrloroe dahin zu tresten sei, daß im Wege der Ssiftifbiftinlin Schul kinder beim Einkauf tbrer Scknllbedsirfniste vom Ver kehr in soich-n Geschäften zurütkaebaften wurden, in denen anllöbiae Schrift- und Bildwerke auslägen und verkäuflich seien. * * Kirchenvorstandswahl. In der Parochie 'eivzig-Eutritzsch findet am 13. November die Wahl von vier Kirchenvorstehern statt. Wer von den über 25 Jahre alten männlichen Kirchgemeinde mitgliedern daran teilnehmen will, hat sich, sofern cs noch nicht geschehen ist, in die in der Pfarramts- crpedition ausliegende Wahlliste eintragen zu lasten, und zwar bis spätestens zum 25. Oktober d. I. * Wähleroersammlung. Eine interessante Wäh lerversammlung ist für heute abend ^g Uhr nach dem Hotel Stadt Nürnberg einberufen worden. Redner sind: der Kandidat der nationalliberalen Partei für den 5. Wahlkreis, Rechtsanwalt Dr. Zöphcl, und der Reichstagsabaeordnete Dr. . jur. Weber, Löbau. Ersterer wird über Landtagsfragen sprechen, letzterer über: Die Reichsfinanzreform und die Parteien. Im Interest« der nationalen Sache ist ein zahlreicher Besuch seitens der nationalen Wähler dringend erwünscht. * Die Ortsgruppe Leipzig des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbandes beging am Sonnabend im Großen Saale des Zoologischen Gartens die 17. Veroandsgründungsfeier durch eine große Fest lichkeit. Das Winderstein-Orchester unter Direktion des Kapellmeisters Pirr mann leitete den Abend durch Reineckes „Friedensfeier" stimmungsvoll ein, dann erfreuten ore Festversammlung zwei Violin- solis des Konzertmeisters Iani SzLntä und Lieder vorträge Les K i r ch l - Quartetts des Leipziger Männerchores, deren Porträge bestens gelangen und durch stürmischen Beifall ausgezeichnet wurden. Im Mittelpunkte des Abends stand die Festrede, die der Reichstagsabgeordnete Amtsgerichtsrat Lattmann hielt. Der Redner gab in etwa einstündiger Rede eine Schilderung des Werdens des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbandes, der, als lokaler Ver ein begründet, sich zu einem über ganz Deutschland verbreiteten Verbände ausgewachsen habe und in den Organisationen der Handlungsgehilfen eine füh rende Stellung einnehme. Der Verband habe sich von Anfang an den Kampf gegen die Sozialdemokratie auf seine Fahne geschrieben und diesen so siegreich durchgeführt, daß diese Partei in Handlungsgehilfen kreisen noch nicht festen Fuß fassen konnte. Auch sozialpolitisch sei der Verband bahnbrechend vorge gangen und habe so Großes für seine Mitglieder er reicht. Die R-de wurde mit großem Beifall ausge nommen. Nach Schluß des Konzertes trat der Tanz die Herrschaft des Abends an, bei dem die Mitglie der noch lange beisammen blieben. * Der Verband der unteren Post- und Telegraphen- Beamten, Bezirk Leipzig, hielt gestern nachmittag im Zentraltheater seine Generalversammlung ab, die von etwa 2000 Personen besucht war. U. a. hatten sich viele auswärtige Vertreter eingefunden: auch Reichs- tagsabg. Iustizrat Dr. Iunck war erschienen. Herr Otto Thiele, der Vorsitzende, eröffnete und leitete die Verhandlungen. Aus dem Jahresbericht geht hervor, daß das vergangene Jahr den Postunter beamten in wirtschaftlicher und sozialer Beziehung Enttäuschungen und Verschlechterungen gebracht hat. Die Mitgliederzahl des Leipziger Bezirksvereins stieg auf 3-157. Die Kassengeschäfte, deren Erledigung Herrn Grosse oblag, erforderten in den Einnahmen und Ausgaben 28 317,03 .tl. Das Vermögen des Be- zirksvcreins beziffert sich auf 10 274,21 >t. Der erste Vortrag des Herrn Engelhardt behandelte die G e h a l t s r e f o r in und das W o h n u n g s g e l d. Die Besoldungsreform vom vorigen Jahre habe Ent täuschung Hervorgernfen. Die Aufbesserung werde illusorisch gemacht durch den Wegfall der Teuerungs zulage. In vielen Fällen sei eine Verschlechterung gegen früher eingetreten. Die Hoffnungen, die man auf den Reichstag gesetzt habe, seien nicht in Er füllung gegangen. Für die einzelnen Kategorien der Unterbeamten wurde das Tagegeld als unzureichend bezeichnet. Dazu komme die übermäßig lange Warte zeit auf die Anstellung. Bei den Landbriefträgern und den Schaffnern müsse das Anfangsgehalt herauf gesetzt werden. Die Nichtanrechnung der Tele- graphenarbciter- und Militürjahre bedeute gleich falls eine Härte. Zur Wohnungsgeldfrage äußerte der Referent, daß die Zustände hier ganz entschieden eine Besserung erheischten. Wenn manche Kollegen in anderen Orten Vorteil vom Wohnungsgeld hätten,Zo kämen die Großstädter um so schlechter weg. In Leipzig seien die Unterbeamten überhaupt leer aus gegangen. In einem zweiten Vortrag sprach Herr Otto Thiele über Dienststunden und Ur lau b s v e r h ä l t n i s s e. Es wurde darauf hin gewiesen, daß sich die Dienstverhältnisse der unteren Beamten gegen früher verschoben haben. Es werden größere und vielseitigere Anforderungen an sie ge stellt. Demgegenüber sei die wöchentliche Dienst stundenzahl von 60 bis 69 Stunden (bei den Beamtinnen 42 bis 18 Stunden und bei den mittleren Beamten 48 bis 54 Stunden) für die Unterbeamten zu hoch. Man schließe sich in dieser Hinsicht der Reso lution des Verbandstages, worin das durchschnittliche Leistungsmaß auf 51 Stunden (die Woche zu sechs Arbeitstagen gerechnet) gefordert wird, an. Die Urlaubsverhältnisse bedürfen ebenfalls der Reform, da sie nicht ausreichend seien. Der Redner sprach die Hoffnung aus, daß der Reichstag auch hier die Unterbeamten unterstützen möge. Herr He inold referierte dann über die Personalreform und die Anrechnung der Dienstzeit. Es sei besonders hinzu arbeiten auf eine Regelung der Anstellung bei den Postboten. Das Probejahr solle in Wegfall kommen. In den Fällen, wo die Anstellung nicht eintrete, sei eine besondere Vergütung am Platze. Die An stellung solle nach dem neunten Dienstjahr und die Zulassung müsse überall in gleicher Weile er folgen. Herr Ncichstagsabgeordneter Justizrat Dr. Iunck erhielt darauf das Wort. Er gebe zu, so führte er aus, daß die Klagen der Postunterbeamten berechtigt seien. Wenn man aber die näheren Umstände betrachte, so müsse man sagen, daß an dem Mißerfolg des Reichsbcsoldungsgesetzes die Unglück- » liche Verkettung mit der Reichsfinanzreform die Schuld trage. Die nationalliberale Partei, und hier besonders Geheimrat Beck, habe alles getan, was sie in dieser Angelegenheit tun konnte. In der ersten Lesung waren z. B. 1200—1800 Anfangsgehalte vorgesehen: aber schon bei der zweiten Lesung zeigten sich die unheilvollen Folgen der Reichsfinanzreform, und die Parteien gingen von den Beschlüsten der ersten Lesung ab, nachdem Sudow im Plenum die Erklärung abgegeben hatte, daß der Bundesrat seine Zustimmung dem Besoldungsgesetz versagen müsse, wenn man über die angesetzten Gehaltsfestsetzunaen hinausgehe. In dieser Situation, um nicht das ganze Gesetz, das doch zweifellos vielen Beamten Vorteile brachte, scheitern zu lasten, stimmte man dafür. Bezüglich des Wohnungsgeldzuschusses gelang es leider nicht, die Städte Leipzig und Dresden in die Tarifklasse K zu bringen: es fehlten nur etwa eine oder zwei Mark zu dieser Möglichkeit. Daran Hütten jedoch die in Frage kommenden Beamten selbst mit die Schuld durch die unrichtige Ausfüllung der Fragebogen. Der Vortragende erklärte aber, daß er weitere Schritte in dieser Sach« tun werde, und daß noch Hoffnung bestehe, die Tarifklaste für Dresden und Leipzig durchzubringen. Der Woh nungsgeldzuschuß würde in diesem Falle auf 480 -4t gebracht werden. Dem Redner wurde viel Beifall gespendet. Verbandsvorsitzender Laux (Berlin) sprach sodann über die geplante Stellenvermehrung. In den weiteren Ausführungen der verschiedenen Redner kam zum Ausdruck, daß die Lage der Post- unterbeamtcn dringend reformbedürftig sei und im ureigenen Interesse des Staates liege. — Die weitere Tagesordnung brachte noch mehrere Anträge, die im Sinne des Vorstandes zur glatten Erledigung kamen. Bei der Neuwahl des Eesamtvorstandes, die durch Akklamation erfolgte, wurden im allgemeinen die bisherigen Herren wiedergewählt. An Stelle des bisherigen 1. Kassierers Grosse, der wegen seines Alters das Amt niederlegte, wählte man Herrn Zieger, zum 2. Kassierer Herrn Gralapp. * Sinsoniekonzert des Bergerschen Dilettanten orchester. Man muß Bergers Dilettantenorchester, das am Freitagabend im Großen Festsaal des Zen traltheaters ein Sinfoniekonzert gab, für seine Leistungen unbedingte Anerkennung zollen, zumal die Aufgaben, die es sich gestellt hatte, ziemlich schwierig waren. Im Mittelpunkt des Konzerts stand Haydns Sinfonie Nr. II in D-Dur. Gleich die in D-Moll stehende Einleitung mit dem folgen den Hauptthema gestaltete sich unter dem Dirigenten stabe des Herrn Berger sehr wirkungsvoll, auch die weiche Fröhlichkeit des Andante gelang vorzüglich. Das Menuetts war eine fein ausgearbettete Wieder gabe des kapriziösen Tanzes. Das Finale mit der bewundernswerten Durchführung der Themen er zielte sehr starken Beifall. Der Abend wurde mit dem wohlgclungenen Bortrag von Webers bekannter „O b e r o n" - O u v e r t ü r e eingeleitet. Aus dem Programm sei ferner die Glocken - und Grals- szciie aus „Parsifal" lobend erwähnt. Die ff wirkten wuchtig und packend. Sehr gute Leistungen zeigten die Geigen in P. Tschaikowskys „Chanson saus Paroles". Der starke Beifall, den Orchester und Dirigent erzielten, war also wohlverdient. Die Gchaltssrage im Handelsgewerbe steht seit einiger Zeit im Vordergrund der Handlungsgehilsen- beuugung. Bahnbrechend ist das Vorgehen des Ber- bandcs Deutscher Handlungsgehilfen zu Leipzig ge wesen. der aus seinem vorjährigen Verbandstage in München diese Frage zuerst in breiter Öffentlichkeit ausrollte. Diesem Vorgehen haben sich auch andere Bcrufsvcreine angeschlossen, lieber die Mittel und Wege zur Erreichung einer vernünftigen Eehalts- rcsvrm wird Herr Wilhelm Beckmann, Vorstands mitglied des V. D. H., in einer öffentlichen Versamm lung am Dienstag, den 18. Oktober 1910, abends 9 Uhr im Großen Festsaal des Zeniraftheaters spre chen. Der Vortrag ist gleichzeitig zur Einleitung der Koufmaunsgerichtswahlbewegung für die Eehilfeu- Liste 2 bestimmt, und verdient daher zahlreichen Be such. Das gewählte Thema dürfte auch sür die Prinzipale von großem Interesse sein. * Der Verein sür erziehliche Knabenhandarbeit (Abteilung des Leipziger Lehrervereins) veranstaltet gegenwärtig im Seminar sür Knabenhandarbeit, Scharnhorststraße 20, 1., eine Ausstellung von Arbeiten aus dem Werkunterrichte. Neben physika lischen Apparaten, geographischen Reliess sind Aus schneidearbeiten, Formarbeitcn nsw. reichlich ver treten. Neben Leipziger Schulen haben auch zwei Schulen aus dem oberen Vogtlande ausgestellt. Diese interessante Sammlung von Schülerarbciten ist jeden Sonntag von 11 bis 1 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. * Der Damenfriseur- und Perückenmacher-Gehilfen- verein zu Leipzig veranstaltete gestern ein großes natio nales und internationales Schau- und Preissrisieren, das mit einer reichhaltigen Fachausstellung verbunden war. im Buchhändlerbaus. Die Ausstellung machte einen sehr hübschen Eindruck und heben wir folgende der ansstellendcn Firmen hervor: die Zelluloid- und Bartbindenfabrit Georg Balß - Leipzig-Neustadt stellt Damen-Haarschmucl aus, die Firma Müller ^Hoffmann- Leipzig Haartrockenapparate, G. W. Karl Pau tke L Co., Chemische Werke, Berlin 53, kosmische Präparate, KunathK Klotzsch, Leipzig, Parfümerien und Toiletteseifen, Ernst Krause-Leipzig die Fabrikate verschiedener von ihm vertretener auswärtiger Firmen der Branche, Opitz-Berlin IV neue Frisiermäntel, F. Riede ln an n-Leipzig Parfümerien, Clara Muck-Leipzig schick garnierte Hüte, Rudolf Pohl -Dresden-Leute- witz Wachsbüsten 05. Ad. B ö h n i s ch - Leipzig-elek trische Massage- und Trockenapparate, Franz Hersche - Friedrichroda fertige Monturen für ätirnfrisuren und Transformationen, Howe k Grevel- Leipzig Parfümerien, Kamm- und Dürsten waren sowie Haarschmuck, Friedrich Jung C o.- Leipzig Stötteritz Parfümerien, Chr. Gottlob Hecker- Leipzig Gold- und Silbermanufaktur, Haarbänder in allen Arten und FassanL S chli MZ) extt Co-- Leipzig alle Arten lösmisäs^Prlipü/atc '^Mik He*' Spezialrabrikate, Hermann B a lk e ^.LüLLeipztg Haartrocknungs-, Massage- und "Mäkiikureapparate,' Salomon S ch i d l o w - Leipzig Haare, H. Mann heimer- Leipzig Hüte. Ferner sind noch zu nennen die Lehranstalt von Direktor Paul Guß mann- Leipzig. Besonders hcrvorgehoben sei die Ausstel lung der Firma C. B a l l k e - Leipzig, die eine An zahl hochvornehmer Frisuren vorsiihrte. Die dazuge hörigen Toiletten waren von der Firma Aug. P ol i cb geliefert. Ferner ist noch die Firma Oskar Schneide r vorm. Heinrich Buchhcim-Leipzig zu nennen, die Vibrations-Massage- und zur Schönheits pflege benötigte Apparate in technischer Vollkommen heit zur Schau stellte. Der Eröffnung der Ausstellung wohnte auch der Obermeister Griinler als Ver treter der Gewcrbekammer bei. Abends begannen die Schaufrisieren, an die sich später ein Ball anschloß. * Zirkus Charles trifft am Dienstag, den 18. Ok tober, auf dem Thüringer Bahnhofe ein. Mit der Entladung sowie llebersiihruug der gesamten Mate rialien nach dem Meßplatze wird sofort begonnen. Das Unternehmen wird in zwei riesigen Sonder zügen befördert, deren erster um 4,48 Uhr, der zweite um 5,57 Uhr einlaufen wird. Mittags zwischen 12—1 Uhr wird der Transport der exotischen Tiere, welche der Zirkus bekanntlich in besonders großer Anzahl mitbringt, stattfindcn. Der seltene Anblick dürfte sicher eine große Schar Neugieriger herbei locken. Näheres ist aus dem heutigen Inserat er sichtlich. * Nene Mode. Nachdem in verschiedenen Groß städten farbige Frackauzüge getragen werden, will die hiesige Firma F. A. Starke, Inhaber Hofschneider Förster und Haack, versuchen, diese Neuerung auch hier einzuführen. Wie aus dem Inseratenteil er sichtlich ist, sind die Stoffe dazu eingerroffen. * Straßcnunfälle. In der Torgauer Straße in Sellerhausen wurde gestern ein 16jäh- rig cs Mädchen von einem Kraftwagen über fahren.' Sie erlitt äußerlich nur eine kleine Ver letzung an der Stirn, wurde aber wegen anscheinend vorliegender innerer Verletzungen nach dem Kranken hause gebracht. — In vergangener Nacht rannte aus dem Johannisplatze ein 22jähriger Loko motivheizer auf seinem Rade mit großer Wucht an eine Kraftdroschke an und zog sich eine erheb liche Verletzung am Kopfe zu. Das Rad und die Kraftdroschke wurden erheblich beschädigt. Den Unfall hat der Verletzte selbst verschuldet. * Diebstähle. Kolli diebe stahlen von einem unbeaufsichtigt stehenden Wagen in der Reichs- straße ein Paket mit 89 Meter grauem Futterstoff und 25 Meter blau- und weißgestreiftem Iackenstoff, auf dem Neumarkt einen Ballen mit 15 Meter schwarzem Tuch im Werte von 160 Mark. — In der Nacht zum Sonntag wurde ein 50 Jahre alter Ar beiter von hier bei einem Einbruchsdieb st ahl Kirchliche Nachrichten. Israelitisch« ReltaivnSgemrlnde zu Leipzig. gjestgoltesdiencl am Montaa. den 17. Oklober, abends KH Uhr, am Diens tag, den 18. Oktober, vorm. 8H ubr, Predigt VH Ubr, abends LK Uhr, am Mittwoch, den 1!». Oktober, vorm. 8'L Uhr. Der Modesalon Julie Lugelmann, Leipzig, Schillerstraße 3, einer der tonangebendsten und modernsten seiner Art, bietet nachstehend einen Ueberblick der nächsten Herbst- und Wintermoden in Kleidern. Blusen und Wäsche im Lingerie-Genre. — Es sei zunächst auf die Kleider dieser Modeart' hingewiesen, für die eine geradezu überraschend reiche Zusammenstellung in aparten leichten Woll stoffen, 6r«i>c> 6« astiuo, Liberty, Ninon und Seiden-Etamine für Ge- sellschafts- und Teetoiletten im Lin gerie-Eenre vertreten ist. Mit Recht gibt unsere vornehme Damenwelt dem Lingerie- Kleid, diesem leichten, wie ein Iupon zusammen legbaren Kleide besonderen Vorzug, kann es doch zu jeder Gelegenheit getragen werden. Es bildet sozu sagen ein Mittelding zwischen der Straßen- und der größeren Toilette, dadurch den Damen unentbehrlich werdend. Daß das Prinzeßkleid die Gescllschafisb'.use. d. h. die reichgarniertc Bluse, verdrängt hat, ist feststehend, indes erfreut sich die Bluse an sich, besonders die aus Orepo sie, «siine.Nrnon. Klöppel spitzen oder aus Tüll, verbunden mit Irish, so sehr der Gunst der Damen, daß sie in der kommenden Saison eine große Rolle spielen wird. Auch das kombi nierte Kleid, d. i. Kostüm mit dazu passender Bluse, das unsere Damen bekanntlich mit Vorliebe tragen, weist die diesjährige Mode auf. Solange ferner noch der Kostiimrock und das Jacken kleid in ihrer angenehmen und bequemen Art be liebt sind, wird auch das Blusenhemd aus leichtem Wollstoff, Taffet-Chiffons oder Grep«, sie etiinv fort bestehen. — Es bedarf bei einem in der Damenmode so tonangebenden Modesalon wie dem von Julie Kugel mann keines Hinweises daraus, daß dort in Beziehung auf Sitz und aparte Verarbeitung so wohl als auf erste Auswahl die peinlichste Sorgfalt verwendet wird. — Aus erprobten Gründen führt die Firma in größerem Stile nur Wiener Lingerie-Konfektion, der sich die auswahl ¬ reiche Abteilung für Leibwäsche anschließt. Dazu sei bemerkt, daß für die lichte Bluse die dekorative Untertaille sehr beliebt ist. Der ge schmeidige und sich anschmiegende Stoff, der diesen Zwecken dient, findet auch Berwenduna für Tag und Nachthemden sowie für Beinkleider. Der Iupon ist, entsprechend der engen Rock mode, vorwiegend aus Seidentrikot oder weicher Seive gemacht. Marge «rock und Morgcnkleid reihen sich in aparter Ausführung den anderen Artikeln würdig an. Die Firma de teiligte sich auch am Schaufenster-Wettbewerb, und wird eine Besichtigung für jede Dame von größtem Interesse sein. »«««
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)