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r>ezugS-Pr«- Vurch dt« V«U: w»«h»ir r»ul>chu»>d« ,«d ö« »«ychni p»I»a>r» »tenritthrl. ».»« »mxrtl. Ur» ue a»«!chu PoNdeftrllgeld. K*r«r m vrlgl«», DLnemark, d«n Doaaultaaten. Italien, ^uremdiir», Niederlande, Nor- weae», Oesterreich - Ungarn, N»-Unrd, Echwetxn, Schoer» ». Spanien. I» alle» bbri-en Staaten nur direkt tnrch dt» «eich«ft«t«!Ie de« «lalle« erdiUtlich. Da« l!eu»«er L^edlatt erlcheiai 7 »al tLglich, Son», n Kei r:ag« »ar <nargen«. Avonaeuieni-Ännadwe. UuGnllaspIatz 8, det nnleren Trügern, Filialen. Spediteare» »ad Atmabmesteüe», uns« «ostänitrr» «u> «ida»«»» «,» »rlchäNkaell« I»da»»!«aaste «. S«kMp«cherr ttüvL 14««, IE«. Abend-Ausgabe. eipMrr TliMM Handelszeitung. Ämtsvkalt des Rates und des NoNzeiarntes Ser Ltadt Leipzig. Anzeigen-Prei- » Ach«r»te «t» LechB, und Uog^n», dl, 6^i»a!t«n« 10 M» diel» PettcheL« L dl« 74 »» drett« »evaine^üe Ne» anlwtrtt M Siakta»»» 1.Ä) ^U» ^»jeret» »»» vei»»«» l» eneMche» »M «elchtft«an^ani mtr V>«r»«lchr<fo» »M t» der »d«id«n4^d, t» «r«j« erdötzl. Nadati nach laril. «eilaaegedüdr a ». La»Ie»d «rkl. Voftgedüdr. i^esterteUt, klnItrLa« können mchi »nrüch. »erogen werden. Für da« ltrlcheine» »» beftlmnilea Lage» and PljAen wir» kN» »araatt« üterama«^. NuM,rv-U»«-h»>»» Tagnftnlplatz det lümtllchen Fillale» ». allen Lnnon«». ittpedttionea de« Zn» and lünllenda«. P»a0l-Silt«l« B«n»: v»»«rr, tzrrr^l, dandiiln«. SL»imchr«d« IU (relephov Vt, «r- Et). Haa»t»Mlt»1» Dre«de»i Srestrad« 4, t Artepho» 4<UÜN Nr. 280 Montag, tea lv. Dkttiver lSio. 104. Zshrgsny. Oer Seluch ües Zaren in polsüsm. Die offiziöse Mitteilung, daß Zar Nikolaus in der ersten Hälfte des Monats November am kaiser lichen Hoflager in Potsdam zu erscheinen gedenke, macht allen Zweifeln, ob, wo und wann eine Begeg nung zwischen den beiden Herrschern stattfinden werde, ein Ende. Das; der Zar seinen Aufenthalt aus deutschem Boden nicht vorübergehen lassen würde, ohne dem Kaiser einen Besuch zu machen, konnte als selbstverständlich angenommen werden, denn wenn wir auch einer solchen Begegnung keine besondere hochpolitische Bedeutung beilegen, sondern nur darin den Beweis für die fortdauernden freundschaftlichen persönlichen Beziehungen der beiden Monarchen er blicken, so würde ein Unterbleiben der gegenseitigen Begrüßung doch zu Beunruhigungen oller Art Anlaß gegeben haben und geeignet gewesen sein, indirekt auf die politische Lage Europas einen Schatten zu werfen. Im Auslande hätte man ohne Zweifel auf eine deutsch-russische Entfremdung, auf ein Erkalten der „traditionellen" Freundschaft geschloffen und mancher- wärts Hoffnungen aufkommen lassen, die dem Frie den gefährlich werden könnten. Darin liegt für uns allein die Bedeutung des Zarenbesuches. Daß letzterer in Potsdam stattfindet, ist ein Be weis dafür, wie sicher sich der Zar bei uns in Deutsch land fühlt. Er könnte auch ruhig nach Berlin kom men, wo ihm kein Haar gekrümmt werden würde, immerhin ist die Reise nach Potsdam ein gewisser Fortschritt, nachdem die letzten Begegnungen Kaiser Wilhelms mit dem Zaren immer unter dem Schutze üer Schiffskanonen erfolgt waren. Aus der kurzen amtlichen Meldung läßt sich folgern, daß die Zarin ihren Gemahl nicht nach Potsdam begleiten wird, doch müssen die näheren Bestimmungen noch abge- wartet werden. „p. Vs" auf der Fahrt »an München nach Berlin. Das Luftschiff „P. VI" hat heute morgen nach seiner so überaus erfolgreichen Saison in München, wo cs glänzend verlaufene Paffagierfahrten ausgcführt hat, die Rückfahrt nach Berlin angetreten. — Es liegen darüber folgende Meldungen vor: München, 10. Oktober. (Eigene Drahtmeld.) „P. VI" ist heute morgen 9 Uhr 30 Min. zur Fahrt nach Berlin aufge stiegen. — Boraussichtlich wird in Plauen eine Zwischenlandung vor genommen werden. Nach dem Aufstieg ist die Fahrt glatt verlaufen, aus Landshut erhalten wir folgendes Telegramm: Landshut, 10. Oktober. Das Luftschiff „P. VI" überflog in glatter Fahrt 10 Uhr 4b Min. unsere, Stadt. Es hält die Richtung n a ch Regens burg. Nach den Dispositionen soll von Regensburg aus die Richtung nach Plauen eingeschlagcn werden, wo Vorbereitungen für eine Zwischenlandung getroffen sind. Kurz vor Redaktionsschluß erhalten wir aus Bitterfeld eine Depesche, die die Zwischenlan dung in Plauen in Frage stillt: Bitterfeld, 10. Oktober. (Prio.-Tel.) Wenn nicht zwingende Gründe vorliegen, wird das Luftschiff „P. VI" in Plauen nicht landen, sondern die Fahrt in direkter Richtung nach Leipzig fort setzen. Nach dieser Meldung dürste das Luftschiff ev. in den Spätnachmittagsstunden Leipzig überfliegen. Klerikeroerkaisungen in Portugal. In Portugal scheinen neuerdings die Dinge eine Wendung zum Schlimmeren zu nehmen, insofern, als das Mlitär, das sich zweifellos als unumschränkter Herr der Lage fühlt, zu Gewalttätigkeiten gegenüber dem Klerus und den geistlichen Kongregationen hin reißen läßt. Die republikanische Presse ist bemüht, die Anschauung zu verbreiten, als ob die Geistlichen als Feinde Les Vaterlandes, als Angreifer gegen die Republikaner aufs schärfste zu verfolgen seien. Es liegen indes von anderer Seite glaubwürdige Nach richten vor. die bekunden, daß die Geistlichen keine Veranlassung zu irgendwelchen Angriffen gegeben haben, daß sie vielmehr nur verfolgt und die Klöster erstürmt werden, weil die republikanische Regierung im Klerus ihren Feind sieht. Die Verhältnisse lassen sich noch nicht ganz klar überschauen. Wir geben vorläufig folgende einzelnen Nachrichten wieder: Lissabon, 10. Oktober. (Tel.) Der Justiz minister erklärte in einer Unterredung, was die Jesuiten anbetrefie, so würden diese als Ver räter des Vaterlandes betrachtet werden und für immer aus Portugal ausgewiefen. Auch die übrigen Kongregationen werden ge zwungen, sich aufzu lösen. Die Güter der Jesuiten werden beschlagnahmt und über die Güter der übrigen Orden wird eine Inventarauf nahme gemacht. Ferner wird noch eine Untersuchung über die Herkunft der Güter eingeleitet werden. Lissabon, 10 Oktober. (Tel.) Gestern abend wur den einige M ö n ch e, die sich in Zivilkleidung auf der Straße zeigten und die republikanischen Farben trugen, verhaftet. Die Menge hätte die Mönche beinahe gelyncht. Im ganzen gibt es in Portugal etwa 5—6000 Mönche, die den verschiedenen Kon gregationen angehören und demnächst au »ge wiesen werden. Die auswärtigen Nationen an gehörenden Oichensmitglieder werden bi« zur Grenze gebracht, dagegen die Schwestern und Mönche portugiesischer Rationalität ihren Familien übergeben. Lissabon, 10. Oktober. (Tel.) Das Gefecht zwi schen Jesuiten und Republikanern dauert an. Obwohl die Regierung ein Blutvergießen vermeiden möchte, muß sie doch den Iesuitenmönchen, die die Truppen mit Revolvern und Bomben an greifen, ganz energisch zu Leibe gehen. Das Kloster von D'E streike, von dem aus die Jesuiten Bomben geworfen hatten, wurde nach mehrstündigem Gefecht eingenommen. Die Brüder entkamen jedoch durch einen unterirdischen Gang, der mit einem anderen Kloster in Verbindung steht. Dort setzten sie ihren Widerstand fort. Gestern wur den 50 Jesuiten gefangen genommen, die verkleidet und gefesselt in einem Zuge durch die Stadt geführt wurden. Lissabon, 9. Oktober. (Tel.) In Lissabon ist eine Militürherrschaft etabliert. Eine Soldateska bemächtigt sich niemals der Gewalt, ohne schließlich Lohn an Beute und Opfern zu fordern. Hier wurden Priester als Opfer auserlesen. Sie er hielten Freitag Befehl, auf das Signal von drei Kanonenschüssen ihre Klöster zu verlassen. Als auf dieses Signal um 8 Uhr abend die M önche und Nonnen in den Klöstern ver blieben, begann zunächst in den Straßen eine Jagd aus die Geistlichen. Die arretierten Geistlichen wurden unter Mißhandlungen und Hohn rufen nach dem Arsenal geschleppt. Gleichzeitig sammelte sich der Pöbel auf dem auf dem Hügel in der Stadt gelegenen Iesuitenkollegium. Nicht, wie die von den Republikanern bseinflltßte Presse be hauptet, der Jesuit, sondern der Pöbel war es, der mit einem Steinhagel auf die Fen st er der Klöster den Kamps begann. Erst als der Jan hagel an die Tore zu hämmern begann, setzten sich die Priester zur Wehr. Nun hetzte der Pöbel die ringsum versammelte Soldateska zum Angriff auf. Er begann mit einer Füsillade, deren Spuren im Mauerwerk iwch mit den Spuren vieler hundert Ge schosse, namentlich um die Fenster zu sehen ist. Dann erfolgte ein Sturm, dem ein Pater als Toter und zwei als Verwundete zum Opfer fielen. Andere Verwundete nahmen die Jesuiten mit, als sie sich in Len unterirdischen Gang zurückzogen, der ihr Kloster mit zwei außerhalb der Stadt gelegenen, gleichfalls delage-te». Klöster», verbinde.. Die finanzielle Lag« der portugiesischen Köuigsfamili«. Paris, 10. Oktober. (Tel.) Der „Temps" meldet, daß die persönlichen Einkünfte des Königs Manuel sehr unbedeutend seien. Der Herzog von O porto sei ohne alle Geldmittel. Als er sich einschiffte, zeigte er den Matrosen zwei Hundertfrankenscheine und sagte: „Das'ist alles, was wir aus Portugal mit nehmen, und alles, was ich besitze." Die Königin Maria Pia soll vollständig vermögens los und stark verschuldet, dagegen die Königin- Mutter Amelia als geborene Prinzessin von Orleans sehr reich sein. Flüchtige Portugiesen in Deutschland. Köln, 10. Oktober. (Tel.) Auf dem hiesigen Hauptbahnhof trafen gestern mehrere portu giesische Familien ein, die erklärten, daß in der Umgebung der Königsfamilie Verrat verübt worden ist. Dies habe eine grenzenlose Wut der Königin Amelia entfacht, die unausgesetzt Verwünschungen und Drohungen ausstieß und nur mit Gewalt dazu zu bewegen war, die Flucht zu er greifen. An den Beratungen der portugiesischen Re volutionäre hätten seit Wochen hervorragende spanische Revolutionäre teilgenommen, so daß die Sorge der spanischen Regierung auf ein Uebergreifcn der Revolution nicht unbe gründet sei. Der Telegraphenorrkehr mit Portugal noch gestört. Berlin, 10. Oktober. (Tel.) Das Reichspoftamt veröffentlicht folgende amtliche Bekanntmachung: Der Telegraphenverkehr mit Portugal ist bis auf weiteres unterbrochen. Bis zur Wiederher stellung der Telegraphenlinien wird geraume Zeit vergehen. Telegramme nach Portugal werben daher aur auf Gefahr des Auflieferers von den Post ämtern entgegengenommen. politische Nachrichten. Landtagsersatzwahl in Leipzig-Laad. Infolge des Todes des freikonservativen Land tagsabgeordneten Dürr macht sich im 23. länd lichen Wahlkreise (Leipzig-Land) eine Er satzwahl nötig. Dürr war im Jahre 1909 ein ziger bürgerlicher Kandidat und erhielt 5533 Stimmen, sein sozialdemokratischer Gegenkandidat Lagerhalter Möller (Leipzig) vereinigte 3985 Stimmen auf sich. Es ist mit Sicherheit zu erwarten, daß für die Ersatzwahl von nationalliberaler Seite diesmal ein besonderer Kandidat aufgestellt werden wird. Prinz Heinrich von Preuße« in Plymouth. Plymouth, 10. Oktober. (Tel.1 Prinz Heinrich von Preußen traf gestern aoend im Automobil von London kommend hier ein und speiste beim Ober kommandierenden Admiral Sir Wilmot Fawkes. Der Prinz beabsichtigt, heute mit dem Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Kaiser Wilhelm II." die Rückreise nach Deutschland anzutreten. Trauerfeier für Perdy du vernois. Berlin, 10. Oktober. (Tel.) Die Le i che n fei e r für den früheren preußischen Kriegsminister General der Infanterie v. Berdy du Vernois findet am Mittwoch den 12. d. M., vormittags 11 Uhr in der Jnvalidenhauskirch« statt. Abg. v. Daller erkrankt? München, 10. Oktober. (Tel.) Ritter v. Daller, der Vorsitzende der Landtagsfraktion des Zentrums in Bayern, ist an einer A r te r ienv«r ka lk»<na nicht unbedenklich erkrankt. Aremdenhetz« in Honduras. New York, 10. Oktober. (Tel.) Nach Depesche des „New Pork Sun" aus Guatemala find in Amapala (Honduras) die dortigen Aus länder aus der Stadt geflohen, nachdem der Stadtkommandant befohlen hatte, alle Eng länder und Amerikaner fest zunehmen und ihr Eigentum zu konfiszieren. Der englische Konsul entkam nur mit genauer Not unter einem Kugelregen der Soldaten des Kommandanten. Dieser 2», Oie Fra« im Spiegel. Non G. W. Appleton. (Autorisierte Uebersetzung.) Ich war mittlerweile an einer Droschkenhaltestelle angelangt. Ich sprang in einen Wagen, gab dem Kurscher die Adresse, und wir fuhren der Stadt zu. Als wir am Trafalgar Square vorüberkamen, schoß mir plötzlich ein Gedanke durch den Kopf. Die St. Marttnsbibliothek ist ja in der Nähe", sagte ich mir. Da könnt« ich rasch halten lasten und im Debrett nachschlagen, ob der Baron Romer ver heiratet ist oder nicht! Sofort wies ich den Kutscher an, an der Bibliothek zu halten und stteg aus. In weniger als zehn Minuten hatte ich in Erfahrung gebracht, daß der Baron Romer der einzig« Sohn eines notorisch ver armten irischen Landedelmannes und zwar ledig sei. Wieder erhob sich wahrend des Weiterfahrens die Frage vor nnr, wer dieses geheimnisvolle und be rückend« Weib sein könne, wenn sie nicht die Frau des Barons sei. Und dann: woher stammten die Diamanten, in denen sie an jenem Abend, wo ich sie im Savoyhotel gesehen, strahlte? Wie konnte der Sohn eine« «tttellosen Edelmann«», d«r keinen festen Beruf hatte, eine Frau in so verschwenderischer Weise ausstatten? Die Antwort lag nahe und bestätigte meine schlimmsten Befürchtungen. Und ihm sollte ich nun. und -war all» Gleichstehender gegenübertreten! Aber was hatte ich bei alle« Mißtrauen zu be fürchten? Warum sollte ich nicht eine hochmütige Miene auffetzen »nd mit ihm umspringen wie mit meinesgleichen? Am Klub an gelaugt, entließ ich «eine« Wagen. Der Portier sandte «ei« Karte hinaus «ich einen Augenblick spater wnrde ich i« da, Besuchszimmer geführt. Fast gleichzeitig trat auch der Baron ein und schloß die Tür hinter sich zu. Lein Benehmen war beinahe freundlich, al« er mir di« Hand drückte «nd «ich bat, Platz zu nehmen. »Ich werd« Ihre Zett nicht lange in Anspruch nehmen", sagte er. ,Fk« ist sehr freundlich von Ihnen, daß Eie sich die Mühe gemacht haben, bei mir vorzusprechen. Darf ich eine klein« Erfrischung bestellen, Herr Lart?" »Nein, danke", erwiderte ich, nunmehr völlig un befangen. „Wie Eie wünschen", fuhr er fort. „Es handelt sich also um folgendes. Ich brauche wohl nicht vorauszuschicken, oaß es Dinge gibt, die man vor Damen nicht gerne bespricht?" Ich war ganz seiner Meinung und teilte es ihm mit. „Daher", fuhr er fort, „nahm ich mir die Freiheit, Sie hierher zu bitten. Es ist also ganz richtig, daß ich heute morgen einen Besuch bei diesem Herrn — ä — ä — Hols der Henker! — ich kann den Namen nicht behalten —" „Eoliby", bemerkte ich. „Nun ja — ein merkwürdiger Name das, und ich fand auch, daß es ein komischer Kauz war." „Sie waren ihm zuvor nie begegnet, wie ich an nehme?" warf ich ein. „Ich? Nein, nie. Und es war ein merkwürdiger Umstand, der für mich gleichzeitig ziemlich ernst war, der uns zusammenführtc. Darf ich mir die Frage gestatten, wie lange Sie schon in seinen Diensten stehen?" „Sehr kurz« Zeit", antwortete ich, „noch keine vierzehn Tage." „Würde es indiskret erscheinen, wenn ich mich nach der Art seiner Beschäftigung oder seines Berufes erkundigte?" Der Grund zu dieser Frage war mir nicht gan- klar. Daher antwortete ich in allgemeiner Weife: „Er hat keinen eigentlichen Beruf, wie ich glaube. Er ist ein bemittelter Herr und —" „Ach so? Ich danke Ihnen. Nun, um zum Gegen stände zu kommen, und der berührt Sie persönlich — Sie sind, wie ich glaube, in letzter Zeit in Pans gewesen?" „Jawohl", sagte ich, nunmehr sehr vorsichtig. „Auf Veranlassung des Herrn — 8 — Goliay?" „Gotiby, wenn Sie erlauben. Jawohl auf seine Veranlassung. Meine Reife stand im Zusammen hang mit einem Einbruchsdiebstahle, der in seinem Haufe vorgefallen ist. Sie haben wahrscheinlich auch davon gehört." Der Baron schüttelte langsam da» Hanpt. „Nein", sagte er, ,ich wüßte mich nicht zu er innern. Doch halt. Natürlich, ich erinnere mich jetzt — es war mir doch, der Name komme mir be kannt vor. Ich habe etwa» davon in den Zeitungen gelesen — ich glaube, es handelt« sich um Wert papiere, die geraubt worden find. Ist davon die Rede?" „Ganz richtig, Herr Baron", erwiderte ich. „Fran, zösische Papiere im Werte von zwanzigtausend Pfund sind aus seinem Eeldjchrank entwendet worden." „Und sie wurden im Zusammenhang mit dieser Affäre nach Paris gesandt? Ich verstehe jetzt. Und Sie sind, wie ich vermute, im Grand Hotel ab gestiegen?" „Jawohl, Herr Baron." r,So, nun wollen wir gleich von unserer Angelegen heit reden. Heute morgen erhielt ich einen Brief von einem Freunde in Paris, der mir viel Verdruß verursacht hat. Ich könnte einen weit stärkeren Aus druck benützen, aber lassen wir es dabei bewenden. Er enthielt die Mitteilung, daß ein junger Mann namens Lart, der im Grand Hotel wohne und als der Privatsekretär eines Londoner Herrn namens Eoliby bekannt sei, welcher in St. Johns Wood wohne —" „Einen Moment", unterbrach ich ihn. „Keiner Seele im Grand Hotel waren diese Umstände bekannt. Wie ist es dann möglich, daß Ihr Korrespondent damit vertraut war?" „Sie stammen von Ihren eigenen Lippen — wenigstens behauptet er es", versetzte der Baron ruhim „Das ist eine Lüge", rief ich wütend aus. „Wollen Sie die Freundlichkeit haben, mir diesen Brief zu zeigen?" „Das kann ick in diesem Augenblicke nicht", er widerte er, „weil ich ihn nicht bei mir habe. Es tut mir sehr leid — und es tut mir auch leid, daß Sie sich so aufregen." „Aufregen!" rief ich aus. „Paffen Sie mal auf Herr Baron! Ich habe schon aus dem Mund« des Herrn Eoliby erfahren, welche Beschuldigungen Sie gegen mich erheben. Diese Anschuldigungen sind, ich wrederhole es, ungerechtfertigt, und sind Fabrikate eines — eines — ich will nicht sagen, daß es Ihr Korrespondent ist — aber irgendeines Menschen, den ich nicht kenne. Daß ich Ihren Namen im Zu sammenhang mit einer Dame nennen hörte, habe ich bereit» Herrn Eoliby erklärt, und er gab sich mit dieser Erklärung völlig zufrieden. Ich habe nie mandem Rechen,chaft darüber abzulegen." „Worum handelte es sich bei diesem Gespräche, wo Sie meinen Namen nennen hörten?" Ich erzählte ihm in wenkg Worten den Inhalt des Gespräche«, ohne ihm zu verraten, von wem ich es «rfckhren hatte. Er zog die Stirne zusammen, dann sagte er, offenbar, um von dem Thema loszukommen: „Sie sind aber mal ein erregbarer junger Mann! Sie werden doch verstehn, daß ich mich für derlei Ge spräche interessiere. Ist denn dabei etwas Belei digendes für Sie?" Nun war ich festgefahren. „Nicht unbedingt", antwortete ich, „aber es ist trotz dem ärgerlich, falsch beschuldigt zu werden, insbeson dere, wenn es sich um anonyme Verdächtigungen han delt. Sie haben sich bei Herrn Eoliby darüber be schwert, daß ich jemand im Grand Hotel erzählt hätte, was ich von Ihnen gehört habe. Diese B^auptung, ich wiederhole es, ist vollständig falsch." „Ich bin völlig bereit, Ihrer Versicherung Glauben zu schenken, Herr Lart", bemerkte er in ver söhnlichem Ton«. „Bitte, betrachten Sie diese Be hauptung als zurückgezogen, wenn Sie es wünschen mit meinen Entschuldigungen, aber ich würde Ihnen sehr verbunden sein, wenn Eie mir noch eine oder zwei Fragen beantworten wollten." „Gerne, Herr Baron, wenn e» in meiner Macht liegt, es zu tun", sagte ich ganz erfreut darüber, daß ich schließlich doch zu meinem Rechte gekommen war. „Gut", versetzte er, „baden Eie eine Ahnung, wer es war, der diele Diskussion über mich und — ä — jene Dame geführt hat?" Ich überlegte einen Augenblick. „Ja, wenigstens kann ich Ihnen einen Begriff von einem der beiden geben. Sie brauchen dazu nur mich selber anzusehen." „Wieso denn?" „Indem einer der Herren eine auffallennde Ähn lichkeit mit mir selbst hat." Der Baron nagte ärgerlich an seiner Unterlippe. „Hm", sagte er, „ich bin Ihnen sehr verbunden, Herr Lart. Und nun zu der Dame! Sie nannten sie Lucette, nicht wahr?" „Jawohl, Herr Baron " „Aus dem, was Sie von der Unterhaltung er fuhren, konnten Sie sich keine Meinung über die Person der Dame macken?" „Nicht die geringste, auch interessierte es mich nicht." „Schade. Nun, Herr Lart. ich kann Ihnen nur wiederholen, daß ich Ihnen für Ihre Mitteilungen sehr verbunden bin, und hoffe, Ihnen keine Unan nehmlichkeiten bereitet zu haben." „Nicht im geringsten, Herr Baron", erwiderte