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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.11.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19101114024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910111402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910111402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-11
- Tag 1910-11-14
-
Monat
1910-11
-
Jahr
1910
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Nr Sl< Isllrg-u-. Letvztyer Tageblatt. Momag, November lSlo beabsichtige, ebenso wie i» laufenden Jahre, auch im Jahre 1S11 die Kiellegung zweier Dread noughts zu beginnen, und zu diesem Zwecke, falls da? Marineprogramm nicht rechtzeitig erledigt wer den sollte, aus eine diesbezügliche Bestimmung de» Finanzgesetzes ihre Zuflucht zu nehmen. Man glaubt, das, die zuständige Marinebehörde, die demnächst diese Frage zu prüfen hat, sich für den 23 OOO-Tonnen-Iyp mit zehn 34-Zentimeter-Geschützen in fünf Panzer türmen in der Längsachse aussprechen wird. Nachklänge zu» französische« Sisrnbahnerstreik. Pari», 14. November. (T e l.) Aus Toulouse wird gemeldet: Drei infolge des letzten Ausstandes entlassene Eisenbahner erhoben bei der Staats anwaltschaft Klage gegen das Streikkomitee, da es die zugunsten der ausständigen Eisenbahnarbeiter g e - sammelten Summen dafür verwendet habe, die durch die Streikagitation erwachsenen Kosten zu decken. Die Staatsanwaltschaft hat die Einleitung einer Untersuchung angeoronet. Der Anklagebeschluß gegen den Leutnant Helm. London, 14. November. (Tel.) Der Anklage- beschlug im Prozeß Helm, der heute vor dem Schwurgericht in Hampshire zur Verhandlung kommt, stützt sich auf zehn Punkt«, die sich auf neun Skizzen und ein Notizbuch beziehen. Sus Leiprlg und Umgeyen-. Leipzig, 14. November Wetterbericht der Kgl. Sachs. Landevwetterwarte zu Dresden. Voraussage für Len IS. November. Lebhafte Westwinde, bedeckt, Temperatur wenig geändert, Regen und Schnee. Pöhlberg: Bis Annaberg schwache Schneedecke, glänzender Sonnenunter- und -aufgang, Himmels färbung orange. Sturm aus Süd bis West. Fichtelberg: Berg nebelfrei, Nebel in Len Tälern, starke Schneedecke bis in die Täler hinab, weicher, schlechter Weg, Bäum« stark mit Rauhfrost behangen, glänzender Sonnenunter- und -aufgang, Abend- und Morgenrot. * * Auszeichnung. Di« König!. Kreishauptmann schaft Leipzig hat dem seit 14. November 1885 un unterbrochen rn der Eisengießerei von Mersr L Weichelt rn Leipzig-Lindenau, Gießerstraße 8/10, be- schäfligten Arbeiter Friedrich August Schultze in Leipzig-Plagwitz «ine Belooigungsurkunde ausge- stellt, die ihm heute in Gegenwart des Firmen, rnhabsrs Weichelt an Ratsstelle ausgehändigt wurde. * Ankauf für da» Museum. Der Rat hat kürzlich einen Bronzeabguß der berühmten Kolossalsigur „Johannes der Täufer" von Rodin für das Städtische Museum der bildenden Künste erworben. * Der Ausbeutung des Publikum» durch Winkel bankgeschäfte lBucketshops) tritt der Zentralverband des Deutschen Bank- und Bankiergewerbes (Geschäfts, stelle: Berlin NVV. 7, Dorotheenstraße 3, H) weiter energisch entgegen. Der Handelsteil dieser Nummer enthält hierüber ausführliche Mitteilungen, welche wir der Aufmerksamkeit unserer Leser dringend empfehlen. Verband der deutschen Fahrschulen. Im „Hotel Sedan" vereinigte sich heute vormittag eine Reih« von Vertretern der in Deutschland bestehenden Fahr schulen zum Zweck ernes Zusammen schlusses der Fahrschulen zu einem Verband. Herr Otto Jaeger- Leipzig, aus oer Mitte der Versammlung zur Führung der Tagung berufen, begrüßte die Erschienenen mit Worten herz lichen Willkommens und sprach den Wunsch aus, daß gemeinsames Streben zu der in Aussicht genommenen Begründung eines Verbandes führen möge, damit ein dauernder und anhaltender Erfolg zugunsten der deutschen Fahrschulen erreicht werde. Anwesend waren die Herren Georg Schütte-Barmen (Ber gische Fahrschule), Polrzeiinsvektor Ostermann- Barmen (Fahrschule zu Essen), Rektor A. Unge rath-Hagen i. W. (Hagener Fahrschule), Fahr partsdirektor R o« h m - Frankfurt a. M. (Frank furter Fahr- und Fachschule, Frankfurter Fayrschul- verein), Otto Fuß-Hannover (Hannoverscher Fahr- jck ulverein, Hannoversche Fahrschule), Oberstleutnant a. D. v. Koblinski - Berlin (Pferdeschutz-Dereini- gung über ganz Deutschland), Zahlmeister Schu- wacher- Berlin (Fahr- und Fachschule), Theooor Dänik e-Saarbrücken (Tierschutzverein) sowie Fach lehrer Schoeppenthan- Leipzig (Lerpziger Fahrschulei und Sanitätsrat Dr. Ramdohr. Bei Eintritt in die Tagesordnung stimmten die Ver sammelten ohne weiteres der Gründung eine» Ver bandes der bestehenden Fachschulen zu und nahmen dann die Wahl des Vorstandes durch Ernennung der Herren Otto Jaeger- Leipzig, Oberstleutnant a. D. v. K o b l i n s k i - Berlin, Polizeiinspektor Oster- mann- Berlin, Fahrparks! irektor Roehm - Frankfurt a. M. und S ch ü t t e - Barmen vor. Es knüpfte sich daran eine längere Debatte über den Stalutenentwurs, dellen Ausarbeitung dem Vorstand überlallen werden soll, um ihn später den Mit- gliedern zur Prüfung an die Hand zu geben. Zur Bildung eines Fonds zur Gründung des Verbandes soll für das erst« Jahr ein einmaliger Beitrag von mindesten, bv .<t von den einzelnen Fabrvereinen er- hoben werden. Auch wurde in der Versammlung die Anregung zur Ernennung eines Ehrenbeirats gegeben. * Der Haus- und Grundbesitzerverein L.-Lindenau feierte im Hotel „Deutsches Haus" einen Fami lie nabend. Zahlreich hatten sich Vcreinsmitglie- der mit ihren Angehörigen eingefunden, um in trau tem Freundeskreise einige Siundcn recht fröhlich zu sein. Da; Coblenz-Orchester ließ seine munteren Weisen erklingen und brachte mit gewählten Kon zertstücken die Stimmung rasch in Fluß. Fräulein Erna Franke sprach ausdrucksvoll einen Prolog, nach dem von den Herren Rosinus und Poctzsch und Frl. Kohlemann in humoristischen Vorträgen heitere Töne angeschlagen wurden, die in der Bellv-Moier- jchcn Posse „Monsieur Herkules" in vollen Akkorden erklangen. Allen Vortragenden wurde für ihre freundlichen Darbietungen lebhafter Beifall gezollt. Ein Familientanz, der kein Ende nehmen wollte, krönte das harmonisch verlaufene Vergnügen. * Kaufmännischer Verein. Der bekannte Geo graph Herr Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Albrecht Penck, der Nachfolger von Richthofens in Berlin, wird am kommenden Freitag einen Vortrag mit Licht bildern halten über „Kiaut schau", das er im Jahre 1909 auf seiner Weltreise besucht hat. Der Vortrag wird als Damenabend stattfindcn. Herr Geh. Regierungsrat Penck ist bekanntlich ein ge borener Leipziger, der seine akademische Lehrtätig keit als Privatdozent an der hiesigen Universität be gonnen hat. — Familienabend des Rheinländervereins. „Wenn herbstlich rauscht die Welle am frohgemuten Rhein, dann klingt die kleine „Belle" den Narrenfrühling ein; von den vielfarb gen Mützen da leutet's wunder hold: wir wollen hegen, schützen stets Rot, Weiß, Krün und Gold", so sang mit voller Begeisterung die fröhliche Narrenschar des Nheinländervereins zum karnevalistischen Familienabeud, der am Sonnabend in den Festsälen des Künstlerhauses abgehalten wurde. Eilig hatte man es damit freilich nicht, denn All) Uhr war bereits herangekommen, als der Elfer-Rat, be- gleitet von närrischen Trabanten, Se. Tollität zum Ehrensitz führte und sich malerisch um ihn gruppierte. Lautes Händeklatschen der buntoekappten Menge mar. kierte taktvoll den Schritt des bunten Zuges. Schon vorher hatte man häufig den Becher erhoben und dem „Göttertrank im kristallenen Kleide" weidlich zuge- sprachen. Kein Wunder, wenn die Begrüßungsrede des Prinzen Karneval und sein Hoch auf die Narr heit Jubel und Freude im närrischen Lager auslöst« und für die kommenden rhetorischen und musikalischen Genüsse den stimmungsvollsten Boden bereitete. So gestaltete sich diese fröhliche Zusammenkunft mit ihren schelmischen Beigaben zu einer eindrucksvollen Vor feier für die kommenden Feiern des Vereins, in deren Mitte das große rheinische Maskenfest steht. Launige Reden und Lieder erhoben den Abend zu einem anregenden, wie es ja auch der Wahlspruch „Lied Humor und Brudersinn, hilft uns stets durch dick und dünn" beweiskräftig genug festzustellen wußte. * Die Turnerschaft de» Verein» für Bolkswohl veranstaltete am Sonntag im Saale des Bereiys- hauses einen Unterhaltungsabend, bei dem der Zitberverein „Frohsinn" mitwirkt«. Ein Turner marsch leitete den Abend ein. Dann trat der Männer chor der Turnerschaft auf und erfreute die Hörer mit dem Vortrage mehrerer ansprechender Chorlieder. Der Zitherklub „Frohsinn" bot unter guter Besetzung und wohlausgeglichenem Zusammenspiel zuerst Spre- gelbergs „Zug der Walküren" und darauf Hausteins stimmungsvolles Charakterstück „Die Uhr". Mehrere turnerische Aufführungen, darunter ein interessantes Kürturnen und Handstandgruppen am Barren, schmückten den Abend des weiteren aus. Zwischen die genannten Nummern waren in wechselreicher Folge eine Reihe guter heiterer Vorträge und Auffüh rungen, darunter zwei einaktig« Schwänke und ern fesches Turnerinnenterzett, eingefügt. Ein Tänzchen bis 12 Uhr beschloß das Ganze. * Im Kaufmännischen Verein sprach am jüngsten Vortragsabend Herr Dr. Paul Äornstein- München über das Thema „Der Kaufmann im Spiegel der neueren Dichtun g". Erst mit dem Jahre 1848, mit der politischen Emanzipation des deutschen Bürgertums, begann die dichterische des deutschen Kaufmannes. Freytag» „Soll und Haben" bildet den großen Markstein. Der gemüt lichen Gemächlichkeit des ausschließlich binnenländi schen Handels, wie Freytag ihn zeichnet, macht das um die Mitte des Jahrhunderts mit ungeheuren technischen Fortschritten einsetzende Zeitalter des Welthandelsoerkehrs ein Ende. Eine neue Bewegungsepoche begannt. In Deutschland führen die Orgien eines nach dem Milliardensegen des Deutsch- Französischen Krieges künstlich hochgetriebencn In dustrialismus zum Zusammenbruch des Gründertums. Gleichzeitig etwa traten soziale Frage und Prole tariat in den Vordergruno. Die wenig sympathischen Eindrücke der Gründerzeit wurden entscheidend für die Auffassung des Kaufmannsstandes durch die in den achtziger Jahren durchbrechende „Moderne". Freytags kaufmännisches Buch wird als nicht mehr zeitgemäß empfunden. Gerade den Unterschied zwischen dem Linst und Jetzt wollte Conrad Alberti mit seiner verfehlten Fortsetzung von Frentaas Roman markieren. Dann erschienen Ibsens „John Gabriel Borkmann" und der Saccard aus Zolas großem Vörsenroman „L'argenl" als die bedeutsamsten Ver. treter kaufmännischer Herrenmoral auf dem heißen Boden moderner Eeldwcrtjchaft. Eine in jedem Sinne unzulängliche Leistung isi Edward Stilge- bauers Börsenroman „Der Börlenkönig". Dagegen steht auf einem anderen, auf künstlerisch und intellek- tucll wesentlich höherem Niveau als dieser Hinter treppenroman Robert Saudeks Warenhaus dichtung „Dämon Berlin", zu der weiter ein tüchtiger Roman „Arbeit" von Fedor v. Zobeltitz und der schöne Reeder-Roman „Garmann und Wölfe" von Alexander L. Kielland treten. Endlich sind noch Thomas Manns hanseatischer Kaufmannsroman und Rudolf Herzogs Fabrikantenroman zu nennen. Lebhafter Beifall lohnte den Redner. * Die 2. Generalversammlung des sächsischen Landcsvereins für Frauenstimmrecht fand am ocr- gangcnen Sonnabendnachmittag in Leipzig statt. Sie war von Dresden und Leipzig zahlreich beschickt, grau Marie Stritt, die Vorsitzende, eröffnete die Ver handlungen. Nach Erledigung des geschäftlichen Teils berichteten die Delegierten der Ortsvereine Dresden und Leipzig über den Fortgang der Arbeiten in den Städten. Die Berichte zeigten, wie intensiv beide Vereine in der Propagierung ihrer Ideen durch Dor- träge und politische Kurse gearbeitet haben. Es wurde dann über die Gründung von weiteren Der- einen, die in Plauen, Chemnitz und Zwickau bevor- steht, berichtet. Für die nächsten Reichstagswahlen wird der Landesverein sowohl an die Parteien als auch an die einzelnen Abgeordneten herantreten, um ihre Stellungnahme in dieser Beziehung zu erkunden. An der prinzipiellen Forderung des allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten Wahlrechts beschloß man festzuhalten. In den Vorstand wählte man aus Dresden: Frau Marie Stritt Frau Salinger, Frl v. Welczek (die Schriftführerin des Verbandes Deutscher Frauenvereine) und Frl. Herz: aus Leipzig: Frau Martha Kloß, die Vorsitzende des Leipziger Vereins für Frauenstimmrecht, Frl. Fanny Götz und die Herren Dr. Bornstein und Meiß- geier. Im Anschluß an die Generalversammlung fand am Abend eme öffentliche Versamm lung statt, in der die bekannte Führerin der nor- wegischcn Frauenstimmrechtsbewegung Eina Krog über „Das Frauenstimmrecht" in Norwegen" sprach. Eröffnet wurde die Versammlung von der Vorsitzenden des Landesvereins Frau Marie Stritt. Zn der Begrüßungsansprache bewillkommnete sie u. a. auch Frau Dr. Goldschmidt, die Seniorin der deutschen Frauenbewegung (die bekanntermaßen von Leipzig ausgegangen ist). Die Vortragende, eine ältere statt liche Dame, erhielt dann das Wort. Sie zeigt« die geschichtliche Entwicklung der Frauenbewegung und gedachte der unzähligen Hindernisse, die diese zu über winden hatte, zu denen u. a. das Vorurteil der Männer gehörte. Heute zeige sich im allgemeinen «ine bessere Einsicht. Auch die Regierung hat ein gesehen und anerkannt, dah di« Mitarbeit der Frauen auf den verschiedenen Gebieten nutzbringend war: sie führte zu einer höheren Wertung der Frau. Was Deutschland angeht, so sprach die Rednerin die Hoff nung aus, daß es auch bald dahin kommen möge, das Frauenstimmrecht einzuführen. In Norwegen, wo die Frauen allen politischen Parteien angehören, seien durch ihre Mitarbeit die Männer zu weiterem Streben angefacht worden. D«m glänzenden und geistvollen Vortrag schloß sich eine rege Aussorache an. Es beteiligten sich daran Frau Dr. Goldschmidt, Frau Dumprey-Freitag, die Vorsitzende des All gemeinen Deutschen Frauenoereins, Frau Wolff- Arndt und di« Herren Dr. Bornstein, Müller und Noge. * Der Verein für erziehlich« Knabenhandarbeit (Abteilung des Leipziger Lehreroereins) veranstaltet gegenwärtig im Seminar für Knabenhandarbeit, Scharnhorstsiraße 20, I, «ine Ausstellung von Arbeiten aus dem Werkunterrichte (Arbeiten aus Physik, Geo metrie, Geographie, Naturgeschichte, Anschauungs unterricht, Heimatkunde usw). Die Ausstellung ist jeden Sonntag sowie am Bußtag von 11—1 Uhr und Dienstags von 3—A5 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. * 18. Völkerschlachtdenkmals-Lotteri«. Am ersten Ziehungstage wurden an größeren Gewinnen ge zogen: Nr. 13325 mit 200 ^t, Nr. 171 762 mit 100 Nr. 131285 mit 200 ^t, Nr. 64547 mit 100 X, Nr. 76529 mit 100 ^t, Nr. 131879 mit 100 Nr. 119457 mit 100 ^t, Nr. 140403 mit 500 Nr. 171803 mit 200 ^t, Nr. 155285 mit 200 ^t, Nr. 16049 mit 300 -4t, Nr. 74925 mit 200 Nr. 27821 mit 10 000 Nr. 20140 mit 100 Nr. 98288 mit 300 ^l, Nr. 144116 mit 100 (Ohne Gewähr!) ' * Ueberrafchte Einbrecher. Ueberrascht wurden in der Nacht zum 13. November in dem Grundstück Tohliser Straße 57 von einem heimkehrenden Bewohner zwei Einbrecher, die leider durch die Flucht entkamen. Wie festgestellt wurde, hatten die Diebe bereits ein Vorlegeschloß von einer Tür gewaltsam aufgewuchtet. * 20 ^tt Belohnung. Unter erschwerenden Umständen wurden aus Räumlichkeiten eines Grundst Icks in der Lauchstädter Straße ein fast neues Fahrrad, Marke „Neckarsulmer Pfeil", Modell 32, Nr. 203561, und eine blaue Schlosserhos« entwendet. Auf die Wiedererlangung des Rades hat der Geschädigte 20 Belohnung ausgesetzt. * Zur Rechenschaft gezogen wurden ein 58 Jahre alter Arbeiter aus Knauthain und ein 25 Jahre alter Kellner aus Taura bei Burgstädt. Ersterer hatte sich in L.-Klcinzschocher an einem Schul mädchen in unsittlicher Weise vergangen, und der Kellner erregte aus dem Rabensteinplatz durch unsitt liches Gebaren öffentliches Aergernis. * Diebstahl. Unter Anwendung von Nachschlüsseln drangen gestern nachmittag Diebe in eine Wohnung der Seumestraße und stahlen in Abwesenheit der Be wohner einen Geldbetrag von 150 -4t. * Wem gehört das Fahrrad? Nach einer Mit teilung von Eilenburg hat dort ein Unbekannter ein Fahrrad, Marke „Brennabor" Nr. 518344, in einem Geschäft unter Umständen zurückgelassen, die darauf schließen laßen, daß das Rad rechtswidrig erworben ist. Das Rad ist zum Transport von Gepäck ein gerichtet. Der Unbekannte ist etwa 24 Jahre alt, von kleiner, schmächtiger Gestalt und blasser Gesichtsfarbe: bekleidet ist er mit dunklem Jackettanzug, grauem weichen Filzhut mit eingesticktem Namen «Paul Kand". * Gestohlene Lederwaren. In der Nacht zum 13. November beobachtete ein Schutzmann zwei Männer, die jeder einen gefüllten Sack aus dem Rücken trugen. Bei der Annäherung des Beamten ergriffen beide schleunigst die Flucht und entkamen in das nahegelegene Rosental. Kurz darauf wurden in der Weinligstrahe, die die Unbekannten bei der Flucht passiert hatten, in einer Hecke zwei braune Segeltuchsäcke gefunden, in denen sich Lederwaren und mehrere Paket« schwaches Leder befanden. Wie sich herausstellte, waren die Sachen aus einer Leder, Handlung in der Menckestraß« mittels Ein bruchs gestohlen worden. O r. Markranstädt, 14. November. (Selbstmord. — Unfall. — Jaadpacht. — Ausstellung. — Schwindelei.) Der Engros-Viehhändler Ferdinand Reinhardt galt allgemein al» vermögen der Mann. Fehlgeschlagene Spekulationen haben den Mann an den Bettelstab gebracht. In seiner Verzweiflung hat er sich in einem Leipziger Hotel er hängt. — Ein achtjähriger Knabe kam in einem un beobachteten Augenblick in die Hobelmaschine einer Bauglaserei. Es wurden ihm drei Finger aus der Hand gerissen. — Die Jagdpachtanteile für dieses Jahr sind festgesetzt worden. Sie können in der Stadtkasse erhoben werden. — Vom 5. bis 7. Dezem ber findet di« diesjährige Geslügelausstellung de« Geflügelzüchteroereins für Markranstädt und Um gegend im Saale der „Guten Quelle" statt. — Ein zwölfjähriger Knabe, der schon wiederholt strafbare Handlungen begangen hat, schrieb sich selbst auf den Namen einer hiesigen Witwe einen Bestellschein, wo durch es ihm gelang, sich bei einem hiesigen Uhr macher eine Uhr zu erschwindeln. Das Wertobjekt konnte ihm rechtzeitig wieder abgenommen werden. Kus Lsüilen. * Grimma, 14. November. (E e m i n a r u m b au.) Die Vorarbeiten zu dem Um- und Erweiterungsbau, der für das hiesige Seminar geplant und bewilligt ist, werden so gefördert, daß der Bau selbst im Früh jahr 191! beginnen kann. Vollendet wird er voraus sichtlich Ende 1912 oder Anfang 1913. Die nötigen Erundstiicksankäufe sind bereits erfolgt. Es soll süd lich vom jetzigen Hauptgebäude ein Neubau errichtet werden, der hauptsächlich die Aula, die Musikräume, die Bücherei, den Zeichens««! mit Nebengelassen, die Derwaltungszimmer, die Physik- und Handaröeits- unterrichtsräume und das Bad aufnchmen soll An dieses große Gebäude wird sich ein besonderes Direk torwohnhaus anschließen, das nach dem Propheten- berg zu liegt. Das jetzige Hauptgebäude wird durch einen Gang mit dem Neubau verbunden werden und einem umfänglichen inneren Umbau unterworfen. * Bockau, 14. November. (Wiederaufnahme des Bergbaues.) Dergwerksunternchmer haben hier oberhalb der Kirche einen 128 Meter tiefen Schacht, der vor 80 Jahren aufgegeben war, wieder öffnen lassen. Man hofft. Wismuth und Nickel zu finden, vielleicht auch Silber. ins Gefängnis gebracht, die ihm alles geraubt hatte, was er schon als sichere Beute in Händen hielt. Man hätte wohl meinen sollen, daß hier überhaupt nur eine Entscheidung möglich sei, und doch zögerte er. Er fühlte sich im Geiste festgewurzelt in jener Atmo sphäre, aus der er eben kam. Er erinnerte sich, daß nicht nur jener unglückliche Maler, sondern mancher andere mit ihm, ihn als Eindringling in jene Kreise betrachtet hatte. Was, dachte er, würden sie erst sagen, wenn der ehemalige Sträfling, der Galgenvogel, wieder Anspruch auf seinen früheren Platz erhob? „Ich kann mich noch nicht im Augenblick ent schließen". sagte er. „IG werde mir die Sache über legen und vermutlich in einigen Tagen wieder in Ihrem Bureau erscheinen." (Schluß folgt.) pesrys Derk über -ie Lnt- -eckuny -es Mrüpols. Seit im September vorigen Jahres der Telegraph die Nachricht verbreitete, dem amerikanischen For- schunasreiienden Robert E. Peary sei es gelungen, den Nordpol zu erreichen, seit dann fast gleichzeitig auch Cook die Entdeckung de» Norpol» behauptete und für sich in Anipruch nahm, und dieser „Kon kurrenzkampf" recht lebhaft wurde, war man gespannt auf dr« „schriftlichen Beweise", auf den schrift- stellerischen Niederschlag der Erlebnisse auf der Ent deckungsreise der Forscher. Cook ist inzwischen ja so put wie abgetan, und so konzentrierte sich da» Interests zuletzt nur noch aus Pearv» bereit» an gekündigtes Buch. Nun ist es endlich erschienen*) und beansprucht da» lebhafte Intereste aller Ge bildeten. *) DI« Entdeckung des R»rdp»Is. Von Roben E. Pearv Mit einem Geleitwort »an rheedor Roosevelt iautoristeNe Ueb«Nr»un» den -tuyad Uhl. verlas vv„ Wilhelm SüyeroU, Berlin i» 30. Preis «l«»ant »e- banden iS ^lk. Pearys Buch ist kein wissenschaftliches Werk und es bleibt auch das schuldig, was man am meisten erwartet hat: den unanfechtbaren Beweis, daß es dem Verfasser wirklich gelang, jenes seit vielen Jahr zehnten von allen arktischen Expeditionen erstrebte Ziel, den geographischen Nordpol unserer Erdkugel, zu erreichen. Pearys Buch ist nur eine im Plauderton, teils fast humoristisch, teils auch spannend, wie ein Roman, geschriebene Reisebeschreibung. Gewiß soll nicht geleugnet werden, daß viele Kapitel auch wertvolles Detail material aus jenen höchsten Breitengraden bringen, die zuvor noch keines Europäers Fuß betrat, die Peary leider nur in Begleitung seines Neqerdieners und von vier Eskimos durchquerte, so daß er der einzige maßgebliche Berichterstatter geblieben ist. Gerao» die Schilderungen von dem Leben und den Sitten der Eskimos sind vielleicht das auch wissen schaftlich verwendbare Wertvollste in Pearys Buch. Aber trotz des spannenden, besonders bei Natur schilderungen im ewigen Eis geradezu glänzend geschriebenen Inhalts vermißt man eben den zwingenden Beweis: Ich bin wirklich dort ge wesen , wohin Soortehrgeiz. nationale Eitelkeit und Forscherehre bisher vergeblich viele Vorgänger den Weg einschlagen ließ. Es soll dabei keineswegs aerinpschätzig von den furchtbaren Mühen und Strapazen gedacht werden, die der unerschrockene, einzig energrsche Mann auf seiner Reis« überwunden hat und von denen Tbeodor Roosevelt in seinem Geleitsmort sehr anerkennend sagt: „Wahr scheinlich machen sich nur wenige «ine Vorstellung von der nahezu unglaublichen Mühsal und Not, die mit solch einem Unternehmen, wie dem von Peary. verknüpft ist. Große physische Unerschrocken- heit und Ausdauer, ein eiserner Wille und unent wegter Mut. di« Macht befehlen zu können, der Durst nach Abenteuern und ein kühner und weit blickender Verstand, all dies muß ein Erforscher der Arktik besitzen, wenn er Erfolg haben will. Und die», und mehr als dies besitzt der oderste der erfolareichen Erforscher der Arktik, der Mann, dem das Glück lächelte, wo bisher die besten un>> tapfersten Männer Fehlschäg« erlitten hatten!" Man denk« sich: in 54 Tagen hat Peary mit seinen 5 Begleitern, seinen Hunden und Schlitten fast 1500 >-m über die Eiswüsten, über berghohe Prestungsgrate und soge nannte „Gasten" (offenen Wasserstellen im Eis), zurückaelegt. Das ist eine Tagesdurchschntttsleistung von 28 k» I Bei einer Temperatur zwilchen 24 und 32 Grad Celsius unter Null. Dann gibt es aber, gerade kurz vor der Erreichung des Pols, in dem Buch einige Stellen (oder sind sie durch die Uebersetzung verschuldet?), die unser Kopsschütteln erregen. Als Peary von der Witterung des 2. April spricht, sagt er, „der Sturm war zu einer gemütlichen Brise geworden" und wenige Zeilen später spricht er von dem „schneidenden Charakter de» Windes". Auch der Satz „wir gingen 10 Stunden ohne anzu halten," erregt unser Staunen, ebenso wie die Höchst marschleistung von 54 k>» an einem Tag und zwar am 5. nach der Trennung von den übrigen Expedt- tionsmitgliedern. Es möge nun noch Peary selbst zu Worte kommen, seine Eindrücke nach der Ueberquerung des Pols waren folgende: „Fast alle Umstände, die uns jetzt umgaben, schienen uns zu sonderbar, als daß wir sie ganz begreifen konnten. Aber einer der sonderbarsten von eiesen Umständen schien mir die Tatsache zu sein, daß ich auf einem Marsch von nur wenigen Stunden aus der westlichen in die östliche Hemisphäre ge kommen war, daß ich wirklich aus dem Gipfel der Welt angetommen war. Es war so schwer zu begreifen, daß wir bei den ersten Kilometern diese» kurzen Marsches genau nach Norden gegangen waren, während wir auf den letzten Kilometern desselben Marsche» nach Süden marschiert waren. Und doch hatten wir die ganze Zeit genau die gleiche Richtung eingeschlagen. E» dürste schwer sein, sich eine bester« Illustration der Tatsache vorzustellen, daß die meisten Dinge relativ sind." Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß die über hundert Abbildungen nach Photographien wirklich ganz vortrefflich und hochinteressant find. Nur ärgerlich erscheint die Karte: sie zeigt vom Festland bi» zum Nordpol eine mit dem Lineal gezogene rote Linie, an deren Ende geschrieben steht: ,/Peary S. LV. OS." Sollte die Marschroute trotz Pressungs ¬ graten und „Gasten" niemals ein« kleine Krümmung aufzuweisen haben? V/. e. LtucUur. * Nur einen Tag vom Pol entfernt. Von Nobett E. Peary. Mit jedem neuen Tage wurden, trotz der Er müdung der langen Märsche, auch die Eskimos eifriger und interessanter. Wenn wir Haltmachten, um das Lager zu beziehen, pflegten sie auf große Eisblöcke zu klimmen und nach Norden zu bucken, ob der Pol noch nicht in Sicht wäre. Sie waren näm lich jetzt gewiß, daß wck diesmal hinkommcn würden. In der nächsten Nacht schliefen wir nur wenige Stunden und nahmen schon kurz vor Mitternacht zwischen dem 3. und 4. April den Marsch wieder auf. Wetter und Weg waren noch bester als am Tage vorher. Die Oberfläche des Eries war fast so eben als das Küsteneis von Hecla und Kap Colum bia und härter. Nur gelegentlich wurde sie durch Prestungsgrate unterbrochen. Ich erfreute mich an dem Gedanken, daß ich, wenn das Wetter gut blieb, vor dem Mittag des K April in der Lag« fern würde, meine fünf Tagemärsche zu beendigen. Wieder marschierten wir etwa 18 Kilometer ge radeaus. Di« Hund« trotteten meist, und gelegent lich liefen sie sogar, so daß wir in diesen zehn Stun den wenigstens 45 Kilometer zurücklegten. Ich erlitt an diesem Tage einen kleinen Unfall. Al» ich neben einem Hundegekpann herlief, ging nämlich eine Schlittenkufe über die Seite meine» rechten Fuß:». Aber der Stoß war nicht schwer genug, um mrch am Marschieren zu hindern. Gegen Ende des Tage» überquerten wir eine fast 100 Meter breite „Gaste aus ganz jungem Eise. Al» ich vorwärts lief, um die Hunde zu führen, mußte ich mit den Füßen gleiten, und breit gehen, wie e« die Bären machen, um mein Gewicht zu verteilen. Die Leute ließen ihre Schlitten und Hunde allein beriiberkommen und glitten selbst herüber, wie ste konnten. Die zwei letzten Leute kamen auf alle» vieren. Ich beobachtete sie von der anderen Sette
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