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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.01.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-01-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110105017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911010501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911010501
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-01
- Tag 1911-01-05
-
Monat
1911-01
-
Jahr
1911
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Bezugs-Preis r mw Spediteur« 2mal täglich ms gebracht: VV H itouatl., L.7V^ llr. s ^»S -ieneULdel. V«rch die V«»: Dsutchuind« und da N««r i» «el-ltn, LUnemarl, d«n Donauslaate«, Italien. Luremburg, Niederlande, Nor- weaea, Oesterrerch-Ungarn. Nntzland, Schweden, Schweiz u. Spanien. In allen übrig«, Staaten »nr direkt durch di« »«schtkiftelle da, vlatra «htullch. «eich««» 2 «al »»«platz 8, , Spediteur«, . Soöü «tau und BrieftrLgeru. at»,«l»«rkaut«pr«i« da Morgen, aut-ade 10 der Ädendautgab« U ^ebattton »nd GeschüktSfteL« Johanmegall« v. Seachp-char 14«L "övch !«««. Morgen-Ausgabe ripMtr Tagcblaü Handelszeitung. Amtsblatt des Rates und des Volizeiamtes der Ztadt Leipzig. Donnerstag, üen 5. Januar l9U. Anzeigen Preis I»r Inierale aus il«>vz!g und UmgeSun, b,« Sgclpalren« bl) wm drett« tjerilzeii- L> «Z di» 7« mw breite Neklameznl« l ^g von autwarr» bl) «z, «eklamea l.lt) Inierale v»a Lrddrden >m emilich«, Leu di« 7« mw brrltt Velilzetl« «l) SeichL'ilan,eigen m« P agvorichrurra uns m der LleiidauSgad« im Preu« erhöbt. Nabalt uach Larii. Seilagegebühr ö p. Lauiend «xkl. Postgebühr. Zesterreill« Äuitröae können nicht zurück gelogen werden. Zur dal erscheinen an veslimmten Lagen und Blähen wir» keine Garantie übernommen. «n,eigen-Annahme: Auguilu«pl»tz 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen« Grpeditionen de» In» und Ausländer. Haupt-Stllal» verkt»! tzarl Duncker. Herzog», ivagr. Hdftuch- Handlung BüKowstrahe III (Le! vho» Vt. Nr. Haupt-SUial« LreSden: Leeirrrse 4. l (Telephon 4L!t). los. Ishrgsng. Dss Dlchtiglte. * Zur Errichtung eines Bismarcktur me» bei Leipzig hat sich ein Ausschuß gebildet, der einen Aufruf versendet. (S. Leipz. Angel.) * Am Mittwoch wurde in der Sitzung der Leip ziger Handelskammer Herr Bankier Richard Schmidt (i. Fa. Hammer L Schmidt) zum Vor sitzenden gewählt. sS. den des. Art.) * Der deutsche Botschafter in Japan Freih. Mumm von Schwarzenstein wird nach dem Aufenthalte des Kronprinzen in Japan von seinem Posten zurücktreten. (S. Dtschs. R.) * Nach einer Blättermeldung aus Bukarest hat das rumänische liberale Ministerium Bratianu demissioniert. lS Ausl.) * Die peruanische Regierung beschloß, den Grenz st reit mit Ecuador dem Haager Schiedsgerichtshof zu unterbreiten. * Die Mörder der Witwe Eismann in Por - titz wurden zu lebenslänglicher Zucht hausstrafe begnadigt. (S. Lpzg. Ang.) * Nach Ansicht der Londoner Polizei handelt es sich bei den Verbrechern von Houndsditch um eine anarchistische Verschwörung von mindestens 50 Personen. t«. des. Art.) * Aus New Pork kommen Nachrichten über einen Blizzard in den Ost st aatcn. (S. Tagcschr.) Der Lsnürst. Es ist Kurzsichtigkeit, sich einzubilden, daß all das ewig Weh und Ach so tausendfach, das uns die Freude an der Politik immer wieder vergällt, aus einem Punkte zu kurieren sei. Wohl aber läßt sich behaupten, daß sehr viel an Beklagenswertem und Verdammenswertem aus der Welt geschafft wäre, wenn die Staats maschine des größten deutschen Bundesstaates, die preußische, erst einmal darauf eingestellt wäre, so zu funktionieren, wie es das sachliche Interesse des Staates, das Interesse der Allge meinheit fordert, und nicht mehr so, wie es das Klaffen- oder Kastenintereffe des Standes heischt, aus dem seit alter Zeit vorzugsweise die Verwaltungsbeamten Preußens rekrutiert werden. Des Uebels Wurzel ist, daß wir in der preußischen Verwaltung geradezu das Prototyp einer behördlichen Organisation vor uns haben, die sich seit Jahrzehnten und Jahr hunderten gewöhnt hat, sich selbst als das Maß aller Dinge anzusehen, und daß der Verwaltungsbeamte in logischer Konsequenz von der Ueberzeugung ausgeht, nur die Interessen seien des staatlichen Schutzes wert und bedürftig, die sich mit den seinen und denen seiner Standesgenoffen am meisten decken. Das ist, wie natürlich, am stärksten ausgeprägt nicht an den Zentralstellen. Dort zwingen allmählich die größeren Aufgaben mit einer Art von Naturwendigkeit eine wenn auch nicht höhere, so doch weitere Betrachtungs weise auf. Wenn Herr von Bethmann Hollweg bei seinem berühmten Satze von der Unmöglich keit eines Parteiregimentes in Preußen etwa an die Zentralstellen gedacht haben sollte, so würde sein Blickirrtum eher zu verstehen sein. Auch in den Zentralstellen zwar ist durchaus nicht alles zum besten bestellt, und jene Spielart des Liberalismus, die Bis marck einst als den Eeheimratsliberalismus bezeichnete, hat mit dem Liberalismus dürftig wenig, mit dem Bureaukratismus sehr viel zu tun. Der Autoritätswahn wenigstens, jener Wahn, der — um ein anderes Bismarckwort zu variieren — jeden Staats beamten in einem besonderen Geheimrats verhältnisse zum lieben Gotte glaubt, ist in den Berliner Ministerien nicht minder zu Hause als etwa in den Landratsämtern Ost- elbiens. Dieser Wahn, dieser Unfehlbarkeit^ und Erhabenheitsdünkel, der nicht zuletzt Preußen bei vielen Kurzsichtigen unter seinen Angehörigen und unter den Angehörigen der anderen Bun desstaaten so verhaßt gemacht hat, ist eine widersinnige Abwandlung konservativer Welt betrachtung, dem Liberalismus aber wesens fremd und weltenfern. Dem entspricht durchaus, daß wir gerade auch diesen Autoritätswahn am schärfsten aus geprägt finden nicht in den Zentralstellen, wo eben für eine gewisse Korrektur allzuschlimmer Irrtümer schon durch den weiten Tätigkcits kreis gesorgt wird, sondern an den Außen- posten der Staatsgewalt. Wir finden ihn als eine lächerliche Unerfreulichkeit bei vielen Be hörden, wo der Verkehr mit dem Publikum vor allen Dingen Subalternbcamten obliegt. Vielleicht ist er hier nicht mehr die Regel. Aber welcher Staatsbürger, der öfters mit einem Postamte oder einer Polizeibehörde in Preußen zu tun gehabt hat, wäre ihm noch nicht begegnet? Als etwas viel Schlimmeres als eine lächer liche Unerfreulichkeit finden mir ihn ausge prägt beim preußischen Landrat. Jener Landrat im Kreise Wittgenstein, der einen Privatlehrer ob mangelnd tiefen Grußes zur Rede stellte und ihn, als der den Gruß künftighin ganz unterließ, amtlich zur Rücksprache aufs Landratsamt bestellte — er unterscheidet sich von vielen seiner Kollegen nicht in der Anmaßung, die sich keinen Augen blick scheut, die Befugnisse zu überschreiten, son dern nur in der Unvorsichtigkeit, mit der eine solche Ueberschreitung offensichtlich gemacht wird. Daß wir es in allen diesen Fällen nicht mit einzelnen, sondern mit typischen zu tun haben, das wird allein schon dadurch bewiesen, daß sich das Bcschwerdematerial gegen die Land räte seit dem Becker-Prozeß in Greifs wald, der die allgemeine Aufmerksamkeit be sonders auf diesen Punkt gelenkt hat, mit lawincngleicher Schnelle mehrt. Herr v. Maltzahn ist nicht allein geblieben. Er findet Anhalt für ein Plädoyer in dem Sinne des „Wir sind allzumal Sünder" in jenem westfälischen Landrate, über den soeben der Obmann des Bauernbundes dort öffentlich Beschwerde geführt hat; jenem Landrat, der entgegen dem Geist und auch dem Buch staben des Vereinsgesetzes Bauernbund versammlungen in seinem Kreise zu ver hindern verstanden hat. Dieser Landrat. ein Dr. Schröder, hat, wie ein Gerichtsurteil festgestellt hat, erwiesenermaßen seine Amtsgewalt für ungesetzliche und persön liche Zwecke mißbraucht. Er entzog einem Milchhändler die Lieferungen für das Kreis krankenhaus, weil dieser sich weigerte, ihn, den Herrn Landrat, vor seinen anderen Kunden zu bedienen. Er überging e nen Bäcker bei Lieferungen für das Kreis krankenhaus, weil dieser aus dem landwirt schaftlichen Vereine ausgetreten war und, trotz Mahnung, nicht wieder eintrat. Er hat einem Bauunternehmer angedroht, er bekomm- keine Schulbauten mehr, wenn er nicht an Stelle seiner jetzigen Kühe sich anderes Vieh an schaffe. Alle diese Dinge aber — auf Grund deren unseres Erachtens Herr v. Dallwitz nach ihrer gerichtlichen Feststellung längst hätte ein Disziplinarverfahren einleiten müssen — sind noch nicht das schlimmste. Dr. Schröder hat, wie das Gericht als erwiesen feststellte, sich weiter in einem Falle in einer Art be nommen, die billig dem Staatsanwalt Interesse hätte abgewinnen müssen. Der 8 Aill des Strafgesetzbuches stellt als Betrug unter Strafe den, der „in der Absicht, sich oder einem Dritten einen rechtswidrigen Vermögensvorteil zu verschaffen, das Ver mögen eines andern dadurch beschädigt, daß er durch Vorspiegelung falscher . . . Tat sachen einen Irrtum erregt . . . Der Ver such ist strafbar." Das gerichtliche Urteil besagt nun folgendes: „Erwiesen ist, daß Schröder dem Schreincrmeister Kramer, der für einen dem Kreise gehörigen Holzschuppen 735 in öffentlicher Versteigerung als Letzter geboten hatte, um ihn zu einem höheren Nachgebote zu bestimmen, der Wahrheit zuwider sagen ließ, es hätte einer inzwischen ein Nachgebot von 1500 gemacht." „Um ihn zu einem höheren Nachgebote zu bestimmen," darin liegt in gleicher Weise die Absicht, einem Dritten, dem Fiskus, einen rechtswidrigen Vermögens vorteil zu verschaffen, wie der Versuch, das Vermögen eines anderen zu beschädigen. Diese Absicht wurde zu erreichen gesucht durch die Vor spiegelung der falschen Tatsache, daß ein höheres Nachgebot seit dem Versteigerungstermin an zuständiger Stelle eingelaufen sei. Run erkläre uns jemand, inwiefern dieses Verhalten des Landrates Dr. Schröder nicht unter den F 263 des StGB., den Betrugsparagraphen, fällt! Nun erkläre uns jemand, wie es kommt, daß trotzdem die Zuständigen Stellen in dem fest gestellten Tatbestand bis jetzt nicht einmal den Anlaß zu einem Disziplinarverfahren zu sehen bisher vermocht haben! Solche Vorkommnisse lassen die Unzufrieden heit ins Ungemessene wachsen, sie schaffen, ja sie müssen schaffen Staatsfeinde. Es scheint uns ernsteste Pflicht des preußischen Minister präsidenten, hier mit aller Energie einzu greifen, sonst heimst die Sozialdemokratie den schönsten Gewinn ein, und ihre Bekämpfung wird schier zur Unmöglichkeit. Zur Angelegenheit des Prinzen Mar In das Nachrichteilgewirr über den Artikel des Priesters Prinzen Max kommt eine neue Version insofern, als von vatikanischer Seite die Meinung verbreitet wird, Prinz Max sei das Opfer einer modernistischen Verschwörung! Ueber diese mehr als kühne Tatsachenkonstruttion läßt sich die „Tägl. Rundsch." aus Rom folgendes depeschieren: „In vatikanischen Kreisen wird behauptet, um den scharfen Ton des päpstlichen Briefes gegen die Irrtümer des Prinzen Max zu rechtfertigen, man habe es dabei mit einer modernistischen Verschwörung zu tun, zu deren Werkzeug sich Prinz Max unbewußt hergegeben hätte. Nicht nur viele Geistliche teilten die verurteilten Lehren des Prinzen, sondern, was schlimmer sei, man habe Bürgen adzüge des prinzlichen Ar tikels in Konstantinopel eher besessen, als in der römischen Kurie. Gegenüber dieser moder nistisch-sch is malischen Verschwörung gegen die Grundfesten der römischen Kirche sei weder Zaudern noch Schonung angebracht gewesen." Diese Offenbarung kommt zu sehr post ker,tm», als daß sie durchschlagenden Erfolg haben könnte. Wir sind überzeugt, daß der Vatikan, der über ein ganz ausgezeichnetes Benachrichtiaungssystem verfügt, von dieser angeblichen Verschwörung sehr bald nach Erscheinen des Artikels des Prinzen Mar Kenntnis erhalten und von seiner Wissenschaft auch reichlich Gebrauch gemacht haben würde. Die ganze Mitteilung scheint uns daher als durchaus untauglicher Versuch, die rigorose Form der Ablehnung der Ansichten des Prinzen Max zu bemänteln. * Das gestern verbreitete Gerücht, wonach das Aus scheiden des Bischofs Dr. Schäfer aus seiner amt lichen Stellung in Dresden in nicht zu ferner Zeit zu erwarten sei, wird unserem Dresdner Vertreter an unterrichteter Stelle als jeder Begründung entbehrend bezeichnet. Zu einem Wechsel in der Besetzung des Brschofsstuhls in Sachsen läge nicht der geringste Anlaß vor. Weiter wird uns aus Dresden Gemeldet, daß in der Angelegenheit des Baron Matthier Bischof Schäfer erneut einen sehr scharfen Brief nach Rom gerichtet hat, worin er mit aller Energie darauf dringt, daß nun die Entschuldigung erfolgt. Das sächsische Volk wartet seit mehr als 11 Wochen auf den Wider ruf, und das ist im Zeitalter des Telegraphen und des Telephons doch etwas reichlich lange! Dir irichlllM Seytelchskt unü Äbg. Dr. Strelemsnn. Die Reichstagsrede des nationalliberalen Adg. Dr. Stresemann vom 1. Dezember o. I. gelegentlich der ersten Lesung des Gesetzentwurfs gegen Mißstände im Heilgewerb- hat in der sächsischen Aerzteschast wegen der darin enthaltenen Beurteilung der Naturheilvereine merkwürdigerweise Miß' stimmung ausgelöst. Der Aerztliche Bezirks verein Meißen hat deslzalb bei den übrigen säch- fischen ärztlichen Bezirlsvereinen anregcn zu müssen geglaubt, dem genannten Abgeordneten wegen seiner Stellungnahme in dieser Angelegenheit das B e - dauern des Vereins auszusprechen. Dieser Be schluß ist den übrigen Bezirksvereinen zugegangen, damit sie ihm beitreten. Plauen i. V. ist der Aufforderung bereits gefolgt. Dresden hat ab' gelehnt. Der Aerztliche Bezirksoerein Leipzig hat nach unseren Erkundigungen noch keinen Be schluß gefaßt. Es scheint uns einigermaßen hart, wenn gegen die Ausführungen des Abg. Dr. Stresemann von ein zelnen Acrzten protestiert wird, denn was darin ge» sagt worden ist, kann unserer Ansicht nach keinen Anlaß zu scharfen Gegenkundgebungen bilden. Damit die interessierten Kreise ein Urteil über die Sache selbst gewinnen können, drucken wir die für diese Protestkundgebung in Frage kommende Stelle aus dem offiziellen Neichstagsstcnogramm hier ab: „Nun möchte ich noch ein letztes Wort für die Naturheiloerei ne sprechen, die vielfach eine durchaus nützliche und auf klärende Tätigkeit entfaltet haben. Ich gehöre dielen Vereinen nicht an, habe aber vielfach ihr Wirken beobachten können und die feste Uebcrzeugung ge wonnen, daß es sich hier um eine ernste aus klärende Arbeit handelt. Ich muß in dieser Bc- Ziehung mit aller Entschiedenheit dem Herrn Kollegen Dr. Struve entgegentreten, wenn er be hauptet, daß es sexuelle Kitzelei wäre, die im wesentlichen in den Naturheiloereinen betrieben werde. Sehen Sie einmal die Vorträge durch, die dort gehalten werden. An dem' Ernst und an dem Eifer, mit dem sich die Mitglieder zusammengetan haben, um über vernunftgemäße und gesunde Lebensweise sich zu unterhalten, ist nicht zu zweifeln. Es sind nicht junge Leute, die eben der Schulbank entwachsen sind, die den Mit gliederbestand der Naturheilvereine bilden, sondern es sind vielfach Leute, die im Ernst des Lebens sich ihre eigene Ansicht gebildet Haden und Aufklärung suchen. Vieles, was wir heute in unserem öffentlichen Leben sehen, und was auch von der Regierung anerkannt wird, ein Abwenden vom übermäßigen Alkoholgenuß, «ine Mäßigkeit in der Ernährung, dasselbe, was Sie doch jetzt den Eisenbahnbeamten vorschreiden. um die Leute für den Dienst frisch zu erhalten und um sie nicht den retardierenden Einwirkungen des Alkohols auszu setzen, die Zurückführung einer überkultivierten Großstadtmenschheit zur Natur, den Leuten zu sagen, wie die Sonne zu heilen vermag, was Licht und Luft für Menschen bedeuten, die nicht mehr in täglicher Ausarbeitung den Segen dieser Natur faktoren genügend auf sich einwirkcn lassen können — all dos ist in erster Reihe durch die Naturheilvereine in die Bevölkerung hineingelragen worden. Deshalb sollte man das anerkennen. Der § 15, wenn er angenommen wird, bietet der Regierung die Möglichkeit, auch gegen diese Vereine vorzu- gehen, und dem muß unter allen Umständen vor gebeugt werden. Ich weiß, wie dankbar in kleinen Orten es anerkannt wird, wo der Ge meinde oder der Stadt nicht genügende Mittel zur Verfügung stehen, wenn Sonnen- und Lust' bäder von den Naturheiloereinen eingerichtet werden, so daß den Leuten zu billigen Preisen die Möglichkeit geboten wird, sic zu benutzen. Die scharfen Verurteilungen über die popu lären Bücher der Naturheilkunde teile ich aurb nicht. Gewiß kann niemand annehmen, -aß ein solches Buch den Arzt ersetzt. Aber auch gewisse Hvgiene der Lebensführung ist auch durch diese Bücher gefördert worden. Wenn solche Bücher in einer Auflage von 1800 000 Stück verlaust werden, so spricht das nicht gegen die Bücher. Wenn die Begründung Nachweisen würde, daß diese Bücher im einzelnen den Ergebnissen, den anerkannten Er gebnissen der Wissenschaft entgegenlaufen und Un heil stiften, so würde ich es verstehen, daß man da gegen vorgeht. Aber allcindieAuflagc an führen, zeigt doch nur, in wie weiten Kreisen ein Bedürfnis vorhanden ist, sich über Körper pflege und Körperkultur zu unterrichten." Die lange nach? Um die Frage, ob und wie das Enteignungs gcsetz für die Ostmarken angewcndel werden soll, hat sich in den letzten Monaten ein kleiner Sagenkreis gebildet. Es sind bald drei Jahre ver gangen, als das Gesetz zwar in Kraft, aber nicht in Wirksamkeit trat. Weshalb das nicht geschehen ist. ist nicht einzusehen. Schon anläßlich der Einweihung des Kaiserpalastes in Posen wurde nachgewiesen, daß die Enteignung polnischen Grundbesitzes unbedingt erforderlich sei, falls nicht die mit Hunderten von Millionen ins Werk gesetzte Kolonisierung und Ecr- manisierung der Ostmarken aufgehalten und illusorisch gemacht werden solle. Zweifellos haben sich die zu ständigen Minister die sache durch den Kopf gehen lassen. Diese Arbeit hat nunmehr einige Monate beansprucht; als ihr Ergebnis dürfen wir einen scheinbar offiziösen Artikel der „Täglichen Rundschau' ansprcchen, in welchem üargelegt wird: Das Ent eignungsgesetz könne nicht einfach nAucta gelegt, da gegen vielleicht — als „Nebcnmittc l" durch die Einführung eines gesetzlichen Vorkaufsrechtes ersetzt werden. Dadurch würde allerdings der planmäßige Ausbau der Besiedelung in Frage gestellt. Einen wirklichen Ersatz für das Enteignungsgcsetz gebe cs nicht. Das wird noch folgendermaßen bekräftigt: „Der Landoorrat ist viel kleiner, als er zur Zeit vor dem Inkrafttreten des Gesetzes war. Er bc trägt tatsächlich kaum die Hälfte des damaligen Bestandes. Wie lange kann das reichen? Nur wenig über ein Jahr. Wenn auch das Tempo etwas verlangsamt wird, so darf die Arbeit doch nicht unterbrochen werden. Neue Zubilligungen müssen genehmigt werden, wenn eine planmäßige, ratio nelle Entwickelung gesichert sein soll. Es kann nicht scharf genug betont werden, das Enteignungsgesetz ist die beste Handhabe zur Durchführung der als richtig erkannten Politik. Man kann wohl Hilfs maßregeln finden, aber keinen Ersatz." Mit einer Reihe unverbindlicher Redewendungen über die Notwendigkeit des Entcignungsgcsetzes wird in dem Artikel nicht etwa angekündigt, daß zu einem bestimmten Termin auf Grund gewisser Vorschläge mit der Enteignung polnischen Grundbesitzes vorge gangen würde, sondern daß — der O st m a r k c n londs erschöpft ist und daß weitere Geldmittel bewilligt werden müssen, um die planmäßige Ansiekc lungstätigkeit zu unterstützen. Zweifellos handelt es sich dabei um hohe Forderungen; der preußychc Lau tag wird sich ihrer Bewilligung schwerlich entziehen können. Aber bevor dies geschieht, muß verlangt werden, daß die Regierung erklärt, was mit dem Ent cignungsgcsctz angesangen werden soll. Man erinnert sich, welchen Aufwandes es im Her renhause bedurfte, um dem Enteignungsgcsetz zur An. nähme zu verhelfen. Die Notwendigkeit würde eben so betont wie die Dringlichkeit. Nach drei Jahren wird noch ebenso über diese Punkte disputiert, und die Regierung verabreicht schriftlich Beruhigung? pulver; nirgends Taten! Ohnehin hat die Regie rung in der Ansiedelungstätigkeit bisweilen keine glückliche Hand gehabt; es kann auch nicht geleugnet werden, daß die erzielten Erfolge zu dem Aufwande an Mitteln in keinem angemessenen Verhältnis stehen. Aber wenn man die kurze Geschichte des Enteignungs gesetzes durchgewandert, so gerät man in Zweifel, ob es eines solchen Kraftaufwandes verlohnte, um ein Gesetz zustande zu bringen, das aus unerklärlichen Gründen nicht in Wirklichkeit gesetzt wird. Man darf schließlich doch nicht verkennen, daß die Gesetz, gebung doch auch praktischen Zwecken zu dienen hat. Mit Vertröstungen, das Enteignungs gesetz würde in Kraft gesetzt werden, sobald dieses zweckmäßig erscheine, läßt sich die nationalgesinnte Bc völkerung nicht mehr Hinhalten. Der Worte sind ge nug gewechselt, man will jetzt Taten sehen! Oie ortsüblichen Tsgelötine gemöbnlicher Tsgesrbeiter sind nach dem Stande vom 1. Dezember 1910 auf Grund des H 8 des Gesetzes betreffend die Kranken Versicherung der Arbeiter neu festgesetzt. Ihre Zu sammenstellung ist veröffentlicht. Sieht man sich diese Löhne durch, lo wird man finden, daß die meisten für männliche Personen im Alter von über 16 Jahren zwischen 2 und 3 .8 liegen Einzelne Gegenden machen hiervon allerdings fast durchweg eine Ausnahme. So haben fast sämtliche Gemeinden des Regierungsbezirks Arnsberg Löhne von ;; und I darüber. In fast gleicher Lage befindet sich der Re-
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