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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.11.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-11-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191011105
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19101110
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19101110
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-11
- Tag 1910-11-10
-
Monat
1910-11
-
Jahr
1910
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Nr. 310. l04. Istzryaug.Lelmtyrr Tsgedlstt. vonnrrstsg. lv. November 1910. llus eelpzlg unü Umgegenü. Leipzi», 10. November St. Marita. Der 11. November ist der Tag des heiligen Mar tin. Hoch zu Roh erscheint er gleich den deutschen Hecrkörngcn, al» ritterlicher Echimmelreiter. Sein wallender Mantel ist am Speer befestigt und führt als Heerzeichen die Krieger zum Siege. Wir sehen, das? St. Martin alle Züge des heiligen Michael tragt, wie denn überhaupt diele beiden Heiligen über die ursprünglichen Gebiete ihrer Verehrung herüber und tünüder wanderten. Di« Geschichte kennt den heiligen Martin nur al» de« wundertätigen Bischos von Tour», die Legende weih, daß er vordem ein tapferer Krieger war. Au» dem Reiche der Franken ist seine ^rehrung nach Osten gedrungen. Die Deutschen hichen ihn willkommen, bot doch die Feier seines Namens Gelegenheit, den Schluß der Segenszeit des Sommers festlich zu begehen. So kam es, bah der Heilige ein Schmauspatron geworden ist, gerade wie der heilige Michael. Da» aber liegt in der Zeit seiner Feier begründet. Die Ernte ist geborgen, die Wintersaat bestellt, Rauchfleisch und Würste hängen in der Vorratskammer. Da gilt es, den Göttern zu danken und Opfer zu spenden. Deshalb entfachten die Alten das „Marttnsfeuer" und schlossen Umzüge, Mummenschanz und Opferspiele daran. Die Gans aber, deren Zucht als Haustier bi» in di« früheste Zeit der Germanen hineinreicht, war deren vor nehmstes Opfertier. Ihr Blut wurde in den Met ge mischt und der erste Becher dem Wodan geweiht. Um die gewaltigen Feuer tanzte man den letzten Freuden reihen, ehe noch der öd« Winter kam, und streut« die Asch« über Flur und Saat zum Schutze gegen Schneckenfrast. Al» später dann an Wodans Stelle die Heiligen der Kirche traten, wollte man den Brauch des Minnetrinkens nicht ausgeben, ebenso auch nicht den altgewohnten Opferschmaus. So wurde Et. Mar tin der Patron de» Schlachtgeflügel» und die Eans sein Festtagsbraten. Doch da zu einem Schmause der Deutsche einen guten Trunk für unentbehrlich hält, so verpflichtete der Volksglaube den Heiligen, den Most zu segnen. ^.Marteine, Marteine, mach den Most zum Weine!" sagt ein Sprüchlein, und die Sage geht, daß er den Most in Wein verwandele. So wurde au» dem Heiligen der Schutzpatron der Martinsgans, und seine Feier gab ein Vorgefühl des nahenden Zulsestes. Denn aus echt germanischer An schauung heraus ist St. Martin geboren. Er selbst sitzt hoch zu Roß, über die herbstlich kahlen Wälder ziehen die Boten seiner Gedanken, die Godes- oder Wodanshühner, Raben und Krähen. Wir sehen also in dem frommen Reitersmann keinen Geringeren als den Göttervater Wodau selber, wie er auf dem acht- fützigen Schimmel Eleipner die Welt durchzieht. Das mag es auch erklären, daß alle Marttnsbräuche über das gesamte germanische Eurova verbreitet sind. Darum wollen wir uns freuen, daß der Reitersmann ein Stück uralt heidnischen Gebrauches in unsere Zeit hinüberrettcte, und wenn in diesen Tagen auch auf unserm Tische der köstliche Gänsebraten braunkrustig glänzt, wollen wir seiner gedenken und dazu trinken die Minne des heiligen St. Martin. * * Rnt»b«schlffss«. In der gestrige« Sttzungtrat der Rat, unter Borbehalt der Zustimmung der Stadtverordneten, dem Vorschlag« de» gemischten Theaterausschusses bei, nach dem da» Theater vom Jahre 1912 ab in städtische Regie genommen «ud «in Intendant angestellt werden soll, der «ach städtisch feftgeftellten Etats die Leitung de» Theater» übernimmt und für Aus gaben, di« nicht oerwilligt find, persönlich haftet. Unter gleichem Vorbehalt genehmigte der Rat den Verkauf einer Baustelle an der Ecke des Täubchen wegs und der Heinrichstrahe, die Ausführung von Neubauten auf dem Südfriedhofe am Eingänge der Grimmaischen Straße sowie die Errichtung eines Palmenhauses für die Friedhofsgärtnerei und die baupolizeiliche Feststellung der Fluchtlinien an der Ecke der Eckardt- und der Katzlerstrahe zu Leipzig- Möckern. Weiter wurde genehmigt die Verlegung von Kabeln in verschiedene Straßenstrecken mit 10 800^t zu Lasten des Berechnungsgeldes sowie der Verkauf von etwa 7000 » Teer der städtischen Gas werk« auf da» Jahr 1911. Endlich wurde der durch schnittliche Jahresarbeitsverdienst von land- und forstwirtschaftlichen Arbeitern zwecks Berechnung der Unsallrente festgesetzt. * Vom König in Audienz empfangen wurden gestern mittag in Dresden folgende Herren aus Leipüg: Finanz- und Baurat Degener, Land gerichtsrat Dr. Lau, Justttrat Kraner, die Pro fessoren Dr. Rostosky, Sackermann und Dr. Seyfert, Kommissionsrat Siegmund Kohn, Kauf mann Dodel, Fabrikdirektor Körting-Leutzsch, Verlagsbuchhändler Wagner. * Lrdcnswesen. Dem Rechnungsrat Richard Gertin-Leipzig ist der preußische Note Adlerorden 4. Klasse verliehen worden. »Trauerseier für Verlagsbuchhändler Dr. jur. h. e. Carl Geibel. so einfach und schlicht sich auch der am Sonnabend sanft verschiedene, aus einem ar beitsreichen Leben abberufene Seniorches der Firma Duncker L Humblot, Herr Dr. jur. h. c. Carl Geibel sein Begräbnis gewünscht, so erhebend ernst gestaltete sich gestern mittag die zu seinen Ehren angesetzte Trauerfeier, die neben den Familienangehörigen das Personal der Verlagsbuchhandlung, die Vertreter der Prererschen Hofbuchdruckerei, an der er seil 88 Jahren beteiligt gewesen, den Vorstand der Schnepfental- Iubiläumsstiftung sowie eine stattliche Reihe von Re präsentanten der heimischen Buchhändlerwelt, die in ihm einen hochgeschätzten Kollegen sahen, in der Ka pelle des Iohannisfriedhofes zusammen führte. Auch Staatsminister von Berlepsch war er schienen. wie sich auch die Universität Leipzig, die die verdienstvolle Tätigkeit de» Verstorbenen als Ver leger bedeutender juristischer und staatswissenschaft licher Werke durch Verleihung der juristischen Doktor würde ehrenhalber anerkannt hatte, durch eine An zahl ihrer Mitglieder vertreten sah. Am Sarkophage selbst, wo unter anderen der Rat der Stadt Leipzig und der Verein für Sozialpolitik hatten Kränze niederlegen lasten, stand eine Fahnenabtrilung des Militärvereins Riechenbera in Trauerparade. Einem sausten Harmontumspiel liest der Röth'q' hr Knchen- chor unter Leitung des Herrn Kantors Röthig den Gesang de» „Befiehl du deine Wege" folgen, damit die stimmungsvolle ernste Einleitung zu der Rede des Herrn Pfarrers V Kaiser gebend und in sie über führend. Ernsten Sinnes und kummervollen Herzens war man gekommen. do» Erde wiederzngeben. was von der Erde gekommen. ' ' e der Heiligen Schrift von tiefer Sentenz lest ., urn Gedächtnisakt ein. Wir stehen hier, so sühne der Geistliche aus, am be deutsamen Abschlüsse eines taten- und ereignisvollen Leben«, von dem ich viel zu sagen hätte. Aber der Entichlasene hat cs nicht gewollt. Sein Wille lei uns heilig Nach seinem Wunsche sollte an seinem Sarae keine Rede geyalten und von dem Geistlichen nur em kurze» Wort gesprochen werden. Gebet und Bibel- wort hat er sich noch gewünscht. Er hatte weiter be stimmt, daß die Trauerfeierlichkeit sich in aller Ein fachheit vollziehe und über sein Leben und Wirken nichts Lobendes erwähnt werde. Wir erkennen aus allem, dah sein Tod oft vor seinem wachenden Blick gestanden hat, und doch hat ihn dieser, den er wünschte, immer vor Augen zu haben, kurz vor dem 90. Geburtstage seiner greisen Mutter, den er als Festtag dankbar mit ihr zu begehen gedachte, schmerz los aus der Mitte der Seinen und von seiner viel geprüften Mutter abberufen. 68 Jahre alt, geht er heim. Es ist ihm zu seiner Freude noch vergönnt ge wesen, nachdem drei seiner Söhne aus der Firma aus geschieden. den jüngsten in dieselbe einzuführcn und in harmonischer Arbeit mit ihm zu wirken. Es schweift weiter der Blick auf die Gruft, zu der er einen blühenden Sohn von 82 Jahren geleitete, in der er vor fünf Jahren seine geliebte Gattin mit tiefem Schmerz begrub. Carl Geibel, der nur seinem Hause und seinem Berufe lebte, gehörte zu denen, die ge storben sind, ohne den Tod zu sehen. Um ihn trauern weite Kreise und zahlreiche Freunde. Sie halten sein Andenken fest und graben es mit heiligen Runen, die Liebe schreiben, in ihre Herzen. Nach Gebet und Segen erklang dann, vom Röthigschen Kirchenchor vorgetragen, ..Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben" durch die Halle. Im rieselnden Regen gab dann ein langer Trauerzug unter Assistenz der Be erdigungsanstalt ..Pietät" der irdischen Hülle des Heimgegangenen bis zur letzten Ruhestätte das Geleit. * Der Allgemeine Hausbefitzer-Verei« zu Leipzig hält heute abend 8 Uhr «ine Vierteljahrs-Versamm- luny im Grasten Saale des Kaufmännischen Vereins hauses ab. Auf der Taoesordnung steht u. a. eine Aussprache über die Neichsmwachssteuer, dievuaus- sichtlich für viele Hausbesitzer ein grostes Interesse bieten dürfte. Da auherdem auch über die Obliegen heiten des Hausmanns gesprochen und die graste Protestversammlung in Berlin am 26. November zur Erörterung gelangen soll, so darf man wohl auf eine zahlreiche Beteiligung der Mitglieder hoffen. — Di« zwanglosen Musikabende im Kauf, niännischen Verein, die in diesem Sommer versuchs weise ausgenommen wurden, haben sich, unterstützt durch eine rege Teilnahme der Mitglieder, zu bleibenden musikalischen Veranstaltungen heraus gebildet und als ein Sammelpunkt großer Familien kreise erwiesen. Das Quartett Dönitz, dessen Mit glieder in hervorragender Weise das Programm dieser Musikabende bestreiten, ist indessen auch be müht, ihnen den Charakter eines gut gewählten, vor nehmen Konzerts zu verleihen. Es spielt nicht planlos nach Willkür und Wahl, sondern legt seinen Darbietungen einen festen Plan zugrunde, in dem Klassisches sich mit Modernem verwebt, Ernstes mit Heiterem sich verbindet. So durfte die Hörerschaft bei dem jüngsten Konzert am Dienstag sich an einer Reihe von erlesenen Musikstücken erfreuen und auch noch einige Violinsoli zu besonderem Genuß er wachsen lassen. Neben Verdi, Grieg und Saint-Saens waren 2oh. Strauh, Offenbach, Zeller, Lehckr, Echar- wenka vertreten und durch Schreiner erklangen die Harmonien von Gluck bis Wagner. * Lölkerschlachtdenkmal-Lotteri«. Die Ziehung der 18. Lotterte wird vom 14. bis 19. d. M. von morgens 8 Uhr ab im Erdgeschoß Reichsstraste 30 32, „Goldene Traube" abgehalten und findet daselbst die Ein mischung der Los- und Gewinnummern am Sonn abend, den 12. November, vormittags von 9 Uhr ab statt. Ziehung und Einmischung geschieht unter Auf sicht des Polizeiamtes der Stadt Leipzig und kann «on jedermann besucht werden. * Militär-Lebensversicherung. Der unter dem Protektorat des Königs stehende, im Jahre 1875 gegründete Sächsische Militär - Lebensver sicherungs-Verein zu Dresden ist in der Lage, über einen recht erfreulichen Zugang neuer Ver sicherungen im Monat Oktober 1910 zu berichten. Es traten ihm in diesem kurzen Zeitraum nicht weniger als 562 Mitglieder mit einer Versicherungs summe von 385 910 « bei. Der Gesamtversicherungs bestand beträgt 81 923 Mitglieder mit 24 673 906,64 .4t Kapital. — Die Auszahlungen an die Mitglieder oder deren Hinterbliebene beziffern sich im Monat Oktober 1910 auf 27 101,39 ./Z und in den seit Be ginn des 35. Geschäftsjahres verflossenen 9 Monaten auf 302 310,09 -4t; seit Bestehen des Vereins aber ist die stattliche Summe von 3 552 508,07 ausgezahlt worden. — Auskünfte und Prospekte erteilt die Direktion in Dresden. Schulgutstraste 7. * Zur Verhaftung des Erpressers wird uns von amtlicher Seite folgendes mitgeteilt: Der Verhaftete heißt nicht Höhnen, sondern Hommes. Seine Frei lassung nach der schon einmal im Jahre 1909 er folgten Festnahme war deshalb von der Kgl. Staats anwaltschaft hier angeordnet worden, weil er damals in Leipzig eine strafbare Handlung überhaupt noch nicht begangen hatte. * Für Artisten. Morgen Freitagnachmittag 3 Uhr findet im Kristall-Palait eine Sitzung der Settion Leipzig der Internationalen Artisten - Genossen schaft statt. * Leo Erichsen in Leipzig. Der bekannte Experi mentalpsychologe, feit Jahren ein ständig wreder- kehrender Gast unserer Stadt, wird auch an dem diesjährigen Bußtag (Mittwoch, den 16. November) im Blauen Saale des Kristallpalastes einen Vortragsabend veranstalten, und zwar behandelt er dieses Mal ein neues Thema: „Der moderne Mensch — der persönliche Einfluß". * Im Asyl für männliche Obdachlose wurden in der Zeit vom 29. Oktober vis 5. November 103 Per sonen ausgenommen und 4 zurückgewiesen. * Das Tarifamt der Chemigraphen und Kupfer drucker hat eine Statistik veranstaltet, wonach der Tarifgemeinschaft dieses Gewerbes 134 Firmen, 2249 Gehilfen und 16 Gehilfinnen, angehören. 89,4 Prozent der Gehilfen arbeiten wöchentlich 48 Stunden. 34 Gehilfen arbeiten nicht so lange und 198 Gehilfen arbeiten länger. Den tariflichen Mindestlohn erhalten 8,9 Prozent, darunter sind 0,5 Prozent und darüber 90,6 Prozent aller Gehilfen beschäftigt. Da die prozentuale Zunahme der Ge hilfenzahl eine größere ist als die der Lehrlings ziffer, so hat der Bund der chemigraphifchen An stalten Deutschlands eine Acnderung der Lehrlings skala beantragt. Hierzu wird das Tarifamt in nächster Zeit Stellung nehmen. " Seltenes Naturprodukt. Eine Seltenheit ersten Ranges stellt eine Rübe dar, welche im Gasihof Heiterer Blick in Hänichen ausgestellt ist. Die Rübe weist eine täuschende Aehnlichkeit mit einer mensch lichen Hand auf. * Di« deutsche« J«tereffenv«rbände der Gold- ««d Uhrenbranch« hielten in Leipzig im Hotel Sachsen hof eine Delegtertenversammlung ad rur gemeinsamen Beratung verschiedener wichtiger wirt schaftlicher Fragen. Vertret,« waren der Verband der Uhrengrossisien lSttz Leipzig), der Verband der Grossisten des Edelmetallgewerbes (Sitz Leipzig), der Deutsche Uhrmacherbund «Sitz Berlin), der Zentral verband der Deutichen Uhrmacher (Sitz Halle) und der Verband der Deutschen Juweliere, Gold- und Silberschmiede (Sitz Berlin). Der erste Punkt: „Wie stfellen sich die Grossistenverbände zurGrün- dung einer Kreditgenossenschaft für das Juwelier- und Uhrmachergewerbe?" führt« nach einer lebhaften Aussprache zur Annahme einer Resolution, in der ausgedrückt wurde, dah die Ver bände einer solchen Gründung sympathisch^ gegen überstehen und alles tun wollen, um die Sache zu fördern. Weiter wurde die Notwendigkeit der Errichtung einer Zentrale zurStatistik über Einbruchsschäden belont. Für die Verbände ist eine Einbruchskasse gegründet worden. Um nun Grundlagen für die zu erhebenden Prämiensätze zu erhalten, soll eine Statistik über die Schäden, die durch Einbruch entstanden sind, ausgenommen werden. Mit den hierzu nötigen Arbeiten beauftragte die Versammlung den Vorsitzenden des Zentralverbandes der deutschen Uhrmacher. Die Versammelten brachten sodann allgemeine Klagen vor über verschiedene Mißstände, das Pfandwesen betreffend. Viel Unfug werde verübt mit der Anpreisung verfallener Pfänder, indem gleichzeitig neue Waren init aus geboten würden. Die Versammlung beschloß, soweit sich Fälle dieser Art feststellen ließen, auf Grund des Gesetzes, den unlauteren Wettbewerb betreffend, vorzugehen. Das sogenannte Pfand einschieben soll bekämpft und ferner soll der zu nehmenden Einbruchsgefahr dadurch begegnet werden, daß die Läden mindetzens jährlich einmal durch einen Schlosser auf ihre Srcherheit hin zu prü fen sind. Die Notwendigteit von Ausverkäufen für die Gold- und Uhrenbranche wird nicht anerkannt und es sind deshalb in diesem Sinne Ein- gaben an die zuständigen Behörden zu richten. Mit Rücksicht auf den Betrug, der mitunter durch Schecks verübt wird, soll dieses Zahlungsmittel nur zwischen untereinander bekannten Personen angewandt werden. Weitere Klagen betrafen den Verkauf von Gold waren aus Jahrmärkten sowie das langjäh rige Earantiegewähren (bis zu 25 Jahren) auf Doublewaren. In einer Resolution drückte die Versammlung hierüber ihre Mißbilligung aus. Es soll der Kreditorenverein gebeten werden, diesem Mißstände in geeigneter Weise entgegenzutreten. Herr Baumert-Leipzig wird die Vermittlung über nehmen. Die Leitung der Versammlung hatte Herr Obermeister Fischer-Berlin. * Aus frischer Tat ertappt! In einer Metall warenfabrik in der Nähe des Bayrischen Bahnhofes wurden in letzter Zeit mehrfach Waren abgänge konstatiert, ohne daß trotz sorgfältigster Bewachungsausführung festzustellen gewesen wäre, wann diese Diebstähle passierten. Ein Wächter der Wach- und Schliestgejellschaft führte deshalb wieder holt Kontrollgänge schon zu einer Zeit aus, zu der der eigentliche Wachdienst noch nicht zu beginnen hatte. Als der genannte Beamte gestern abend nach 9 Uhr wieder solch eine ungewöhnliche Kontrolle aussührte, bemerkte er, daß sich noch jemand in der Fabrik befand. Der Wächter legte sich auf die Lauer und schon ganz kurze Zeit danach erschien ein in der Fabrik beschäftigter Arbeiter, der einen ziemlich umfangreichen Gegenstand trug. Es stellte sich heraus, daß der Betreffende etwas länger gearbeitet und nach Beendigung seiner Arbeit den Diebstahl ausgesührt hatte. Der unredliche Arbeiter wurde von dem Wächter der Polizei übergeben, und dürften wohl auch die oben erwähnten früheren Diebstähle auf das Konto des Mannes zu stellen sein. fff Radfahrunfälle. In der Liebigstrckße wurde ein 18 Jahre alter, in der Grasdorfcr Straße in L.-Sellerhaujen wohnhafter Arbeiter mit seinem Rade durch ein Rollgeschirr überfahren. Der Mann, der Kopf- und Veinverletzungen erlitt, sand Aufnahme im Stadtkrankenhause. — Daselbst sand ferner Aufnahme ein 17 Jahre alter Bäckergeselle aus der Kantstraste, der in der Kaiser-Wilhelm- Straste beim Frühstücktragen mit dem Rade zu Falle kam und dabei eine schwere Verletzung am linken Knie davontrsg. fff Vom Blutsturz befallen wurde in der inneren Stadt ein hier zugereister 23 Jahre alter Bureau gehilfe aus Wittenberg. — Gleiches Mißgeschick widerfuhr einem 51 Jahre alten Arbeiter an der Eerberstraße. — Beide Personen fanden Aufnahme im Stadtkrankenhause. ffff Unfälle. Einem 59 Jahre alten Arbeiter fiel beim Bahnerweitcrungsbau ein größerer Rüststamm auf das linke Bein. Der Mann erlitt eine schwere Fußquetschung. — Eine in der Karl-Heine-Stratze in L.-Plagwitz wohnhafte 67 Jahre alte Frau kam in ihrer Behausung infolge Ausgleitens zu Falle und erlitt dabei eine Fuhverstauchung. — Beide Verletzte fanden Aufnahme im Stadttrankcnhause. * Leutzsch, 9. November. (Verlorener Prozeß.) Der von der Gemeinde Leutzsch gegen die Thüringer Gasgesellschast angestrengte Protest über bestehende Vertragsbestimmungen bezüglich Einführung der elektrischen Beleuchtung im Orte ist von der Gemeinde Leutzsch laut Urteils des Oberverwaltungsgerichtes verloren worden. Es soll versucht werden, unter Mithilfe der Elektrischen Ueberlandzentrale die Klag sache im Interesse des Bezirks vor dem Reichsgerichte zur Entscheidung zu bringen. ffff Wahren,9. November. (Durch einen Schnell zug zur Seite geschleudert) wurde heute vor mittag auf hiesiger Bahnstrecke der 22 Jahre alte Streckenarbeiter Oswald Fuchs aus Podelwitz. F., der einen Rippenbruch erlitt, mußte mittels Ret tungswagens in da» Etadttrankenhaus zu Leipzig übergeführt werben. — Aus letzterem geheilt entlassen worden ist jener 44 Jahre Mechaniker, der vor einiger Zeit in den Polyphon-Musikwcrken einen schweren Beinbruch erlitten hatte. » Mölkau, 9. November. (Der Bu sttagj naht und damit die Zeit, wo in unserer Schule für die Be wohner unseres Ortes Feier des heiligen Abend mahles abgehalten wird. Dies soll nächsten Sonn- tag, den 13. November, nachm. 5 Uhr, gescyehen. Alle, die diese Gelegenheit wabrnehmen wollen, seien hier durch besonders daraus hingewiesen. * Engelsdorf, 9. November. (Neueinteilung der Wählerklassen.) Auf besonderen Antrag hin wurde eine Abänderung des Ortsstatuts und die Neueinteilung der Wählerklassen zur Eemeinderats- wahl beschlossen. Die Ansässigen wählen künftig in drei, die Unansässigen in zwei Klaffen. In der ersten Klaffe der Ansässigen wählen Steuerzahler mit über 140 direkten Staatssteuern, in der zweiten Klaffe über SV di» 14V zahlende, alle übrigen An sässigen in der dritten Klaffe. Für die Unansässigen bildet der Etaatssteuerbetrag von 28 die Grenze. » S önnttzal, 9. November. (Da» hiesige Luthe rittst) kan« jetzt rum Geburtstage des großen Reformators auf ein 40jährtges Bestehen zuruckdlicken. Innerhalb der verflossenen 40 Jahre wurden 190 Knaben in das Stift ausgenommen, gegenwärtig sind 16 Knaben in Erziehung daselbst untergebracht. Hausvater ist seit sieben Jahren Herr Hermann Schloß. Sein Vorgänger war Herr Vetri, der 33 Jahre lang dieses Amt verwaltete. * Knauthain, 9. November. (Sparkasse.) Ber der hiesigen Sparkaffe sind im Oktober 175 Ein zahlungen im Betrage von 19 856 bewirkt worden: dagegen erfolgten 30 Rückzahlungen im Betrage von 2766,43 .kl. Die Zahl der neu ausgestellten Bücher be trug 24. * Kotzschbae, 9. November. (Aus dem Ge meinderat«) scheiden in diesem Jahre aus: H. Großmann aus der 1. Klaffe, H. Jakob aus der 2. Klaffe und Franz Jakob aus der 3. Klaffe. Ergän zungswahlen finden am 23. November, nachmittags 5 bis 8 Uhr, statt. — In die Neuncr-Einschätzungs- kommission wurden die Herren Voigt und Rüdi ger gewählt. 1. Brandi«, 9. November. (Jubiläum.) Am 15. d. M. wird der Sparkaffenrendant Robert Landschreiber sein 25jähriges Jubiläum als Kassierer der städtischen Sparkaffe feiern. Königin-Lulle-Geüenkfeier ües Deutschen /rsuenbunües, Ortsgruppe Leipzig. — Leipzig, 10. November. Die erste diesjährig« große Versammlung der rührigen Leipziger Ortsgruppe des Deutschen Frauen bundes fand gestern nachmittag im Großen Saale des Zoologischen Gartens statt. Schon lang« vor d«i fest gesetzten Zeit füllte sich der weite Saal, so daß zu Beginn kaum noch ein Platz zu haben war. Frau Zimmermann, die stellvertretende Vor sitzende, eröffnete die VeranstaltunA durch eine kurze Begrüßungsansprache, dann hielt perr Professor Dr. Sturmhoefeldie Gedächtnisrede aus die Königin Luise. Der Redner stellte die von Theodor Körner bei der Aufstellung der der Königin Luise gedichteten Verse an die Spitze seines Vortrages und führte aus, daß wir die Königin fast nur so kennen, wie sie uns die Dichter vor die Seele geführt haben, als die Märtyrerin unseres Vaterlandes. Ihr Name ist durch einen poetischen Anhauch umgeben. Aber wir sollten sie nicht nur als Märtyrerin und Engel ansehen.Das Sonnige ihre» Charakter» ist ihren Zeitgenossen viel mehr ausgefallen, wie gerade die traurige Seite. Dazu liegt ja auch genügend Anlaß vor, denn es sind ja reichlich 13 Jahre verflossen, in denen die Königin Zeiten schönsten Glückes erlebt hat, bis dann aller dings das Unglück schwer über sie hereinbrach und ihr seinen Stempel aufdrückte. Weiter gab dann der Redner eine ausführlich« Lebensgeschichte der Königin, ausgehend von der Zeit der Kindheit, aus der er manche heitere Episode erzählte, dann die Zeit ihre» Darmstädter Aufenthalte«, ihre, Zusammen treffen» mit Goethe und Metternich. Weiter die Zeit der Verlobung mit dem Kronprinzen Friedlich Wilhelm, der Brautfahrt, die auch durch L e ip zig führte, und dann die Hochzeit. Nach der bis 1805 dauernden Friedensperiode folgen dann die Kriegs zeiten. Aber auch di« schwersten Zeiten konnten sie nicht niederdrücken: sie sah ein, dast schwere Fehler gemacht worden seien, sie gewann Stein und Harden, berg, und versuchte auch mit Napoleon zu verhandeln. Schwerere Zeilen folgten noch, unter deren Druck dann die Königin zusammenbrach, bi, sie am 19. Juli 1810 starb. Der mit außerordentlich lebhaftem Bei fall anfgenommene Vortrag wurde ergänzt durch drei Lieblinaslieder der Königin Luise, die von Frau Anna Pagenstecher gesungen wurden. An die glücklichst« Zeit der unglücklichen Königin erinnerte die Aufführung des kleinen Dramoletts von Ernst Wichert „Die gnädig« Frau von Paretz", in dem der Dichter da, so glückliche Familienleben der kron- prinzlichen Familie schildert. Damen und Herren der Gesellschaft gaben sich mit der Aufführung große Mühe und brachten das Stück zu bester Geltung. Mit einem lebenden Bilde „Königin Luise mit den Prinzen Wilhelm und Friedrich Wilhelm in Luisen- wabl' nach T. Eteffeck schisst die würdige Feier effektvoll ab. vereinsnsüzrichten, «kademtsch.phil-s-phtschrr »rrei«. Heute Donnerstag, abends S Uhr, Vortrag de» Herrn Tand. Phil. A. Tschölkc über das Thema: ,.D>« Entstehung de» Unsterblichkrits. glaubens." BereinSlokat: Müllers Hotel, Matthäikirchhof 12. Gäste sind willkommen und bedürfen keiner Einführung. Im Zwrigvrrrtn Lcipzig-Rord dr» D. H. v. (VereiiiSheim Erlcngrundschönke in L.-Eutritzsch Geibelstratz«) spricht heute abend Herr Oberbuchhalter «. We.benborn über: „Die Bilanz als Grundlage Mr die Steuerdeklaration. Staat:- einkommenllcuer der Nktienaekellkchnslen. G. m. b. H. Vrl vatunternehmungen." An den Vortrag schließt ych eine freie Aussprache an. Gäste sind willkommen. l>!° eine feine hygien. Toiletteseise u. besitzt durch den Ge halt an Myrrholin höchst wirkungsv. kosmet. Eigen schaften, die wohl anderweit, nicht wird, anzutresf. sind. -7717 „»»77 von Zrogser Vsäeutuvx tür äis Oesrmäkeit. X-lioU-h» biErlU-« von Fro88er Leäentunx tür äis Kesanädeit. ri»Nirr,»» O» von xrv88er VeäelllitNF kür äis Oesrmätlsit.
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