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»Sausewind, Brausewind Dort und hier! Sausewind, Brausewind! Deine Heimat sage mir!« »Kindlein, wir fahren Seit viel vielen Jahren Durch die weit weite Welt! Und möchten’s erfragen, Die Antwort erjagen Bei den Bergen, den Meeren, Bei des Himmels klingenden Heeren, Die wissen es nie. Bist du klüger als sie, c) »Lied vom AVinde« Magst du es sagen! Fort, wohlauf! Halt uns nicht auf! Kommen andre nach, Unsre Brüder, Da frag’ wieder!« »Halt an, gemach! Eine kleine Frist! Sagt, wo der Liebe Heimat ist, Ihr Anfang, ihr Ende!« »Wer’s wissen könnte! Schelmisches Kind, Lieb’ ist wie Wind, Rasch und lebendig, Ruhet nie: Ewig ist sie, Aber nicht immer beständig! Fort, wohlauf! Halt uns nicht auf! Fort über Stoppeln Und Wälder und Wiesen! Wenn ich dein Schätzlein seh’ Will ich es grüßen. Kindlein, ade!« d) »Rat Bin jung gewesen, kann auch mit reden Und alt geworden, drum gilt mein Wort Schon reife Beeren am Bäumchen hängen Nachbar, da hilft kein Zaun um den Gailen Lustige Vögel wissen den Weg. Aber, mein Dirnchen, du laß dir raten Halte dein Schätzchen wohl in der Lie ,e, Wohl in Respekt einer Alten« Mit den zwei Fädlein ins Eins gedrehet, Ziehst du am kleinen Finger ihn nach. Aufrichtig Herze, doch schweigen können Früh mit der Sonne mutig zur Arbeit, Gesunde Glieder, saubere Linnen Das machet Mädchen und Weibchen wert. Bin jung gewesen, kann auch mit reden, Und alt geworden, drum gilt mein Wort. e) »Begegnung« Was doch heut Nacht ein Sturm gewesen, bis der Morgen sich geregt! Wie hat der ungebetne Besen Kamin und Gassen ausgefegt! Da kommt ein Mädchen schon die Straßen, das halb verschüchtert um sich sieht; Wie Rosen, die der Wind zerblasen, so unstet ihr Gesichtchen glüht, Ein schöner Bursch tritt ihr entgegen, er will ihr voll Entzücken nahn: Wie sehn sich freudig und verlegen die ungewohnten Schelme an! Er scheint zu fragen, ob das Liebchen die Zöpfe schon zurecht gemacht, Die heute Nacht im offenen Stübchen ein Sturm in Unordnung gebracht, Dei- Bursche träumt noch von den Küssen, die ihm das süße Kind getauscht, Er steht, von Anmut hingerissen, derweil sie um die Ecke rauscht. f) »Weylas Gesang« Du bist Orplid, mein Land! Uralte Wasser steigen verjüngt um deine Das ferne leuchtet: Hüften, Kind! Vom Meere dampfet dein besonnter Strand Vor deiner Gottheit beugen sich Könige, die Den Nebel, deine Wärter sind So der Götter Wange feuchtet! II. Aus dem Spanischen Liederbuch (Paul Heyse) »Nun wandre, Maria« a ) Nun wandre, Maria, nun wandre nur fort, Schon krähen die Hähne und nah ist der Ort. Nun wandre, Geliebte, du Kleinod mein, Und balde wir werden in Bethlehem sein, Dann ruhest du fein und schlummerst dort. Schon krähen die Hähne und nah ist der Ort. Wohl seh’ ich, Herrin, die Kraft dir schwinden; Kann deine Schmerzen, ach, kaum verwinden. Getrost! wohl finden wir Herberg’ dort; Schon krähen die Hähne und nah ist der Ort. Wär’ erst bestanden dein Stündlein, Marie, Die gute Botschaft, gut lohnt ich sie. Das Eselein hie gäb ich drum fort! Schon krähen die Hähne, komm! nah ist der Ort.