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Dies ist daraus ersichtlich, daß die nächsten Erfinder wieder auf Konstruktionen gekommen sind, die mit Sicherheit eine Messung von vielen Fasern ausschließen lassen. So der Apparat von Voigtlander, der 10 Haare zur Messung heranzog und diese nicht einzeln maß, sondern Durchschnittswerte bildete. Diese 10 Haare werden wohl deshalb zur Messung benützt worden sein, weil andere der Apparat nicht angesprochen hätte, nicht aber, weil Durchschnittswerte besonders erwünscht gewesen wären. Die Bestimmung der Kräuselungsbögen selbst läßt sich genau — mit den beschriebenen Erfindungen — auch nur an einem Haare machen. Soll ein ganzes Wollbüschelchen als solches bestimmt werden, können die tatsächlichen Verhältnisse nur geschätzt wer den, sie sind also subjektiv beeinflußt. Das von Winkler oder Ledebour erdachte Verfahren, die Wollfaser auf einen graduierten Zylinder aufzuwickeln, läßt erkennen, daß hier an eine oft zu wiederholende Messung an ein und derselben Probe nicht gedacht worden ist. Köhler benützt 100 Haare zur Feststellung der durchschnitt lichen Stärke. Hier könnte vielleicht ein Ausgleichen der ver schiedenen Stärken der Wollfasem vorliegen, aber die Kritiken, die dieser Apparat erfahren hat. daß nämlich das Auszählen der 100 Haare zu umständlich sei, belehren uns, daß auch zu jener Zeit noch nicht eine Messung vieler Haare zur Feststellung der Feinheit für nötig erachtet worden ist. Die Versuche Youngs, die Feinheit der Fasern durch die durch die Fasern hervorgerufene Beugung des Lichtes zu be stimmen, deuten ebenfalls darauf hin, daß man sich mit der Mes sung einzelner Haare begnügte, desgleichen das von v. Po- stacky angegebene Verfahren. Elsner zwar zählte zu seinen Vergleichen 10—20 Haare aus, wohl aber in erster Linie, um eine bessere Veranschaulichung der Unterschiede zu erreichen. Gravert, Skiadan und Thaer-Kleinert, die alle mit der direkten Druchmessermessung arbeiten, verzichten ebenfalls — dies ist aus der Umständlichkeit der Verfahren zu schließen — auf viele Messungen an ein und derselben Probe. v. Nathusius konnte, durch seine Erkenntnisse geleitet, nicht mehr an einer Messung einzelner oder einiger Haare fest halten. Für die von ihm angewandte Meßmethode, bei der er von den Fasern kleine Stückchen schneidet, gibt er 30 zu messende Haare an, für genauere Messungen verlangt er 40—50. Doch geht er wieder von dieser Zahl zurück, als er die Messung an ver schiedenen Stellen der Haare durchführt in Verbindung mit einer Verdrehung derselben, die ihm die verschiedenen Durchmesser zei gen soll. Außerdem gibt er an, daß bei der Auswahl des zu messenden Haares darauf zu achten sei, daß dieses der mittleren Länge der ganzen Wollprobe entspreche. Seine Meßvorschriften geben an, daß zu genauen Feststellungen mindestens 12 Haare heranzuziehen seien, die zunächst der Länge nach zu messen seien. Das Haar, das der mittleren Länge am nächsten kommt, sei zu messen zur Bestimmung der mittleren Feinheit. Außerdem seien das längste, das kürzeste und noch einige dazwischenliegende durchzumessen. Die von K ü h n vorgeschlagene Methode, die Probe zweimal zusammenzufalten und die Knickstellen dann abzuschneiden, um 4 Teilproben von jedem Haar in das Präparat zu bekommen, arbeitet mit ungefähr 10 Haaren, also 40 Messungen. Die nächsten Untersuchungen, die die Basis und Mitte der Fasern oder auch nur die Basis berücksichtigten, sind auf 40 Haare ausgedehnt worden. Die Frage der Anzahl der zu messenden Haare wird in den folgenden Zeiten immer wieder betont und die verschiedensten Zahlen werden zur Untersuchung der Wolle auf ihre Feinheit als genügend angegeben. Die Zahlen schwanken von 20—500 Mes sungen, die Art der Messungen ist ebenfalls nach den schon früher erörterten Gesichtspunkten verschieden. Einige Beispiele seien hier angeführt, geordnet nach dem Übersichtsbild. Kra-is findet z. B., daß 500 Messungen zur Feststellung des Wollfeinheitscharakters kaum genügen, dsgl. die British Re search Association for the Woollen and Worsted Industries. Spöttel und Tänzer arbeiten ebenfalls mit einer großen Anzahl Haare, die 100 und mehr beträgt. C. K r o- n a c h c r findet auf Grund seiner vergleichenden Untersuchungen, daß bei viermaliger Messung jedes Haares 50 Haare zur einwand freien Ermittlung selbst der Unterklassen des A-Sortiments aus reichen. D ohne r kommt auf 100 Messungen pro Probe über die ganze Länge, die Anzahl der Haare kann er, da er die Fasern nicht einzeln vorbereitet, nicht angeben. Probst arbeitet mit 10 Haaren, die er 10 mal mißt. Herbst, Witt und Krona cher endlich geben bei der von ihnen verwendeten Querschnitts methode 25—100 Haare an. Diese Verschiedenartigkeit der Angaben zeigt deutlich, wie wenig geklärt die Verhältnisse heute noch liegen. Sicher haben die verschiedenen Beobachter bei ihren Feststellungen Überein stimmung der Resultate bei ihren Messungen gefunden, die großen Verschiedenheiten untereinander werden wohl auf ungewollte und unbewußte Beeintlußung durch die Probeentnahme selbst zurück- Abb. 1—3. Das „Gleichdick“ nach Kirne r. zuführen sein. Ich will nicht das Für und Wider der verschiede nen Methoden behandeln, ich möchte nur so viel sagen, daß die Messungen in der Draufsicht sicher alle subjektiv beeinflußt sind. Am wenigsten wird dieser Vorwurf die von mir als erste ange führte Messungsweise treffen, die mit vielen Haaren, die nur einmal gemessen werden, arbeitet. Bei Aufspannen einzelner Haare, läßt sich eine Auswahl mit dem besten Willen nicht ver meiden, nicht nur weil das Material sich teilweise selbst ent mischt, die starken Haare aus dem Verband herausspringen, sich gewissermaßen anbieten, sondern auch weil unbewußt immer die zum Aufspannen u. dgl. bequemsten Haare ausgelassen werden. Dieser Fehler kann aber nicht' ausgeglichen werden. Versucht man es, so werden die Resultate ungenau, weil der Prozentsatz der aus dem Durchschnitt fallenden Fasern kaum richtig geschätzt werden kann. Döhner, der zwar den Fehler der Auswahl nicht bei der Vorbereitung der Proben macht, wird ihn aber wohl auch nicht umgehen können, denn seine Proben in der Küvette ent halten sicher mehr als etwa 30 Haare. Ich komme auf die Zahl 30, weil Döhner die Proben in ihrem ganzen Stapelverlauf be rücksichtigt wissen will und 100 Messungen vorschlägt. Ich habe also 3 Lagen der Messungen angenommen. Sind es aber mehr als