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wir haben gefunden, daß bei der Kunstseide mit Säuren sehr vor sichtig umgegangen werden muß. 2 ) Wir haben festgestellt, daß Milchsäure verhältnismäßig am wenigstens schadet, sodaß man sie bis 1 % ig anwenden kann. Dagegen sollen Essigsäure und Wein säure nicht stärker als 0,3%ig angewendet werden. Freie Mineral säuren und Oxalsäure sind noch in viel geringeren Mengen schäd lich, indem sie die Kunstseide morsch machen: sie dürfen also überhaupt nicht auf der Faser vorhanden sein. Aus den vorstehenden Ausführungen sieht man, wieviele Schwierigkeiten und Klippen der Färber vermeiden muß, wenn er eine tadellose Ware herausbringen will, und dazu kommt dann immer noch die große Schwierigkeit des Verlangens einer ganz genauen Färbung nach Vorlage von Seiten des Auftraggebers. Wir glauben, daß man auch auf diesem heiklen Gebiet für beide Teile 2 ) Näheres vgl. Leipz. Monatschr. f. Text.-Ind. 1925, Nr. 9; Textile Forschung 1925. Nr. 3, S. 61. befriedigendere Verhältnisse schaffen könnte und sollte, indem man das erlaubte Maß von Abweichung von der Vorlage für die ver schiedenen Warengattungen genau präzisiert. Es ist doch z. B. ganz selbstverständlich, daß es einer Kunstseide, die indanthren echt gefärbt werden soll, nicht gut tun kann, wenn man sie, um den Farbton der Vorlage genau zu treffen, übermäßig lang in dem warmen, ätzalkalischen Bad behandeln muß. Der Färber kommt dadurch in das Dilemma, entweder der Kunstseide zu schaden oder durch Nachnuancieren mit weniger echten Farbstoffen die Indänthrenechtheit zu gefährden. Beides ist verderblich und ließe sich durch eine vernünftige Begrenzung der verlangten Genauig keit des Treffens der Nuance vermeiden. Dies wäre auch durch aus im Interesse des verbrauchenden Publikums gelegen. Es ist anzunehmen, daß es mit Hilfe der jetzt so vorzüglich und genau ausgebildeten Meßmethoden für die Farbtöne möglich sein sollte, die erlaubten Schwankungen zahlenmäßig für die verschiedenen Farbtongebiete zu präzisieren und auf diesem Wege eine weitere wichtige Normungsarbeit für die Textilindustrie zu leisten. Emulsionen und ihre mikrophotographische Auswertung. Von R. Fisel und E. Waltmann. Die Ansprüche des Konsums bezüglich des Äußeren der fer tigen Ware im Verhältnis zum Kostenpunkt haben sich stark ge wandelt. Während das fertige Gewebe den Eindruck einer hoch wertigen Ware geben soll, gestattet der Preis oft nur billigstes Rohmaterial. Durch gewisse Behandlungsmethoden vermag man jedoch auch minderwertiger Ware ein gefälliges Äußeres zu geben. Eine dieser Methoden ist die Behandlung der Ware mit Ölemul sionen, wodurch Griff und Glanz der Ware verbessert werden. Es soll nun nicht Aufgabe der folgenden Ausführungen sein, diese Verhältnisse zu behandeln, sondern es soll einiges über die Emul sionen selbst, ihre Bildung, ihre Struktur und die daraus zu ziehen den Folgerungen gesagt werden. Zur Beurteilung von Emulsionen für textile Zwecke stehen uns allerdings nur wenige Möglichkeiten zur Ver fügung. Abgesehen von der Prüfung des Griffes der mit einer Emulsion behandelten Textilfaser erstreckt sich die Beurteilung im wesentlichen auf die Feststellung der mehr oder weniger gro ßen Widerstandsfähigkeit der Emulsion gegen die Entmischung. Zu diesem Zweck wird die fragliche Emulsion in einen graduier ten Meßzylinder gefüllt und beobachtet, wieviel und in welchem Zeitraum Ölabscheidung erfolgt. Auch die Farbe der Emulsion spielt bei der Beurteilung eine Rolle. Je nachdem die Emulsion ein schneeweißes oder mehr verwässertes graues Aussehen zeigt, spricht man von fetten oder mageren Emulsionen und sieht letz tere in der Regel als die schlechteren an. Doch ist diese Schluß folgerung streng genommen nicht richtig, da die Farbe der Emul sion ja durch das Verhältnis von Öl zu Emulgator bedingt wird. Jo größer die Menge des Emulgators, desto mehr wird sich die weiße Farbe nach grau verschieben. Als recht brauchbares Hilfsmittel zur Beurteilung von Emul sionen hat sich nun das Mikroskop erwiesen, das uns in be quemer Weise und bei mäßiger Vergrößerung die Gruppierung und Größe der Teilchen zu beobachten erlaubt. Die gebräuchlichen Emulsionen sind zumeist sogenannte „grobe Emulsionen“, also keine kolloiden Verteilungen, da die Teilchengröße weit oberhalb der angenommenen Grenze von 0,1 .«*) liegt. Seife und Türkisch rotölegeben mit Wasser klare, kolloide, im Mikroskop optisch nicht auflösbare Lösungen. Die Beobachtung der Emulsionen geschieht zweckmäßig im Dunkelfeld, d. h. der übliche Beleuchtungsapparat wird herausge nommen und dafür der sogenannte Dunkelfeldkondensor eingesetzt. Die Fettkügelchen erscheinen dann hell beleuchtet auf tiefschwar zem Grund. Um die Emulsionen nun bequem vergleichen und ausmessen zu können, empfiehlt sich ihre photographische Aufnahme. Aller- *) 1 u — 0,001 mm -- 1 Mikron. I dings stößt die Aufnahme derartiger Emulsionen auf gewisse Schwierigkeiten, da namentlich die kleinen Teilchen lebhafte Be wegung zeigen. Die Präparate werden vor der Aufnahme zweck mäßig einige Stunden liegen gelassen, wonach die Bewegung merklich nachläßt. Bevor wir zur Besprechung der Mikroauf nahmen und ihrer Auswertung übergehen, dürften einige allgemeine Bemerkungen über Emulsionen und die damit zusammenhängenden Begriffe am Platze sein. Eine Emulsion ist ein System, das zwei flüssige Phasen ent hält, von denen die eine in Form von Kügelchen in der anderen verteilt ist. Die Flüssigkeit, die diese Kügelchen bildet, wird als disperse Phase bezeichnet, während man die Flüssigkeit, die die Kügelchen umgibt, geschlossene Phase oder Disper sionsmittel nennt. Die beiden Flüssigkeiten, die nicht misch bar oder nahezu nicht mischbar sein müssen, bezeichnet man als die innere bzw. äußere Phase. Man kann beständige Emulsionen mit niedrigen Ölkonzen trationen erhalten durch Erhitzen von etwas Öl in Wasser während ; einiger Zeit, durch Auflösen von Öl in einer organischen Flüssig keit und darauffolgende „Fällung“ dieser Lösung im Wasser. Um konzentrierte Emulsionen zu erhalten, muß man eine geeignete dritte Substanz hinzufügen. Diese dritte Substanz wird als Emul gator bezeichnet; als Emulgatoren sind bekannt: Gelatine, Pflanzenschleim und ähnliche Substanzen, die mit Wasser Kolloid hydrate zu bilden vermögen, des weiteren die Alkalisalze höherer Fettsäuren, Sulfofettsäuren usw. Auch an sich in Wasser unlös liche Körper, wie ungebrannte feine Tone, Magnesiumhydroxyd. Kupferhydroxyd usw., sind als Emulgatoren zu gebrauchen. Unter dem Mikroskop betrachtet, zeigen die Emulsionen dauernde Zickzackbewegungen der Teilchen der dispersen Phase. Diese Erscheinung wird „Brownsche Bewegung“ genannt. Die Brownsche Bewegung tritt erst bei Dispersionen auf, deren Teilchen kleiner als 3—5 p sind. Man nimmt an. daß die Brown sche Bewegung bei Erreichung des isoelektrischen Punktes bei Elektroneutralität aufhört. Die Ölkügelchen besitzen negative Ladung. Bei Zusatz von Elektrolyten erfolgt eine Adsorption entgegengesetzt geladener Ionen, wodurch ihre Ladung neutrali siert wird und Koagulation eintritt. Berühren sich zwei nicht mischbare Flüssigkeiten, so wird die zwischen ihnen befindliche Tfennungsfläche als die Grenz fläche flüssig-flüssig bezeichnet. Die Oberflächenspan nung an der Grenze wird als Grenzflächenspannung be zeichnet, sie ist eine Funktion der gegenseitigen Anziehungskraft der Moleküle. Für das Studium der Emulsionen ist die Beschaffenheit der Grenzfläche von ausschlaggebender Bedeutung. Es haben sich Tatsachen angehäuft, die die Ansicht stützen, daß bei Berührung