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Die Arbeit verlangt ein ständiges Hin- und Hergehen, an dauernde und mannigfache Bewegungen der Hände, Biegen und tiefes Bücken, angestrengte Aufmerksamkeit und großen Aufwand an Energie. Ich habe ausgerechnet, wie viel Zeit der Arbeiter an den Selfaktoren für jede dieser Arbeiten braucht, wenn die kleinen Kaum zu berechnenden Bewegungen nicht in Betracht gezogen werden, und fand, daß das Andrehen von gebrochenen Fäden bis 50% der gesamten Arbeitszeit benötigt. An zweiter Stelle (25% der Arbeitszeit) kommt das Reinigen der weichen und Metall walzen, sowie anderer Teile der Maschine; das Abnehmen der volbewickelten Kopse oder Bobinen bedarf 5—10 Minuten Arbeit von 3 Mann; das Aufstecken neuer Spulen ungefähr die gleiche Zeit. Zum Regulieren des Selfaktors braucht der Arbeiter 10 bis 30 Minuten täglich, je nach dem Zustande der Maschine und anderer nicht vorauszusehender Arbeitsbedingungen. Zu kleinen Reparaturen braucht der Arbeiter 10—20 Minuten am Tage; die selben werden zwischendurch gemacht, wobei die einzelnen Hand griffe von 1 / 4 —2 Minuten Dauer sind. Das Reinigen und Ölen wird von jeder Arbeiterschicht abwechselnd ausgeführt, nimmt sehr viel Zeit, bis zu 1 Stunde für jede Schicht in Anspruch, und fällt den Arbeitern sehr schwer, da sie es während der Hauptarbeit machen müssen, ohne die Qualität der Arbeit zu beeinträchtigen. Das Rei nigen der Maschine in der Dejourwoclie ist eine Art unbezahlter Überstunden. Von den 3 Arbeitern an jedem Selfaktor sind gewöhnlich zwei Mann ständig beschäftigt, wogegen der dritte abwechselnd weggeht, um sich auszuruhen, zu rauchen u. dgl. Alledrei arbeiten gleichzeitig nur während des Abnehmens fertiger Kopse oder Bo binen und des Aufsteckens neuer Hülsen. Bei einem 8stündigen Arbeitstage fallen auf jeden Arbeiter etwa 6—6Q 2 Stunden effek tiver Arbeit, allein während derselben sind sie ständig in Be wegung, gehen hin und her, nur selten, wenn das Spinnen gut vor sich geht und keine Fäden reißen, stehen bleibend, und die ganze Zeit, beim Andrehen der gerissenen Fäden und beim Reinigen der Walzen, bewegen sich ihre Hände und der ganze Körner. Wenn wir uns vorstellen, wieviel Bewegungen diese Arbeiter machen, um dementsprechend die Schwere der Arbeit zu bewerten, müssen wir folgendes in Betracht ziehen: A. Das Gehen: a) jeder Wagen macht in 1 Minute 5 bis 6 Gänge zu 160 cm hin und her; denselben Weg macht auch der Andreher mit dem Spinner. In 1 Stunde macht das 160 cm X2X5X60 = 960 m; b) die Bewegung entlang dem Wagen, durchschnittlich 5—6 m bei jedem Gang oder 5 X 5 X 60 = 1500 m in der Stunde. Im ganzen also 1500 m in der Stunde oder 15 000 in in 10 Sunden wirklicher Arbeitszeit. Das Berechnen der Zahl von Schritten zeitigt ziemlich die gleichen Ergebnisse, und zwar: mit 1 Gang des Wagens 3 Schritte hin und 3 Schritte zurück = 6 X 5 X 60 = 1800 Schritte; entlang dem Wagen etwa 8 Schritte während jedes Ganges = 8 X 5 X 60 — 2400 Schritte oder im ganzen 4200 Schritte in der Stunde. Wenn wir die Länge eines Schrittes mit */ 2 m annehmen, so macht das in einer Stunde 2100 m und in 1 Tage 12 000 m aus. Kontrollziffern, welche mit einem Schrittmesser erhalten wur den, ergaben nur 2400 Schritte (1200 m) in 1 Stunde oder 7200 in in 6 Stunden effektiver Arbeit. Allein da der Schrittmesser ein sehr unvollkommener Apparat ist und immer geringere Resultate aufweist, so nehmen wir mit Recht an. daß Spinner und Andreher täglich mindestens 10 km, richtiger aber 12 km machen, was einem 3-Stundenmarsch zu 4 km je Std. entspricht. B. Bewegungen der H ä n de, kleine Handleistungen außer Betracht lassend: 1. Zum Andrehen gebrochener Fäden braucht der Arbeiter 9 Bewegungen der ganzen Hand, bei rund 170 Fadenbrüchen in 1 Stunde, ergeben sich 9180 Bewegungen in 1 Tag. 2. Zum Reinigen der Walzen (durchschnittlich 75 Walzen je Stunde bei 16 Bewegungen auf jede Walze) 7200 Bewegungen in 1 Tag. 3. Zum Abnehmen der Wolle (55mal in 1 Std. zu je 5 Bewegungen 55 X 5 X 6 = 1650 Bewegungen in 1 Tag. Also sind täglich 18 000 volle Bewegungen mit der Hand aus zuführen, C. Bewegungen des Körpers beim Andrehen der Fäden und beim Reinigen der Walzen in 1 Std. etwa 100 tiefe Rumpfbeugen von über 45—90° und etwa 250 bis 45". In einem Tage macht das bei 6 Stunden effektiver Arbeit 600 tiefe und 1500 schwächere Beugungen aus. D. Die Arbeit, welche mit dem Reinigen der Maschine, dem Regulieren und dem Beobachten der Arbeit, sowie mit dem Ab nehmen der Kopse und Bobinen und Auf stecken der Hülsen ver bunden ist, kann schwerlich auch nur annähernd berechnet werden. Es wird aber wohl der Wirklichkeit entsprechen, wenn wir an nehmen, daß die Arbeiten C und D 20% von den Hauptarbeiten — dem Gehen, Andrehen der Fäden und Reinigen der Walzen — ausmachen. Wenn wir nun die ganze Arbeit eines Spinners in den Ein heiten nach A m a r ausdrücken, so finden wir, daß sie eine Ent wicklung und eine Ausscheidung von nicht weniger als 250 Kalo rien in 1 Std. effektiver Arbeit benötigt. Wenn diese Berechnung auch nicht unbedingt richtig ist, so entspricht sie doch mit ge nügender Genauigkeit der wahren Sachlage. Wie schon erwähnt, geht die Arbeit in der Spinnereiabteilung im Winter, Herbst und Frühjahr bei einer Temperatur von 25 bis 30° C und einer relativen Feuchtigkeit der Luft von 75—90% vor sich. Die von mir mit einem Katathermometer ausgeführten Versuche ergaben, daß bei einem solchen Atmosphärenzustando die Wärmeabsonderung im Winter, Herbst und Frühjahr, wenn die Hautfläche des Körpers mit 19 000 qm angenommen wird, 56 x / 2 bis 73 x / 2 Kalorien stündlich durch Ausstrahlung und Durchführung ausmacht und 185 bis 220 Kalorien, wenn die Ausschwitzung hinzu gerechnet wird. Demnach kann die Wärmewirtschaft eines Arbeiters am Sel faktor folgenderweise angenommen werden: Wärmeentwicklung im Organismus 150 Kal. stündl. Verlust durch Wärmestrahlung, Durchführung und Schweiß 185—220 „ Überschuß an Wärme . 30— 65 „ „ Dieser Überschuß an Wärme ist ein Ballast, welchen der Organismus auf irgendeine Weise abzugeben suchen muß, was aber auf große Schwierigkeiten stößt, da die Atmosphäre eine größere Ausschwitzung nicht möglich macht. Dies führt zu erhöhter Kör pertemperatur, welche sich besonders im Sommer bemerkbar macht, wo die mögliche Wärmeabsonderung in die Luft halb so groß ist. (Schluß folgt.) Reichs-Unfallverhütungs-Woche (RUWo) Über 1 Mill. Unfälle wurden im letzten Jahre in den gewerblichen und landwirtschaftlichen Betrieben gezählt. Fast 24 000 Menschen, da von etwa ein Drittel in den bei den Berufsgenossenschaften versicherten Betrieben, haben dabei ihr Leben verloren. Also täglich 64 Tote durch Unfall! Behörden, Berufgenossenschaften, Verkehrsorganisationen, Ge werkschaften, soziale, wirtschaftliche und technische Verbände sind be strebt, Aufklärung zu schaffen und Einrichtungen zu treffen, um Un fälle zu verhindern. Jedermann soll freiwillig und verantwortungsbewußt an der Unfallverhütung mitwirken. Dieses Verständnis und Verantwor tungsgefühl zu verbreiten und zu vertiefen, ist das Ziel einer großen, von den Verbänden der Berufgenossenschaften ausgehenden Veranstaltung. Vom 24. Febr. bis 3. März 1929 wird die Reichs-Unfallverhütungs-Woclio stattfinden. An alle Bevölkerungskreise ergeht der Ruf mitzuwirken. Anfragen sind zu richten an das Organisationsbüro der Reichs-Unfallverhütungs -Woche beim Verband der Deut schen Berufsgenossenschaften, Berlin W 9, Köth ener Straße 37. Bücherschau DI N - Taschenbuch 9 „Normalprofile“. Herausgegeben vom Deut schen Normenausschuß 2. Auflage. 91 Seiten im Dinfofmat A 5. Beuth-Verlag, Berlin S 14. Preis brosch. 2,25 JlJl. — Die Vorliegende Neuauflage weist eine Erweiterung des Umfanges auf. Auf DIN 1025 Bl. 2 wurden z. B. die I—P 70, 75 und 80 neu aufgenommen, won denen das Feiner Walzwerk bereits die Profile bis 75 auswalzt. Ferner wüYde das Bezugsquellenverzeichnis vervollständigt. Die DIN-Taschenbücher haben sich bereits so unentbehrlich gemacht, daß auch die Neuauflage eine günstige Aufnahme verdient.