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Dieser Übelstand ist auf die Verwendung der starken Gelbmengen zurückzuführen. Das Gelb wird in der nach dem Färben folgen den Naßbehandlung gelockert; dieser Umstand läßt sich durch die Verwendung von Radiogelb R leicht beheben. Es sei daher in • diesem Zusammenhänge nochmals betont, daß die Radiofarben für das Färben von Labraz das gegebene sind. Treten beim Färben von Labraz, mit welcher Gruppe von Farbstoffen auch immer ge arbeitet wird, Schwierigkeiten hinsichtlich des Durchfärbens auf, so hilft man sich durch einen vorsichtigen Zusatz von Ammoniak, der meist Wunder wirkt, aber immer riskant ist. Man tut daher gut, Ammoniak in ccm gemessen in mehreren Portionen zuzu geben. Weniger gefährlich und darum besser angebracht ist je doch die Verwendung von Nekal A, Leonil S usf. In der Labrazfärberei ist das Abmustern eine Sache für sich und benutzt jeder Betrieb seine Erfahrungen. Die Färbungen wer den durch die starke Änderung des Warencharakters von Labraz zum fertigen Hut in hohem Maße verändert. Es handelt sich dabei weniger um eine Änderung der Farbstoffe selbst als vielmehr um eine rein optische Erscheinung. Dadurch nämlich, daß der Labraz keine geschlossene, glatte Oberfläche besitzt, diese vielmehr erst im fertigen Hut auftritt, erscheinen die Nuancen beträchtlich tiefer und dunkler, vergleichbar mit einem gefärbten Wollplüsch, bei ■ welchem die gedrückten, glatten Stellen ebenfalls viel heller er scheinen. Dies beruht bekanntlich auf der Wirkung des Lichtes. Man tut daher gut, nicht nach dem fertigen Hut zu mustern, son dern nach Abschnitten von Labraz, die man von der ersten Farb partie zurückhält, was jedoch nur dann Zweck hat, wenn die Qualität ebenfalls beibehalten wird. Der geübte Hutfärber, wel cher seinen Betrieb, die Qualitäten und seine Farbstoffe genau kennt, ist imstande, die jeweils auftretenden Veränderungen beim Abmustern entsprechend zu berücksichtigen und mustergetreu zu färben. Von grundsätzlicher Bedeutung ist, daß man die Farbe entsprechend den jeweils vorliegenden Verhältnissen um einige Nuancen dunkler hält und hauptsächlich auf Übersicht färbt. Zu alledem kommt noch, daß mit nasser Partie gegen trockene Vor lage gemustert werden muß; was dies allein schon bei Mode, dann Braun und insbesondere Grau ausmacht, ist jedem Färber bekannt. d) Das Färben von Stumpen. Das Färben der Hüte im fertiggewalkten Zustande, dem Stumpen, wird in erster Linie für den Velours-, den Damen-und den ganz billigen Herrenhut ausgeführt, wobei gleichzeitig betont sei, daß der schwarze Hut, von welcher Art und Qualität immer, fast durchweg im Stumpen gefärbt wird. Der Hauptvorteil beim Fär ben im Stumpen besteht darin, daß ein mustergetreuer Ausfall viel leichter erreicht und das Walken in einem Zuge, also ohne Unterbrechung, vorgenommen werden kann. Für das Färben selbst kommen die gleichen Einrichtungen und im großen Ganzen die gleichen Arbeitsweisen in Frage, wie sie für Labraz im Gebrauch sind. Es ist klar, daß der Stumpen an sich weniger empfindlich ist, als Labraz, sich jedoch bezüglich Durchfärbens nicht so gün stig verhält, wie dieser. Die gute Durchfärbung ist aber in den meisten Fällen eine unerläßliche Forderung, welche in Haarvelours und dem dekatierten Stumpen oft nur sehr schwer zu erreichen ist, zumal wenn es sich um ganz mindere Qualitäten handelt, mit denen man in der Färberei nicht allzuviel unternehmen kann, z. B. bei Haarvelours letzter Qualität, für welche man im Kern allen möglichen Haarabfall verwendet. Hier bedarf es der bestegalisie renden Farbstoffe nebst dem ganzen Rüstzeug der Färbereitechnik, um durchzukommen. Man färbt dekatierte Wollstumpen schwarz etwa in der Weise, daß man vor dem Färben, am besten unter Zusatz von Nekal, gut auskocht und schleudert, sodann in das mit Farbstoff und Glaubersalz bestellte heiße Farbbad geht, darin über Nacht ziehen läßt und am nächsten Tag ausfärbt. Daß man unter diesen Umständen für farbig, soweit es die Herstellungs weise und die spätere Verwendung des fertigen Hutes zuläßt, mit den am besten egalisierenden Säurefarbstoffen arbeitet, versteht sich von selbst. Es bleibt jedoch dabei zu beachten, daß die zur Verwendung kommenden Farbstoffe immer eine gewisse Alkali echtheit besitzen müssen, und zwar.aus dem Grunde, weil die Form der Hüte meist durch alkalische Steifmittel festgelegt wird. Ein hierbei, auf tretender Farbumschlag würde ganz besonders bei den randgesteiften Hüten alles verderben. Da man aber auch in der Stumpenfärberei mit einer längeren Kochdauer nicht rechnen kann, ist das schnelle Hinfärben auf Muster, die Treffsicherheit mit eine Grundbedingung für das gute Gelingen der Färbungen. Jedes Versehen kommt leider immer erst mit der Farbe an den Tag und wird dann nur zu leicht dem Färber zugeschoben. Ein Kapitel für sich sind die Karbonisierflecken: es ist daher sehr zu begrüßen, daß diesem heimtückischen Übel durch die Verwendung von Leonil S mit Erfolg entgegen getreten werden kann. Mit Hilfe dieses Produktes, welches unmittelbar der Säureflotte zugesetzt wird, läßt sich die Säuremenge sehr stark herunterdrücken und kommt damit die erwiesene Tatsache: „Je weniger Säure, desto geringer die Gefahr der Fleckenbildung“, voll zur Geltung. Ein Verbessern mißlungener Färbung kommt unter gewissen Umständen allenfalls noch bei Stumpen bester Qualität in Frage, welche ein ewaiges Durchkochen bzw. ein Aufhellen in einem frischen Bade gerade noch vertragen, meist aber auch da schon auffallen. In allen anderen Fällen ist als einzige Rettung und ohne viel Überlegung das alles verdeckende Schwarz in An wendung zu bringen. Resorzin im In der Augustnummer der Revue Generale des Matieres Coloran- tes, Paris, 1925, S. 224, bespricht Joseph Pokorny, unter ge nauer Anführung der diesbezüglichen Literatur, die von Favre, Stephan, Wosnessensky und Farbenfabriken Bayer im Laufe der letzten 25 Jahre vorgeschlagenen Methoden zur An wendung von Resorzin im Zeug d r u c k. Er stellt fest, daß der Preis des technischen Resorzins jede technische Anwendung ausschließt. Bei seinen Versuchen nut Resorzin, bei Azetatseidedruck, fand P o k o r n y, daß Baumwolle für einige Stunden, bei gewöhn licher Temperatur, eingelegt in eine Lösung von 1 Teil Resorzin in 1 Teil Wasser — beim Lösen tritt eine sehr bedeutende Tempe raturerniedrigung ein — in bezug auf ihr Verhalten gegenüber direkten Farbstoffen, Naphtolen, Tanninen usw., ähnliche Eigen schaften erhält, wie Baumwolle, welche mit starker Natronlauge behandelt war. Pokorny fand auch, daß mit Hydrosulfitbuntätzen be druckte, direkt gefärbte Baumwollware, viel lebhaftere und tiefere Ätzen liefert, falls die Ware vor dem Drucken z. B. mit einer 6% Resorzinlösung vorbereitet wurde. Zeugdruck. Aber auch dabei verbietet der Preis des technischen Resorzins jedem kalkulierenden Koloristen diese neue Anwendung. Dabei macht Pokorny auf zwei „tours de main“ aufmerk sam (und solche „tours de main“ sind im Druckereifache oft von bedeutendem technischen Wert, indem sie ermöglichen, daß eine Fabrik irgendeinen Artikel viel schöner zu erzeugen imstande ist, als eine Konkurrenzfirma, obzwar in den Anwendungsmethoden beider Firmen anscheinend kein Unterschied ist): a) Es scheint übersehen worden zu sein, daß solche Hydro sulfitbuntätzen viel schöner herauskommen, falls die Ware vor dem Drucken mit der altbekannten Türkischrotölpräparation vorbereitet wurde (z. B. 6%ig). b) Eine der wichtigsten Buntätzfarben ist Rot. Die Zusammen setzung der Rotätzfarbe, wenn die Farbe gut druckfähig bleiben soll, schränkt den Koloristen ein, betreffs der der Farbe einzuver leibenden Farbstoff- und Tanninmengen. Daher läßt die Tiefe und die Seifechtheit solcher Rotätzfarben oft zu wünschen übrig. Po korny geht mit der gedämpften Ware, wie üblich, breit, durch Brechweinstein, dann Wasser, dann durch Tannin (20 g in 1 1),