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gefärbt. Zu den schlimmsten basischen Farben gehört das Grün. Ein mittleres, klares Grün wird 2% tanniert mit Brillantgrün und Auramin ausgefärbt. Hat man schmutzigere Töne, so nimmt man Türkisblau B und G, Methylenblau oder auch Marineblau. Nun wird von vielen, die nicht Kunstseidenfachleute sind, eine Vorbehandlung mit allerhand Chemikalien vor dem Färben emp fohlen, damit die Farbe gleichmäßig auf der zu färbenden Viskose seide aufzieht. Wenn das der Fall wäre, so hätten die Kunstseiden fabriken das Rezept schon längst herausgegeben. Mit welcher mühevollen Arbeit wir den Spinnprozeß verfolgen, zeigen die täg lich wiederkehrenden Probefärbungen von den einzelnen spinnen den Düsen der Maschinen. Da auf der Glaswalze zwei Düsen spinnen, werden dieselben von 1—80 nummernweise gezeichnet, säurefrei gewaschen, getrocknet, gespült, gezwirnt, gehaspelt, fach männisch entschwefelt — diese Abteilung Entschwefelungsanlage mit Wäscherei und Bleicherei wird von so manchen Kunstseiden direktoren nicht sorgfältig genug behandelt, sonst würden sie besser entschwefelte, reinere Seide herausbringen, und die nach folgenden Färber wären von einem großen Übelstand befreit — gebleicht, gefärbt und getrocknet. Diese gefärbten 80 Fitzen oder Flotten werden numeriert, auf eine Stange gehangen, sodaß man die ungleichmäßigen Färbungen gut sehen kann und genau von den Färbungen der Viskoseseide unterrichtet ist. Ganz unfachmännisch ist die in der eingangs erwähnten Notiz enthaltene Angabe, woraus man nach dem Einweichen abschleudert und vor dem Färben etwas abtrocknen läßt. Unbegründet ist fer ner die Bemerkung, daß man nach dem Spülen die Seide noch über Nacht hängen läßt, dann abschleudert und trocknet. Der Verfasser hat in gewissem Sinne eine Küpenfarbe im Auge gehabt. Ich färbe täglich 30 kg 219/0 Zwirn rot mit Algolrot 5 G Pulver und Algol- rot extra, außerdem 30 kg 219/0 Zwirn gelb mit Algolgelb R Pul ver, welche ich abends färbe und über Nacht hängen lasse, damit die Farbe oxydiert; am folgenden Morgen spüle ich, säure spüle, seife dann in einem geschmacksauren ameisensauren Spülbad, wo durch ich ein schönes, weiches, griffiges Material erziele, da im feuchten Zustande (fachmännisch sagt man: „nassen“ Zustand) die Färbungen ein ungleichmäßiges Aussehen haben, das im trockenen Zustande verschwindet. In der ehemaligen Sydowsauer Don- nersmarckschen Viskosekunstseide war dies sehr oft der Fall und kam im nassen Zustande dadurch zum Ausdruck, daß die Viskose seide viele matte Fitzen oder Flotten enthielt, die aber nur in nassem Zustande deutlich zu sehen waren, wogegen man bei der jetzt hergestellten Kunstseide die Ungleichmäßigkeit im trockenen Zustande deutlicher als im nassen Zustande sieht. Die Erklärun gen über das Färben mit Schwefelfarbstoffen sind im allgemeinen zutreffend; um aber vollkommen sicher zu gehen, daß die Fär bungen wasch-, licht- und kochecht sind, ziehe ich die Küpen farben vor. Zur Hutfärberei. Von Georg Gaag. c) Das Färben von Labraz. Hier kommt es vor allem darauf an, die Qualität und Filz fähigkeit voll zu erhalten, dabei aber gleichzeitig gut egal- und durchgefärbte Ware zu liefern. Dazu kommt noch die unerläßliche Forderung, daß die Färbung im fertigen Hut mustergetreu sein muß. Neben der richtigen Farbstoffwahl spielt die Färbeweise, insbesondere das Hantieren, Temperaturhalten, richtige Aufziehen der einzelnen Stücke vor dem Netzen (Auskochen) und Färben bzw. das Wenden während des Färbens eine sehr wichtige Rolle. Da es sich bei Labraz um ein verhältnismäßig lockeres Faser gebilde handelt, ist allergrößte Sorgfalt bei jeder Manipulation be sonders angebracht. Das Färben von guten Qualitäten bereitet zumeist keine besonderen Schwierigkeiten, da etwa nötige Fär bereimanipulationen, ein Hinfärben auf Muster, noch verhältnis mäßig gut vertragen werden. Mindere Qualitäten, schlecht mani pulierte (zusammengestellte) oder sonst wie angegriffene oder ver dorbene Partien verursachen dagegen oft viel Kopfzerbrechen und stellen an die persönliche Geschicklichkeit und das praktische Kön nen des Färbers die höchsten Anforderungen. Labraze färbt man ganz allgemein in runden Holzbottichen oder Kupferkesseln, wenn auch bereits Apparate dafür angeboten und in Gebrauch sind. Weniger gut bewährt hat sich das Färben in den sogenannten Färberädern, weil hier das Farbgut viel zu wenig geschont wird. Dagegen hat man mit den Paddelmaschinen noch die besten Erfahrungen gemacht, auch die Apparate mit Pendelrührwerk wiesen ziemlich zufriedenstellende Ergebnisse auf. Das Färben auf Apparaten ergibt hier nicht in erster Linie eine Schonung des Farbgutes, als vielmehr eine Verbilligung des Arbeitslohnes. Das Rühren der Labraze beim Färben von Hand aus geschieht mit ziemlich dicken, geraden Pfählen, die aus hartem Holz gefertigt und glatt gemacht sind, unter vorsichtigem Umlegen der Hüte. Um dabei jede mechanische Beschädigung (Stoß- und Reibstellen) zu verhindern, erhalten die Rührstangen an dem einen Ende einen Überzug aus einem Stück Gummischlauch, der einige cm über das Ende des Stockes hinausragt. Zum Herausnehmen der Partie nach beendetem Färben bedient man sich vielfach stumpfer, hölzerner Gabeln. Woll-Labraze werden zum Verkühlen unmittelbar nach dem Färben in kaltes Wasser geworfen, während man Haar- Labraze auf Roste legt und erst nach dem Verkühlen spült. Man färbt in Labraz alle vorkommenden Nuancen, Schwarz (Schluß von Seite 26.) jedoch nur in ganz wenigen Fällen, und zwar dann, wenn man auf eine besonders gute Filzqualität hinarbeitet. Dafür kommt in erster Linie Radioschwarz in Frage, das einfach sauer gefärbt in seinen Echtheiten allen Anforderungen sehr gut entspricht. Für den eingefaßten Hut ist eine volle Durchfärbung eigentlich nicht nötig, wird aber häufig auch hierfür verlangt. Ist dies nicht der Fall, dann geht man unmittelbar in das angewärmte Farbbad und spart dadurch an Arbeit und Farbstoff. Für den durchgefärbten Hut muß vor dem Färben in einem separaten Bade unter Zusatz von Glaubersalz ausgekocht bzw. in kochheißem Wasser genetzt werden. Es hat sich gezeigt, daß ein Zusatz von Nekal usf. beim Netzen dem Durchfärben sehr förderlich ist. Nach dem Netzen werden die Labraze aufgeschlagen, durch Umschlagen des Randes ausgezogen und in das Farbbad gebracht. Labraze, welche in folge ihrer minderen Qualität ein Auskochen nicht vertragen, legt man in kochheißes Wasser, hantiert vorsichtig durch (‘/z—lh), schlägt auf und geht auf die Schleuder, um dadurch die Säure möglichst wegzubekommen; derart vorbehandelte Partien ziehen im Färben wie Papier. Für den Herrenhut besserer Qualität färbt man gerne mit Chromfarbstoffen, oft auch mit den sauren Edelalizarinen. Letz tere sind jedoch in Wasser- und Schweißechtheit nicht immer be friedigend, insbesondere was die Gelbkomponente anbelangt. In dieser Beziehung sind die Radiofarben wesentlich besser und ebenfalls einfach sauer zu färben. Diese Farbstoffe sind ganz hervorragend säurewalkecht und wasserecht, sodaß bei der nach folgenden Naßbehandlung nicht das geringste zu befürchten ist. Die Radiofarben, zu welchen auch die Supramine und Amidoecht- farben zählen, sind eigentlich so recht für die Hutfärberei ge schaffen. Bei Verwendung derselben kann man häufig die Beob achtung machen, daß die Qualität ganz besonders geschont ist, was sich bei Haarlabraz sehr deutlich zeigt. Herrenhüte minderer Qualität und Knabenhüte (Gaisbuben) färbt man durchweg einfach sauer. Hält man etwas auf Farbe, so verwendet man die sauren Edelalizarine, ansonst arbeitet man mit den gewöhnlichen sauren Egaliserungsfarbstoffen, wie Flavazin S, Zyanolechtgrün G, Azogrenadin S, Orange GG u. ä. Zusätze von Wollschonungsmitteln zum Farbbade sind da besonders am Platze. Schwierigkeiten treten jedoch bei der Herstellung jener Nuancen auf, die in Gilbe besonders voll (feurig) sind, wie Oliv und satte Braun, die im fertigen Hut stark schipperig und unruhig sind.