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64 LEIPZIGER MONATSCHRIFT FÜR TEXTIL-INDUSTRIE. 1926, Heft 2. Herstellung einer Chromgerbflüssigkeit, welche Sulfitzellstoffablauge enthält: 100 kg entkalkte 30° Be starke Sulfitzellstoffablauge werden mit 5 kg einer kalt gesättigten Natriumbichromatlösung und 10 kg Glyzerin 28° Be versetzt. Die Lösung darf, wenn fertig, nicht alkalisch reagieren! Ist dies der Fall, so ist mit .saurem Türkischrotöl so lange zu ver setzen, bis eben saure Reaktion eintritt. — Gerade das Türkisch rotöl, welches sulfuriertes Rizinusöl darstellt, hat die Eigenschaft, das Leder besonders aufnahmefähig gegen die mineralischen Gerb stoffe zu machen. Das mit obiger Gerbbrühe behandelte Leder ist sehr gut durchgegerbt, bleibt angenehm weich und wird selbst nach mehr maligem Naß werden und Trocknen nicht hart und brüchig. Die Masse ist sehr gut haltbar und büßt selbst bei längerem Stehen ihren Wert nicht ein. Auch der Glyzerinzusatz ist von Wichtigkeit, weil er das Ein dringen der Gerbbrühe in die Haut besonders begünstigt! Als eine ebenfalls sehr brauchbare Gerbbrühe hat sich fol gende Zusammensetzung bewährt: 200 kg entkalkte Sulfitzellstoffablauge 35° Be, sind mit einer Lösung von 100 kg einer kalt gesättigten Chromalaunlösung, welche 2 kg Chromoxydhydrat und 2 kg Glyzerin enthält, zu mischen. Die Lösung muß, wenn sie nicht neutral sein sollte, mit etwas Milchsäure angesäuert werden. Auch mit diesem Präparat ist eine allen Ansprüchen gerechte Gerbung zu erzielen. Die auf solche Art gegerbten Häute sind weich und gegen Nässe außerordentlich widerstandsfähig! Quebracho-Sulfitzelluloseablaugeextrakt: 500 kg Quebrachoextrakt werden unter ständigem Rühren mit 500 kg Sulfitzellstoffablauge versetzt und auf etwa 95" C so lange erhitzt, bis eine Probe 1:20 klar in Wasser löslich ist. Die Löslichkeit tritt gewöhnlich nach 4—östündi- gem Erhitzen ein. Zum Schlüsse wird der Masse noch ein Zusatz von 15 kg Glyzerin gegeben und erkalten gelassen. Die Sulfitzellstoffablauge soll für obigen Zweck 25—28° Be, der Quebrachoextrakt 28° Be Spindeln, während das Glyzerin ein spez. Gew. von 30° haben soll. In der Wirkung ist obige Zusam mensetzung dem reinen Quebrachoextrakt gleichwertig, nur habe ich beobachtet, daß der Zusatz von Sulfitzellstoffablauge die Gerb prozesse wesentlich verkürzt. Eichenrindensulfitzelluloseablaugegerbextrakt: In gleicher Weise wie beim Quebrachoextrakt läßt sich ein vorzügliches Resultat dadurch erzielen, daß man in genau der selben Weise wie oben verfährt. Es muß jedoch eine Änderung im Mengenverhältnis eintreten, indem man statt auf 500 Eichen rindenextrakt nur 400 kg Sulfitzelluloseablauge verwendet. Wie beim Quebrachosulfitzelluloseextrakt, tritt auch hierbei eine stär kere Öffnung der Hautporen ein, sodaß die erzielte Gerbung eine intensivere ist. Ganz besonders muß hervorgehoben werden, daß das spez. Gew. des Leders wesentlich erhöht wird. Ganz besonders möchte ich noch auf die Behandlung von Seide mit Gerbstofflösungen hinweisen, welche Zusätze von Sulfit zelluloseablauge enthalten. Ich habe bereits 1918 beobachtet, daß eine Katechusulfitzelluloseablaugemischung im Verhältnis 1:1 die selben Gewichtszunahmen und gleiche Zugkraft gegen eine Menge Farben erhalten. Ebenso hat sich Tannin mit Sulfitzelluloseablauge gemischt tadellos in der Textilindustrie bewährt. In jedem Falle habe ich konstatiert, daß die Sulfitzelluloseablauge den Gerbstoff restlos sowohl auf die Haut beim Gerben als auf Textilfasern aus den Bädern austreibt. Vorzüglich bewähren sich deshalb folgende Tanninmischungen: 700 kg Tannin gemahlen, gemischt mit 400 kg Sulfitzelluloseablauge (eingetrocknet, gemahlen). Das Gemisch ist in heißem Wasser sehr gut löslich und zieht besonders hell auf Seide, Kunstseide und Baumwolle auf. Die da mit gebeizten Gewebe färben sich egaler als es z. B. bei Behand lungen mit reinem Tannin der Fall ist. Das gleiche Ergebnis konnte ich bei Katechu beobachten. Die Erzeugung von Kaspin unter Verwendung von Sulfit zellstoffablauge hat ebenfalls zu guten Resultaten geführt. Für diese Zwecke wird ein Gerbextrakt dadurch erzeugt, daß man auf 100 kg gebleichter Sulfitzellstoffablauge 35° Be 10 kg Formalin 30%ig einwirken läßt. Die Mischung wird in kaltem Zustande vorgenommen. Das fertige Produkt soll neutral bis eben sauer reagieren. Für die Erzeugung von Wasch- und Handschuhleder hat sich die neue Art Gerbextrakt sehr gut geeignet und dürfte deshalb besonderen Wert besitzen, weil das auf solche Weise gegerbte Leder sogar Widerstand gegen heißes Wasser bietet, was sonst ge gerbte Leder nicht vertragen. Das Färben von Viskose*Kunstseide. Von Hermann Hillringhaus. Auch über das Färben von Viskosekunstseide findet man oft unrichtige Angaben in der Fachliteratur. Ich nehme daher eine in der Deutschen Färberzeitung, Nr. 11 (1925), Seite 295, erschienene Notiz zum Anlaß, um einige aufklärende Bemerkungen daran zu knüpfen. Im allgemeinen färbe ich Viskosekunstseide mit Substantiv farbstoffen, und zwar die dunkleren Farben direkt kochendheiß, ohne zu netzen, die helleren Farben ziehe ich zuerst auf kochend heißem Bade einmal um, werfe hernach auf und gebe dann Farbe — aber ohne Salz — hinzu. Dann stelle ich die Flotte nach Muster ein, nehme einen Löffel voll der eingestellten Flotte heraus, setze diesem prozentual Salz zu und halte ein Ende von einem Fitzen eine Minute lang darin. Wenn dann die Ausfärbung nahe dem Muster erscheint, setze ich auf, ziehe 5 oder 6mal herum und schlage auf. Sobald ich mit der Partie das Muster nahezu erreicht habe, gebe ich der Flotte Salz zu, setze auf, ziehe 5mal herum, schlage auf und vergleiche wieder mit dem Muster. Was die Verwendung der Farben aus den verschiedenen Farbenfabriken anbelangt, ist zu sagen, daß dies meist Gewohn heitssache ist. Im allgemeinen ist kein großer Unterschied, wenn auch der Farbstoff der einen Firma stärker als der einer anderen färbt. Der zu wählende Farbstoff richtet sich nach dem zu fär benden Muster. Hat dieses einen grünen Ton, so nehme ich das grünste Blau, für einen roten Ton wähle ich ein rotes Blau. Ebenso verfährt man bei den anderen Farben. Für ein klares Grün eignet sich Brillantbenzogrün B und Diamingelb CP; ist das Grün noch klarer, gelbsüchtiger, so ist anstatt Diamingelb CP Thioflavin S (Cässella) besser. Zu Braun verwende ich Benzo- echtschwarz, Plutoorange, Benzomodebraun, Thianzinrot, Diamin gelb CP. Grau färbe ich mit denselben Farbstoffen, lasse jedoch das Plutoorange fort; die gleiche Mischung verwende ich für Modefarben. Was ich auch als nicht nötig bezeichnen muß, ist, daß viele Färber nach einer schmutzigen Vorlage die zu färbenden Partien mit Violett, Rot, Gelb, Schwarz usw. färben, obwohl dieselben doch viel einfacher mit Benzoechtschwarz und Thianzinrot nach Muster kommen können, vorausgesetzt, daß das Muster auch mit Schwarz und Rot hergestellt ist oder das Muster nur nach der Aufsicht gefärbt zu werden braucht. Von den 375 Farbmustern der Satinkarte der Elberfelder Glanzstoff A.-G. sind 362 Farben direkt und nur 13 Farben basisch