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spitz zulaufend. Sie ist glatt und längsgestreift, hat parallel ver laufende innere und äußere Begrenzungslinien, doch zeigt sie stellenweise quergestellte Wandverschiebungen und Rißlinien. Sie hat einen engen Hohlraum, der im Querschnitt fast wie ein Punkt erscheint. Die äußere Querschnittsform erscheint stets scharf poly gonal, da die Fasern in den Bündeln fest aneinandergepreßt sind. Ein äußeres Korkhäutchen, wie bei der Baumwolle, findet sich nicht vor, deshalb erscheinen bei der Behandlung mit Kupferoxyd ammoniak auch die charakteristischen tonnenartigen Aufquellun gen nicht. 3. Hanf. Die Hanffaser besteht fast immer noch aus Faserbündeln. Die Einzelfaser ist 5—55 mm lang und 0,016—0,050 mm dick, oft ver holzt, mit Querrissen, Wandverschiebungen und Porenspalten. Der Hohlraum ist parallel begrenzt, gegen die Spitze zu linienförmig, meist ohne Inhalt. Die dickwandigen Faserenden sind stumpf ab gerundet oder manchmal zwei- bis dreiteilig. Die Querschnitte er scheinen länglich rund, meist sind noch mehrere Fasern vereinigt, mit deutlicher Mittellamelle, die bei Behandlung mit Jodschwefel säure gelb wird. In den der Faser anhaftenden Schichten findet man oft Kalkoxalatkristalle und langgestreckte, rotbraune Zellen. Unterschiede zwischen Flachs und Hanf. 1. Die Hanffasern sind länger und dicker. 2. Die Enden des Flachses sind spitz, die des Hanfes abge rundet, oft 2—3 teilig. 3. Die Querschnitte sind häufig gruppenweise, bei Flachs scharf vielseitig, mit punktförmigem Hohlraum, bei Hanf abgerun det mit linienförmigem Lumen. 4. Hanf hat ein breiteres Lumen als Flachs. 5. Im Querschnitt zeigt Hanf deutlichere Schichtungen als Flachs. 6. Flachs zeigt fast nie, Hanf fast immer die bekannte Zell stoffreaktion, weil die gereinigte Flachsfaser unverholzt ist. 7. Bei Hanf findet man in den anhaftenden Oberhautschichten oft Kalkoxalatkristalle. Unterschiede zwischen Baumwolle und Leinen. Die Baumwollfasern sind korkzieherartig gedreht, platt ge drückt, haben eine feine Kutikula, stumpfe Spitzen und linien artige Hohlräume, zeigen keine Verschiebungen, aber eine regel mäßige Körnelung oder Strichelung an der Oberfläche. Die Leinenfaser ist nie gedreht, im Querschnitte gruppenweise, poly gonal, hat keine Kutikula, an den Enden spitz zulaufend, mit punktförmigem Hohlraume, glatter Oberfläche und zahlreichen Wandverschiebungen. 4. Jute. Die Fasern stehen in losen Bündeln, die Einzelfaser ist 1,5 bis 5 mm lang, 0,020—0,025 nun breit. Die Querschnitte bestehen aus vielen Zellen mit scharfen Ecken und geraden Seiten. Wand verschiebungen sind nicht vorhanden. Der Hohlraum ist stellen weise sehr breit, an anderen Stellen dagegen sehr eng, eine nur der Jutefaser eigentümliche Erscheinung. Die Faser ist sehr stark verholzt, die Mittellamelle ist schmal. 5. Ramie. Die Ramiefasern sind 60—250 mm lang und sehr breit (bis 0,080 mm), haben eine dicke Zellwand und ein sehr breites Lumen. Außerdem findet man auch sehr schmale Fasern mit engem Lumen. Wandverschiebungen und Längsspalten sind sehr häufig. Die Spitzen erscheinen abgerundet mit linienförmigem Lumen. Die Querschnitte sind groß, länglich flachgedrückt, selten in Gruppen. 6. Schafwolle. Vollkommen ausgebildete Wolle zeigt drei Schichten: 1. Das Mark (Markzylinder, Markinseln) im Innern der Faser; es er scheint als dunkler Strang, fehlt aber bei den feinen Fasern ganz. 2. Die eigentliche Faserschichte (Horn- oder Rindenschichte) besteht aus langgestreckten, spindelförmigen, innig verbundenen Zellen; sie ist meist farblos. 3. Die Schuppenschichte mit dach ziegelartig aneinander gereihten Schuppen, die in ihrem unteren Teile fest anliegen, während der obere, gezähnelte Rand absteht, weshalb der äußere Verlauf der Faser gezackt erscheint. Auf 0,100 mm Haarlänge kommen je nach Feinheit der Wolle 10 bis 12 Schuppen, eine für die Wolle bezeichnende Erscheinung. Die feinsten Wollsorten sind 0,013—0,017 mm dick; grobe Grannen haare erreichen dagegen eine Dicke von 0,080—0,100 mm. Natür liche, feine Spitzen findet man in der Regel nur bei Lammwolle. Sonst sind die Enden meist scharf abgeschnitten oder bei schon stark beschädigter Wolle pinselartig zerteilt. Glaswolle ohne deut lich hervortretende Schuppen ist minderwertig. 7. Seide. Die Rohseide zeigt zwei dicht aneinanderliegende, von dem eingetrockneten Seidenleim umgebene Fäden, mit wulstigen, teilweise rissigen Auflagerungen. Die abgekochte Seide besteht aus einfachen, strukturlosen und farblosen, glänzenden Fäden von 0,009—0,020 mm Breite und zylindrischer Form ohne Innenraum und ohne Streifung. Durch Behandlung mit Chromsäure zerfasert sie in zahlreiche Fibrillen. 8. Tus’Sahseide. Tussahseide besteht durchweg aus einfachen, graubraunen Fibroinfäden von 0,040—0,060 mm Breite und bandartigem Aus sehen, mit reichlicher Längsstreifung, Luftspalten und deutlichen schräg verlaufenden Kreuzungsdruckstellen. 9. Künstliche Seiden. Die verschiedenen Kunstseiden unterscheiden sich von der echten Seide im Mikroskop durch ihre größere Dicke, durch die völlige Verschiedenheit in der Gestalt ihrer Oberfläche und ihrer meist sehr unregelmäßigen Querschnittsform und durch ihr chemi sches Verhalten. (Fortsetzung folgt.) Wäscherei * Bleicherei • Mercerisation Das Bleichen von Kunstseidenabfällen. Von Hermann Das geringe Alter der Kunstseidenindustrie, die geradezu sieh | überstürzenden Neuerungen in der Herstellung- und Verarbeitung dieses Faserstoffes, sowie die bisher immer noch nicht völlig über wundenen Schwierigkeiten, ein gleichmäßiges Produkt zu er halten, erklären es, daß noch vielfach irrtümliche Anschauungen verbreitet sind, wie aus manchen Zeitschriftenaufsätzen hervor geht. Ein solches Kapitel bilden die Kunstseidenabfälle und deren Verwendung als Ausgangsmaterial für Gespinste. Der größte Teil der Kunstseidenabfälle kommt unmittelbar von den Kunstseidenfabriken selbst. An den diese Abfälle ver arbeitenden Industrien, wie Baumwoll- und Wollspinnereien, liegt i Hillringhaus. | es, diejenigen Sorten von Kunstseidenabfällen zu verlangen, die sie benötigen. Ich kann diesen Industriezweigen empfehlen, nur reine Schnittabfälle zu verlangen, z. B. die von den nicht ab gelaufenen Glaswalz.en, Spulen oder Kuchen (vom Topfspinnver fahren) herrührenden Abfälle, ferner rate ich, diese Abfälle nur unter der Bedingung zu kaufen, daß sie rein entschwefelt sind und keine Schwefelverbindungcn enthalten, wodurch man den Färber von großen Schwierigkeiten befreien würde. Die Auffassung, daß Abfälle zweiter Klasse solche sind, welche beim Verspinnen nicht beide Bäder (Ober- und Unterbad) passiert haben, ist eine irrige (vergl. Deutsche Färberzeitung,