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bei deren Herstell ung sowohl, als auch bei der Anwendung derselben große Vorsicht beobachtet werden. Namentlich dürfen nie durstige oder abgejagte Schafe in dieser Lösung gedipt werden, da die Tiere in diesem Zustande die Mäuler weit offen haben und beim Tauchen dann leicht etwas von der giftigen Flüssigkeit verschlucken, welches in vielen Fällen zu ihrem bal digen Tode führt. 2. Tabaklauge-Sc hwefel-Tauchflüssigkeit. Gebraucht werden * 5 ): 9,5 kg (21 Ibs engl.) Tabakblätter. 6,8 „ (16 „ „ ) Schwefelblume. 450 1 (100 Gallonen) Wasser. Dieses ist eine Zusammenstellung, die seinerzeit in den Ver einigten Staaten von Nordamerika für die Ausrottung der Schaf räude sehr beliebt war. Man schreibt es dieser Mischung zu, wenn auch mit Unrecht, daß sie in Australien die Schafräude so gut wie ausgerottet habe, worauf später noch zurückgekommen werden soll. Die Herstellung ist folgendermaßen: die Blätter werden für 24—36 Stunden im kalten, besser lauwarmen Wasser in einem gut bedeckten Gefäß eingeweicht. Nach Ablauf dieser Zeit setzt man die Blätter nebst Wasser auf ein Feuer und bringt sie fast zum Kochen. Das Ganze darf nicht aufkochen, da sonst der wirksamste Teil der Lauge, das Nikotin, sich verflüchtigt. Hierauf wird es vom Feuer genommen und für volle 24 Stunden ziehen lassen. Nun wird die Flüssigkeit von den Blättern abgepreßt und durch ein" Tuch gelassen, um sie zu klären. Die gut gesiebte Schwefelblume wird dann mit der Hand in lauwarmem Wasser zu einem dünnen Brei aufgemischt, unmit- tclbarvor dem Gebrauch mit der Tabaklauge gut vermengt und dann mit der entsprechenden Menge Wasser verdünnt. Die Tabak- Schwefel-Tauchflüssigkeit gilt als eine der wirksamsten und billigsten dort, wo die Blätter selbst angebaut werden können. Die anfängliche leichte Verfärbung der Wolle hat nichts zu sagen, da sie in der Hauptsache von der in ihr haftenden Schwefelblume her rührt, welche im Laufe der Zeit ausfällt. Jedoch haften diesem Tauchmittel auch einige unangenehme Eigenschaften an. Erstens hält sich die Tabaklauge weder lange für sich, noch in der Mischung und muß daher frisch ge- oder verbraucht werden. Des weiteren verursacht der Nikotingeruch oft bei den Schafen und Arbeitern Übelkeit, besonders wenn letztere Nichtraucher sind. Der größte Nachteil dieses Tauchmittels ist jedoch, daß sich der Nikotingehalt, der 0,05% sein soll, nur äußerst schwer fest stellen läßt. Man tut daher gut, wenn man etwas mehr Tabak blätter verwendet, als angegeben wurde, es sei denn, daß man in der Lage ist, den Nikotingehalt feststellen zu lassen. 3. Kalk-Schwefel-Tauchflüssigkeit. Gebraucht werden: 9 kg (20 Ibs engl.) Schwefelblume. 4,5—6 kg (10—15 Ibs engl.) ungelöschter Kalk, je nach Güte. 450 1 (100 Gallonen) Wasser. Nachdem der Kalk mit reichlich Wasser gelöscht worden ist, wird er heiß langsam mit der gut gesiebten Schwefelblüte zu einem dünnflüssigen Brei aufgemischt. Diese Mischung wird nun nach Hinzufügung von 20 und mehr Liter kochendem Wasser unter ständigem Rühren für 30—40 Minuten gekocht, bis der Schwefel sich gänzlich aufgelöst hat, und bis die Masse eine tief rotbraune Orange- bis Schokoladenfarbe angenommen hat. Wasser von den 450 1 wird je nach Bedarf zugegossen. Wird nicht un unterbrochen gerührt, so setzt sich die Masse unten am Boden fest und der Boden brennt heraus. (Eigene Erfahrung des Verfas 5 ) Rezept aus „Management and Feeding of Sheep“ by Thomas S h a w. sers!) Hierauf wird die Masse in ein Holz- oder Steingefäß ge gossen, worin der Niederschlag sich in 2—3 Stunden abgesetzt haben wird. Die reine Flüssigkeit wird dann abgegossen und zwar vermittels eines Loches, das sich etwa eine Handbreit über dem Boden des Gefäßes befindet. Hierbei muß Sorge getragen werden, daß nichts von dem Niederschlage mit ausgegos sen wird. Hierauf wird es mit dem restlichen Wasser vermengt. Diese Mischung verdirbt nicht. Über dieses billigste und in vielen Fällen (bei Räude) sehr wirksame Tauchmittel ist von jeher ein heftiger Kampf geführt worden, der namentlich in der Kapkolonie eine solche Ausdehnung annahm, daß von Seiten der Kapregierung eine Kommission ein gesetzt wurde, die der Berechtigung gewisser Vorwürfe auf den Grund gehen sollte. Ich werde diesen Bericht später in einem Auszuge wiedergeben, da gerade dieses Tauchmittel wegen seiner Billigkeit und der Möglichkeit, dessen Bestandteile zurzeit auch zu annehmbaren Preisen beschaffen zu können, vorhanden ist. Die Nachteile, die ihm nachgesagt werden, sind folgende: 1. Soll er den Stapel der Wolle beschädigen. 2. Soll er bei fortgesetzter Anwendung die Wollproduktion ver ringern. 3. Soll er einen großen Gewichtsverlust bei den Schafen hervor rufen. Alle diese „Solls“ sind hinfällig, wie wir später sehen werden. 4. Kaustiksoda-Schwefel-Tauchflüssigkeit. Gebraucht werden: 9 kg (20 Ibs engl.) Schwefelblume. 2 1 /« „ (5 „ „ ) Kaustiksoda. 450 1 (100 Gallonen) Wasser. Die Herstellung ist folgendermaßen: Nachdem die Schwefelblume sorgfältig gesiebt worden ist, wird sie langsam mit der Hand mit 10 1 heißem Wasser zu einem dün nen Brei aufgemischt. Das Wasser sei so heiß, wie man es nur immer an der Hand vertragen kann. Mehr als 10 1 Wasser sollen bei dieser Mischung nicht verwandt werden, da die Kaustiksoda sonst nicht kocht. Nun streue man die Kaustiksoda ganz lang sam mit einem Löffel, nicht mit der Hand, unter stetem Rühren der Schwefelmischung in diese hinein. Hierbei wird die Masse stark zu kochen anfangen. In 40 Minuten ist der Kochprozeß be endigt und die Masse kann mit dem übrigen Wasser vermengt werden und ist fertig zum Gebrauch. Bei dem Mischen stelle man sich so, daß der Wind von einem fort bläst, da die feinen Teile der Kaustiksoda Hände, Gesicht, Augen und Lippen verbrennen, wenn sie mit ihnen in Berührung kommen. Das Hineinstreuen der Kaustiksoda muß sehr langsam ge schehen, da sich diese sonst nicht auflöst, sondern sich als Kri stalle am Boden niederschlägt und unwirksam wird. Bei allen angegebenen Mischungen sollen nie mehr als die an geführten Mengen aufgemischt werden, da die Mengen sonst zu groß sind, um richtig vermengt werden zu können. Verbinden sich die einzelnen Teile der Mischung aber nicht richtig miteinan der oder bleiben einzelne Teile derselben frei darin, so wird diese nicht nur die gewünschte Wirkung nicht ausüben, sondern die un gebundenen Teile derselben, wie Kalk und Kaustiksoda, werden Schädigungen an der Wolle und den Tieren verursachen, für die die Tauchmischung ungerechterweise verantwortlich gemacht wird. Dasselbe gilt von minderwertigem Material. Vor allen Din gen darf die Schwefelblume, die zum Neutralisieren gebraucht wird, nicht durch Stückenschwefel, der gemahlen worden ist, er setzt werden. Hierdurch ist schon nachweislich unendlicher Schaden angerichtet worden. (Fortsetzung folgt.)