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Illustriertes Fachjournal Jur die Voll-, Baumwoll-, Seiden-, feinen-, ganf- und Jute-Industrie sowie Jür den Textil-Maschinenbau; Spinnerei, Weberei, Wirkerei, Stickerei, Färberei, Druckerei, Bleicherei und Appretur. Redaktion, Expedition u. Verlag: < Ferns frech-Anschluß : No. tojS. Leipzig, Brommestraße 9, . . . Telegramm-Adresst: Ecke johanais-Aiiee. Herausgegeben von Theodor Martins Textilverlag in Leipzig. Textilschrift Leipzig. Organ der Organ der Sächsischen Textil-Berufsgenossenschaft. Norddeutschen Textil-Berufsgenossenschaft. Organ der Vereinigung Sächsischer Spinnerei-Besitzer. .V 11. XXX. Jahrgang, Nachdruck, soweit nicht untersagt, ist nur mit vollständiger Quellenangabe gestattet. Leipzig, 15. November 1915. Adresse für sämtliche Zuschriften und Geldsendungen: Leipziger Monatschrift für Textil-Industrie, Leipzig, Brommestr. 9. Die Hartmann - Kämmaschine [Nachdruck verboten.] (Patent Alisy-Trübenbach). Von Professor Ing. Otto Reinhardt, Direktor der k. k. Fachschule für Textilindustrie in Reichenberg i. B. (Fortsetzung.) Wirkungsweise der Hartmann-Kämmaschine im Vergleiche zu den Bauweisen von Heilmann und Nasmith. In den vorangegangenen Ausführungen über die Hartmann- Kämmaschine wurde eine genaue Darstellung der Wirkungsweise und eine Beschreibung der einzelnen Arbeitsorgane und ihrer Be wegungsvorrichtungen gegeben. Die Eigenart dieser Maschine und die Unterschiede, die zwischen diesem System und der Bauart nach Heilmann oder Nasmith bestehen, haben für jeden Fachkundigen damit zugleich ihre Aufklärung gefunden. Wenn in den nach folgenden Erörterungen dennoch ein Vergleich der verbreitetsten Kämmaschinen-Systeme der Baumwollspinnerei angestellt wird, so soll es sich nicht nur um die summarische Aufzählung und Gegen überstellung bestehender Unterschiede in der Arbeitsweise, ebenso wenig wie um Einzelheiten der Ausführung handeln, sondern es soll der Versuch unternommen werden, die Wirkungsweise der ge nannten Kämmaschinen, d. h. den Vollzug der Arbeit zu zergliedern und kritisch zu beleuchten. Die nachfolgenden Zeilen können daher auch eine „Studie über die Wirkungsweise der Kämm maschinen“ genannt werden. Allen Kämmaschinen für Baumwolle — soweit dieselben heute noch gebaut werden — liegt das von Josua Heilmann festgelegte Prinzip zu Grunde, welches den ganzen Arbeitsvorgang in mehrere zeitlich aufeinander folgende Teilarbeiten zerlegt. Ein durch eine Klemmvorrichtung (Zange) gehaltener Faserbart wird zunächst an seinem freien, vorderen Ende ausgekämmt (Kreiskamm); das ist die erste Teilarbeit, die Hauptkämmung oder die Auskämmung des vorderen Bartendes. Der zweite Vorgang ist das Erfassen der Fasern an den Spitzen durch eine andere Klemmvorrichtung (Ab zugswalzen) und das Herausziehen derselben aus der Fasermasse, um die Bearbeitung der rückwärtigen Faserenden zu ermöglichen. Mit dem Abziehen der Fasern wird als dritte Teilarbeit das Aus ¬ kämmen des rückwärtigen Faserteiles, die sogenannte Nachkäm- mung (Vorstechkamm) gleichzeitig verbunden. Bei der Haupt kämmung bewegen sich die Kämme durch die Fasermasse, während bei der Nachkämmung die Fasern durch den Kamm gezogen werden. Die vierte Teilarbeit besteht in der Verbindung (Lötung) der ein zelnen abgezogenen Faserbärte, damit diese ein fortlaufendes Band, ein dem Gespinst ähnliches Produkt bilden. Auch diese Arbeit fällt zeitlich mit dem zweiten und dritten Arbeitsvorgang zusammen. Der fünfte und letzte Vorgang ist das Speisen, das Vorschieben eines neuen Faserbartes, und zwar kann diese Arbeit sowohl wäh ¬ rend des Abziehens als auch nach oder vor dem Abziehen erfolgen. 1 o 3 4 5 Die Arbeit des Kämmens erhält damit folgende Gliederung: Das Auskämmen des vorderen Bartendes (Hauptkämmung), „ Abziehen des Faserbartes, Nachkämmen des rückwärtigen Bartendes, Löten, Verbinden der Abzüge, gleichzeitig, Speisen (gleichzeitig mit, vor oder nach der zweiten Teilarbeit). Die vorstehende Unterteilung des Arbeitsvorganges hat für die in Frage kommenden Kämmaschinen unbedingte Gültigkeit; der Vollzug der einzelnen Teilarbeiten weist dagegen bei den ver schiedenen Bauweisen merkliche Unterschiede auf, die im Folgenden klargestellt und einer Prüfung unterzogen werden sollen. 1. Das Kämmen des vorderen Bartendes (Hauptkämmung.) a) Bauart Heilmann. Der Faserbart ist in einer feststehenden Zange gehalten und wird durch einen mit gleicher Winkelgeschwindigkeit umlaufendctr Kreiskamm mit 17 Nadelreihen einmal durchgekämmt; die Tiefe, mit welcher die Nadeln einstechen, ist zu Beginn und Ende gleich.