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jSpezial-j{u m mer. Illustriertes Fachjournal für die Voll-, Jaumwoll-, Seiden-, feinen-, }(anj- und Jute-3ndustrie sowie für den Jextil-Jtfaschinenbau; Spinnerei, Weberei, Wirkerei, Stickerei, Färberei, Druckerei, Bleicherei unö Appretur. Redaktion, Expedition u. Verlag: Fernsprech-Anschluß: No. iojS Leipzig, Brommestraße 9, Telegramm-Adresse: Ecke j O hanni S -Anee. Herausgegeben von Theodor Martins Textilverlag in Leipzig. T«tn.chrift Lei P .i B . Organ der Organ der Sächsischen Textil-Berufsgenossenschaft. Norddeutschen Textil-Berufsgenossenschaft. Organ der Vereinigung Sächsischer Spinnerei-Besitzer. Spezial-Nummer I des XXX. Jahrgangs. Nachdruck, soweit nicht untersagt, ist nur mit vollständiger Quellenangabe gestattet. Leipzig, Schluß des redaktionellen u. Anzeigenteils: 25. Feh. 1915. Adresse für sämtliche Zuschriften und Geldsendungen: Leipziger Monatschrift für Textilindustrie, Leipzig, Brommestr 9. Zur Gestaltung des deutschen Auslandsgeschäfts. Die „Mitteilungen des Kriegsausschusses der deutschen Industrie“ äußern sich über die Gestaltung des deutschen Auslandsge schäfts wie folgt: Die Aufrechterhaltung unse rer Ausfuhr ist ohne Zweifel unter den Ein flüssen des Weltwirtschaftskrieges eine der allerdringendsten Aufgaben. Ein nicht zu fälliges Zusammentreffen will es, daß wir ge rade mit den Ländern, mit denen wir Krieg führen, zum größten Teil durch außerordent lich umfassende Handelsbeziehungen ver knüpft gewesen sind. Es betrug ihr Anteil am deutschen Spezialhandel: 1913 ? ng ; ', !u8 r Belgien Japan land reich land 6 an der Einfuhr 876,1 584,2 1424,6 344,6 46,6 au der Ausfuhr 1438,3 789,9 880,0 551,0 122,7 Rechnen wir dazu den Verkehr mit den englischen Kolonien und Schutzländern (Ka nada, Ägypten, Südafrika, Indien Australien usw.), sowie den französischen und belgischen Kolonialverkehr, so ergibt sich, daß (nach den Zahlen von 1913) 43,8 Proz. der deut schen Einfuhr und 42,4 Proz. der deutschen Ausfuhr durch den Weltkrieg unmittelbar in Mitleidenschaft gezogen sind, das heißt, diese Posten fallen für den deutschen Außenhandel heute aus, sofern durch den Zwischenhandel über neutrale Länder nicht ein teilweiser Ausgleich eintritt. Zu diesem Verluste treten noch diejenigen durch vollständige Verkehrsunterbrechungen, oder gestörte oder eingeschränkte Verkehrs übermittlung mit den neutralen Ländern, wel che uns auf dem Landwege unmittelbar nicht erreichbar sind und nach denen es schwer ist, unter Vermittlung der uns erreichbaren neutralen Länder den Warenaustausch selbst in den Erzeugnissen, welche nicht als Konter bande angesehen werden können, aufrecht zu erhalten. Die Folgen der im internationalen Warenhandel eingetretenen Stockungen spiegeln sich bekanntlich in den Wechsel kursen wieder, welche den Zahlungsausgleich nach den Ländern, von denen wir in letzter Zeit wesentlich größere Bezüge hatten als Verwendungen, stark unterbinden, und damit ihrerseits wieder zur Erschwerung des Waren ausfuhrgeschäftes, an dessen tunlichster Auf rechterhaltung wir schon mit Rücksicht auf die Wahrung des inländischen Arbeitsvor rats volkswirtschaftlich das allergrößte Inte resse haben, beitragen. Aus diesen nackten Tatsachen ergibt sich für Handel und Industrie die zwingende Notwendigkeit, mit besonderer Aufmerksam keit auch während des Krieges den Vor gängen auf den Auslandsmärkten zu folgen, die Fühlung aufrecht zu erhalten, und auch unter den Einschränkungen des Krieges die alten Beziehungen zum Auslande zu pflegen, sorgfältig zu untersuchen und zu befestigen. In erster Linie ist es das Vorgehen unserer Feinde, das sorgfältigste Beachtung verdient. In den letzten Wochen mehren sich die An zeichen dafür, daß unsere Wettbewerber auf dem Weltmarkt, allen voran England, ganz außerordentliche Anstrengungen machen, uns sowohl aus dem europäischen wie dem Uber seegeschäft zu verdrängen. Der englische Handel steht, so sehr er auch schon unter den Wirkungen des Weltkrieges gelitten hat, unter dem Zeichen einer unerhörten Stim mungsmache. In zahllosen Werbebriefen wird klar zu machen versucht, daß gegenwärtig und nach dem Kriege London stets der best geeignete Punkt für den gesamten Welt warenaustausch und die Weltversorgung sei. An keinem Platze der Welt seien gleich günstige Vorbedingungen für die Befriedigung aller Wünsche vorhanden. Deutschland komme für Lieferungen auf absehbare Zeit nicht mehr in Frage, da es mit der Be friedigung seiner eigenen Bedürfnisse stark überlastet und zudem vom Rohstoffbezuge abgeschnitten sei. Wie wenig Deutschland daran denke, die alten Handelsbeziehungen aufrecht zu erhalten, dafür habe man die beste Bestätigung in dem Ausbleiben des deutschen Reisenden. Neben England sind es vor allen Dingen die Vereinigten Staaten, welche die Gelegenheit nützen, ihrem Handel Neuland zu erobern und, wie zahlreiche Bei spiele der letzten Monate deutlich erkennen lassen, es ebenso wenig an Opfermut zur Überwindung des deutschen Handels fehlen lassen. Ganz Mittel- und Südamerika, die Mittelmeerländer, erst recht aber Ostasien sind mit einer verdoppelten Flut von Druck sachen und Musterblättern überschüttet, und selbst in den Ländern, die uns nach wie vor erreichbar sind, finden wir jetzt allenthalben den amerikanischen Reisenden neben dem Engländer bei dem Versuche, mit seiner Ware die deutsche zu verdrängen. Selbst Japan hat eine mehrgliedrige Abordnung entsandt, um die Fälle ausfindig zu machen, in denen es die Versorgung mit solchen Waren auf zunehmen vermag, die ehedem von uns ge liefert wurden. Wie weit diese Bestrebungen Erfolg zeitigen werden, läßt sich noch nicht übersehen. Vieles wird von der Dauer des Krieges abhängen. In erster Linie scheint es uns jedoch not- *