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Illustriertes Fachjournal für die Voll-, Jaumwoll-, Seiden-, leinen-, Ijan/- und Jute-Jndustrie sowie für den Textil-Jtfaschinenbau; Spinnerei, Weberei, Wirkerei, Stickerei, Färberei, Druckerei, Bleicherei und Appretur. Redaktion, Expedition u. Verlag: Fernsprech-Anschluß: No. 1058. Leipzig, Broinmestraße 9, < x j • zwx a 1 > r • • Telegramm-Adresse: Eck« johannis-Aiiee. Herausgegeben von Ineodor Martins Textilverlag in Leipzig. Textilschrift Leipzig. Organ der Organ der Sächsischen Textil-Berufsgenossenschaft. Norddeutschen Textil-Berufsgenossenschaft. Organ der Vereinigung Sächsischer Spinnerei-Besitzer. XXX. Jahrgang. Nachdruck, soweit nicht untersagt, ist nur mit vollständiger Quellenangabe gestattet. Leipzig, 15. Mai 1915. Adresse für sämtliche Zuschriften und Geldsendungen: Leipziger Monatschrift für Textilindustrie, Leipzig, Brommestr. 9. Die Verdeutschung von fremdsprachlichen Bezeichnungen im Webstoffgewerbe. [Nachdruck verboten.] (Originalbeitrag von Professor Paul Schulze in Krefeld.) Das Streben nach Ausmerzung von Fremdwörtern und fremd ländischen Bezeichnungen und das Bemühen, deutsche Ausdrücke an ihre Stelle zu setzen, hat infolge der vaterländischen Begeiste rung in Deutschland einen breiten Raum eingenommen. Auf vielen Gebieten sind erfreuliche Ergebnisse bereits erzielt worden, es haben sich Körperschaften und Vereine für diese Bewegung aus gesprochen und Schritte in die Wege geleitet, um dem allgemeinen Empfinden in der angedeuteten Richtung gerecht zu werden. In keinem Industriezweig ist wohl ein solches Überwuchern mit fremd sprachlichen Ausdrücken zu beobachten wie im Webstoffgewerbe mit allen seinen Nebenzweigen, und auf dem weiten Gebiete der Konfektion, auf dem es von fremden Ausdrücken nur so wimmelt. Auch hier hat gleichzeitig mit den Bestrebungen nach Schaffung einer deutschen Mode die Verdeutschung der fremden Ausdrücke eingesetzt, so daß auf der ganzen breiten Front des Webstoff gewerbes diese Bewegung voll im Gange ist! Es ist natürlich, daß Körperschaften wie die Handelskammern nicht unbeteiligt an diesem Vorgehen bleiben konnten und so hat denn auch die Krefelder Handelskammer, die schon kürzlich in ihrer Vollversammlung sich für diese Bewegung aussprach, einen Ausschuß für die Vorberatung etwa zu unternehmender Schritte in dem ihr unterstellten Zweig des Webstoffgewerbes, der Seiden industrie, einberufen. Da diese Industrie auf dem europäischen Festlande ihren An fang in Italien und Frankreich nahm, so ist es natürlich, daß viele Material- und Stoffbezeichnungen, die im internationalen Handel und somit auch in Deutschland im Gebrauch und wohlbekannt sind, aus den Sprachen der genannten Länder stammen. Bei aller Würdigung der vaterländischen Gesinnung, die den Fremdwörtern bei uns jetzt mit aller Kraft zu Leibe geht, können wir und mit uns viele Fachleute sich die großen Schwierigkeiten nicht verhehlen, die darin liegen, die vielen Bezeichnungen von Seidenstoffen, die, wie gesagt, fast sämtlich französischen Ursprungs sind, durch passende deutsche Ausdrücke zu ersetzen. Um den Einwürfen der Sprachreiniger, die in diesem Hinweis etwa über triebene Ängstlichkeit, oder Mangel an Verständnis für den Ver deutschungsgedanken sehen, entgegenzutreten, wollen wir hier ein mal den Stier bei den Hörnern packen und unmittelbar vor Augen führen, um welche Art Ausdrücke es sich in der Seidenindustrie handelt, die zu verdeutschen wären. Um gleichzeitig denjenigen, die glauben, aus der technischen Eigenart, aus der Bindung oder der Rohstoff-Zusammensetzung einen deutschen Ausdruck bilden zu können, behilflich zu sein, geben wir gleichzeitig bei einer Reihe von Stoffen kurze Hinweise nach dieser Richtung hin. Wir haben bei der folgenden Aufführung nur erst sogenannte glatte Gewebe berücksichtigt, die nicht durch die Jacquardmaschine, durch Ketten oder Oberflächendruck gemustert sind, wobei ausdrücklich bemerkt sein mag, daß diese Liste auf Vollständigkeit keinen Anspruch macht, auch haben wir vorerst sämtliche Polgewebe, wie Samte, Plüsche usw., außer acht gelassen. Allen diesen Stoffen bezüglich einer etwaigen deutschen Bezeichnung näher zu treten, mag für dann vorbehalten bleiben, wenn es möglich erscheint, überhaupt einen beschreitbaren Weg in dieser Richtung zu finden. Betrachten wir zuerst die große Gruppe der taffetartigen Seidenstoffe, so seien hier 9—10 der nächstliegenden Bezeichnungen genannt: Taffetas, Taffetas Chiffon, weicher Taffet, Taffetas Mousseline, leichter, sehr weicher Taffet, Marceline, ganz leichter, stark glänzender Taffet, Luisine, mehrfädiger Taffet, Panama, Flechtwirkung, Gros d’Afrique, Taffet mit Schußstreifen (dicken Schüssen) in bestimmten Abständen, Lustrine, Radium, Hel vetia, Gregekette, Schappe-Einschlag, Sch an tu ng usw. Sehr groß ist die Gruppe der ripsartigen Stoffe, wir können 18—20 verschiedene Beschaffenheiten anführen: Faille, taffet- bindige schwere Ware mit wenig aber dickem Schuß, Faille fran- ^aise, schwere Ware, meist 2 Schuß in der Rippe und Bindung in dieser, Faille prficieuse, Faille luströ, glänzende Ware, Epinglfi, taffetbindig, abwechselnd ein- und zweifach gescherte Kette, Bengaline, Grbgekette, Kammgarn-Einschlag, dicker Schuß, scharf gedreht, Eolienne wie Bengaline aber feinere Rippe. Pope line, taffetbindig, zweifach gescherte Organ sinke tte, Kammgarn- Einschlag, Turquoise, taffetbindig, Kette Organsin, Schuß Baum wollzwirn 16—18 Schuß auf 1 cm. Ottomane, gleichseitiger Rips,