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Das für Mercerisierablaugen bekannte Verfahren der Aufhellung und Reinigung vermittels eines Gemisches von Kalk und Ton führt bei Bäuchlaugen nicht zu dem Ziel, eine für Bäucherei und andere technische Zwecke genügend reine Lauge zu gewinnen. Denn die bei der Bäuchlauge in Betracht kommenden Verunreinigungen lassen sich auch bei einem über die zur Kaustifizierung notwendige Menge weit hinausgehenden Uberschuß von Kalk nicht oder nur ungenügend ent fernen, selbst wenn man die so behandelte Lauge einem längeren Kochprozeß unterwirft. Die Erfinder gehen daher einen anderen Weg, indem sie zunächst eine zerstörende Behandlung der organischen Sub stanzen, besonders der Farbsubstanzen, einleiten, und zwar indem sie die Abfallauge der Bäucherei -mit einem Hypochlorit behandeln. Durch diese Behandlung erzielt man eine ganz erhebliche Aufhellung der Lauge, die noch ergänzt werden kann dadurch, daß man nach dieser oxydativen Behandlung eine weitere reduzierende Behandlung folgen läßt, bei der beispielsweise durch Verwendung von Sulfiten diejenigen Stoffe noch zerstört werden, die der oxydierenden Wirkung des Hypo chlorits im ersten Teil des Verfahrens entgangen sind. Bei dieser Operation werden gleichzeitig noch etwaige Reste des Hypochlorits in der Lauge zerstört. Vor dieser Behandlung mit Hypochlorit und einem Reduktionsmittel werden die Laugen in an sich bekannter Weise mit Ätzkalk versetzt. Hierbei findet neben einer Kaustifizierung noch die weitere Wirkung statt, daß die sich bildenden unlöslichen Kalkver bindungen bei ihrem Niedergehen ebenfalls zur weiteren Aufhellung und Klärung der Lauge beitragen. Es kann diese Wirkung weiter in bekannter Weise unterstützt werden durch Zusatz von Ton oder ähn lichen Substanzen. Eine fernere Unterstützung der Klärung der Laugen kann dadurch bewirkt werden, daß den Laugen in bekannter Weise kleine Mengen solcher Metallsalze zugesetzt werden, die, in alkalischen Flüssigkeiten verteilt, Ursache zur Bildung voluminöser Niederschläge, wie Hydroxyde u. dgl., geben. Hierzu ist aus technischen wie wirt schaftlichen Gründen besonders geeignet Eisenvitriol, da er gleichzeitig wohl die billigste reduzierende Substanz für vorliegenden Zweck darstellt. Bei diesem Verfahren wird im ersten Stadium (nach dem Kalk zusatz) lediglich die Zerstörung der organischen Fremdsubstanzen an gestrebt, und demgemäß wird der Hypochlorit nur in solchen Mengen verwendet, daß dieser Zweck erreicht wird. Es wird nicht bezweckt, etwa die Laugen an sich oxydierend zu machen; im Gegenteil, durch die reduzierende Behandlung werden etwaige Spuren des Hypochlorits paralysiert. Es hat also die vorliegende Erfindung auch nichts mit dem als bekannt vorauszusetzenden Vorschläge zu tun, Bäuchlaugen mit oxydierenden Mitteln zu sättigen, um den Stoff während des Bäuchens zugleich zu bleichen, um die spätere Chlorbleiche in Wegfall zu bringen. Im folgenden soll ein zahlenmäßiges Beispiel für das Verfahren gegeben werden: Man versetzt 5000 1 gebrauchte Bäuchlauge mit 80 kg Ätzkalk, kocht auf, läßt absetzen, zieht die Lösung ab und setzt zu dieser Lösung so viel unterchlorigsaures Natron, daß auf 1 1 Lösung etwa 1 g aktives Chlor kommt. Man erwärmt nochmals und fügt dann 3 1 Natrium bisulfitlösung von etwa 35° Be bei. Die erhaltene wiedergewonnene Bäuchflüssigkeit hat einen lichtgelben Schein, und sie enthält das Natron im wesentlichen in Form von freiem Ätznatron. Sie kann sofort ohne weiteres wieder als Bäuchlösung in den Betrieb eingeführt werden, und man erhält im Gegensatz zu der Verwendung der Bäuchereiablaugen beim Vorkochen im vorliegenden Fall ein wesentlich besseres Weiß unter gleichzeitiger großer Ersparnis an Alkali. Selbstverständlich kann die wiedergewonnene Lauge auch für andere technische Zwecke Verwendung finden.“ Verjähren zum färben von /Tlizarin unö dergleichen farbstojjen von Dr. £udwig Schreiner in Darmstadt. (D. B.-P. Nr. 282947.) Alizarin wird seither hauptsächlich auf mit Öl und Tonerde vor behandelter Baumwolle ausgefärbt. Versuche, das Ölen vorher zu um gehen, führten zu keinem befriedigenden Resultat. Der Patentschrift zufolge wurde nun gefunden, daß man auch Alizarin auf nicht geölter Baumwolle ausfärben kann, wenn man es verküpt. Das verküpte Alizarin hat an und für sich keine Affinität zur Baumwolle, diese erhält es erst bei Gegenwart von Tonerde-, Eisen-, Chrom- usw. Salzen. Setzt man diese Salze dem Färbebade zu oder besser behandelt man die Baumwolle damit vorher, so nimmt das ver küpte Alizarin den Charakter eines substantiven Küpenfarbstoffes an, und die Bäder werden ausgezogen. Die angeführten Metallverbindungen scheinen dabei zunächst nicht als Beize zu dienen, sondern in anderer, bisher unaufgeklärter Weise zu wirken. Denn z. B. völlig reines, auf der Faser niedergeschlagenes Aluminiumhydroxyd bewirkt kein Auf ziehen des Farbstoffes, dagegen saure Salze, wie Alaun, essigsaure Ton erde usw., auch deren unlösliche basische Verbindungen, sowie auch phosphorsaure, gerbsaure und andere unlösliche Tonerdeverbindungen, die man auf der Faser niedergeschlagen hat, sofern sie nur noch einen ganz schwach sauren Charakter haben. Von den verschiedenen Reduktionsprodukten des Alizarins, die teilweise bekannt sind, eignet sich nur das zur Küpe, das in verdünnter kalter Sodalösuug mit rotgelber Farbe löslich ist und sich bei Gegen wart einer hinreichenden Menge Soda an der Luft leicht wieder oxydiert. Nach der Oxydation bildet das Alizarin mit Tonerde einen schmutzig roten, unechten Lack, der zur Entwicklung seiner Schönheit und Echtheit einer Nachbehandlung bedarf. Schon Dämpfen oder Er wärmen mit Wasser bzw. schwachem Alkali bringt eine gewisse Fixie rung. Eine vollständige wird erst durch Erwärmen oder Dämpfen, oder Trocknen und Dämpfen usw. mit Seifen, Monopolseife, neutrali siertem oder nicht neutralisiertem Türkischrotöl, Tournantöl u. dgl. erreicht. Bei dieser Operation findet erst die richtige Lackbildung statt, wozu auch eine entsprechende Menge Tonerde gehört, mit der man am besten schon vor dem Färben die Faser imprägniert hat- Es ist schon bekannt (Patentschrift 232778 und Bull, de la soc. chimique de Paris, 1906, 3. Serie, Bd. XXXV, Seite 72), mit weiter gehenden Reduktionsprodukten des Alizarins auf gebeizter Faser zu färben. Bei diesen Verfahren werden die Reduktionsprodukte als braune Farbstoffe, die nach der Ausfärbung keiner Oxydation und Fixierung unterworfen werden, benutzt. Es ist also nach diesen Verfahren nicht möglich, die lebhaften und schönen Türkischrot-, Bordeaux- usw. Töne zu erhalten, wie sie nach dem vorliegenden neuen Verfahren auf viel einfacherem Wege als bisher erhalten werden. Ferner erhält man bei dem vorliegenden Verfahren mit Leichtigkeit durchaus egale und durch gefärbte Ware, was seither bei diesen Farbstoffen auch immer mit Schwierigkeiten verknüpft war. Von den vielen Ausführungsformen sei als Beispiel die folgende angeführt: Die Baumwolle wird mit einer 5prozentigen Alaunlösung (die man mit Soda abgestumpft hat) heiß imprägniert und abgequetscht. Mit der so vorbehandelten Baumwolle geht man direkt ins Färbebad, das man für 100 kg Baumwolle folgenderweise herstellt. 10 kg Alizarin werden in 2000 1 Wasser und 25 kg Soda kalt gelöst und 8 bis 10 kg Hydrosulfit zugegeben. Nach kurzer Zeit ist das Alizarin reduziert; man geht dann mit der Baumwolle ein und zieht eine halbe Stunde darin um. Dann wird gut abgequetscht und 1 bis 2 Stunden verhängt. Nach kurzem Waschen, eventuell unter Zusatz von essigsaurem Kalk, geht man in ein 5 bis lOprozentiges Türkischrotölbad und kocht eine Stunde. Der Beize wie dem Färbebade kann man Zusätze in Form von Magnesia-, Kalk-, Zinn- usw. Salzen machen. Magnesiumsalze bilden mit dem reduzierten Alizarin lösliche Verbindungen. Beim Färben sind zu hohe Temperaturen und zu stark alkalische Bäder zu vermeiden. Man kann die Sodaküpe eventuell durch Bi karbonat noch abstumpfen. Statt Alizarin lassen sich ähnliche in Natron lauge lösliche und verküpbare Beizenfarbstoffe verwenden.