Volltext Seite (XML)
Jährlich 16 Hefte (einschließlich 4 Sptzialnummern). Abonnementspreis pro Halbjahr (inkl. der Beiblätter): für Deutschland u. Österreich-Ungarn M 8,—, für alle übrigen Länder: a) bei direktem Bezug unter Streifband X 10,50 (inkl. Porto), b) bei Bezug durch die Buchhandlungen oder Postämter .W 9,—. jSpezial-Xummer. Insertionspreise: l / x Seite .M 120,—, l / B Seite Jl 40,—, */• Seite Jl 18,—, l / ja Seite M 9,— t l / t Seite 60,— , x / 4 Seite JV 30,—, l / it Seite Jl 12,—, */ M Seite 4,50. Bei Jahresaufträgen (16 Einschaltungen) 25 ®/ 0 Rabatt. Illustriertes Fachjournal für die Voll-, jjaumwoll-, Seiden-, feinen-, }(anf- und Jute-3ndustrie sowie für den Textil-Jtfaschinenbau; Spinnerei, Weberei, Wirkerei, Stickerei, Färberei, Druckerei, Bleicherei unö Appretur. Redaktion, Expedition u. Verlag: Fernsprech-Anschluß: No. /o?8 Leipzig, Brommestraße 9, Telegramm-Adresse: Ecke Johannis-Allee. Herausgegeben von Theodor Martins Textilverlag in Leipzig. Textilschrift Leipzig. Organ der Organ der Sächsischen Textil-Berufsgenossenschaft. Norddeutschen Textil-Berufsgenossenschaft. Organ der Vereinigung Sächsischer Spinnerei-Besitzer. Spezial-Nummer IV des XXIX. Jahrgangs. Nachdruck, soweit nicht untersagt, ist nur mit vollständiger Quellenangabe gestattet. Leipzig, Schluß des redaktionellen u. Anzeigenteils: 25. Not. 1914. Adresse für sämtliche Zuschriften und Geldsendungen: Leipziger Monatschrift für Textilindustrie, Leipzig, Brommestr 9. Die Wirtschaftslage im feindlichen yJuslanöe. Die englischen Bemühungen, durch den Krieg das deutsche Wirtschaftsleben zu unter binden, zeitigen fortgesetzt höchst nachteilige Rückwirkungen auf England selbst und seine Verbündeten. Die „Mitteilungen des Kriegs ausschusses der deutschen Industrie“ schreiben hierzu: Zunächst ist das im Vergleich zu seiner Größe an der Weltwirtschaft so außerordentlich stark beteiligte Belgien nahezu völlig aus dem Weltwirtschaftsgetriebe ausgeschaltet. In dem England uns zwang, Antwerpen zu nehmen, hat es einen der großen Welthäfen, in denen die britische Flagge den größten Anteil am Gesamtverkehr vermittelte, der englischen Handelsschiffahrt versperrt. U. a. ist dadurch einer der wichtigsten Märkte für die Wolle aus den britischen Kolonien zu deren Nachteil brach gelegt. Unmittelbar hat England sich seinen besten Kunden in allen fünf Erdteilen abgeschnitten, indem es jeglichen Handel aus England nach Deutschland unter hohe Gefängnisstrafe stellte. Aber auch Frankreich kommt angesichts seiner bedrängten Lage als Abnehmer eng lischer Waren nur noch in sehr beschränktem Umfange in Betracht, und das europäische Russland ist nahezu restlos vom Welthandel abgeschnitten: Die Ostseeschiffahrt steht unter der scharfen Kontrolle der deutschen Kriegs flotte; der Ausgang aus dem Schwarzen Meer ist durch die Dardanellensperre geschlossen; der ungeheure Umweg über Archangelsk ist nur ganz bedingt und bei vorrückender Jahres zeit gar nicht mehr nutzbar. Durch diese Lage der Dinge ist jeder der Verbündeten schwer betroffen. Sie alle haben sofort nach Kriegsbeginn zum Erlaß eines Moratoriums schreiten müssen. Die Wirt schaftslage erschwert ihnen offensichtlich die Aufbringung der Kriegskosten durch innere Anleihen in einem Grade, der sehr scharf absticht gegen die bewundernswerte Leichtig keit, mit der Deutschland 4 x / e Milliarden Kapital dargebracht wurden. In Frankreich, das die letzten Kräfte zur Fahne gerufen, stockt das Wirtschaftsleben völlig. Russland ist aufs empfindlichste getroffen durch die Unmöglichkeit, seine Rohprodukte in nennens wertem Umfange auszuführen. Dies kam erst jüngst auf dem großen Fell- und Pelzmarkt Nischni-Nowgorod deutlich zum Ausdruck. England verfügt zwar über ausgedehnte Mög lichkeiten überseeischer Zufuhr, sieht aber doch auch seine Schiffahrt ernstlich beeinträchtigt und selbst in fernen Weltmeeren durch flinke deutsche Kreuzer bedroht und geschädigt. So steigen die Preise für Nahrungs- und Genuß mittel, die in England besondere Bedeutung haben, wie Tee und Zucker, während das Sinken anderer Rohstoffpreise nicht als günstiges, son dern vielmehr als besonders ungünstiges Zeichen für die Lage der englischen Volkswirtschaft anzusprechen ist. Beispielsweise gilt dies in ausgeprägtestem Maße, wenn die Preise der Rohbaumwolle in England fallen, weil es an Verwertungsmöglichkeiten für diesen Rohstoff fehlt: teils, infolge des allgemeinen wirtschaft lichen Niedergangs, wesentlich aber auch wegen des Ausbleibens der deutschen Farbstoffe, deren die englische Textilindustrie bedarf. Die englische Reederei leidet zudem stark unter dem völligen Aufhören des Auswanderer- und Passagierverkehrs. Endlich hat der Krieg auch in Ubersee wirtschaftliche Krisen ge zeitigt, die zur weiteren Einengung des ge samten Weltmarkts und dadurch zu starker wirtschaftlicher Beeinträchtigung Englands führen. Allen derartigen Beobachtungen gegenüber ist festzustellen, daß Deutschland weder in dem Maße vom Welthandel abgeschnitten ist, wie etwa Russland, noch unmittelbar den Kriegs wirkungen in seinen Industriegebieten in der Weise ausgesetzt ist, wie Frankreich, noch endlich durch die allgemeinen Störungen der Weltwirtschaft so schwer betroffen werden kann, wie England. Im Gegensatz zu England stützt sich Deutschland auf eine ungleich stärkere innere Konsolidierung seiner Volkswirtschaft, auf einen weit größeren und gesicherten inneren Markt. Die englischen Drohungen, den Krieg gegen Deutschland durch zuführen bis zur wirtschaftlichen Vernichtung, können die deutsche Volkswirtschaft in allen ihren Teilen und Gliedern nicht schrecken, sondern sie vielmehr nur anfeuern, mit allen Mitteln den Gegenbeweis zu erbringen: daß die deutsche Volkswirtschaft die fester fun dierte ist und sich in der Kriegszeit besser, gesunder und standhafter bewährt als die englische. Auf wessen Seite aber bis zum Ende des Krieges die größere Standhaftigkeit auch auf wirtschaftlichem Gebiet, auf dessen Seite werden auch nach dem Kriege die vor teilhafteren wirtschaftlichen Aussichten und die besseren Vorbedingungen für die Neube teiligung am Weltmarkt zu finden sein!