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(Diese Rubrik, für deren Inhalt die Redaktion eine Verantwortlichkeit nicht übernimmt, ist zur Diskussion fachwissenschaftlicher Fragen bestimmt; die hier abgedruckten fachmännischen Beantwortungen werden in besonderen Fällen auch honoriert. Die Redaktion.) Schnelle, beste und billigste Reparatur für Fleyerspulen-Auf- steckspindeln. In jeder Spinnerei, die einige Jahre im Betrieb ist, zeigen sich Spin deln, die entweder schon oben an der Spitze oder an der unteren(Spitze ge brochen (schadhaft) sind. Es kommt vor, daß in Spinnereien, besonders wenn die obere Spitze der Spindeln schadhaft ist, diese Spitze durch einen Eisenstift ersetzt wird. Dies ist eine alte Sitte, die heute noch bekannt ist, aber solche Spitzen sind erst recht für den Fleyerfaden gefährlich, da sich der Eisendraht stets nach einer Seite verbiegt und eine solche Spindel nie rund laufen kann. Aber selbst die in der Schreinerei reparierten Spindeln mit Holzstiften, die viel fach selbst angefertigt werden, sind meist nicht zentrisch eingesetzt und schon die kleinste Abweichung läßt die Spindel nicht rund laufen und ver zieht stets den Vorgarnfaden. Werden die Spindeln, die schadhaft sind, nach und nach gesammelt und in eine Spindelfabrik gesandt, so ist eine einwand freie Reparatur gesichert, aber diese Reparatur stellt sich meist so teuer als neue Spindeln. Die von der Firma Rudolf Honegger in Reutlingen auf den Markt gebrachte, wesentlich verbesserte „Spindelbohrmaschine Rapid“, die durch die Abbildung veranschaulicht wird, kann leicht im Portierhaus, in der Zylindermacherei oder’Schreinerei aufgestellt und eventl. durch elektr. Antrieb mit 1/6 oder 1/8 Motor, oder mittels Transmission angetrieben werden. Der Lieferant für Österreich ist: Otto Kühnen, Wien IX/4. Die Bohrmaschine „Rapid“ hat gegen die französische Maschine den großen Vorzug, daß die angetriebene Scheibe: 1. doppelt gelagert ist und nicht fliegend, 2. daß nicht der ganze Bohrsupport mit dem Antrieb mittels Hebel gegen die Spindel zum Bohren geführt wird, sondern nur die in einer Büchse laufende Spindel. Ein zentrisches Bohren ist somit auf die Dauer garantiert, während die französische Bohrmaschine schon nach kurzer Zeit unzentrisch bohrt und bohren muß, was jedem Spinner sofort einleuchtet, da der fliegende Antrieb unruhigen Lauf hat und auch der Support nie so genau gearbeitet sein kann, daß sich kleine Differenzen nicht ergeben. Ferner hat die ver besserte Bohrmaschine „Rapid“ einen sehr fein konstruierten Bohrkopf, der abnehmbar ist. Die Maschine wird sowohl mit Rosettenbohrkopf als auch mit Bohrkopf mit Messerfraiser geliefert. Diese Bohrköpfe können sofort abgenommen und es kann mit ihnen beliebige andere Arbeit verrichtet werden, so daß sie als Universalmaschine Verwendung finden, u. a. auch zum Spinnringputzen mittels einer Bürste; auf Verlangen wird ein Ringschienenhalter mitgeliefert. Die Ersatzspitzen werden meistens, die unteren in Buchsholz und die oberen in Ahornholz, geliefert. Die Preise sind so billig, daß sich die eigene Reparatur bei einer schadhaften Spitze auf 1 bis 1,2 Pfg., bei zwei schad haften Spitzen auf 2 bis 2 1 / a Pfg. per Spindel stellt, während eine neue Spindel auf 4 bis 6 Pfennige pro Stück kommt. Die Anschaffungskosten einer neuen Maschine sind sehr gering: 48,— bis 55,— Jl je nach Ausführung, wie oben beschrieben. Die Spindeln werden in gleicher Länge abgeschnitten. Wenn es vor kommen sollte, daß der Schnitt etwas schief ist, so fräst der Fräser die Fläche ganz gerade und die Spindel sitzt genau. — Für ein dauerndes zentrisches Bohren garantiert die solide konstruktive Ausführung, die doppelte Lagerung und Führung der Bohrspindel, die allein geführt wird und in einer Büchse läuft. Die Tourenzahl ist 800—1200, der Bohrer genau 7 mm. — Die Spitzen D. R. G.-M 580711 haben am Ansatz starke Rillen, in diese kann sich der Leim viel besser einsetzen und die Spitze bat einen viel besseren Halt. Die französische Spitze hat noch ein Loch im Ansatz, das diesen aber nur schwächen kann. Ferner ist die obere und untere neue Spitze an dem Scheibenrand mit einem 2 mm starken Ansatz versehen, wodurch diese an Haltbarkeit gewinnen. In der Praxis hat sich gezeigt, daß, wenn eine Spinnerei die verbesserte Spezial-Spindelbohrmaschine „Rapid“ in Betrieb genommen hat, es sich erst herausstellt, daß sehr viele Spindeln reparaturbedürftig sind. Ist man aber mit der Aussortierung durch, so hat man lauter neue einwandfreie Spindeln im r Betrieb'’und ir manche frühere Unannehmlichkeit, die durch verzogene Vor garne verursacht werden, sind beseitigt. Auch viele, viele Fleyerfädenbrüche werden nun dadurch vermieden. Die Bohrmaschine „Rapid“ hat, kurz zusammengefaßt, folgende Vor teile: Geringste Reparaturkosten, Spindeln wie neu, besseres Produkt. In vielen Spinnereien Deutschlands sowie des Auslandes ist die ver besserte Bohrmaschine „Rapid“ bereits eingeführt. Für den Nutzen dieser Maschine spricht, daß Spinnereien 10000 bis 50000, ja 120000 Spitzen be zogen haben und dieselben stets nachbestellen. S. H. Ist ein Mehrverbrauch an Kraft bei Verwendung von Holzfleyer- spulen gegenüber Papierspulen dem Holze zuzuschieben? In Heft 1, Seite 6, des laufenden Jahrgangs dieser Monatschrift wurde in dem Artikel „Warum der Kraftbedarf für Fleyer mit Hartpapierspulen geringer ist als für Fleyer mit Holzspulen“ mitgeteilt, daß in einer Baum wollspinnerei mit elektrischem Einzelantrieb die Wahrnehmung gemacht worden sei, daß die Motore, sobald die Fleyer mit Holzspulen besteckt waren, heiß liefen, während dieser Übelstand behoben war, sobald die Holzspulen durch Papierspulen ersetzt wurden. Dabei wurde den Holzspulen im allge meinen die volle Schuld beigemessen und sie insgesamt verurteilt. Es wurde auch versucht, nachzuweisen, daß die Spulen aus Holz, weil sie aus dem Stamme herausgearbeitet werden, der ungleiche Jahresringe ansetzt, diese in sich aufnehmen und infolgedessen ungleich schwer sind. Fleyerspulen aus Holz werden meist aus starken Buchenstämmen ver arbeitet, die oft bis zu 120 Jahre und darüber alt sind. Buchen, die in höherer Lage gewachsen, besitzen, auch wenn sie viel jünger sind, ganz eng aneinanderstehende Jahresringe, weil sie in rauher Lage sehr langsam wachsen. Die Stämme, die im Spätherbst gefällt werden, kommen im Winter zum Ver schnitt und werden als Bretter 1—2 Jahre im Freien gelagert. Dadurch wird ein natürliches Trocknen bis zu einem gewissen Grade erwirkt, was dem Holze Ruhe gibt, und das dann weniger empfänglich gegen Feuchtigkeitsein wirkung ist. Beim Verarbeiten dieser gelagerten Dielen oder Bretter fällt der Kern, der die größeren Jahresringe aufweist, weg und es kommt nur der Teil zur Verwendung, der ziemlich gleichmäßiges Wachstum zeigt. Das wird auch dadurch nachgewiesen, daß eine 8" Spule 20 — 30 Jahresringe in sich aufnimmt. Dabei müssen sie so nahe beisammen sein, daß es kaum möglich ist, einen Gewichtsunterschied in den beiden Spnlenhälften festzustellen 1 . Um nun eine Formveränderung des Holzes nach Fertigstellung der Spule durch Einwirkung des wechselnden atmosphärischen Feuchtigkeits gehaltes zu vermeiden, werden die Spulen imprägniert. In den meisten Spinn sälen besteht eine ziemlich gleiche Temperatur, an die sich die Holzspulen sogleich gewöhnen und sich dann nicht mehr verändern. Dort aber, wo große Unterschiede im Feuchtigkeitsgehalt unvermeidlich sind, werden Spulen ver wendet, die in Leinöl gekocht wurden. Dadurch sind sie gegen Einwirkung der Feuchtigkeit unempfindlich geworden, ohne daß sie auf die Gespinste nachteilig wirken. Es wird dieses Verfahren schon seit Jahren mit Erfolg angewendet. Schließlich ist es eine bekannte Sache, daß Fleyerspulen, ob aus Papier oder Holz hergestellt, in der unteren Bohrung, dort, wo sie auf dem Spindel rädchen sitzen, einen gewissen Spielraum haben. Ist nun dieser zu groß, sei dies durch falsche Bohrung oder durch Abnutzung entstanden, so wird sich die Spule im Gange immer aus der Mitte verschieben und in der Folge un rund laufen oder, besser gesagt, einen Schwerpunkt bilden. Dieser Übelstand zeigt sich mehr oder weniger deutlich, je größer der Unterschied im Spiel raum ist. Das Gleiche kann auch eine zu große Bohrung am oberen Spulen ende bewirken. Ob nun die Spule aus Holz oder Papier herge-tellt ist, der besagte Moment kann bei beiden Arten vorkommen, bedingt überall ein Schlagen der Spulen und wird im Schädigungsgrad wohl gleichen Wert be sitzen. Es dürfte daher wohl etwas verfrüht sein, den Fleyerspulen aus Holz die Verwendbarkeit kurzerhand abzusprechen; vielleicht liegt der eigentliche Grund des Übelstandes in den vorerwähnten Momenten. —r. Schmelzen der Baumwolle in einer Dreizylinder-Spinnerei. (Antwort auf Frage Nr. 2211: „Wie kann inan bei einer Dreizylindei-Spinnerei der Baum wolle Schmelze zufübren, ohne ein Kleben an den Zylindern zu bet drehten? Ist das Schmelzen nach dem Passieren des Openers und Batteurs möglich — oder wann? Es handelt sich um eine Fettschmelze, die heiß aufgetragen werden soll; mit wieviel Prozent könnte man schmelzen, und welche Vorsicht ist dabei geboten?“) Für die Dreizylinder-(Streckwerks-)Spinnerei ist ein Schmelzen der Baum wolle, so wie es in der Streichgarnspinnerei angewendet wird, ausgeschlossen, da ein Ankleben der Fasern an den Streckwerkswalzen die unvermeidliche Folge wäre. Die rohe Baumwolle enthält hinreichende Mengen fett- und wachsartiger Bestandteile, welche, wenn die Temperatur der Spinnsäle inner halb der richtigen Grenzen gehalten wird, als natürliches Schmiermittel voll ständig genügen. Eine kleine Nachhilfe ist durch Erhöhung des Feuchtigkeits gehaltes der Saalluft zu erreichen, indem dadurch einerseits die Faser weicher und geschmeidiger wird, andererseits die Reibungselektrizität leichter ab geleitet wird. Bei allen mit der Baumwolle vorgenommenen chemischen Manipula tionen muß darauf gesehen werden, die Wachsschicht der Faser möglichst wenig zu alterieren. Aus diesem Grunde wendet man zum Bleichen des Spinn materials nicht eine Kochbleiche, sondern die Kaltbleiche (bewährt hat sich speziell das Verfahren des D. R.-P. 176 609) an, wobei man eine reinweiße Faser von guter Spinubarkeit erhält. Auch beim Färben muß darauf geachtet werden und es sind daher Prozesse, bei denen die Faser durch stark alkalische