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Verjähren zur Erzeugung von /imlinschwarz von yilfred €hrenzweig in Jarmen-R. (D. B.-P. Nr. 267628.) Nach den bisher bekannten Verfahren zur Erzeugung von Anilin schwarz erzielt man häufig ungenügende Resultate, vor allem leidet stets die Festigkeit der Faser außerordentlich, die Nuance des Schwarz fällt verschieden aus und die Leistungsfähigkeit der Verfahren ist gering. Diese Fehler sind auf den verschiedenen Säuregehalt der Anilinbeize, die Tem peratur, bei welcher die Trocknung vorgenommen wird, und den Feuch tigkeitsgehalt während der Oxydation zurückzufiihren. Die Ursache der geringen Leistungsfähigkeit der bestehenden Verfahren ist einerseits die Vorsicht gebietende Handhabung und andererseits die Maßnahme, erst die angetrocknete Beize allmählich durch Einwirken von Hitze und Feuchtigkeit zu oxydieren. Das vorliegende neue Verfahren stellt eine Kombination der bisher angewandten Stoffe: Anilinchlorhydrat, einem Kupfer- und chlorsauren Salze mit einem Tonerdesalz, Milchsäure und p-Phenylendiamiu dar. Wie die Patentschrift ausführt, bewirkt diese Vereinigung eine Verein fachung und wesentliche Verkürzung des Oxydationsprozesses und der Trocknung und gestattet, das imprägnierte Färbegut ohne Gefahr einer Faserschwächung bei Temperaturen bis zu 100° C. zu behandeln, wodurch die Behebung der genannten Mängel und eine namhafte Leistungsfähigkeit erreicht wird. Es liegt also das Neue des Verfahrens in der Kombination verschiedener Stoffe und der Verwendung hoher Temperaturen zum gleichzeitigen Trocknen und Oxydieren. Obwohl einzelne Teile des Verfahrens, wie die Verwendung von Tonerdesalzen, Milchsäure und p-Phenylendiamin zur Erzeugung von Anilinschwarz, bekannt sind, war es dennoch nicht möglich, nach den bisher bekannten Verfahren ein tadelloses Schwarz bei gleichen Kosten und gleicher Produktionsfähigkeit zu erzielen. Während z. B. bei Nölting-Lehne, 11. Aufl., S. 146, Mitte, es sich um Garne handelt, die in einer feuchten Trockenstube bei 70° C. während mehrerer Stunden verhängt bzw. getrocknet werden, ist bei dem vorliegenden Verfahren der Trockenkasten auf wesentlich höhere Temperaturen, 70 bis 100° C., geheizt, und es wird bei diesen höheren Temperaturen Trocknung und Oxydation zugleich vorgenommen. Es war nicht zu erwarten, daß bei dieser Maßnahme ein günstiger Erfolg erzielt wurde, denn nach den Angaben von Nölting-Lehne, S. 146, Abs. 3, wird bei einer Tem peratur von über 70° C. die Faser stark angegriffen, selbst wenn die Salzsäure durch Borsäure oder Weinsäure ersetzt war. Die Milchsäure des vorliegenden Verfahrens soll nicht die Salzsäure ersetzen, wie Nölting- Lehne, S. 105, Mitte, angibt, sondern neben Anilinchlorhydrat erst an Stelle der verdampften Salzsäure nach dem Erhitzen der Beize treten. p-Phenylendiamin wird bei dem vorliegenden Verfahren nicht wie bei dem Verfahren der Patentschrift 204514, Kl. 8 m, S. 1, Zeile 50 und folgende, allein in Gegenwart eines sauerstoffübertragenden Kupfersalzes, unter Ausschluß weiterer Oxydationsmittel benutzt, sondern bildet im Gegenteil mit einem Kupfersalz und einem Chlorat eine Gruppe von Oxydationsmitteln, welche Anilin in Emeraldin überführt. Auch das Monnetsche Verfahren (s. Nölting-Lehne, S. 133 und 134, oben), das auch p-Phenylendiamin verwendet, unterscheidet sich von dem vor liegenden dadurch, daß das imprägnierte Gut durch längeres Ablagern oxydiert wird, also die Bildung von Emeraldin in nassem Zustande erfolgt, eine Trocknung überhaupt nicht vorgesehen und scheinbar nicht er forderlich ist. Die gleiche Arbeitsweise für das vorliegende Verfahren ergibt keine Resultate. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die lange Dauer des Trocknens bei niedriger Temperatur in den vorgenannten Fällen zur Schwächung der Faser geführt hat. Demgegenüber ist infolge der angewandten hohen Temperaturen bei dem vorliegenden Verfahren nur eine kurze Trocknungs und Oxydationsdauer nötig, wodurch eine Schwächnng der Faser ver hindert wird. Auch ist die Vereinfachung des Oxydationsprozesses ohne Zuhilfenahme von Feuchtigkeit, welcher nunmehr durch einfaches An trocknen vor sich geht, gewiß auch als ein namhafter Faktor zu be trachten. Eine Grupe von Oxydationsmitteln, bestehend aus p-Phenylen diamin, einem Kupfer- und einem chlorsauren Salz, vereinfacht den Oxydationsprozeß dermaßen, daß nicht, wie bisher, das Einwirken heißer feuchter Luft erst nach dem Antrocknen der Anilinbeize die Oxydation einleitet, sondern daß gleichzeitig während des Trocknens der intensiv wirkende Sauerstoffträger p-Phenylendiamin zweckentsprechender die mechanischen Mittel, Hitze und Feuchtigkeit, ersetzt, den zur Oxydation erforderlichen Sauerstoff der Luft entzieht — wie dies bereits die Greenschen Patente zum Ausdruck bringen —, und es entwickelt sich daher Emeraldin gleichzeitig mit der Antrocknung, wodurch Antrocknen und Oxydation zusammenfallen. Die -frei werdenden Säuren werden durch eine entsprechende Menge Tonerde neutralisiert. Außerdem enthält die Beize Milchsäure neben dem Anilinchlorhydrat, um die bei der Erhitzung verdampfende Salzsäure ersetzen, den Säuregehalt der Beize möglichst bis zum An trocknen regulieren und eine sichere, vollkommene Oxydation des Anilins in Emeraldin erreichen zu können. Folgendes Beispiel möge zur Erläuterung dienen. Mit a) 4000 g Anilinöl, 5200 g Salzsäure 30 prozentig, 2600 g Milchsäure 50 prozentig; b) 320 g Tonerde in Pulver, 1120 g Essigsäure 8 1 / 2 ° Be.; c) 350 g p-Phenylendiamin, 700 g Natriumchlorat, 840 g Kupfersulfat werden 100 1 Beizflotte hergestellt. Die angewandte Menge Milchsäure ist so hoch gewählt, daß sie imstande ist, die beim Antrocknen erfah rungsgemäß verdampfende Menge Salzsäure — das ist ungefähr ’/ 3 der angewandten Menge — zu ersetzen und das frei werdende Anilin in das milchsaure Salz überzuführen. Die Tonerde wird in einer solchen Menge angewandt, daß die frei werdende Salzsäure durch sie gebunden werden kann. Die angewandte Essigsäure dient zur Lösung der Ton erde, welche aber ebensogut in der Milchsäure gelöst der Beize zugefügt 'werden könnte. Das zur Verwendung gelangte p-Phenylendiamin bindet während der Oxydation auch einen Teil der noch an Anilin gebundenen Salzsäure, so daß eine Schwächung der Faser nicht eintreten kann, was durch Reißproben dynamometrisch festgestellt wurde. Die gleiche Faden zahl der Rohware mit einer Festigkeit von 28,6 kg in der Schußrichtung und 32,4 kg in der Richtung der Kette ergab nach dem Färben 28,3 kg für den Schuß und 32,2 kg für die Kette, was als Schwächung der Faser nicht zu bezeichnen ist, da heute allgemein als normal 10 bis 15 Prozent angenommen werden. Selbstverständlich können die zur Beize angewandten Mengen verhältnisse in gewissen Grenzen schwanken. An Stelle des p-Phenylen- diamins können auch dessen Homologen zur Anwendung gelangen. Auch Kupfersulfat kann durch -acetat, -chlorid, -nitrat usw. ersetzt werden; das Sulfat hat sich jedoch als das einfachste und billigste erwiesen. Daß auch die Mengen der Tonerde gewissen Veränderungen unterliegen können, ist selbstverständlich; bestimmend hierfür ist jedenfalls die an gewandte Menge Phenylendiamin. Die Menge Milchsäure jedoch ist nicht von dem frei werdenden Anilin abhängig, es kann diese vielmehr gleich wie p-Phenylendiamin zur Nuancierung des Schwarz vorteilhaft reguliert werden. Das Imprägnieren erfolgt in möglichst kalter Beize, das durch tränkte Gut wird in einer bis zu 100° C. erhitzten Kammer getrocknet. Das getrocknete Gut verläßt nun diesen Apparat oxydiert in grüner Färbung und wird jetzt auf einen Foulard oder Jigger mittels Bichromat in Schwarz überführt. Nach dieser gehörigen Durchtränkung wird das in Chrom gebildete Schwarz in kochend heißem Wasser fixiert, nach gespült und getrocknet. Wie die Patentschrift zum Schluß hervorhebt, wird durch das neue Verfahren also erreicht: 1. eine Trocknung der imprägnierten Faser bei 100° C. ohne Gefahr einer Faserschwächung, wodurch eine doppelte Produktion auf den gleichen Apparaten erreicht wird, da die bisherige Trocknung bzw. Oxydationstemperatur 50 bis höchstens 60° C. beträgt; 2. eine weitere Steigerung der Produktion dadurch, daß die Oxy dation durch Antrocknen ohne Zuhilfenahme sonstiger mechanischer Mittel vor sich geht und mithin das Antrocknen und Oxydieren in eine Operation zusammenfällt, während bisher das Trocknen und Oxy dieren zwei getrennte Maßnahmen beanspruchten, welche bezüglich der aufgewendeten Arbeitszeit in einem Verhältnis wie 1 : 3 stehen; 3. eine Verbilligung der Beize und der Arbeitslöhne und 4. die Fabrikation eines allen Anforderungen an Ungeschwächtsein der Faser, Nuance, Reib- und Lichtechtheit und Unvergänglichkeit ent sprechenden Schwarz.