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Diastase anerkannt. So verwendet man jetzt zum Schlichten von Kettfäden mit großem Erfolge Stärke, welche durch Diastase umge wandelt ist. Ein solcher Appret paßt sich dem Faden vorzüglich an, durchdringt die Faser und macht sie geschmeidig und verhütet außerdem daß Hervortreten von schlecht anhaftenden Anteilen auf der Oberfläche. Solche Apprets bedürfen nur einer geringen Menge von Fettkörpern, ein Umstand, der beim Bleichen von Vorteil sein kann. Bei Apprets, welche gleichzeitig erschwerend wirken sollen, leistet die Verwendung von Stärke, welche mit Diastase umge wandelt wurde, indem sie das Eindringen in den Faden begünstigt, vortreffliche Dienste. Dies ist namentlich bei Leinenapprets der Fall. Die Verwendung von Diastafor zum Avivieren nach dem Färben der Seide in Strangform gibt der Ware eine größere Dauer haftigkeit und Solidität. Die Diastaseprodukte haben ferner eine immer mehr ausgedehnte Anwendung beim Bleichen gefunden. Es hat sich gezeigt, daß man durch richtigen Gebrauch von Diastafor das Bleichen sehr abkürzen kann. Durch eine vorausgehende Be handlung mit Diastafor wird der Hauptteil des Apprets, die Stärke, in leicht lösliche Maltose übergeführt, auch Pektin und Eiweißstoffe, welche die Fäden umhüllen, lösen sich unter dem Einfluß des Pektasefermentes. Durch diese Vorgänge werden sich die unlös lichen Anteile, welche den Appret fast stets begleiten, durch Waschen leichter entfernen lassen und die Faser wird von allen Verunreinigungen befreit, Dies aber ermöglicht bei dem späteren Bleichprozeß einen höheren und schätzbareren Grad von Reinheit. Das Verringern der Kochdauer bei dem Bleichprozesse bewahrt den Fasern ihre Widerstandsfähigkeit, auch verleiht das Aufquellen, welches durch Aufnahme kleiner Anteile von Enzymen bewerk stelligt wird, der Ware einen vollen Griff. Eine Verbesserung des Griffes zeigt sich aber auch bei dem Gebrauch von Diastafor bei fertigen Waren, die sehr wenig Appret enthalten, wie bei Spitzen, Tülls und dergleichen. Das Desappretieren mit Diastase ist auch dann zu empfehlen, wenn 0s nicht auf eine vollständige Bleiche an kommt, wenn z. B. die von Appret befreite Ware nur mit Wasser gespült direkt ein Färbebad passieren soll ohne jede sonstige Operation. Die Enzyme wirken nicht nur bei 65 °, sondern auch bei niederen Temperaturen. Unter diesen Bedingungen greifen sie die Farben nicht an und man vermeidet so das Ausfließen derselben. Bei Stoffen, welche mercerisiert werden sollen, ist eine Desappretur ganz unausbleiblich. Die Mercerisierlauge bleibt alsdann viel reiner und man erhält bei der Regenerierung eine bessere Ausbeute an Aetznatron. Im Zeugdruck hat sich die Diastase bei der Herstellung von Verdickungen bewährt und zur Entfernung derselben nach dem Dämpfen, besonders bei gewissen Reduktionsfarben, wie bei Indigo und den Schwefelfarben. Diastafor beweist sich auch sehr geeignet zum Reinigen der Mitläufer. Es wurde schon darauf hingewiesen, daß man mit Hilfe der Diastase unter Umständen zu sehr verschiedenen Produkten kommen kann. Wenn man aber eine einheitliche Arbeitsmethode beobachtet und die Anwendung von gleichmäßig zusammengesetzten Diastase extrakten einhält, so erhält man stets gleichmäßige Apprets und Waren gleicher Qualität. Die Apprets mit diastaforierter Stärke durchdringen die Fasern gleichmäßig und verhindern, daß die Farben durch etwa nicht genügend umgewandelte Stärkepartikel- chen getrübt oder beeinträchtigt werden. Zu diesen Vorteilen ge sellt sich die Erreichung eines gewissen Glanzes, Gewichtes und eines guten Griffes. —t. Einige Übelstände beim Färben und ihre Vermeidung. [Nachdruck verboten.] (Von G. I‘.) Dieser Artikel soll sich nicht mit der großen Reihe der Stö rungen beschäftigen, welche durch unaufmerksame oder schlechte Durchführung der Färbereiprozesse verursacht werden oder auf Un reinigkeiten der verwendeten Färbematerialien zurückzuführen sind, er soll auch nicht jene Art von Störungen behandeln, welche durch äußere Einflüsse nach dem Färben hervorgerufen werden und für welche der Färber nur zu oft verantwortlich gemacht wird, obgleich sie in keiner Weise der Behandlung der Ware während des Färbens zugeschrieben werden können. Vom Standpunkte des Färbers aus betrachtet, sind diese Fehler nicht so interessant und auch nicht in dem Maße beunruhigend, als diejenigen Fehler, welche trotz aller von dem Färber gebrauchten und für notwendig erachteten Vor sichtsmaßregeln auftreten. Die Wiederkehr der durch falsche Be handlung in der Färberei verursachten Fehler kann er selbst ver meiden, die durch die Appretur verschuldeten oder durch das Lagern der Ware entstandenen Fehler stehen aber außerhalb seiner Kon trolle und werden von ihm nur als Veranlassungen zu ungerecht fertigtem Tadel gefürchtet. Wir erwähnen nur die verschossenen Streifen in den längere Zeit lagernden Waren, als deren Ursache man jetzt die salpetrige Säure erkannt hat, welche durch die in den Lagerräumen benutzten Gasglühlampen und elektrischen Bogen lampen in kleinen Mengen erzeugt wird. In Nachstehendem sollen nur die Fehler betrachtet werden, welche durch den Färbeprozeß selbst hervorgerufen werden. Beim Färben baumwollener oder wollener Waren ist die Mög lichkeit, daß ein Mürbewerden der Ware eintritt oder rätselhafte, unerklärliche Fehler auftreten, nicht so groß als beim Färben halb wollener Waren. Trotzdem, schreibt ein Fachmann im „Textile Manufacturer“, kommen manchmal Fälle vor, welche sehr beach tenswert sind. Der Verfasser führt als Beispiel eine Kammgarn spinnerei an, welche ihre eigene Färberei besaß und über deren Garne fortgesetzt Klagen geführt wurden, insofern als das zum Verpacken benutzte Papier nach mehrwöchigem Lagern der Garne mit Fett getränkt war. Die Spinnerei hatte die Wolle nicht völlig rein gewaschen, sondern eine große Menge Fett zuriickgelassen, um ein höheres Gewicht und ein besseres Gefühl der Ware zu erzielen. Obgleich nun die gründliche Reinigung der Garne vor dem Färben keinerlei Schwierigkeit bot, so war es doch nach dem Färben un möglich, mittels der gewöhnlichen Reinigungsverfahren das in den zurückgesandten Garnproben enthaltene Fett so weit zu entfernen, daß ein Fettigwerden des Packpapieres während des Lagerns ver hindert wurde. Dieser Übelstand war auf zwei verschiedene Ur sachen zurückzuführen, erstens auf die Art des beim Spinnen ver wendeten Oles und zweitens auf den beim Färben verwendeten Prozentsatz von Chromkali, welcher sich bei der Untersuchung als zu groß erwieß. Die gleiche, mit Säurefarben gefärbte Wolle konnte dagegen auf Verlangen nach dem Färben gründlich gereinigt werden und die Erklärung war die, daß die Wolle durch das Chrom teil weise „tanniert“ wurde und bei der Wäsche das Fett hartnäckiger zurückhielt, während die Oxydation des Öles selbst zu dem gleichen Resultate beitrug. In einem derartigen Falle ist eine trockene ‘ Reinigung oder ein Ausziehen des Fettes mittels flüchtiger Lösungs mittel empfehlenswerter als die der Faser nachteiligen Versuche, das Fett mit alkalischen Waschflüssigkeiten zu entfernen. Die Verwendung der substantiven Baumwollfarb stoffe für neue Wolle erfreut sich bis jetzt noch keiner großen Beliebtheit, obgleich diese Farbstoffe bereits in der Shoddyfärberei in großem Maßstabe verwendet werden und die mit ihnen erhaltenen Farben oft ganz vorzügliche Eigenschaften besitzen. Der haupt sächlichste Grund für diese geringe Beliebtheit liegt in der Gefahr, daß die Faser beim Färben in dem Glaubersalzbade, wie es für die Baumwolle benutzt wird, ihren Glanz und ihre Festigkeit verliert. Wird ein saures Bad benutzt, so werden diese schädlichen Folgen vermieden, wie dies bei dem gewöhnlichen Färben der sauerziehen den Farbstoffe der Fall ist. Die Salzfarbe wird aber in einer anderen Weise von der Faser aufgenommen und die erhaltenen Färbungen sind gewöhnlich lange nicht so gut, als die auf Baum wolle. (Mit „Salzfarben“ bezeichnet man die die Baumwolle und Wolle direkt, also ohne vorheriges Beizen anfärbenden Farbstoffe, welche unter Zugabe von Salzen gefärbt werden. Mit diesem Namen soll gleichzeitig auf die Art ihrer Verwendung hingewiesen werden.) In einem solchen Falle wird die Salzfarbe tatsächlich wie ein Säurefarbstoff verwendet und kann mit den gewöhnlichen Säurefarbstoffen in der Erzielung der gleichen Nuance nicht kon kurrieren. Dieser Umstand ist auch für das Färben von halb wollenen Waren von großer Bedeutung und wird später noch ein gehend behandelt werden. Die substantiven Farbstoffe für Baumwolle werden in vor teilhaftester Weise aus einem neutralen oder mit Soda leicht alkalisch gemachten Bade gefärbt. Im letzteren Falle wird der Farbstoff durch die Soda in Lösung erhalten, das Färben selbst aber ver zögert, während gewöhnliches Salz oder Glaubersalz den Färbe prozeß beschleunigt und gleichzeitig das Bestreben hat, den Farb stoff aus der Lösung auszuziehen. Eine vollständige Erschöpfung des Bades wird jedoch selten erreicht, auch wenn kein Alkali gegenwärtig ist. Die gleichen Wirkungen sind zu beobachten, wenn