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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.09.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-09-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100913028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910091302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910091302
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-09
- Tag 1910-09-13
-
Monat
1910-09
-
Jahr
1910
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Anzeigen-PreiS Abend-Ausgabe Bezuftö-PreiS WpMLrTagMaü e. ii. Handelszeitung Amtsblatt -es Nates und -es Nolizeiamtes Ser Ltavt Leipzig lQ4. Zshrgsng Nr. 2SS Dienstag, »en IS. Sexlemder ISIS «er u. 7. tt rte ich 0SS34 im die ge. Aufenthaltes des nicht zusammen unzutreffend. Es fest, datz beide InU. Ltn Nrn. tcn- lpiei ! UsW. uuseil rrva! im be- o SV 'S- ,en nS< ler lv selbstverständlich, datz die O st k o r p s z u m Schutze gegen Rutzland und die Feinde vom Osten her bestimmt sind, und datz sie dementsprechend auf ihre Aufgaben hingewiesen werden. Es ist merkwürdig, wie zartbesaitete und furcht same Leute es bei uns immer noch gibt, sobald das Ausland in Frage kommt. Dort handelt und redet man ganz anders. Vollends in Rutzland versteht man in militärischen Organisationsfragen, da der Zar ein fach befiehlt, vortrefflich zu handeln. Der Eisen bahnbau gegen die West grenze, die Auf stellung von drei neuen Korps (!) an der österreichi schen Grenze sagen mehr als genug. Und angesichts dieser Tatsachen soll der oberste Kriegsherr, der übri gens allgemein von „Nachbarn" sprach, sich nicht diese Hinweise erlauben?! Wo bleibt da unser National gefühl? Man stelle sich blotz einmal vor, datz Deutsch land zwei oder drei Korps an der Ostgrenze aufstellen würde! Das würde ein Hallo in der russischen, fran zösischen und deutschfeinlichen Presse sondergleichen geben, alles würde mit dem Säbel rasseln, Reden ohne Matz würden gehalten werden usw. Unseres Erachtens ist das freundschaftliche Verhältnis zwischen dem deutschen und dem russischen Kaiserhofe, ganz abgesehen von den nahen verwandtschaftlichen Beziehungen, ungetrübt, und ganz sicher trägt das auch dazu bei, datz die Po litik beider Staaten gegenseitig so weit wie möglich von Wohlwollen diktiert ist. Freilich kann nicht ver schwiegen werden, datz der Gegensatz zwischen Ruh land und dem uns eng verbündeten Oesterreich fort besteht. Die Balkanpolitik und die russischen Rüstun gen hängen eng zusammen. Nach Lösung der bosni schen Frage bat aber der Zar zuerst Kaiser Wilhelm um eine Zusammenkunft, die auch stattfand. So können wir auch fernerhin zum Ausgleich der Gegen sätze beitragen. es. »lt. 1966. so. DeuMer Zuriltentag. (Telegraphischer Bericht.) Ilx. Danzig, 12. September. Als erster Referent begründet Senatspräsi dent Dr. O l s h a u s e n - Leipzig folgende Leit sätze: I. Das Strafmittelsystem des Vorentwurfs zum Strafgesetzbuch ist im allgemeinen durchaus zu billigen. 'Namentlich sind andere Strafmittel als die in ihm oorgeschlagenen nicht zu empfehlen. II. Ueber die einzelnen Strafmittel ist folgendes zu sagen: Todes st rafe: 1) Insbesondere ist zu billigen, datz die Todesstrafe a. in den schwersten Fällen des Hochverrats ausschließlich, beim Morde wahlweise neben Zuchthaus angedroht ist, b. im Rahmen des StGB, weiter keine Anwendung findet: 2) da gegen ist zu fordern, datz mit ihr der Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte von Rechts wegen ver bunden sei. Eeldstrafe: 1) Insbesondere zu billigen, datz a. ihr Anwendungsgebiet gegenüber dem geltenden Strafgesetz bedeutend erweitert ist, b. ihre Androhung mit Höchstbeträgen erfolgt, die in bestimmten Summen ausgedrückt sind, «. sie bei straf baren Handlungen, die auf Gewinnsucht beruhen, auch als Nebenstrase Anwendung finden kann, ck. als „Ersatzstrafe" für den Fall ihrer Uneinbringlichkeit Ssiler unü Sar. Berlin, 12. September. Wenn ein Teil der Presse meint, datz Kaiser und Zar tatsächlich während des letzteren in unserem Vaterlande treffen würden, so ist das absolut steht, wie wir mitteilen können, Herrscher Zusammentreffen werden, nur ist der Zeitpunkt noch nicht festgesetzt, und man hält es mit Recht nicht für nötig, schon jetzt damit der Öffentlichkeit aufzuwarten. Man weitz ganz genau, datz unsere Polizei an und für sich eine ganz besondere Tätigkeit entfalten mutz, wenn der Selbstherrscher aller Reutzen auf unserm Boden weilt, und die Verantwortung, die sie neben den russischen Beamten trifft, ist naturgemäß eine ganz ungeheure. Weshalb also vorzeitig anarchistische Elemente auf etwas aufmerksam machen, was ebenso gut geheim bleiben kann? Kündigt man erst, um sie auf eine falsche Fährte zu setzen, etwas Irreführendes an, so liegt hierin immer etwas Peinliches, was man nach Möglichkeit mit Recht vermeiden möchte. Un seres Erachtens liegt der Schwerpunkt darin, datz eine Begegnung geplant ist, und gegen Ende des Aufenthaltes des Zarenpaares auch stattfinden wird. Damit ist allen Kombinationen und Ausbrüchen der Verwunderung der Boden entzogen. Im übrigen lätzt sich natürlich die Dauer des Auf enthaltes des Zarenpaares genauer nicht vorher be stimmen, da sie wesentlich davon abhängig sein wird, wie der kranken Kaiserin die Badekur be kommt, und was die Acrzte ihr verordnen. Vor läufig soll sie versuchsweise in Nauheim baden, und das weitere wird sich dann finden. Datz während dieser Zeit möglichste Ruhe und Erholung gewünscht wird, erscheint nur natürlich, und hieraus erhellt zur Genüge, datz der Kaiser und eventuell auch die Kai serin von einem Besuche oder Zusammentreffen zu nächst Abstand nehmen. Wenn der Fall einträte, datz der russische Kaiser Deutschland verließe, ohne dem Kaiser die Hand ge drückt zu haben, so würde man vielleicht mit Recht stutzig sein können: denn bisher ist dies unseres Wissens niemals geschehen. Unzweifelhaft aber ist die Auslegung eines Berliner Blattes, das ein et waiges Unterbleiben einer Begegnung auf das Schuldkonto des Kaisers schiebt, einigermaßen unver ständlich. Der Monarch sagte nämlich in Königsberg, datz die gefallenen Mauern und Wälle — die Stadt- umwallungKönigsbergs ist bekanntlich gefallen — aus reichend durch die ostpreutzischen Regimenter geschützt werden würden. Ferner habe er auf die Rüstungen der „Nachbarn" hingewiesen und eine „lückenlose" Rüstung uns empfohlen. Logischerweife kann dann j dem Ecdankengange des Blattes entsprechend schließ lich der Nachbar verlangen, daß man die Truppen von der Ostgrenze zurückzieht, da die» auch eine Be drohung oder unnötige Reizung darstelle. Es ist ganz Mr Inserat« »ul Leivüg und Uniaeduni di« S^tpaltene 10 mw breit« Petitjeil« 2d dt» 74 mo» dretl« «ellameteU« i »»» »»«lvLrU M R«2»meu 1.20 Inserate »»» vebdrden m amtlichen Leit dt« 74 mm brrtt« Petit,eil, 4V «esch»st«nn,einen mit Piatzvorlchristen an» i» der Udendausaad« im Preise erhöbt. Rabatt nach rar,), iveilageaebübr s p. lausend exki. Pougebühr. gestrrieilte AustrLg« können nicht ,urück- arzogen werden. Für da« ttrschcinen »a bchittummu Lagen und Plötzen wir» lein« iSaranti« übernommen. «neigen.Annahme: Augustu«vl,tz IP b«t sämtlichen Filialen u. allen Ännoncen- itilpedittonen del In» und Aullande«. Haupt »Stltal* lverltni larl DunSe», Herrvgl. vnyr. Hostnch- handlung, Lützowskiohe IL (Telephon VI, Nr. 4M3). Haupt-Ftlial« Lrr«dein Seeftrnsie 4,1 (Telephon 4MI). ttir ti«tp,ia und ivorort» durch »H«, Lrüaer nnd Spediteur« 2««l täaltch in» Han« gebracht: UV H monatl., K.70 vierielsöhrl. Bet unser» Filialen ». Au. »ahm« stell en abgrbolt: 7S H uumatl„ R.LS viertrlsöhrt. Lurch dt« Pok: Innerhalb Deutschland« und der brutsche» Kolonien »ierleliödrl. ll.G» monatl. Iptd auischl. Postdcslellgeld. Frrner in Belgien, Dänemark, den Donanftaaten, Italien, Luremburg, Niederlande, Nor wegen, Oesterreich-Ungarn, Rustlaud, Schweden, Schwei, u. Spanien. In allen übrigen Staaten nur direkt durch dt« «eschPttllelle de« Blatte» erhältlich. Ta« Leipziger Tageblatt erschein« 2 mal täglich. Sonn. n. Feiertag« nur morgen«. illbonnemeni-Annadme: Augustusplatz 8, bei unseren Lrägern, Filialen, Spediteur«» und Annahmestellen, iowi« Postämter» »»d Briefträgern. O«n,rl»erkauf«prrt» »er Morgen» «ulgad« IV H, der Abendnudgabe » istedaktton und Geschäft-Netter Iohannisgasse 8. Frrnsprechrrr I4W2. 14«i», I4SS4. Haft, und, wenn auf die Geldstrafe neben einer anderen Freiheitsstrafe erkannt ist, diese einzutreten hat. 2) Dagegen ist zu fordern, daß a. bet wahl weiser Androhung von Geldstrafe mit Freiheits strafen, von Ausnahmen abgesehen, die Summen.der zulässigen Höchstbeträge der Geldstrafe in ein be stimmtes Verhältnis zu dem Höchftbetrage der wahl weise angedrohten Haftstrafe gesetzt werden, i>. bei Festsetzung der „Ersatz,träfe" für uneinbringliche Geldstrafen feste Summen zugrunde gelegt werden, die lediglich danach abgestuft sind, ob die Ersatzstrafe in Haft, Gefängnis oder Zuchthaus besteht. Ver weis: Insbesondere ist zu billigen, daß er auch gegen Personen über 18 Jahren als Hauptstrafe An wendung finden kann. Verlust der bürger lichen Ehrenrechte: Insbesondere ist zu billigen, daß a. die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte nur als Nebenstrafe angedroht ist, b. die Teilaberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte in größerem Umfange als bisher zugelassen ist. In der zweiten Abteilung, die sich mit der Frage der sondergerichte für gewerblichen Rechtsschutz be schäftigt, begründeten die Referenten ihre Thesen. Der erste Referent Landgerichtsdirektor Dr. Degen-Leipzig führte aus: Er habe die Fragen zu behandeln, ob die Zuziehung von Tech nikern zu der Rechtsstreckung und die dadurch ge botene Einrichtung besonderer Gerichte für die Rechtspflege auf dem Gebiete des gewerblichen Rechtsschutzes Vorteile erwarten lasse, und, da diese Frage zu verneinen sei, weiter, ob es andere Mittel gäbe, die eine weitere Verbesserung verbürgen. Zu nächst müsse der Ausdruck „Tecbniker" in „Fachleute" verallgemeinert werden, weil die Bestrebungen nach Fachgerichten nicht blotz die Patent- und Eebrauchs- mustersachen, sondern alle Gebiete des gewerblichen Rechtsschutzes ergriffen hätten. Freilich werde, wie schon jetzt die mehrfache MivOimmung gegen die Kaufmanns- und Eewerbegerichte zeige, der Rück schlag nicht ausbleiben. Durch solchen Triumph für die rechtsgelehrten Richter würde aber die Einbuße an Rechtssicherheit und an Zusammengehörigkeits gefühl nicht ausgewogen. Darum seien Fachgerichte selbst da als unannehmbar abzulehnen, wo ihre Ein richtung für einen bestimmten ^nf^rellentenkreis ge wisse Vorteile erhoffen ließe. Für den gewerblichen Rechtsschutz im besonderen seien Vorteile an sich möglich für die Gerichtsverfassung, für das Ver fahren, für die Rechtsbindung oder für die Zwangs vollstreckung. Tatsächlich seien jedoch allenthalben Nachteile zu erwarten für die Gerichtsverfassung, weil unserer bewährten Eerichtseinrichtung dadurch der Boden abgegraben werde und eine brauchbare Zuständigkeitsadgrenzung kaum formuliert werden könnte. Dem Gericht möge weiter die dem Reichs gericht für die Nichtigkeitsstreite gegebene Möglich keit, auch zu den Beratungen Sachverständige hinzu zuziehen, gesetzlich geboten werden. Referent ge langt nach alledem zu einem glatten Nein. Darin liege aber keine Feindlichkeit gegen die Industrie und keine Unterschätzung der Techniker. Es gelte, dem Richter zu wahren, was des Richters ist, und dem deutschen Volke sein rechtsgelehrtes Richtertum zu be schützen. Der zweite Berichterstatter wies auf die Schwierigkeit hin, dem Richter die nötige tech nische Vollausbildung zuteil werden zu laßen. Eine Halbbildung sei gefährlich und genüge nicht, und so empfehle sich der Lveg, der für die Nichtigkeitsinstanz mit bestem Erfolge beschritten worden sei, nämlich Kammern und Senate aus Juristen und Technikern zu bilden. — Der dritte Referent, Iustizrat Dr. Arnold Dr. Seligsohn-Berlin wandte sich gegen Sondergerichte. Die Rechtsprechung der rechts- Scheinarbeit. Davon bin ich fest überzeugt — trage nur Wasser ins Meer." Richard zuckte mit den Achseln. „Warum sollte dir Herr Goliby 250 Pfund Jahr bezahlen und dich wie einen Prinzen handeln, um nur Wasser ins Meer zu tragen?" „Wenn du mir diese Frage beantworten kannst, bin ich dir zu großem Dank verpflichtet", er widerte ich. „Was soll das aber dann heißen?" fuhr Richard fort, der nunmehr offensichtlich paff war, was mich nicht wenig freute. „Sicherlich hat er dir die Art deiner Beschäftigung erklärt?" „Ja, in der denkbar unbestimmtesten Weise", er widerte ich. „Er behauptet, er habe einen Mann ge sucht, dem er ohne Rückhalt sein Vertrauen schenken könne, und diesen Mann habe er in mir gefunden." „Und darüber knurrst du?" fragte Richard mit zynischem Lächeln. „Wie sollte ich das?" antwortete ich. „Aber warum sollte er das tun? Warum sollte er mir sagen, er habe weitgehende Pläne, an denen ich teil haben soll, und mir geradeheraus erklären, daß ein Vermögen für mich dabei absallen kann?" „Das ist sehr einfach. Du bist auf einen freund lichen, alten Philanthropen gestoßen — er siebt auch danach aus — und du solltest dem Himmel für dein Glück dankbar sein. Ich weiß nicht, ob ich nicht die üblichen zehn Prozent für die Vermittelung auf das Vermögen beanspruchen darf, sobald es da ist." „Set nicht so frivol, Richard", versetzte ich gereizt. „Die ganze Geschichte ist absurd — unerhört — und erregt nur meinen Argwohn, wenn ich auch bisweilen mir einzubilden suche, daß all das wahr ist und —" „Ist es wahr", unterbrach er mich, „datz du da in der schwarzen Tasche 20 000 Pfund hast?" „Gewiß." „In börsenfähigen Papieren?" „Jawohl. Obligationen der Stadt Paris, die kommenden Sonnabend fällig sind. Ich soll morgen nach Paris fahren und das Geld einlösen." Ich glaubte, die Augen würden ihm aus dem Kopfe fahren, als er das hörte. „Ei, ei, ei", sagte er dann. „Du bist der größte Glücksvogel, den ich je gesehen habe. Würdest du einem Menschen, den du erst seit ein paar Tagen kennst, 20 000 Pfund anvertraucn. ihn damit nach Paris schicken ui.d erwarten, je wieder einen Penny davon zu sehen?" „Ich würde es wahrlich nicht tun", erwiderte ich. „Worüber beklagst du dich dann? Das Vertrauen, das dir Herr Goliby entgegenbringt, macht mich ein fach sprachlos." „Mich ebenso und dazu argwöhnisch." Richard machte eine verzweifelte Bewegung. „Hol mich der Kuckuck!" sagte er. „Sei jetzt ver nünftig! Du mußt doch irgendeinen Grund für diesen Argwohn haben, den du gegen den Mann hegst. Heraus damit!" „Recht so! Das wollte ich ja von Anfang an. Aber jetzt Schluß mit deinen Witzen, mein Junge! Höre in aller Ruhe, was ich zu sagen habe, ohne mich zu unterbrechen, und gib dann deinen Senf dazu! Als ich dir von dem Frauengesicht erzählte, das ich Spiegel erblickte, hast du mich ausgelacht." „Allerdings." „Gut. Am folgenden Tage ereignete sich folgende seltsame Geschichte." Ich erzählte ihm nun ausführlich, wie ich die heimnisvolle Mitteilung auf meinem Pulte vorge sunden hatte. Mein Bericht schien Eindruck auf ihn zu machen. „Hast du den Zettel noch?" fragte er. „Nein, ich habe ihn zerrissen. Das war vielleicht ungeschickt von mir." „Vielleicht. Bist du sicher, daß es die Handschrift einer Frau war?" „Vollständig." „Hm" sagte er und dachte einen Augenblick nach. „Gut Gehen wir zum mysteriösen Ereignis Nr. 2 über!" fügte er dann hinzu. Unverzüglich erzählte ich ihm von dem unerklär lichen Gelächter, das mich in den frühen Morgen stunden geweckt hatte. „Hm", machte er abermals. „Ein wenig sonder bar klingt das. Weißt du bestimmt, datz du das nicht geträumt hast?" „Geträumt? Unsinn! Das Gelächter hielt noch an, als ich schon völlig wach war, und dann kreischte das Weib auf. Der Schrei hat »einen gewaltigen Eindruck auf mich gemacht. Eine «ganze Weile hatte ich die Gänsehaut. Ich erzähle dir Tatsachen, an denen kein Zweifel möglich ist." „Und das Zimmermädchen war beleidigt, als du a)n Morgen davon sprachst?" „Gewiß, und ihre Augen schauten so unschuldig wie die eines kleinen Kindes in die Welt." Die Kau im Spiegel. Von G. W. A p p l e t o n. (Autorisierte Uebersetzung.) Fünftes Kapitel. Ich starrte Rickard, sprachlos vor Erstaunen, an. Endlich fand tch Worte, um ihn zu fragen: „Bist du deiner Sache gewiß?" „Vollständig." „Einer der gewandtesten europäischen Detektivs?" „Als das gilt er. Du mußt dich getäuscht haben. Es ist vollständig ausgeschlossen, daß du jemals dem Manne begegnet bist." „So? Glaubst du wirklich?" erwiderte ich. „Vor kaum einer halben Stunde habe ich mit ihm ge sprochen. Er war die einzige Ursache meiner Ner vosität." Richard maß mich mit einem hocherstaunten Blicke. „Ted", lagte er, „ich kann jetzt nicht mehr daran zweifeln, daß du einen kleinen Sparren hast. Ich halte keine Ahnung, daß es so mit dir steht." „Das konntest du auch nicht wissen" erwiderte ich, „aus dem einzigen Grunde, weil ich früher nicht so war. Ein Wunder, wenn ich einen Sparren habe, wie du so nett sagst! Oder, wenn du das wenigstens glaubst! Alle meine Mitteilungen über das seltsame Haus in St. Johns Wood empfängst du mit faulen Witzen. Und dabei ist es kein Thema zum Lachen. Es ist viel zu ernsthaft dafür. Ich erkläre dir noch einmal, datz in dem Hause Dinge vorgehen, die mir vollständig rätselhaft sind." Richard lah immer bestürzter aus. „Behandelt man dich nicht anständig?" fragte er. „Nur zu gut behandelt man mich", erwiderte ich, „das ist es ja gerade, was mich verblüfft!" „Das würde mir nicht lästig sein", bemerkte er trocken. „Wer spricht denn von „lästig sein"?" gab ich etwas ärgerlich zurück. „Es ist mir nicht lästig, datz ich in dem Hause geradezu wie ein geehrter East be handelt werde, aber es setzt mich in Erstaunen. Ich brauche nur zu klingeln, und erhalte, was ich mir nur wünschen kann. Ich werde sozusagen bei jedem «chritte bedient. Ist das im allgemeinen die Stellung von Privatsekretären? Bis jetzt bin ich noch in keiner Hinsicht ein Privatsekretär. Ich habe ms heute noch nicht einen einzigen Brief geschrieben. D,e Arbeit, die man mir zugewiesen hat, ist lediglich gelehrten Richter in Sachen des Gewerbeschutzes sei in steigendem Maße besser geworden, und speziell die Urteile des für Patentsachcn zuständigen Zivilsenats des Reichsgerichts fänden ungeteilte Zustimmung auch in den Kreisen der Techniker. Auch von Lang samkeit der Entscheidungen könne nicht gesprochen werden. Immer mehr werden Patentanwälte neben Rechtsanwälten gehört. Es liege also gar kein Grund vor, neue Sondergerichte zu schaffen. Zn der dritten Abteilung empfahl Senatspräsident Olshausen seine Thesen zur Annahme, die sich im allgemeinen mit dem Straf system des Vorentwurfs decken. U. a. empfiehlt er, einen Tag Haft gleich 2 Nl Geldstrafe, einen Lag Ge fängnis gleich 3 und einen Tag Zuchthaus gleich 4,50 -N Geldstrafe zu rechnen. Der Korreferent Ge heimrat Professor Dr. Kahl-Berlin teilt im all gemeinen den Standpunkt des Referenten. Insbe sondere will auch er keine neuen Strafakten, wenn sich auch für manche allerlei anführen laße, und ferner die Beibehaltung der Todesstrafe, ohne sich darum mit allen Gründen ihrer Anhänger zu identifizieren. Im Gegensatz zum Referenten will er aber auch in den Fällen schwersten Hochverrats neben der Todes strafe Zuchthaus zugelassen wissen. Die Todesstrafe sei nicht durch die Guillotine zu vollziehen, sondern durch Menschenhand. Die Zahlung der Geldstrafen wünscht der Redner noch mehr erleichtert. Grundsätz lich sei die freilich praktisch auf Schwierigkeiten stoßende Ausrufung der Geldstrafen nach den peku niären Verhältnissen des Verurteilten zu billigen. Scharf wendet sich der Redner gegen die ungenügende Fassung des tz 53 des Entwurfes, der von der Aufent haltsbeschränkung handelt. Unter Bezugnahme auf den Hauptmann von Köpenick fordert er reichsgesetz liche Einschränkung der Befugnis der Einzelstaaten zu sicherheitspolizetlichen Aufenthaltsverboten. In der ersten Abteilung referierten Pro fessor Dr. L i t t e n - Königsberg und Iustizrat Dr. Eugen Fuchs-Berlin über die Beschränkung der Haftung des persönlichen Schuld ners beim Ausfall der Hypothek. Pro fessor Litten hält eine Gesetzesünderuna ni-^t für ge boten und ist der Meinung, daß den unstreitbar zu tage getretenen Härten durch Ausdehnung des Arg listeinwands begegnet werden kann. Dagegen ver langt Iustizrat Fuchs eine Gesetzesänderung wesent lich im Sinne des Gutachtens des Neichsgerichtsrates Fredari. In der Diskussion wendet sich der Direk tor der Bayrischen Hypothekenbank Freiherr v. Pechmann scharf aeaen die Vor schläge auf Abänderung der bestehenden Gesetze. Er bestreitet auf Grund seiner 24jährigen Erfahrung im Hypothekenwesen durchaus die allgemeine Vräponde- ranz der Hchpothekengläubiger. Gegen Ausschrei tungen ließen sich genügend Abhilfemittel am Grund des bestehenden Rechtes finden. Auch mehrere andere Diskussionsredner bitten dringend, doch wenn irgend möglich von der Forderung einer Aenderung des Bürgerlichen Gesetzbuches abzusehen. Dagegen sprechen sich die Rechtsanwälte Atzmann-Berlin und Sier- Insterburg mehr im Sinne des Korreferenten Fuchs aus. — In der zweiten Abteilung laoen zur Dis kussion über den gewerblichen Rechtsschutz zwei An träge von Regierungsrat Rathenau und Professor Dr. Opet-Berlin, Syndikus der Aeltesten der Kauf mannschaft, vor. Die Anträge verlangen besondere Patentkammern mit technisch vorgeblldcten Richtern. Ober-Regierungsrat Kübler spricht si^ namens des preußischen Justizministeriums gegen Sondergerichte aus, für die sich dagegen Iustizrat Wildhagen- Leipzig erklärt. In der dritten Abteilung kam es im Anschluß an das Referat des Geheimrats Kahl-Ber- 7g! «»nun. genlrldend, r Bahnhof- lkek, noch eigner ommt. Oft. Bl. *»— .Höchst merkwürdig", sagte Richard kopfschüttelnd. „Nun, und weiterhin?" „Das Allermerkwürdigste!" antwortete ich und er zählte, was ich an diesem Morgen erlebt hatte. „Das", schloß ich, „erheischt am dringendsten eine Erklärung. Du behauptest, der Mensch sei einer der gewandtesten Detektivs von ganz Europa. Wenn dies der Fall ist, was sucht er in st. Johns Wood? Warum hat er mich in die City verfolgt? Und vor allem, warum hat er mich angesprochen und die drohenden Worte an mich gerichtet, die ich dir eben mitgeteilt habe? Erkläre mir das! Antworte, du weisester der Weisen!" Zu meiner Genugtuung erkannte ich, daß ich ihn nun doch in die Enge getrieben hatte. „Ich bin am Ende meines Witzes", erwiderte er, „hol mich der Henker, wenn ich weiß, was für einen Vers ich mir darauf machen soll!" „Ein ganz klein wenig mehr als merkwürdig, was?" „Allerdings", bemerkte er. „Sag auf jeden Fall Goliby nichts davon! Du hast für deine Person nichts zu befürchten. Warten wir ruhig die weitere Entwick lung ab. Ich bin sehr gespannt, wie die Geschichte rvcuergeht. Ich habe dich in das Haus gebracht und bin so aewissermaßen seloer in die Sache verwickelt. Wir müßen den Fall zusammen verfolgen." „Na, endlich bist du wieder der alte Freund", ver setzte ich. „Solche Töne höre ich gerne. Du wirst jetzt einschen, datz deine Witze mn auf die Nerven gingen."^ „Entschuldige, bitte, alter Jung«. Zu deinem Ge. baren würde noch mancher Witze gerißen haben. Es ist eine ganz verfliist»' Geschichte! Wir sind übrigens beim Scknveizcihäucchen angelanat. Ich begleite dich bis ans Haus oder soll ich Goliby aufsuchen? Ich bin ja mit ihm bekannt." „Du vergißt', erwiderte ich, „datz er in Manchester ist. Aber komm nur mit!" „Ist mir recht. Ich möchte mir gern mal deine Zimmer anschen. Zu zweien entdecken wir vielleicht mehr al« einer allein." Wir stiegen aus und schlenderten zusammen in der Richtung der Elsinoreftratze davon. „Da wären wir", sagte ich. als wir bei dem Gartcntor angelangt waren und ich in der Tasche nach den Schlüsseln suchte. „Macht wirklich einen anständigen Eindruck", ur- rr» »«3» »07S70 UM M" el. 8857.
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