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Aezugv.^prn» I» v««v»>4 »»» durch mU— »rt,er ,»» bordorur« im«I »«glich t»< H«u4 ,«dr«chi - Vit »,»«».. L.7U^ss »irr«r>>tl,r> «ei unirru >iil>aie, u «u» >«I»eilel!ei> «drei,»»: 78 ch >->2 »,«r»rI,Ll,rt. Luich »«, »ost: »merixid »ruilch.ano« und der »—«ich« Kolonie» »ierieiitiin ».«» monatl. I-!i> «uslchl. Posldeliellarld ferner m «elg„», riinemar!. den Donauslaale», Italien, vuremdurg, tiiederlande. vior» w«ii— Leilerrrich Ungarn, ittukiand, kchweden, Schwei» u. Spanien An alle« ddri,,n Liraien »ui direk« durch »ch GeichPttiielle de« «ialie« erdtiillch Dl« Ve>r,u,rr r<xedian erich«>n> ?o,«l «t-Iich Sonn- « K«, r ag« nm mmgrn«. Udo»»« ,.«ni.chnn«ume >u,ull»«platz 8, de> nnirre, Irägrr». Filialen. Loediirur« »»d >n»abmellellen. iowie BollLuiirrn Mild BririlrLgrrn I>»,«I»«r»o»« »rei« »r, viorqe» «ul-ad« IV der r den» udaad« 8 ch» AbendAnsgabe. MpMcrTaMM Handelszeitung. Medatrion und Teichasttkeller Iodan»i»na!ie s. S«r»U>r»cher: I4ÜVL i4«L0, I4SV4. Amtsblatt des Nates und des Notizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis iitr Inierarr aus rei»l>g unn umge»n»g di, q,e na»»n« w mw drei«, Vettd^l« Sb ch di« 7« »i» »reu« »teNa lne«eil« i »»n —«wtn, ->» ch^ Ott "la»en i.20 uss l Ivierarr »»» «eddrden » amllich« 1«« »le 74 ml» der», VeNtleN, M ch, chelchii»»an,eia« ml« P a»oorichri»en mch t» der ch,rndau«aad« iin preiie erhöht, htadaii »ach Lart «eiiageaedühr ü o. Lauient exki. Poltgedühr. iiellertellt» La>rrta« kdnaen nicht »arück. ,e»o,e» werden, Zür da« urlcheln« «u beilim««» Lag— u»d L>L»rn w>r» kein« Garant«« übernommen. >»lelgen. «nnadme, Nuguli»«vi«tz H b«, iümilichen Ailial« u. ollen illnnoncr». itipedilidaen de, .1». an» iüutiaodeg. vano« -Klltalr vrrlt»: T»rl > nchel Her»»«!. 0>»l H«st»ch» htUldiun^ Lu»»wit>-V, Illi <Lei«vl>oi> V». ttr 4-nX«. H»iu>l.-tl>»le Lrelde« keeltrage 4. t (Letephon 4ÜM« Ar. 263. 104. Ishrgsng /reiisz, üe« LS. vepiemvcr ISIS. Die üeutlchen Asnüelshochfchulen. Zur „Mufterkontor"-Frage. Uns wird zu diesem Thema noch geschrieben: Es ist eine ganz natürliche Erscheinung, daß Neu einrichtungen, zu denen man auch die erst etwas mehr als zehn Jahre bestehenden Handelshochschulen zählen kann, an dem Uebelstande zu leiden haben, daß an ihnen sowohl von Nahe- als auch von Fern stehenden ununterbrochen herumgedoktert wird. Schon die Tatsache, daß von den gegenwärtig bestehenden Handelshochschulen zu: Leipzig, Berlin, Köln, Franksurt a. M., Mann heim und München eine jede anders organi siert ist, gibt in Fachkreisen wiederholt zu Meinungsverschiedenheiten über einzelne Einrich tungen Anlaß. Während an der einen Hochschule zum Beispiel (siehe Abendausgabe vom 21. Septem ber 1910, Nr. 261) „in der Handelsbetriebs lehre sich Vortragende und Hörer aus den Stand punkt des Betriebsleiters stellen und in der Ver kehrstechnik den Wechsel, den Scheck, die Ware von Wirtschaft zu Wirtschaft verfolgen, um ihre Derkehrssunklionen von allen Seiten „beobachten" zu können", — werden an einer anderen in systema- tischer Aneinanderreihung typische Beispiele aus dem Eeschästslebcn herangezogen, eingehend fach technisch besprochen und dann vom Studierenden kontortechnisch durchgesührt, wobei Wiederholungen und manuelle Nebenarbeiten möglichst vermieden werden, indem immer das Ziel im Auge behalten wird, daß es sich um Vertiefung auf kommerziell wissenschaftlichem Gebiete handelt und es nicht Auf gabe einer Handelshochschule sein kann, die Praxis kopieren oder mittels dieser entlehnten Organisa tionen ersetzen zu wollen; es soll vielmehr durch der artige praktische Einrichtungen der Studierende zum Selbstdenken und zur selbständigen Arbeit herange zogen werden. Dies ist auch der Zweck des Musterkontors der Leipziger Handelshochschule. Es werden in demselben Eeschäftspläne aus dem Großhandels-, Fabrikations-, Bank- und Börsen- sowie Ex- und Importgeschäft studiert und ausgearbeitet, die Bilanzen gemacht sowie alle Handels- und ver- kehrstechnischen Momente untersucht. Es wird aber auch bei Stosfbehandlung daraus Rücksicht genommen, daß sowohl die Unternehmungsformen als auch die Buchungsmethoden wechseln. Das Musterkontor bildet also durchaus nicht, wie angenommen wurde, ein Hilfsmittel zur Repetition der Handelswisfenschaften, sondern eine zusammen fassende Bearbeitung von systematisch geordnetem, ausschließlich der Praxis entnommenen Studien material. Das Streben der auf dem Katheder der Hochschulen wirkenden Handelstcchniker nach wissenschaftlicher Forschung auf den noch wenig bekannten Ge bieten des Handelsverkehrs der Gegenwart ist gewiß sehr wertvoll und schätzenswert, aber es darf nie und nimmer dahin ausarten, die Handelspraxis mit der Handels w i s s e n s ch a f t vertreiben zu wollen, und eine Handelshochschule, an der den Studierenden keine Gelegenheit gegeben wäre, durch eigene Arbeit zu bestimmten Ergebnissen zu gelangen, sondern nur wissenschaftliche Vorträge zu hören, würde ebenso wenig erzielen wie eine medizinische Fakultät, die den Studierenden nicht Gelegenheit bieten könnte, Kranke zu beobachten, oder eine technisch« Hochschule ohne Laboratorium. Ob die Einrichtung aber Musterkontor oder h a n d e l s w i s s e n s ch a f t l i ch e s Seminar heißt — auf den Namen kommt es nicht an. Aus üen Relchstagsksmmilllonen. Die Neichsoersicherungskommisston führte heute zunächst den ersten Abschnitt des Buches über die Unfallversicherung zu Ende, der vom Um fang der Versicherung handelt. Nach 8 569 kann die Unfallversicherung durch Satzung ausgedehnt werden auf Betriebsunternehmer, deren Jahres arbeitsverdienst nicht 3000 übersteigt oder d:e regelmäßig keine oder höchstens zwei Versicherungs pflichtige gegen Entgelt beschäftigen, ferner auf Hausgewerbetreibende und auf Detriebsbeamte mit mehr als 3000 Gehalt. Ein Zentrumsanrrag, die Kleinmeister nicht einzubeziehen, wurde abgelehnt. Auf Antrag der Nationalliberalen wurde dem 8 570 folgende neue Bestimmung angesügt: Die Satzung kann bestimmen, daß die freiwillige Ver sicherung außer Kraft tritt, wenn der Beitrag nicht innerhalb der gesetzlichen oder satzungsmäßigen Frist bezahlt worden rst und daß eine Neuanmeldung so lange unwirksam bleibt, brs der rückständige Bei trag entrichtet worden ist. Mit 8 574 beginnt der zweite Abschnitt, der den Gegenstand der Unfallversicherung be handelt. 8 575 lautet: Dem verletzten und seinen Hinterbliebenen steht kein Anspruch zu, wenn sie den Unfall vorsätzlich herbeigesührt haben. Ein Antrag der Sozialdemokraten, dle Worte „Und seinen Hin terbliebenen" zu streichen, wird gegen Sozialdemo kraten und Volkspartci abgelehnt. Dagegen wird auf sozialdemokratischen Antrag gegen die Stimmen der Nationalliberalen und der Rechten dem Para graphen hinzugesügt: Fahrlässigkeit, selbst grober Art, oder verbotwidriges Handeln, schließt den Er satz des Schadens nicht aus. Nach 8 576 kann der Schadenersatz ganz oder teil weise versagt werden, wenn sich der Verletzte den Unfall beim Begehen einer Handlung zuaezogen hat, die nach strafgerichtlich«m Urteil ein Verbrechen oder vorsätzliches Vergehen ist. Auf Zentrumsantrag wird hinzugesügt, daß die D.rletzung bergpolizcilicher Ver ordnungen nicht als Vergehen im Sinne dieser Be stimmung gilt. Ein von der Rechten und auch von einem Zentrumsmitgliede unterstützter Antrag der Nationalliberalen, den Verbrechen oder vorsätzlichen Vergehen und verbotswidrige und zugleich den Zwecken des Betriebes fremde Handlungen gleichzu stellen, wurde abgelehnt, ebenso auf der anderen Seite Anträge der Sozialdemokraten, die eine Ab schwächung der Bestimmungen dieses Praragraphen bezwecken. Nach 8 577 ist die Krankenbehandlung sowie die Rente für die Dauer der Erwerbsunfähigkeit vom Be ginn der vierzehnten Woche nach dem Unfall zu ge währen. Ein Antrag der Sozia.dcmokraten auf Be seitigung der Karenzzeit wurde nur von der fort schrittlichen Volkspartci unterstützt. Ebenso wurde der Antrag abgelchnt, statt der vierzehnten die fünfte Woche zu setzen. Zu 8 578 wird der Antrag der Sozialdemokraten, als Vollrente den ganzen Jahresarbeitsrnrdienst statt zwei Drittel desselben zu gewähren, abgelchnt. Nach Annahme des 8 581 vertagte sich die Kom mission auf Freitagvormittag. Die Strasprozcßlommission behandelte in ihrer heutigen Sitzung den Abschnitt: „Strafverfügung. Strafbescheid." Den Polizeibehör den kann durch die Landesgesetze die Befugnis ein geräumt werden, für Uebertretüngen Strafverfügun gen zu erlaßen, ebenso anderen Verwaltungsbehörden für Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften über die Erhebung öffentlicher Abgaben und Gefälle Strafbescheide festzusetzen. Die Kommission erklärte sich für die Zulässigkeit polizeilicher Strafverfügungen gegen Jugendliche, wie di s der Entwurf vorsteht. Bei 8 432 verlangten die Sozialdemokraten, daß der Strafbefehl von dem für die Polizei oder Verwal tungsbehörde verantwortlichen Beamten unterzeich net sein müsse; die Fortschrittler halten beantragt, eine Bestimmung auszunehmen, wonach das Landes gesetz die zum Erlaß und zur Unterzeichnung der Strafverfügung ermächtigten Beamten bezeichnen muß. Dieser letztere Antrag wurde von der Kom mission angenommen, obgleich er vom Regierungs tische als der „radikalere" heftig bekämpft wurde. Die Kommission beschloß ferner, daß die Strafver fügungen der Polizeibehörden gegen Jugendliche auch deren gesetzlichen Vertretern zugestellt werden sollen. In 8 435 gibt ein Beschluß der Kommission dem Beschuldigten die Befuanis, gegen eine polizei liche Strafverfügung den Antrag auf gerichtliche Entscheidung bei einem beliebigen — statt nach dem Entwurf bei dem „zuständigen" Amtsgericht zu stellen. Dem Beschuldigten soll nicht zugemutet werden, die oft schwierige Frage der Zuständigkeit selbst zu entscheiden. Die §8 436 bis 439 wurden mit geringen Aenderungen nach dem Entwürfe an genommen. 8 440 Abs. 2 erhält folgende Fassung: Stellt sich heraus, daß dic Tat der Strafbefugnis der Behörde entzogen war, so kann das Eerickt auf Antrag der Staatsanwaltschaft mit ausdrücklicher Zustimmung des Angeklagten in der Sache entscheiden, wenn es sachlich zuständig ist oder der Staatsanwalt die Zu ständigkeit begründen kann. Entscheidet hiernach das Gericht in der Sache nicht, ko hat das Gericht die Festsetzung durch Beschluß aufzuheben und di« Akten der Staatsanwaltschaft mitzuteilen; gegen den Beschluß ist sofortige Beschwerde zulässig. Der Rest des Abschnittes wurde mit unwesentlichen Aenderun gen angenommen. Der sechste Abschnitt, der das Verfahren gegen Wehrpflichtige behandelt, wurde ohne Abänderungen angenommen. Desgleichen unter Ab lehnung der dazu gestalten Anträge der siebente Ab schnitt über die Einziehung und Ver- möqensbeschlagnahme. Darauf ging die Kommi'sion zum fünften Buch, der Strafvollstreckung und den K o st e n, über. Ein Antrag der Sozialdemokraten auf Abschaffung der Todesstrafe wurde abgelehnt, da diese Frage nicht in die B.ratt'ng der Strafprozeßordnung gehöre. Weitcrberatung Freitag. Leenüigung üer lmlgsrilchen Minilterkrile. Aus Sofia, 21. September, schreibt uns unser U.-Korrespondent: Die bulgarische Ministerkrisis ist ebenso rasch wieder beendigt worden, wie sie unerwartet eintrat. Man hatte allerdings mit dem Dejamtrück- tritt des Kabinetts Malinoff bereits seit den Straßcnkrawallen in Ruftfchuk gerechnet, indessen hat sich das demokratische Regime doch so fest gewurzelt, daß es noch einige Zeit regierungsfähig bleiben wird. Die jetzige Umgestaltung des Kabinetts wurde da durch heroorgerufen, daß einige Auslandsposten neu zu besetzen sind und die Auswahl unter den hierbei in Betracht kommenden Personen nicht groß ist. Deshalb hat nan auf fungierende M i - nist er zurückgreifen müßen. Der bulgarische Ge sandte in Berlin, General Nikyphoroff, wird von seinem Posten zurückkehren, und der bisherige Ge sandte in Wien, Eeschoff, dorthin versetzt werden, welcher wiederum durch den bisherigen Finanz minister Salabaschesf ersetzt werden wird. Den seit zwei Jahren durch einen Legattonssekretär ver walteten Eesandtenposten in London wird ebenfalls ein ordentlicher Funktionär erhalten. Ganz aus dem Kabinett geschieden ist der Minister des Auswärtigen General P a p r i k o f f, der in die Armee zurücktritt. Neu eingetreten ist Profeßor Molloff (Handels ministerium) und Kammerpräsident Slaveikoff (Justiz). Die übrigen Minister haben zum Teil mit ihren Aemtern getauscht. Auch von hier aus wird die Phantasiemeldung des „Matin" von einer rumänisch-türkischen Militär konvention auf das entschiedenste dementiert. politische Aschrichten. Zur Arbeiteraussperrung in der Metallindustrie. lieber die Wirkung der beschloßenen Aussperrung in der Metallindustrie auf die Arbeitnehmer melden nachstehende Telegramme: Berlin. 23. September. (Tel.) Der Zentral rat der deutschen Ecwcrksoereine (Hirsch-Duncker) hat gestern eingehend über den Stand der Werstar beiterbewegung und den gestern vom Gesamtoorstand der deutschen Metallindustriellen gefaßten weiteren Aussperrungsbeschluß beraten. Die bisher in der Be wegung eingefchlagene Taktik fand einmütige Billi gung Fernere Maßnahmen soll der zur Beobachtung des Kampfes eingesetzten Kommißion, in der Ver treter aller beteiligten Gewerkvereine sitzen, vorbe- halten bleiben. Von dem Vorsitzenden wurde erklärt, daß bei erfolgter Aussperrung der 60 Prozent von den übrigbleibenden 40 Prozent 'ein Arbeiter die Arbeit niederlegen darf ohne Genehmigung der Organisa tionsleitung. Stettin, 23. September. (Priv.-Tel.) Die streikenden und ausgesperrten Werftarbeiter veran stalteten gestern einen Demonstrationsumzug gegen die geplante Aussperrung in der Metallindustrie. In einem Lokal teilte der Leiter des Umzugs mit, der Gesamtoorstand Deutscher Metallindustrieller habe die Aussperrung von 60 Prozent seiner Arbeiter be schlossen. Darauf wurden lebhafte Pfuirufe laut. Morgen findet eine Versammlung statt, um über die n Oie Lrsu im Spiegel. Von E. W. Appleton. (Autorisierte Uebersetzung.) Als ich nach Hause zurückkehlte, berichtete ich Herrn Goliby von meiner Unterredung mit dem In spektor gerade so viel, als ich für unbedrngt nötig erachtete. „Gut", sagte er, „vorläufig kann nichts weiter ge schehen. Eine abscheuliche Gesch 'ne — eine ganz ab scheuliche Geschichte! Vielleicht hätte ich gut daran yetan, heute abend selbst nach Paris zu fahren, aber uh mug ja dableiben um mit den Versicherungs leuten zu sprechen. Ich habe mir die Sache überlegt und bin der Ansicht, daß es doch am klügsten ist, wenn Sie an meiner Stelle fahren. Um zwei Uhr zwanzig geht ein Zug von Charing Croß ab. Er warf einen Blick auf seine Uhr und fuhr dann fort: „Es ist jetzt gerade halb elf Uhr, also bleibt Ihnen genügend Zeit übrig, um Ihre Reisevor- dereitungen zu treffen. Richten Sie sich ein, etwa eine Woche dort zu bleiben. Hier sind die zwanzig Pfund, dre Sie mir gestern zurückgegeben haben. Sreigen Sie im Grand Hotel ab und, wie ich ^hnen schon gesagt habe, lassen Sie sich nichts abgehen! Ich werde Ihnen an diese Adreße schreiben. Ueber- bringen Sie morgen diesen Bries dem Herrn Vignaud, Rue St. Marc 23, nahe bei der Börse! Sie werden sein Bureau sehr leicht finden. Erzählen Sie ihm ganz genau, was in der Nacht, wo der Ein bruch verübt wurde, vorgesallen ist und geben Sie ihm eine möglichst genaue Beschreibung von dem Manne, der Ihnen an jenem Tag« gefolgt ist. Sie wird ihm, sowie den Behörden von großem Werte sein. Haben Sie meine Instruktionen genau ver standen, Herr Lart?" „Vollständig, Herr Goliby." „Gut. Das ist vorläufig alles. Wie gesagt, wer den Sie im Grand Hotel binnen einem oder zwei Tagen weitere Verhaltungsmaßregeln erhalten. Leben Sie wohl und glückliche Reise!" Er schüttelte mir herzlich die Hand und verließ mich. Ich verlor nicht viel Zeit, um die wenigen Sacken einzupacken, die ich für die Reise benötigt«. Ein übermächtiger Trieb, sobald als möglich aus dem Hause wegzukommen, batte mich befallen. ^ck, fürch tete mich vor einer Wiederholung der geheimnis vollen Besuche, wenn ich auch für die Schönheit des geheimnisvollen Weibes nicht ganz unempfindlich war. Aber schon der bloße Gedanke daran erfüllte mich mit einem wahren Schrecken. Ich wagte es nicht einmal mehr, in den Spieael zu blicken, dem ich fast übernatürliche Kräfte zuschrieb. Das Rascheln des von der Luft bewegten Vorhanges allein reichte hin, mir einen kalten Friese! den Rücken hinablaufen zu laßen. Ich klappte mein Handkofferchen zu, faßte es mit der einen Hand, langte mit der anderen den Hut vom Aufhänger und eilte, ohne jemand zu be nachrichtigen, aus dem Zimmer und aus dem Hause, mit dem sehnlichen Wunsche, es nie wieder zu be treten. Als ich noch nicht weit gegangen war, fragte mich ein Junge, der das Gepäck in meiner Rechten erblickt hatte, ob er es mir nicht tragen solle. Ich wies ihn an, es zum nächsten Droschkenhalteplatz zu schaffen, der bedeutend näher war, als ich bisher gewußt hatte. Wenige Minuten später saß ich in einer Droschke, auf dem Wege zur Station Charing Croß. Dort angelangt, gab ich mein Gepäck zum Auf bewahren ad und suchte den Temple auf. In diesen stürmischen Tagen war Richard immer meine Zu flucht gewesen, und der Himmel weiß, was ich ohne ihn angestellt haben würde. Aber heute hatte ich kein Glück. Richard war nicht im Bureau, und sein Schreiber wußte nicht, wann er zurückl^ren «^ürde. Daher ließ ich ein Briefchen für ibn zurück, in dem ich ihm meine Pariser Adresse mitteilte. Dann machte ich mich daran, die Zeit totzuschlagen, was in London keine übermäßig schwierige Aufgabe ist. Ich speiste bei Gatti. verbrachte sodann eine Stunde in der königlichen Akademie, machte hernach vorübergehend Bekanntschaft mit den Auslagen in der New-Bond- Straße und kehrte zuletzt zum Bahnhof« zurück, wo ich gerade rechtzeitig eintraf, um den Pariser Schnell zug noch zu erreichen. Ich wählte den Weg über Boulogne. da ich der längeren Seereise den Vorzug gab. In Folkestone kaufte ich mir ein Buch, um die lang« Seereise durch Lektüre zu verkürzen. So saß ich denn auf Deck in meinen Roman vertieft und rauchte gemütlich mein Pfeiichen, als ich bemerkt«, daß jemand vor mir stand. „Wären Cie vielleicht so freundlich, mir Feuer zu geben ?" fragte eine Stimme. Ich sah auf. Vor mir stand und schaute mir fest ins Auge der berühmte und gestrenge Monsieur Le Noir. Zwölftes Kapitel. Als ich aufblickte, nahm er eine überraschte Miene an. Ich war fest überzeugt davon, daß er mich nicht zufällig, sondern nach reisli-h»'- Ueber- legung angesprochen hatte. „Wie? Ist cs möglich? Sie sind es, Herr Lart?" ries er aus und schüttelte mir freudig die Hand. Dies verriet mir, daß er in Scotland Rards ge wesen war, dort den Inspektor Walker gesprochen hatte unk daß es ungeschickt und nutzlos von mir sein würde, mich zu verstellen. „Jawohl der bin ich", erwiderte ich daher und händigte ihm meine Zündhölzerschachtel ein. z.Wir haben eine sehr ruhige und anaenehme Ueberfahrt, Herr Le Noir." Er zündete lachend seine Zigarette an. „Wie mir scheint, habe ich mich neulich ein wenig geirrt", bemerkte er und gab mir meine Zündhölzer mit einer Verbeugung zurück. „Sehr wesenllich geirrt", versetzte ich. „Es war mir nicht gerade angenehm; zuerst haben Sie mich etwas geängstigt." „Das kann ich mir denken", meinte er. „Es tut mir wirklich leid. Bitte, entschuldigen Sie mich. Ich verwechselte Cie mit einem anderen." „Ich weiß — Sie hielten mich für Javotte." „Allerdings. Sie haben das auf der Polizei station erfahren, nicht?" „Doch, vom Inspektor Walker." „Er hat es mir mitgeteilt. Ich habe ihn heute mittag in Scotland Pards gesprochen. Er erzählte mir auch, daß Sie diesem Javotte gestern abend im Savonhotel begegnet sind." „Ich habe wenigstens einen Doppelaänoer von mir dort gesehen", erwiderte ich, „und ich dachte mir, daß es der Rechte sein möchte." „Das war er auch, ohne allen Zweifel. Er traf dort mit einem anderen Herren zusammen?" „Jawohl. Mit dem Baron Romer." „Und einer Dame." „Die mit dem Baron kam, ja." „Sie sehen", sagte Le Noir nun. „daß ich diese Tatsachen schon kenne. Ich weiß auch, daß Javotte heute morgen mit dem Postzuge nach Paris abge fahren ist. Von dem Augenblick an, wo er dort an langt. wird er beobachtet werden." „Aber, wer ist denn dieser Javotte?" fragte ich nunmehr, unfähig, meine Neugier länger zu zügeln. „Ist es möglich, daß er in irgendeinem Zusammen hang mit dem Einbrüche steht?" „Bis jetzt kann ick Jbnen das unmöglich sagen, Herr Lart. Es handelt sich um einen sehr geheimnis vollen Fall." „Gewiß", erwiderte ich, „der gleichzeitig für mich verslixt unangenehm verlaufen ist." „Fraglos. Es handelt sicy um die Papiere, die Sie m der Handtasche trugen, als ich Ihnen in der City begegnete." „Ja." „Wißen Sie bestimmt, daß es die gleichen Papiere waren, die in den Eeldschrank emgeschloßcn wurden?" „Bestimmt." „Sie haben sie selbst hineingelegt." „Jawohl." „Uyd waren anwesend, als der Schrank morgens geöffnLi wurde?" „Ach mußte das wohl, da ich ja den anderen Schlüße! in meiner Verwahrung hatte." „Die elektrischen Klingeln läuteten dabei im ganzen Hause?" „Gewiß." „Und der Schrank war leer? .vollständig leer." Er bat mich noch einmal um meine Zündhölzer und zündete sich eine neue Zigarette an. Hierauf dachte er einen Augenblick nach und sagte sodann: „Sie kennen Herrn Goliby noch nicht lange, soviel ich weiß?" „Kaum eine Woche." „Wollen Sie so freundlich sein und mir den Mann beschreiben?" „Natürlich. Er ist etwa sechzig Jahre alt, hat ein freundliches Gesicht, guten Teint und schneeweiße», ziemlich langes Haar. Einige seiner Borderzähne fehlen ihm. Trotzdem sieht er sehr gefällig aus, wenn er läckelt. Er trägt eine golden« Brille." „Von gefärbtem Glas?" „Ja, es ist leicht gefärbt, bläulich. Er hat ge rundete Schultern, ja ich möchte sagen, er bat eine ziemlich geheugte Haltung — nun, das wäre so unge fähr alles, was ich Ihnen über das Aeußere des Herrn mitteilen könnte." „Gut. Und nun, was für ein Geschäft betreibt er? Hat er überhaupt einen Beruf?" „Diese Frage" erwiderte ich, „wüßte ich kaum zu beantworten. Ich habe ihn als einen begüterten