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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.09.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-09-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100921026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910092102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910092102
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-09
- Tag 1910-09-21
-
Monat
1910-09
-
Jahr
1910
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Bezugs-Preis Mr und «ororre durch »»i«re Tilger und Svedoeur« 2m «l täglich ins Hau« gedrachi: UU monatl.. L.7t»^U vierirllidrl «ei unlern Kilmle» u. An» »ahmeilellen adnebvlt: 75 mourtl., 2.25 vierrrliädrl. Lurch die Volt: innerdaid T!eui!ch:and, und vdr drutlchen Kolonien vierieiiihri. lt.ÜV ^tl. monatl. I.-U autickl. PoftbeNellgeld ferner m Belgien, TLnemark, den Donaustaaten, Italien, üurenivurg, Niederlande, llior- wegen Oesterreich Ungarn. Rußland, Schweden, Schweiz u. Spanien. In allen übrigen Staaten nur direkt durch dl« Seichäftruelle de« Blatte« erbSitlich. Ta« leipziger Tiveblatt erlcheini 2 mal iLglich, Sonn- u Kei kiag» nur morgen«, üvonne«. ent-Annaiime Augultudvlatz 8, dr> unseren Trägern. ,>>linlen. Lvebiteuren und Annabinestellen, sowie Poltimiern und Briesträgern Itnieloerkaul vre,« oei Morg«n» euSg ld« >0^,. der i denb u«gabe 5 »T» Äedatktvn und Geichaktdslellei .'sodannlegasjc 8. üernivrecher: I46UL I46i«. 14604. Abend-Ausgabe. UcipMcr TagMatt Handelszeitnng. Ämtsblatt des Rates und des Volizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-^rvirt Mr Inserate au« tleivzig u<> Umgebung di« Kgeinaltene so in in breit« Berit,eil, 25 die 74 ww breite ilicklameteile l von aujwätt« M H, Rr'lamea i.2v Inserate von Belibrben m amüichen Teil die 74 inw breit» Petit,eil« 40 GeichäitSoi>zeigen mit P asoorlchristen UN» in der Avendautgabe >in Preise erhob!. Ravaii nach Laril. BeUngegedüdr 5 v. Tausend erll. Boktgedüdr. Iefterreiite Austräge können nicht zurück gezogen werden. Jur da» Erscheinen au beitimmten lagen und Pläyrn ivirb Irin« Garantie übernommen. Anzeigen. Annahme: Augultu«vl,h «z bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- ltioeditionen de» In- und Auilanoe«. Haupt-Filiale Berlin Tarl Lsuncker Heriogi. Brdi. Hosbuch» banslung, Lützowstiade IL (Teievnon bl. l<r. Haupl-Filtale LreSken: S«estra»c 4, t (Teleohon 46224 Nr. 2ö l Mittwoch, »en LI. September ISIS. l04. Jahrgang. Vie üeutlchen Sanüelshochlckulen. Uns wird geschrieben: Das Leipziger Tageblatt hat für Fragen des kaufmännischen Bildungswesens, auch für Handels hochschulfragen, immer ein besonderes Interesse be wiesen. Erst kürzlich ist wieder in Einzelberichten und in einem Gesamtbericht der Hauptinhalt der auf dem Internationalen Kongresse für kaufmännisches Bil dungswesen gehaltenen Vorträge in seinen Spalten wiedergegeben worden. Für Leipzig, als einer der bedeutendsten Handelshochschulstädte, waren gerade die dort verhandelten Handelshochschulfragen von Interesse. Es will mir scheinen, daß sie in den Berichten noch etwas näher hätten hervorgehoben werden sollen. Deshalb soll in den folgenden Ausführungen noch einmal darauf zurückgekommen und zugleich mit ein paar Sätzen die bisherige Entwicklung der deutschen Handelshochschulen gekennzeichnet werden. Die Referate über die Stellung der Han de l s w i s s e n s ch a f t e n an den Handels. Hochschulen wurden auf dem Kongresse in Wien erstattet von Castelnuovo (Venedig) und Leitner (Berlin). Die Wahl dieser beiden Dozenten war gewiß ein glücklicher Griff: beide vertreten ganz entgegengesetzte Ansichten: der erstere die alte han- delswissenschastliche Schule, der letztere die neue deutsche Richtung, die mit Erfolg die Entwicklung der deutschen Handelshochschulen zu wirklichen Hoch schulen betreibt. Sachlich gipfelte Lastelnuovos Re ferat in dem Satze, daß als spezielle Handels wissenschaft die H a n d e l s k u n d e, die Warenkunde und die Lehre vom Muster- kontor zu rcistcben sei. (Ich zitiere nach dem Be richte des Togitlatres.) Zergliedern wkr diese Be hauptung. Zunächst, was ist Handelskunde? Unter dieser versteht man eine Beschreibung der Einrich- rungen für den Handel (Börsen, Giroverkehr usw.). Als solche gehört sie naturgemäß zu den Handels wissenschaften, aber zum volkswirtschaftlichen Teile derselben, nicht also zu dem, den man heute als Handclswissenscha^tn im engeren Sinne bezeichnet. Warenkunde gehört überhaup- nicht zu den eigentlichen Hancelswissenschail.'ii. Ein Blick in irgendeinen Leitfaden dieses Unterrichtsfaches zeigt das Und die Lehre vom Muster- (Uebungs-) Kontor ist ein Spiel mit Worten. Was das Musterkontor wirklich ist, hat gerade ein Leipziger Hochschullehrer in Wien bei seiner Verteidigung gegen Leitner gesagt: Nicht eine spielerische Nach- ahmung der kaufmännischen Praxis, sondern ein Repetitorium der Handelswissenschaften. Die Lehre vom Musterkontor kann also nur sein: die Lehre von einem Hilfsmittel zur Repetition der Handelswissenschaften. Diese drei sollen nun die spezielle Handelswissen schaft darstellen, die Handelswissenschaft im be sonderen, im engeren Sinne. Die neuere Entwicklung der deutschen Handelshochschulen hat diesen Standpunkt weit überholt, und auch Italien, das Heimatland des Referenten auf dem Kongresse, besitzt eine wirkliche Handelshochschule, die diese mehr mittelschulmäßigen Gesichtspunkte weit überragt: die Universita Com- merciale Luigi Bocconi in Mailand. Zn Deutschland hat man längst erkannt, daß die Entwicklung der Handelshochschulen aufs engste mit der Entwicklung der Privatwirtschaftslehre des Handels verknüpft ist. Sie müssen denselben Weg gehen, den die landwirtschaftlichen Hochschulen ge gangen sind. Zn Köln ist man am weitesten in dieser Richtung vorgedrungen. Dort hat man die alte Dreiteilung: Buchführung, kaufmännisches Rechnen und Handels betriebslehre schon 1906 über Bord geworfen und dafür eine neue eingeführt: Handelsbetriebslehre und Buchhaltung und Verkehrstechnik. „Während die Vorlesungen über erstere die Vorgänge zum Gegen stände haben, die sich innerhalb einer Unternehmung abspielen, soll die Lehre von der Verkehrstechnik den Austausch von Leistungen zwischen einer Wirtschaft und der andern darstellen." Zn der Handelsbetriebs lehre müssen sich Vortragender und Hörer auf den Standpunkt des Betriebsleiters stellen, während sie in der Vcrkehrstechnik den Wechsel, den Scheck, die Ware von Wirtschaft zu Wirtschaft verfolgen, um ihre „Verkehrsfunktion" von allen Seiten beobachten zu können. Die Kölner Verkehrstechnik unterscheidet sich wesentlich vom nationalökonomischen Verkehrs wesen: es handelt sich bei ihr darum, „die Regeln Les handelstechnischen Verfahrens" kennen zu lernen. Die yndern Hochschulen sind in der Gliederung ihres Lehrplans noch nicht ganz so weit gegangen: doch haben sie fast alle die selbständigen Hebungen in deutscher Korrespondenz ausgemerzt, und das Musterkontor ist meist nicht eingeführt worden. Nur Leipzig verwendet im 4. Semester immer noch acht Wochenstunden auf handclsmisscnschaftliche Repe tition. Auch in Frankreich ist an der „Ecole des hautes ötudes commerciales" das Musterkontor wieder aufgegeben worden. Aus üen Reichstayskommillionen. Die Reichsoersicherungskommission nahm Dienstag nachmittag ihre Beratungen nach den Sommerfcrien wieder auf, und zwar beim 3. Buch der Reichsversicherungsordnung, die Unfallver sicherung betreffend. Von sozialdemokratischer Seite wurde die Er lS! Die Frau im Soiegel. Von E. W. A p p l e t o n. (Autorisierte Uebersetzung.) Zehntes Kapitel. Ich teilte Herrn Golibys fröhlichen Oplimismus nichl. Zcy füylle mich abscheulich deprimiert und elend. Trübe Vorahnungen lasteten auf meinem Gemüt und brachlen meine Stimmung auf den Null punkt. Ueberdies befiel mich noch ein Gefüyl äußerster Verlassenheit. Daher merkte ich. daß mmts in der Welt mich bewegen könnte, den Abend allein in meinem geheimnisvollen Zimmer zuznbrinaen. Zch mußte mich mit jemand unterhalten, jemand haben, der mein elendes Dasein mit ein wenia Güte erfüllen würde. Wer in dem großen London war besser dazu geeignet, als mein freund Richard? Daher setze ich meinen Hut auf, eilte durch den Garten und zum nächsten Postamt. Zch wußte, daß Richard oft bis sieben Uhr auf seinem Bureau blieb, und so sandte ich ihm ein Telegramm, in dem ick ihm mitteilte, daß ich nach dem Temple unterwegs sei, und er möchte mir die Gunst erweisen, mit mir zu speisen, da die Luft in St. Zohns Wood immer noch schwer auf mir laste. Zu meiner Freude fand ich Richard in seinem Arbeitszimmer. Es war viertel nach sieben Uhr. „Halte mich nicht für eine Klette", alter Freund, sagte ich, „aber ich konnte nicht anders. Zch hatte sonst niemand, den ich hätte aufsuchen können, und heute abend allein zu sein, hätte mich trübsinnig ge macht. Eine Zuflucht zum stillen Trunk wäre zum wenigsten die Folge gewesen." „Kopf hoch!" erwiderte er, und schlug mich er munternd auf die Schulter. „Und wozu entschuldigst du dich denn, zum Kuckuck! Natürlich speise ich mit dir zu Abend, vorausgesetzt, daß du diese Leichen- begängnismiene ablegst. Wo hast du denn vor, mich zu füttern?" „Zch habe an Simpsons Restaurant gedacht", er klärte ich. „Gut. Ein Stück Steinbutt und eine Schnitte Hammelkeule vassen vorzüglich zu meiner heutigen Stimmung. Vorwärts, es ist mir nicht leid, meine Grillen zu vertreiben. Seit du weg bist, balge ich mich mit einem verflixten Falle. Wirklich froh, daß du auf der Bildfläche erschienen bist. Hol mich der und jener, wenn ich nickt hocherfreut darüber bin!" Arm in Arm schlenderten wir den Strand hinunter zu Simpson. Zeder Kenner Londons weiß, daß bei Simpson essen gur essen heißt, und zwar in der guten alten englischen Art. Und als Richard nach dem ersten Gange sein Glas Burgunder erhob und sagte: „Nun, Ted, siehst du bereits aus wie neugeboren: zum Teufel mit der Schwermut!" antwortete ich aus tiefstem Herzengrund ..Zum Teufel damit." „Heute nachmittag hat sich, denke ich, nichts beson ders Merkwürdiges zugetragen, was?" fragte er. Zch setzte mein Glas nieder und nahm meine alte Miene wieder an. „Doch", erwiderte ich. ..Ich habe nur gewartet, bis du diese Frage stellen würdest. Hast du nicht ge sagt, daß Le Noir ein wunderbar geschickter Mensch sei?" Richard betrachtete mich mit offenem Munde. „Doch, das ist er", sagte er. „Zch habe sehr triftige Gründe, es zu bezweifeln." „Und die sind?" „Nur ein einziger: er hält mich für Zavotte." „Zavotte? Wer zum Teufel ist denn das?" „Keine Ahnung." „Warum schwatzest du mir dann von einem Manne vor, von dem du gar nichts weißt?" „Nur um dir zu beweisen, daß du dich über den wunderbaren Scharfsinn dieses Monsieur Le Noir ZNusionen hingibst." Richard fiel von einem Erstaunen ins andere. „Du beweisest damit nur, daß in deinem Ober stübchen etwas nicht ganz richtig ist", bemerkte er trocken. „Der Wein kann daran nicht schuld sein, der Wein ist gut. Was willst du eigentlich damit sagen?" Zch lachte. „Mach dir keine Sorgen, Richard", sagte ick. „Was auch passieren mag, ich bin gesund im Kopf. Das war nur ein kleines Vorspiel zu dem, was ich dir jetzt erzählen werde. Als ich heute nachmittag nach St. Zohns Wood zurückkehrte, sand ich eine etwas knapp gefaßte Einladung von der Hand des Polizeidistrikts- inspcktors vor. ich möchte sofort bei ihm erscheinen." „Auf der Polizeistation?" „Aus der Polizeistation, jawohl." „Dies klingt vernünftiger, aber warte einen Moment! Da kommt Zean mit der Hammelkeule." Nachdem die^e ausgstragen und von Richard ge bührend gelobt wordei< war. fuhr er fort: „Nun. und was ereignete sich auf der Polizei station?" Weiterung der Unfallversicherung auf alle Lohn arbeiter empfahlen, dagegen bittet der Vertreter der Verbündeten Regierungen über den vorgeschlagencn Rahmen nicht hinauszugehen. Don nationalliberaler Seite wurde an geregt, sämtliche Angestellten der offenen Ladenge schäfte zu versichern, ev. eine eigene Berussgenossen- schaft zu gründen. Ebenso werden die vom Verbände der Berussgrnossenschajten zur Unfallversicherung ge faßten Beschlüsse als Anträge seitens eines Mitgliedes der nationalliberalen Partei eingebracht, ohne daß sich dieses Mitglied im einzelnen auf diese Anträge festlegt. Die Wirtschaftliche Vereinigung beantragt in 8 560 hinzuzufügcn „Friedhofbetriebe, Gärtnereien, Gast- und Schankwirtschaftsbetriebe, Kranken- und Irren anstalten". Die sozialdemokratischen Vertreter beantragen, den 8 560 wie folgt zu fassen: „Der Versicherung unterliegen: 1) Die in 8 177, Abs. 1, Ziffer 1—6 genannten Personen. 2> die Schiffsbesatzung deutscher Seefahrzeuge sowie die Besatzung von Fahrzeugen der Binnenschiffahrt, 3. Personen, die bei der Rettung von Personen oder Sachen zu Schaden gekommen sind. Von fortschrittlicher Seite wird die Un fallversicherung der Lehrer beim Turn, Schwimm, Spielbetrieb, sowie beim experimentellen natur wissenschaftlichen Unterricht angeregt. Ein konservativer Abgeordneter tritt den ange regten Erweiterungen des Kreises der Unfallversiche rung entschieden entgegen. Der DersicherungderFeuerwehrleute steht die Kommission allseitig sympathisch gegenüber, fedoch erscheint die Lösung dieser Frage im Rahmen dieses Gesetzes nicht angängig; es bedarf vielmehr eines besonderen Gesetzes. Von konservativer Seite wird befürwortet, die Binnenfischereibetriebe allgemein versicherungsflich- tig zu machen und sie einer der bestehenden Berufs genossenschaften anzugliedern. Aus die Erklärung eines Regierungsvcrtreters, daß die Versicherung der in der Jrrenpflege Beschäf tigten Lurch besonderes Gesetz geregelt werden solle, zieht der Vertreter der Wirtschaftlichen Vereinigung seinen bezüglichen Antrag zurück. 8 560 der Regierungsvorlage wird schließlich mit folgenden zwei Aenderungen angenoyimen: in Ziffer 6 wird auch die Küstenschifferei der Versicherungspflicht unterstellt und in 89 der Spcditions , der Speicherei-, der Lagerei- und der Kellereibetrieb auch dann ver- sicherunaspflichtig gemacht, wenn sie nicht gewerbs mäßig betrieben werden. Di« Strafprozeßkommission nahm ebenfalls Dienstag nachmittag zugleich mit der Reichsversicherungskommission ihre Tätigkeit nach den Ferien wieder cnif. Zur Beratung standen die Be stimmungen des Entwurfs über das „schleunige Verfahren". Es fand zunächst eine allgemeine Aussprache darüber statt, ob überhaupt ein schleuniges Verfahren in dem vorgesehenen Umfange zweckmäßig sei. Von zwei Seiten lagen Anträge vor, die 88 410 bis 420 über das schleunige Verfahren gciiiz zu streichen. Für den Fall der Ablehnung dieser An träge wurde beantragt, die geltenden Bestimmungen des § 211 der Strafprozeßordnung in den neuen Ent wurf aufzunehmen. Die Mehrheit sprach sich gegen diese Anträge aus. In der Einzelberatung wurde beim 8 410 die Frage besprochen, ob auch bei einem schleunigen Verfahren gegen Zugendliche die für das Verfahren gegen Jugendliche überhaupt geltenden be sonderen Bestimmungen Anwendung finden sollen. Diese Frage wurde allseitig bejaht. Ein Antrag, das schleunige Verfahren auf Nichtjugendliche zu be folgendes. Der Polizeiinspektor, steif und starr wie ein Ladestock, blickte mich mit wahren Falken augen an und sagte: „Zu allererst, junger Mann, weiß ich, daß Sie in den Fall verwickelt sind und verbitte mir energisch, daß Sie um den Brei Herum laufen! Sie beantworten die Fragen, die ich Ihnen stellen werde, nach bestem Wissen und Gewissen, oder es könnte Zhnen etwas höchst Unerfreuliches zustoßen, etwas, wovon Sie nicht im mindesten entzückt wären." Natürlich brachte das meinen Schimmel zum Scheuen." „Natürlich", versetzte Richard. „Das genügt, um jeden anständigen Kerl aufzubringen. Und dann?" „Zch verlangte also eine Erklärung. Zch fragte den Polizei-Znspektor, wer ihm das Recht gebe, solch lächerliche Verleumdungen aufzustellen. Als einzige Antwort fragte er mich nach meinem Namen — nach meinem richtigen Namen, hörst du? Mein einziger Name ijt Eduard Lart", sagte ich und dabei wurde sein Gesicht finster wie ein Donnerwetter. „Hören Sie mit Ihrem Unsinn aus!" schrie er mich an. „Sie kennen natürlich die Montesguieuistraße in Paris nicht?" Bin mein Lebtag nicht in Paris gewesen und habe nicht die Ehre, in fraglicher Straße bekannt zu sein, erwiderte ich. „Natürlich, natürlich", machte er fpöttisch, „und Zhr Name ist. wenn Sie gestatten, nicht Zavotte?" Da lachte ich ihm ins Gefickt." „Da tatest du reckt daran", bemerkte Richard, „aber wie hängt das mit Le Noir zusammen?" „Einen Augenblick! Zch lachte ihm also ins Ge sicht und klärte ihn darüber aus, daß ich nicht der Vogel sei, den er auf seiner Leimrute gefangen zu haben glaubte, daß ich ein Engländer von echtem Schrot und Korn sei, ein neugebackener Bakkalareus der Orforder Universität und persönlicker Freund des Herrn Richard Hamilton, Hochwohlgeboren, Rechts anwalt aus dem Middletemple, der mir die gegen wärtige Stellung als Privatsekretär bei Herrn Goliby verschafft habe und an den er sich wegen weiterer Erkundigungen wenden möchte." „Was wußte er darauf zu erwidern?" Zunächst gar nichts, da er mich mit offenem Munde anstarrte. Dann aber entschuldigte er sich mächtig und bat mich — in ganz anderem Tone als zuvor — um einen genauen Bericht über die Er eignisse der Nacht, in der der Einbruch verübt wurde. Er notierte sich alles genau, was ich sagte. Dann er folgte die Ueberraschung. Er habe von Herrn Gouda schränken, wurde abgelchnt und 8 410 nach der Ne gierungsoorlage angenonimen. Bei § 418 wurde ein Antrag angenommen, wonach in dem Antrag auf schleuniges Verfahren nicht nur Ort und Zeit der Tat und das anzuwendende Strafgesetz, sondern auch die Beweismittel anzugeben sind. 8 411 wurde nicht geändert. Die Abstimmung über die zu § 412 vorliegenden Anträge, betr. die Zuziehung von Schöffen beim schleunigen Verfahren, wurde auf Mitlwochvormittag vertagt. politMe Asrhriüsten. Kaiser Wilhelm in Wien. Wien, 21. September. (Tel.) Nach dem Besuche der Kapuzinergruft stattete Kaiser Wilhelm den Erzherzögen und der in Hetzendorf wohnenden Erzherzogin Maria Zosesa Besuche ab. Beim Erzherzog Franz Ferdinand und der Herzogin von Hohenberg verweilte der Kaiser gleichfalls längere Zeit. Den Tee nahm er beim Fürsten zu Fürstenberg ein. Um '/»7 Uhr fand ein Familien diner in der Kleinen Galerie zu Schönbrunn, sowie Marschall täfel im Antoincttezimmer statt. Hierauf hielten die beiden Kai! er im Blauen Salon Cercle ab. Um ' -10 Uhr sand beim Erz herzog Franz Ferdinand S iree statt. — Kaiser Wil helm hat den schwarzen Adlerorden dem Erzherzog Zosef Ferdinand verliehen. Ferner verlieh der Kaiser lein Medaillon in Bronze auf einem Marmor sockel dem Fürsten von Montenuovo, dem General adjutanten Frhrn. v. Bolfras und dem Gra en Paar, sowie auch dem Grafen Aehrenthal: die Büste des Kaisers erhielten die beiden Ministerpräsidenten Frhr. v. Bienerth und Graf Khuen Hedervary. Zur Silberhochzeit des badischen Eroßherzogspaare». Karlsruhe, 21. September. lTel.) Nach der Familientalel unternahmen der Großherzog und die Großherzogin am Nachmittag trotz des regnerischen Wetters eine Rundfahrt durch einen Teil der Stadt und wurden von der Bevölkerung allenthalben lebhaft begrüßt. Um 5 Uhr fanden weitere Empfänge statt. — Um 6 Uhr fand im Residenzschloß Galatafel statt, zu der über 200 Einladungen ergangen waren. Während der Tafel brachle Prinz Adalbert von Preußen den Trinkspruch auf das Jubelpaar aus, der von dem Grogherzog in herzlicher Form erwidert wurde. — Die am Dienstag in Stralsund zusammengetretene 62. Hauptversammlung des Gustav-Adolf- Vereins hat beschlossen, aus Anlaß der Silbernen Hochzeit des großherzoglichen Paares von Baden an den Großherzog von Baden einen telegraphischen Glückwunsch zu senden „in dankbarer Erinnerung an die Heidelberger Eustao-Adolf-Versammlung 1904". Zur Kandidatur Dernburgs. Nordhausen, 21. September. lTelcgr.) Der aus Nordhausen, wo er in einer Wählerversammlung die Bereitwilligkeit Dernburgs zu einer freisinnigen Kandidatur bekanntgegeben baden soll, nach Berlin zurüügekehrte Reichstagsabgeordnete Wiemer (nicht wie irrtümlich gemeldet Schmidt) schränkt dese Meldung ein: er stellt fest, er habe nur davon ge sprochen, daß Dernburg sich bereit erklärte, für später in Versammlungen wegen Uebernahme einer Kan didatur aufzutreten. Ablehnung der weiblichen Schukleituna. I. Lübeck, 21. September. (Priv.-Tel.) Die Bürgerschaft hat in namentlicher Abstimmung zum zweiten Male die Senalsvorlage auf Errichtung eines Volksschullehrerinnen-Seminars mir erfahren, icwte er, daß ich an jenem Tage von jemand verfolgt worden sei. Ob ich den Mann beschreiben könne? Zch konnte es und tat es auch. Ob ich denke, daß er in irgendeiner Beziehung mit dem Verbrechen stehe? Zch erwiderte, daß ich mit aller Bestimmtheit wisse, daß dies nicht der Fall sei. Was mich m einer so bestimmten Aussage führe? fraate er. Einfach, weil es Le Noir, der berühmte französische Detektiv, gewesen sei, erklärte ich." „Ei, zum Henker, Ted", warf Ricard ein. „du hast unsere Entdeckung verraten?" „Nein, nicht im geringsten. Gedulde dich nur noch einen Augenblick! Als ich das sagte, dachte ich. der Znspeklor wolle in Ohnmacht fallen. Aber er erklärte nur, als er wieder genügend Luft zum Reden schnappen konnte: „Das ist ja gerade der Mann, der behauptet hat, Sie seien mit Zavotte identisch!" Und so schworen wir schließlich, über unsere Mitteilungen Schweinen zu bewahren, reichten uns zur Bekräftigung die Männerfaust, schüttelten sie und sind jetzt die besten Freunde. Das ist annähernd, wenn auch nicht in genau den gleichen Worten, der Znhalt unserer Unterredung. Und nun. was hältst du vom Scharf sinn des Herrn Le Noir?" „Daß er dieses Mal sehlgegangen ist", erwiderte Richard. „Zck bin der Ansicht, daß wir uns die Aus gabe stellen müssen, über diesen Zavotte etwas zutage zu fördern. Ein anderer Gedanke ergibt sich von selbst. Warum hielt sich Le Noir in der Nähe von Eolibys Villa auf, wenn nicht Zavotte in irgend welchen Beziehungen zu diesem Nest von Geheim nissen steht?" „Du meinst nach Le Noirs Ansicht?" „Gewiß. Er muß triftige Gründe gehabt haben, um die Villa herumzustreichen. Zweifellos Halle er eine Beschreibung jenes Zavotte erhalten, und dein Aeußeres entspricht dem Signalement. Als er dich aus dem Garten heraus^onimen sah, folgte er dir daher in die City. Das ist die einzig einleuchtende Erklärung, die ich mir ausdenken kann. Vieles, was auf den ersten Blick hin sehr verwickelt aussteht, ist in Wirklichkeit riesig einfach." „Das stimmt", bemerkte ich „Aber wo steckt denn dieser verflixte Zavotte?" „Du hast es getroffen: wo steckt er? Und welche Verbindung kann zwischen einem von Le Noir ver folgten Menschen und einem Biedermanne vom Schlag des Herrn Goliby bestehen? Uno das er-
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