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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.09.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-09-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100917015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910091701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910091701
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-09
- Tag 1910-09-17
-
Monat
1910-09
-
Jahr
1910
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10 Morgen-Ausgabe BezugS-Prei- Amtsblatt -es Rates und des Nolizeiamtes Ser LtaSt Leipzig Nr. 2S7 104. Jahrgang Sonnavenü, üen 17. September 1910 ISo.- ?. llleist tLrss 724L0 -so chv Ä-u, LS 204)8. ^4008« 8. ll. 2)4.- 16152 1-4 — der Fülle der tragikomischen lediglich der Putsch des Leut- ins Gedächtnis zuriickgerufcn. 4 B 0 St.-«. »0.12«. * Die passive Resistenz der Angestellten auf der österreichisch en Südbahn dauert an. (S. Handelsztg.) * Nach einer Blättermeldung will Taft im Jahre 1912 bei der Präsidentenwahl nicht wieder kandidieren. (S. Ausl.) 4 sl. ' 41».--. ISO.- «- ,7s 26 5» Versprechen zurückzu- den Türken das Ver- Die Gründe für liegen aus der einem offiziellen tbE 216L5 16L>L Armee gegen Marine, die jungen Offiziere gegen die alten, die Unteroffiziere gegen die Offiziere, die Gendarmerie gegen die Krone, die Bauern gegen Athen, die Zünfte gegen die Personen parteien und die Personenparteien gegen alles — das ist das Hauptsächliche von dem, was wir schaudernd erfahren haben, wenn wir in die Athener Telegramme blickten. Die Atomisierung der politischen Macht ist in Griechenland so weit ge diehen, daß niemand mehr stark genug war, irgend etwas zu erreichen. Und so kann denn auch König Georg einstweilen noch die Krone von Hellas tragen. Daß er, dem von allen politischen Faktoren des Landes am übelsten mitgespielt wurde, es nicht vorgezogen hat, längst das Land zu verlassen und die beschimpfte Krone an den nächsten Nagel zu hängen, hat einen sehr einfachen und sehr wenig erhebenden Grund: England hat ihm eine ganz anstän dige Pension für den Fall zugesichert, daß er vertrieben würde, geht er also sozusagen frei willig, verliert er den Anspruch auf diese Pen sion. Darum bleibt er. Es mutz in Hellas einigermaßen schwer sein, angesichts so unkönig lichen Verhaltens etwas wie monarchisches Gefühl aufzubringen. Und nun treibt der Schrecken ohne Ende doch unverkennbar der Wahrscheinlichkeit eines Endes mit Schrecken entgegen. Türkei und Schutzmächte verlangen die Annul lierung der Kreter Mandate zur National versammlung in Athen — wobei sie Venizelos selbst und einen Genossen, der sich gleich ihm der Abstammung aus dem freien Hellas rühmen kann, vorsichtig ausgenommen haben. Es scheint sicher, daß die Nationalversammlung diese Annullierung nicht vollziehen wird. Natürlich: in ihr wird ein Schreier durch den andern ge deckt und zu weiteren Taten entflammt. Wird aber diese Wahrscheinlichkeit zur Tatsache, so dürste das vermutlich den Funken ins Pulver faß bedeuten. Und Zündstoff ist ringsum zu Bergen gehäuft. Das Boykottkomitee von Saloniki, diese Lastträger und Dienstmänner, denen das Spielen einer politischen Rolle un endlich mehr Spaß macht als die Erfüllung ihrer Arbeitspflichten, hat sich bemüßigt gefühlt, den Boykott griechischer Waren und Schiffe erneut zu verschärfen. Dies auf der einen Seite. Und auf der anderen die Nationalversammlung, die der griechische Patriarch nach Stambul einberufen hat; eine Maßnahme, deren Zweck uns Westeuropäern durchaus unerfindlich bleibt, wenn er nicht einfach darin besteht, den von allen Seiten so ängstlich vermiedenen Krieg herbeizuzwingen. Daneben gärt es in allen Balkan-Slawen landen, die unglaubhaftesten Gerüchte tauchen auf, werden bezweifelt, geglaubt und sind drei Tage darauf wieder vergessen. Wird Bulgarien zu Griechenland stehn? Montenegro zu Bul garien? Serbien gegen Bulgarien? Rumänien zu Bulgarien oder zur Türkei? Niemand weiß es. Vermutlich wissen es Vie sozusagen leiten den Staatsmänner in diesen Großmächten selbst noch nicht. Für alle Kombinationen ist Tor und Tür geöffnet. Und nur das eine scheint sicher: Geht es erst einmal dort hinten weit in der Türkei irgendwo los, dann wird es auch ordentlich losgehn; und wieweit Europa sich dann aus den Dingen herauszuhalten wissen wird, steht noch ganz dahin. ioso.^ 7lLt ^060 a. IttlrDl. 24M4. bioa WL.- ,H'L5 10 x 7- 75 »««llz» ll»,» stli. 4204. Lürkilch-Griechilches. Kriegsgefahr am Balkan — das ist just nichts Neues. Eigentlich ist es das Regelmäßige. War es schon unterm alten Regime, wo eigentlich nur die Schlappheit Abdul Hamids, der das Gegenteil einer Prestigepolitik betrieb, aus Dutzenden von Kriegsanlässen keinen Krieg entstehen ließ. Wurde es vor allen Dingen unter der Jungtürkenherrschaft. Denn die Jungtürken mußten sich notgedrungen, um das übermäßig viele Fremde ihres Programms den Osmanlis schmackhaft zu machen, auf die Prestigepolitik werfen. Mußten es um so mehr, seitdem die Annexion Bosniens und der Herzegowina und die Unabhängigkeitserklürung Gesamt - Bul gariens dem Türkenprestige neue Wunden ge schlagen hatte. Als geeignetes Objekt, dem gegenüber eine solche Prestigepolitik zu führen war, bot sich Griechenland. Griechenland, das ebenso klein, machtlos und verrottet wie anmaßend ist. Das zudem in der kretischen Frage eine Haltung annahm, die den natio nalistischen Velleitäten der Hellenenonkel ebenso sehr schmeichelte wie sie nicht nur das nationalistische, sondern auch das nationale Empfinden des Türkentums brüskierte. Daß sich trotz alledem und alledem die An gelegenheit so endlos hingekriselt hat, ohne daß es zu einer wirklichen Krisis gekommen ist, geht auf allerlei zurück. Zum Teil auf das Wirken oder doch das Vorhandensein der kretischen Schutzmächte. Obschon sich die internationale Diplomatie wohl kaum jemalsdermaßcnblamiert hat, wie das Rußland, England, Frankreich und Italien in diesen Monaten besorgt haben. Sie haben den Griechen, noch zu Abdul Hamids Zeiten, viel mehr versprochen, als die Jung türken gewähren wollen (und, bei Gefahr des Verlustes ihrer Machtstellung, können). Nun haben sie weder den Entschluß gefunden, den Griechen gegenüber ihr nehmen, noch den, bei sprochene durchzusetzen, diese Entschlußlosigkeit Hand: das erste wäre Eingeständnis ihrer Blamage gleichgekommen; das zweite hätte, da die Türkei vermut lich unerbittlich geblieben wäre, zu Kon sequenzen führen müssen, die letzten Endes auch wieder eine offizielle Blamierung der Schutz mächte mit sich gebracht hätten. Denn selbst wenn diese bis zu einer Eewaltmaßregel, etwa dem Bombardement türkischer Hafenstädte, einig geblieben wären — genützt würde auch das nichts haben; und der Anfang vom Ende der Einigkeit wäre es sicher geworden. So haben die Schutzmächte hin- und herlaviert. Bald haben sie die Türken, bald die Griechen be schwichtigt. Den Kretern gegenüber haben sie sogar unterweilen etwas wie Energie prästiert, Und das Resultat von alledem ist, daß wir heute vor einer akuten Kriegsgefahr stehn. Was weiter das Bangen in schwebender Pein bis heute verlängert hat, sind die inneren Verhältnisse Griechenlands gewesen- Kaleidoskopartig haben dort die Bilder ge wechselt. Bald sah cs so aus, als ob König Georg morgen mit sanfter Gewalt aus dem Lande gebracht werden würde. Bald erregte ganz anderes die Erben des Perikles und des Leonidas, Zorbas, Venizelos, Theotokis, Rhal- lis — an diese Männer, von denen allein Veni zelos ein wenig das Dutzendmaß zu überragen scheint, hat sich die politische Leidenschaft ge klammert. Aus Zwischenfälle sei nants Typaldos 7b * Der Bürgermeister von Metz, Geheimer Regie rungsrat Dr. Paul Boehmer ist zum Unter- staatssekretär im Reichskolonialamt ernannt worden. L 12775 rohchO 161.7, ÜbLZS«. . 80.60 a. . 80.404. . -0,908. L142- 20.72« Das Wichtigste. * Die ausländische Meldung, der Kaiser werde bei seiner Anwesenheit in Wien über eine deutsch-österreichische Militärkonven tion mit der Türkei verhandeln, wird als erfunden bezeichnet. (S. Letzte Dep.) . ZL.-L. . t>4.r. L 8-7.4-. 6 85.-a. 716.80 8. > geitUllest. or»i» 1/1. 1./L o. I^P. >./«„ 1./Z.«. 18) Mr U«t»»ig und «orortt durch mN«r, träger uni Evedueure 2m,1 »«glich In» Hau» gebracht: SV 4- monatl., 2.70 viertelsädrl. Bet unser» Filiale» u. A>i» »ahmeltellen abgedolt: 75 4s monatU, ».«S u» viertelsädrl. Durch »t« Dok: «nnrrhald Druljchland« und der deuvche» Kolonien »ierteljährl. it.stst monatl. lTÜV aollchl. Poltdencllgrld. Kerner in Belgien, Dänemark, den Donaultaaten, Italien, Uuremdurg, Niederlande, Nor wegen, Oesterreich-Ungarn, Aukland, Schwede», Schweig u. Spanien. In allen übrigen Staate» »nr direkt durch di« GeschPttslelle de« Blaue« erhältlich. Da« Leipziger Tageblatt erscheint 2 mal täglich, Soun- u. Fei erlag« nur morgen«. Ldonneinent-sllnnadme. Augusta-Platz 8, bei unseren Drägern, Filialen, Spediteuren und Annahmestellen, sowie Postämtern und Briefträgern. Ito,«l»erka»t»»ret« »er Morgen» «utgad« 10 4s, der Abendausgabe st ch, «edaktton and (vrschästüstellei J,hann>«gasse v. Feruwrrchert I4VVL 148i». I4M4. Ium So;islüemvkrstilchen Parteitag Mit außerordentlicher Spannung sieht man nicht nur in den sozialdemokratischen Partcikreiscn, sondern in der gesamten politischen Welt dem Der laus des diesmaligen Parteitages der sozialdemo kratischen Partei Deutschlands entgegen, der am Sonntag in Magdeburg im Saale des „Luisenpark" Zusammentritt. Schon seit Wochen tobt in der sozialistischen Presse und in den Parteivcrsammlrn- gen ein heftiger Kamps sür und wider die Badenser Budgetbcwilligung. Die Frage der Budgetbe willigung ist denn auch noch nachträglich als besonderer Punkt in die Tagesord nung ausgenommen worden. Das Reserat hat August Bebel übernommen. Der Streit über die Stellung der Sozialdemokratie in den Parlamenten zur Budgetabstimmung ist alt. Dor zwei Jahren führte die Abstimmung der bayri schen Landtagsfraktion, die dem Budget kurz vorher zugestimmt hatte, zu sehr scharfen Auseinander setzungen zwischen den revisionistischen Süddeutschen, denen sich auch eine Anzahl Gewerkschaftsführer an geschlossen hatte, und der radikalen sogenannten „ziel bewussten" Richtung, die dem bürgerlichen Staat konsequent die Mittel verweigern will und die daher prinzipiell das Budget ablehnt. In Nürnberg war die Stimmung gegen die süddeutschen Budget- bewilliger sehr percizt, und der Landtagsabge Deutlches Reich. Leipzig, 17. September * Zum nationalliberalen Bertretertag in Kassel. Die Vertrauensmänner des Natronallibe- ralen Vereins für Leipzig und Umgebung wählten in einer am Donnerstag abaehaltenen Ver sammlung 10 Vertreter sür die Reichstagswahl kreise Leipzig-Stadt und Leipzig-Land. Die lebhaste Aussprache über die politischen Verhältnisse und die Stellung der Partei zu den Reichstagswahlen ergab vollständige Uebereinstimmung in den Erundanschauungen. Die Versammlung sprach ihr volles Vertrauen zu der Führung Bassermanns aus und beaustragte die Vertreter auf dem Kasseler Parteitag, dahin zu wirken, daß dieses Vertrauen zum Ausdruck komme und gleich zeitig die entschlossene Wahrung der Unabhängigkeit und Selbständigkeit der Partei betont werde. * Der Leipziger Lehreroerein und die Reform des Religionsunterrichtes. Der Leipziger Lehreroerein beschäftigte sich in seiner Sitzung vom letzten Don nerstag mit der Rede des Kultusministers Beck und legte seine Stellung in nachstehender Resolution fest: Auf der Jahreskonferenz der Bezirksschulinjpek- toren Hal Se. Exzellenz der Herr Kultusminister Dr. Beck eine Rede gehalten, aus der die sächsische Lehrerschaft leider erkennen muß, daß die oberste Schulbehörde den Bestrebungen der Lehrerschaft nach einer Reform des Religionsunterrichtes in allen Hauptpunkten durchaus ablehnend gegenüberstcht. Strebt doch die Lehrerschaft vor allem danach, den bisherigen dogmatischen Religionsunterricht, der dem Wesen der Kindesfecle ganz und gar widerspricht, durch einen unoogmatischcn zu ersetzen; der Herr Minister aber erklärt, daß an der schrift- und bekennt nismäßigen Erteilung des Religionsunterrichtes fest gehalten werden müpe. Die Lehrerschaft fordert ferner einen Religions unterricht, der im Einklänge stehl mit dem heutigen Welterkennen und den gesicherten Ergebnissen der Forschung; der Herr Minister aber will, daß alles Vibelwort auch heute noch als unverbrüchliche Wahr heit angesehen werde. Der Herr Minister schränkt die Reform lediglich auf eine Verbesserung der Methode und eine Kürzung des Memorierstoffcs ein, wobei er aber die aus jahre langer Erfahrung erwachsenen Vorschläge der Lehrer schaft für den neuen Memonerstosf nicht einmal als geeignete Grundlage erachtet. Auf forrwährcnde Verbesserung der Methode des Religionsunterrichtes ist die Lehrerschaft feit Jahrzehnten bcoacht gewesen, ohne damit die ticfer- licgenoen Uebelstände dieses Unterrichtes beheben zu können. Eine Reform, sie sich nur auf die Methode des Religionsunterrichtes und einige Acnde-ungcn in der Auswahl des Memorierstoffes beschränkt, kann sonach als Reform überhaupt nicht bezeichnet wer den. Der Religionsunterricht würde vielmehr an denselben Mängeln weiter kranken wie bisher. Er würde auch fernerhin ein unpädaaogischer und un kindlicher Unterricht fein: eine Wiederbelebung des religiöse« Sinnes im Volke wäre von ibm nicht zu die Frage der einzelstaatlichen Budgetbewilligung als eine taktische, von den jeweiligen politischen Verhält nissen der einzelnen Bundesstaaten abhängige aufzu fassen ist und daher logischerweise auch nur zur Kom petenz der einzelnen parteigenössischen Landesorgani sationen gehört". Der frühere Reichstagsabgeordnetc Max Schippe! hat gleichfalls einen eingehend und sachlich begründeten Antrag auf Aufhebung des Nürnberger Beschlußes eingereicht. Gegenüber dieser großen Frage treten die anderen Punkte der Tagesordnung weit zurück. Die Tages ordnung enthält außer den üblichen Berichten des Parteivorstandes den parlamentarischen Bericht des Reichstagsabgeordneten N o s k e - Chemnitz und Referate von Borgmann- Berlin über die Wahl rechtsfrage, von Molkenbuhr über die Reichs versicherungsordnung, Fleißner - Dresden über die Genossenschaftsfrage und des Parteisekretärs Müller-Berlin über die Maifeier. Zu einer nicht uninteressanten Kontroverse dürfte auch noch der Fall Rosa Luxemburg führen. Bekanntlich ist zwischen Rosa Luxemburg einerseits und Karl Kautsky, bzw. „Vorwärts" und „Reue Zeit" andererseits ein Streit ausgebrochen, da dis Stellung der letzteren zum Massenstreik der russisch polnischen Genossin nicht radikal genug ist. Diesem hyperradikalen Standpunkt trägt ein Antrag Löbe- Breslau Rechnung: „Der Parteitag bedauert, daß die Redaktion der „Neuen Zeit" mehrfach Artikel der Genossin Rosa Luxemburg zur Frage des Massen streiks und der republikanischen Propaganda aus opportunistischen Gründen zurückgewiesen hat. Er wünscht, daß in der „Neuen Zeit", unserer wissen schaftlichen Wochenschrift, in Zukunft solche ein schneidende taktische Fragen frei debattiert werden können." Zur Kandidaten frage für die nächsten Reichstagswahlen liegt eine bemerkenswerte Resolution einer Anzahl Genossen aus dem Ledc- bourschen Wahlkreise Berlin VI vor: „Der Partei tag möge einen Beschluß fassen dahingehend, daß die Genossen im Reiche verpflichtet werden, bei den be vorstehenden Reichstagswahlen nur. Genossen als Kandidaten aufzustellen, die gewillt sind und sich durch eine ganz klare und unzweideutige schriftliche Erklärung bereiterklären, strikte im Geiste unferer proletarisch-revolutionären Prinzipien des Klassen kampfes und der ans diesen heraus gebotenen Taktik — die also jede Konzession an die bürgerliche Gesell schaft, jede Bundesgenossenschaft und jedes Paktieren mit den bürgerlichen Parteien, sowie das Bestreben, durch diplomatische Künste Vorteile zu erschleichen, ausschließt — ihr Mandat ausüben. Die Abgabe der Erklärung hätte sich auch auf die be reits nominierten Kandidaten zu erstrecken. Im Fall der Verweigerung der Erklärung solle von der Kan didatur unbedingt Abstand genommen werden." Für die Verhandlungen des Parteitages ist wieder eine volle Woche in Aussicht genommen. ordnete Segitz (Nürnberg) gab damals vor dem Parteitag die wie eine Bombe wirkende Erklärung ab: „Wenn cs zum Fliegen kommt, dann gibt es einen großen Ausflug." Die Mehrheit war gegen die Budgetbewilligung, und cs wurde folgender Parteitagsbeschluß als bindend für die Gesamt partei angenommen: „Der Parteitag bestätigt von neuem die Resolutionen von Lübeck und Dresden, die aussprechen, daß der Staat, solange er sich in den Händen der besitzenden Klaffen befindet, ein Organ der Klassenherrschaft darstellt und ein Mittel zur Niederhaltung der besitzlosen Volksmaßen bildet, daß die politische Aufgabe des proletarischen Klassen kampfes die Eroberung der Staatsgewalt durch Ueberwindung der Gegner ist, daß jede Politik des Entgegenkommens an die bestehende Staats- und Gesellschaftsordnung abgelehnt werden muß. Als notwendige Folge dieser grundsätzlichen Auffassung und angesichts der Tatsache, daß die Eesamtabstim- mung über das Budget als Vertrauensvotum für dre Regierung aufgefaßt werden muß, ist jeder geg nerischen Regierung das Staatsbudget bei der Ee- samtabstimmuna zu verweigern, es sei denn, daß die Ablehnung desselben durch unsere Genoßen die An nahme eines für die Arbeiterklasse ungünstigeren Budgets zur Folge haben würde. Die Billigung des Budgets rn den Landtagen von Württemberg, Vaden und Bayern ist daher unvereinbar mit den Reso lutionen von Lübeck und Dresden. Die grundsätz liche Verweigerung des Budgets entspricht voll kommen der Klaßenlage der besitzlosen Volksmaße, die eine unversöhnliche Opposition gegen die be stehende, dem Kapitalismus dienende Staatsgewalt notwendig macht. Die arbeitende Klaße immer wie der nachdrücklich darüber aufzuklären, ist eine un erläßliche Aufgabe unserer agitatorischen Arbeit." Die süddeutsche Minorität ließ aber als Antwort auf diesen Beschluß eine Erklärung verlesen, in wel cher ausgesprochen wurde, daß sie die Entscheidung in ihren Landcsangelegenheiten sich selbst Vorbehal ten müße und daß man sich gegebenenfalls diesem Beschluß nicht fügen würde. Im Sinne dieser Erklärung hat die badische Land tagsfraktion gehandelt, indem sie in diesem Sommer, — als Konsequenz ihrer Großblockpolitik — dem badischen Budget zustinmrte. Dieses Verhalten der Badenser Revisionisten wurde in zahlreichen norddeutschen Parteiorganen und Parteiversammlun gen als direkter Disziplinbruch gegenüber der höchsten Parteiinftnnz, dem Parteitag, bezeichnet. Besonderen Anstoß erregte auch die Teilnahme der badischen Landtagsfraktion an den „höfischen Kundgebungen". Eine Reihe von Anträgen verlangt, daß den „Dis ziplinbrechern" gegenüber das Organisationsstatut angenommen werde. Die Kreis-Generalversamm lung von Hanau-Gelnhausen erwartet u. a. vom Magdeburger Parteitag, daß er in „konsequentem Sinne zu dem die Partei schwer schädigenden Disziplin bruch Stellung nimmt und entsprechend dem Organisationsstatut verfährt". Noch schärfer lautet die Resolution des fünften sächsischen Kreises: „Die Parteiversammlung des 5. sächsischen Reichs tagswahlkreises Dresden-Altstadt erblickt in der Zu stimmung der badischen Landtagsfraktion zum Finanz gesetz einen auf das entschiedenste zu verurteilenden Disziplinbruch, durch den sich die badischen Abge ordneten außerhalb der Partei gestellt haben. Die Versammlung erwartet, daß die Disziplinbrecher aus ihrem Verhalten die Konsequenzen ziehen werden." Auch der 4. sächsische Kreis erwartet, daß die 17 Landtagsabgeordneten aus ihrem Verhalten die Konsequenzen ziehen werden. Die Kreiskonferenz von Hagen-Schwelm glaubt, daß der Disziplinbruch besonders scharf zu verurteilen sei, weil er absicht- l i ch begangen sei. Diele Resolutionen finden „be sonders beschämend das Verhalten der badischen Abgeordneten zur Monarchie, das geeignet sei, den republikanischen Charakter der Partei zu verhüllen." Die Generalversammlung des durch Arthur Stadt hagen im Reichstag vertretenen Kreises Nieder barnim beantragt beim Parteitag: „zum Ausdruck zu bringen, daß der die Parteibewegung schwer schädi gende Disziplinbruch und die offenen Provokationen der Gesamtpartei durch die Mehrheit der badischen Landtagsfraktion insbesondere mit der Verwaltung der höchsten Vertrauensämter in der Partei unver einbar ist." Im 12. und 13. sächsischen Kreise erblickt man „in der Budgetbewilligung der badischen Landtagsfraktionsmehrheit einen bewußten und ge wollten Disziplinbruch, eine Verhöhnung und Heraus forderung der Partei." Auch die sonst unter dem Ein fluß von Eduard Bernstein stark revisionistische Breslauer Sozialdemokratie verurteilt das Verhalten der Badenser in den schärfsten Tönen: „Die höflsch-bnzai'tinischen Kundgebungen einiger Vertreter der Sozialdemokratie in Baden sind be schämende Zeugnisse von Schwäche oder Heuchelei: sie sind geeignet, den demokratisch-republikanische» Charakter der Arbeiterklassenbewegunq zu verschleiern oder zu beflecken. Daß die Mehrheit der badischen Genoßen das Verhalten ihrer Vertreter ausdrücklich billigt, läßt einen bedauerlichen Mangel an prinzipieller Durchbildung erkennen und weist auf die Fehler in der bisherigen Agitation hin" Wenn nötig, soll, so wird zum Schluß ge fordert. der Parteitag durch „Abstoßung von Gliedern, die sich als schädlich erwei se n . die prinzipielle und taktische Geschloßenbeit der Partei sichern". Die Kreiskonserenz von Ostbavel- land „erwartet, daß der Maadcburqer Parteitag solchen Vorkommnissen ohne Rücksicht auf die bloßen parlamentarischen Erfolge der künftigen Reichstags wahlen mit allen Mitteln und unter allen Nwöänden steuern wird". Weit versöhnlicher zeiat sich die Groß-Berliner Parteigen osscnschaft, die lediglich . V o r k e h ru n a e n" verlangt, um in Zuknv't Parteitaasbeichlüßen unter allen Ilmständen Geltung zu verschaffen". Andrerseits ha be» die badischen Parteigenossen sich fast allgemein auf die Seite ihrer Landtagsfraktion gestellt und derselben volle Anerkennung auch in bezug aus di« Zu'tjmmnna zuw Budget ausgckvrochcn. die ..im Interests der voliti'chen Situation gelegen habe". Auch in Württemberg hat man sich im wesentlichen ans die Seite der Bndoetbewilliocr gestellt und die Aufhebung des Nürnberger Beschlußes verlangt: „da cipMerTUMM Handelszeitung. Ä!'7L «5 !>,utie. - 195.76 - 19.80 1L/.7- 14^ NN 1.2.-0 186,- 1L.S0 1üZ,25 126 76 17)75 7Z.9O 220.- 141.10 198.75 " : -rVcn-'PreiS Mr Fmcrolc au» erwog nno Umgebung di« Sgewaüen« 60 mm drei» Petit,eil, 25 4t, dir 7« mm »rette Istellomezeile 1 von ao.wätt« 80 4ch ÜteNamen I.2U Inserate »»» iSrbdrde» amtlichen Leu dt« 74 mm breit» Petit»eil« «0 ch cheschäsl«ani«igeo mu Patzvorlchristen aa» t» der Svendautgab« im Preise erhobt biadall nach Horch ivellagegebüdr 5 ». Lausend exkl. Postgebühr. gesterteilt« vulträge können inchl «urück- -e,oge» werden. Für da« Erscheinen an demmmren Lagen und Plätzen wird kein« Garantie übernommen. »n^tgen-«»nähme: August».»!«, Ich der sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- itjprdttionen de» In» und «»«landet. Hau»»-Filiale verlin: T«r> Dunstet. v«r,»qv vohr. H»sd»ch» Handlung, Lüstowstiaste lU sLelevhon VI, «r. 4M8j. Hauvt-dilialr Lrrlde« Seestrage ch t (Lelevhoa 4«Mch
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