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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.12.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-12-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190912132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19091213
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19091213
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-12
- Tag 1909-12-13
-
Monat
1909-12
-
Jahr
1909
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BezoqS-Prei» str L«W»>g »n« ««»r» »urck ««<«, Irtan und Spkdnnir« w« Hau« «bracht i UU nonalt., L.7V alrrlrlitdrt Bat unlrrnFiliale« i» Annahmeftellenabgehalt, aianatl. >.lS aierrettthü. klirch dl, P»U> laaerdald Druiichtano« und »er aottche» Kolonien vierielithrl. S.«0 ^k. monatl. lpiv au-lchl. Poftdeftellaeld Ferner m Belgiea, Dtnemarl, den Donauilaatea. Italien, Lurembura. wieder land«, Aor- weqe» Oetlrrrruh- Ungar», ckubland, Schwede», Schwer ». kvanien An alle, übrigen Staaten »ui direkt durch »>» »eichtiltnelle de« Blatte« erdtülich. Da» Lelpßlger tagrblan rrlcherni wtcheuh, Uch ' mal au» paar morgen« Ndannem«i>r->llnn»bin« i >»,»U»«»I»tz 8^ bet nnleren Irtgern. Ftltaleu, Spediteure» und Annabmeslelleu. lowir Polltmter» uad Brietrrtger» Dt» «agelne stummer koftm 10 htedaktton und GeschästüÜrL« Zodanniegasie 14 genUvrrcheri 14ÜVL lltAV. t4«t. Nr. 345. NiWM TagMM Handelszeitung. Ämlsvlatt des Nates und des Nolizeiamles der Ltadt Leipzig. Anzeigen-PreiS ich« Fnlrrai, an» ^e,p»>, unk Umgebu^ d>« Sgelnatten« Penlzeil» üb ch, tinaii,,elle lilnvgen so ilteklamru > von au-mant so Sieklamen l.üll »am Aukland bo^. nnani Anirigeu 7ü^ ilteName» Fnlerate» Behörden 'w amilichenTetltOH. Br lagegedükl 2 , kaulend «xkl. Polt- gebühr Oelchailsan^eigen an devor-uglei «stelle IM Breil« erhöht, slaball nach lart: Aelterieilr» üuiirtg« können Nichi rurülk- aezogrn werden. Für da« ^richeineo an beiilinmten tagen und lillyen wird ket» iLarantt« übernommen. «Ntetgen.AnnahmeI Bugulludplatz 8, »e> iLmtlichen Filialen u. alle,, illiinoncen» itlpeditionen de« Fn- und Audtandet. Hauvk-Filiale Berlin! T»rl D> niker »er,»ai. B.igr Hösbach» Handlung. Lutzowftiahe llh tLelephon V h. bir. 4oos). Hauvt-Ftltale Lreodein Seestrage 4, l tTelephon 4ÜÜ1). Montag 13. Dezember 1909. k03. Jahrgang. Das wichtigst-. * Im Befinden des Königs von Belgien ist eine Ver schlimmerung eingetreten. sS. Letzte Dep.) * Der serbische Minister des Aeußeren Milowano- wi'tsch erklärt die Dokumente, die Dr. Friedjung im Wiener Sensationsprozeß vorlegte, für aefälsch t. lS. Letzte Dep.) * Der Ballon „Leipzig" unternahm am Sonntagmittag vom Sportplatz aus unter Führung des Herrn Direktors Wölke einen Auf- stieg. Die Land'ung erfolgte nach vierstündiger Fahrt in der Nähe von Hastenbeck bei Hameln. lS. Sport.) * In dem New Norker Sechstagerennen, das am Sonn abend beendet wurde, siegten der Deutsche Rütt und der Amerikaner Clark. lS. Sport.) Sächsisch- Oarlain-ntsiVoch-. In der abgelaufenen Woche lag der Schwerpunkt der Ar beiten bei unserem sächsischen Landesparlament in den Depu tationen. Ihnen waren ausdrücklich zwei Tage, der Montag und der Donnerstag, freigegeben worden, und die Registrandcnemgänge zeigten durch ihre Anzahl, daß in den Deputationen nicht gefeiert wor den ist. Die Rechenschaftsdeputation hat mit Hochdruck gearbeitet und eine ganze Anzahl von Etatkapitcln bereits erledigt, so daß die Anträge auf nachträgliche Genehmigung der vorgekommcnen Etatsüberschreitun- gen 'chon nächste Woche im Plenum zur Schluhbcratung kommen können. Auch die Finanzdeputation hat sich mit anerkennenswertem Eifer in die Arbeit gestürzt und zwei der bedeutungsvollen Kapitel, die über Verzinsung und Tilgung der Staatsschulden, so prompt erledigt, daß mit der Plenarverhandlung über diese zusammen jährlich rund 40 Mil lionen Mark erfordernden Posten gleich die Woche unmittelbar nach der Etatbcratung eingeleitct werden konnte. Daß diese große Summe debattelos nach der Vorlage einstimmig vom Plenum bewilligt wurde, sei besonders betont. Die allgemeine Vorberatung über den mit Kgl. Dekret Nr. 15 vor gelegten Entwurf eines Gesetzes über die Einwirkung von Armcnunter- stützung auf öffentlichte Rechte konnte nach Lage der Sache kein welt erschütterndes Ereignis werden. Handelte es sich doch in der Haupt sache darum, Bestimmungen des Reichsrechtes auch in solche Landes gesetze aufzunehmen, deren Gegenstand ausdrücklich der Landesgesetz gebung überlassen worden ist. Das schließt nicht aus, daß in der Ge- setzgebungsücpuiation, an die das Dekret verwiesen wurde, noch Verbesse rungen in dem Entwurf vorgenommen werden könnten. Der Minister des Innern, Graf Vitzthum v. Eckstädt, schoß wohl überS Ziel hinaus, wenn er vor Abändcrungsanträgcn mit der Begründung warnte, es könnte gerade dadurch die vom Reichstag gewünschte Einheitlichkeit der Gesetz gebung gefährdet werden. Der Minister übersah dabei, daß die in dem Reichsgcjetz vom 15. März 1909 sestgclegten Grundsätze doch nur ein Mindestmaß darstcllen, dem überall genügt werden muß, wenn der in dem Gesetze liegende Grundgedanke praktisch zur Durchführung kommen soll- Nirgends aber steht geschrieben, daß die Landesgesetzgebung nicht über dieses Mindestmaß hinausgchen darf. Hierüber und speziell auch über die Frage, wieweit wirtschaftliche Krisen, die zu unverschuldeter Arbeitslosigkeit führen, mit ihren weiteren Folgen auf die politischen Rechte einwirken, wird man sich in der Depu tation zu unterhalten haben. Der Bericht darüber kann, wenn die Depu tation ihre Aufgabe in voller Tiefe ersaßt, sozialpolitisch sehr wert volles Material ergeben, und wir sehen ihm deshalb mit lebhaftem Interesse entgegen. Der Mittwoch brachte uns die Vorberatung über den Dr. Niet- hammerschen Eisenbahnantrag. Sie verlief ruhiger, als man gedacht und die Antwort auf den sehr gründlich und mit vielem Freimut motivierten An trag siel ziemlich indifferent aus. Mit konventioneller Höflichkeit erklärte der Minister, die Regierung werde gern allen gegebenen Anregungen in der Deputation mit nachgehen, aber sie glaube nicht, daß-die vom Antrag steller vorgeschlagene Organisation viel einfacher werden und viel weniger kcsten werde. Wenn Herr Dr. v. Rüger sich übrigens zum Beweise dafür, daß die Eisenbahn ihren Dienst richtig versehen habe, auf den von niemand geleugneten Aufschwung der sächsischen Industrie bezog, so erscheint uns diese Logik nicht ganz einwandfrei. Denn es ist noch nicht gesagt, daß dieser Aufschwung nicht noch größer gewesen wäre, wenn die Eisenbahnverwaltung noch intensiver die Interessen der Industrie be rücksichtigt hätte. Was unsere Eisenbahnen schwerfällig macht, ist das Kleben an Kleinigkeiten und Kleinlichkeiten. So hochachtungswert der vom Minister proklamierte Grundsatz ist, daß jeder Pfennig als an oertrautes Gut treu und gewissenhaft verwaltet werden muß, so darf diese Gewissenhaftigkeit doch nicht zur Kleinigkeitskrämerei werden. Kaufmännischen Geist in die Verwaltung einführen, heißt den mittleren Instanzen mehr Selbständigkeit geben, damit sie ev. auch einmal einen kleinen Vorteil aufgeben können, um einen größeren dadurch zu erlangen. Es ist uns ein Fall aus jüngster Zeit bekannt, in dem die Eisenbahn- Verwaltung versehentlich für eine Ladung Briketts nach Dresden 5 -K zu viel forderte. Der Empfänger weigerte sich zu zahlen, hinterlegte aber die 5 als Sicherheit. Die Bahnvcrwaltung ließ cs zum Prozeß kommen und verlor ihn endgültig. Resultat: über 10V .E Kosten für den StaatSfiskus, gar nicht gerechnet die nutzlos amgewcndetc Zeit und Mühe bei der Eisenbahnverwaltung und bei Gericht, sowie bei dem Empfänger. Die Zweite Kammer beriet am Freitag über die Abänderung der Geistlichen - Pensions gesetze. Es besteht noch die Bestimmung, daß Geistliche, die vor Errichung eines bestimmten Lebensjahres mehr als ein gewisses Amtseinkommen beziehen, von diesem Mehrbetrag eine Abgabe an den Emeritierungsfonds zahlen müssen. Hoch ist die Slbgabe nicht, und der Ertrag, der ständig abnimmt, demgemäß niedrig. 1908 waren es nach der Begründung zu Dekret Nr. 19 ganze 3470 .4l und 52 Reichspsennige. Um diesen Betrag zu erhalten, müssen die Abgaben von den Geistlichen nicht allein eingezogen werden, sondern es müssen auch, so erklärte der Kultusminister wörtlich, „sämtliche Geistlichengehälter dauernd auf ihre Abgabenpflichtigkeit nachgeprüft werden". Das erfordere immerhin Zeit und Arbeit, wenn auch ein Beamter dadurch „nicht ganz voll" in Anspruch genommen werde. Da diese Arbeit schwerlich von einem der höheren Beamten besorgt werden wird, so wird sie einem der Sekre täre des Konsistoriums zufallen, die etwa durchschnittlich 3600 .lk jähr lich s2700—4200 ^l) erhalten. Berücksichtigt man, daß ein solcher Be amter zwar nicht ganz dadurch in Anspruch genommen wird, daß aber auch die Einziehung Kosten und Arbeit macht, so muß man unfehlbar auf den Gedanken kommen, es sei am besten, die Emeritierungsabgaben aufzuheben und dafür auch einen Beamtcnpostcn am Konsistorium zu streichen. Als „Einnahmequelle" für den Staat kann die Abgabe nicht in Betracht kommen. Was nützt eine Abgabe, die keinen Ertrag liefert? Gar nichts. Daß das Dekret an die Finanzdeputation verwiesen wurde, ist gleichwohl ganz praktisch, dann kann man dort gleich einmal der hier gegebenen Anregung nähertretcn. In der Ersten Kammer gab es nicht viel zu tun. Dem vorläufigen Finanzgesetz stimmte man selbstverständlich zu, so daß dieses, da auch die ständische Schrift inzwischen fertiggestellt worden ist, rechtzeitig erlassen werden kann. Auch kommende Woche wird das .Haus der Lords noch keine grobe Sitzung haben. Dagegen wird es in der Zweiten Kammer lebhaft werden, denn neben den freisinnigen Anträgen ans Verkürzung der stillen Zeiten und Reform des Feld- und Forststrasgcsetzes steht noch die Interpellation Günther, betr. Maßregeln der Regierung gegen die Fleischteuerung auf dem Arbeitsplan. Am Freitag soll dann Schluß gemacht werden. Deutsches Reich. Leipzig, 13 Dezember. * Die Fachkommissionen des Reichstages haben sich konstituiert, die B u d g e t k o m m i s s i o n wählte zum Vorsitzenden Frhrn. v. G amp, sRpt.), zum Stellvertreter Frhrn v. Hcrtling, im übrigen besteht die Kommission ans den Konservativen Dietrich, Dr. Dröscher, Nchbel, Gans Edler Herr zu Putlitz, Frhr. v. Richthofen-Damsdorf, dem Reichs- parteiler Dr. Arendt, dem Mitglieds der Wirtschaftlichen Vereinigung Liebermann v. Sonnenberg, den Zentrumsmitgliedern Erzberger, Feh- renbach, Groeber, Müller-Fulda, Dr. Schädlcr, Dr. Spahn, Speck, dem Polen Kulerski, den Nationalliberalen Dr. Görcke, Dr. Hieber, Dr. Paas cb e, Dr. Scmlcr , den Freisinnigen Kopsch, Dr. Pacbnicke, Schweickhardt, Dr. Wiemer, den Sozialdemokraten Dr. Frank (Mannheim). Ledebonr, Singer. — Die Geschäftsord nung s k o m m i s s i o n wählte zum Vorsitzenden Singer , die Pe tit i o n s k o m m i s s i o n Dr. Belzer lZtr.), die W a b l Prüfungs kommission Dr. Görck-Hvlstein iNatl.j, die Rech nun gskom- mission Dr. Mugdan sFrs. Vpt.). * Die 6. Reichstaaskommission zur Vorberatung des deut sch - portugiesischen Handelsvertrages hat sich konstituiert und zum Vorsitzenden den Abgeordneten Grafen Schwerin Löwitz lKons.), zum Stellvertreter den Abg. Dove sFrs. Vpt.) gewählt. Bei allen Kommissionen wird die freisinnige Fraktionsgemcinschast gemein sam Mitglieder aufstellcn, bei 28glieverigen Kommissionen haben zu stellen die Konservativen 5, die Ncichspartci 2, die Wirtschaftliche Ver einigung 1, das Zentrum 8, die Polen 1, die Nationalliberalen 4, die Freisinnige Fraktionsgcmeinschaft 4, die 2ozialdemrck>at^i: 3 Mitglieder. * Heber einen bemerkenswerten Zwischenfall in der Sonnabend sitzung des Reichstags wird den „B. N. N." von besonderer Seite ge schrieben: „Zu maßlosem Erstaunen auch derer, die unserem Auswärtigen Amte nie eine besondere Festigkeit in der Vertretung deutscher Inter essen geglaubt haben, bat es sich heute herausgestellt, wer mit als ein Drahtzieher unserer amtlichen Marokkopolitik zu betrachten ist. Es ist die französische Botschaft in Ber- l i n. Nachdem heute während der Etatdcbatte der Abgeordnete Liebermann von Sonnenberg einen scharfen Angriff gegen das Auswärtige Amt gerichtet hatte, weil es die deutschen Äcrgwcrks- konzessionen in Marokko preisgcbe, antwortete der Staatssekretär v. Schön ausweichend und ohne auf die angeführten Tatsachen einzugchen. Alsdann aber schickte er den Wirklichen Legationsrat Dr. v. Griesinger in die Diplomaten löge hinaus, wo der französische Botschaftssekretär Gras Berck- heim seit einigen Tagen ständigen Aufenthalt genommen hat, und ließ ihn fragen, wie er befriedigt sei. Da der Vertreter der fran zösischen Botschaft mit den Ausführungen des deutschen Staats sekretärs durchaus zufrieden war, erübrigten sich wohl weitere Be mühungen. Diese Szene erleuchtet blitzartig bell die ganze Lag-' und läßt es verständlich erscheinen, daß ganz instinktiv sämtliche bürgerlichen Parteien in dem Marokkostrcit für unsere deutschen Interessen Stellung genommen haben." Dieser Vorfall wird hoffentlich bei der Fortsetzung der Etat beratung noch eingehend erörtert. * Vizeadmiral Zrye ch. Wie uns ein Telegramm aus Kiel meldet, ist der Inspekteur des Torpedowesens Vizeadmiral Zehe dort am Sonnabend- nachmittag gestorben. Zetze ist 57 Jahre alt geworden. Im Tcrpcdo- wesen stand er seit 1903, bereits als Kapitän zur See. Die Torpcdoflotte ist unter seiner Leitung erheblich ausgebaut worden, ebenso verdankt ibm die Entwicklung und der Bau der Unterseeboote eine ganz bedeutende Förde rung. Zeve war in den letzten Jahren BefeblSbaber der zu besonderen Hebungen gebildeten Geschwadcrverbände der Schul- und VerstichSschifsc, denen die Küftenpanzcrschiffe „Aegir" und „Frithjof" stets angehwten. Bekannter ist er zuerst als umsichiiger Führer der Landtruppen in China geworden. Vizeadmiral Zeve ist seit Jahren leidend gewesen und hat in den letzten Wochen schwer krank gelegen. * Beihilfe für dir Luftschiffcrschule in Friedrichshafen. In einer Zu schrift an die „Inf." wird darauf aufmerksam gemacht, daß sich im neuen Etat die Bereitstellung von Mitteln für die Luftschifferschule in Friedrichs hafen nicht finden lassen. An unterrichteter Stelle erfährt oie „Inf." hierzu, daß eine Unterstützung des Kriegsministeriumö wobl vorgesehen ist. Im Heeresetat ist im Kapitel 39, 18 eine Summe für Beschaffungen, An lagen und Versuche auf verkebrStechnischem Gebiete sowie Beihilfen zu militärisch wichtigen Unternehmungen dieser Art vorgesehen, die die ent sprechenden Mittel enthält. * Die erste Tagung der Vorsitzenden der Zwcigorganisationcn des Hansabundes. Eine äußerst interessante Versammlung war heute in den Räumen des Hofmannhauses zu Berlin vereinigt. Auf Einladung des Präsidiums des Hansabundes, der Herren Geh. Iustizrat Professor Dr. Rießer, Landrat a. D. Rötger, Ebrenobermeifter H. Richt sen., Rudolph Crasemann-Hamburg, Dr. Sieche-Leipzig und Ingenieur Hirth-Cannstatt, waren die Vorsitzenden der Zweigorganisationen des Hansabundes zum ersten Male zusammenberufen worden, um mit dem Präsidium die Richtlinien für die Tätigkeit der Zweigorganisationen im einzelnen zu beraten. Die Versammlung war von gegen 250 in .Handel, Gewerbe und Industrie führenden Herren aus allen Teilen Deutsch lands besucht, und zwar in gleicher Weise von den Vertretern in den großen Städten wie in den kleineren und mittleren, und nahm einen sehr angeregten und für die Sache des Hansabundes äußerst zuversichtlichen Verlauf. Es wurde besonders bemerkt, daß nicht nur das Großgew.-rbe und die Großindustrie führend vertreten waren, sondern daß auch Ver treter des Klein- und Mittelgcwcrbes, des Handwerks und des Detail handels und der Angestellten anwesend waren. Die Versammlung wurde von Herrn Landrat Rötger in glänzender Rede eröffnet, welcher auf die Bedeutung der ersten Tagung der Vorsitzenden hinwicS und die An wesenden mit warmen Worten begrüßte. Daraus ergriff Herr Geheim rat Rießer das Wort, um die zur Verhandlung stehenden konkreten Fragen der Aufklärung, Agitation und Organisation einzuleiten. Diese Fragen wurden alsdann unter reger Beteiligung der Anwesenden erledigt. * Eine überraschende Acnßerung. Das Heidelberger Zentrumsblatt der „Pfälzer Bote", hat erklärt: „Die Kirche kann der Monarchie ent behren, nicht aber die Monarchie der Kirche." Das konservative „Pos. Tagebl." bemerkt dazu: „Daö ist allerdings eine sehr überraschende Aeuhe- rung, zu der die Zentrumspartei klare Stellung nehmen muß." * KolonialwirtschaftlichcS. Das soeben erschienene Tezcmberheft des „Tropenpslanzer", Organ des Kolonialwirlscbaftlichen Komitees, Unter den Linden 4«e. bringt an erster Stelle einen Aussatz „Mitteilungen über die Bodenverhältnisse des Malaist'chen Archipels mit Rücksicht auf den Plan- tagenban" von Dr. Emil Carthauö (Berlin). Der Verfasser, der ai;f lang- jäh-igcn Studienreisen die landwirtschaftlichen und Bedenvcrhäi.niie in Niederländisch-Jndien eingehend studiert hat, sucht hier darzulegen, welche Bodenarten den wirbligsten der für den Weltmarkt Produkte liefernden Kulturpflanzen in genannten Gebieten am meisten zusagen und behandelt in dieser Weise Zuckerrohr, Reis, Kaffee. Tee, Indigo, Tabak, Guttapercha u. a. In einem Aufsatz „Zum Baumwollbau in Aegypten" weist R. Tholens (Berlin) darauf hin, daß zugleich mit der du^-st die großartigen Bewässerungsanlagen cr.nögiirylrn Vergrößerung der Bauwollanbausläche Aegyptens der Ertrag in den letzten Jahren im Verhältnis zurückgegangcn ist und schildert die Ursachen für diese Erscheinung. Sodann behandelt Moritz Schanz (Chemnitz) in einem ausführlichen Artikel die Negerfrage in Nordamerika, ein interessantes Bild der Geschichte der Neger von ihrer Einführung in die Vereinigten Staaten an bis zur Neuzeit, sowie ihrer EmanzivationSbestrebvngen gebend. Die ständigen Rubriken „Aus deutschen Kolonien". „Ans fremden Produktionsgebieten", „Vermischtes" nsw. ent halten loieder eine Menge interessanter Angaben aus dem Gesamtgebiete der tropischen Anrikultnr wie über Kautschuk, Faserpflanzen u. a., sowie handelS- statistiscke Mitteilungen. * Die deutschen Krankenhäuser in Ostasrika. Von unterrichteter Seite wird uns geschlichen: Tie Inanspruchnahme der deutschen Krankenhäuser in Daressalam unb Tanger, die vom Gouvernement unterhalten und betrieben werden, hat in der letzten Zeit ganz bedeutend zngenommen. Es waren gegenüber 6174 Krankenverpflcgungstagen im Jahre 1906 deren 9773 im Jahre 1908 zu verzeichnen. Diese Steigerung hat ihre Ursache in der Zunahme der weißen Bevölkerung, sowie in den Durch die Bahnbauten verbesserten Verkehrsverhältnissen, die auch Fernerwohnendcn das Aussuchen der Krankenhäuser ermöglichen. Für das kommende Jahr ist mit einer weiteren Zunahme der Belegungs ziffer zu rechnen. * Von der Ostasrikanischcn Zentralbahn. Nach einer telegraphischen Meldung der „Deutschen Kvlvnialzeitung" aus Daressalam hat die Glcisspitze der Ostasrikanischen Zentralbahn am 1. Dezember Kilometer 159 hinter Morogoro erreicht. Ausland. Oesterreich'Nngarn. L? Abgeordnetenhaus. Im weiteren Verlaufe der Sonnabcndsitzung erklärte, wie uns aus Wien berichtet wird, der Abgeordnete Udrzal, die slawischen Völker in ihrer Dreiviertelmehrheit hätten ein Interesse an einem starken und mächtigen Oesterreich, das allen Nationa litäten gleiche Rechte erkenne. Die österreichische Staatsidee müsse eine andere als die eines in nationaler Hinsicht einheitlichen Staates sein. All deutsche Th-orien brächten Oesterreich auf einen falschen Weg und konnten ihin da« kostbarste Gut, seine Selbständigkeit, rauben. Abgeordneter Kzainaro konstatierte in tatsächlicher Berichtigung, daß der Anlaß zu der Opposition der Slawen nicht in der Annexion, sondern in den Pcjterlässcn der Regierung zu suchen sei. Die erst- Lesung des Budge «Provisoriums wurde danach beendet und das Budgetprovisorium ivurdc dem B u d g e t- auSschuß überwiesen. F Ter Wiener ScnsationSprozest. Wie aus Wien gemeldet wird, gestaltet sich der großserbischc HochverratSprozch immer sen sationeller, denn die Angeklagten, insbesondere Dr. Fried jung, Haven ihre schweren Beschuldigungen durchweg auf der Grundlage überzeugenden Materials aufgebaut. So lagen gestern Photographien von zwei Original dokumenten und ein Protokollentwurf vor, die von der Hand des Sekretärs des serbischen Ministers des Aeufteren stammen. Ferner wurde ein Be richt des österreichisch-ungarischen Militärattaches in Belgrad verlesen, in dem dem österreichischen KriegSininisterium genau über die Stärke und Aufstellung der serbischen Banden an der boSnisch-hcrzegowinischen Grenze berichtet wird. Dieser Bericht, der offenbar aus dem ZiwiegSministerium selbst zur Erhärtung der Friedsungschen Anklagen dem Gerichte vorgelcgt wird, bestätigt vollinhaltlich die von Friedjung vorgewiesencn Protokolle der einen Sitzung des „Slovenski Jug". Hierauf erfolgten dann die sensationellen Aussagen des Frhrn. v. Chlumetzky, die den Kläger Supilo brandmarkten, und die wir schon im Depeschcnteile der gestrigen Nummer mitteilcn konn ten. Der Anwalt der Klager, Dr. Harpner, suchte nunmehr die Glaub würdigkeit der von Fricdjung vorgelegten Aktenstücke zu erschüttern, indem er behauptete, sie seien in einem so schlechten Serbisch abgcfaßt, daß sic den Eindruck erwecken müssen, als hätte sie ein Serbe aus dem Deutschen in seine Muttersprache übersetzt. Daher behauptet er, daß die Schriftstücke Fälschungen sind. Auf Grund dieser Vorgänge erklärte der „N. Fr. Pr." zufolge Abge ordneter Supilo in einem Briefe an seinen Verteidiger, daß er aus der serbisch-kroatischen Koalition anStrete, seinen Verteidiger der weiteren Vertretung rnthcve, seine Klage aber aufrechterhalte und wcitcrführe. Luxemburg. -- Regelung der Thronfolge. In dem am Sonnabend in Wies baden abgeschlossenen Vergleich zwischen dem Grafen Merenberg und der Erbgroßherzogin von Luxemburg wird anerkannt, daß auch in privatrcchtlicher Hinsicht den Mitgliedern des gräflich Mcren- bcrgijchen Stammes die Ggenschaft von Agnaten oder Erbfolgern des Hauses Luxemburg-Nassau nichtzukommt, sowie daß auf Grund dieser Feststellung eine erbliche SuspemationSrente von 40 000 geleistet wird die dem jeweiligen Hanpt der Familie Merenberg zukommt. Italien. -- AuSlandreise Giolittis. Aus R o m trifft die Meldung ein, daß der f r ü h e r e M i n i st e r p r ä s i d e n t Giolitti demnächst eine Auslandsreise antritt: er wird Frankreich, England und Deutsch- land besuchen. Sein erstes Reiseziel ist Paris, wo er mit den fran zösischen Ltaatsmännern Besprechungen haben wird, -das gleiche wird in London und Berlin der Fall sein. Japan. O Die koreanische Aufstandsbewegnng. Ans Petersburg wirb telegraphiert: Nach Meldungen aus Wladiwostok herrscht in Korea große Aufregung Die Koreaner dcwafsnen sich. Die japa* nische Gendarmerie in Soel hat drei Brigaden Verstärkung erhalten. Amerika. -<-« Die Revolution in Nicaragua. Ein New Dorkcr Kabclaramm berichtet: Ter Vertreter der „Associated Preß" meldet auS Blue- f ields (Nicaragua): Die Lage dcr Revolutionäre ist weniger günstig als angenommen wird. Ihr Führer Lstrada hat den amerikanischen Konsul in Moffat ersucht oie Marinetruppen de- Kreuzer- „De- MoineS" zum Schntze der Amerikaner zu landen. Estrada scheint von Zelaya überlistet zu sein und seine Hoffnung haupljächlich auf eine amerikanische Intervention zu setzen.
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