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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.08.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-08-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100816023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910081602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910081602
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-08
- Tag 1910-08-16
-
Monat
1910-08
-
Jahr
1910
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Amtsblatt des Rates und des Ralizeiamtes der Stadt Leipzig. Anzeigen-Preis s»r Inserate au« Lrivzig und Umgebung di, kgeivoltene tv wm dreit« Petitzril« 2L di« 74 mm drerte Reklame,eile l »an autroärt« UV H, Relamen 1.20 Inserate o»a Bebdrbea amtllchea Dell di« 74 w» breite Petit,eil« 40 «eschästranzeigen mit P ahvorschrift«» an» in der Abendautaad« im Preise erhöht, «adali nach Dani. Beilagegedühr ü p. Dausend «xkl. Postgebühr. Frfterteilte Auttrtae können nicht zurück gezogen werden. Für da« Erscheinen an baftlmulUn Lagen und Plätzen wird k«uw idaranti« übernommen. »»zeigen. Annahme: Lugakutzplatz 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- ittpedUwnen de« Irr- und Auilanbe«. Haupt-Filial« Drrltn: Tarl Duncker, Herzog!. v>hr. Hofbach- Handlung, Lutzowsiiabe 10. lTetephon VI, Nr. 4606). Haupt-FtUal« Lre«drin Seestratzc 4,1 (Delephon 46211. Nr. 22S. vlenswg, ürn IS. Sngitv lSIV. 104. Jahrgang. Der Srsnü üer Lrülleler Weltausstellung. (Don unserem Brüsseler o-Korrespon- denten.) Brüssel, 15. August. Der allgemeinen Stimmung, die nach dem Unglück in Brüssel herrscht, gibt der „Etoile Beige" wohl am besten Ausdruck, indem er schreibt: „Eine Katastrophe von einer Schwere ohnegleichen hat Brüssel und Belgien betroffen. Die Ausstellung, dieser Stolz Belgiens und ein Gegenstand der Bewunderung für das Ausland, ist zur Hälfte zerstört. Es ist unmöglich, jetzt schon die Folgen des Unglücks sich vorzustellen, dieses Unglücks, das den Charakter einer Natio nalkatastrophe hat." Gegen 9 Uhr abends hörte man auf der Straße ein Geschrei: „I/Üxposifton brülH." Wir sahen einen starken, roten Feuerschein und auch aufzuckende Flam men, aber doch legten wir lange der Erscheinung keine Bedeutung bei, weil für gestern ein großes Feuerwerk angekündigt war und wir es deshalb für Raketenfeuer hielten. Erst als der Feuerschein immer stärker wurde und sich über ganz Brüssel am Himmel ausbreitete, kam uns die schreckliche Wahr heit zu Bewußtsein, und nun stürzte alles den Tram bahnen und Wagcnhalteplätzen zu, um an die Brand stelle zu gelangen. Aber dort hatte schon längst das in Eilschritt angelangte Militär und Gendarmerie strenge Absperrmaßregeln getroffen. Ja, selbst von Antwerpen war telegraphisch Militär durch Extrazug beordert worden. Man weiß heute noch nicht und wird es vielleicht auch niemals erfahren, in welchem Raume das Feuer ausgebrochen ist. Um 8^ Uhr be merkte ein Wachtsoldat in Bruxelles-Ker- messe, welche an das belgische Hauptpalais ange baut ist, eine Flamme an besten Fassade emporzüngeln. Er gab sofort Alarm, und ein Leutnant der Gendar merie organisierte den ersten Löschdlenst. Aber un mittelbar daraus stand schon Bruxclles-Kermeste in Klammen, und in wilder Hast stürzte die glücklicher weise nicht große Zahl der Besucher den Ausgängen zu. Nun war kein Halten mehr für das entfesselte Element, denn man muß bedenken, daß Bruxelles- Kermeste ganz aus Holz konstruiert ist und daß auch die Haupthallen nur leichte Backsteinbauten sind. Die ausgestellten Gegenstände sind fast durchweg leicht brennbares Material — Spitzen, Modeartikel, Klei der, Bücher usw., und so ist es denn kein Wunder, wenn trotz der heldenmütigen Aufopferung der ge samten Feuerwehren von Brüssel und der Vorstädte und des Militärs in wenigen Stunden all diejenigen Abteilungen, welche auf der linken Seite von der Avenue des Concessioncs gelegen sind, ein Raub der Flammen wurden. Die letztgenannte Straße teilt nämlich den Ausstellungsplatz in zwei gleichgroße Hälften, und sie war es, welche glücklicherweise vondenFlammennichtüber- sprungen wurde. Einen Moment allerdings schien es, als ob das Feuer auch über sie ihren Weg fände, und dann wäre die ganze Ausstellung verloren ge wesen; aber durch die Niederreißung einiger schon er griffener kleiner Pavillons gelang es, das Schlimmste abzuwehren. Unermeßlich wäre das Unglück gewor A Ruth. Roman von H. Courths-Mahler. „Da wären wir ja glücklich wieder auf dem heik len Punkt. Ueberleg dir doch, Kind. Als mein Mann vor zwölf Zähren starb, war ich schon bei nahe eine alte Frau. Mein Junge bekam schon die ersten Spuren eines Bartes. Da denkt man natür- liä nicht mehr an sich, da ist eine Frau, die mit ganzem Herzen an ihrem Manne gehangen hat, einfach fertig mit dem Leben. Ich war ja damals schon fast so alt, als dein Datei jetzt ist, und bel uns Frauen fängt mit den Fünfzig schon bald das Greisentum an, zumal wenn man ein Leben voll Sorge und Mühe hinter sich hat. Ich hatte ja schon als ältliche Braut geheiratet, wir mußten eben auf den Hauptmann warten damals. Siehst du, da blieb mir nach meines Mannes Tode nur die Sorge um unser Fortkommen. Die Pension war sehr klein und mein Fred wollte durchaus Soldat werden. Da war es nun meine einzige Lebensaufgabe, ihm das möglich zu machen. Wie glücklich ich war, als dein Vater mir anbot, seinem Hause die Herrin zu er setzen, kannst du nicht ermeßen. Das Gehalt, das ich beziehe, setzt mich in den Stand, Fred eine anstän dige Zulage zu geben, dein Datei hat ihn in seiner Gute so hoch bemessen, daß ich nicht zu knausern brauche." „Und doch können wir dir mit Geld gar nicht bezahlen, wie treu du für uns sorgst und schaffst." Das junge Mädchen sprang auf und schloß sie in ihre Arme. „Kind, das tue ich so gern, um mich erstens dank bar zu erweisen und zweitens, weil mein Herz mich dazu treibt." „Du Liebe, hast du mich wirklich auch ein wenig gern?" „Nicht nur ein wenig, meine lieb« Ruth, sehr lieb habe ich dich." „Und ist dein Fred nicht eifersüchtig, wenn er das merkt?" „Nein, nein, der kennt seine Mutter bester als ein gewißes ungestümes kleines Mädchen ihren Herz, lieben Bater. Er weiß, sein Anteil bleibt unge schmälert." Sie küßte die weiße Mädchenstirn und sah ernst in Ruths Gesicht. Diese wandte sich ab und sab verträumt in die warme Sommernacht hinaus. den, wenn das in der französischen Abteilung aufbe wahrte Melinit zur Explosion gekommen wäre. Aber ein Eendarmeriekommandant drang mit einigen Mann bis zu der Stelle vor, und es gelang ihnen im letzten Augenblick den ge fährlichen Sprengstoff zu entfernen. Es war das eine Heldentat, die ihresgleichen sucht. Es sollte dies künftighin eine Warnung sein, Sprengstoffe nicht mehr unter so geringen Garantien aufzubewahren. Auch in der deutschen Abteilung findet sich ja eine Ansammlung von Explosivstoffen. Noch eine andere schwere Gefahr wurde durch die Geistesgegenwart eines Offiziers vereitelt. In Bruxelles-Kermeste be fand sich eine Menagerie, und der Offizier ließ sofort durch Gendarmen die Bestien in ihren Käfigen erschießen. Die Bilanz der Unglücksnacht ist trotz des verhält nismäßigen Glücks im Unglück immer noch eine un sagbar traurige. Vollständig zerstört sind das Hauptgebäude der belgischen Abteilung, die englische Sektion und der Pavillon der Stadt Paris, zum größ ten Teile vernichtet ist Bruxelles-Kermeste und die französische Abteilung. Das ist der direkte Verlust, aber selbstverständlich wird es auch lange Zeit dauern, bis man die benachbarten an sich vom Feuer verschon ten anderen Abteilungen wieder zugänglich machen kann. Das Ministerium hat mit den Bürgermeistern und den Mitgliedern des Ausstellungskomitees eine Nachtsitzung abgehalten, um über die zu ergreifenden Maßregeln zu beraten. Die deutsche Abteilung wird am wenigsten berührt werden, da sie abgesondert liegt und auch eigenen Eingang hat. Unser Feuerdienst hat muster haft funktioniert, vom ersten Moment an übergoß das Personal fortwährend dis Dächer und wurden die Feuerspritzen für das Innere bereitgehalten. Ein Verlust von Menschenleben ist glücklicherweise bisher nicht bekanntgeworden, dagegen ist eine An zahl von Feuerwehrleuten, Soldaten und Beamten des Ueberwachungsdienstes teilweise schwer bei den Löschungsarbeiten verwundet worden. Das Feuer hat auch große Verheerungen in einer an die Ausstellung angrenzenden Straße eingerichtet, und es sollen über 20 Wohnhäuser niedergebrannt sein. Su üem BrsnüunylLär liegen ferner noch folgende Nachrichten vor: Brüssel, 16. August. Der Zudrang zur Aus stellung war gestern größer als bisher. Die ganze Siadt Brüssel wollte sich aus eigener Anschau ung ein BildvondemZustand der Ver - wüstung machen. Mehrere Arbeitergruppen, unter stützt von Militär und Gendarmerie, hatten Draht zäune und sonstige Umzäunungen angebracht, um die Neugierigen vom Ort der Katastrophe fernzuhalten. Die französische Abteilung sowie alle französischen Pavillons waren zum Zeichen der Trauer geschlossen. Die Stimmung der Besucher war eine gedrückte. Allenthalben hörte man Ausdrücke des Bedauerns. Die Meldung, wonach die Dokumente der Jury zerstört worden sind, hatte unter den Ausstellern große Enttäuschung hervorgerufen. Glück licherweise stellte sich heraus, daßDuplikate dieser Dokr mente sich in Händen des General direktoriums befinden, sa daß die Aussteller dennoch die ihnen zuerkannten Diplome und Aus zeichnungen erhalten werden. Zahlreiche Personen haben sich des Diebstahls verdächtig gemacht oder sind auf frischer Tat ertappt worden. An 30 Personen wurden allein gestern nachmittag ver haftet. Aus verschiedenen Abteilungen werden 13 Diebstähle gemeldet, und zwar sind meistens die wertvollsten Gegenstände entwendet worden. Zm Laufe des gestrigen Tages sind speziell aus Frankreich und Deutschland Kondolenztelearamme bei dem Ausstellungskomitee eingegangen, so von Falliores, Pichon und Briand. Es ist geplant, in irgendeiner Weise speziell die in Alt-Brüssel in Mit leidenschaft gezogenen Vudenbesitzer zu un terstützen. Ein dahingehender Antrag wird von der Regierung und wahrscheinlich auch von der Kammer unterstützt werden. Die feuerfesten Schränke, in denen sich die auf mindestens 15 Mil lionen Franken bewerteten Edelsteine der belgischen Abteilung befinden, sind noch nicht geöffnet worden, befinden sich aber in einem Zustande, der darauf schließen läßt, daß ihr Inhalt vom Feuer un versehrt geblieben ist. Der belgische Bau- tenmi Nister besuchte gestern den Ort der Kata strophe. London, 16. August. Hier herrscht begreif liche Erregung über den Brand der Brüsseler Weltausstellung, der Kun st gegen stände von bedeutendem Wert vernichtet hat. Das hiesige Ausstcllungsbnreau war gestern den ganzen Tag von Vertretern der Firmen umlagert, die auf der Weltausstellung vertreten sind. Auch Privat personen, die Wertgegenstände ausgestellt haben, ver suchten Auskunft zu erhalten. Es wird offiziell be stätigt, daß bei dem Brande niemand ums Leben gekommen ist. Berlin, 16. August. Die deutsche Regierung hat anläßlich der Brandkatastrophe auf der Brüsseler Weltausstellung eine in herzlichen Worten abgefaßte Deileidskundgebung nach Brüssel abgesandt. Was die Reise des Kronprinzen nach Brüssel anbetrifft, so stand ein Besuch der Aus stellung noch nicht fest und war nur vorübergehend in Aussicht genommen worden. Gegenwärtig weilt der Thronsolger mit seiner Gemahlin auf dem Jagd schloß Hopfreben in Vorarlberg. Deutscher Besuch in Brüssel. I>. Dessau, 16. August. (Eigene Drahtmeldung.) Infolge des Brandes der Brüsseler Weltausstellung erschien es sehr fraglich, ob die Durchführung der von der herzoglichen Staatsregierung sub ventionierten Studienreise anhaltischer Handwerker nach Brüssel noch einen rechten Zweck habe. Da in des der Eesamtvorstand der Handwerkskammer der , Ansicht ist, daß die Handwerker aus den un versehrt gebliebenen Abteilungen Oesterreich-Ungarns, Hollands und Deutschlands genug des Wissens- und Lernenswerten schöpfen kö n ne n, so wird die anhaltisch. Studienkommission am 22. August die Reise nach Brüssel antreten. Dort wird sie vom deutschen Reichskommissar empfangen werden. Eine Unterredung mit dem deutschen Reichs kommissar hatte der Brüsseler Vertreter des „Berl. Lok.-Anz.". Der Neichskommissar Geheimer Regierungsrat Albert ist von seiner Geschäftsreise aus London zurückgekehrt. „Ich befinde mich noch ganz unter dem Eindruck dieses schrecklichen Unglücks", sagte er, „die Katastrophe ist furchtbar, und wir fühlen die herzlichste Sympathie mit den schwer be troffenen, befreundeten Nationen und natürlich in erster Lini- mit unseren belgischen Gastfreunden. Gewiß, die Vernichtung dieses großartigen Teiles ist ein schweres Ereignis, aber man ist doch auch immer fticht geneigt, bei solchen Katastrophen zu schwarz zu sehen und die Folgen zu überschätzen. Die Folge n, sage ich, nicht die Verluste, die ja ungeheuer sind, aber es ist zu berücksichtigen, daß doch die vernichteten Galerien nur ein Teil der Ausstellung der betreffenden Länder sind. Vor allem steht doch noch die großartige, internationale Maschinenhalle und die Eisenbahnhalle, dann hat Belgien noch seine be- sonocre metallurgische und militärische Ausstellung in den Hallen jenseits der Rue des Nations, ebenso seine bedeutenden sozialen Pavillons, und es stehen noch die interessanten Häuser der belgischen Städte. Frankreich hat seine bedeutende koloniale Aus stellung und alle die anderen Mächte, die sehr schön ausgestellr haben, sind unberührt geblieben, vor allen Holland und Spanien, Brasilien, Kanada, und un sere deutsche Ausstellung ist doch nicht im geringsten betroffen. Was nun geschehen wird? Das Verwaltungskomitee der Ausstellung dürste wohl die Brandstätte verdecken lassen, so daß die Aufräumungsarbeiten ohne Störung und ohne zu stören vor sich gehen können. Das „Alte Brüssel" wird man leicht und schnell wieder aufbauen können. In unserer deutschen Sektion, die ja vollkommen eine Ausstellung in der Ausstellung ist, und in der sich der Sicherheitsdienst bisher tress- llch bewährte, werde ich trotzdem noch weitere Ver schärfungen und Erweiterungen der Feuerlö sch Vorrichtungen ausführen lassen, jo daß wir gegen alle Eventualitäten gesichert sind. Aber ich kann mich nicht des Gefühls der Erleichte rung erwehren, wie jemand, der einer großen Gefahr entgangen ist. Wir hatten lange geschwankt, ob wir nicht die später von England bezogene Halle für unsere deuftchc Ausstellung wählen sollten. Es war die vorteilhafteste, sie lag außerordentlich günstig. So schwer das Unglück auch ist, so ist doch die Aus stellung als Ganzes darum nicht minder be deutend und immer noch außerordentlich reich und interessant. Niemand wird sich abhalten lassen, sie zu besuchen. Was den materiellen Schaden anlletrijft, so hat man darüber noch gar keinen lieber blick Noch kann ich nicht einmal sagen, wieviel in den betreffenden Ausstellungen versichert ist. Ich befürchte, dre Belgier Haden sehr wenig versichert. Bei uns in der deutschen Ausstellung ist alles versichert. Das ist ja eine notwendige Maßregel. Im Falle des Unglücks hat man auch mit der Versicherung noch Schaden genug. Aber, wie gejagt, wir liegen am günstigsten Ort, wrr habeil alle Sicherheitsmaßregeln ge troffen, die irgend möglich waren. In « keinem Fall wird der Erfolg der deutschen Abteilung I irgendwie beeinträchtigt. Die Freude darüber ver mindert aber nicht, sondern vermehrt vielmehr unsere tiefe Sympathie mit unseren ausländischen Freunden." politiMe Nachrichten. Die Gedenkfeiern bei Metz. Metz, 16. August. (Tel.) Der zweite Tag der Gedenk feiern um Metz, der Gedenktag auf den Schlacht feldern von Eravelotte und St. Hubert, ist bei schönstem Wetter würdig verlaufen. Eeneral- feldmarschall Graf Haeseler wurde bei seiner Ankunft mit brausenden Hochrufen empfangen. Am Denkmal der 42er hielt Bürgermeister Dr. Böhmer Lange blieb es still zwischen den beiden Frauen. Dann Holle sich Ruth ein Fußkissen herbei und ließ sich neben Frau von Grotthus nieder. Sie legte die Arme auf den Schoß der alten Dame und jah zu ihr auf mit ehrlichem Blick. „Ich will mir Mühe geben, auch so vernünftig zu werden, wie dein Sohn. Er ist überhaupt ein guter Mensch, nicht wahr?" „Gut ist er, ja, und brav und tüchtig auch, und ich hoffe, er kommt vorwärts. Ein Jahr besucht er nun noch die Kriegsakademie, und dann wollen wir sehen, was das Schicksal mit ihm im Sinne hat. Hoffentlich Gutes." „Er hat dich wohl nie betrübt, dir nie Sorge gemacht?" „Mit Absicht gewiß nicht. Aber ein Musterknabe ist er nun freilich nie gewesen. Er hat einen raschen, ungestümen Sinn und es drückt seinen Stolz, daß ich gewissermaßen die Zulage für ihn verdienen muß " „Deshalb hält er sich geflissentlich fern von uns, er ist uns gar böse?" „Nein, im Gegenteil, er ist deinem Vater dank bar, daß er es mir so leicht macht." „Aber mich mag er nicht leiden, gestehe es nur, ich merke es ganz deutlich, daß er mir ausweicht, wo er kann." Die Majorin sah mit rätselhaftem Blick in das junge, fragende Gesicht. „Aus Abneigung geschieht das sicher nicht, mein liebes Kind. Vielleicht fürchtet er, aufdringlich zu scheinen. Ich sage dir ja, er ist ein stolzer, eigen williger Mensch. Wenn du ihm zeigst, daß er dir nicht lästig ist, wird das schnell anders werden. Vielleicht warst du unfreundlich zu ihm?" „Weil ich glaubte, er mag mich nicht leiden." „Magst du ihn denn leiden?" „O ja, sehr gut. Er hat so liebe gute Augen, genau wie du, nur blicken sie kühner und schärfer zuweilen." Die alte Frau zog das Mädchen an sich und küßte es herzlich. ^Dafür ist er ein Mann," sagte sie leise. Dom nahen Kirchlein schlug die Uhr die elfte Stunde. Frau von Grotthus erhob sich erschrocken. „Kind, nun schnell zu Bett, so spät schon. Nun baten wir uns richtig verplaudert. Komm, ich bring' dich zu Bett und bleibe bei dir sitzen, bis du eingejchlasen bist, damit du keine Grillen mehr fängst. Morgen früh schreibst du dann deinem Vater einen lieben Brief, nicht wahr?" „Ja, Tante Grotthus, ich will es tun." Sie gingen in Ruths Schlafzimmer hinauf und bald darauf lag das junge Mädchen in den spitzen besetzten Kissen. „Gute Nacht, liebe Tante, und vielen, vielen Dank für alles." „Schlaf gut, mein Herz, Gott behüte dich.*' Es währte nicht lange, da hob und senkte sich die junge Brust in tiefen, regelmäßigen Atemzügen. Die alte Dame beugte sich mit freundlichem Lächeln über die Schläferin, die friedlich, mit rosigen Wangen, vor ihr lag. Sie legte mit sorgender Hand einen der schweren dunklen Zöpfe, der herabaeglitten war, auf die sei dene Decke und wandte sich dann, nachdem sie das Licht ausgedreht hatte, zum Gehen. Ihr eigenes Schlafzimmer lag gleich neben dem Ruths. Ehe sie sich dahin zurückzog, gab sie einem Diener Auftrag, am nächsten Morgen frühzeitig ein Tele gramm aufzugeben. Während dieser beschäftigt war, auf der Veranda aufzuräumen, schrieb sie schnell einige Worte auf ein Stück Papier. „Konsul Waldeck, Frankfurt a. M . Fürstenhof. Der erste Schmerz vorbei, Sorge unnötig. Es wird alles gut. Brief morgen. Herzlichen Gruß. Erott- hus." Dies Papier gab sie dem Diener zur Besorgung und ging dann auch zur Ruhe. Auf dem Nachttischchen neben ihrem Bett stand in einem schlichten Bronzeständer die Photographie eines jungen Offiziers. Sie betrachtete dieselbe lange mit zärtlich sin- nendem Blick. Da tauchte vor ihrem geistigen Auge ein dunkelhaariger Mädchenkops auf und eine leise Stimme schien zu flüstern: „Er hat so liebe, gute Augen." Sie raffte sich auf aus ihren Träumen und lächelte vor sich hin. „Die törichte Mutter kann nicht lassen, Lust- chlösser für ihren Jungen zu bauen. Schade, daß ie so schnell zerfallen," dachte sie, über sich selbst pottend. (Fortsetzung folgt.) Tsgeschrmiik. Zwei grotze üotelbrsnüe. Das von Fremden stark besetzte Karersee- Hotel, eines der größten Hotels in den Dolo miten, ist, wie gemeldet, niedergebrannt. Das in herr.ichster Hochgebirgslandschaft gelegene Hotel war eines der beliebtesten und komfortabelsten in den österreichischen Alpen. Ein vornehmes, inter nationales Touristenpublikum war hier immer ver sammelt. Eine große Hotelgesellschaft, die auch eine Reihe anderer Hotels in Tirol leitet, hatte hier ein Haus ersten Ranges geschaffen, das auch verwöhnten Ansprüchen zu genügen vermochte. Das Hotel war der Ausgangspunkt für einige der herrlichsten Partien in den Dolomiten. All die vielen Sommergäste und Touristen, die es gastlich beherbergt hat, werden mit großem Schmerz hören, daß es letzt ganz den Flammen zum Opfer gefallen ist. Anscheinend durch einen Kaminbrand ist das Hotel ein Raub der Flammen geworden. Das Hotel war fast vollständig besetzt, und doch konnten die recht zeitig geflüchteten Gäste mit Mühe ihre notwendigste Habe retten. Das Hotel ist erst in diesem Jahre durch einen bedeutenden Zubau erweitert worden. Der Präsident der Aktiengesellschaft, der das Hotel gehört, Dr. Christomano, hat hier in einer Halle ein Musift und Spielzimmer seinem vornehmen Geschmack zur vollsten Geltung gebracht. Trotz ihrer kolossalen Di mensionen sind alle Räume heimisch und intim ge halten. Der Spiegelsaal ist in reinem Kolde gehal ten und mit altem Tiroler Hausrat geschmückt. Der Neubau ist vollständig niedergebrannt. Der Schriftsteller Paul Schüler war zufällig Zeuge des Brande». Er berichtet dem „B. T." aus Welschnofen: „Ich war gerade auf dem Abstieg von der Ostertaghütte, als ich ,n der Richtung von Karersee dickeRauchwolken aufsteigen sah. Beim Heraustrcten aus dem Wäld chen bot sich mir ein Anblick, den ich nicht vergessen werde. Aus allen Ocfsfnungen des ungeheuren Hauses schlagen die Flammen, auf der Wiese vor dem Hotel stehen Hunderte von Gästen neben ihrer geretteten Habe und wissen nicht, was sie beginnen sollen. Es ist zwölf Uhr mittags, drei Stunden dauert nun schon der Brand. Die Feuerwehren aus Vigo und Welschnofen
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