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Amtsblatt des Rates und des Rolizeramtes der Ltadt Leipzig. Auzeigea-Preis str Inserat« au» Leipzig unb Umgedu»» bi« «gespaltene KO mm drell« Petitzril« L di« 74 mw breite R«N-m»tetIe l utl »w, arrswärt» 80 H, Reklamen 1.20 ^zt! Inserate von vebbrden 'm amtlichen Dell di» 7« ww breit« Petitzeil« 40 Aeschätt«anze>gen mt» P atznors-keiften und dt de, Ibeudausaab« im Preise erhöht, ptabali nach Darit. Beilaaegebüdr L uU ». Dausen« exkl. Postgebühr. gestenteUr« Aufträge käunen nicht zurück- gezogen werden. Für da» Urs-Heinen «i destunmteu Tagen und Plätzen wird kein« »ar-nri« übernommen. «n^tgen-Annahme! Tugustutplatz 8^ bei sämtlichen Filialen n. allen Annoiirea- itxpedttlonen de« In» und Ausland««. Paatzt-Siltal« verlt» P«rl Duncker, Herzogt, vaqr. Hösbach» Handlung, Lützowst aße 10. (Delephon VT, Nr. 4603). Haupt-Filiale Dresden: Eeestratze 4,1 (Delephon 4621). Nr. 224. Momsg. üen 15. lluguv 1910. ^04. Ighrgsng. I——————— Der Brand in der Brüsseler Weltausstellung. 2n tiefster Erschütterung hat am heutigen Morgen das gesamte deutsche Volk, hat die ganze zivilisierte Welt die grausige Kunde vernommen, die in der Nacht der elektrische Draht aus Brüssel gebracht hat: die Stätte, wo zwanzig Staaten der Erde sich zu friedlichem, freudigem Wettbewerb ein Stelldichein gegeben hatten, um die Erzeugnisse heimischen Eewerbe- fleißes, die Produkte emsiger Denkarbeit, die Schätze nationaler Kunst und Wissen schaft dem prüfenden Auge sachkundiger, urteilsfähiger Betrachter darzubieten; die Stätte, wo in kühnster Konzentration der Kräfte und unter erstaunlichster Bewältigung der Raumschwierigkeiten alles zusammengetragen und zusammengestellt war, was Menschengeist je Köstliches ersonnen, was Menschenhand je Gediegenes geschaffen; die stolze Stätte zusam menfassender Kulturdarstellung der Gegenwart ist über Nacht ein wüster Trümmerhaufen ge worden! Wo gestern noch blühendes Leben in goldigstem Sonnenschein lachte, grinstheutehohles Grauen aus düsteren, qualmenden Ruinen. Belgien, Italien, Frankreich und England haben den Verlust ihrer Ausstellungshallen, die un schützbare Werte bargen, zu beklagen, und wenn günstige Umstünde den Stolz der Ausstellung, die deutsche Abteilung, vor schwerem Brand schaden bewahrt haben, so wird dadurch das schmerzliche Bedauern nicht gemindert, das wir angesichts der grauenvollen Verwüstungen empfinden, die das gefährliche Feuerelement in anderen Abteilungen angerichtet hat. Noch lässt sich unter dem Banne der ersten niederschmetternden Eindrücke des schweren Cchicksalsschlages, der Belgien und ganz be sonders Brüssel betroffen hat, der gesamte angerichtete Schaden zahlenmässig nicht erfassen, noch spotten leidenschaftliche Gefühle der Weh mut und der Erregung jedes Versuchs mit kühl wägendem Verstände die ungeheuren Verluste weniger Stunden genau zu errechnen. Wohl hat man als annähernden Wert der durch die Flammen vernichteten Ausstellungsobjekte die Summe von einer halben Milliarde Franken geschätzt, aber es wäre eine Vermessenheit, an zunehmen, daß mit einer derartigen vorläufigen Feststellung des rein materiellen Verlustes der ganze Wert der Einbußen der am Wettbewerb beteiligten Staaten bereits begriffen wäre. Und wenn sich schließlich auch diese Summe als richtig Herausstellen sollte, es bliebe dann immer noch die Frage nach dem unvermeidlichen ideellen Verluste offen. Denn wenn auch aus leicht be greiflichen Gründen den ersten Nachrichten über das Unglück abschwächende und einschränkende Darstellungen folgen, die die Verwüstungen in einem milderen Lichte erscheinen lassen sollen, manchen Aussteller schwer in seiner Existenz fähigkeit bedrängen, mögen einzigartige Kul turdokumente für immer vernichtet sein, einer tröstlichen Gewißheit dürfen wir uns nach den bis zur Stunde vorliegenden Nachrichten an diesem traurigen Tage freuen: die Opfer, die das gefräßige Flammenelement an Menschenleben gefordert hat, sind ganz gering. Menschenleben aber sind letzten Endes so wird sich doch vom heutigen Tage an der Zustrom der Fremden nach Brüssel sehr abschwächen. Und damit werden Tausende von Möglichkeiten weite ster Verbreitung der Kenntnisse von der wirtschaft lichen Leistungsfähigkeit der einzelnen Nationen ausgeschaltet, wird die Wahrscheinlichkeit einer Anknüpfung neuer kommerzieller Verbindungen zwischen einzelnen Staaten unterbunden. Mag indes der Verlust an Sachgütern das einzig Unersetzliche in der Welt. Für die materiellen Verluste aber wird rastloser Fleiß in zähem Eifer bald Ersatz schaffen, denn die Schule der Erfahrung lehrt, daß der Mensch nach dem Schlage des Unglücks aus jäher Er starrung sich aufrafft und mit kraftvoller Ent schlossenheit von neuem sein Werk beginnt und zu siegreicher Behauptung bringt, wenn er nicht alles Vertrauen zur eigenen Kraft verloren hat. Berichte über üle Sataltrvphe. Zn der Nacht zum Montag hat sich auf dem Ge lände der Weltausstellung in Brüssel eine Kata strophe ereignet, die ihresgleichen wenige hat in der Geschichte der Ausstellungen, ja in der Geschichte überhaupt. Der Stolz der ganzen kultivierten Welt, die Früchte der Arbeit, des Fleißes und der Forschungen von aber Millionen Menschen, die Zeugnisse aller Kulturnatio nen der Erde sind ein Raub der Flammen geworden. An der Stätte, wo aller Gewerbe- und Kunstfleiß der Deutschen, Engländer, Franzosen, Spanier, Oester reicher, Belgier, Chinesen, kurz aller Kulturnationen stolz zur Schau, zur Prämiierung von vielen tausend Händen aufgebaut und ausgestellt war, an dieser Stätte, auf die seit Monaten die Augen der ganzen Welt gerichtet waren, nach der aber tausend Be sucher hindrängten, brach eine verheerende Feuersbrunst aus und verschlang mit gierigen, ungezügelten Flammen die Früchte der Arbeit und Erfolge in aller Welt. Wieviel Hoffnungen und Existenzen sind hier vernichtet! Anstatt der Auszeichnungen und Preise ungeheure Verluste, vielleicht gar an Menschenleben. Der Brand, dessen Umsang sich zur Stunde noch nicht absehen läßt, hat viele, viele schwere Wunden ge- schlagen, nicht nur den fröhlichen, auf ihre Aus stellung so stolzen Belgiern, r,n, der ganzen Welt. Ueber Ausbruch und Ausdehnung des Feuers waren wir in der Lage, noch in der Nacht zum Mon tag durch Extrablätter ausführlich Mitteilung zu machen. Auch konnten wir in unserer Morgen ausgabe dank bester, zuverlässiger Verbindung in Brussel selbst schoir das gesamte vorliegende Nach- richtenmaterial mitteilen. Des weiteren gingen uns heute vom frühesten Morgen an folgende Draht meldungen zu: Wie der Brand ausbrach. Brüssel, 15. August. ' (Tel.) Gestern abend 5 Minuten vor 9 Uhr bemerkte das Publikum, daß aus der belgischen Abteilung, die um 6 Uhr ge schlossen wurde, Rauchw'olken zum Himmel auf wirbelten. Ein wenig später züngelten Flammen empor, und um ^10 Uhr stand be reits der größteTeil der sämtlichen internationalenEebäudeinFlammen. Das Feuer breitete sich bei den aus leichtem Fach werk bestehenden Galerien mit sabelhaster Ge schwindigkeit aus. Das Feuer kam, wie es heißt, in einem Restaurant zum Ausbruch. Die Funken der Flammen flogen über das ganze Terrain hinweg, und die Feuerwehr konnte nichts anderes tun, als die eigentliche Stadt Brüssel, die deutsche Abteilung und 2, Ruth. Roman von H. Courths-Mahler. „Du wunderst dich wohl gar, daß ich mich über diese Heirat nicht freue?" Frau Erotthus lächelte fein. „Zn meinen Zahlen wundert man sich nicht so leicht über etwas Menschliches. Ich verstehe, daß dich diese unerwartete Nachricht erschreckte. Aber du sollst nun den Kopf nicht hängen lassen und einer Sache nachweinen, die sich nicht mehr ändern läßt. Sieh dir's doch auch einmal von einer anderen Seite an, sei weniger egoistisch und denk an deinen Vater. Versuch, dich über sein Glück zu freuen. Er hat doch all die Zahre ein sehr einsames Leben geführt." „Aber ich war doch bei ihm und du und wir waren doch jo froh und glücklich." „Weil du es warst, meinst du, dein Vater müßte es auch gewesen sein. Man schließt immei von sich auf seine Umgebung." „Also bin ich ihm gar nichts gewesen?" Die alte Dame schüttelte unwillig den Kopf. „Schäme dich, Ruth, so etwas auszusprechen. Muh ich dich daran erinnern, wie oft er dich sein einziges Glück, seinen Sonnenstrahl nannte?" Ruth lehnte ihren Kopf an ihre Schulter. „Und nun soll das anders werden mit einem Male. Das ist es ja. was mir so bitter weh tut." „Gar nichts wird anders in deinem Verhältnis zu dem besten aller Väter, wenn du es nicht willst." „Ach, ich. — Zch hätte das Papa nie angetan, was er mir tut." Frau von Erotthus strich lächelnd über die schwe ren, dunkeln Flechten, die Ruths Köpfchen gleich einem Diadem schmückten. „Kindskopf. — Wenn eines Tages der Rechte kommt, folgst du ihm, wohin er will. Sieb, und dann wäre dein Vater ganz allein. Freu dich doch, daß er dann jemand hat, der ihn trösten kann." „Tante Erotthus, du verstehst nicht, was mir mein Vater war. „Nicht? — Ich bin doch nicht mit blinden Augen neben euch hergegangen seit zehn Zähren. Meinst du, ich weiß nicht, daß es dir schwer wird, dich zu fügen? Zch kam mit redlichem Willen zu dir, um dir zu helfen. Willst du mir das ganz unmöglich machen?" „Nein, Liebe, Beste. Du bist so gut, und recht hast du auch, mit allem, was du sagst. Wenn es nur nicht so hart wäre, sich mit einem Male so über flüssig zu fühlen. Niemand braucht mich, und ich möchte so gern einem Menschen notwendig sein." „Sag das nicht, Ruth, erwiderte die Majorin ernst. „Vielleicht braucht dich dein Vater jetzt dop pelt nötig." Das junge Mädchen sah erschrocken auf. „Wie meinst du das?" „Laß, Kind, das war nur so ein gedankenloses Wort." „Nein, weich mir nicht aus, sei ehrlich, Tante. Nicht wahr, auch du kannst kein Herz fassen zu dieser Frau?" Sie zeigte auf das Bild. Frau von Erotthus nahm es auf und sah es lange an. „Du siehst Wolken, wo keine sind. Deine Stief mutter ist ein bildschönes Geschöpf. Schöne Men schen müßten cs leicht haben, gut zu sein." „Zch merke schon, du willst mir deine Meinung vorenthalten. Mag es sein. Aber einige Fragen wirst du mir wenigstens beantworten. Wie und wo lernte Papa seine Frau kennen und wer ist sie?" „Bei einem Wohltätigkeitskonzert. — Deine Stiefmutter war Sängerin und wurde deinem Vater, der zum Komitee gehörte, vorgestellt. Es war im März dieses Zahres, als du wegen Unwohlseins zu Hause bleiben mußtest." „Zch habe nie von ihr gehört." „Sie war wohl keine Berühmtbeit. Zhr Gesang wurde nicht sehr gelobt und die Kritik ging scharf gegen sie vor. Einige kleine Zeitungen sprachen allerdings mit Begeisterung von ihrer Leistung." „Hast du sie jemals singen hören?" „Wie sollte ich, sie ist ja auf deines Vaters Wunsch nie mehr in Konzerten aufgetreten. Fred war aber an jenem Abend mit deinem Vater und er sagte mir, — dies unter uns, — daß ihr Gesang ihn unangenehm berührt hat. Nun mußt du jedoch in Betracht ziehen, daß mein Sohn wenig Musik verständnis besitzt und hohe Sopranstimmen nicht leiden mag. Dein schöner dunkler Alt ist ihm hin gegen immer ein Genuß, du weißt, dich hört er gern singen. — So. nun hab« ich dir alles gesagt." „Hat sie Eltern, die noch am Leben sind?" „Nein, sie ist eine Waise und, soviel ich weiß, ganz ohne Vermögen." „Nun noch eine Frage, dann höre ich auf, dich zu quälen. Glaubst du, daß sie Papa aus Liebs heiratet?" Die alte Dame sah vor sich hin. „Wer will das ergründen? Dein Vater ist trotz seiner fünfzig Jahre noch ein stattlicher Mann. Warum soll ihn seine junge Frau nicht lieben?" Ruth stützte nachdenklich das Kinn auf die Hand. „Warum? Ich weiß es nicht. Es liegt mir so im Gefühl. Ihre Augen sehen aus, als wäre sie überhaupt keines innigen Gefühls fähig." „Nach solch einem Bilde kann man keinen Men schen beurteilen." „Das ist wahr. Und trotzdem glaube ich, sie hat meinen Vater nur aus Berechnung geheiratet. Er ist doch doppelt so alt, als sie. Ach, liebe Tante Erotthus, schüttle nur nicht dein Haupt mit strafen- ver Miene, im Grunde denkst du wie ich." „Nun gut, und wenn es so wäre? Dein Vater ist glücklich jetzt, er liebt und glaubt sich geliebt. Gönne es ihm. Glück ist ja meist nur Illusion. Sei tapfer, Ruth, bezwing dich und trübe ihm sein Glück nicht, sondern such es ihm zu erhalten, selbst, wenn dü siehst, daß es nur in seiner Einbildung besteht. Ob die Heirat zum Guten oder Bösen ausschlägt, steht in Gottes Hand, aber wenn du deinem Vater deine Liebe beweisen willst, so nimm den einzigen Schatten von seiner Seele und schreib ihm ein paar liebe Worte, damit er sieht, daß dich sein Glück er freut." Ruth legte ihren Arm um den Hals der Trösterin und küßte sie. „Du Gute, wenn ich dich jetzt nicht hätte." „Sieh, so gefällst du mir schon besser. Und nun komme ins Speisezimmer hinüber. Ich habe so gute Sachen für dich bereiten lassen und köstliche Pfirsiche sind auch angekommen. Sollst sehen, wie gut es dir schmeckt nach dem Fasten voll Schmerz und Kummer." Das junge Mädchen lächelte. „Zch bin für dich noch immer das kleine dumme Ding, das sich mit Leckerbissen über alles Leid und Ungemach trösten läßt." „So arg dumm finde ich das gar nicht, mein Herz. Ein guter Appetit ist für manches gut." Arm in Arm begaben sich die beiden Frauen hin über in das Speisezimmer, welches mit vornehm ge diegenem Geschmack eingerichtet war. Die Wände bekleidete rings in halber Höhe eine Holzlambrie in Heller Eiche. Die Möbel waren reich geschnitzt, Erzeugnisse der Berchtesgadener Schnitzschule, und paßten sich dem Raum vorzüglich an. Als Konsul Waldeck vor Zähren die Villa bauen ließ, berücksichtigte er vor allem die Holzindustrie am Platze. Ueberall, auch an der Fassade hatte er reiche Schnitzereien anbringen lassen und das hübsche Gebäude erhielt dadurch einen warmen, wohnlichen Anstrich. Villa Waldeck gehörte zu den schönsten und vor nehmsten im Ort und bot mit ihrem herrlichen, terrassenförmig angelegten Garten einen malerischen Anblick. Waldeck weilte jeden Sommer mit seiner Tochter einige Monate auf diesem herrlichen Sommersitze. Er streifte mit ihr in den Bergen umher, vertrieb sich die Zeit mit Fischen und Zagen und kehrte immer erst Anfang Oktober nach Berlin zurück. Diesmal war Ruth allein mit Frau von Erotthus hergekom men. Zhr Vater war, Geschäfte vorschützend, in der Reichshauptstadt zurückgeblieben, wo er eine mit fürstlicher Pracht eingerichtete Villa im Tiergarten viertel bewohnte. Ruth wollte durchaus bei ihm bleiben, aber er hatte energisch auf ihre Abreise bestanden. Nun wußte sie, weshalb er sie sortgeichickt hatte. Sie kam sich vor wie verstoßen und verlassen. Das schöne Erdenfleckchen erschien ihr wie ein Ort der Verbannung. Schwere Tränen rannen plötzlich wieder über ihre Wangen herab, mitten in eine lustige Geschichte hinein, die ihr die Majorin erzählte, um sie abzu lenken. Die kluge und gütige Frau merkte es wohl. Sie wußte aber auch ganz genau, daß diese Tränen stär ker fließen würden, wenn sie ihnen Beachtung schenkte. Ruhig fuhr sie fort zu plaudern und hatte schließlich auch die Genugtuung, daß die junge Dame !iq tapfer bezwang und auf die Unterhaltung ein fach Tisch, als die beiden Damen auf der großen Veranda saßen und eine Weile ihren Gedanken nach- gehanaen hatten, fragte Ruth plötzlich: „Was machen wir nun all die Tage hier allein? Auf Hochtouren kannst du mich nicht begleiten und immer nur auf den Promenadenwegen herumzu spazieren, ist langweilig." „Wir können doch ausfahren, so oft wir wollen. Zn die Ramsau, nach Reichenhall hinüber und an deinen geliebten Königssee. Auch nach Salzburg komme ich gern mit und kleinere Bergtouren leiste ich schon noch. Auf den wilden Watze freilich und seine Genossen steige ich nicht mehr hinauf. Aber auch da weiß ich Rat, wenn du dich noch einige Zeit gedulden willst."