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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.08.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-08-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100811019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910081101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910081101
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-08
- Tag 1910-08-11
-
Monat
1910-08
-
Jahr
1910
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Bezugt-Prei» Ntt L«ch,t, »»» «orortt »««tz «1«, lttig« und Vv«dtir»r« 2»»l »L«Iich tu» Hau« gedrachl: 20 4Z maaatl., 0.70^» vierttljihrl. «et unlrru flitial«» u. Nu» »atzuukrllen abarboltt 70 momttl„ 0.00 »ttrttlltOrl. Durch dt« chasti wuntzaNi D«uilch>and« und drr d«»Och«» Kolonien »»erreliLhri 0.0* »ouatl. 1.2» autlchl. Poftdeftellgeld. ferner in Belgien, Ltnrmark, d«n Doaaullaatea, Jlaliru, Luremdurg, -lieberland«, -lor» we„en, Oesterreich Ungar», Rußland, Schweden, Schweiz u. Spanien. I» alle» übrigen Lia-len nur direkt durch di« tjleichPltlieUe de« Blatte« erdLillich. Da« Leipziger Dagieblatl erlcheini 2 mal itglich, Sonn- a. gei riag» »ur morgen«, «lvonnei. eni-Ännaiime. Augullutplatz 8, b« unieren DrLgrrn, Filiale», Lv«0>l«urea und Annahmellellen. wa»te PiMmteru a»d BriettrLgern. Itn»«I»ert»us»pr«ts der Morgen» «utgob« 10 4), der l.deudiu«gade Och, Redaktion und Geschäftsstelle: Iohanni«galj« v. gernlvrecher: I4ÜÄ2. I«SW. l«SS«. Morgen-Ausgabe. eiMerTagMall Handelszettung. 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Vas Wichtigste. « Am heutigen Tage beginnen die Aussper rungen in der deutschen Werftindustrie. (S. Dischs. R.) * Englische und russische Meldungen aus Te heran berichten über eine bedrohliche Ver schlimmerung der Lage. (S. Ausl.) * Der Vertrag der Union mit Liberia ist bereits am 1. August in Kraft getreten. (S. Ausl.) * In New Jersey wurden beim Zusam men st oh eines Schnellzuges mit einem Auto mobil 5 Personen getötet. (S. Tageschr.) Oie SvhenMUernlahrt nach üer Ostmark. Ein Ereignis von vielleicht weittragender politischer Bedeutung steht der Provinz Posen bevor: für den 20.» 21. und 22. August ist der Provinzialhauptstadt der Besuch des Kaiser paares angesagt, in dessen Begleitung sich wahrscheinlich das kronprinzliche Paar, sowie Prinz Eitel Friedrich nebst Gemahlin befinden werden. Auch der Reichskanzler von Beth- mann Holl weg wird sich im Gefolge des Kaisers befinden. Gerade in letzter Zeit wurden aus verschie denen Anlässen die Blicke des politischen Deutsch lands mehr denn je nach dem Osten gelenkt, wo sich das Deutschtum in unbestreitbar immer härter werdendem Ringen mit dem Polen- tum befindet, und die nationalen Gegensätze hart aufeinanderplatzen. Die Zustimmung der polnischen Landtagsfraktion zur Kron dotationserhöhung war, wie erinnerlich, im Frühjahr die Ursache zu allerlei mehr oder minder gewagten Kombinationen über den be vorstehenden Anzug einer Bersöhnungsära, und als gar noch die Polen im Posener Stadtparla ment einer Magistratsvorlage zustimmten, in der 30 000 Mark zur Ausschmückung der Stadt an den Posener Kaisertagen gefordert wurden, traten die Versöhnungsgerüchte in immer be stimmterer Form auf, wiewohl über die wahre Stimmung in polnischen Volkskreisen kein Zweifel obwalten konnte, wenn man die ge hässigen und abfälligen Kritiken las» die ein Teil der polnischen Presse an der „Samt pfötchenpolitik" der polnischen Landtags fraktion und der Polenfraktion des Posener Stadtparlaments übte. Schließlich fühlte sich ia der Reichskanzler selbst, offenbar auf Drängen Derjenigen Kreise, die einzig in einer Politik der starken Hand den Weg des Heils er blicken, veranlaßt, in ziemlich kategorischer Weise urbi et ordi zu verkünden, daß von einer Kurs änderung nicht die Rede sein könne und die von Bülow überkommene Polenpolitik unver änderte Fortsetzung erfahren solle. Auch die seit dem im November 1906 erfolgten Ableben des Erzbischofs von Stablewski eingetretene Sedisvakanz der Bischofsitze von Posen und Enesen wurde in letzter Zeit mehr denn je erörtert und, obwohl in erster Linie eine rein kirchliche Angelegenheit, — wie die Verhältnisse in der Provinz nun einmal liegen — in den Streit des Tages hineingezogen und von pol nischer Seite mit einer gewißen Ungeduld behan- delt; man bezeichnete dieFortdauerderVerwaisung des Bischofssitzes als für die kirchlichen Verhält nisse „unhaltbar" (vielleicht nicht ganz mit Un recht), während auf deutscher Seite die Frage, die ja für die Regierung vor allem eine Frage der Qualifikation des Kandidaten und darum auch noch ungelöst ist, mit ersichtlich kühler Reserve und kluger Vorsicht' behandelt wird. Dazu kommt schließlich noch die wegen verschiedener Umstände immer brennender gewordene Frage der An wendung des in der politischen Rüstkammer noch immer funkelnagelneu liegenden Enteig nungsgesetzes; bei der Erweiterung des Landbedarfes der Anstedlungskommisston, der nach dieser Richtung für die Zukunft kaum die Hände gebunden bleiben dürfen, drängt gerade die Enteignungsfrage ungleich mehr zur Entscheidung in naher Zeit. Man mag zu ihr politisch stehen, wie man will: sie wird jeden falls immer mehr zu einer Entwickelungs bedingung für das Posener Deutschtum. In erster Linie ist nun der Anlaß des be vorstehenden Besuches rein äußerlich: er gilt der Einweihung des neuen Kaiser schlosses, der mit einem Kostenaufwand von etwa 6 Millionen Mark in der Provinzial hauptstadt Posen in romanischem Stile errich teten Kaiserpfalz. Das in gewaltiger Monu mentalität sich am Berliner Tor, im Osten der Stadt erhebende Schloß ist mit seinen festen, massigen Formen und seinem trutzigen, steilen, vom preußischen Aar gekrönten Turm, am Eingangstor der Ostmark gelegen, gewißer maßen ein Symbol und Wahrzeichen des festgefügten, starken Kaisertums und gleich zeitig ein Warnungszeichen für deßen Feinde. Inmitten der Monumentalbauten Neu-Posens, am Berliner Tor, erhebt es sich auf dem Ge lände der durch die Entfestigung beseitigten Wälle, wo in den letzten Jahren, die moderne Großstadt Posen repräsentierend, entstanden sind: die königliche Akademie, das neue Stadt theater, der Ansiedelungspalast, das Raiffeisen- gebäude, das Oberpostdirektions- und Land schaftsgebäude — alle diese Baulichkeiten maje stätisch überragend. Der Schöpfer des 1905 bis 1910 errichteten Gebäudes ist der Geh. Bau rat Profeßor Franz Schwechten-Eharlotten- burg. lieber die eigentliche Zweckbestimmung des Schloßes waren bis jetzt die verschiedensten Vermutungen im Umlauf; einmal sollte es als Residenz des zur Betätigung im Verwaltungs dienst hierher zu versetzenden Kronprinzen dann sollte es ein andermal wieder dem Prinzen Eitel Friedrich als Aufenthalt dienen, und eines Tages wurde von der Fama gar Prinz Friedrich Wilhelm, der Sohn des verstorbenen Prinzregenten von Braunschweig, als derjenige genannt, dem es als Wohnsitz zu gedacht sei. Was an diesen Vermutungen richtig ist, dürfte schon die allernächste Zeit erweisen. Mit dem rein äußerlichen Anlaß der Kaiser tage und seinen mehr dekorativen Begleit erscheinungen wird es zweifellos nicht abgetan sein, der Besuch wird seine Reflexe sicherlich auch in das politische Gebiet hinüberwerfen. Inwie weit den mancherlei zur Entscheidung oder in klarere Bahnen drängenden Fragen der Ver waltung der Ostmark durch die Posener Kaiser tage die Wege der Lösung geebnet oder vielleicht auch nur angedeutet werden, darüber kann man zur Stunde noch nichts Bestimmtes sagen. Fest steht indeßen, daß der Kaiser in persönlicher Aussprache mit Männern der Wissenschaft und Verwaltung manchen Wink, manche Direktive geben wird, deren Spuren wir bald sehen werden. KanMlche llceüimerweigerungen. (Pariser Brief unseres Korrespondenten.) Paris, 7. August. Die Kasse ist geschlossen, die Kasse der Re publik. Frankreich gibt vorläufig kein Geld mehr heraus, d. h. seine Regierung läßt auf dem Pariser Markt keine ausländischen Anleihen zu. Bisher rühmten sich die Franzosen, die Bankiers der ganzen Welt zu sein, die Mehrzahl der anderen Voller in finanzieller Abhängigkeit zu halten und ihrem Ueberfluß an Barmitteln mindestens ebensoviel An sehen zu verdanken wie ehemals ihrer Kriegs bereitschaft. So las man es seit Jahren in den Boulevardblättern, jedesmal, wenn hier eine fremde Staatsanleihe aufgelegt wurde oder wenn ein fremdes Staatsoberhaupt zum Besuch der Lichtstadt eintraf. Richtig ist, daß die betreffenden Landesväter gewöhnlich um Kredit ansprachen. Bezüglich des poli tischen Einflußes, den sie mit derartigen Liebes diensten zu steigern glaubten, scheinen die Franzosen sich getäuscht zu haben. Sie hatten wohl auch ihre Erwartungen vielfach zu hoch gespannt, sie bean spruchten von gewißen Schuldnern eine Dankbarkeit, die an Selbstverleugnung und Preisgabe der wich tigsten nationalen Interessen grenzte. Dazu fühlten jene sich nicht verpflichtet. Sie sollen also jetzt dazu gezwungen werden. Die Gläubiger Frankreichs sollen wißen, daß man hier nicht nur pünktliche Zinszahlung von ihnen verlangt sondern auch auf ihre industrielle Kundschaft sowie ganz besonders auf ihren politischen Beistand rechnet. Die fremde Nation, die in Pari» Geld aufnehmen will, muß es auch wieder hier ausgeden, nicht anderswo: sie muß ihre Kanonen in Lreuzot kaufen, nicht in Essen: sie muß ihre Schiffe in Toulon oder in Saint-Nazaire bauen laßen, nicht auf deutschen Werften; sie muß ihre Bergwerks- und Eisenbahn-Konzessionen fran zösischen Bewerbern erteilen, keinen Kapitalisten, die ihrer Nat onalität nach den Dreibund vertreten. Das ist nämlich kennzeichnend für die jüngst be schloßene Sperrung des Pariser Geldmarktes, daß sie sich mittelbar gegen Deutschland richtet, da» sie nur denjenigen Regierungen gegenüber zur Anwen dung kommtz di« mit dem Deutschen Reich gute Be ziehungen zu unterhalten wünschen, dem deutschen Gewerofleiß die verdient« Anerkennung zollen und den deutschen Handel in wohlverstandenem eigenen Interesse begünstigen. Solche unabhängige Auf fassung der internationalen Verhältnisse gilt hier al» Rücksichtslosigkeit gegenüber Frankreich. Seit Herr Stephan Pichon die auswärtigen Angelegen- > heften der Republik leitet, äußert sich am Quai I d'Orsay eine neue Art von Chauvinismus, eine Revanchepolitik, die geflissentlich jede deutsch feindliche Kundgebung vermeidet, dafür aber auch jede Betätigung deutschfreundlicher Gesinnung von dritter Seite zu verhindern sucht. Herr Del- casst gedachte uns „einkreisen" zu können, Herr Pichon möchte uns „ausschließen", und die Nationen, die ihn bei diesem Experiment nicht unterstützen wollen, werden kurz und bündig ihrerseits von ihm aus geschlossen. Zunächst schneidet er ihnen auf dem Pariser Geld markt den Kredit ab, er hängt ihnen sozusagen den Brotkorb höher. Das widerfuhr eben gestern den Jungtürken und soll dieser Tage auch den Madjaren widerfahren. Jene haben sich die Ungnade der regierenden Republikaner zugezogen, indem sie sich neuerdings von ihren gefährlichen britischen Freunden und ihren wenig zuverlässigen französischen Gönnern abwanden und wieder vertrau liche Beziehungen mit den Dreibundsmächten anzu knüpfen suchten. In ihrem Heerwesen räumten sie jederzeit deutschen Lehrmeistern und Führern den vorherrschenden Einfluß ein, und letzthin wagten sie nun auch für die Reorganisation ihrer Kriegsmarine deutsche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Sie kauften zwei ältere deutsche Panzerschiffe und unterhandeln, wie man hört, wegen eines dritten und vierten, während es so einfach gewesen wäre, sich von den Franzosen neue bauen zu lassen! Das ärgerlichste dabei ist, daß sie ganz annehmbare Preise bieten, daß sie dem deutschen Marinefiskus zu einem gar nicht unvorteilhaften Geschäft verhelfen! Sie tragen also ihr Geld nach Deutschland, das Geld, das man ihnen hier geliehen hat oder das sie eben im Begriff standen, hier zu erborgen. Daraus wird nichts! sagte Herr Pichon gestern am Ende einer langen Unter redung zu dem türkischen Finanzminister Djavid Bei, der eigens der neuen Anleihe wegen nach Paris ge kommen war. Und dasselbe läßt er im voraus durch die hiesigen Zeitungen dem ungarischen Staatssäckelmeister Lutacs vermelden, der bekanntlich die jüngst in Pest von den Kammern bewilligte Anleihe von 560 Mill. Kronen zum größeren Teil auf dem Pariser Markt unterzu bringen hoffte. Die Offiziösen des Quai d'Orsay motivieren diese Kreditverweigerung ganz offenherzig mit dem Hinweis aus Ungarns Stellung im Dreibund, auf das Verhältnis der Pester Negierung zu Deutschland. Mit dem Eelde, das die Madjaren den französischen Sparstrümpfen zu entnehmen wünschen, sollen angeblich allerdings keine militäri schen Rüstungen bestritten werden, aber, so meint man hier, es sollen damit nachträglich Verpflich tungen gedeckt werden, die aus der Zeit der bosnischen Verwickelungen stammen, die also durch die antirussische und mithin auch antifranzösische Balkanpolitik des Grafen Aehrenthal veranlaßt wurden. „Ungarn gehört einer Bündnisaruppe an, deren diplomatische und militärische Machtmittel gegen Frankreich und deßen Alliierte gerichtet sind. Unter den obwaltenden Umständen muß diese Rück sicht alle anderen in den Hintergrund drängen." So schreibt im „Echo de Paris" ein Oberoffi'iosus des auswärtigen Ministeriums, und in gleichem Sinne warnen seit mehreren Tagen die diplomatischen Mit arbeiter sämtlicher großen Bouleoardzeitungen vor finanziellen Gefälligkeiten für die Ungarn. Solcher Freimut verdient alle Anerkennung, aber auch ernste Beachtung da, wo man noch von der Möglichkeit einer freundlichen Annäherung zwischen Deutschland und Frankreich träumt. l-ucotiu«. Deutsches Kelch. Leipzig, 11. August. * Die sächsischen Konservativen als Gefolgsleute des Herrn von Heydebrand! Das ist die Quintessenz einer Erklärung des Konservativen Landes vereins im Königreich Sachsen, die durch die konservative Presse verbreitet wird. Diese Kund gebung richtet sich in der Hauptsache gegen die kürz lich erfolgten Acußerungen des nationalliberalen Führers Basser mann und reiht kurz alles das aneinander, was man in konservativen Blättern über diese Angelegenheit schon viel besser gelesen hat. Wichtig und wertvoll dünkt uns aus dem ganzen Aussatze nur die folgende Stelle: „Wenn Herr Bassermann von den Konserva tiven Heydebrandscher Richtung unter keinen Umständen etwas wißen will, so heisst das nichts anderes, als daß die Nationalliberalen für die Reichstagswahlen überhaupt das Tischtuch zwischen sich und den Konservativen zerschnitten haben; denn v. Heydebrand Hal die gesamte kon servative Partei hinter sich. Bei den Kon servativen herrscht Gott sei Dank nicht jene Ver worrenheit und Zersplitterung, wie sie gegenwärtig die natronalliderale Partei aufweist." Was von den konservativen Abgeordneten Giese und Dr. Wagner ständig eifrig bestritten, was in gewißen konservativen Blättern in schärfster Weise als falsch bekämpft wurde: die Identität der politischen Anschauungen und der politischen Haltung der sächsischen Konservativen und der in Preußen maßgebenden Richtung Heydebrand wird hier von offizieller Seite, die es doch am besten wissen muß, glatt bestätigt. Die „Kreuz zeitung" leitet den Abdruck der Erklärung ausdrücklich mit dem Bemerken ein, daß sie vom „Konservativen Landesverein im Königreich Sachsen" um Aufnahme dieses Aussatzes ersucht werde. Wenn nach dieser parteiamtlichen Kundgebung Herr von Heydebrand „die gesamte konservative Partei", einschließlich der sächsischen Konservativen also, hinter sich hat, dann billigt der Konservative Landesverein auch die Politik des schwarz-blauen Blocks, dann heißt er die Unterstützung des Zentrums durch die Konservativen gut, dann befürwortet er eine Ver bindung mit dem ärgsten Feinde alles Deutschtums, mit dem Ultramontanismus! Wir quittieren mit bestem Danke für dieses äußerst wertvolle Be kenntnis zur Richtung Heydebrand. * * Kaiser «nd Zar. Die Bürgermeisterei in Friedberg ist amtlich davon verständigt worden, daß das russische Kaiserpaar und voraussichtlich auch auf kurze Zeit der Deutsche Kaiser Gäste der Stadt Friedberg sein werden. * Die Beteiligung der Automobile bei den dies jährigen Kaisermanöver». An den diesjährigen Kaiserinanöoern werben insgesamt 73 Personen automobile teilnehmen. Diese Anzahl gliedert sich in folgende Abteilungen: Zur Beförderung der Gäste des Kaisers werden 12 Mercedeswagen dienen, die vor kurzer Zeit von der Heeresverwaltung onge- tauft wurden. Neben diesen Fahrzeugen, die sich im Besitz der Heeresverwaltung befinden, werden die Kraftwagen der Freiwilligen Motorradfahrer und des Freiwilligen Automobillorps zur Verwendung gelangen. Von Motorradfahrern sind 22 Mann ausgewählt worden, die schon vorher einige Wochen lang Dienste tun müßen, um beim Kaisermanöver die nötige Uebung erlangt zu haben. Von dem Frei willigen Automobilkorps werden 39 Kraftwagen ge stellt, von denen das Kriegsministerium 5 erhält, die Manöverlcitung und der Chef des Militärlabinetts erhalten 22, die Generalkommandos des 1. und 17. Armeekorps erhalten 10 Automobile, der Inspekteur der Feldartiüerie 1 und die deutschen Milftärbevoll- mächtigren gleichfalls 1, und zwar der Chef des Stabes des Freiwilligen Automobilkorps, Kommer zienrat Bärenstein. Von anderen Mitgliedern des Deutschen Freiwilligen Automobilkorps, die an den Manöver» beteiligt sind, sind der Fabrikbesitzer Opel, der Generalkonsul von Paks avant und Herr von Koester zu erwähnen Don Automobillastzügen wer den neben dem Automobilomnibus und einer Automobilwerkstatt noch 15 Automobillastwagen an den Manöver» teilnehmen. Interessant ist, daß die Lastautomobile auch zur Vsrioraung der Luftschiffe mit Wasserstoffgas Verwendung finden werden. Dre Versorgung der Luftschiffe mit Wasserstoffgas wird dadurch von dem Schienenweg der Eisenbahnen un abhängig. Das Wasserstoffgas wird auf Eisenbahn wagen, die 2800 Kubikmeter faßen, von der Fabrik in die Nähe des Manöveraeländes befördert und von deni Bahnhof durch die Gaslastautomobile auf das Manöverfeld gebracht. Die Easlastautomobile, die im diesjährigen Kaiiermanöver zum ersten Male in einer Anzahl von 2 Stück Verwendung finden wer den, sind eigens zu diesem Zwecke von einer deutschen Automodilfirma konstruiert und können so viel Gas füllung mit sich führen, wie für ein Luftschiff von 1200 Kubikmeter nötig ist. Es werden darum, da in diesem Jahre 2 Luftschiff« an den Manöver» teilneh- men, je 2 Anhänger nötig werden. Die ganze Ver sorgung de» Manövers wird also in diesem Jahr* in der großzügigsten Weise auf automobilem Wege be werkstelligt. * Die Anwendung de» deutsch-portugiesischen Han delsvertrages. Aus Lissabon wird mitgeteilt, daß dl« portugiesischen Kaufleute von der Meistbegünstigungs klausel des vor noch nicht langer Zeit in Kraft ge tretenen deutsch-portugiesischen Handelsvertrages etne sonderbare Vorstellung hätten. Nach uns zu gegangenen Mitteilungen sind nicht nur die portu giesischen Kaufleute, sondern auch die dorti gen Zollbehörden mehrfach von der Bedeutung der Meistbegünstigungsklausel nicht recht unterrichtet. Einzelne haben sich zu nächst geweigert, auf deutsche Provenienzen die Der- tragszollsätze. die Portugal beispielsweise mit Ruß land vereinbart hat, zur Anwendung zu bringen. Erst den energischsten Vorstellungen von Lissaboner Ver tretern deutscher Häuser ist es gelungen, die berech tigten deutschen Ansprüche durchzusetzen. Es ist ja richtig, daß der deutsch-portugiesische Handelsvertrag nicht ein bloßer Meistbegünstigungsvertrag ist. weil er Portugal für den Eventualfall auf einzelne Zoll sätze bindet: er ist also gegebenenfalls ein Tarifver trag. Dadurch ist aber auch nicht im geringsten die Bestimmung des Vertrages berührt, wonach beide Teile sich, mit wenigen Ausnahmen auf der Seite Portugals, als auf dem Fuße der meistbegünstigten Staaten behandeln. Ebenso wie Deutschland hat Portugal dieser Vereinbarung nachzukommen. Die zuständigen deutschen Behörden würden natürlich bet etwaigen Verletzungen der Vereinbarung durch unter geordnete Zollbehörden an der obersten portugiesischen Zentralstelle auf die Vornahme von Remeduren dringen. * „Sparkommission" zur Vereinfachung des Mi« litäretats. Die Bestrebungen der Militärverwaltung zur Erzielung von Ersparnissen und zur Vereinfachung der Verwaltung hatten, wie der „Inf." mitgeteilt wird, bereits vor längerer Zeit zur Herbeischaffung sehr umfangreichen Materials geführt, das zunächst einer Vorkommißion zur Sichtung übergeben wurde. Der entsprechende Bericht wurde bereits vor einiger Zeit erstattet und ließ erkennen, daß die verschie densten Gebiete durch die Vorschläge berührt wur den. Infolge der Schwierigkeiten, die durch die Fülle des Materials und durch die eventuellen Aende- rungen, die seit langer Zeit bestehende Einrichtungen betreffen würden, hervorgerufen werden, bedarf es längerer Zeit, um zu bestimmten Resultaten zu ge langen, die sich aus die Vereinfachung des Etats der Verwaltung und auf die Erzielung von Ersparnissen beziehen. Infolgedessen hat sich die Beendigung der Arbeiten der hierzu berufenen Kommißion bis zur Ausstellung de? jetzt dem Neichsschatzamt bereits vor liegenden Militäretats für 1911 nicht erzielen lallen. Die Kommission, die zu obigem Zweck zusammenge treten ist. ist auch gegenwärtig noch an der Arbeit und wird vorläufig diese auch noch nicht beendigen können. Soweit als möglich sind bereits Verein« facbungen und Neuerungen beim vorliegenden Mi- litäretat entsprechend den Arbeiten der Kommißion zur Anwendung gelangt. Im übrigen kann nur be tont werden, daß der Etat mit außerordentlicher Sparsamkeit ausgestellt worden ist. Aus diesem Grunde ist es auch nicht möglich gewesen, die Auf besserung der Löhne der Mannschaften bereits anzu fordern. * Die Au»reis« der an die Türkei verkaufte« Kriegsschiff«. Die Linienschiffe „Kurfürst Friedrich Wilhelm" und „Weißenburg" treten am 13. August von Wilhelmshaven ihre Ausreise nach der Türkei an. * Studium der Tierseuchen in Südweftafrika. Zum Studium der Tierseuchen, besonders der Schafseuchen, entsendet das Reichskolonialamt den zu diesem Zwecke vom Reichsamt des Innern beurlaubten Direktor der Deterinärabteilung des Reichsgesundheitsamts Ge-
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