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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.06.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-06-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100617023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910061702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910061702
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-06
- Tag 1910-06-17
-
Monat
1910-06
-
Jahr
1910
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Nr. lSS. Iahrssny. Lelpztgrr Tageblatt. Freitag, 17. Juni 1910. «US Lryytz mrÄ Um-e-enü. Leipzig, 17. Juni. , Aetteebericht »er Kövtal. «tchs. Landeswettenva^e M Dr«»«. < Voraussage für den 18. Juni 1910. Nördlich« Winde, langsame Abnahme der Bewöl kung. Temperatur wenig geändert, kein erheblicher Riederf.'VIag. Pöhl berg: Varmittags und nachmittags star ker Reb«. Fichtelberg: Ilnnnterbrvchen schwacher Nebel. '' * Univrrsitittsnachrichten. Der Dekan der theo logischen Fa kultät gibt bekannt, daß die T r i e r s ch e n Prüfungen am 7. Juli von 4 Uhr nachmittags ab im Theoloaikum (Augusteum 1. Stock) abgehalten werden. Dni 1. Abteilung (Neues Testament) durch Geheimrat H einrici, die 2 Abteilung (Altes Testa- inent) durch Geheimrat Kittel, die 3. Abteilung (Historische T-Heoloai«) durch Gebeimrat Bricger, die 4. Abteilung (Systematische Theologie) durch Gc- l etmrat Kirn und die 5. Abteilung (Praktisch« Theo logie) durch K^'nsistorialrat Nendtorfs. Die Bekannt gabe des Ergei'nisses dieser Prüfungen erfolgt am gleichen Tage abends. * Jubiläum. Am 2Ü. d. M. ist es dem Fuhrherrn Reinh. Wolf vergönnt, auf eine 40jähriae Tätigkeit als Fuhrherr zurvLkzudlicken. Durch rast lose Tätigkeit und Porwärtssrreben hat er sein Ge schäft emporgebracht, und kanu daher seinem lammen den Alter ruhig entgegensetzen. * Lin Nachlasse» der Gewitter darf für die nächste Zeit erwartet werden. Mit Mittwoch früh ist eine Umwandlung der Wetterlage eingetreten, so daß die Eewittcrkatastropben, die in der Montagnacht das Ahrtal, in der Dienstagnacht Oberbayern und in kleinerem Umfang auch Leimig betroffen haben, einst weilen wohl nicht wiederkehren werden. Allerdings wird auch das warme Sommerwetter vorläufig auf hören. und die schon gestern merkbar gewordene A b - kühluna dürfte in der Folge noch zunehmen, wo bei der allgemeine Witterungscharakter sich voraus- fichllich ebenfalls verschlechtern wird. Die gegen wärtige Lustdruckoerteilung, die ein ausgedehntes barometrisches Maximum über dem westlichen Ozean und tiefen Druck über Nord- und Osteuropa aufweist, entspricht genau dem Bilde, das der um drese Jahres zeit fast regelmässig austretende Kälterückfall des Juni, der stärkste Temperaturrückgang de» ganzen Jahres, aufzuweiscn pflegt. Die nördlichen und nord westlichen Winde, die als Folge der geschilderten Lustdruckverteilung für jenen Kälterückfall charakte ristisch sind, haben sich bereits eingestellt, und die feinen Ncgensällc, welche die „kalten Tage des Juni" besonders unangenehm zu machen pflegen, haben trotz des gestiegenen Barometers aleichfall» nicht lange auf sich warten lassen. Die Dauer dieses großen Kälterückfalles betrügt zumeist 8—14 Tage. * Der Verband kaufmännischer Gehilfinnen ver sammelte am Mittwochabend eine Anzahl seiner Mit. glieder zu einem Vereinsadend, an dem in erster Linie eine Besprechung der Tagesordnung zur Hauptversammlung der Verbündeten Kaufmännischen Vereine für weibliche Angestellte am 18. und 19. Juni in Düsseldorf stattfand. Dis erste Vorsitzende, Frau Laura Krause, wies auf die einzelnen zur Be- rntung kommenden Punkte hin und stellte fest, daß die anwesenden Mitglieder sowohl in der Frage eines gleichmäßigen Fortoildungsschulunterrichts für Kon toristinnen und Verkäuferinnen, wie betreu« einer Art Unterhaltungsbeilage zu dem Bereinsblatt mit dem Vorstand übercinstimmten. — Der zweite Teil des Abends wurde durch Rezitationen von Fräulein Hedda Wardegg ausgefüllt. Das mit auster ordentlichem Geschick und Geschmack ausgewählte Pro gramm führte Dichtungen von M. v. Ebner-Eschenbach, F. Nückert, A. v. Chamiffo, A. Christen und anderen auf. Ganz besonders sei aber des mit tiefem Ver ständnis von der Künstlerin zum Vortrag gebrachten Bruchstücks der Ballade „Deutsches Recht" von E. von Handel-Mazetti gedacht, dessen in wundervoller Fein heit zum Ausdruck gebrachter Gedanke in Verbindung mit dem künstlerischen Vortrag seinen Eindruck auf die Anwesenden nicht verfehlte. Auch das niedliche Gedicht „Fingerhütchen" von C. F. Meyer darf nicht unerwähnt bleiben, bei dem Fräulein Wardegg den drollig-herzigen Ton hübsch traf. Ebenso fand die reizende Dichtung von A. Koch „Wer so viel ertragen und tragen kann" ungeteilten Beifall. Dem reich haltigen Programm fügte die Künstlerin noch die Rezitation der Ssidelschen Dichtung „Die Musik der armen Leuten" an, die, nicht zuletzt infolge der in liebenswürdiger Weise zur Verfügung gestellten Klavierbegleitung, den Vortragenden herzlichen Dank cintrug. * Der Allgemein« Fürsorgeerziehung»-!««, welcher vom 27.—30. 2uni d. I. in der alten Hansastadt tagt, erfreut sich von seiten der Berufsarbeit«! einer regen Beteiligung: auch Freunde der Fürsorge erziehung, welche im letzten Jahre viel von sich reden machte, haben sich schon angemeldrt, find aber auch weiterhin herzlich willkommen. Die Themata der diesjährigen Tagung sind ja auch besonders interessant. Der Vereinsinkpektor Pfarrer Thiele. Magdeburg (Prov. Sachsen) wird über die Bedeutung, Erfolge und Mißerfolge der Fürsorgeerziehung im letzten Jahrzehnt sprechen; Herr Assessor Hartmann aus Hannover wird die Stellung der Fiirsorge- crziehungskreise zur Strafvrozeßreform präzisieren — eine akute Frage, da der Reformentwurf dem Reichstag zur Begutachtung oorliegt. Besondere Anziehungs kraft dürfte auch wohl noch der letzte Vortrag haben, in welchem ein Psychiater, Direktor Kluge aus Pots dam, und ein Pädagoge, Vorsteher Pastor Bredereck aus Strausberg, über die schwer erziehbaren Fürsorge zöglinge reden werden. Das find gerade dtejenigen, welche trotz ihrer geringen Anlage soviel Aufmerksam keit auch tm weiteren Publikum erwecken und den Berufsarbeitern so viele besonders Sorgen bereitet haben. — Alle Drucksachen und Auskünfte über die Tagung sowie der Führer von Rockstock, welchen die Stadtbehörde allen Teilnehmern unentgeltlich dar bietet, sind vom Tagungsbureau des Allgemeinen Fürsorgeerziehung» - Tages in Rostock, Krämerstraße ^Nr. 19, zu erhalten. * Da» Grammophon bei »ff«ne»Fenster. In letzter Zeit bat da» Spielenlassen der Grammophone del offenen fenstern recht überhandgenommen. Es wird darauf hingewiesen, daß diese» der 8 119 der Vrrkehrsordnuna verbietet. Die Schutzmann schaft ist zur strengsten Auffichtsführung angewiesen worden. * Plötzlich» T«d. Gestern mittag wurde im Abort ihrer Wohnung in der Leipziger Straße in Stötteritz eine 40jährige Schlossersehefrau tot aufgefunden. Ein Herzschlag hatte ihrem Leben «in Ende gemacht. * Selbstmordversuch. Aus Furcht vor Strafe sprang heute morgen ein 14 Jahr« alter Kauf, mannslehrling aus Eroßzlchocher in die Pleiße. Er wurde noch lebend von der Feuer wehr au» dem Wasser gezogen. * verhaft,»««,. Festgenommen wurde jener 23iährtae Markthelfer aus L.-Lindenau, der. wie wir erst kürzlich berichteten, seinem Chef 800 Mark unterschlagen hatte. Das Geld hatte er in der kurzen Zett mit seinem Freund -einem ebenfalls au» L.-Lindenau gebürtigen D Jahre alten Markthelfer, in leichtlebiger Gesellschaft bis auf Heller und Pfennig vertan. Der Freund wurde ebenfall» in Haft genommen. — Ein 44 Jahre alter Provi- stonsreisender aus Hohenerxleben. der wegen eines Zechbetrugs der Kriminalabteilung »»geführt wurde, kam, da man bereits wegen verschiedener strafbarer Handlungen nach ihm fahndete» ebenfalls in Haft. Gestohlen wurde am 1k. d. M. aus dem Vorraum einer höheren Lehranstalt ein Sommer überzieher aus grauem Stoff mit schmalen dunklen Längsstreifen, unter dem Henkel die Firma „Jarmitz Wroclaw-Breslau eingenäht, ferner ein gelber Gummimantel und ein Herrenregenschirm mit schwarzem Bezug und braunem gebogenen Griff.— Weiter wurden gestohlen in der Nacht vom 14. zum 15. d. M. aus einem Schaukasten in der Hainstraste 6 Stück Oberhemden aus weißem Trikot mir bunten Einsätzen und endlich im Ee- wandgäßchen am 14. d. M. ein graugestrichener zweirädriger Federhandwagen mit der Firmen bezeichnung „R. Große". * Wohltätigkeitsschwindler. Ein Unbekannter, der sich al» Küster der Thomas-Kirchengemeinde ausgab, engagierte auf einer hiesigen Herberge einen jungen Mann zum Sammeln von Geldern für die durch Unwetter geschädigten Kalamitosen. Er übergab ihm zu diesem Zwecke auch eine dahinlau tende Liste und instruierte ihn eingehend. Der junge Mann ging auch sofort eifrig ans Werk, hatte aber wenig Erfolg. Nach einiger Zeit traf ihn der „Un bekannte" zufällig wieder, nahm ihm das gesammelte Geld — 1 — und die Liste wieder ab, und be ¬ stellte ihn zur Empfangnahme seines Lohnes und einer neuen Liste zu einer späteren Zeit auf den Köniasplatz. Der funge Mann schöpfte inzwischen Verdacht und meldete cs der Kriminalpolizei. Die Festnahme des angeblichen Küsters konnte aber bis letzt noch nicht erfolgen, denn auf den Königsplatz, wohin er kommen wollte, kam er wohlweislich nicht wieder. Der Betrüger, vor dem gewarnt wird, wird beschrieben als etwa 40 Jahre alt, 1,70 Meter groß, untersetzt, mit vollem Gesicht, schwarzem Schnurrbart und bekleidet mit dunklem Anzug, schwarzem steifen Hut und langer dunkler Pelerine. Wenn aber der junge Mann, ein 21 Jahre alter Steinhauer aus Drübeck, gewußt hätte, daß ihn selbst sein Schicksal erreichen würde, so wäre er sicher nicht zur Polizei gelaufen. Er wurde nämlich selbst wegen eines Diebstahls gesucht. Da ihm dieser auch nachgewiesen wurde, kam er in Haft. * Auswärts verhafteter Provisionsschwindler. Von der hiesigen Kriminalpolizei wurden in Halle a. S. zwei Schwindler, die hier Betrügereien verübt hatten, ermittelt und einer von ihnen festge nommen. Sein Komplice war schon einige Tage zu vor ins Ausland geflüchtet, wo sein Aufenthalt be reits ermittelt ist. Seit einigen Wochen reisten beide von Hamburg aus in den größeren Städten Deutsch lands umher und ließen sich als Provisions reisende, insbesondere bei Zahntechnikern, um Kundschaft zuzuführen, engagieren. Unter Vor spiegelung aller möglichen unwahren Tatsachen ver standen es die Gauner, sich in den meisten Fällen einen ansehnlichen Vorschuß zu erschwindeln und dann zu verschwinden, sobald sie annehmen mußten, daß die Polizei von ihrem Treiben Kenntnis erhalten haben könnte. In derselben Weise haben die Schwind ler auch ihr Unwesen in unserer Stadt getrieben und sind dann, als ihnen anscheinend der Booen unter den Füßen zu heiß geworden war, unbekannt wohin ver» schwunden. Der Festgenommene ist der Reisende Robert Tielge aus Hamburg, der einen Teil seines Lebens in allen möglichen Ländern der Welt ver- bracht hat. Geschädigte wollen sich bei der hiesigen Kriminalpolizei im Zimmer 107 melden. Aus Lächle«. Dresden, 17. Juni. * Emofang im Landeskonfistorium. Geheimer Rat Dr. Böhme, Präsident des Evangelisch-lutherischen Landcskonsistoriums, empfing am Mittwoch eine Ab- ordnung de» Vereins sächsischer Kirchenbeamten. Kirchenfiibrer Haßmonn-Leipzig sprach die Glüchwünsche zur Uebernahme des Präsidium» mit der Bitte aus, daß das Landeskonfistorium auch unter der neuen Leitung sein bisheriges Wohlwollen den Bestrebungen de» Vereins be wahren möckte. Präsident Dr. Böhme dankte für die Segenswünsche, sicherte die Erfüllung der ausge sprochenen Bitte zu und bekundete in längerer Aus sprache ein lebhaftes Interesse und warmes Herz für den Kirchenbeamtenstand. * * Plauen i. v^ 17. Juni. (Der Mörderder Frau Rau verhaftet.) Gestern nachmittag ist inTreuen der des Mordes an der 75jährigen Frau Rau in Feldwiese verdächtige und von der Staats anwaltschaft gesuchte 23 Jahre alte Gelegenheits arbeiter Paul Hermann Schneider festgeom- men worden. I» Freiberg, 17. Juni. (Der Landesverband selb st ändrgerBucho Inder) im König reich Sachsen hält Sonntag, den 2«. Juni, hier seine erste Hauptversammlung ab. Die Tagesordnung enthält u. a. folgende Beratungs punkte: Einfübruncheiner vieriährigen Lehr zeit in Sachsen (Referent Obermeister Unrasch- Dresden) und ein Antrag der Buchbinder-Innung Zwickau, das Kgl. Kultusministerium zu ersuchen, für sämtliche Volksschulen ein einheitliches Papier für die Schreibhefte einzuführen. Sus Sa-lens Umgebung. ll. Eil«»burg, 17. Juni. (Gin Brand) entstand gestern in der Eilenburger Zuckerwarenfabrik Friedrich L Henze. Ein Trockenraum brannte voll ständig au». * Weimar, 17. Juni. (Vom Dache gestürzt) ist gestern nachmittag am Meßhaus der 30 Jahre alte Dachdecker Wilhelm Schlimpert von hier. Er wurde schwer verletzt nach dem Sophienhaus gebracht. * Eisenach, 17. Juni. (Aus der Strafanstalt ausaebrochen.) Aus der hiesigen Strafanstalt entwich der 23jähriae Häftling Carl Handke aus Löwenoerg in Schlesien unter Mitnahme eines Zivilanzuge», den er gestohlen hatte. Srrl-tslaal. Dir Gkvzterstrsgüüte von Nllenveln. (Fortsetzung.) sb. Allenstein, 16. Juni. (Drahtnachr.) Der Oberstleutnant Tuplchew»ki fährt als Zeuge weiter vernommen in seinen Aussagen fort: Al» mir Herr von Goebe» erzählte, daß Herr v. Schönebeck tot sei, ging mir vieles durch den Kopf, und ich machte mir meine Schlußfolgerungen. Ich wußte, daß Herr v. Goeben sehr eneroisch war, traut« ihm allerdings nicht zu, daß er als Offizier so etwa» tun könne. Zn her Begleitung des Herrn v. Goeben hatte sich Kriegsgerichtsrat Conradi befunden. Dieser fragte mich sodann: Haben Sie schon gehört. Ja wohl, sagte ich. Ein Raubmord? Der Kriegs- gerichtviat sagte: Ausgeschlossen. Ich srmgte, wer kann es gewesen sein? Kriegsgerichtsrat Con radi sagte: Dann kann e» nur der sein, der eben hier vorüberging, Nachmittags bekam ich den Be fehl, der Untersuchung al» Beisitzer betzuwohnen. Kriegsgerichtsrat Conradi und ich sprachen mit Herrn v. Goeben. Conradi fragte ihn, was für Waffen er habe. Herr v. Goeben wurde ausfällig und sagte: Sie tun ja so, als wenn ich der Beschuldigte sei. Ich trat als Beisitzer dem Kriegsgerichtsrat Conradi bet und sagte: Ebenso wie an Sie kann diese Frage auch an mich gestellt werden. Herr v. Goeben sagte: Kom men Sie zu mir und sehen Sie zu. Wir gingen in die Wohnung, wo Kriegsgcrichtsrat Conradi «ine flüchtige Haussuchung vornahm. Am 28. wurde Herr v. Goeben verhaftet. Ich fragte ihn kameradschaftlich: Herr v. Goeben, wenn Sie etwas auf dem Herzen haben, ich will es gern an mich nehmen. Herr v. Goeben sagte, er habe dazu keinen Grund. Am 30. wurde er von Stabsarzt Weber wegen der Kratzwunden im Gesicht untersucht. Kurz vorb-r hatte Herr v. Goeben zu Herrn Conraoi gesagt, daß noch verschiedene Sachen in seiner Woh nung seien, die zu falschen Schlüffen führen könnten. Zum Schluß meiner Unterredung mit Herrn v. Goeben sagte ich: Herr v. Goeben, ich habe Sie immer für einen anständigen Kerl gehalten, zeigen Sie sich als anständiger Mensch, Sie find der Mörder, wollen Sie nicht die Wahrheit sagen. Er erwiderte: Herr Major, ich danke Ihnen für Ihre liebenswür digen Worte. Herr Conradi suchte o. Goeben gleich zu einem Geständnis zu bewegen. Darauf wandte sich Herr o. Goeben schroff ab und sagte, Herr Kriegs- ;erichtsrat, Ihnen habe ich eigentlich nichts zu agen. Ich fuhr dann mit Conradi zum Hotel Kron- irinz und bat ihn mitzukommen, da der Kriminal- ommissar Wannowski dort war. Ich erzählte die- em, was Herr v. Goeben mir gesagt hatte. Wan nowski sagte, das Verhör müsse möglichst am nächsten Morgen vor 8 Uhr vorgenommen werden. Am nächsten Morgen fuhren wir drei zu Goeben. Wir kamen überein, daß Herr Wannowski die Verneh mung vornehmen sollte. Der Kriminalkommissar knüpfte an da» an, was Herr v. Goeben am Tage vorher zu mir gesagt hatte und fragte: Wollen Sie nicht gestehen? Zuerst wollte er nichts aussagen, im Laufe des Gesprächs wiederholte er die Worte: Ich kann nicht sprechen, ehe nicht die Frau gesprochen hat. Herr Wannowski sagte: Hören Sie, die Sache hat sich so und so abgespielt. Herr v. Soeben erzählte dann auch, wie er de» Bindfaden durchgeschnitte» und durch das Fenster gestiegen sei. Herr Wan nowski sagte: Dann haben Sie ihn erschaffen! Herr o. Goeben erklärte: Das elektrische Licht war schon eingeschaltet, als ich das Fenster ausmachte. Wan nowski fragte: Sie erhoben dann Ihre Pistole und schaffen? Goeben sagte: Nein, dann wäre ich ja ein gewöhnlicher Meuchelmörder. Wie ich in den Licht kegel kam, trat der Herr Major mir entgegen. Ich wollte mit ihm sprechen und sagte: Herr Major . .. Da erhob er die Waffe und schoß. In demselben Augenblick hob ich die Pistole hoch und schoß ihn durch den Kopf. — Der Zeug« erklärt weiter: Diese Darstellung machte Herrn v. Goeben in meinen Augen nicht schuldlos, entlastete ihn aber in gewisser Be ziehung. Ich weiß nicht mehr genau, ob Herr v. Eoe« ben sagte: Der Herr Major habe angeschlagen, oder er habe abgedrückt. Ich hatte den Eindruck, daß Herr v. Ece-ru erst im zweiten Augenblick geschossen hatte, nachdem der Herr Major angeschlagen hatte. — Nors.: Wurde Herrn v. Goeben damals vorgehal ten, daß Friru v. Schönebeck ein Geständnis abgelegt hätte? — Zeuge: Das weiß ich nicht mehr. Die ganze Verhandlung war so dramatisch, daß ich mir natürlich nicht alles notieren konnte. Herrn v. Eoe- bens Schlußworte waren: Ich bin der Schuldige, Frau v. Schönebeck ist unschuldig. Bitte, lasten Sie mir die Frau unter allen Umständen vollständig aus dem Spiel. — Wegen eines Schwächeanfalles der An geklagten und der herrschenden drückenden Hitze wurde die Verhandlung auf Freitag früh vertagt. Tobsuchtsanfall der Angeklagten. Die Angeklagte Frau Weber hat nach der am Donnerstag beendeten Verhandlung einen Tob sucht sanfall gehabt, so daß die Fortsetzung der Verhandlung für h«ute in Frage gestellt war. Ein Privattelegramm meldet uns darüber: Allenstein, 17. Juni. (Tel.) Wie gemeldet wird, ist Frau v. S ch ö n b e ck-W e b e r bei der Verneh mung des Oberstleutnants Tupschewski zusammenge brochen und erlrtt einen Ohnmachtsanfall. Nachdem Frau Weber nach dem Hotel zurückgebracht worden war, erholte sie sich bald, klagte aber über Schwäche zustand. Um 6 Uhr nachmittag, als Frau Weber ein Bad nahm, bekam sie plötzlich einen Tobsuch tr än fall. Eie schrie, daß sie auf weite Entfernung vernommen wurde und die Menschen zusammeneilten. Ihrem Gatten gelang es nicht, sie zu beruhigen. Er konnte nicht verhindern, daß sich Frau Weber be trächtliche Bißwunden an den Händen und Armen beibrachte. Man glaubt nicht, daß die Angeklagte heute vernehmungsfähig sein wird. LpMt. LüUsnweltlUegrn in Leipzig. -Z- Zu dem am Sonnabend und Sonntag auf dem Sportplatz stattfindenden Ballonwettflieaen des Leip ziger Verein» für Luftschiffahrt macht sich, wie uns mrtgeteilt wird, insofern eine Abänderung de» Programms, wie es an den Plakatsäulen ange kündigt wurde, notwendig, als die Ballons zu den Weitfahrten an beiden Tagen abends nach 7 Uhr starten sollen. Zu den Weitfahrten haben die bekanntesten Führer, wie Herr Dr. Broeckel- mann-Berlin, Herr Fabrikant Korn-Dresden, Herr von Oidmann-Halle. Herr Dr. Wander»- leb-Jena und Herr Reg.-Baumeifter Hackstätter, der seinerzeit mrt Schreirerer die gefährliche Nord seefahrt glücklich bestanden hatte, und andere tüchtige Führer gemeldet, so daß die Fahr ten wohl bei einigermaßen günstiger Witte rung ein schöne» Ergebnis bringen werden. Interessant besonders für den Zuschauer wird die Fuchsjagd werden, die Sonntag mittag 12 Uhr ge startet wird, bei der sämtlich« 5 verfolgenden Ballons gleichzeitig in die Höhe gelosten werden. Der Ballon Leipzig", wie schon erwähnt, geführt von Herrn Hauptmann Härtel, startet als Fuchs. Es ist von diesem Führer anzunehmen, daß er seinen Bersolgern das Leven recht schwer machen wird. Als Mit fahrer des Fuchsballons nehmen noch drer Offiziere teil. Als Legitimation beim Eintritt zum Sport platz dient für die Mitglieder de» Verein» für Luft, schiffahrt, wie auch für die Mitglieder de» Vereins Sportplatz die Mitgliedskarte. Dauerkarten haben Gültigkeit. Sonnabend von 3 bi» 7 Uhr findet Militarkonzert der Neaimentsmufik de» Karabinier- Regiment» statt, ebenso von Sonntag früh 11 Uhr bis 1 Uhr und nachmittags von 3 bis 7. * Neuer Höhenweltrekord. Aus Indianapolis meldet der Telegraph: Der Aviatiker Brookins erreichte bei einem Fluge mit einem Wright- aeroplan eine Höhe von 5000 Fuß und stellte damit einen neuen Weltrekord auf. Da» I. Abendrenne« des Leipziger Renn fahrerverbandes auf der Leipziger Sport platzbahn am Donnerstagabend hatte folgende Er gebnisse: 1000-m-Malfahren mit Punktwertung für die Verbandsmeisterschatt: 1. Vorlauf: 1. Rich. Zschernig in 1 Min. 44'/» Sek., 2. P. Ullmann; un placiert Langbein, Werba, Jänicke, Voigt, Kretzsch- mar. 2. Vorlauf: 1. Otto Fuchs in 1 Min. 40'/» Ser., 2. E. Lüdicke; unplaciert Hofer, Stier, Gärner. Entscheidungslauf: 1. Fuchs in 2 Min. 4'/» Sek.. 2. Zschernig, 1 Länge zurück, 3. Lüdicke; unplaciert Ullmann, um Handbreite zurück. — 2000-m-Ent- schädigungs-Malfahren: 1. A.Hofer in 3 Min. 7'/» Sek., 2. P. Ullmann, 3. Langbein; unplaciert Jänicke, Werba, Voigt, Kretzschmar, Etter, Gärner. — 600-m-Vorgabefahren für Sitzungsbesucher: 1. Voigt. 15 m Vorgabe, in 48V, Sek., 2. Gärner, 40 w, 3. Kretzschmar, 50 w, 4. Jänicke, ohne Vorgabe. * Dem Protest gegen die sck wedischeJacht^Agnes 2" beim Rennen am 14. ist Folge gegeben. Die Jacht wurde von dem Rennen ausgeschlossen und der Sieg der dänischen Jacht „Albatros" ausgesprochen. Letzte Nachrichten. Die sächsischen Industriellen in Brüssel. si. Brüssel, 17. Juni. (Priv.-Tel.) Die hier weilenden Mitglieder der Verbünde sächsischer, thü ringischer und württembergischer Industrieller besich tigten heute die Ausstellung des Geheimrats Albert. Anläßlich dieses Besuches wurden verschiedene An sprachen gehalten. U. a. hieß Geheimrat Ravenö die Gäste willkommen, worauf Fabrikant Uebel - Plauen im Namen der Industriellen dankte. Geh. Regierungsrat Morgenstern überbrachte die Grüße des sächsischen Ministeriums des Innern. Abgeordneter Stresemann hielt eine längere Ansprache, in der er auf die Notwendigkeit des Zusammenarbeitens von Kaufmann schaft und Verwaltung hinwies, wie auch auf die glänzende Beteiligung der deutschen und besonders der sächsischen Industrie auf der Brüsseler Aus stellung. Er erinnerte dabei an die Rede des Mi nisters Vitzthum von Eckstädt auf der Haupt versammlung des Verbandes Sächsischer Indu strieller. Das glänzende Gelingen der Deutschen Ab teilung laste mit Gewißheit hoffen, daß trotz der immer größeren Sorgen um die Aufrechterhaltung unserer Stellung auf dem Weltmärkte und trotz mancher Schwierigkeiten im Innern die deutsche Exportindustrie Lurch die Qualität ihrer Erzeugnisse, durch die tiefe technische Durchbildung und durch die Intensität ihrer Arbeit, auch ferner am Weltmarkt in hervorragender Stellung tätig sein werde. Im Anschluß an die Rede wurde die Absendung folgenden Telegramms an König Friedrich August beschlossen: „Von dem gemeinsamen Besuch der Welt ausstellung in Brüssel, die von dem deutschen gewerb lichen Schaffen ein beredtes Zeugnis ablegt, gestatten sich die hier weilenden Mitglieder des Verbandes Sächsischer Industrieller Ew. Majestät, als dem Schirmherrn der sächsischen Industrie, ehrerbietigen Treugruß zu übersenden. Wir denken in Liebe unseres Königs, dem unsere Herzen aus der Ferne ebenso zujauchzen, wie ihn die Begeisterung M'" eigenen Lande umbraust, in dem Fürst und Volk kaum jemals so eng verbunden waren wie in Lei?'" Gegenwart." Zur BorromSus-Enzyklika. L. Dresden, 17. Juni. (Priv.-Tel.) Die Meldung eines Berliner Blattes, daß König Friedrich August auch an den Kardinalsiaalssekretär M erry del Val ein Schreiben gerichtet habe, ist unzu treffend. Gutem Vernehmen nach handelt es sich nur um ein eigenhändiges Schreiben Les Königs an den Papst. Eine Veröffent lichung des Schreibens ist nicht zu erwar ten, da eine solche den im Verkehr zwischen Souverä nen üblichen Gepflogenheiten widersprechen würde. rr. Rom, 17. Juni. (Priv.-Tel.) Der Erzbischof von Mailand Kardinal Ferra ri wurde der Ur heberschaft der Borromäus-Enzyklika ver dächtigt, angeblich von Jesuiten, die in ihm einen gefährlichen Papsttandidaten wittern. Kar dinal Ferrari erklärte aber heute das Gerücht für erfunden und soll hinzugefügt haben, er kenne das deutsche Leben zu genau, mn eine derartige Entgleisung zu begehen. Abg. Schmidt-Warburg f. Berlin, 17. Juni. (Eigene Drahtmeldung) Der Reichstags- und Landtaasabgeordnete Schmidt- Warburg (Ztr.) ist, der „Germania" zufolge, heute hier gestorben. Nachspiel zum Bonner Studentenprozeß. lriv.-Tel.) lleber das trafkammer gegen O. Berlin, 17. Juni. (P Urteil, daß dieBonner St die Korpsstudenten gefällt hat, sind in verschiedenen Blättern sehr abfällige Kritiken erschienen. Das Richterkollegium hat sich veranlaßt gesehen, ge meinsam gegen die betreffenden Blätter wegen Be leidigung Strafantrag zu stellen. Nichtwiederaufnahm« der Bauarbeit. Nürnberg, 17. Juni. (Eigene Drahtmeldung.) Die hiesigen Bauarbeiterorganrsattonen beschlossen gestern abend, die Arbeit vorläufig nicht aufzunehmen. »«Milo. 17. 2nu>. kiuoddSiu« l>«ukcd« iut viricoal» ,riioni!d»1c ?«l»c»d mt.»»«<Id. lionirek, 8»», Nen«k gzoin»»!» ti>d»ckec Ö.H.- i.llaUcrntd. 8cd»in>n>zlimi>d. c»wdv!!«i ro°>, «nridliv iiltiuoc» c,m4» 0r1«>1d»Ii»»« «»cickonildit» rdi»« s>»>°,yd»i>i» pn»r Hsiiried 8sied,»ii1«n>« 4", Llnae«.». SS !1»gv »ko»« Soek«»» t»m>ddc^s llulo» 2dm»4i«»d»did. 2 Udr 45 »>n. Lc. k«cl. Lv-c-rd. llrmpked. 4os4<i. 0,nsmII-7ciiiI töi«» lUW. !!«»,>»« t ÜU-t-Ni»«, 175.7S UL7L ru.- iss.rs 14442 174.20 WB 17, z vdr IS Ma. PN,, »»ML. r»c^,tt»Lsi «»»,» Ic. S»N. 8lc»»»d. ?«I«c»d. »»» », c»»',!>öN» l>»Nm,»4»s u»tn ,1-1». «»N 141»»» 5i«m„, t H»!r1i, c,»i>ei»-c!<d»s^» tuw. uur s«r»»ti«t. rnut na» vertag de» «ec,»»«er «. P»l». 3«tz. W. »uichda« w Lrt»t>». Tdelredalteur: V»»tt vchtrd«. verantwortlich« Redakteur«: Für Politik Dr. «. S»«t»er. lokal« und süchstsch» Angelegenheiten. DageSchronik und vermischt«» W. v. Buttlar, da» Feuilleton Paul Schaumburg Musik F. vtlttkttd« t. Spor» und SerlchUsaal I. Haartet». Für dt« ipaudeKiettuna A. vtrchrath. Für den InseratrnteU -- - K«l» Hiickmauu. Sämtlich ta Lrrpsig
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