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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.06.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100615020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910061502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910061502
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-06
- Tag 1910-06-15
-
Monat
1910-06
-
Jahr
1910
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BezuqS-Prei» für Lripjia und «orort« durch uufrr, Träger und kprdlieure 2m«I »Lglich in« Hau« gebrach« - SO monali., ft.7d^k »tertelltbri Br« unfer» Kilialeo u. «in» uahmeftellen adnrdolt 711 mo«r«U„ t.LS »irnrliLbrl. Lurch dir »oft: Innerhuld Deuii<i>.and- und drr deutschen Kolonien oterielitdrl U.«t» ^k, moriatl. I^kft au«tcht Poftbestellgeid. ferner tu Vrlgiea. Dänemark den Donaustaalr», Italien. tiuremdurg, Niederlande, Nor wegen, Oesterreich-Ungarn, «udland, kchweden. Schwer» u. Spanien I» allen übrigen Staaten »ur dirrv durch di« iitetchä'tlilell« »en ttlarree erdtltlich. Da« leipziger TagedlaN errcher»' 7 mal iägltch Soun. » gererraa« nur morgen«» «von»« eni-Lnnaou.- Lugultusplatz 8, bei unteren trägern ^Uiaten Spediteuren uad Bnnadmrüellen lowie Loftämter» und Briefträgern Itngeloerrautevre«« »er vtorgen» «iidgad« >0 l». »er ndeudaulgad« ll «t, lltrdaktton und Detchätl-ftell« Jov-nnisgafte 8 gernfprecher» I4SS2, 14K», 1489«. Abend-Ausgabe. npMcrTagMM Handelszeitung. Amtsblatt des Nates und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis für Jnfrrate au« Veivug und Umgedunq di« Sgetpaltene SO mm breite Petit,eil, 2b di« 74 inm breite SieNamejeile l von audwärt« 80 »z, Reklamen 1.20 Inserate von Bebirden >m amtlichen Teil die 74 wm brrit« Petit,eile 40 H. «eschätk«an^>qeu mit Piatzoorschrillen und tu der Avendausaad« nn Preise ertzübi. Rabatt nach Tarif. Bcilagegedübr ü p. lausend exkl. Postgebühr. gesterteilte Austrtge können nicht zurück- ae-ogen werden. Für da» Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. «neigen-Annahme: vuguftutzplatz 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Srpeditionen de« In» und Auslandes. Haupt-Filiale v«rlla: Sarl Duncker. Herrogl. Bayr. Hosbuch- handlung, Lützowstiatze 10. (Televbon VI, Rr. 4M3). Haupt-Siltale Dresden: Seestratze 4,1 (Telephon 462l). Nr. 163. Mittwoch, üen lS. Juni ISIS. politilche Nschrichten. Prehstimmen zu der Antwort de» Vatikan». Die rechtsstehenden Blätter sind alle von der Ant wort des Papstes befriedigt. So schreibt u. a. die „Kreuzzeitung": „Der Inhalt dieser Mitteilung ist im Interesse des konfessionellen Friedens freudig zu begrüben. Sie bedeutet zugleich einen vollen diplomatischen Erfolg, der nach unserer Kenntnis der Vorgänge dem Reichskanzler persönlich zuzuschreiben ist. Sie must jeden denkenden Evangelischen befriedigen." Die „Deutsche Tageszeitung" sagt: Die päpstliche Anordnung an die deutschen Bischöfe, die Veröffent lichung der Enzyklika zu unterlassen, bringt im Ver ein mit den formellen Erklärungen ohne Zweifel eine vollgültige Genugtuung. Die Kurie zeigt ein loyales Entgegenkommen. Das Hauptverdienst daran fällt der preussischen Regie rung, vor allen Dingen dem Ministerpräsidenten zu." Die „Post" bezeichnet das Ergebnis ebenfalls als einen Erfolg. Die Weisung des Papstes an die deut schen Bischöfe komme in ihrer Wirkung so ziemlich einer Zurückziehung der Enzyklika gleich. Die „Tägliche Rundschau" sagt dagegen: „Das ist für Diplomatenherzen viel, für die Ge fühle aber, die den deutschen Protestantis mus in diesen Wochen durchzittert haben, weni g." Der „Lokal-Anzeiger" erklärt: „Kein Eerechtden- kender wird in Abrede stellen, daß unsere Regierung es an zielbewutzter Festigtet t und Ener gie in ihren Verhandlungen mit Rom hat fehlen lassen. Der Befehl der Kurie an die deutschen Bischöfe bedeutet nichts mehr und nichts weniger als eine Desavouierung der päpstlichen Enzyklika auf deut schem Boden durch die Kurie selbst." Die „Vossische Zeitung" scheint befriedigt zu sein: „Unter der Voraussetzung, daß das Verbot der Ver kündigung und Veröffentlichung der Enzyklika streng durchgeführt wird, kann man das Verbot als einen sachlichen Erfolg der Regierung ansehen. Es must anerkannt werden, daß Herr von Bethmann Holl weg mehr erreichte, als Pessimisten glauben wollten." Die „Nationalzeitung" meint dagegen: „Als eine ausreichende Genugtuung wird man diesen Nüäzug des Vatikans kaum erachten können." Das „Berliner Tageblatt" ist auch oberzufrieden: „Innerhalb der engen Grenzen, in denen der unfehl bare Papst überhaupt nachgeben kann, hat er ein formelles Zugeständnis gemacht. Wir begreifen durchous, dast der durch diplomatische Er folge bisher nicht verwöhnte Reichs kanzler eine Befriedigung empfindet." Die Verhandlungen im Baugewerbe zu Hamburg. Hamburg, 15. Juni. lPrio.-Tel.) Die örtlichen Verhandlungen im Baugewerbe des Gaues Ham burg haben in Cuxhaven, Ahrensburg und BargteheideErfolg gehabt. Die Arbeiter er halten eine Lohnerhöhung von 7 bis 10 Pf. pro Stunde. Die Verkürzung der Arbeitszeit wurde überall abgelehnt. Aufhebung des Bierboykotts in Nürnberg. Nürnberg, 15. Juni. (Tel.) Die Versammlung der Vertreter der freien Gewerkschaften und der sozialdemokratischen Partei Nürn bergs beschloß gestern, den seit 1. Juni bestehenden Bierboykott in Nürnberg aufzuheben. Ein Borromäus-Protest aus der Schweiz. Zürich, 15. Juni. (Tel.) Die 66. Jahresver sammlung der schweizerischen Pre digergesellschaften nahm einstimmig eine Resolution an, die gegen die Borromäus- Enzyklika protestiert und sie einen un verantwortlichen Angriff auf den konfes sionellen Frieden nennt. Am Zwinglidenkmal wurde ein Kranz niedergelegt und eine Feier veranstaltet. Die Lage in Oesterreich. Wien, 15. Juni. (Tel.) In politischen Kreisen bezeichnet man die innerpolitische Lage als verschlechtert. Es sei nicht ausgeschlossen, daß die Frage betreffend Errichtung einer italie nischen Rechtsfakultät zu einer Demis sion des gesamten Kabinetts führen kann. Zur Reform des Oberhauses. London, 15. Juni. (Tel.) Gestern haben die Be sprechungen über eine von den großen politischen Parteien Englands abzuhaltende Konferenz wegen der Reform des Oberhauses begonnen. Es ist viel bemerkt worden, daß im Laufe der Verhandlung im Unterhaus« Premierminister Asquith eine Be sprechung mit Balfour hatte. Letzterer begab sich nach der Unterredung zu Lord Lansdowne, den Chef der Opposition. Beide hatten eine längere Unterredung, die den Zweck hatte, Lansdowne den Inhalt der Bedingungen mitzuteilen, die ihm von der Negierung gestellt werden. Antrag auf Wahlrecht der englischen Frauen. London, 15. Juni. (Tel.) Im Unterhause brachte der Arbeiterdeputierte Shakleton einen Gesetz entwurf ein, der verlangt, daß jede Frau, die mindestens 250 Mark Miete pro Jahr zu zahlen hat, das Recht hat, anden Wahlenzum Par lament teilzunehmen. Der Abgeordnete begründete den Entwurf damit, daß er das Minimum dessen fordere, was die Frauen billigerweise zu verlangen berechtigt seien. Er erklärte, daß die Frauen seit Jahren teilnehmen an der lokalen Regierung in den englischen Städten und dort einen bedeutenden Ein fluß ausübten. Es sei die Zeit gekommen, daß den Frauen das Recht jedes Bürgers, das Recht, an den parlamentarischen Wahlen teilzunehmen, zugestanden wird. Der Gesetzentwurf wurde unter lebhaf- temBeifalldesganzenHausesim Bureau des Unterhauses deponiert und die erste Lesung vor genommen. Die zweite Lesung wird am 23. Juni stattfinden. Spanien und der Vatikan. Paris, 15. Juni. (Tel.) „Matin" berichtet aus Madrid über die Unterhandlungen zwischen dem Vatikan und der Regierung, daß die bisherigen Verhandlungen kein nennenswertes Ergeb- n i s gezeigt hätten. Daß vielmehr die Spannung zwischen Spanien und dem Vatikan sich seit Ueber- reichung der letzten Noten der spanischen Regierung an den Vatikan noch bedeutend zugespitzt hätte. Die Regierung ist jedoch fest entschlossen, alle versöhnlichen Mittel anzuwenden, die ihr irgendwie zu Gebote stehen, wodurch ein Bruch mit dem Vatikan vermieden werden kann. Denn die Regierung wolle auf alle Fälle, daß das Recht auf ihrer Seite bleibe. Zur Kretafrag«. Konstantinopel, 15. Juni. (Tel.) Der Zusam mentritt einer Kretakonferenz nimmt an Wahrschein lichkeit zu. Man glaubt hier, daß auch Oester reich und De u t s ch l a n d an der Konferenz teil nehmen werden. Die Pforte steht dem Kon ferenzgedanken freundlich gegenüber. Paris, 15. Juni. (Tel.) „Matin" meldet aus London: Zur Kretakonferenz wird folgendes mit geteilt: Der französische Botschafter Cambon hat bei seinem gestrigen Besuch im Auswärtigen Amt keine formellen Vorschläge gemacht. Er hat vielmehr sich darauf beschränkt, dem englischen Minister die Ideen des französischen Ministers des Aeußern, Pichon, zu unterbreiten. Die englische Re gierung habe bisher sämtlichen Vorschlägen Pichons zugestimmt. Die Nachrichten über Uneinigkeit zwischen England und Frankreich seien falsch. Taseschranlk. Das Sachwalter im Ahrtale. Berlin, 15. Juni. (Telegr.) Nachdem das Ahr Hochwasser langsam zurückgegangen ist, läßt sich erst erkennen, welch unermeßliches Unglück das Hochwasser über das blühende Ahrtal gebracht hat. Einzelne Dörfer sind völlig vernichtet. Die Zahl der vermißten Personen wird jetzt auf 200 an gegeben. Köln, 15. April. (Telegr.) Das Ahrhochwasser ist langsam im Rückgang begriffen. Von den Häusern sind nur die Umrisse stehen geblieben. Im Wohnort Fuchshofen sind alle Bewohner bis auf 6 ertrunken, darunter viele Kinder. Fortgesetzt findet man nur notdürftig bekleidete Leichen. Zahlreiche Leichen liegen zwischen Geröll versteckt, so daß die Bergung äußerst schwierig ist. Das ganze Ahrtal bildet ein einziges Steingeröll. Das Hochwasser hat in Neuenahr nach der „Ahrweiler Zeitung" großen Schaden an gerichtet. Schon vor der Hemmessener Brücke trat es über die Ufer und überflutete den Postgarten. Es flutete dann seitwärts, bis in die Hauptstraße von Hemmessen vordringend, durch die Anlagen bis zur Telegraphenstrahe. wo es zwischen Villen und Ge schäftshäusern sich einen Weg nach der Poststraße bahnte. In breitem Strome, vielfach zwei Meter hoch, durchfluteten die lehmigen Fluten die Gärten und gelangten so bis zur Niederstraße durch die Erdgeschosse zwischen Derkaufsläden und Restaurationen in die Poststraße, diese ebenfalls meterhoch mit Wasser füllend, Sehr viele Läden der Poststraße, der Hauptstraße von Neuenahr, sind ganz erheblich beschädigt, vielfach sind dieSchaufenster eingedrückt oder zersplittert worden. In einem Hotel wurde der Fußboden schräg aufwärts gerissen. Von der Poststraße ergoß sich das Wasser in die Kreuzstraße und schließlich rn die An lagen, den Kurgarten auf weite Strecken hin ver wüstend. Sämtliche Blumenanlagen wurden aus dem Rasen herausgerissen. Ueberall starren Löcher, ragen Baumwurzeln aus dem Schlamm Die Sprudelwasserentnahme mußte unterbrochen werden. Der Willebrordsprudel blieb dagegen gänz lich verschont. Die nach dem Zurücktreten de» Wassers aufgenommenen Räumungsarbeiten werden die Be nützung der Trinkkur von morgen ab wieder ermög lichen. Das Wasser nahm, einem Strome gleich, seinen Weg in die unteren Räume des Kur hotels. L>er Fußboden wurde weggerissen. Die im Untergeschoß des Kurhauses be findlichen Räume, Schlafzimmer, Garderobe usw., wurden hoch überschwemmt. Möbel und Garde robesachen schwammen in den Fluten umher. Man findet zwar in Neuenahr viele Kurgäste, doch ist das Kurleben durch die Katastrophe jäh unter brochen worden, und viele der Gäste sind bereits abgereist. Schreckliche Einzelheiten werden der „Ahrweiler Zeitung" von einem Ailgen- zeugen aus Schuld mitgeteilt. Es wurde eine Kan tine mit vierzig Personen weggeschwemmt. Der Wirt mit seiner Frau konnte sich retten. 17 Leichen wurden abends geborgen, ein Mann hielt noch in jedem Arm ein totes Kind fest. Ein Ingenieur sah sechs seiner Leute auf einem Giebel herantreiben. Hilfe kam zu fpät. Im nächsten Augenblick traf ein großer Klotz den Giebel. Mit den sechs Arbeitern verschwand der Giebel in den gurgelnden Wassern. Sachwalter in üer Schweiz. Aus Zürich geht uns folgendes Privattelegramm unseres ^-Mitarbeiters zu: Von gestern auf heute ist eine furchtbare Wassers not in der ganzen Schweiz nördlich der Alpen ein getreten. Die Gotthardbahn steht bei Erstfeld (Schwyz) und Zug unter Wasser und hat ihren Betrieb eingestellt. Im Kanton Zürich ist eine ganze Reihe von Ortschaften überschwemmt, überall ist die Feuerwehr ausgeboten. Das Wasser draht bei Bahnhof Zürich die Eisenbahnbrücke zu über schwemmen. In Landquart hat das Wasser eine Eisenbahnbrücke weggerissen; die Züge verkehren nur noch bis Maienfeld. Sernfttal und Linttal sind ebenfalls überschwemmt. Der Zugverkehr in der ganzen Schweiz ist gänzlich unterbrochen. Konstanz, 15. Juni. (Telegramm.) Der Boden- see ist seit gestern um 32 em gestiegen. Sachwalter in Oberbayern. Füssen, 11. Juni. (Tel.) Infolge anhaltenden moltenbrnchartigen Regens ist d'e Polleat über die User getreten. Die Gegend südlich von Hohen schwangau gleicht einem ungeheuren See. Die Feuerwehren von Schwangau und Füssen sind zur Hilfeleistung ausgerückt. Der Lech ist gleichfalls außerordentlich gestiegen. Man befürchtet eine Ka tastrophe. da es andauernd regnet. Das Wachsen der Isar läßt auch für Mün chen Hochwasser befürchten. München, 15. Juni. (Tel.) Aus dem Algäu wird berichtet, daß der Zugverkehr zwischen Immen stadl und Kempten, Sonthofen und Oberstdorf ein gestellt ist. Die Iller gleicht einem See und überflutet die Brücken. In Kempten wurden die Häuser in der Altstadt geräumt. Die Iller steigt rapid. Das gestrige Unwetter. Berlin, 15. Juni. (Telegr.) Ein furchtbares Un wetter, Gewitter und Wolkenbruch, suchte gestern abend in der 7. Stunde Berlin und Um gebung heim. Es trat völlige Finsternis ein. Am maßlosesten war die Gewalt des entfesselten Elements im Südwesten und Westen. Der Regen stürzte mit solcher Heftigkeit herab, daß im Nu ganze Stadtviertel überflutet waren. Der Ansturm auf dieFeuerwehr war so groß, daß immer nur ein Wagen entsandt wurde. Im ganzen liefen über hundert Alarmie- run gen ein. Am Bahnhof Papestraße erfolgte ein größerer Dammrutsch. Das Wasser über flutete selbst am Wittenbergplatz und in der breiten Tauenzienstraße die Bordschwellen und drang in die Keller ein. Menschenverluste sind dabei nicht zu verzeichnen. Fast überall stockte in den gefährdeten Straßen der Straßenbahn- und Fuhrwerksver kehr. Die Straßen sind vollständig un passierbar geworden. Unter den ungeheuren Regenmassen batten besonders die Bewohner der Vororte erheblich zu leiden. Auch der Stadtbahn verkehr mußte infolge eines Dammbruches in Steglitz umgeleitet werden. Ein Waisenhaus in Flammen. Berlin, 15. Juni. (Tel.) In der gestrigen Gene ralversammlung des evangelischen Kirchenbauvereins teilte der Oberhofmeister der Kaiserin, Freiherr von Mirbach mit, daß vor wenigen Stunden dem Kaiser ein Telegramm zugeganaen sei, demzufolge in Je rusalem das syrische Waisenhaus ein Raub der Flammen geworden sei. Ueber tau send Waisenkinder sind einstweilen in den Räumen der Kaiserin-Augusta-Stiftung auf dem Oel berg untergebracht worden. Ein bombenwütiger Liebhaber. Frankfurt a. M.. 15. Juni. (Privattel.) Gestern abend gegen 11 Uhr wurden die Anwohner des vor nehmsten Wohnviertels von Frankfurt, des Westend, durch eine furchtbare Detonation in Schrecken versetzt. Der Knall war so stark, daß er fast in der ganzen Stadt gehört wurde. Feststellungen ergaben, daß es sich um einen Bombenanschlag gegen die Villa des Ban kiers Mayer, Niederlindau 2, handelt. Der Sprengkörper war in der Hinteren Ecke des Lichtschachtes in der Nähe des Küchenfensters niedergelegt worden, man und nimmt an, daß der Täter ein verschmähter Liebhaber der Dienstmädchen ist. Der in dem Hause zur Zeit der Explosion anwesende Sohn des Bankiers und die drei Dienstmädchen wurden glücklicherweise nicht verletzt. Die Fenster des Meyerschen Hauses wur den sämtlich eingedrückt und »wei Seitenwände stark beschädigt. Auch in den umliegenden Häusern wurden die Fensterscheiben zertrümmert und die in der Nähe befindlichen Gaslaternen durch den Druck ausgelöscht. Prei»richter auf der Wrltau»ftellung. Hanau, 15. Juni. (Priv.-Tel.) Auf Vorschlag des Handelsministers wurde der Direktor der Hanauer 101. Jahrgang. Zeichenakademie Leven zum Preisrichter auf der Weltausstellung in Brüssel ernannt. k Soldaten ertrunken! Gran, 15. Juni. (Tel.) 6 Soldaten, die die Donau übersetzen wollten, sind infolge eigener Un vorsichtigkeit ertrunken. Raufereien und Revolten. Paris, 15. Juni. (Tel.) Wie aus Lille gemeldet wird, fanden gestern in mehreren Bergarbeiter ansiedlungen zwischen französischen und belgischen Bergleuten arge Raufereien statt. Die Gendarmerie verhaftete vier Belgier, hatte jedoch große Mühe, sie auf dem Wege zum Gefängnis vor der Wut des Volkes zu schützen. Die Menge plünderte ein von Belgiern besuchtes Wirtshaus und vier Häuser einer von Belgiern bewohnten Arbeiteransiedluna. Die Gendarmerie nahm neun Franzosen fest. Als sie mit diesen vom Bahnhof Montigny nach Lans fahren wollte suchte die Menge, die Gefangenen zu befreien. Es gelang ihr auch, die Abfahrt des Zuges zu verhindern, in dem sie den Lokomotivführer und den Heizer m i t Steinen bewarfen, sie verwundeten und in dem sie das Kleis verlegten. Die Verhafteten wur den schließlich im Wagen unter starker Bedeckung nach Lans gebracht. Der Kaiser in der Kunstausstellung. Dieser Tage traf der Kaiser unangemeldet und völlig unerwartet im Automobil in der Großen Berliner Kunstausstellung ein. Einem Wunsche oes Kaisers gemäß fand sich niemand von den leitenden Künstlern oder Verwaltungsbeamten zum Empfang oder zur Führung ein. Der Kaiser war auch nicht, wie in früheren Jahren, von dem Kunstdezernenten des Kultusministeriums oder anderen Kunstsachver ständigen begleitet; in seinem Gefolge befanden sich nur zwei Flügeladjutanten und der Vorsteher der kaiserlichen Schatullenverwaltung. Zunächst ver weilte der Kaiser längere Zeit vor der in seinem Auftrage vom Bildhauer Professor Johannes Götz für Korfu geschaffenen, vor dem Ausstellungspalast ausgestellten Kolossalstatue des Achilles. Seine Aufmerksamkeit galt, nachdem er mit den Herren seiner Umgebung das große zur Milleniumsfeier gemalte Bild Bcnczurs „Die Stände Ungarns huldigen Kaiser Franz Josef" eingehend besichtigt und hierbei auf die Porträts vieler ihm bekannter Persönlichkeiten hingewiesen hatte, diesmal fast ausschließlich den plastischen Werken. Er ver weilte besonders lange vor dem großen Modell des auf dem Mailänder Campo Santo errichteten monu mentalen Grabmals von Professor Hans Dammann. Zum Ankauf bestimmte der Kaiser neben einigen kleineren Plastiken den bronzenen „Mädchen köpf" von Professor Wandfchneider, dessen Preis auf 2000 ./r angesetzt war. Die Besichtigung der Aus stellung währte anderthalb Stunden. * Wilhelm von Wymetal, der Oberrcgisseur der Wiener Hofoper, hat einem Rufe des Intendanten des Frankfurter Stadttheaters, Volkner, Folge ge leistet und die Stelle eines Leiters der Oper in Frankfurt a. M. angenommen. Die General intendanz vom Wiener Hoftheater hat ihm die er betene Entlassung für 1912 bewilligt. Wymotal war vordem Leiter der Leipziger Oper. Kus Leipzig unü Umgegenü. Leipzig, 15. Juni. Wetterbericht der Königl. Sächs. Landes-Wetterwarte zu Dresden. Voraussage fürden16. Juni 1908. Westliche Winde, wolkig, kühl, zeitweise Regen. Pöhlbera: Vormittags und nachmittags starker Nebel. Matter Sonnenuntergang. Fichtelberg: Glänzender Sonnenuntergang, Abendrot, matter Sonnenaufgang, Himmelssärdung gelb, ferne Gewitter nicht sehr weit von West dis Süd. * Jubiläum. Der Expedient Karl Gustav Prü fer in L.-Volkmarsdori begeht morgen das Jubi läum 25jähriger ununterbrochener Tätigkeit in der Maschinenbauanstalt von Kirchner L Co., A.-G., in L.-2ellerhausen, Torgauer Str. 11/43. * Kirchennachrichten. Am vergangenen Sonntage fand in hiesiger Friedenskirche die Ordination und Einweisung des Herrn Predigtamts kandidaten Martin Lindner aus Dresden statt, der an Stelle des in das Pfarramt Wendrsch- Rottmannsdorf berufenen Pfarrers Knabe vom Lan deskonsistorium als Hilfsgeistlicher für Leipzig- Gohlis abgeordnet war. Die feierliche Handlung vollzog in Vertretung des Ephorus, Herr I>. von Criegern unter Assistenz der drei Eohliser Pfarr geistlichen. Er legte in Anknüpfung an Jerem. l, 17: „So begürte nun deine Lenden und mache dich auf und predige ihnen alles, was ich dich heiße", dem jungen Geistlichen die Pflichten eines rechten evan gelischen Geistlichen in markigen Worten ans Herz, nicht ohne auch daraus hinzuweisen, daß wiederum, wie einst von Dr. Luther geschehen, von dem schlecht unterrichteten Papste an den oesser zu unterrichtenden appelliert wer den müsite. Nach trefflichem Dortrage der Motette: „Wie lieblich sind die Boten", durch den Friedens kirchenchor hielt der Herr Hilfsgeistliche Lindner die Antrittspredigt über Kol. 2,6 und 7 mit dem Thema: „Jesus Christus ist unser Herr" um zu zeigen, wie wir uns auf ihm erbauen und in ihm wandeln müssen. Danach bestieg Herr Pfarrer Dr. Seydel die Kanzel, um den Protest der evang. Stadtgeiftlichkeit wider die unerhörten Verunglimpfungen der evang. Kirche seitens des römischen Papstes zu verlesen. Der tiefe Eindruck des Protestes wurde machtvoll er- höht, indem nach Aufforderung des Pfarrers die zahlreich versammelte Gemeinde sich von den Sitzen erhob und unter dem Brausen des Bollwerkes der Orgel ihres Luthers „Ein' feste Burg ist unser Gott" anstimmte. Es war, als ob von den Glasgemälden der Kirchenfenster dke hehren Gestalten der Rcsor.
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