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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 16.06.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-06-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100616021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910061602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910061602
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-06
- Tag 1910-06-16
-
Monat
1910-06
-
Jahr
1910
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BezugK-Prei» ftr Leipzig »ad >voiorrr durch uuler, träger und Spedtieure 2»at täglich tu« Hau« gedrachl - vv 3> mooaü., >.7V^U vierieliähr! Bei unleru FUialeu u. An» uahuleuelleu avgedol« 7S monatig K.tü uieneliädrl. Durch dt« Vuk: tmierhald Deutlchiand« und der deutichen Kolonien vierielitdri 8.» monatl. ILK auslchl Poftbcstellgeld. Ferner in Belgien, Dänemark, den Donauslaolen, Italien. Luremdurg, wieder land«, Nor wegen, Oesterreich-Ungarn. Rußland, Schweben, Schwer» » Spanien In allen üdngen Staaten »ar direkt durch die Slelchättlilell« »«« Blatte« erhältlich. Da» oeivzigei Dagediat« «rtcheini -mal täglich Sona. » g«>-rrag« nur m«geng. Lvonn» «„»Anna»». Vugurtu«platz 8, bei unteren krägern Filialen Spediteuren und Lnnadmellellrn lowie Bokämrern uud Bnelträger» Utn,,l»,rta»t«vr»«ä »er Morgen, eutgad« ll> der «dendou«gal>e Siedakttvn und Gelchäkkäfteller Jobannibgalle 8. Fernlprecheri 14692, 14633, 146S4. Abend-Ausgabe. ripMer TagMaü Handelszeitung. Amtsblatt des Rates und -es Rolizeiamtes -er Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis iär Inserate au« Leivzig und Umgeduirq d>, Sgelvalkene SO mm breit» Betir-eil, 25 di« 74 mm breite »eklamegell« I von autwärt« 30 Reklamen 1.20 Jnferatr von Bebbrden 'M amtlichen Deil die 74 mm breite Petitzeile 40 2^ «eschält«an»e,gen mit Plahvorschristen und in der Adendauigab« im Preiie erhöht. Rabatt nach Laris. Beilagegebübr 5 p. Lausend exkl. Postgebühr. Festerteilte Austräge können nicht zurück. gelogen werden. Für da« iirlcheinen an bestimmten Lagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. «„»eigen-Annahme: stlugustu-platz 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Srpeditionen de» Ja» und Au «lande«. Haupt-Filiale Berlin'. Sark Linker. Hemogl. vai,r. Hofbuch handlung, LützowstiatzeIL iTrlephon VI, Nr. 4003). Haupt-Silial« Lre-den: Seeftratz- 4.1 (Telephon 4621). Nr. 164. Donnerstag, »en lS. 3unl lSlv. l04. Jahrgang. palitilche Nachrichten. Dernburg und die Reichstagsersatzwahl in Zschopau- Marienberg. Der Obmann der Nationalliberalen in Zschopau- Marienberg hatte sich an den früheren Staatssekretär Dernburg gewandt und ihn gefragt, ob er ge neigt wäre, eine nationalliberale Kan dt d a t u r zu übernehmen. Daraufhin hat Dernburg folgendes geantwortet: Obgleich mir ein sächsisches Mandat sehr sympathisch wäre, will ich mich doch dis auf weiteres politisch nicht be tätigen. Gruß. Dernburg. verband Sächsischer Industrieller in Brüssel. Brüssel, 16. Juni. (Tel.) 150 Mitglieder des Derbandes Sächsischer Industriel ler sind hier zum Besuche der Weitaus st ellung eingetroffen. Als Vertreter des Sächsischen Ministe riums des Innern nahm Geh. Regierungsrat Dr. Morgenstern an der Fahrt teil. Zu Ehren der Teilnehmer findet heute abend eine Festlichkeit statt, die von dem Präsidenten der deutschen Abtei lung der Weltausstellung, Geheimrat Ravens, ge geben wird. Ferner werden die sächsischen Industriel len übermorgen Gäste des Oberbürger meisters von Brüssel sein. Der Verband Sächsischer Industrieller veranstaltet seinerseits im Festsaal des Deutschen Hauses ein Bankett, zu dem die staatlichen und städtischen Behörden eingela den werden. An den Besuch der Weltausstellung wird sich ein Besuch in Ostende und in Antwerpen anschließen. Zum Befinden des Kaisers. Kaum ist der Kaiser von dem Furunkel, der ibn am rechten Handgelenk belästigte, befreit, so trifft ihn bereits wieder eine neue Unpäßlichkeit. Diesmal handel: es sich um einen Erguß ins rechte Kniegelenk, der den Kaiser zu vollkommener Ruhe zwingt, lleber die Erkrankung meldet der Draht folgendes: Neues Palais, 16. Juni. (Tel.) Der Kaiser hat sich einen anscheinend durch den ersten nach der Genesung unternommenen Ritt veranlaßten Erguß in das rechte Kniegelenk zugezogen und muß auf die Teilnahme an den für heute in Döberitz in Aussicht genommenen Uebungen und auf die Reise nach Hannover und Hamburg verzichten. Sein Allgemeinbefinden ist in keiner Weise gestört. Die Körpertemperatur ist nicht erhöht und Schmerz so gut wie nicht vorhanden. Um Miß deutungen vorzubeugen, wird ärztlicherseits Wert darauf gelegt, auszusprechen, daß ein Zusam- menhangderKnieaffektion mit dem nun mehr geheilten Furunkel nicht besteht. Vom „2. VH." Friedrichshafen, 16. Juni. (Tel.) Eine Fahrt des Luftschiffes „2. VH." nach Berlin ist für die nächste Zeit geplant. Dor dieser Reise soll das Luftschiff in Düsseldorf mehrere Fahr- ten unternehmen. Als endgültiger Hafen dieses Luftschiffes ist Hamburg bestimmt. Verständigung in den deutsch-österreichischen Eisenbahntarisstreitigkeiten. Frankfurt a. M., 16. Juni. (Tel.) Zwischen den deutschen Eisenbahnverwaltungen und der österreichi schen Eisenbahnverwaltung ist jetzt eine Verstän digung in den Tarif st reitigkeiten zu stande gekommen. Oesterreich hat an Deutschland Zugeständnisse wegen der Kohlentarife, unter denen bisher namentlich die schlesischen Kohlen zu leiden hotten, gemacht. Die Delegierten der deutschen Eisenbahnverwaltungen haben sich darauf bereit erklärt, die Kündigung der Aus nahmetarife zurückzunehmen. Die Zu rücknahme der Kündigung wird voraussichtlich in den nächsten Tagen erfolgen, nachdem die verschiedenen deutschen Eisenbahnncrwaltungen noch ihre Zustim mung hierzu gegeben haben. Zur Reform des englischen Oberhauses. London, 16. Juni. (Tel.) Die Besprechungen, die am Dienstag zwischen Premierminister As quith und dem Minister Balfour über eine eventuelle Konferenz der politischen Parteien be gonnen haben, die sich mit dem Vetorecht der Lords beschäftigen soll, sind gestern wieder ausgenommen worden. Lord Lansdowne nahm an den Be sprechungen der offiziellen Parteichefs teil, ebenso auf Veranlassung des Premierministers Minister Hal- dane. lleber das Ergebnis der Besprechung wird absolutes Stillschweigen bewahrt. Dennoch hat Pre mierminister Asquith im Laufe des gestrigen Mi- nisierrates über den gegenwärtigen Stand der Ver handlungen berichtet. Es geht das Gerücht, daß eine vollständige prinzipielle Ueberein- stimmungüber die Richtlinien einer sol chen Konferenz erzielt worden sei. Asquith und Balfour hatten gestern mehrere Zusammenkünfte, be vor ihrer Partei das definitive Programm oorgelegt wurde. Die radikale Partei des Unterhauses hielt gestern ebenfalls eine Versammlung ab. um einen Meinungsaustausch über die Frage des Kom promißes herbeizuführen. Um den Fortschritt in den Verhandlungen nicht zu unterbrechen, wurde bestimmt, daß keine Resolution gefaßt werden soll, bevor nicht das liberale Kabinett eine Erklärung Larüber abge geben hat. Zur Kretafrage. Die Mächte suchen jetzt ihrer Forderung, die muselmanischen Abgeordneten in Kreta zur Natio nalversammlung zuzulassen, durch eine Flotten- demonst'.ation Nachdruck zu geben. Es liegt folgen- oes Telegramm vor. London, 16. Juni. (Tel.) Der 5600 Tonnen große Kreuzer „Minerva" vom Mittelmeergeschwa der in Malta ist nach derSuda-Bai beordert worden und wird unverzüglich dorthin abgehen. Dies geschieht in Ausführung eines von Englund den Schutzmächten gemachten Vorschlages, daß jede der Mächte noch ein Kriegsschiff nach Kreta entsendet. — Es ist bisher noch immer keine Antwort auf die Note eingetroffen, in der die vier Schutzmächte die Zusicherung Kretas verlangen, daß der Ausschluß der Mohamme daner von der Nationalversammlung zurück- genommen werde. Da diese aber bereits im nächsten Monat Zusammentritt, wollen die Schutz mächte die Kriegsschiffe nach Kreta senden, um da mit ihre Forderung zu unterstützen. Uebrigens ist auch im englischen Unterhause die Kretafrage erörtert worden. Der Staatssekretär des Auswärtigen, Grey, hat am Mittwoch den Stand punkt Englands präzisiert und die Kreter vor über eilten Schritten gewarnt. Aus London wird uns dazu gemeldet: London, 16. Juni. (Telegr.) In der gestrigen Sitzung des Unterhauses erklärte Staatssekretär Grev: Der Treueid für den König von Griechen land seitens der Kreter sei nichts Neues, aber auch niemals von den Schutzmächten als zu dem Statusquo gehörend anerkannt. Solange die Eides leistung freiwillig gewesen sei, habe diese Frage keine Bedeutung gehabt und erst die Forderung der kre tischen Nationalversammlung, daß nur nach Ab leistung des Eides die muselmanischen Ab geordneten zuzulassen seien, bedeute ohne Zweifel in Theorie und Praxis eine Gefährdung des Statusquo, den die Mächte aufrechtzuerhalten entschloßen seien. Nach Aufzählung der von den Schutzmächten an die Nationalversammlung gestellten Forderungen erklärte Grey ferner, die Kreter hätten ihre Autonomie und hätten sich, was Freiheit in bezug auf ihre eigenen Angelegenheiten anbelangt, über nichts zu beklagen. Es wäre sehr unver ständig von den Kretern, wenn sie ihr Ver langen nach einer Annexion soweit treiben wollten, um den Frieden im nahen Osten zu ge fährden, und sie könnten nicht erwarten, daß wenn zur Erhaltung des Friedens Europa die An gelegenheit in die Hand zu nehmen gezwungen wer den sollte, ihre Bestrebungen eine größere Berücksich tigung erfahren würden. Wohl aber könne der Fall eintreten, daß dann im Verein mit der herausgcsor- derten Türkei die Mächte eine definitive Lösung herbeiführten, die für sie weniger günstig als der gegenwärtige Zustand sein würde. Zu der definitiven Regelung würden aber nicht ur vier, sondern sechs Mächte zu befragen sein, da dann auch Deutschland und Oesterreich-Ungarn zugezogen werden müßten. Ganz unbegründet sei auch die Behauptung, daß England seine Haltung in der Kretafrage geändert habe. Gerade solche un richtige Behauptungen in der ausländischen Preße seien geeignet, die freundschaftlichen Empfindungen der Völker für einander zu beeinträchtigen. Wenn man jetzt eine definitive Lösung erzwingen wollte, so könnte seiner Meinung nach eine Annexion durch Griechenland nicht in Frage kom men. Kreta und die Kreter behielten ihre Auto nomie, Selbstverwaltung und volle Freiheit: es sei nicht einzusehen, über was sie zu klagen hätten. Die Haltung Griechenlands sei während der jüngsten Wirren völlig korrekt gewesen, näm lich durchaus passiv und frei von der Provokation der Türkei. So wie die Dinge liegen, hoffe er, daß Kreta den Rat der vier Schutzmächte befolge und diese sich nicht gezwungen sähen, zu Maßregeln zu greifen, wie sie notwendig folgen müßten, wenn die Mächte sich der bei der Okkupation der Insel ein gegangenen Verpflichtungen entledigen wollten. Tsgesthranik. Die Katastrophe im Ahrtale. Antweiler, 16. Juni. (Telegr.) Gestern wurden in Schuld und Antweiler unter Beteiligung der Be hörden und der Geistlichkeit 39 Opfer der Hoch wasserkatastrophe beerdigt. Reiche Spenden. Köln, 16. Juni. (Telegr.) Die „Kölnische Zeitung" veröffentlicht einen Aufruf um Hilfe für die durch das Hochwasser Geschädigten im Ahr tale. Der Verlag der „Kölnischen Zeitung spendete 2000 und Kommerzienrat v. Guillaume in Köln 10 000 Insgesamt sind bisher 16 000 ein- gegangen. Die Stadtverordneten von Neuwied haben 1000 .tt gestiftet. Der Reichskanzler fordert Bericht ein. Koblenz, 16. Juni. (Tel.) Der Oberpräsident wurde ersucht, dem Reichskanzler mündlich über die Katastrophe im Ahrtal zu berichten. Hochwasser auch in Ungarn. Oraoiezabanya (Ungarn), 16. Juni. (Tel.) Der Fluß Nera ist über die Ufer getreten und über schwemmte mehrere Dörfer, lleber 80 Personen sind ertrunken und viele Häuser eingestürzt. Die Schweiz in Waßersnot. Bern, 16. Juni. (Tel.) Der durch das Hoch wasser in der inneren Schweiz und der Ostschweiz angerichtete Schaden ist unabsehbar. Die Eottbardlinie zwischen Schwyz und Brunnen, sowie zwischen Erstfeld und Amsteg ist verschüttet. Der Ver- kebr ist unterbrochen, ebenso auf der Linie Zürich— Chur, der Glarner Linie, der Sihltalbahn und der Emmentalbahn. Nach verschiedenen Orten hat Militär zur Hilfeleistung gesandt werden müßen. In dem bernischen Dorf Utzendorf mußten die Bewohner mit Pontonsgerettet werden. In Zürich hat die st ä d t i s ch e G a s f a b r i k den Betrieb ein st e l l e n müssen, so daß die Stadt zum Teil inDun ke l g e h ü l I t ist. Vielfach sind Menschen ertrunken. Von der in Altdorf in ihrem Hause verschütteten Familie Ziegler ist d a s 12. O p f e r, ein Hjähriges Mädchen, im Spital gestorben. Das Hochwasser in Serbien. Belgrad, 16. Juni. (Tel.) 'Der in den Städten und Dörfern des Moravatales angerichtete Schaden ist weit größer, als gemeldet wurde. Die Stadt Swilaznatz ist zwei Meter hoch über schwemmt. Bisher wurden 38 Leichen, meist Kinder, aufgefunden. Eine große Menge Vieh ist in den Fluten umgekommen. Die Wein gärten, die Obstgärten und die ganze Ernte sind vernichtet. Nikilch in Paris. Arthur Nikisch feiert zurzeit in Paris Triumphe Das „B. T." berichtet: Schon beim ersten Erscheinen am Dirigentenpult brachte man dem deutschen Kapell meister, der trotz jahrelanger Abwesenheit bei den Parisern in gutem Andenken geblieben war, eine langanhaltende, spontane Huldigung dar. Es war aber auch eine wahre Lust zu sehen, wie Arthur Nikisch aus dem Orchester, das seine Verve gleichsam zu elektrisieren schien, die entzückendsten, machtvollsten, zartesten und überwältigendsten Klangwirkungen her vorholte, wie er seinem Vortrag bis ins kleinste den Stempel individuellster Auffaßung zu verleihen wußte. Die Zuhörer blieben wie gebannt unter dem Zauber dieser Persönlichkeit, und der Bann loste sich erst lange nachdem der letzte Ton verklungen war, um endlosem Jubel und brausenden Hervorrufen Platz zu machen. Der beinahe beispiellose Triumph Arthur Nikischs bedeutete einen wirklichen Höhepunkt der Pariser musikalischen Saison, die nun bald ihrem Ende ent- gcgengcht. Auch in einem Liederkonzert der Sängerin Elena Gerhardt, in der Salle des Agricul- teurs, wirkte Nikisch dieser Tage zur Freude der über raschten Hörer mit, indem er den tadellosen Vortrag der Künstlerin, die Weisen von Beethonen, Schubert, Brahms, Hugo Wolf und R. Strauß zu Gehör brachte, schlicht und einfach am Klavier begleitete. Lin letztes GelprSch mit Björnlon. Peter Nansen, der bekannte dänische Schriftsteller, sah Björnson, als er dem Tode entgegen von Christia- nia nach Paris reiste und in Kopenhagen für eine kurze Zeit Station machen mußte. Die Begegnung sand auf dem Bahnhofe statt, und Nansen schildert die bewegende Szene wie folgt: Da lag er, der größte Mann, den der Norden Europas lemals gekannt hat, der König des Lebens. Wir standen um »ein improvisiertes Laaer, ein paar intime Freunde und der norwegische Gesandte, der gekommen war, um Grüße aus der Heimat zu über bringen. Der Gesandte, ein allbekannter Mann und ausgezeichnet als Gesetzgeber, beugte sich plötzlich zu dem Kranken hernieder und küßte ihn auf die Stirn. Das geschah so spontan, daß diese rührende Hand lung uns allen ans Herz griff. . Die Augen des alten Björnson füllten sich mit Tränen, er faßte nach der Hand des Gesandten, drückte sie mit schwacher Kraft wieder und wieder, führte sie an die Lippen und küßte sie, während er mit gebrochener Stimme flüsterte: „Ich danke Ihnen! Ich danke Ihnen!" Später >aß Nansen allein bei Björnson in dem kahlen Raum, und sie sprachen über — Politik. Der Sterbende war auch in diesem Augenblick noch mit all seinen Gedanken bei der geliebten Heimat. Er äußerte sich über die letzten Wahlen und über das Verhältnis zwischen den beiden feindlichen Parteien, die sich wegen des Streites über die Sprache des nor wegischen Reiches bekämpften. Auch jetzt war Björn son mit aller Energie dafür, daß das „Rigsmaal", die Sprache, in der die großen Werke der norwegischen Literatur geschrieben wurden, dem „Landsmaal^ nicht weichen dürfe. „Dafür will ich kämpfen, und wenn ich aus Tod und Leben gegen Männer kämpfen mühte, die ich liebe, und die lange Jahre hindurch meine Freunde und Genossen gewesen sind!" Dann nahte der Augenblick der Abfahrt des Zuges. Er wünschte Abschied zu nehmen. Er lag mit halb geschloßenen Augen, aus seinen Wangen war alle Farbe entwichen. Er lag da, gleich seinem eigenen Geiste, von wundervoller Schönheit auf dem weißen Kissen und mit einem dicken Bund dunkler Rosen auf der Brust. Als ich mich über ihn beugte, sah ich, wie große Tränen unter seinen Augenlidern hervor quollen, und der süße Dust der Ro,en schlug zu mir empor. „Wie schön sie duften!" sagte ich. Er hob die müden Augen. Der Blick war so hoffnungslos, und dann murmelte er leise Worte, daß ich mich dicht zu seinem Munde herabneigen mußte, um ihn zu ver stehen. „Es ist em Geruch von dem, an den zu denken rch nicht vermag!" „Woran?" fragte ich. „An den Tod! Es ist der Geruch des Todes!" Vie neueven MMunsen über üie Mltsmmuns ües Menschen hat Professor Sollas, zurzeit einer der hervorragend sten Paläontologen, in Liner Ansprache als Präsi dent der englischen Geologischen Gesellschaft zu- sammengefaßt. Zuerst wies er auf eine sehr merk würdige Tatsache hin, die auf die jüngeren mensch lichen Ueberreste geht. Bei diesen wird nämlich der innere Raumgehalt des Schädels größer, je weiter man in der Zeit zurückgeht. Da es nun bisher als ein Lehrsatz gegolten hat, daß die größere Entwick lung des Gehirns einen Maßstab für die geistige Ent wicklung überhaupt gibt, so liegt in diesem Umstand ein bisher nicht aufgeklärter Widerspruch. Professor Sollas nimmt an, daß der Raumgehalt des Schädels ein lediglich morphologischer Charakter ist, oeßen Bedeutung sich vorläufig noch nicht kennzeichnen läßt. Gerade die neuesten Forschungen haben ferner dazu geführt, den engen Zusammenhang zwischen dem Menschen und den menschlichen Affen, nament lich dem Gorilla und dem Schimpansen, hinsichrlich der vergleichenden Anatomie noch zu verstärken. Außerdem ergibt sich ein Zusammenhang weiter rückwärts auf die Halbaffen hin. Professor Sollas meint, daß sich die Entwicklung des Menschen von den menschlichen Affen an einer Stelle abzweigte, die ungefähr zwischen dem Gibbon einerseits und dem Gorilla und Schimpansen anderseits liegt. Der Mensch hätte seinen ungeheuren Fortschritt in erster Linie seiner Entsagung vom Leben im Wald ver dankt, und seine Laufbahn als ein Affe der Ebene begonnen. Daraus hätte sich die aufrechte Haltung und die Ausbildung der Hand zu einem Universal instrument als Folge ergeben. Der Urmensch lei wihrscheinlich schon zu einer sehr frühen Zeit ein ge selliges Tier gewesen, und daburch sei er znr Ent wicklung der Sprache gekommen. Außerdem sei er wahrscheinlich durch große Körperstärke und durch den Besitz furchtbarer natürlicher Angriffs- und Ver teidigungswaffen ausgezeichnet gewesen. Durch die Erfindung künstlicher Waffen seien dann die natür lichen Waffen allmäblich außer Gebrauch gekommen, und namentlich die Zähne batten sich so weit zurück gebildet, daß sie nur noch bei der Ernährung in Ge brauch genommen wurden. * Hofoperndirektor Dr. Muck. Das „Neue Wiener Journal" behauptet mit aller Bestimmtheit, daß der Kapellmeister der Berliner Hofooer, Dr Muck am Ende dieses Jahres zum Direktor der Wiener Hof oper ernannt werden wird. * Richard Strauß dirigierte im tschechischen Natio naltheater in Prag seine „Elektra". Es war dies das erste Mal. daß ein deutscher Komponist im tschechischen Nationaltheater am Dirigentenpult er schien. Das Publikum bereitete Richard Strauß stürmische Ovationen und rief ihn 16 mal vor die Rampe. Seit Hans v. Bülow hat kein deutscher Musiker ein tschechisches Konzert dirigiert. * Für Richard Wagner soll eine Marmor- Relieftafel am Palazzo Vendramin in Venedig angebracht werden. Der Bildhauer Ettore Cadorni ist mit der Ausführung der Gedenktafel beauftragt worden, deren Enthüllung im Oktober stattfinden soll. Zur Beschaffung der Herstellungskosten ist eine Subskription eröffnet worden. Beiträge nimmt ent gegen Herr Louis Euttmann, Paris 41, Boulevard Haußmann. * Die Geographie auf der 82. Versammlung deut scher Naturforscher uno Aerzte. Die Geographie ist zunächst an der sogenannten gemeinschaftlichen Sitzung der Hauptgruppen Donnerstag, den 22. Sep tember, vormittags, beteiligt. Es ist gelungen, den Führer der nächstjährigen deutschen Südpolar-Expe- dition, Oberleutnant Filchner, für diese Sitzung zu einem Vorträge über sein Unternehmen zu ge winnen. Damit knüpft die Tagung wieder an die Traditionen der Zeit Neumayers an. Dem Herkom men der letzten Jahre entsprechend, ist auch wieder eine geographische Sektion eingerichtet wor den, deren Einführende Professor Hahn und Professor Lulkies sind. Der Praxis der Geographentage fol gend, hat man eine Anzahl Gegenstände ausgewählt, die das Rückgrat der Diskußion bilden sollen. Solche Gegenstände sind: Die Rolle der Erdbeschreibung auf der Naturforscherversammlung (Hahn-Königsberg), Die Geologie im Schulunterricht (Lullies-Köntgs- berg), Die Zerstörung der Steilküsten in der Gegen wart (Brückmann Königsberg), Die großen Straßen des Weltverkehrs (Hennig-Berlin u. a.I, Landeskunde des nordöstlichen Deutschlands, besonders auch Posens (voraussichtlich Schütze-Posen u. a). Ethnographische Probleine aus dem südöstlichen Asien (Oberlehrer Bork-Königsberg u. a.). * Hochschulnachrichte«. Der ordentliche Professor der Augenheilkunde und Direktor der Universitäts klinik in Jena Dr. August Wage mann hat den Ruf nach Heidelberg angenommen. — In Greifs wald habilitierte sich Dr. F. Eisenlohr für das Fach der Chemie. — In Königsberg erhielt Dr. L. Borchardt die venin loeenöi für innere Medizin. — Ernst Walb, ehemaliger Dozent an der Handels hochschule in Königsberg, der leit vorigen Herbst an der Handelshochschule in Stockholm wirkt, ist dort zum ordentlichen Professor ernannt worden.
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