Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.06.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-06-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100617011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910061701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910061701
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-06
- Tag 1910-06-17
-
Monat
1910-06
-
Jahr
1910
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
/NU«,. 17. Tmü ISIS.celmiser Ls-rblatt. m. ISS. >04. Jahrgang. ösUanmelMiegen in Leipzig. —H— Zu dem am Sonnabend, den 18., und Sonn tag, den 19. Juni, auf dem Sportplatz stattfin denden Ballonwettfltegen des Leipziger Vereins für Luftschtffahrt sind 16 Ballons angenommen worden, und zwar 10 für die Weit fahrt und 6 für die Fuchsjagd. In der ersten Gruppe, deren Start am Sonnabend nachmittag zwischen 7 und 8 Uhr ftattfindet, starten die Ballons: »Thüringen", Führer Herr Dr. Zersch- Jlmenau. »Altenburg", Führer Herr Dr. Wanders- leb - Jena. „Magdeburg", Führver Herr Assessor Dr. Everth - Magdeburg. „Otto Lilienthal" Führer Herr Dr. Broeckelmann- Berlin. „Berlin", Führer Herr Erich Guthmann- Berlin. Die zweite Gruppe zur Weitfahrt startet am Sonntag nachmittag 7 Uhr: zugelassen sind die Ballons: „Themnitz. Führer Herr Architekt Zapp- Themnitz. „Plauen", Führer Herr Fabrikbesitzer Mül ler- Greiz. „Kalmar". Führer Oberleutnant La Ouiante. „Erfurt". Führer Herr Regierungsbaumeistcr Hackstätter. „Dresden", Führer Herr Jng. Ernemann. Die Ballons zur Fuchsjagd werden Sonntag mittag um 12 Uhr abgetassen; der Bgllon „Leipzig" startet als Fuchs und als Derfolger die Ballons: „Sachsen", Führer Herr Nestler - Rotzwein. „Hilde". Führer Herr Fbrkt. Korn-Dresden. „Nordhnusen", Führer Herr Hauptm. Oidt- ma >tn - Halle. „Delitzsch", Führer Herr Ingenieur Bauer- Delitzsch. „Bitterfeld", Führer Herr Dr. Giese- Bitterfeld. Zur Weitfahrt in Gruppe 1 sind die Ehrenpreise von der Stadt Leipzig und zur Fuchsjagd ist ein wertvoller Preis vom sächsischen Kriegsmi nisterium gestiftet worden. Der Ballon „Leipzig" wird von Herrn Hauptmann Härtel geführt. Die Mitfühlenden werden eben falls Offiziere sein. Dis Füllung der Ballons wird am Sonnabend schon frühzeitig beginnen, da die Gas anstalt 10 Stunden Füllzeit für 5 Ballons gefordert hat. Der Ballon „Leipzig" wird am Sonntag vor mittag Fesselauf stiege unternehmen. Der Eintrittspreis für die Veranstaltung ist für den Sattelplatz, Kurven- und Futzgängerplatz der Radrennbahn auf 30 Pfennige festgesetzt. Taseschrmük. Übers U Sochwaller. Fortgesetzt lausen neue Unglücksbotschaften aus den Hochwassergebieten in Südd«utschlaud ein. Ein Telegramm aus Konstanz meldet: Der Bodensee und der Rhein'sind über dre Ufer getreten uiid haben die Seestrabe und den Stadtgarten zum Teil unter Wasser gesetzt. Der Pegetgand beträgt bei steigender Tendenz 5,42 Meter. Seit 1800 betrug der höchste Stand 5,72 Meter. Das Hydrotechnische Bureau München teilt mit: Die in den letzten 24 Stunden in Bayern ge fallenen Niederschläge sind allenthalben geringer als die gestern gemeldeten. Der meiste Regen ist in dem oberen Iller- und Lechgebiet gefallen. Das ohnedies schon belräcktliche Hochwasser dieser Flüsse wird sich daher im Laufe der Tage noch steigern. In dem oberen Ammergebiet wird das Wassxr rasch fallen, die Amper dagegen wird weiter steigen und eine beträchtliche Hohe erreichen. Das gleiche gilt von der Loisach. Das oberhalb und bei Wolf ratshausen schon eingetretene Fallen der Isar wird dadurch aufhören. Die Jiar selbst wird rn ihrem unteren Laufe sehr hoch werden. Aus Bludenz liegt folgender telegraphischer Bericht vor: Die Wildbachverbauungcn im Monta foner Tale sind gänzlich zerstört. Alls St. Gallenkirch und Gaschuren fehlen, da auch hier Futzocrtehr unmöglich ist, alle Nachrichten. Der Fabrikbetrieb ist auf längere Zeit eingestellt worden. Aus Schruns wird gemeldet, datz die dor- tige Parkcttfabrik und Lodenfabrik gänzlich zer stört ist. In Vandans sind 30 Häuser oer- muhrt. Die Montafoner Bahn ist für mehrere Monate außer Betrieb. Auf der Montafoner Strotze sind sämtliche Brücken teils weggerissen, teils beschädigt. Das Innere von Montafon ist stark verwüstet. Die Reuttcr Neichsstratze ist an acht Stellen unterbrochen und bei Heiterwang auf 600 Meter ganz zerstört. Jeder Ver kehr ist unmöglich. Sämtliche Brücken über die Wildbäche sind zerstört. Die Lechtaler Stratze ist völlig vermurt. In Reutt ist die Wasser leitung zerstört. Das Elektrizitätswerk ist arg be schädigt; es fehlt an Licht und Wasser. Militär ist zur Hilfeleistung eingetroffen. Nach amtlicher Mitteilung ist die Staatsstraße München—Mehring—Augsburg infolge Hochwassers bei Hochzoll unpassierbar, dagegen ist das auswärts verbreitete Gerücht von dem Einsturz der großen Eisenbahn-Lechbrücke bet Augsburg unbe gründet. Der direkte Eisenbahnverkehr München— Lindau ist wiederhergestellt. Die „Münchner Neuesten Nachrichten" eröffneten «ine Sammlung für die Geschädigten, an der sich da, Blatt selbst mit 1000 Mark beteiligt. Die gleiche Summe zahlte der Verlag der „Fliegenden Blätter". Aus Innsbruck telegraphiert man: Statt halter Freiherr Spiegelfeld begibt sich heute in da, vom Hochwasser heimgesuchte Gebiet, um eine staatliche HUssattion ernzuleiten. Der an gerichtete Schaden ist. soweit er heute übersehbar ist, enorm. In Vorarlberg ist vorläufig die Auf nahme des Zugverkehrs unmöglich, da der Bahn damm stellenweise zerstört und die Brücken weg gerissen sind. Das Hochwasser ist seit gestern im Schwinden. Das Münchner Hydrotechnik Bureau meldet weiter in Ergänzung seines loben mitgeteilten) ersten Berichtes: Die Donau erhält vom Gebirae auf ihrer ganzen Strecke starken Zufluß und wird in ihrem ganzen Lauf rasch beträchtlich«, -ochwass«, bringen; in erster Linie unterhalb der Isar Mün dung, dann unterhalb der Iller- und Lechmündung. Die nördlichen Zuflüsse der Donau sind ruhig und nur stellenweise gestern von wolkenbruchartigcm Regen betroffen. Das Maingebiet verzeichnet über haupt nur geringen Niederschlag. Ein Steigen seiner Wässer wird nicht eintreten. Der Rhein wird von der Schweiz aus in «in starke, Steigen kommen. Der Prinzregent, welcher den Minister Brettreich zur Berichterstattung über die Hochwasserschäden empfangen hat, spendete 20 000 „lt zur.Linderung der momentanen Notlage und gestattete dtze Sammlung von Haus zu Haus. Aus Bregenz telegraphiert man: In Feld- ki ch ist die Wasserleitung zerstört. Das Elektrizi tätswerk und das Gaswerk funktionieren nicht. Der Gesamtschaden ist ungeheuer. Au» dem Ahrtale. Aus Ahrweiler telegraphiert man: Gestern wurden bei Dümpelfeld noch zwei Leichen aus den Schlammassen heroorgezoaen. Der Bahnverkehr für Personen ist bis Mayschoß wieder durch geführt, doch müssen die Züge sehr vorsichtig fahren. Die Pioniere sind zum großen Teil aus dem Ueber- schwemmungsgebiet abaerückt. Von der Wetterkatastrophe im Ahrtal wurde ganz besonders die Oberahr betroffen, namentlich der Kreis Adenau, wo allein ein Verlust von 45 Men schenleben festgestellt ist. Auch die im Rhein und der unteren Ahr geborgenen Leichen stammen zumeist aus dem oberen zum Eifelgcbiet gehörigen Ahrtal. Im Kreis Ahrweiler sollen noch sechs Leichen geborgen sein. Die Ahrtalkatastrovhc !m pr»n fischen Herrenhause. Aus Berlin wird uns telegraphiert: Vor Ein tritt in die Tagesordnung erklärte Graf Hoens- brocch: Es entspricht gewiß de» Empfindungen des Hauses, wenn auch an dieser Stelle dem schmerzlichen Empfinden Ausdruck gegeben wird über das schwere Unglück, welches im Rheinland durch das Wasser hereinaebrochen ist und welches so viele Opfer kostete. Selbstverständlich wird ja auch die private Wohltätigkeit zur Stelle sein, aber das ist ja immer ein weiterer Weg. Es ist dringend zu wünschen, daß Staatsmittel sofort zur Verfügung ge- stellt werden. Ich danke dem Minister, daß er gestern in so bereitwilliger Weise seine Unterstützung versprach. Ich darf wohl auch namens dieses Hauses aussprechen, datz wir auch die Erwartung hegen und den Wunsch haben, daß in dieser Weise vorgegangen werde, wie gestern seitens des Vertreters der Staats regierung ausgesprochen wurde. (Beifall.) Der Minister des Innern v. Moltke erwiderte: Ich benutze gern die Gelegenheit, auch in diesem Hause nochmals die große Teilnahme der Regierung an den Schädigungen der Bewohner des Ahrtals aus zusprechen. Ich kann nur wiederholen, daß die Re gierung in demselben Maße, wie es von ihrer Seite bei anderen derartigen Katastrophen geschah, nichts unterlassen wird, um die erste Hilfe zu bringen. Der Oberpräsident trifft noch heute in Berlin ein: ich werde mit ihm das Nähere verabreden. Ich glaube, daß inzwischen der Oberpräsident und der Regierungspräsident Gelegenheit fanden, einen zuver lässigen Ueberblick zu gewinnen, ich werde bemüht sein, mit ihnen das zu tun, was vonnöten ist. (Leb hafter Beifall.) Darauf trat das Haus in die Tages ordnung ein. Das Hochwasser des Rhein». Das Hochwasser des Rhein, riß, da sich infolge der großen Ansammlung von Holz- und Balken massen das Wasser staute, die Schiffbrücke bei Hüningen weg. Von den treibenden Trümmern dieser Brücke wurde auch die Schiffsbrücke bei Neuen burg zusammengerissen. Auf den schwim menden Brückentrümmern befinden sich dreißig Personen. Kähne sind zur Hilfe leistung abgesandt. Aus Waldshut wird ein vermindertes An wachsen des Oberrheins gemeldet so daß für morgen abend ein Zurückgehen des Wassers zu erwarten ist. Aus Mainz wird uns unterm 16. Juni abends telegraphiert: Der Rhein, der Main und der Neckar steigen ungewöhnlich. Der Höchststand des Rheins betrug heute früh 6,04 Nieter, und wenn das Wasser heute abend nicht fällt, ist eine Ueberschwemmung des ganzen Rheingaue» zu befürchten. Auch aus Süddeutschland vom Lech, vom Neckar und von den Nebenflüssen der Donau wird starkes Steigen ge meldet. Aus Mülhausen (Elsaß) telegraphiert man uns: Wie die Kreisdirektion Mülhausen mitteilt, sind die dreißig Personen, die auf den Trümmern einer Schiffsbrücke von Neuenburg weg geschwemmt wurden, bet Blodelsheim gerettet. Tödliche Blitzschläge. Aus Breslau geht uns folgendes Telegramm zu: Bei einem Unwetter, das gestern über dem Kreise Ratibor und Kosel niederging, wurde in Bajanow der 20jährige Bauernsohn Swierczeck und in Grzendzin der Bauerngutsbesttzer Kurzella vom Blitz getötet. - Aus Bunzlau erhalten wir folgendes Privat telegramm: Der Blitz schlug in die Kabine des Fischers Kornitschky, betäubte eine Anzahl Personen und tötete das achtjährige Töchterchen des Fischers. Das Hochwasser in der Schweiz. Aus Zürich meldet uns ein Privattelegramm unseres Mitarbeiters: Fortgesetzt laufen Unglücks nachrichten ein. In Kradolf (Kanton Thurgau) wurde von der Thur eine Brücke in dem Moment weggerissen, als sich 6 Personen darauf befanden: alle, indertrunken. Das Luzerner Eeniebataillon ist per Extraschiff nach Brunnen befördert, das stark gefährdet ist. Das eidgenössische Munitions magazin steht in Seewen bei Schwyz unter Wasser. Waadtländer Genietruppen find zum Schutz eingetroffen. Die Zahl der Toten im Katastrophengebiet ist noch nicht sestgestellt. Zahlreiche Brücken sind zer stört. Der Zugverkehr ist überall noch unter brochen. In Zürich ist die Gasfabrik immer noch außer Betrieb. Aus Bern kommt folgendes Telegramm: In den bedrohten Ortschaften geht das Hochwasser fast überall zurück. Aus Luzern, Schaffhausen und Basel wird Steigen de« Wassers gemeldet. Gestern ertranken im Kanton Thurgau beim Einbruch des Stauwehrs drei Männer und zwei Frauen. Auch anderswo find infolge der Ueberschwemmungen Menschen umgekommen. Rätselhafter Todesfall. In einem Hotel am Hauptbahnhof in Frank furt (Main) wurde, wie man uns tel^raphiert, der Kaufmann Sena aus Turin in seinem Zimmer tot aufgefunden. Er lag mitten im Zimmer auf seinem Teppich. Die Leiche wurde gerichtlich be schlagnahmt und wird seziert werden. Serra war gestern nachmittag nach Hause gekommen und war von einem Unwohlsein befallen worden. Obwohl man in seinem Zimmer röcheln hörte, bekümmerte sich niemand um ihn. Absturz in den Berge» Wie aus Grenoble gemeldet wird, find der In dustrielle Alliman und eine Frau namens Baronnat, die am Sonntag eine Bergbesteigung in der Erand- Chartreuse - Gruppe unternommen hatten, seither verschwunden. Man befürchtet, daß sie während eine» Wolkenbruchs in den Roizebach gestürzt und ertrunken find. Der Brand des Syrischen Waisenhauses in Jerusalem. Nach Mitteilungen des sich in Köln aufhaltenden Vorstandes des Syrischen Waisenhauses in Jerusalem, des Pastors Ludwig Schneller, ver nichtete, wie wir schon kurz meldeten, am Sonntag abend eine große Feuersbrunst einen großen Teil des Syrischen Waisenhauses. Der Turm rst abgebrannt und die Anstalt wurde zerstört. Zahlreiche Woh nungen und Räume sind vollständig ausgebrannt, die Bewohner zum Teil obdachlos. Menschenleben sind nicht verloren. Eine Feuerversicherung ist in Palä stina unmöglich. Ein Löschen des Brandes war, da es an Wasser und Feuerwehr mangelte, aus geschlossen. Der Schaden beträgt mindestens 150 000 Der Kaiser sandte unter Hinzufügung von 4000 alsbald folgendes Telegramm an Pastor Schneller: Potsdam, 14./6. Aufs schmerzlichste berührt durch Ihre Meldung von dem schweren Vrandunglück, welches das Syrische Waisenhaus in Jerusalem be troffen hat, spreche ich dem Vorstande des Waisen hauses meine herzliche Teilnahme aus. Möge es mit Gottes Hilfe und der treuen Arbeit des Vor standes und der Opferwilligkeit christlicher Nächsten liebe bald gelingen, den großen Schaden zu beseitigen und die Fortführung des segensreichen Werkes in dem bisherigen Umfange zu sichern. Wilhelm I. R. vermtMrs. Das Unglück im Ahrtale behandelt die „Kölnische Zeitung" in einem mehr spaltigen Feuiueton, oem nur ine folgende Schilde rung entnehmen: „Die Unglücksbotschaften sprangen förmlich die Ahrorte talabwärts und registrierten den Slurmlauf der Hochflut droben im engen Tal. Der Anblick der im engen Tal hiiischiegeaden Wasser mengen war furchtbar, ihre Schnelligkeit schrecken erregend. Sie brausten um die Felsvorsprunge, sie stürmten in die Straßen der Dörfer, sie breiteten sich sintflutartig über alle Niederungen des Tales. Krei sende Wirbel, mächtige Gegenströmungen, wilde Katarakte vervollständigten das Bild. Am ärgsten war es bei den in bas Flußbett eingebauten Stein lerrafsen, die zur Regulteruitg des Laufes errichtet sind; so unterhalb der Eisenbahnbrücke bei Sinzig, die die linksrheinische Strecke benutzt. Oberyarv von ihr rückte die Ahr wie ein Strom heran. Aus einiger Entfernung gesehen glaubte inan ein Gewässer von der Breite des Rheins vor sich zu haben. Aber dann gewahrte man die Ueberschwemmung, die ost nur noch mit den Wipfeln aus den Fluten ragenden Obst bäume. Gewöhnlich geht die Ahr unter drei Bögen der Lrück: durch. Jetzt quoll ihr Wasser durch sieben hervor und benutzte dazu noch Nebendurchläjje. Unter halb vereinigten sich die reißenden Strome zu wilder Größe. Die Flut hatte die Farbe einer Erosenbrühe und diese Brühe kochte und wallte, als ob die inner» Erbgluten sie heizten. In wuchtigem Schwall schoß die Flut heran; dann prallte sie gegen das steinerne Hemm nis der Tiefe. Hier rollten die Wogen meterhoch empor und bäumten sich auf, gleich der wildesten Brandung des Meeres. Wenn man genau zuhörte, vernahm man zwischen dem Brausen und Brüllen der Gewässer aus deren Tiefe ein dumpfes Grollen und Knattern^ das durch die Bewegung der Gesteins blöcke entsteht, dir jetzt der Fluß zu Tal wälzt. Felsen von vielen Zentnern Schwere werden bei solchen Katastrophen sortgefübrt und an andere Stellen hinge wälzt. Dre Mehrzahl der Eesteinsniassen nimmt das Bett des Rheins auf. Außer dem vielen Gerät und Holz, das die Fluten mitfüyrten, waren es vor allem ungeheure Mengen von Heu und frisch gemähtem Gras, die zu Tal gingen. Weithin steht man sie noch jetzt auf den Fluten des Rheins dahinschwimmen, und die linksseitige Fläche des Rheins ist durch das gelbe Ahrwasser kenntlich. So mächtig war während der Hochflut der Druck des in den Rhein stürzenden Wassers, daß er dessen Strömung gleich einem Wehr gegen das rechtsseitige User drängre. Unermeßlich ist der Schaden, den die Ahrtal bewohner erlitten haben. Die Keller ihrer Häuser stehen voll Wasser, viel Hab und Gut ist beschädigt oder zugrunde gegangen. Die Fcldfrüchte sind ver nichtet, dis Aecksr ausgewühlt und teilweise ganz fortgeschwemmt. Tiefe von Geröll bedeckte Rrnn- sale ziehen sich durch ehedem blühendes Ackerland. Der Ertrag der Wiesen ist dahin; zahllose Obstbäume sind entwurzelt oder geknickt, selbst manche Weinberge haben gelitten. Äm schwersten sind die Unternehmer getroffen, die den Bau der neuen Bahnstrecke über nommen hatten. Die Anlagen und Maschinenräume, in denen die Luft komprimiert wurde, die in den Tunnels die Bohrmaschinen trieb, sind weggefegt, bis auf die Grundmauer» zerstört. Besonders unheimlich erschien mir eine große Lokomobile, die aus dem schlammigen Wasser dicht vor der Eisenbahnbrücke von Walporzheim aufragt. Der Schornstein gibt ihr das Aussehen eines Dampfrrwracks, und wirr überschüt tetes Gras und Tannengezweig, im Räderwerk ver flochten, bilden darum einen unheimlichen Grabes- schmuck. Unglaublich schnell kam das Verhängnis, rasch ging es auch vorüber. Einem Ungeheuer gleich, das urplötzlich, zu wilder Wut erwacht, um sich fährt und mit Tatzen und Zähnen zermalmt, was in seinen Bereich kommt, sich dann aber wieder hinkauert, als sei nichts geschehen, so rollt auch schon heute, nach kaum 24 Stunden, die Ahr wieder mit gewöhnlichem trüben Hochwasser in ihrem verwüsteten Bett. Aber nun erst kann man das Unheil in seiner ganzen Größe ermessen, de» Schaden ahnen." * Da, Testament des Schauspieler». Die Londoner Blätter beschäftigen sich mit dem Testament des kürz lich verstorbenen Schauspielers Hermann Bezin, der bestimmt hat, datz niemand um seinen Tod trauern und seine sterblichen Ueberreste nicht in die Erde gebettet werden sollen. Infolgedessen wurde die Leiche verbrannt und die Asche gestern in alle Winde zerstreut. Das „volle" Hau». Wie der „B. B.-C." mitteilt, hatten sich zu der letzten Sonntagsaufführung in einem der jüngeren Berliner Theater ganze fünf Personen eingefunden. Unter diesen Umständen, und da kaum auf einen noch stärkeren Besuch zu rechnen war, schlug der Regisseur den über da» Haus verteilten Zuschauern vor, sich das Eintrittsgeld zu rückzahlen zu lassen und auf die Vorstellung zu ver zichten. Er hatte leider nicht damit gerechnet, datz er es mit wahren Kunstenthusiasten zu tun hatte, wie eigentlich schon aus der Anwesenheit der Herrschaften bei der Gluthitze des Sonntags von selbst hervor gehen mußte, und so erhielt er als Antwort den ein stimmigen Ruf: „Spielen!" Und man spielte — wie, wissen wir freilich nicht. Kus VSüern unü Kurorten. : Lvikd»ad im Württemberg»?»«» Schwarzwald, Mitt« Juni. Woher kommt di« nnllberttessli»« Heilwirkung der Wildbader Thermalquellen? Jahrhundertelang war man darüber im unklaren, bis man durch die Errungenschaften der neuesten Wissenschaft feslslellen konnte, datz das in Form von Blüschen dem Thermalwasser entsteigende Gasgemisch die neuentdeckten Elemente Helium und Argon enthält, deren ersteres durch Ausstrahlung de.- Radiums entsteht. Di« hohe Radioaktivität de» Wassers ist au« dur« wissenschaftlich« Autoritäten absolut sestgestellt. Wird nun die Radwakttdttät der Wildhader Quellen «wch durch ander« an Stärk, üvertroff». f« doch nicht <M Wirksamkeit, weil diese aus die Radioaktivität zurückzusühren- den geheimnisvollen Bestandteile des Wassers hier unmittelbar, wie sie dem FzlSgestein entspringen, auf den badenden Körper einwirken und nicht durch Röhreniettungen oder Temperatur änderungen an ihrer Wirksamkeit einbützen. — Die Frequenz betrug am 1«. Juni 8217 Personen. : Boni Niesen »ei Spiez (Berner Oberland). Trotzdem es noch einige Wochen dauern wird, ehe die durch die Maicn- schneesälle um etwa 0 Wochen verspäteten Bollendungsarbeilen an der Niesenbahn (elektrische Drahtseilbahn Mülenen (Fru- tigental)—Niesenkulm) zu Ende gesührt sein werden und die Bahn dem Betrieb übergeben iverden kann, ist Hotel Niesenkulm dieser Tage erössnet worden, so daß Dreine oder cinzelne, die eventuell noch wie srliher zu Futz diese grohe Aussichts warte des Thuner Seer besteigen wollen, droben schon jetzt sreundliche Aufnahme finden werden. Am 10. Juni ist nämlich das Hotel durch Herrn Grobrat Hofstetter vom Bad Heuftrich dem Delegierten des Verwaltungsrates, dem neuen Direktor, Herrn A. Botz, einem Sprotz der bekannten Grindelwalder Hotelfamilte, übergeben worden. Gegenwärtig wird nun auch die Telephonlinie installiert, so dab Niesenkulm auch durch diese Neuerung mit der übrigen Welt in Verbindung flehen wird. Bekanntlich ist die Niesenkette sehr wasserarm. Um nun das umgebaute Niesenhotel in dieser Hinsicht auss beste zu versorgen, wurde bereits bei Beginn der Bahnbauten ein Wasserwerk erbaut. Die betr. vorzügliche Quelle „auf Schöps", 1300 Meter über Meer und oberhalb Reichenbach gelegen, wird in zwei Etappen durch elektrisch betriebene Pumpen dem 30 000 Liter haltenden Reservoir auf Kulm zugeführt. Die Eröffnung der Buhn selbst dürste im Juli stattsinden. Pro spekte über die Bahn sind durch das Oberlündisch« VerkchrS- bureau in Interlaken erhältlich. : Leviro. Tie Prinzessinnen Hildegard, Wiltrut und Gundelinde von Bayern sind in Begleitung des Herrn Grasen Holnstein und der Hosdame Fräulein v. Zwehl zum Kurgebrauch hier angekommen und haben im Grand Hotel Wohnung ge nommen. : Rordseebad Wyk aus Fohr. Unter den deutschen Nord seebädern nimmt das seit 1810 bestehende Bad Wyk aus der Insel Föhr eine hervorragende Stellung ein. Folgende charakteristische Eigenschalten zeichnen cS vor anderen Bädern aus: 1) Die geschützte Lage des Badeortes an der Südoslccke der Insel, durch die Ort und Strand gegen etwaige aus Norden oder Nordwcsten kommende rauhe Winde geschützt sind. 2) Tie durch diese Lage bedingte reiche Vegetation. Schöne Strandalleen, zahlreiche Banmanlagen, ja sogar ein lieblicher, 7 Hektar grober Tannenwald mit sreiindlichen Spaziergängen und Ruheplätzen erfreuen daS Auge und vielen Schutz gegen Wind und Sonnenbrand, 3) Der weniger starke Wellenschlag, der selbst für schwächliche Naturen und Kinder das Baden zu träglich und ganz ungefährlich macht. 4) Die stetige Gelegen- heit zu Wasserfahrten, da hier das Segeln und Rudern unab hängig von Ebbe und Flut bei jeder Windrichtung möglich ist. 5) Die schöne Gelegenheit zu Ausflügen, teils zu Walser nach de» umliegenden Inseln und Halligen, teils zu Lande nach den vielen Sehenswürdigkeiten der 8S Quadratkilometer großen Insel. 6) Tie Gelegenheit zur Jagd auf Seetiere, namentlich auch auf Seehunde. — Nähere Auskunft über das Pad bietet der von der Badcverwaltung ausgcgebene Führer, der von dieser, wie auch von den Auskunftsstellen des „Ver bandes deutscher Nordseebüder" und der Annoncenexveditio» „Jnvalidendank" kostenfrei bezogen werden kann. Relle unü Verkette. : Ter Harz. Neben der bekannten Routcnkarte 1 : 150 000 bearbeitet der Harzklub eine «rohe Karte des Harzgebirges im Matzstabe 1 : 80 000 in 0 Blättern, von der soeben Blatt V Kyffhäuser im Verlage von H. C. Huch- Quedlinburg erschienen ist. Preis für jedes Blatt 1 <«. Tic Karte bringt alle Wege, Nummern, alle Gewässer in blauer Farbe und die einzelliegenden Gebösle, besondere Ruinen, Wegweiser, Chausseen, Kilometersteine usw. Tic Höhenlage wird durch Höhenlinien in brauner und dur» Schummerung in grauer Farbe, der Wald durch grünes Flächenkolorit und die Wanderwege durch rote Farbe dar gestellt. Ter Inhalt der Karte ist reich und unbedingt zu verlässig: nur durch die Zartheit und Schärte des Kupferstiches ist es gelungen, datz die Blätter klar und lesbar blieben. Ter „Globus", ei«« der ersten geographischen Fachzeilschristen Deutschlands, schlicht eine Besprechung mit den Worten: „Man kann den Harzklub zu diesem. Unternehmen nur beglückwün- > fchen, das ohne Frage die Krone aller Harzkarten zu wrrdeü verspricht." : Fertenzug. Wegen feiner vorzüglichen Anschlüsse nach dem Schwarzwald, der Schwäbitzben Alb, der Schwei, usw. sei besonders noch auf den am 3. Juli 10 Uhr 87 Min. abends in Erfurt abgehenden Feriensonderzug nach Stuttgart (an 7 Uhr 28 Min. vorm.) — Friedrichshafen (an 11 Uhr 23 Min. vorm.) aufmerksam gemacht. In Wildbad kommt man schon 0 Uhr 31 Mtn. und in Freudenstadt S Uhr 33 Min. vorm. an. In Stuttgart besteht direkter Anschlutz nach Rottweil—Schass- Hausen <12 Uhr mittags) — Zürich <1 Uhr 8 Min.). Von Friedrichshafen erreicht man z. B. Rorschach schon 12 Uhr 35 Minuten nachm., Chur 2 Uhr 48 Min. nachm.. St. Moritz 6 Uhr 40 Min. nachm-, Konstanz 1 Uhr mittags, Lindau 12 Uhr 15 Min., Zürich 2 Uhr 40 Min. nachm. Man sährt ab in Sangerhausen 7 Uhr 46 Min. nachm., in Nordbausen 5 Uhr 85 Min. nachm-, in Leinefelde 7 Uhr 2 Min. nachm.. in Mühl hausen 7 Uhr 41 Min. nachm. Den Anschlutz von Leipzig (ab 7 Uhr 30 Min. nachm.) erreicht man bereits in Corbetha (ab 0 Uhr 30 Min. nachm.). Die innerhalb zwei Monaten in Schnellzügen zur Rückfahrt gültigen Karten werden bis längstens 26. Juni aosgegeben. Der Bezug wird durch die preußischen Stationen vermittelt. Sie losten ab Erfurt nach Stuttgart in 2. Klasse 20 ^t, 3. Klasse 18,60 ««, nach Friedrichshasen 43 bzw. 27,70 <4l. Die Karten nach FriedrichShasen können auch von anderen württembergischen Stationen aus zur Rückfahrt benutzt werden. kunvkslenüer. Theater. Leipziger Stadttheater. Im Neuen Theater gelangt heute Freitag „Siegfried" zur Aufführung (Wagnerzyklus IX), Anfang 6 Uhr. Morgen wird das Lustspiel „Buridans Esel" gegeben. — Altes Theater geschlossen. — An der Abend kasse des Neuen Theaters erfolgt noch heute von 10 bis 4 Uhr die Ausgabe der Abonnementsbücher für das 3. Quartal. Leipziger Schauspielhaus. Heute Freitag tritt Anton Franck als Landowsky in Franz von SchönlhanS Komödie „Ztrkusleute" aus. Morgen Sonnabend wird mit dem Künst ler in der Rolle des Cäsar Wichtig nochmals die bclieblo Posse mit Gesang „Der Registrator aus Reisen" gegeben. Am Sonntag findet die Erstaufführung des französischen Schwan kes „Das Liebesgewitter" statt, der in Berlin über ISO. Aus führungen erlebte. Die männliche Haupttolle wird von Anton Franck gegeben, der auch di« Regie des Stückes übernommen bat. Während des Sommers gelten im Schauspielhaus« (auch für Gastspiele) Sommerpreife. Dia Vorstellungen beginnen wochentags 8 Uhr, Sonntags (48 Uhr. Nene» vprrrttentheater. Heute und morgen geht wieder „Demimonde" mtt Nina Sandow als Gast in Szene. vnttenterg-rheatrr. Heute Freitag: „DaS Geheimnis der alten Mamsell", Schauspiel nach dem Marltttschen Roman von Mobberg. Morgen: „Familie Hörner". GelMlisorrkettr. : Di« deutsche Dreschmaschtaen-J^nsM«. Sowohl auf den heimischen al« auch auf den fremden Märkten gerät die früher herrschende englisch« Dreschmaschine immer mehr ins Hinler- treffen. Besonders in den Vordergrund getreten sind neuer dings wegen ihrer durchdachten Konstruktion di« neue» Dresch maschinen der Wcltfirma R. Wolf, Magdeburg-Buckau. Ein Patent-Heitzdamps-Dreschsatz Sols erhielt soeben in Koburg die höchst« Auszeichnung, die silberne Staatsmedaille, während dem Patent-Selbsteinleger Bauart Wolf do» der Deutschen Land- wirtschaslS-Beselllwast nach sorgfältiger Prüfung in Hamburg dl« grob« bronzene Denkmünz« zuerkannt wurde. üdklllirinlttel^ *0" kbcdate», Vodlg«cdw,cll unck festerer mlläer
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)