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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.06.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-06-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100617011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910061701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910061701
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-06
- Tag 1910-06-17
-
Monat
1910-06
-
Jahr
1910
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* Besichtigung der Leipziger Sinäscherungsanlage. Gestern fand unter starker Beteiligung die erste Be sichtigung der Leipziger Einäsckerungsanlage durch den Verein für Feuerbestattung statt. In seiner begrüßenden Ansprache betonte der Schrift führer A. Schubert, daß der Vorstand mit seiner Einladung so lange gewartet habe, um das Meister werk des Herrn Oberbaurats Scharenberg in seiner Vollendung zeigen zu können. Die architektonischen Vorzüge wären von Fachleuten schon des öfteren ge würdigt worden, der Verein aber als solcher, als Ver treterder Feuerbestattungsbewegung, sei dem Erbauer besonders zu dreifachem Danke verpflichtet. Oberbaurat Scharenberg habe die drei Kapellen derart einzu richten gewußt, daß darin sowohl Erd- als auch Feuerbestattungen vorgenommen werden können, was für die Eleichbewertung beider Bestattungsarten einen noch viel zu wenig gewürdigten Fortschritt bedeute. Ferner habe er eine Versenkungsanlage geschaffen, die auch den höchsten Anförderungen der Pietät genüge. Drittens habe er im Gegensatz zu vielen andern Anlagen zu den Oefen einen Vorraum vorgesehen, der dem Empfinden der Angehörigen völlig Rechnung trägt. Nach der Besichtigung gaben viele der Anwesenden auch ihrer Ueberzeugung dahin Ausdruck, daß das Bauwerk wirklich eine muster gültige Anlage darstelle. * Der dritte Festtag des Kohlenhändlertages brachte einen trotz der Ungunst der Witterung recht gelungenen Ausflug nach Bad Kösen und der Ru delsburg. Gegen ,.11 Uhr hatten sich etwa 300 Teilnehmer mit einem aus 6 Wagen bestehenden Extrazug von Leipzig nach Kösen begeben. Nachdem im Hotel „Zum mutigen Ritter'^ gemeinsam das Mittagsessen eingenommen worden war, gings in einzelnen Gruppen zu Fug, zu Wagen oder mit den eleganten schlanken Motorbooten auf der Saale zur romantischen Rudelsburg, wo den ganzen Nachmittag ein reges und buntes gesellschaftliches Treiben herrschte. Auch hier hatte der rührige Vergnii- aungsausschuß wieder für feinsinnrge künst lerische Unterhaltung und für Ueberraschungen gesorgt. Unter Herrn Zadecks Leitung fanden, besonoers stimmungsvoll in den alten Gebäuden, die Ausführungen der Hans Sachsschen Festspiele „Das heiße Eisen" und „Der tote Mann" statt,' in denen die Damen Dalldorf und Kuntzschmann vom Stadttheater und die Herren Demme und Colmar wohlverdienten reichen Beifall ernteten. Nach dem Abendessen vereinte noch so mancher Trunk die Festteilnehmer, bis Signale zum Aufbruch nach Kösen mahnten, von wo der Extrazug die Teilnehmer um ',.11 Uhr nach Leipzig zurückführte. Damit hatte der 6. Deutsche Kohlenhändlertag sein Ende erreicht. Einige seßhafte Mannen fanden sich gestern früh noch im Ratskeller zu einem „allerletzten" Abschieds trunk zusammen. * Evangelischer Bund. Der hiesige Zweigverein erläßt heute einen Aufruf zum Beitritt, da bei der gewaltigen Beteiligung an der Protestversammlung seine Einzeichnungslisten nicht zu allen Besuchern ge langen konnten. * Die zweit« Morgenandacht in der Hauptkapelle des Südsrredhofes findet Sonntag, den 19. Juni, vor mittags ' ,9 Uhr statt. Die Andacht hält Herr Pastor Liz. Teichgräber von der Andreasgemeinde. * Der Verein sächsischer Gemeindebeamten (Sitz Leipzig), dem zurzeit 7760 Mitglieder angehören, hatte rm letzten Geschäftsjahr eine Gesamteinnahme von 29 5-11 M. und eine Gesamtausgabe von 29 381 M. Das Eesamtvermögen des Vereins stieg von 161057 M. auf 173 754 M. Das Direktorium des Vereins ge nehmigte in einer Sitzung den Entwurf zu einer Eingabe an den Bundesrat, den Reichstag und das Reichsamt des Innern zur Abänderung einiger Be stimmungen der neuen Reichsversicherungsordnung und nahm weiter den Bericht über die Hauptver sammlung der Vereinigung von Bürgermeistern und berufsmäßigen Gemeindevorständen, rn der über die Gründung eines Landespensionsverhandes verhandelt worden ist, entgegen. * Allgemeiner Turnverein. Eine am Mittwoch abend im Blauen Saale des Kristallpalastes ab gehaltene Mitgliederversammlung des Allgemeinen Turnvereins zu Leipzig, Turnerstraße 2, galt der Besprechung des in Aussicht genommenen Turnhallen- Neubaues. Nach Erläuterungen seitens des Vor sitzenden Herrn Buchhändler Lincke über die Not wendigkeit eines solchen nahm Herr Architekt Drechsler das Wort, um an der Hand ver schiedener Zeichnungen die geplante Umgestaltung zu erklären. Fast alle Redner erkannten die Not wendigkeit einer Erneuerung an und bei einer am Schlüsse stattfindenden, vorläufig unverbindlichen Abstimmung waren von den etwa 300 Anwesenden nur 2 Gegner eines Neubaues. Die baldigst einzu berufende außerordentliche Hauptversammlung des Vereins aber sott erst über die Ausführung des Planes entscheiden. * Die Unterstützung hilfsbedürftiger verheirateter Wöchnerinnen durch den Verein der Loge Balduin zur Linde in Leipzig, die bereits seit dem Jahre 1827 vorgenommcn wird, war auch im vergangenen Jahre wiederum eine sehr beträchtliche. In Alt-Leipzig selbst konnte in 453 Fällen Unterstützung gegeben werden, gegen 1908 rst das eine Zunahme von 18 Fällen. An die Wöchnerinnen wurden verteilt Frauen- und Kindersachen, die einen Geldwert von 3618,65 ./L repräsentierten. In den Vororten Leipzigs wurden solche Wäschestücke usw. im Werte von 149,85 verabfolgt. Außerdem wurden hier aber noch Lebensmittel, Kohlen, Strümpfe und dergleichen gewährt. Die Unterstützungsfälle in den Vororten erreichten diesmal die Ziffer 228. Für die Unterstützung an Wöchnerinnen in den zu Leipzig gehörigen Vororten wurden am 1. April vorigen Jahres in den verschiedenen Vororten Verwaltungs änderungen vorgenommen. Betrachtet man die Eesamtfälle der Hilfeleistungen des Vereins seit dem Jahre 1827, so ergibt sich, daß — ausschließlich der Unterstützungsfälle in den Vororten — 24810mal Hilfe gewährt werden konnte. Diese Zahl beleuchtet mehr als viele die hervorragende Liebestätigkeit des Vereins. Was die Einnahmen und Ausgaben im verflossenen Jahre angeht, so bilanzierten dieselben mit 8829.13 An Einnahmen waren zu verzeichnen: Vom Nate der Stadt Leipzig 150 ^t, Mitgliederbeiträge 709 ^!, Geschenke, Legate usw. 1100 Zinsen gingen ein im Betrage von 5600 ./I Der Unterstützungsaufwand für die Wöchnerinnen, einschließlich 1918,75 der Bettyftiftung, betrug 6968.75 Am 31. Dezember 1909 hatte der Verein einen Kaffenbestand von 1174.23 Die Jahresversammlung findet am Sonnabend, 18. Juni, nachmittags 4 Uhr rm Logen hause, Elsterstraße 2, statt. r. Soaderzug nach dem Muldental. Nächsten Sonntag, den 19. Juni, verkehrt zur Erleichterung des Besuchs des Muldentales ein Sonderzr^ zu er mäßigten Preisen früh 7.20 vom hiesigen Dresdner Bahnhof nach Rochlitz—Penig. Die Rückfahrt erfolgt von Penig abends 8.10, von Rochlitz i/S. 8.55. Ter Verkauf der Fahrkarten wird jchon sonnabendabend 7 Uhr geschloffen. * Bei eintretendem Wohnungswechsel unterlasse man nicht, der Bestellpostanstalt rechtzeitig davon Kenntnis zu geben, damit in der Zustellung der Post sendungen keine Verzögerung eintritt. Die Post anstalten verabfolgen zu diesem Zwecke auf Verlangen unentgeltlich Formulare und veranlassen, daß alle in Betracht kommenden Dienststellen von der erfolgten Benachrichtigung ebenfalls Kenntnis erhalten. Selbstverständlich sind auch die Briefträger zur Ent gegennahme derartiger Anzeigen, zu welchen am zweck mäßigsten stets die postamtlichen Formulare zu be nutzen sind, verpflichtet. * Leipziger Beamten-Sterbekaffe. Auch im 19. Ge schäftsjahre (1. April 1909 bis 31. März 1910) war die innere Entwickelung der Kasse eine erfreuliche. Es traten ihr 213 neue Mitglieder bei, während sie erfreulicherweise nur 38 Mitglieder durch den Tod verlor und 3 weitere Mitglieder durch satzungs gemäßes Ausscheiden. Am Schluffe des Geschäfts jahres zählte die Kasse 4021 Mitglieder. Die Zahl der überhaupt ausgenommenen Mitglieder betrug seit Bestehen der Kaffe 4503. An Sterbegeldern wurden in den vergangenen 19 Jahren in 409 Fällen insgesamt 154 883,84 >4 ausgezahlt. Die zinstragen den Aktiven betragen 586 723,33 Die diesjährige Generalversammlung findet am 3. Zulr, vor mittags 11 Uhr im „Thüringer Hof" statt. * Akademisch-wissenschaftliche Vereinigung „Gabels berger" an der Universität Leipzig. Am vergangenen Donnerstag fand im Restaurant Baarmann der 2. Vortragsabend unter erfreulicher Beteiligung statt. Nach einer kurzen Begrüßung der Anwesenden durch den Vorsitzenden nahm Herr Stud. iur. Zimmer mann das Wort zu seinem Vortrag über die so genannten Schnittpunkt- und Fußpunktregeln der Gabelsbergerschen Systemurkunde. In seinen Aus führungen zeigte der Vortragende, daß sich im An schluß an Vorschläge, die schon früher in dieser Rich tung besonders von den Verfassern der Linzer Systemvorlage gemacht worden sind, unbeschadet der herrschenden Schriftform nicht unwesentliche Ver einfachungen des Regelwerks im Gabelsbergerschen System erzielen lassen. Nach einer regen Diskussion, die sich dem Vortrage anschloß, erstattete der Vor sitzende noch einen Bericht über den Verlauf des 50jährigen Jubiläums des sächsischen Landesverbandes „Eabelsberaer" in Dresden und über die vorliegenden stenographischen Zeitschriften. * Etablissement „Schloßkeller". Der jetzige Be sitzer Franz Strube hat nunmehr die Erlaubnis er halten, die bisherigen Montagskonzerte mit darauf folgendem Ball gleich seinem Vorgänger wieder am Mittwoch abzuyalten. Dies hat Herr Strube zum Anlaß genommen, eine große Eröffnungsfeier zu inszenieren, die am Mittwoch stattfand. Das Leip ziger Bunte Theater unter Leitung des Direktors Franke füllte den ersten Teil des Abends durch Vorträge aller Art aus. Die Mitwirken den hatten ihre beste Laune mitgebracht, und ließen durch ihre stets zündenden Schlager das Publikum nicht aus dem Lachen herauskommen. Ganz besonders taten sich neben dem Direktor Franke die Herren Etzel. Stein, Ludwig, Rembrandt, sowie die Damen Berka und Stock hervor. Die Kiinstlervorstcllung beschloß der Einakter „Ein Herbst manöver", der flott gespielt wurde und große Heiter keit erregte. Dann trat der Tanz in seine Rechte, der mit einer Polonäse eingeleitet wurde, bei der es viel Ueberraschungen gab. Das überaus zahlreich erschienene Publikum gab sich den Ballfreuden leb haft hin und so dürften die Mittwochsbälle wieder den gleichen Zuspruch finden wie früher. * Esperanto. Wir machen darauf aufmerksam, daß am 20. Juni, abends '^9 Uhr, rn Stieglitzens Hof, Markt 13,1., die Leipziger Esperan- tisten-Eesellschaft „Leibniz" einen Vor tragsabend veranstaltet, zu welchem Herr Cand. rer. nat. Lummerzheim über den augenblicklichen Stand der Weltsprachenbewegung sowie die Herren Lic. ös. st. com. Äan Bijejko aus Ilia und Ingenieur Jost Febrer aus Barcelona sprechen werden, die beiden letztgenannten nur in Esperanto. — Eintritt frei. — Während der Sommerfellen findet ein Schülerkursus statt, und nimmt der Äerkehrsverein im Handclshof am Naschmarkt bereits jetzt Anmeldungen entgegen. * Selbstmordversuch. In der Sophienstraße ver suchte sich eine 16 Jahre als Verkäuferin aus Vöhlitz-Ehrenberg durch Sublimat zu vergiften. Der Grund der Tat ist darin zu suchen, daß ihre Mutter ihr den Verkehr mit ihrem Liebhaber ver boten hatte. Die Lebensmüde wurde nach dem Krankenhause gebracht. vereinsnsHrichten. Im Ehristl. Verein junger Manner, Johannisplaß 3, hält am Sonntag, den 19. Juni, abends 8 Uhr, Herr Pastor Planitz einen Vortrag über: „Pastor von Bodel- schwingh". Jedermann ist herzlich willkommen und der Eintritt ist frei. * Teutschnationaier Handlungsgehilfen»«^»». Drohte der Himmel auch mit Regen und sah es recht trübe aus, so lieben sich die rund 69g Teilnehmer an unserm zweiten grüh- jahrsausflug doch nicht abhalten, den 1 Uhr 23 Min.» am Sonntagmittag abgehenden, festlich geschmückten Sionderzug nach Grimma zu benutzen. Obwohl wir zwischen Sommer feld und Grobsteinberg durch ein heftiges Gewitter fuhren, trafen wir Punkt 2 Uhr in fröhlichster Stimmung in Grimma ein. Unter Lorantritt der ivtusikkapelle ging es durch die herrlichen Waldungen. Ter schier endlose Zug der Festtcil- nehmer bewegte sich nach Kloster Nimbschen zur ersten Rast. Rach kurzem Aufenthalt brachen wir auf und zogen durch den herrlichen Stadlwald an der Gattcrsburg vorüber, über die Tonncnbrücke zurück nach dem Schützcnhausc in Grimma. Dort angekommen, gab sich alles der fröhlichsten Stimmung hin und bald drehten sich die Paare im Tanz. Tie Abschiedsstunde nahte nur zu schnell. Sämtliche Teilnehmer hatten sich mit Fackeln versehen und unter lustigen Marschwetsen der Musik kapelle bewegte sich der Zug zunächst nach dem Marktplätze,, woselbst Kollege Fischer eine treffliche Ansprache über die Be deutung und de» Segen der Sonntagsruhe hielt. Ter ge meinsame Gesang deS Liedes „Deutschland, Deutschland über alles", schloß diese erhebende Feier. Unter den Abschieds rufen der Grimmaer Kollegen erfolgte 10 Uhr 10 Min. die Rückfahrt. Aus SkMen. Dresden, 16. Juni. * Hofnachrichten. Der König erteilte heute vor mittag 11 Uhr 15 Minuten im Kgl. Refidcnzschlosse mehreren Herren Audienz, empfing hierauf die Hofdepartementschcfs zum Rapport und nahm mittags '/,2 Uhr mit seinen Söhnen an der Familien tafel bei dem Prinzen und der Frau Prinzessin Johann Georg im Palais auf der Zinzendorf- straße teil. st) Unfall. Bei dem jetzt vorgenommenen Schleusen bau an der Kreuzung der Striesener und der Zöllner straße stürzte ein Arbeiter durch eigenes Ver schulden aus einer Höhe von 3'/, Meter in den Schacht hinab und schlug dabei mit dem Rücken auf ein Zementrohr auf. Er trug eine Verstauchung des Beckens und starke Fleischabschürfungen davon und wurde im Unfallwagen m das Johannstädter Kran kenhaus übergeführt. * vom Zuge ersaßt wurde ein Brauerei geschirr in der Nähe von Potschappel. Der Wagen wurde in einen Graben geschleudert. Der Kutscher erlitt schwere Verletzungen. Ein Pferd mußte getötet werden. i. Ihalheim, 16. Juni. (Neuer Pfarrer.) Für das erledigte Amt eines Hilfsgeistlichen, das durch Weggang des Pastors Gersdorf nach Mutzschen frei geworden ist, wurde Cand. theol. Müller aus Zittau bestimmt. Seine feierliche Einweisung er folgt bereits nächsten Sonntag. * Lauterbach, 16. Juni. (Gräßlich verbrannt.) Die zehnjährige Tochter Emma des Landwirts Geyer goß Petroleum in den Ofen. Dabei explodierte Aus Sschlens Umgebung. * Altenburg, 16. Juni. (Unfall.) In Ronne burg scheuten unweit der Friedrichshaidaer Eisen bahnbrücke die Pferde eines Geschirres vor einem Automobil. Der Führer des Geschirres wurde herausgeschleudert und erlitt so schwere Kopf verletzungen, daß er alsbald verschied. Ein zweiter Insasse des Wagens rettete sich noch recht zeitig durch Abspringen. * Kahla, 16. Juni. (Eine unerwartete reiche Erbschaft) fällt jetzt in die hiesige Gegend. Vor etwa 40 Jahren wanderte als junger Mann der Maurergeselle Seif art h aus Eroßpürjchnitz aus der Heimat. Sein Wanderziel führte ihn nicht übers Meer, wo sonst immer die großen Schätze gesammelt werden, sondern nur nach Meerane. Mit Kelle, Spitze und Hammer ausgerüstet, rückte er dort ein. In dem damaligen Stadtbaumeister fand er einen Gönner und wurde schließlich dessen Nachfolger im Amte. Durch glückliche Unternehmungen wurde er zum wohlhabenden Manne, so daß sein jetzt hinter lassenes Vermögen auf 600000 bis 700 000 be wertet wird. Da der Verstorbene keine Leibeserben hinterlassen hat, fällt das Vermögen an seine Ge schwister bzw. deren Kinder. * Schmölln, 16. Juni. (Ein Granitriese) von ungefähr 9—10 000 Kubikmeter Inhalt, wie er wohl in Sachsen, vielleicht in ganz Deutschland nicht wieder vorkommen dürfte, ist gegenwärtig im Stein bruche Grund, von Döcke L Förcke, Granitwerke Demitz-Thumltz, zu sehen. An diesem Riefenkoloß wird jetzt schon drei Jahre gearbeitet. Im Oktober 1909 wurde mittels eines einzigen Schusses ein Block losgesprengt, welcher 60 Meter lang, 5,5 Meter breit und 3 Meter tief war. An diesem Stück wurde bis April 1910 gearbeitet. Am 6. April wurde ein zweiter gewaltiger Block losgesprengt. Dieser war wieder gegen 60 Meter lang und hatte einen Inhalt von ungefähr 1000 Kubikmeter. Da ein Kubikmeter dieses Granits 55 Zentner wiegt, so ergibt der losgesprengte Block da» stattliche Gewicht von 50—60 006 Zentner. Der Steinbruch Grund liegt auf Rittergutsflur Schmölln. * Schleiz. 16. Juni. (Großfeuer.) Auf dem hiesigen Fürstlichen Kammergute entstand Groß die Flasche und im Nu glich das Mädchen einer Feuersäule. Das Mädchen lief auf die Straße, doch bald brach es zusammen. Nachbarn tauchten das Kind in einen Wassertrog^ Nach Stunden un säglicher Schmerzen starb die Schwerverletzte. * Zwickau, 16. Juni. (Bergmannslos.) Auf dem Morgensternschacht Hl wurden der Zimmerling Ernst Törpe aus Pöhlau und der Häuer Eduard Meyer aus Mülsen beim Entladen eines Spreng schusses schwer verletzt. Törpe wurde in das Kgl. Krankenstift gebracht, ist aber dort gegen abend an den Folgen der Verletzungen gestorben. Meyer dagegen wurde in seine Behausung transportiert. * Planitz, 16. Juni. (Unfall.) Von einem Rad fahrer aus Cainsdorf umgeriffen und überfahren wurde auf der Lengenfelder Straße der 4 Jahre alte Sohn des Handarbeiters Reuter in Oberplanitz. Der Junge erlitt hierbei einen Bruch des linken Untersch enkels. * Hohndorf, 16. Juni. (Wasserleitung.) Nach dem die eingegangenen Kostenanschläge für unsre Wasserleitung geprüft worden sind, beschloß der Ge meinderat, den Bau derselben Herrn Ingenieur Halbia in Chemnitz zu übertragen. Derselbe führt auch schon die Schürsungsarbeiten aus. Beschlossen wurde noch, das Pumpwerk mit elektrischem Betriebe einzurichten und Herr Halbig verpflichtet, bei Extra arbeiten hiesige Gewerbetreibende zu berücksichtigen. * Rittersgrün, 16. Juni. (Gefaßter Brand stifter.) Im August vorigen Jahres brannte das Breitfeldsche Gut mit Herrschaftsgebäude und Brauerei in Ärnoldshammer nieder, wobei auch viel Vieh den Flammen zum Opfer fiel. Jetzt ist der Brandstifter in einem seinerzeit auf dem Gute be schäftigt gewesenen Schweizerlehrling Artur Haupt nagel aus Ossegg in Böhmen ermittelt worden. Der Bursche hat die Tat eingestanden; er gab an, die Brandstiftung verübt zu haben, um aus der Lehre zu kommen. * Neudorf, 16. Juni. (Bethlehemstift.) 16 Kinder haben in dem im Unterdorfe gelegenen, neu eingerichteten Bethlehemstift ihren Einzug gehalten. Schwächliche Kinder beiderlei Geschlechts im Alter zwischen 8 und 12 Jahren finden hier sechs bis acht Wochen gutes Unterkommen und sichere Erholung und Kräftigung an Körper und Geist. Die offizielle Einweihung findet kommenden Sonntag nachmittag 3 Uhr statt. * Elsterberg, 17. Juni. (Zum Raubmord in Feld wiese.) Die näheren Untersuchungen über die Ermordung der Frau Rau haben ergeben, daß die Greisin sich gegen den Mörder nach Kräften gewehrt hat, daß sie aber schließlich unterliegen mußte. Ver schiedene Anzeichen lassen auch darauf schließen, daß das Verbrechen nicht nur ein Raub-, sondern auch ein Lustmord war. Der Eintritt des Mörders in das Rausche Haus ist beobachtet worden, dagegen hat ihn niemand herausgehen sehen. Die Bemühungen der Kriminalpolizei haben zu dem Ergebnis geführt, das die Staatsan waltschaft in der „N. Vogtl. Z." unter den amtlichen Bekanntmachungen mitteilt. Danach kommt als Täter in Betracht der am 26. Januar 1887 in Reichenbach geborene Paul Hermann Schneider. Der Vursche ist groß und kräftig gebaut, seine weitere genaue Beschreibung ist aus der amtlichen Bekanntmachung zu entnehmen. Da man vermutet, daß er sich in oder bei Plauen umhertreibt, ist die hiesige Schutzmann schaft angewiesen worden, besonderes Augenmerk auf ibn zu richten. Bei etwaiger Festnahme des Verbrechers wird sofortige, am besten drahtliche Benachrichtigung der Staatsanwaltschaft Plauen erbeten. * Pockau, 16. Juni. (Tödlicher Unglücksfall.) Das 3'/«jährige Söhnchen des Wegewärters Ehnert fiel in einem unbewachten Augenblicke in den Mühlgraben und ertrank. * Bautzen, 16. Juni. (Tod im Berufe.) Gestern abend 7 Uhr wurde im hiesigen Bahnhof der etwa 60jährige Weichensteller Handrick gleich nach Antritt des Dienstes von einer Lokomo tive erfaßt und getötet. Der Körper wurde zu einer formlosen Masse zerstückelt. * Zittau, 16. Juni. (Raubmordversuch.) JnSpitzkunersdorf ist gestern nachmittag gegen 2 Uhr ein R a u b m o r d v e r s u ch an der Pro duktenhändlerin Rätze verübt worden. Der Täter hatte sich einige Tage durch kleinere Einkäufe in dem Laden Lokalkenntniffe erworben. Gestern nachmittag während eines heftigen Gewitters suchte er dort Unterkunft, die ihm auch gewährt wurde. Hierbei machte er wieder einige kleine Einkäufe. Der Täter griff plötzlich die Frau an und würgte sie am Halse, so daß sie ohnmächtig wurde. Dann beraubte er die Ladenkaffe und drang auch in die oberen Stockwerke ein, wo er nach Geld suchte. Die Frau hat nur leichte Verletzungen davon getragen. Der Täter ist entflohen, man ist ihm aber auf der Spur. feuer. Das große Seitengebäude, das direkt an das Herrenhaus angebaut ist, ging in Flammen auf. Das Feuer wurde durch die Feuerwehr auf dieses Gebäude beschränkt. * Auma, 16. Juni. (Wassermangel. — Unglücksfall.) Um dem Wassermangel in unserem Städtchen abzuhelsen, wurde der Bürger meister vom Gemeinderat beauftragt, einen bewähr ten Quellensucher ausfindig zu machen, der die „Wünschelrute" spielen lassen soll. Man erblickt darin das letzte Mittel, für vermehrte Zuflüsse zum Wasserwerk zu sorgen. — An einem Neubau in der Schulstraße stürzte das Gerüst zusammen, auf welchem die Maurer Böttcher aus Auma und Schwalbe aus Dittersdorf arbeiteten. Beide Männer erlitten schwere Verletzungen. Ein Klempner entging dem auch ihm drohenden Absturz nur dadurch, daß er sich an ein Fensterkreuz an klammerte. Wörlitz, 16. Juni. (Tod durch Blitzschlag.) Mehrere schwere Gewitter, begleitet von wolkenbruch artigem Regen, zogen über den Wörlitzer Winkel dahin, und zwar mit solcher Dauer (fünf Stunden) und Heftigkeit, wie man es seit Jahren hier nicht beobachtet hat. An der Görschen Windmühle suchten bei dem zweiten Gewitter drei Männer Schutz. Der Blitz schlug in diese Mühle und traf die drei Männer: zwei von ihnen wurden betäubt, der dritte Mann, ein Wegewärter, war sofort tot. * Immenrode, 16. Juni. (Sch acht Unglück.) Beim Schachtausbau ist durch Zerbrechen des Hauptlagers die Arbeitsbühne auf die darunter liegende Sicher heitsbühne herabgestürzt. Hierbei wurde ein Mann getötet uno zehn verletzt. Die Verletzten wurden dem Krankenhause Bergmannstrost in Halle zugeführt. * Magdeburg, 16. Juni. (Bluttat.) Die im Hause Halberstadter Straße 61 wohnhafte Frau Neumann schlug es ab, dem in demselben Hause wohnhaften Fräulen Martha Sch. 20 .>4 zu borgen. Deshalb stach diese mit einem mitgebrachten Küchen- mess er auf die Frau so lange ein, bis das Messer abbrach. Damit aber noch nicht genug, nahm die Sch. ein der N. gehöriges Küchenmesser und bearbeitete die Frau mit diesem weiter. Auf die Hilferufe der übelzugerichteten Frau erschienen endlich andere Hausbewohner, worauf die Täterin entfloh. Letztere ist fest genommen und hat ihre Tat bereits ein gestanden. * Hof, 16. Juni. (Ein Unglücksschuß.) Der Besitzer eines Cafes in der hiesigen Bahnhofstraße, Keckeisen, schoß mit seiner Browningpistole nach einer Bretterwand. Eine Kugel, die die Wand durchschlug, traf ein etwa 100 w entfernt spielendes 12jährrges Mädchen lebensgefährlich in die Lunge. * Königgrätz, 16. Juni. (Lustmord.) In einem Kornfelde bei Liebschitz wurde ein siebzehnjähriges Dienstmädchen, Rosa Barton, mit zahlreichen Stichwunden ermordet aufgefunden. Es liegt Lustmord vor. Sechs der Tat verdächtige Per sonen wurden verhaftet. , Vergnügungen. Sristallpalast-Thcater. Die derzeitigen ganz vorzüglichen KPnstlerspczialttätcn hatten bei ihrem ersten Auftreten einen großen Erfolg zu verzeichnen. — Im Weinrestaurant findet allabendlich bis 2 Uhr nachts vornehme Unterhaltungsmusik statt. — Das Kristallpalaft-Lafe ist die ganze Rächt über geöffnet. : Kristallpalast-Theatersaal. (Baudeville-Salson.) Die ausgelassene Burleske „Abenteuer in Marokko", welche all abendlich den lebhaftesten Beifall findet, gelangt heute bereits zum 17. Mal zur Aufführung. Billetts sind an der Kasse des Kristallpalastes und im Modenhaus August Pölich (Ber- kehrsabteilung) zu haben. : Zoologischer Garten. Heute, nachmittags ZL5 Uhr, Kon zert von der Kapelle des Kgl. SLchs. Jns.-Regt. Nr. 19S «Leitung Herr Kgl. SLchs. Musikdirektor Mattheh). Abenos 8 Uhr Konzert des Bergerschen Dilettanten-Orchesters (Lei tung H. Berger). Eintritt 75 Pf., Kinder 30 Pf., von abends 7 Uhr ab 59 Pf. Eine Sehenswürdigkeit ist das neue Aquarium für Tee- und Süßwassertiere. Eintritt für Er wachsene 39 Pf., Kinder 15 Pf. — Dom 29. Juni an Gast spiel der Rordamerikanischen Jndianerkapelle. : Im Leipziger Palmengartcn wird das für gestern ge plante Sommerfeft, welches wegen ungünstigen Wetters auS- fallcn mußte, wenn irgend möglich morgen Sonnabend mit der ursprünglich aufgestellten Reichhaltigen Festordnung ab gehalten. In den jetzt im üppigsten Blumenschmuck« prangen den Anlagen, erregt zurzeit besonders der herrliche Rosen garten das Entzücken der Besucher^ Man versäume es des halb nicht, während der Pausen der heute nachmittags und abends stattfindenden Konzerte des Leipziger Tonkünstler- orchesters (G. Coblcnz) seine Schritte nach dem Rosarium zu lenken. Am Sonntag beginnt das hochinteressante fünftägige Gastspiel des Musikkorps des König!. Schwedischen Dalregt- ments unter Leitung deS Kgl. Musikdirektors Leutnant G. Pegel. Diese ganz hervorragende Militärkapelle konzertiert mit besonderer Genehmigung des Königs von Schweden nur in wenigen erstklassigen Etablissements Deutschlands in voller Uniform. Die vortcilhasten Palmengarten-Dauerkartcn be rechtigen auch zum Besuche dieser außergewöhnlichen Konzerte ohne jegliche Aufzahlung. Vitterungsverlcht vom Brocken IN» 15. Jnnl. (Nachdruck verboten.) Am Montag hatten wir auf dem Brocken drei Gewitter, begleitet von ziemlich heftigem Regen, zu verzeichnen. Der Gewitterregen lieferte 18 Millimeter Niederschlag. Am 13. bei Sonnenuntergang konnte man fsststellen, daß in kurzer Zeit ein Witterungsumschlag zum Ungünstigen eintreten dürfte. Tie Gewitter am Montag haben die gewünschte Abkühlung gebracht, die Temperatur ging von Plus IS Grad bis aus Plus 11,9 Grad hinab. Am Dienstag früh gegen 8 Uhr vorm. trat Nebel ein, welcher tagsüber die Brockenluppc einhüllte, und abends fegte der Nordwcststurm bei 11 Grad Wärme mit 16 Meter Geschwindigkeit über den Gipfel, und nachts trat wieder Regen ein. Obgleich das Barometer in den letzten 2 t Stunden um 4 Millimeter gestiegen ist, hält auch heute der dichte Nebel, begleitet von leichten Regenschauern, fortgesetzt an. Bis heute haben wir im Monat Juni hier oben IS Fcrn- und 3 Nahgewitler gehabt: das gehört wohl zu den Seltenhei ten. Im Jahre 1999 haben wir in derselben Zeit nur drei Gewitter gehabt. — Im allgemeinen ist der Monat Juni durch Gewittertage bevorzugt. Tie plötzliche Abkühlung und das neblige und unfreundliche Wetter mit Sprühregen ist auf sehr entfernte Gewitter zurückzuführen. Heute, 11 Uhr vormittags, Barometerstand SSS Millimeter (beständig), Temperatur PluS 8,4 Grad T.» Nordwestwind Stärke 8, dabei dichter Nebel und Sprühregen. — Wie notwendig für den Brocken ein Kabel wäre, konnte man bei den täglichen Gewittern in letzter Zeit beobachten: die elektrische Leitung Schierke—Brocken Ist den elektrischen Entladungen ein Blitzableiter im wahren Sinne deS Wortes. Kaum haben die Telcgraphenvorarbetter den Schaden auSgeb^fsert, und nach einer Stunde sind Infolge Blitzschlags neue Störungen entstanden. Wir machen auf den der heutigen Nummer bei liegenden Prospekt der Firma Bial L Freund in Br«»lan aufmerksam, der des höchsten Interesses atter Leser sicher sein dürfte. Der Leistungsfähigkeit der genannten Firma ist auf den zahlreichen, von ihr vertretenen Gebieten eine so außergewöhnliche, die Kaufbedingungen dabei so eigenartige und neue, daß die Interessen der Käufer trotz der großen ihnen gemachten Zugeständnisse nicht bester gewahrt werden können. Der Prospekt sei der besonderen Beachtung empfohlen. »7,r»
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