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Amtsvlatt des Rates und öes Rolizeiamtes der Stadt Leipzig. Anzeigen-PreiS lckr Anser-t, «1 Leipzig und Um^»,», di« a^ipaltene iS mm drett» Peritzeil, L 2t, di« 74 Utto drrit« Lrklamezeil« 1 gss »«» «uswärlä llt) 2t, pir^amru I.2Ü J»srr«ie ,,» Behärde» i» amMchr» T«U di« 74 mm drrit« Vrtttzeilr 4t) 2t, »eschäst«anz«>gen mit P atzporschristrn uu» i» der Nbrndautaad« im Preis« erhäht. lstabalt nach Taut. Beüagegebühr ü gss ». Tausend «xki. Postgebühr. s^rsteriellte Lus träge können mcht znrück- ß«»ogrn wrrdrn. stür da« tLrschrinrn an irftimmtrn Tagen und Plätzrn wird km« »arauti« übernommen. Lnzeigen-Annahote: Augustutplatz 8t d«i sämtliche» Mliai«» u. allen Lnnoncr» Lkprditionen Le» In- und Auäland««. Haupt-Kiliale lverlkt: T«rl Dnncker. Hermgt. Bahr. Hosduä^ d«»dlung, Lützowstiad« IL (Telephon VI, «r. 4608). Pauvt-Filiale vreädeur Seestratze 4,1 (Telephon 4621). Nr. 22 l. /reilkig, -en 12. August lSlv. 104. Zshrgsng. Msrs-ls-Tliur unü Grsvelotte. Weißenburg und Wörth waren hervorragende Waffentaten der deutschen Truppen gewesen, aber ebenso glänzende sollten alsbald folgen, nämlich die Schlachten um Metz am 14., 16. und 18. August. Die Kämpfe dieser drei Tage standen in innerem Zu sammenhang. Die feindliche Hauptarmee trat nach der Niederlage, die ihre Avantgarde am 6. August bei Saarbrücken erlitten hatte, und veranlaßt durch die volle Auflösung ihres rechten Flügels unter Mac Mahon den Rückzug auf die Mosellinie an, der die Festungen Thionville und Metz eine außerordentliche Stärke verliehen. Der direkte Angriff auf dieselbe wäre für die Deutschen sehr schwierig gewesen, des halb wurden unsere Truppen südlich von Metz gegen die Mosel dirigiert, um oberhalb der Festung den Fluß zu überschreiten und den Feind aufzusuchen. Als dieser Miene machte, noch diesseits Metz auf dem rechten Moselufer den Kampf aufzunehmen, wurden die zunächststehenden Abteilungen der zweiten Armee derartig der ersten Armee genähert, daß diese, die die Deckung des Marsches übernommen hatte, rechtzeitig ihrer Aufgabe gerecht werden konnte. Inzwischen überschritten die andern Korps der zweiten deutschen Armee bereits die Mosel, und der Feind sah sich in folgedessen veranlaßt, um seine Verbindung mit Paris nicht zu verlieren, das rechte Moseluser vor Metz zu räumen. Die herangezogene Avantgarde unserer ersten Armee entdeckte rechtzeitig diesen Ab marsch, warf sich am 14. August auf die französische Arrieregarde und vermochte den Feind in die Forts von Metz zurückzuweisen. Dieses Treffen hatte den Erfolg, daß Bazaine bei Metz festgehalten und sein Abzug in der Richtung nach Verdun verzögert wurde. Für die Deutschen galt es nun, diesen Vorteil weiter auszunutzen und den Flankenmarsch des Feindes auf der südlichen Straße nach Verdun zum Stehen zu bringen. Diese Aufgabe wurde in un übertrefflicher Weise durch den blutigen und sieg reichen Kampf von Mars-la-Tour am 16. August gelüst. Der Ruhm, mit dem sich an diesem Tage die deutschen Truppen bedeckten, wird nie ver blassen, und bis in die fernsten Generationen soll unser Volk der Heldentaten gedenken, die seine Söhne am 16. August 1870 vollbrachten. Der unmittelbare Erfolg des Tages war, daß Bazaine von seiner Rück zugslinie nach Verdun abgedrängt wurde. Nun blieb aber der französischen Armee noch der Flankenmarsch auf der nördlichen Straße oder noch weiter nördlich auf großen Umwegen ausbiegend übrig. Es war dies der einzige Ausweg aus einer höchst ungünstigen Lage, da sonst die Armee von Paris und ihren sämtlichen Hilfsmitteln abgeschnitten gewesen wäre. Auf deutscher Seite hatte man den 17. August benutzt, die erforderlichen Korps heran zuziehen, und so konnte denn schon am 18. AugUf. der entscheidende Schlag geführt werden. Bei der Leitung der Truppen mußte man darauf gefaßt sein, daß die Franzosen versuchen würden, auf der nörd lichen Straße auszuweichen, aber auch damit rechnen, daß Bazaine, die großen Schwierigkeiten eines solchen Versuchs erkennend, es vorzog unmittelba.r vor Metz eine Schlacht anzunehmen. Und das letztere war der Fall. Der Feind hatte den Abmarsch aufgegeben und sich auf den letzten Höhenzügen vor MeH festgesetzt. Die zweite deutsche Armee wurde angewiesen, die Verbindung mit der ersten Armee zu halten, und der allgemeine Angriff sollte nicht eher beginnen, bis alle erforderlichen Bewegungen durchgeführt waren. Denn die Position der Franzosen war außerordentlich stark, und deshalb brachte der Tag von Eravelotte eine der blutigsten Schlachten der Weltgeschichte. Lange und schwer wogte der Kampf, zumal auf feind- licher Seite die gesamte Hauptarmee engagiert war, aber der unüberwindlichen Bravour der deutschen Truppen gelang das schier unmöglich Scheinende, und als die Schlacht bei völliger Dunkelheit ihr Ende nahm, waren die Höhenpositionen der Franzosen ge stürmt und diese nach Metz zurückgeworfen. Bazaine war — das ist der Erfolg des Tages von Graoelotte — von der Verbindungslinie mit Paris völlig abge schnitten und seine Armee in Metz eingeschossen. Großes hatten die deutschen Truppen an den drei Tagen um Metz geleistet, und wenn sich in den Jubel, der in ganz Deutschland vor 40 Jahren über diese herrlichen Siege herrschte, auch die Trauer um so viele Tausende gefallene Söhne unseres Volkes mischte, so waren die Opfer doch nicht umsonst gewesen, der Erfolg war ein nachhaltiger. Ehre unseren Vätern und Brüdern, die Gut und Blut einsetzten fürs große Vaterland! politische Nachrichten. Boni Werftarbeiterstreik. Stettin, 12. August. Die Konferenz der Werftvertrauensleute in Stettin beschloß, falls eine Aussperrung erfolgt, überall dort die Ar beit niederzulegen, wo es im Interesse der Eesamtbewegung liege und örtliche Verhältnisse es geboten erscheinen ließen. Betriebs- und Gruppen versammlungen dürften das Ergebnis haben, daß von den nicht Ausgesperrten folgende Gruppen in den Sympathiestreik treten: Auf dem „Vulkan" der Turbinenbau, die Dreherei und die Gießerei; aus den „Oder werken" die Schiffsbaugießerei, die Kisterei, die Schmiede und die Tischlerei; bei Nußka dürfte es zum allgemeinen Ausstand kommen. Geestemünde, 12. August. (Telegramm.) Die gestern nachmittag erfolgte Aussperrung eines Teiles der Werftarbeiter hat dahin geführt, daß auf den hie sigen Werften alle Holzarbeiter die Arbeit aus Solidarität niedergelegt haben. Es sind nur noch die Metallarbeiter tätig. Im technischen Betriebe des Norddeutschen Lloyd sind bis jetzt Aussperrungen nicht erfolgt, doch sollte gestern abend eine Versammlung aller beschäftigten Personen stattfinden, in der durch Beschluß festgestellt werden soll, daß alle im technischen Betriebe beschäftigten Personen jetzt die Arbeit niederlegen sollten. Hamburg, 12. August. (Telegramm.) Gestern wurde mit der Auszahlung der Unter stützungen an die organisierten streikenden Werft arbeiter begonnen. Es erhielten die jugend lichen Arbeiter 7 die l e d i g e n 12 .ll und dle verheirateten 14 .X pro Woche; letztere außer dem noch einen Zuschuß von 1 für jedes Kind; doch nicht mehr als 5 pro Woche. Die Zahl der Strei kenden wird auf 0680 angegeben. Bisher ist die Ruhe nirgends gestört worden. Bei der Hamburg- Amerika-Linie sind gestern nachmittag nach einer abgehaltenen Versammlung auchdieKlemp- ner in den Ausstand getreten. Die Streikleitung hat den ledigen Arbeitern geraten, aus Hamburg fortzugehen und in der Provinz Arbeit zu suchen. Dies wurde auch bereits von einer großen Anzahl befolgt. Der Zar bezahlt. Die „Franks. Ztg." erfährt aus Friedberg (Hessen), daß der Zar für die sehr bedeutenden Kosten des mit allerlei Sichcrheitsvorrtchtungen ausgestatteten Friedberger Schlosses selbst auf kommen wird. Mithin würde das hessische Budget dadurch keine Belastung erfahren. Beigelegter Streik. Nürnberg, 12. August. (Telegramm.) Nach drei wöchiger Dauer wurde der neuerliche Ausstand bei der Nürnberger Zellulotdfabrik Ge brüder Wolff nunmehr endgültig beigelegt, nachdem den Arbeitern ihre Forderung bezüglich der . Lohnerhöhung teilweise bewilligt wurde. Die Arbeit wird am Montag wieder ausgenommen. Dementi. Pari», 12. August. (Tel.) Die Madrider „Epoea" machte gestern Mitteilungen über den Inhalt der letzten Unterredung des Ministerpräsidenten Briand mit König Alfons. Danach hätte Minister Briand dem König eindringlichst von einem offenen Bruch mit dem Vatikan abgeraten. An hiesiger zuständiger Stelle be zeichnet man diese Behauptung als tendenziöse Erfindung. Da jedoch Briand von Paris ab wesend ist, so dürfte ein formelles Dementi erst im Laufe des heutigen Tages erfolgen. Eine Boshaftigkeit des Eisenbahnersyndikats in Frankreich. Paris, 12. August. Der „Temps" meldet aus Nimes: Der Generalsekretär des Nationalen Syndi kats der Eisenbahnarbeiter berichtete gestern an der Arbeiterbörse über die Organisation des drohenden Eisenbahner st reiks. Er forderte die Eisenbahner auf. falls sie Mobilisierungs order erhielten, ihr nicht sofort Folge zu leisten, sondern erst 3—4 Tage später, was große Unordnung im Eisenbahndienst Hervor rufen würde, ohne daß die Ausbleibenden wegen De sertion belangt werden könnten. Die Versammlung nahm zum Schluß eine Tagesordnung an, In der sich die Teilnehmer verpflichteten, der Aufforderung des Syndikats zum Streik sofort Folge zu leisten. Nach dem Scheitern der Einigungsoerhandkungen in Bilbao. Madrid, 12. August. (Telegramm.) Der Mi nister des Innern kehrte gestern unver richteter Dinge aus Bilbao hierher zurück. Alle Bemühungen, eine Verständigung zwischen den Grubenbesitzern und den Bergleuten herbeizuführen, sind gescheitert. Die Grubenbesitzer wollen heute mit Streikbrechern die Arbeit wiederaufnehmen. Die Regierung arbeitet ein besonderes Gesetz für die Minenarbeit aus. Madrid, 12. August. (Telegramm.) Das Schei tern der Bemühungen des Ministers des Innern, der in Bilbao eine Verständigung zwischen den Grubenbesitzern und den Bergleuten herbeiführen wollte, macht hier einen ungünstigenEindruck, doch wird in Regierungskreisen die Hoffnung aus baldige Beilegung des Konfliktes keineswegs aufgegeben. Sus Leipzig unü ümgegenü. Leipzig, 12. August. Wetterbericht der König!. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für Sonnabend, den 13. August 1910. Südwestwinde, heiter, wärmer, trocken. Pöhlberg: Glänzender Sonnenuntergang, Abendrot. Fichtelberg: Nachts schwacher Nebel, matter Sonnenuntergang, Abendrot. * Tödlicher Automobilunfall. Einen schweren Schicksalsschlag hat, wie wir schon durch Aushäng« bekanntgaben, die Familie des in der FSrberftraße 18 wohnhaften Fabrikanten Gustav H'akt« mann betroffen. Heute vormittag fuhr Herr Hart mann mit seiner Gattin im Automobil nach Weißenfels. Kurz vor Pörsten fuhr das Auto mobil beim Ausweichen gegen einen Baum, der Wagen wurde zertrümmert, der Besitzer erlitt einen Schädelbruch und war sofort tot. Die Gattin kam ohne ernstliche Verletzungen davon. Ein zufällig vorüberkommendes Automobil brachte die Leiche des Verunglückten und Frau Hartmann nach Leipzig. — Gustav Hartmann war geboren am 25. Juni 1867 in Osterode am Harz, stand also im 44. Lebensjahre. Er war Inhaber der Sächsischen Furnituren-Industrie Gustav Hartmann und Kresse L Hartmann, Leipzig. Färberstraße 4 bis 6. 11 (Schluß) Hlüür öd! Eine Luftschiffernovelle von Pau! Burg. „Ich verstehe nicht, wie einen Menschen ein Beruf wie der Ihrige erfreuen kann. Das ist doch der reine Selbstmord und die richtige Seelenvergistung. Wenn ich eine Frau wäre, so einen nähme ich nie!" „Na, na, nur sachte. Dichter sind doch nun manch mal ganz unpraktische und ost unnütze Gesellen. Uno eine Dichterfrau zu sein, ist auch solche Sache, zu der nicht jede Frau taugt und wenige sich drängen." „Weil eben die Frauen keine Ahnung haben." „Nein, weil die Dichter vom Leben keine Ahnung haben." „Das ist eine veraltete Anschauung, und es fragt sich doch sehr, ob... „Da fragt sich gar nichts, mein Lieber, außerdem ist doch das schließlich Sache jeder Frau, ob sie einen von Ihrem oder von meinem Schlage nehmen will. Herzenssache ist es." „Na ja, mit Ihnen ist ja nicht zu rechten, Sie sind ja befangen. Lassen wir das also. Prosit!" Sie ließen das Gespräch und tranken ihren Wein, tranken noch viel Wein, denn auf einmal vertrugen sie sich gut miteinander, weil der Dichter sehr fried lich und Hans Joachim in seinem Herzen sehr fröh lich aufgelegt war. Die beiden saßen beim Wein vor dem stillen Hause am schlummernden, leis aufrausckenden Walde und harrten des jungen Tages, der früh seine rosigen Finger jenseits über die dunklen Berge hinstreckte und mit Morgendämmern und blauendem Himmel drüben ins Tal stieg. Die Vögel in den Bäumen erwachten und sangen dem neuen Morgen ihr erstes, ihr schönstes Lied. Die beiden Männer hinter ihren leeren Flaschen blinzelten schläfrig in das erstrah lende Licht, doch der Frühschein goß auch in ihre Glieder neue Kraft und gab ihnen fröhlichen Mut für den neuen Tag. Sie machten sich auf und gingen in den morgen frischen Tag, zur Mordfleckwiese. Als sie rüstigen Schrittes aufbrachen, hörten sie Stimmen und Ge räusche im erwachenden Gasthause. Mancher der Gäste wollte wohl den Aufstieg rn der Frühe mit ansehen. An der Wegbiegung wandte sich Hans Joachim noch einmal um nach der gastlichen Stätte und ge- daihte des schönen Mädchens, das drinnen von glück lichen Träumen der Jugend umfangen lag. Lebe wohl, fahr wohl! Mädchen traten aus dem Hause. Er schwenkte den Hut. „Holdrioh!" rief der fröhliche Dichter und hemmte den Schritt. Vielleicht konnte man mit den Schönen zusammen des frühen Weges wandern. Sie blieben stehen und erwarteten die jungen Damen. Gretchen war unter ihnen. Hans Joachim erkannte sie mit innerem Jubel und tat einen Luftsprung. „Guten Morgen, schönste der Frauen!" Flugs war er an ihrer Seite. Der Dichter ge sellte sich zu den andern. „Gut geruht? Süß geträumt?" „Danke." „Holdrioho!" Er schwenkte den Hut. „Sie haben ja sehr gute Laune beute morgen." — „Habe ick auch. Habe ich immer. Alle Tage, wenn ich Sie sehe/' Sie überhörte das Letzte. „Sie haben wohl gar nicht einmal geschlafen?" „Geschlafen? Ich? Keine Idee. Eebeckert haben wir bis an den Hellen Tag. Feinsliebcyen mein unter dem Rebendach Horrido! Hulla he! Juchhe!" . Er jauchzte und sprang voll Uebermut neben ihr her. Sie ging lächelnd dabei. Gesprochen wurde nicht viel. Es war ja auch so sonnenselig, so morgen-märchenschön im Walde. Und sie waren beide so glücklich ,m Herzen tief drinnen voller Liebe. So gingen sie auf leichten Sohlen durch den grünen Wald. Durch die Bäume blinkte die Lichtung schon und fern auf der Wiele blitzte der weiße Leib des Luftschiffes im Morgenjonnenstrahle. Stimmengewirr scholl herüber. Die Stunde des Abschieds war da für die beiden. „Ich will lieber hier vom Waldrand aus zusehen, wenn Sie aufsteigen", sagte Gretchen. „Dann muß ich Zbnen wohl schon hier Lebewohl sagen. Nun, bester hier im Walde als da mitten unter den Menschen." Er streckte ihr hastig beide Hände hin, die sie rasch Kleben Sie wohl, Fräulein Gretchen! Wenn ich nun da oben wieder rumschwimme, werden Sie dann noch einmal an mich denken? Oder baden Sie mich schon so bald vergesten, wenn ich Ihnen aus den Augen bin?" Sie sah auf den Waldboden, al« suche sie etwas, und schüttelte verneinend den Kopf. „Wir haben doch so nette Stunden zusammen ver lebt, nicht wahr? Können wir uns denn nicht mal wo Wiedersehen? Nicht bloß, wann der Zufall will. Bald?" Sie nickte. Sie wollen? Ja? Das ist lieb von Ihnen." Eine lange Zeit sagten sie nun beide nicht ein Wort. „Nun muß ich wohl gehen", brach Hans Joachim schließlich das Schweigen. Er hielt ihre Hände immer noch fest und ließ sie auch jetzt noch nicht los. Er fühlte ihre weichen, warmen Hände erzittern und umschloß sie fester mit seinen sehnigen Fingern. „Wann und wo soll ich Sie denn Wiedersehen, Gretchen?" „Ja, wann denn nur? Und wo? Sie sind ja immer überall und nirgends." „O, ich werde es schon möglich machen. Sagen Sie mir nur..." „Können Sie denn nicht wieder hierher kommen? Hier nach der Schmücke? Ader nickt wieder mit dem schrecklichen Luftschiffe! Müssen Sie denn über haupt heute wieder mit zurückfahren?" „Ich muß, so wenig ich möchte." „Ach, das ist ja so schrecklich!" „Ja, haben Sie denn Angst, Angst um mein Leben, Gretchen?" Er faßte ihre Hände noch fester und zog sie näher an sich heran. „Gretchen, ja, du hast Angst um mich?" „Ja." Sie schmiegte sich an seine Brust. Er fühlte deutlich die schnellen Schläge ihres pochenden Her zens. Elücklicy wie ein Gott blickte er auf ibr sei diges blondes Haar, küßte es mit scheuen Lippen und flüsterte ihr ins Ohr, daß er sie liebe. Da hob sie ihr Gesicht, sah ihn aus seligen Augen an und bot ihm ihre Lippen. ,,Du Liebstes!" — „Du Liebster!" Lange hielten sie sich umschlungen und küßten sich wortlos. Tatarataaa! scholl Trompetenton herüber in ihre selige Waldstille. Um das Luftschiff hasteten Sol daten hin und her. Man war im Begriff, aufzu steigen. Hans Joachim schreckte empor und riß sich aus Gretchens weichen Armen. „Um Eotteswillen, ich muß ja hinüber. Es ist ja die höchste Zeit." Er preßte sie noch einmal an sich und küßte ihr den roten Mund, die blauen Augen, die kluge Stirn, die lieben, lieben Hände. Mit hastigen Lippen, wie im Fluge. „Ich komme bald! Ich komme bald! Ich tele graphiere. Lebewohl, du mein Liebstes und denke an mich!" Sie streckte die Hand nach ihm aus. Da war er schon davon und stürmte in langen Sätzen über die Wiese auf das Luftschiff zu. Sie sah ihn dahineilen, sah ihn mit den andern die Gondel besteigen, ihr zuwinken, während die Soldaten den kühnen Flieger entfesselten. Glück ab! hallte es tausendstimmig zu ihr her über. Musik erscholl. Sie stand noch immer mit ausgestreckter Hand und sah mit großen, glücklichen Augen ins Weite. Leuchtend, wie ein Phönix hob sich das schwanke Schiff ihrer sichern Hoffnung und Liebe zur Sonne. Majestätisch schwebte es hoch in Lüften auf sie zu. „Muß i denn, muß i denn zum Städtele hin aus..." klang die Weise. Droben winkte eine liebe Hand, wehte ein weißes Tuch. Gretchen sah hinauf. Kartenblätter flatter ten im Sonnenlichte aufleuchtend hinab und fielen fast vor ihren Füßen nieder. „Wenn i komm', wenn i komm', wenn i wiederum komm'!" klang die Musik. Sie sah dem entschwebenden Luftschiffe nach^ bis es kleiner und kleiner am Himmel wie ein Vogel verflog. Dann hob sie die Karten vom Waldboden auf und las sie im Heimgehen, die letzten, eiligen Grüße ihres geliebten Hans Joachim. Ihr Herz, vom Abschied schwer, ward wieder froher mit jedem Schritt und jubelte sein Glück aus strahlenden Augen in den sommerlichen, sonnenleuch tenden Wald. Und wie im Takt der leichten Tritte rief's in Schön Gretchen: „Glück ab, Hans Joachim! Hans Joachim, Glück ab!" Ts-eschrmiik. Berlin, 12. August. (Eisenbahnräuber.) Auf der Strecke Bodenbach—Aussig wurde im Ber liner Schnellzuge einem Amerikaner von einem internationalen Eisendahndiebe eine Ledertasche mit Schmuck und amerikanischem Gold, und Silbergeld und ein auf 95 Pfund lautender Kreditbrief einer Londoner Bank gestohlen. Kiel, 12. August. (Beim Pistolenschießen) wurde dem Obermaschinistenmaat Krannig von dem Oberleutnant Oldenburg die Kniescheibe zer- schmettert. Der Zustand des Verletzten ist kehr ernst.