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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.08.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-08-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191008211
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19100821
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19100821
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-08
- Tag 1910-08-21
-
Monat
1910-08
-
Jahr
1910
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Dezugö-Prei» ttr Leipzig imd öorvrtr durch unser« LrLaer und Spediteur« Lmal tLalich in» Hau» gebracht: vv mouatl., >.70 ul vierteliLhrl. Bet unser» gtltalen u. Ln» uahmeltcllen abgeholt: 7S mouatl., B.tt ul vierteliLhrl. Durch die Vvftt «nnerbald Deut sch laut»« und der deutschen Kolonien vierteliLhrl. lt.IV ul, monatl. l.r» u« auLschl. Poftdestellgeld. flerner in Belgien, DLnemark, den Donaustaaten. Italien, Luxemburg, Niederlande, Nor wegen. Oesterreich-Ungarn, Rußland, Schweden, Schwei, u. Spanien. In allen übrigen Staaten nur direkt durch di« BrschHMlelle de» Blatte» erhLItltch. Ta« Leipziger Lageblatt erscheint 2 mal tLglich, Sonn- ». Feiert^* nur morgen». ltidonnemeut-Annahme: AogukuSplatz 8, bei unseren LrLgern, Filiale», Spediteur«» und Snuahmestellen, sowie PostLmtern u»d BrirfttLgern. ItnzilverkausSPret» der Morgen» »utgab«, 10 der Abendausgabe L -h. Redaktion und Geschäftsstelle: Johannilgasse tt, Fernsprecher: 146SL 146W, I4SS4. nMerTaMÄ Handelszeitung. Amtsblatt -es Rates «nS -es Nolizeiamtes -er LtaSt Leipzig. Anzeigen-PrelS sttr Inserate au» Leipzig und Umgebung dt« Kgeivalten» SO mm breit« Petitzeil« LL di« 74 mm breit« Reklame,eile l ul von au»wLrt» M Regime» 1.20 ull Inserat« v«n Bebbrden 'm amtlichen Leit di« 74 mm breit« Petitteil, «0 «eschLst»anzeigen mit Plahvorschttstea an» t» der >b«ndau»gab« im Preise «rhLdi. Rabatt nach Laris. Beilagegedübr L ul p. Lausend exkl. Postgebühr. Festerteilt, AustrLge können incht ,urüik- gezogen werden. Für da« Erscheinen an vesttmmtrn Lagen und PlLhen wird kein« Garantt« übernommen. Unze«gen-Annahme: AugustuSplntz 8, bet sLmtlichen Filialen u. allen Annoncen« ltxpedltionen de» I». und Ausland««. Haupt-Filiale verli»: Tarl Duncker, Berzogl. Vahr. HofbuL^ Handlung, Lühowstraße IO. (Telephon VI, Nr. 4M3). Haupt-Iiltale Dresden: Seestrabe 4,1 (Telephon 4621), Nr. 230. Sonntag, ürn LI. klugull ISIS. 104. Zstzr-ang. Das Wichtigste. * Das Kaiserpaar ist am Sonnabend nach« mittag in Posen zur Einweihung des König!. Schlosses eingetrosfen. Während der Festtafel brachte der Kaiser einen Trinkspruch auf die Provinz Posen aus. Es sind zahlreich« Auszeichnungen ver liehen worden. sS. d. des. Art. und Letzte Dep.) * In Augsburg beginnt am heutigen Sonntag der diesjährige Katholikentag. (S. Dischs R.) * In Hamburg kam es am Sonnabend zwischen arbeitswilligen und streikenden Werftarbeitern zu Zusammenstößen. (S. Dschs. R.) * Am Sonnabend wurden in England und in Italien neue Kriegsschiffe von Stapel gelassen. (S. Ausl.) * Die rumänische Regierung übermittelte dem diplomatischen Korps ein Grün buch über den griechisch-rumänischen Ueberfall im Piräus. * Den St. Stephanspreis (83000 Kr.) der am Sonnabend in Pest zur Entscheidung kam und von 10 Pferden bestritten wurde, gewann Graf A. Orssichs br. H. „Ever read y" unter Korb mit 4 Längen. (S. Sport.) Der Zsr suk Reite«. Der weiße Zar, der „Niederwerfer" der russischen Revolution, aber auch der Anreger der Friedenskonferenz, greift dieser Tage zum Wanderstabe; der gefährdetste Reisende der Welt wagt es, sich in Bewegung zu setzen. Schon lange spricht man davon, und es sind ihm aus dem deutschen Lande, das er aufsuchen will — der 23. August wird jetzt als Ankunftsdatum genannt —, nicht nur freundliche Begrüßungen entgegengebracht worden. Auf französischer Seite hat man sich beeilt, solche ungastliche Stimmen zu sammeln, natürlich um damit beim Zaren Mißstimmung zu erwecken. Frankreich — und man kann gleich hinzufügen auch England — hat freilich wenig Grund, uns wegen unhöflichen Tones gegen den Zaren zu verklagen; man könnte mit Leichtigkeit eine Blütenlese von giftigen, ja beschimpfenden Aeußerungen zusammenstellen, die in französischen und englischen Blättern gegen den Zaren gefallen sind. Wir glauben auch nicht, daß die deutschen Aeußerungen tragisch zu nehmen sind. Schließlich ist es begreiflich, daß die internationale, revolutionäre Sozialdemo kratie den Zaren als Feind betrachtet. Ob es für bürgerliche Politiker angemessen ist, Sym pathie oder Antipathie dergestalt im Verhalten gegenüber politischen Persönlichkeiten zum Aus druck zu bringen, kann schon eher bezweifelt werden. Wenn die französische Republik mit ihrer halb sozialistischen Regierung es nicht für eine Schande hält, enge Verbindung mit dem russi schen Zarenreiche zu halten und die freund lichsten persönlichen Beziehungen zum Zaren zu pflegen, dann wird wohl auch Deutschland sein Verhältnis zu dem östlichen Nachbarreiche allein nach nüchternen Erwägungen der Macht politik einrichten dürfen. Darüber sollte man sich nachgerade klar geworden sein, und es wäre dem nur noch hinzuzufügen, daß mit diesen politischen Rücksichten die Beobachtung der ur alten Gesetze des Eastrechts nie im Widerspruche zu stehen pflegt. Bemer kenswerterweise ist die deutsche Machtpolitik gerade während der letzten Zeit mehrfach inGegensatz zur russischen Politik getreten. Persien ist keine russische Provinz, diese unstreitige Tatsache bemühen sich gerade jetzt der deutsche Gesandte in Teheran, das deutsche Auswärtige Amt und die „Köln. Ztg." den Russen klar zu machen. Wir nannten die Tatsache „unstreitig". Was Eng land und Rußland miteinander über Persien ausmachen, kann Deutschland und die andern Mächte nicht binden. Graf Quast, unser Ver treter in Persien, hat genau so wie der Gesandte irgend einer andern Macht das Recht, eine Meinung zu besitzen, sich um die Verhinderung unnötigen Blutvergießens zu bemühen und überhaupt in jeder Beziehung zu tun, was ihm gut scheint. Entstehen aus der sachgemäßen Anwendung dieser selbstverständlichen Rechte Reibungen, so ist daraus der deutschen Regie rung kein Vorwurf zu machen; es fragt sich höchstens, ob nicht ein früheres Verhalten der deutschen Regierung dazu beigetragen hat, bei andern Mächten den Wahn zu er wecken, Deutschland existiere überhaupt nicht in Persien. Deutschland hat selbstverständlich keine territorialen Absichten im Lande des Schahs, aber es kann nicht dulden, daß man den be stehenden Zustand, ohne es zu befragen, um stürzt. Glaubt Rußland nicht ohne England Vorgehen zu können, so hätte es sich selbst sagen müssen, daß Deutschland und andere Mächte auch noch da seien. Auch an einem zweiten Punkte des Orients hat sich Deutschland Wünschen, wie sie zum wenigsten von einem Teile russischer Politiker gehegt wurden, widersetzt. Wir meinen in der mazedonischen Frage, die wiederum von bulgarischer Seite aufgeworfen war. Gegenüber einer Anzweifelung, die sich in dem Konstan tinopeler Blatte „Tanin" befindet, und die sich freilich mehr gegen Oesterreich wie gegen Deutsch land richtet, muß festgestellt werden, daß Deutsch land sich wieder in sehr deutlicher Weise an die Seite der Türkei gestellt hat. Daß Rußland amtlich die Bestrebungen der mazedonischen Bulgaren unterstützt hat, mag nicht nachweisbar sein, jedenfalls aber lagen Sympathiebezeigungen von privater russischer Seite vor, die den Bulgaren innerhalb und außerhalb Mazedoniens Mut machten. Iswolski will jetzt freilich nicht mehr nach Sofia gehen, er soll überhaupt nicht die Absicht gehabt haben, dorthin zu gehen. Sicherlich wäre ein solcher Besuch in gegenwär tiger Zeit ein auffallender Schritt gewesen. Aber durfte man Herrn Iswolski keinen auf fallenden Schritt zutrauen? Es ist ja eine der merkwürdigsten Erscheinungen, wie sehr die Hal tung des massigen russischen Millionenreiches, das sich nun auch einen konstitutionellen Rahmen gegeben hat, vom Affekt und Temperament des leitenden Ministers abhängig geblieben ist. Graf Aehrenthal und Iswolski waren einst in Petersburg dicke Freunde; das Verhältnis ist, als Aehrenthal auswärtiger Minister Oester reich-Ungarns wurde, bekanntlich in intime Feindschaft umgeschlagen, und diese Feindschaft beherrscht zeitweise die ganze kontinentale Politik. Zu Bismarcks Zeiten war es ähnlich. Fürst Gortschakow schenkte, da Bismarck preußischer Gesandter in Petersburg war, diesem persönliche Freundschaft und unbegrenztes Ver trauen; er gab ihm, wenn er ihn warten lasten mußte, noch unerbrochene Berichte der russischen Gesandtschaft in Berlin zu lesen — also ehe er sie selbst gelesen. Als aber Bismarck leitender preußischer Staatsmann geworden und sich eine europäische Stellung errungen hatte, führte die gekränkte Eitelkeit Gortschakows einen Gegen satz in der Politik beider Länder herbei, dem ein Widerstreit der sachlichen Interesten nicht entsprach. Wie bitter hat Bismarck über die Unehrlichkeit Gortschakows geklagt. Gortschakow schob ihm eine feindliche Politik gegen Rußland und gegen Frankreich unter, von der er, gerade bei seiner genauen Kenntnis der Anschauungen Bismarcks, wissen mußte, daß sie den Tatsachen nicht entsprach. Bismarck hat in offener dra stischer Weise sich gegen die Entstellungen und die Vormachtansprüche gewehrt. Auch mit dem Zaren selbst hat Bismarck bekanntlich immer offene Aussprache gesucht, und es ist ihm noch bei der berühmten Begegnung im Oktober 1889 gelungen, die In trige mit den gefälschten Briefen, die in Kopen hagen angestiftet war, durch seine einfache Ver sicherung unschädlich zu machen. Es liegt nahe, sich zu fragen, ob es auch heute deutsche Diplomaten gibt, die mit gleicher Offenheit dem russischen Herrscher und den russischen Staatsmännern gegenüber treten. Wir verlangen nicht eine glatte Kopierung des Bismarckschen Tones gegenüber Gortschakow; er war durch langjährige persönliche Beziehungen begründet; aber wir verlangen eine Energie und Offenheit, die vorhandene Tatsachen zu ihrem Rechte kommen läßt und absichtliche Ent stellungen, unnatürliche Konstruktionen und unbegründete Verärgerung hinwegräumt. Wir hoffen, daß Herr von Kiderlen die richtige Ton art finden wird, denn er wird ja als Bismarck- I schiller gerühmt. polener Sailerlsge. Der Festschmuck. Zu den bevorstehenden Kaisertagen hat, wie wir bereits kurz in der gestrigen Abendnummer be richteten, die Stadt Posen reichen Fe st - schmuck angelegt. In allen Straßen wehen Fahnen, Girlanden und Wappen zieren die Häuser. In den Schaufenstern stehen Büsten des Kaiserpaares. Be sonders reich dekoriert ist die Einzugsstraße. Das Bahnhofsgebäude ist von Girlanden umzogen, die mit goldenen Bändern durchwirkt sind, und Flaggen masten mit goldenen Kränzen und purpurnen Bannern umsäumen den Weg, den das Kaiserpaar nehmen wird. Am Ende der Bahnhofsstraße erhebt sich eine offene, von zwei Kuppeln flankierte Säulen halle in Weiß und Gold, unter der die Tribünensitze angebracht sind. Am Berliner Tor, wo der Ehren trunk gereicht wird, sind weitere große Tribünen er- richtet. Der Platz, den das neue Residenzschloß und das gegenüberliegende, ebenfalls in romanischem Stil erbaute Gebäude der Reichspost umgrenzen, wird nach der inneren Stadt zu, durch einen antikisierenden Triumphbogen abgeschlossen, unter besten Säulen die Inschrift steht: „Jubel und Freude, erschallt mit Macht hinaus in die Lande, Vaterlandsliebe und Treu' jegliches Herze durchglüht." Der Fremden zufluß ist groß, die Hotels sind überfüllt. Die Ankunft des Kaiserpaares. Das Kaiserpaar ist am Sonnabendnachmittag um 3 Uhr 58 Min. mit dem Sonderzug im Posener Hauptbahnhof eingetroffen. Zum Empfang waren auf dem Bahnhofe anwesend: das Kronprinzen paar, die in Posen eingetroffenen Prinzen und Prinzessinnen des königlichen Hauses, der komman dierende General des 5. Armeekorps, Graf Kirch - bach, der Kommandant von Posen, Generalleut nant Freiherr v. Steinäcker, der Oberpräsident Walgow und Polizeipräsident v. Heyking. Das Kaiserpaar fuhr im Automobil bis zu der großen Tribüne am königl. Residenzschloß. Die Truppen des Standortes bildeten Spalier, hinter ihnen standen Schulen, Kriegervereine und Vereine. Eine gewaltige Menschenmenge begrüßte das Kaiser paar und die kaiserliche Familie mit stürmischen Zu rufen. Am Residenzschloß hatten sich aufgestellt die städtischen Körp.rschaften, die Geistlichkeit und eine Gruppe weißgekleideter Ehrendamen. Das Wetter ist aufgeklärt. Die Begrüßung durch den Oberbürgermeister. Als das kaiserliche Automobil vor den Stadt vertretern hielt, trat Oberbürgermeister Dr. Wilms vor und hielt eine Rede, in welcher er an das Kaiserwort vom Jahre 1802 erinnerte, das den engen Gürtel der Festungsstadt sprengte, so wie an ähnliche bedeutsame Ereignisse der älteren Geschichte Vosens, an die Gründung der deutschen Kolonialstadt links der Warthe vor mehr als 6^ Jahrhunderten und an den Wiederaufbau des abge brannten Teiles der Stadt am Anfang des vorigen Jahrhunderts. Des weiteren erinnerte der Ober bürgermeister an den Besuch König Friedrich Wil helms IH. und der Königin Luise ein Jahr vor die sem Brande, an die Ueberschwemmung des Jahres 1888, welche die Kaiserin Friedrich trotz der Krank heit ihres hohen Gemahls nach Posen zu eilen veran laßte, um den Bedrängten Trost und Hilfe zu brin gen, und schließlich an die vielfachen Beweise landes väterlichen Interesses von seiten des Kaisers, die keine schönere Krönung finden konnten, als in dem Entschluß, eine mächtige Kaiserpfalz an den Toren des alten Posens entstehen zu lasten. Der Ober bürgermeister schloß: „Mit schnellerem Herzschlag und leuchtendem Blick begrüßen wir daher den freudigen, denkwürdigen Jubeltag, an welchem die Majestäten in das herrliche Kaiserschloß ihren festlichen Einzug halten. Gewaltig wie Sturmesbrausen erschalle — von den granitenen Quadern der Kaiserpfalz zurück hallend — der Ruf hinaus in die Lande: Der Kaiser und König, die Kaiserin und Königin, sie leben hoch!" — In das Hoch stimmten die Anwesenden begeistert ein. Die Glocken begannen zu läuten. Der Ober bürgermeister bot dem Kaiser, der die Uniform der ersten Posener Königsjäger zu Pferde trug, den Ehrentrunk an. Die Antwort des Kaisers lautete: „Mein lieber Oberbürgermeister! Im Namen Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin wie in meinem Namen danke ich Ihnen von Herzen für die freundlichen und tiefempfundenen Worte, mit denen Sie uns begrüßt und die treue Anhänglich keit der Posener Bürgerschaft zum Ausdruck gebracht haben. Wir freuen uns, daß durch Gottes Gnade uns vergönnt ist, heute unseren Einzug in die Mauern Ihrer Stadt und die von Meisterhand errichtete Pfalz zu halten. Wir freuen uns, in unserer jüngsten Residenzstadt, zu der ich die Stadt Posen hiermit erhebe, Aufenthalt zu nehmen und fortan zu ihren Bewohnern in nähere Beziehungen zu treten. Möge die Bürger schaft Posens sich beim Anblick dieser machtvollen Pfalz stets des landesväterlichen Schutzes bewußt sein, mit dem ich und meine Nachfolger an der Krone jede ehrliche Arbeit und Hantierung geleiten werden. Möge die neue Residenz mit ihren Schwestern im Lande in Treue zu Kaiser und Reich, in Liebe zu König und Vaterland allezeit wett eifern und sein und bleiben ein Hort und eine Pflanzstätte deutscher Kultur und Sitte. Ich trinke auf das Wohl der Residenzstadt Posen und ihrer treuen Bürgerschaft." Das kleine Töchterchen des Oberbürgermeisters überreichte dann der Kaiserin einen Blumenstrauß, den die hohe Frau mit huldvollen Worten entgegen nahm. Unter erneuten stürmische^ Hochrufen fuhren die Majestäten zum Schloß. Die in den nachfolgenden Automobilen sitzenden Prinzen und Prinzessinnen wurden gleichfalls allenthalben herzlichst begrüßt. Am Schloßportal überreichte der Erbauer, Geheimer Bau rat Sch wechten, dem Kaiser den goldenen Schlüssel, mit dem dieser öffnete. Die Majestäten unternahmen einen Rundgang im Schlöffe und nahmen daselbst Wohnung. O- Auszeichnungen. Laut einer Meldung des „Preußischen Staats- anzeigers" verlieh der König der Stadt Posen aus Anlaß der Einweihung des Schlosses den Titel „Residenzstadt. Oberbürgermeister Dr. Wilms erhielt die goldene Amtskette, der Stadtverordnetenvorsteher Justiziar Placzek den Roten Adlerorden 4. Klaffe, der Erste Bürgermeister Krause von Schneidemühl den Titel Oberbürger meister, der Mitbegründer des Ostmarkenvereins Rittergutsbesitzer o. Tiedemann-Seeheim den Stern zum Kronenorden 2. Klaffe mit Schwertern am Ringe. Weiter erhielten aus Anlaß der Einweihung des Posener Schlaffes den Stern zum Roten Adlerorden 2. Klasse mit Eichenlaub: v. Waldow, Ober präsident der Provinz Posen; den Roten Adlerorden 2 Klaffe mit Eichenlaub: Balan, Konsistorial- präsident in Posen, v. Bernuth, Rittergutsbesitzer in Borowo; den Roten Adlerorden 2. Klaffe: Prinz Hermann von Stolberg-Wernigerode auf Radenz; den Stern zum Kronenorden 2. Klaffe: Krahmer, Regierungspräsident in Posen, Frei herr v. Schlichting-Bukowico, Majoratsbe sitzer Kammerherr auf Eurschen; den Kronenorden 2. Klasse: Dr. jur. Gramsch, Präsident der Kgl. Ansiedelungskommission in Posen; die Brillanten zum Roten Adlerorden 2. Klaffe mit Eichenlaub: der Schloßhauptmann von Posen, Graf Hutt en- Czapskr; den Stern zum Kronenorden 2. Klaffe: Kammerherr v. Born-Fallois auf Stenno; den Charakter als Wirkl. Geh. Ober-Regierungsrat mit dem Range der Räte 1. Klaffe: Landeshauptmann der Provinz Posen Dr. jur. Sigismund von Dziembowski in Posen, Regierungspräsident Dr. jur. Georg v. Eü n t he r - Blomberg. Auch von den beim Schloßbau in leitender Stellung beschäftigten Personen ist eine Reihe mit Auszeichnungen bedacht worden. Es erhielten u. a. den Roten Adlerorden 2. Klaffe mit Eichenlaub: Geh. Baurat Professor Schwechten, den Kronen orden 2. Klaffe: Direktor der Schloßbaukommtssion Oberhofbaurat Geyer und Professor Dr. Seidel; die Sterne zum Roten Adlerorden 3. Klaffe mit Schleife: Hofstaatssekretär Geh. Hofrat Bmrg, den Roten Adlerorden 4. Klaffe mit Krone: Bildhauer Professor Riegelmann, den Roten Adlerorden 4. Klasse: die Architekten Duhm, Kürschner und Eisfelder, den Kronenorden 4. Klaffe: Deko rationsmaler Kellner. Außerdem wurden einer Reihe anderer Personen, die bei der Bauausführung und inneren Einrichtung des Schlaffes tätig waren. Orden und andere Auszeichnungen verliehen. Die Rechtslage bei üem Sranüe üer Destausftellung. (Don unserem Brüsseler O-Korrespondenten.) In Belgien gilt noch der Lode Napoleon, und nach ihm regelt sich daher die Frage der Ent schädigungspflicht. Das Verhältnis der Aus stellungsgesellschaft zu den Generalkommissariaten der einzelnen fremdländischen Abteilungen und auch zu den belgischen Ausstellern war das eines Ver mieters zum Mieter. Die einzelnen Räume in den Hallen waren an die Aussteller um einen ge wissen Mietpreis überlasten worden. Die Aus stellungsleitung war zwar nicht Eigentümerin üer Hallen, sondern hatte ihrerseits den Hallenraum wie der von den Konstrukteuren abgemietet. Aber recht lich ist das ohne Bedeutung. Denn das belgische Ge setz behandelt die Aftermiete genau nach den gleichen Grundsätzen wie den „Lontrat de louage". Was nun im allgemeinen die Rechtsstellung des Mieters bei Brandunglücken anlangt, so ist das bel gische Gesetz dem Mieter sehr ungünstig. Der Art. 1733 des Lode bestimmt nämlich, daß der Mieter für allen aus einem Brande erwachsenen Schaden haftet, sofern er nicht beweist, daß das Feuer durch Zufall, tar-o« nrajouro oder durch einen Mangel des Gebäudes verursacht wurde. Ist ein Mangel des Gebäudes die Ursache gewesen, so trifft gemäß Art. 1721 den Vermieter die volle Schadenersatzpflicht. Im Gegensatz zum deutschen Recht hastet der Vermieter auch dann, wenn der Mieter den Mangel bei Abschluß des Miet vertrages gekannt hat. Die Rechtslage ist also sehr einfach, wenn nachgewiesen wird, daß der Brand durch die fehler hafte Anlage der Hallen, durch das Einbauen von Küchen in den Hauptpalast oder durch mangelhafte Feucrlöscheinrichtungen hervorgerufen oder weiter verbreitet wurde. Da das heute schon als sicher fest steht. so ist die Ausstellungsgesellschaft — eine Aktien gesellschaft — den Geschädigten auch unbedingt haftbar. Aber da diese Gesellschaft nur 2 Millionen Kapital besitzt, und daher zur Deckung des Scha dens nicht ausreichende Mittel hat, so kommt noch ein weiterer Punkt in Frage. Sind außer der Gesellschaft auch noch andere Rechtssubjekte mitverant wortlich? Das belgische Recht kennt gerade so wie das deutsche zur Begründung einer Schadenersatzpflicht zwei Nechtsursachen. Einmal vertragliche Haftung und sodann außerkontraktliches Verschulden, die sog Deliktshastung. Die Geschädigten standen außer mit der Aus- stellungsgesellschaft mit keiner Persönlichkeit in einem Dertragsverhältnis. Die englische Regierung stützt sich in ihrer Schadenersatzklage zwar darauf, daß der belgische Staat als solcher die fremden Regie rungen und ihre Untertanen zur Teilnahme an der Ausstellung eingeladen habe. Aber diese Einladung , ist kein« Offerte im Rechtsstnne, keine Vertrags- I Handlung. Es ist ein diplomatischer Höflichkeitsakt,
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