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ÄmtsblatL des Rates und des Rokizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis chr Interat« au» !le>vn- »nd Umgebung dt» 8geinaltene bO naw breit» Petit-ml, 2d 4, di« 76 mio breite NeNamejeUe t don LNswärr« 8V Nelameu l.2U Inserate von Behärben '» amtlichen Teil di» 74 mm breite Petikzril« 4t) 2H. »etchtftranzeiaen mit P ahoortchciften und tu der Abendausgabe im Preise erhöht. Rabatt nach Tarts. Beilagegedühr L ^6 ». Lautend exkl. Postgebühr. Fester«eilt« Aufträge ktnnen mcht zurück erzog eu werden. Hür da« tärtcheinen an bestimmten Tage» und Plätzen wird lein« charanli» übernommen. Anzeigen-Annahme: Lugustuäplatz 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annonce»- läzpedlttonen de« Ja» nnd Autlande«. Hanpt.Filiale verltn: Tarl DnnLer, Her»og>. voqr. Host»^ Handlung, Lützowstiahe UT (Telephon VT, Nr. 4M8). Hauot-Stltale Dre-rrm Seestrahe 4, T (Telephon 4Ü2TN 104. Jahrgang Nr. 227. Dvnnerstsy. üen 18. Llugult 1910. Der Rsudmörüer Karl Koppius bereits sm 11. Februar 1909 üurch einen Leipziger Kriminalbeamten ergriffen! Von amtlicher Seite erhalten wir folgende Mit teilung: Wie sich der aufmerksame Leser der im vorigen Jahre in der Presse erschienenen offiziösen Mit. teilungen der Kgl. Staatsanwaltschaft hier erinnern wird, hatte diese im Februar 1909 in scheinbarem Eingehen auf die Forderungen des Erpressers bei dem Herrn Bäckermeister Mühlberg, Hainstraße 8, ein Paketchen niedergelegt. Am 11. Februar 1909, nach- mittags 142 Uhr erschien ein elfjähriges, mit der Abholung des Pakets beauftragtes Mädchen. Sie erklärte den im Laden postierten Kriminalbeamten, es einem Manne an das Alte Rathaus bringen zu sollen, erhielt das Paket und wurde nun von den Beamten vorsichtig und möglichst unauffällig nach dem Markte hin verfolgt. An der Plakatsäule gegen über dem Rathausdurchgange, blieb sie, sich nach allen Seiten hin unschlüssig umsehend, stehen. Da bemerkte der Kriminalschutzmann Reinhold Hofmann, der gerade der Rathausuhr gegenüberstand und sich den Anschein gab, die seinige danach zu stellen, wte ein Mann von der Erimmaischen Straße her auf Has damals auf dem Markte stehende provisorische Ladengebäude zukam und, von Zeit zu Zeit nach dem Mädchen äugens, vor dem Gcroldschen Drechslerladen im provisorischen Bau, gegenüber dem Alten Rathause und etwa 10 Schritte von der Plakatsäule und dem Mädchen, stehenblieb. Scheinbar gleichzeitig von einer Semmel essend, rückte e: bald an das Schaufenster des nächsten, Marcusschcn Ladens weiter, nun noch 3 Schritte von dem Mäoche.i entfernt und immer vorsichtige Blicke nach idm werfend. In der festesten Ueberzeugung, es hier mit dem Verdächtigen zu tun zu haben, sprang der Kriminalbeamte Hofmann von hinten auf den Mann zu, ihm die beiden Arme auf den Rücken reißend. Im selben Augenblicke eilte ein mitbeobachtender auswärtiger höherer Beamter, der die staatsanwaltschaftlichen Erörterungsarbeiten damals mit Eifer und Umsicht unterstützte, auf das Mädchen zu mit der Frage, ob das der Mann sei, dem sie das Paket bringen solle. Da das Mädchen verneinte, rief der Beamte, der naturgemäß alles Aussehen ver meiden wollte, weil ja der Erpresser noch in der Nähe jein konnte, dem Kriminalschutzmann den kurzen Be fehl zu, de n Fe st gehaltenen frei zu lassen. Dieser hatte sich mittlerweile als Büfettier be zeichnet, seinen Namen indessen nach bestimmtem Er innern des Schutzmanns Hofmann nicht genannt. Der Weisung gemäß losgelassen, entfernte sich der Un bekannte gemächlich an seiner Semmel weiter kauend. All oies war das Werk von Sekunden. Als dann am 16. Juli d. Z. Karl Koppius eingebracht wurde, äußerte der Kriminalschutzmann Hofmann sofort zu einem Kollegen, dasseijader Mann, den er am 11. Februar 1909 auf dem Markte gepackt habe. Koppius hat dies später selbst bestätigt und den Vorgang genau so geschildert. Wie der hatte hier den Verbrechern ihr unglaubliches Raffinement über die schwerste Gefahr hinwcgge- holsen. Der jüngere Fritz Koppius war es näm lich gewesen, der dem Mädchen den Auftrag gegeben hatte, das Paket abzuholen; Karl wollte es dann dem Mädchen abnehmen und hätte es von dem zag haften, schwächlichen Kinde auch sicher unter irgend welchem Vorwande erlangt. Hätten ihn die Krimi nalbeamten in demselben Augenblicke erfaßt, wo er das Paket von dem Kinde bekam, konnte er immer noch die Ausflucht oersuchen, es dem Kinde als an der Erpressung Unbeteiligter abgeschwindelt zu haben, welche Behauptung dann in der Erklärung des Kindes, der eigentliche Auftraggeber sei er aller dings nicht gewesen, eine gewisse Unterstützung ge funden hätte. Der vorstehend erwähnte Kriminal schutzmann Hofmann und der Kriminaloberwacht meister Weiß sind die beiden Polizeibeamten, die dem Herrn Staatsanwalt Dr. Mühle seit 1(4. Jahren in der Mordsache zugewiesen sind und ihm zur Aus führung seiner Anordnungen zur Verfügung stehen. p Milche Nachrichten. Kaiser Franz Josefs Geburtstag in Dresden. Dresden, 18. August. (Tel.) Der 80. Geburts tag des Kaisers Franz Josef wurde auch hier in besonders festlicher, der Bedeutung des Tages ent sprechender Weise gefeiert. Das offizielle „Dresdner Journ " gibt an der Spitze des Blattes ein kurzes Charakterbild des greisen Monarchen und weist in beredten Worten auf dre Empfindungen hin, welche die sächsische Bevölkerung am heutigen Tage bewegen. Vormittags Uhr fand, wie bereits gemeldet, in der tatyo lisch en Hofkirche ein feierlicher Gottesdienst unter Mitwirkung der königlichen Kapelle und des Stngechors statt. Schiff und Em poren waren Licht gefüllt. Anwesend waren zahl reiche Mitgneoer der österreich-ungarischen Kolonie, an der Spitze der interimistische k. k. Geschäftsträger, Freiherr v. Franz, mit dem Personal der Ge sandtschaft und Edler v. Klemperer mit dem oslcrreich-ungartschen Generalkonsulat. Dom könig lichen Hofe wohnten Prinz und Prinzessin Johann Georg sowie Prinzessin Mathilde mrt ihren Hofstaaten dem Gottesdienst bei. Die Staatsminister, das diplomatische Korps, die Spitzen der staatlichen und städtischen Behörden, die Ober hofchargen waren teils persönlich erschienen oder hatte«' Vertreter entsendet. Die Dresdner Garni son war durch die Generalität sowie Abordnungen fämtl'cher Truppenkörper vertreten. Der Gottes dienst bestand in einem Tedeum mit anschließendem Hochamre, das vom Pfarrer superior der Hofkirche, Fischer unter Assistenz zweier Kapläne zelebriert wurde. Die von der königlichen Kapelle unter Orgel begleitung vorgetragene österreichische National hymne, bei der sich alle Anwesenden von den Plätzen erhoben, beendete in erhebender und ergreifender Weiss die kirchliche Feier. Nach dem Gottesdienst empfing der k. k. Geschäftsträger Frhr. v. Franz die persönlich überbrachten Glückwünsche der Minister, der Mitglieder des diplomatischen Korps sowie der Spitzen der Behörden. Hieran schloß sich mittags 12 Uhr ein 0 f f i z ie l l e r E m p f a n g beim österreichisch-ungarischen Ee- schäftsträger Frhrn. v. Franz, der gegen 160 Einladungen an die Kolonie hatte ergehen lassen. Frhr. v. Franz brachte zunächst ein Hoch auf den König von Sachsen aus. In längerer Ansprache über brachte sodann der kaiserliche Rat Schulze die Glückwünsche der Kolonie, worauf Frhr. v. Franz in warmempsundenen Worten mit einem Hoch auf Kaiser Franz Josef erwiderte, in das die Versammeste-! begeistert einstimmten. Die Kapelle des ?. Grenadier-Regiments Nr. 101 intonierte die österreichisch - ungarische Nationalhymne. Abends 8 Uhr findet im Hotel Continental eine von dem österre!ry-ungarischen Hilfsverein veranstaltete Feier stat. bei der der Generalkonsul Edler v. Klemperer das Kaissrhoch ausbringen wird. Zum Werstarbeiterstreik. Hamburg, 18. August. (Tel.) Infolge der Ab wanderung der unverheirateten Leute hat sich die Zahl der stretkenden Werftarbeiter bedeutend vermindert und schätzt man sie heute nur noch auf 29 600, zu denen sich am Sonnabend, wenn die noch nicht streikenden Arbeiter der Ger- mamawerft in Kiel ausgesperrt werden, noch 700 Ar beiter zugesellen. London, 18. August. (Tel.) Das parlamentarische Komitee der Trabe Unions hat eine Son dersitzung abgehalten, um zur Bewegung der deut schen Werftarbeiter Stellung zu nehmen. Zn einer Resolution wurde den deutschen Werftarbeitern die Sympathie der Versammelten zum Ausdruck gebracht. Die Bedingungen, gegen die die Deutschen im Kampfe begriffen sind, stellten eine Be drohung gegen die englischen Arbeiter dar. An alle Mitglieder der Trade Union» sei eine Mahnung zu richten, den deutschen Werftarbeitern jede offizielle und sonstige Beihilfe zu teil werden zu lassen. Zum Tode des Präsidenten von Chile. Santiago de Chile, 18. August. (Tel.) Die Mel dung von dem Ableben des Präsidenten Pedro M 0 ntt hat hier eine tiefe Bewegung hervor gerufen. Als wahrscheinlichste Kandidaten für die Präsidentenwahl kommen in Betracht der Vize. Präsident Albani und der Senator Augusto Edwards. Die Agitation für die Kandidatur des letzteren hat seit Juni dieses Jahres bedeutende Fort schritte gemacht. Eine Denkschrift der mazedonischen Flüchtlinge. Sofia, 18. August. (Tel.) Wie von wohlunter richteter Stelle verlautet, hat eine Gruppe maze donischer Flüchtlinge im Namen von 1896 Schicksalsgenossen den Gesandten der Mächte eine Denkschrift überreicht, worin sie ihre Lage darlegen und auf die Schikanen der Türken bei der Entwaffnung Hinweisen und die Groß mächte bitten, Schritte gegen Konstantinopel zu unter nehmen, damit die Truppen zurückgezogen, die Ver folgung eingestellt, den Flüchtlingen freie Rück kehr nach Mazedonien unter der Ueber- wachung der Konsuln garantiert, sowie ihr Leben und Eigentum sichergestellt werden. Zur Lage in Bilbao. Bilbao, 18. August. (Tel.) Die Grubenbesitzer haben beschlossen, ihre Grubenbetriebe nicht eher wieder zu öffnen, als bis die Arbeiter versichern, daß Zwischenfälle nicht zu befürchten seien, und die Regierung den Grubenbesitzern Garan tien dafür gegeben hat, daß sie selbst in die Lage versetzt seien, die Arbeitszeit zu bestimmen. «US Leipzig UNÜ Umgegend. Leipzig, 18. August. Wetterbericht der Kgl. Sächs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 19. August. Schwache südwestliche Winde, vorwiegend heiter, warm, meist trocken. Pöhlberg: Schwacher, anhaliender Tau, glänzender Sonnenunter- und -ausgang, Abend- und Morgenrot. Fichtelberg: Glänzender Sonncnumcr- und -ausgang, Abend- und Morgenrot. * Natsbeschlüsse. In der gestrigen Sitzung des Eesamtrarcs nahm man Kenntnis von einer Ein ladung des „S ch w i m m e r b u n d e s Sachse n" zu dem am 21. d. M. stattfindenden nationalen Wett schwimmen sowie von einem Dankschreiben des Superiors und Pfarrers Stranz in Leipzig. Hier auf wurde, soweit nötig unter Vorbehalt der Zu stimmung der Stadtverordneten, genehmigt: der Ver kauf des Bauplatzes 7 an der Gustav-Freytag-Siraße in Leipzig-Lonnewitz, der Verkauf von drei Bau plätzen an der Lipsiüsstraße in Leipzig-Reudnitz, die Anschaffung einer Teigknetmaschine mit elektrischem Antrieb für die A r m e n b r 0 t b ä üe r e i, der Ent wurf der Ortsschulordnung für den Schulbezirk W a se w i tz - C a n i tz, die Erstattung von Straßen herstellungskosten der Kochstraße an der Kreuzung mit der Kaiserin-Augusta-Straße an die Grundstücksgesell schaft Leipzig, die Verlegung des Endgleiscs der O-Linie in der Wiederitz sch er Straße und Verbreiterung derselben zwischen Eisenacher und Aeußerer Hallischer Straße unter gewissen Bedin gungen, die E a s r 0 h r l e g u n g in der Unger- und Mölkauer Straße in Leipzig-Anger-Crottendorf. An tragsgemäß vergeben wurde die Lieferung der Rohrleitungen zum Anschluß der beiden Wasser reiniger im Elektrizitätswerk Süd, die Herstellung einer 404 Meter langen Teilstrecke der Kleinzschocher- schen Vorflutschleuse in der Antonienstraßc zwischen Schleußiger Brücke und Elisabethallee, die Fußwcg- regelung und Umlegung der Nebcnschleusen in der Nordstraße, der Bau einer Wölbschlcuse in der Straße XV in Leipzig-Lößnig, die Neubefestigung der Platner- und Stallbaumstraße und Herstellung des Unterbaues der Straße X sowie die Herstellung des Unterbaues der Straßen 4, 8 und 9 in Leipzig- Reudnitz. » Auszeichnungen für Bienenzüchter. Bei der vom 14.—16. August in Dippoldiswalde stattgcsundenen Ausstellung Les Bienenwirlschaftlichen Hauptvereins im Königreich Sachsen (Protektor König Friedrich August III.) sind die Leipziger Aussteller sämtlich inir den höchsten Auszeichnungen versehen worden: Die Redaktion der „Leipziger Bienenzeitung" für Förderung der Bienenzucht, Bienenwissenschast und Literatur mit dem Dr.-Dzierzon-Preis, aus demselben Grunde die Redaktion der „Illustrierten Bienen zeitung" mit dem Räbeoreis. Die Bienenzucht des Lehrers Richard Sachse in L.-Eutritzjch. Bünau straße 2, I, erhielt auf ausgestellte Bienenvölker, Bienenköniginnen, Bienenwohnungen uno für eigen geernteten Honig die Silberne Medaille und den Ehrenpreis des Bienenzüchtervereins Dippoldis walde. Die Firma Br. Lülfing in L.-Reudnitz, si Ruch. Roman von H. Courths-Mahler. „Wenn du mich aber erdrückst, ist's vorbei mit Glück und Liebe, du ungestümer Mensch." Ruth und die Majorin mußten noch lange warten, bis das Ehepaar erschien. Das Teewasser mußte einigemal erneuert werden. Endlich kamen sie auf dem schattigen Wege daher geschritten, zärtlich aneinandergeschmiegt. Das junge Mädchen sah ihnen mit trüben Blicken entgegen, be zwang sich aber tapfer und vermochte es über sich, in ruhigem Plauderton sich an dem beginnenden Ge spräch zu beteiligen. Sie lächelte ihrem Vater liebevoll zu, reichte ihm und der Stiefmutter den Tee und ließ sich dann neben ihnen nieder. „Hast du schon größere Ausflüge gemacht, Herz kind?" fragte Waldeck. „Zu Wagen mit Tante Grotthus, ja, Papa." „Weißt du schon, daß Fred Grotthus kommt, um euch Gesellschaft zu leistend „Ja, und ich freue mich darauf. Vielleicht be gleitet er mich auf den Watzmann." Sicher, wenn du es wünschest. Da mußt du näcystes Jahr auch mit hinauf, Erna." „Um Himmelswillen nicht, Herbert. Mir gefallen die Berge, von unten aus gesehen, viel besser. Ich indc es gräßlich, im Schweiße meines Angesichts da stnauf zu kraxeln. Ich bitte dich, liebe Ruth, wie annst du daran Gefallen finden. Eine Dame sollte 0 etwas bleiben lassen Wie derangiert und greulich >eht man nach einer solchen Tour aus. Ich überlasse es gern dir, deinen Vater auf solchen Touren zu be gleiten " Ruths Augen leuchteten auf. Sie sah ihren Vater an mit freudigem Ausdruck. Es rührte ihn. „Freust dich wohl schon jetzt darauf, Kleine? Nun, dieses Jahr muß mich Leutnant Grotthus vertraten." Erna lachte. „Ich glaube, den Tausch kannst du dir gefallen lassen. Herr von Grotthus ist «in schneidig« Offi zier, und der ist in solchen Fällen einem Vater immer vor-mziehen." Ruths Gesicht färbte sich höher, zu Ernas Der- tznügen, doch sagte sie ruhig: »Ueber den Geschmack lägt sich nicht streiten? Erna wandte sich an die Majorin, „Ich habe nämlich den Vorzug, Ihren Herrn Sohn zu tennen. Ich gratuliere Ihnen, werte Frau Major, er ist ein scharmanter, junger Herr, nur ein wenig zu ernst für meinen Geschmack." Die alte Dame verneigte sich mit feinem Lächeln. „Er kann auch lustig sein, Frau Konsul, es kommt auf die Stimmung und Gesellschaft an. Im Grunde ist er freilich ein ernster Charakter." „Aber wie er ist, hat er meine vollste Sympathie, liebe Frau Grotthus", warf Waldeck mit warmem Tonfall ein. ,,Jch finde, er gleicht im Wesen seinem Vater ungemein, und das kann ihm nur zum Vorteil gereichen? Die alte Dame sah ihn mit dankbarem Lächeln an. „Es freut mich sehr, daß er Ihnen sympathisch ist, Herr Konsul, ich gestehe auch ganz offen, daß ich stolz auf meinen Zungen bin." „Und mit Recht", sagte er und reichte ihr die Hand. „Er ist ein Prachtmensch." Ruth hatte still zugehört. Draußen am Eartenzaune ging eine Gruppe Touristen vorüber, darunter eine Dame, die ziemlich derangiert aussah. Erna lachte laut auf. „Da. schaut euch diese Vogelscheuche an; das ist ja gleich die Illustration zu meinen Worten von vorhin. Mein Gott, lieber würde ich sterben, als mich in solcher Verfassung vor den Menschen sehen lassen? Die Majorin lächelte. „Das ist nun freilich auch ein besonders trauriges Exemplar, Frau Konsul, so könnten Sie überhaupt nicht aussehen." Erna lächelte geschmeichelt. „Finden Sie denn Gefallen an der Kletterei?" „Es müssen ja nicht gleich die höchsten Gipfel sein, damit ist es für mich vorbei, aber ich wandere noch heute gern ein Stück aufwärts und freue mich, wenn ich einen schönen, freien Ausblick über die Landschaft erreiche. Drüben, nach St. Moritz hinauf, bat man zum Beispiel einen köstlich malerischen Blick nach Salzburg hinüber, und der Weg ist so bequem, daß man sich nicht zu überanstrengen braucht. Solche Partien gibt es eine Unmenge hier- ich bin fest über, zeugt, wenn Sie die Gegend erst näher kennen lernen, verlangen Sie selbst hinauf auf die Berge." „Wenn Sie sich nur nicht damit verrechnen, Frau von Grotthus; ich bin ein großer Faulpelz. Wenn wir nachher eine Wagenfahrt machen könnten, da wäre mir erwünscht. Hast du Lust dazu, lieber Herbert?" „Gewiß, meine liebe Erna, wenn dir etwas Freude macht, bin ich selbstverständlich dabei. Wir können in die Rcimsau fahren oder an den Königsee. Ganz wie du willst. Ruth, du begleitest uns doch ?" „Gern, Papa." „Und wenn wir zurückkommen, dann singt ihr mir ein paar Lieder, ja?" Erna sah erstaunt auf. „Ihr? Ruth singl wohl auch?" „Erzählte ich dir noch nicht, daß sie eine hübsche AUstimme besitzt? Sie hat fleißig gelernt und schon seit einigen Jahren Gesangsunterricht bei guten Lehrern genommen." „Das ijt ja sehr interessant. Da bin ich wirklich neugierig, liebe Ruth. Natürlich mußt du mir heute abend vorsingen Du weißt doch, das schlägt in mein Fach. Oder hat man dir noch nicht erzählt, daß ich Konzertsängerin war?" „Dow, Mama^ ich wußte es bereits. Ich singe zwar nicht gern vor sremden Menschen und scheue auch deine Kritik. Trotzdem bin ich gern bereit, mich hören zu lassen, wenn du mir versprichst, nachsichtig zu sein." „Aber selbstredend, Kind. Ich weiß doch einen Unterschied zu machen und die Dilettanten kritisiert man überhaupt nicht. Singst du viel und gern?" „Es macht mir viel Vergnügen." „Dann kannst du wohl ermessen, wie sehr ich deinen Papa liebe, daß ich wegen ihm meiner herr lichen Kunst entsagte. Glanz und Ruhm gab ich hin für ein Leben an seiner Seite." „Du sollst es nicht bereuen, mein Herz" warf Waldeck ein. „Ich will dich dafür auf den Händen tragen und dir zu ersetzen fuchen, was du meinet willen ausgegeben hast." Erna lächelte voll süßer Wehmut. „Ich brachte dir das Opfer gern, Herbert? Ruth errötete. Das Wesen ihrer Stiefmutter kam ihr so unnatürlich und theatralisch vor, daß sie nicht begriff, wie ihr Vater so blind sein konnte. Als er jetzt Ernas Hand mit Küssen bedeckte, wandte sie sich ab und machte sich am Teetisch zu schaffen. Sie konnte es nicht mit ansehen, daß ihr herrlicher, stolzer Vater sich zum Sklaven eines Weibes machte, das sicher tief unter ihm stand. Frau Erna warf sich seufzend in ihren Sessel zurück. „Eigentlich ist es ein Unrecht, daß ich die Gabe, die mir das Schicksal bescherte, nicht zu Nutz und Frommen meiner Mitmenschen verwerte", sagte sie elegisch. Waldeck sah sie zärtlich an. „Du erfreust mich doch mit deinem Gesang." Sie schlug scherzend mit dem spltzenbejetzten Taschentuch nach seiner Schulter. „Das ist doch nicht das richtige, Herbert. Eine Künstlerin braucht Publikum, um sich voll entfalten zu tonnen; ich bin daran gewöhnt, vor vielen Menschen zu singen." „An unseren geselligen Abenden wird es dir auch daran nicht fehlen." „Das ist immerhin ein Trost für mich. Freust du dich auf den Winter, Ruth? Wir planen große Fest lichkeiten, dein Vater und ich, und das wird auch dir zugute kommen. Wie ich hörte, bist du trotz deiner achtzehn Jahre noch gar nicht offiziell in die Gesell schaft eingeführt worden." „Nein, wir hielten es bisher noch nicht für nötig. Es war auch immer so reizend zu Hause. Ich sehnic mich bisher gar nicht nach der Gesellschaft? „Das mutz aber nun anders werden, das bin ich sämtlichen jungen Herren schuldig. Ein so hübscher Goldfisch, wie du, ist eine Rarität. Ich tue mir etwas darauf zugute, dich aussühren zu dürfen. Eid acht, wir machen Furore, wir beiden. Eine junge Mama mit einem heiratsfähigen reichen Töchterchen, das ist ein Ereignis für die Saison." Ruth preßte die Lippen auseinander und sah mit großen, ernsten Augen aus der offenen Tür des Pavillons hinaus in die Weite. Das Bild, welches Erna enrwarf, hatte nichts Verlockendes für sie. Die Majorin sah besorgt in ihr blasses Gesicht und lenkte taktvoll das Gespräch in andere Bahnen. (Fortsetzung folgt.) Tageschronttr. Brüssel, 18. August. Der K r i e g s m l n 1 st - r hat eine ganze Division Truppen zur Verfügung ge stellt. um an den Aufrämungsarbetten auf der Aus stellung teilzunehmen. Diese Truppen treffen im Laufe des heutigen Tages aus den verschiedenen Gar- nisonstädten in Brüssel ein und werden sich sofort nach dem Ausstellungsgelände begeben. Münster, 18. August. (Hinrichtung) Der am 16. März wegen Ermordung der Dienst»