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2. LeUsge. Svnnavenü, 20. Lluyult Durch eigene Lrskt. 3s Roman von Otto Elster. (Nachdruck verboten.) „Das ist köstlich!" rief er. „Er hat sich von seinem Alten losgesagt! Das junge Küken ist flügge ge worden! Du, das hast du gut gemacht. Wahrhaftig, er macht ein Gesicht, wie vierzehn Tage Regenwetter! Na, mein Zunge, setze dich nur erst einmal und zünde dir eine Zigarette an. Mein Diener soll uns eine Tasse Mokka bringen — ich habe einen famosen Char- treuse — direkt aus Frankreich bezogen — oder ziehst du den Kognak mit den drei Sternen vor? — Das wird die ernsthaften Gedanken schon vertreiben." Er klingelte und befahl dem eintretenden Diener, den Kaffee und die verschiedenen Liköre zu bringen, und als der würzige schwarze Trank in den chinesischen Schalen dampfte und sein Geruch sich mit dem Duft der türkischen Zigaretten mischte, als Herbert ein Glas des grünlich schimmernden Char treuse getrunken und behaglich in einem amerika nischen Schaukelstuhl sah, da kam ihm der Gedanke, eine lohnende, praktische Beschäftigung zu suchen, selbst absurd vor. „Du hast gut lachen", sagte er mit einem leichten Seufzer, „du hast dein selbständiges Vermögen und dein Vater gibt dir einen reichlichen Zuschuß, aber mein Vater hat seine Hand vollständig von mir abge zogen, er hat mich nach einer heftigen Szene aus dem Hause gewiesen. Ich muß mir nun den Lebensunter halt selbst verdienen." Arthur Wernicke lachte, daß ihm die Tränen über die blassen, schwitzigen Wangen liefen. „Verzeih", sagte er schließlich, „wenn ich lache. Aber du ziehst ein Gesicht, wie der Lohgerber, dem die Felle fortgeschwommen sind. Was du mir da sagst, überrascht mich gar nicht. Das mußte ja so kommen. Ich kenne das; hab's mit meinem Alten auch durchgemacht. Er wollte mich in sein Kontor sperren, das war mir aber zu fad — da wurde er bös artig und setzte mich vor die Tür. Ich mietete mir dann diese Wohnung und stattete sie vollständig aus. Die Rechnung schickte ich meinem Alten. Zuerst brummte er, dann zahlte er, und seitdem kommen wir ganz leidlich miteinander aus. Ich bin nomineller Teilhaber seines Geschäftes, brauche mich aber um nichts zu bekümmern und lebe soweit ganz an genehm." „Dein Vater ist aber ein modernerer Charakter wie der meinige." ISIS. Leipziger „Pah — dein Alter wird schon wieder vernünftig werden. Mach' dir weiter keine Sorgen. Da ver such einmal diesen Kognak! Famos! Nicht wahr?" Das herzliche, heitere Wesen des Freundes, der gehaltvolle Mokka, der Chartreuse und Kognak übten auf Herberts Stimmung eine belebende Wirkung aus. Er glaubte jetzt selbst, zu schwarz in die Zukunft gesehen und den Streit mit dem Vater zu schwer ge nommen zu haben. War es doch schon oft zwischen ihnen zu Streit und Zank gekommen, hatte sein Vater ihm doch schon einige Male die Tür gewiesen und es war dann jedesmal eine wenn auch nur äußerliche Versöhnung zustande gekommen. Das würde auch nach diesem Streit wohl wieder der Fall sein, tröstete sich Herbert und ließ sich den Mokka und den Lhar- treuse gut schmecken. „Also du bleibst vorläufig in Berlin?" fragte Arthur. „Mir bleibt keine andere Wahl." „Gut — das ist das Vernünftigste, was du tun kannst. Wir werden dir eine hübsche, kleine Wohnung suchen — du bist doch mit Geld versehen?" „Vorläufig ja", entgegnete Herbert mit einem leichten Seufzer, indem er sich der dreitausend Mark erinnerte, die sein ganzes Vermögen bildeten. „Na, also — dann hat's ja keine Not. Andern falls könnte ich dir aushelfen. Du bleibst also hier — wir schreiben an deinen Alten . . ." „Auf keinen Fall!" „Wenn du selbst nicht schreiben willst, so werde ich dir die Mühe abnehmen. Aber du mußt irgendeinen Grund angeben, weshalb du in Berlin bleiben willst." „Am liebsten würde ich eine Stellung als In spektor auf einem Gute annehmen." „Dummes Zeug! Du, der Sohn deines Vaters, Inspektor! Das wäre ja einfach lächerlich. Ebenso absurd, als wenn ich Kommis bei einem Krämer werden wollte. Halt, ich hab's! Du studierst auf der hiesigen landwirtschaftlichen Hochschule . . . kannst dich ja auch nötigenfalls immatrikulieren lassen. Eine famose Idee! Abgemacht! Du läßt dich als Student der Landwirtschaft einschreiben. Dagegen kann dein Vater nichts einwenden, das ist ein sehr verständiger Plan. Aber nun haben wir genug über diesen ernsthaften Gegenstand gesprochen. Wir wollen zu einem angenehmeren Thema übergehen. Wo bist du abgestiegen?" „Im Kaiserhof." Tageblatt. „Famos! — Kannst ja vorläufig dableiben, bist gut aufgehoben. Heute abend gehen wir in den Zirkus, nachher soupieren wir im „Treppchen", wir treffen da einige gute Freunde. Bist du einver standen?" „Za . . .« „Gut. Dann entschuldige mich einen Augenblick, daß ich Toilette mache. Wir fahren dann zum Kaiser hof, damit du dich umziehen kannst — du hast doch deinen Frack mitgebracht?" „3a." „Du mußt dich in Frack und Lack werfen. Abends erscheint man hier nur noch im Eesellschaftsanzug. Weißt du übrigens, daß man jetzt beginnt, farbige Fracks zu tragen? Dunkelblau oder dunkelgrün mit goldenen Knöpfen — ich habe mir auch schon einen blauen Frack bauen lassen. Sehr schick.,Na, du wirst ja sehen." Damit verschwand er in dem Nebenzimmer, und Herbert hörte ihn nach dem Diener rufen. Es wurde ein sehr vergnügter Abend. Im Zirkus und im „Treppchen" traf man mehrere Bekannte, junge Lebemänner der seunesso äoiöo, Sportleute und Söhne reicher Eltern, welche eine Ehre darin zu setzen schienen, das Geld ihrer Eltern auf möglichst unsinnige Weise zu verschwenden. In diesen Kreisen durfte Herbert überhaupt nicht von seiner Absicht, sich eine Stellung zu suchen, sprechen, ohne erstaunten Gesichtern zu begegnen oder wohl gar ausgelacht zu werden. Mit einem an gehenden Oekonomie-Inspektor konnte man doch un möglich verkehren. Nach einem üppigen Souper ging man in einen Sportklub, wo ziemlich hoch gespielt wurde. Herbert, durch die Gesellschaft und den Wein erregt, ließ sich verleiten, mitzuspielen und das Ende vom Liede war, daß er einen beträchtlichen Teil seines kleinen Ver mögens verlor. Als er am anderen Tage spät erwachte, ging er mit sich ernstlich zu Rate. Auf diese Weise konnte er nicht weiterleben, in wenigen Wochen würde sonst sein kleines mütterliches Erbteil verbraucht sein. Er beschloß, sich von jenem Kreise junger Lebemänner fern zu halten, sich eifrig den landwirtschaftlichen Studien hinzugeben und sich nach Beendigung der selben ernsthaft um eine Stellung zu bewerben. Zu gleich keimte auch eine leise Hoffnung in ihm auf, daß sein Vater seine Heftigkeit bereuen und ihn zu- rückrusen werde. Nr. 229. 104. Istzrgrm-. Aber Tage und Wochen vergingen und der alte H-7» Hammer ließ kein Sterbenswörtchen von sich hören. Nur einmal erhielt Herbert eine kurze Nach richt von Trude, die ihm schrieb, daß der Vater un versöhnlicher und unzugänglicher sei denn je; er habe ihr verboten, mit Herbert in Verbindung zu bleiben. Herberts Name dürfte im Hause überhaupt nicht mehr genannt werden. Der alte Martini Hetze den Vater mehr und mehr auf; tagelang säßen die beiden Alten zusammen, der Vater befände sich ganz in den Händen Martinis. Da erwachten in Herbert der Stolz und der Trotz von neuem. Er wollte sich seinen Weg allein durch das Leben bahnen, er wollte seinem Vater zeigen, daß er ihn nicht brauche, und er warf sich mit Eifer auf seine Studien. Aber wie das im Leben und in der Jugend geht — ganz konnte er sich dem Kreise seiner früheren Be kannten nicht entziehen, namentlich Arthur Wernicke suchte ihn öfter auf und lud ihn zu diesem und jenem Feste ein, fuhr mit ihm zu den Herbstrennen, führte ihn in die Gesellschaft ein, Einladungen folgten, da man an die unglückliche Lage des Sohnes eines so reichen Mannes nicht glauben konnte, kurz, es fanden so manche Ablenkungen statt, es traten so manche Verführungen an Herbert heran, daß seine guten Vorsätze sehr oft durchbrochen wurden. Sein kleines Vermögen schwand dahin wie b- "-^nee in der Früh lingssonne, und als das Jahr zu Ende ging, da sah er sich dem Nichts gegenüber. Und was das Schlimmste war, seine Gläubiger bekamen jetzt Wind von seiner ungünstigen finan ziellen Lage und von seinem Zwist mit dem Vater und drängten jetzt auf Bezahlung. Es war unver ständig von den Leuten, jetzt Bezahlung zu verlangen, nachdem sie früher, als sie in Herbert noch den Erben des reichen Mannes sahen, geduldig gewartet hatten. Aber man wollte sich wenigstens seine Ansprüche sichern, und so folgte eine gerichtliche Klage nach der anderen. Herbert war erstaunt über dieses hartnäckige Vor gehen seiner sonst so geduldigen Gläubiger; er wußte nicht, daß der alte Martini dahinter steckte und die Leute aufhetzte; er ahnte nicht, daß selbst sein Vater die Gläubiger veranlaßte, gegen seinen Sohn vor zugehen. Diesem unerquicklichen Zustande mußte ein Ende gemacht werden! (Fortsetzung folgt.) SWpmstkctie flMliiI. ^VodüunF8naek^6l8: Laknkof8zvirt8okatt. „„w IW. M. kmIlN-ümsM X ÜW» X 1710 ludiläumLponiellane 1910 ttunLt- u. Sebr'auekLgegLNLtäncjL. Königs, k^ieciei-ssgen: Neissen, vi-escken, I-eiprlg. 07535 -en Vrilrvtt« Müvlrsußll la, rinFfrsi, L 2tr. LV ktz. I», Sxvälliat-lilardev L 2tr. «S ktg. uuck HI. (Lied. Llootrm-^erko) k 2tr. 7V ktg. ab Dseer uvck bei 30 2tr. krei Leiter. LSmtl. dlaillsu luckustne-Lrilietts eu dllllgerev kreisen. Oelsa. 8t«la- u. dvbm. Vravvkoblo, Torkstetue, Oraäellobs. Loks tür Lraktkvlaqvo uack Tevtraldeirullx. ^nk VVuasvb mit Dreislists gern ru Diensten. os»s» viijei'i'iclii. s ÜHltMWill kür dtottretk»», u. tSprwvUv» von kavko vSodwlät IS (Vtlasedwimobot). Tel. 13458, Dagea- n. ^dvvälrnrss k. Herren n. Damen, kcdaell« n. qritockl. Ausblick. v. Laobbalt., Lorresv-, Lteoogr., Llasekwesvbrd. usv. DM" SO 8obreidwa«rb1»«o. "WW LoötevIos.8tvIIovv»«bM«I^ 1909vurckeu uv« io Deipsia 365 Vatrnosen «emeläet. Dilltritt Ul«l. Luslroott n.kr«p. kostenlos WIeganteAra« -.GeseUschaflSanzuge V» verl. s.Llllckerwaall,Saljzäßch.9,D seeari neuangefert. 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