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in Kiel. Petersen, Staatsmrnrstrr a. D., Ham- bürg. v. Walther. Professor in Rostock, v. Th. Zahn, Geheimer Rat, Professor in Errangen. * Anrechnung von Krirg»j«hren. Durch Aller höchste Ordre wird bestimmt, sah aus dem Jahre 1908 Teilnehmer der folgenden Unternehmungen de» Jahres da» Jahr als Kriegsjahr angerechnet er halten: 1) Patrouillengefecht der 1. Kompanie bei Geinab am 27. August 1908 gegen Simon Topper- Leute. 2) Die Unternehmungen und Zusammenstöße der 3. und 14. Kompanie, sowie der k. Batterie in der Zeit vom 18. bis 28. Dezember 1908 anläßlich des Einfalls der Hottentottenbande unter Abraham Rolfs in das Schutzgebiet. — Als Kriegsteilnehmer haben diejenigen Angehörigen der Schutztruppe für Südweftafrika, welche in dem Gefechtskalender dieser Schutztruppe namentlich ausgesührt sind, zu gelten. * Di« Diplomprüfungsordnung für di« Posener Akademie. Wie die „Ins." erfährt, ist die vom preußischen Kultusminister im Landtage angekün digte Diplomprüfunasordnung für die Posener Aka demie erschienen. Nach 8 18 der vom Könige ge- nehmigten Satzung der Akademie ist derjenige, der die Akademie vier Semester hindurch besucht Kat, berechtigt, sich der Diplomprüfung nach näherer Be- Mmmung der Ordnung zu unterziehen. Der Gedanke, der den Diplomprüfungen zugrunde liegt, ist der, daß die Hörer, die bis jetzt nur nachweisen konnten, daß sie Fächer belegt hatten, nunmehr auch einen Ausweis erhalten, mit welchem Nutzen sie die Vor lesungen besucht haben. Besonders zu betonen ist aber, daß mit der Ablegung der Prüfung nicht die geringste Berechtigung verknüpft ist, d. h. die An wartschaft auf eine Anstellung wird dadurch nicht erworben. Die Prüfung kann in allen Fächern, die an der Akademie vertreten sind, abgelegt werden. Nach Bekanntmachung der Prüfungsordnung an der Posen« Akademie haben sich bereits Hörer, die die Prüfung ablegen wollen, gemeldet. * Di« Rechtsrinheit im brutschen Kolonialrecht. Am 17. Juni hat sich an der Universität Bonn der Gerichtsassessor Dr. Giese mit einer Antrittsvorlesung über die Rechtseinheit im deutschen Kolonialrecht als Privatdozent eingeführt. Er erörterte die Schwierig keiten, die einer Rechtseinheit zwischen Mutterland und Kolonien und zwischen den Schutzgebieten unter einander entgegenstehen. Er erwartet viel für die Verwirklichung der Einheit von dem demnächst zu er richtenden Kolonialgerichtshof, warnte aber vor einer schablonenmäßigen Behandlung der Rechts fragen. Wenn irgendwo im Rechtsleben, so tut gerade hier weise Beschränkung im Interesse einer ge deihlichen Entwicklung der Schutzgebiete dringend not. * Nationale Gefahr für die Diamantfelder -ei Iker Empfängnisbucht. Ueber die Güte der Diamant felder bei der Empfängnisbucht gehen die Urteile auseinander. Doch scheinen die Erträge der Felder zum mindesten befriedigend zu sein, während aller dings an einigen Stellen die Schürfer fast ergebnis los arbeiten. Diele Inhaber von Feldern haben nun leider mit englischen Gesellschaften Abkommen dahin getroffen, daß die fremde Firma während einer fest gesetzten Zeit, etwa drei Monate, Schürfversuche an stellt und dann sich entscheiden kann, ob sie das frag liche Feld erwerben will. Die Preise find verhält nismäßig niedrig und betragen für ein Feld bis zu 3000 Mark. — Wir meinen, es müßte alles getan werden, um den Uebergang der Diamanten führen den Felder in britischen Besitz zu verhindern. * Lin« neue Zeituug in Deutsch-Südwestasrika? Aus Swakopmund wird der „Deutschen Kolo- nialzeitung" mitgeteilt. daß dort demnächst eine neue Zeitung entstehen soll, die in einer neu, eingerichteten Druckerei hergestellt werden soll. Di« rund 10 000 weiße Einwohner zählende Kolonie würde dann, das Amtsblatt eingerechnet, fünf Zeitungen aufzuweisen haben: je 1 in Windhuk und in Lüderitzbucht, zwei in Swakopmund und das in Windhuk erscheinende Amtsblatt. Ausland, brlglen. * Di« v«rg- und Hüttenleut« auf der deutschen Abteilung der Weltausstellung. Am Sonnabend abend sand im Deutschen Haus auf der Welt- ausstelluna zu Brüssel au» Anlaß der Anwesenheit der Minister Delbrück und Sudow und der Mitglieder des Internationalen Kongresses für Bergbau und Hüttenwesen ein Festmahl statt. Anwesend waren mehrere belgische Minister, Kammer präsident Cooreman, Senatsprüsident Vicomte Simonis, Bürgermeister Max, die Herren der deutschen Gesandtschaft, Generalkonsul Pritsch- Antwerpen, die Ausstcllungsleitung, Ministerial direktor von Koerner vom Auswärtigen Amt, Ge heimrat Doenhof vom Handelsministerium. Das Kaiserhoch brachte Minister Hubert aus, der die deutsche Ausstellung als Hymnus auf den deutschen Eewerbefleik und als Beweis der Stärke der ger manischen Rasse bezeichnete. Das Hoch auf König Albert brachte der Gesandte von Flotow aus, wo rauf Staatssekretär Delbrück unter Dankesworten an alle belgischen Instanzen, die die deutsche Ab teilung gefördert hätten erklärte, daß es heute nicht seines Amtes sei. die Leistungen seiner Lands leute zu preisen, daß er aber oankbarst der An erkennung gedenke, die ihm und seinem Kollegen Sydow über den Erfolg der deutschen Ausstellung ausgesprochen wurden. Diese Freundschaftsbeweise von belgischer Seite begründeten die Zuversicht, daß die Brüsseler Ausstellung zu dem Bande wirtschaft licher Beziehungen zwischen Belgien und Deutschland ein neues Band der Freundschaft des Herzens füge, daß sie die Friedensardeit im Interesse der Kultur fördere. Ausstellungspräsident Baron Janssen toastete auf den Berabaukongreß, worauf Handelsminister Hubert den Ministern Delbrück und Endow für ihren Besuch dankte. Bergrat Kleine als Vorsitzender des Kongresses lobte die Weltausstellung. Türket. * Annahme des Budget». Die Deputierten kammer hat das Budget des laufenden Jahres endgültig angenommen. Das Defizit beträgt 10'/, Millionen Pfund. Der Berichterstatter des Budgetausschusses erklärte, das wirkliche Defizit werde fünf Millionen nicht übersteigen, da aus dem Vorjahre noch zwei Millionen disponibel seien und außerdem eine Steigerung der Einnahmen und eine Verminderung der Ausgaben zu erhoffen sei. Sport. Die Rennen zu Leipzig. Obwohl die Wetterprognose für den gestrigen Tag wenig aussichtsreich gegeben war und durchaus keine besonders befriedigenden Stunden für den anregenden Rennsport, der seine wachsende Volkstümlichkeit zu bewahren weiß, verhieß, jo hatte doch die sportliche Veranstaltung unseres Rennklubs ungezählte Scharen von Besuchern zur herrlichen Bann am Scheibenholz geführt und ihnen am vierten Renn tag ein vom Himmel vollauf begünstigtes equestrisches Schauspiel bereitet. Kühl zeigte sich die Temperatur, wolkig der Himmel, aber der kräftrg wehende Wind trieb die drohenden Regenwolken nach und nach hin weg, öffnete ihren schweren Schleier und machte den Archer frei, so daß sich am Ende der ohne Unfall verlaufenen Rennen lachender Sonnenschein über das weite Gefilde ergoß. ttos« oakila l>uoebur>! Die An ziehungskraft Les anregenden Sports ließ schon früh zeitig die Massenwanderung nach Damm, Tribüne und Sattelplatz entstehen. Hinter den geschnittenen grünen Buschbarrieren, welche die Bahn von dem Fahrweg trennen, rollten unaufhörlich Droschken, Automobile, Equipagen nach dem Plan und seinen einzelnen Beobachtungsvlätzen, und hier entwickelte sich bald ein buntbelebtes Bild des Verkehrs, wie es die Rennen zu Leipzig immer aufzuweisen pflegen. Weithin trug der Wind den Schall der Weisen, die bald von der Kapelle des 77. Artillerie-Regiments auf dem Sattelplatze, bald von der Kapelle Gustav Curth auf dem Damm angestimmt wurden, und verlieh dem Rennen das gewohnte musikalische Signum. In tadellos schöner Verfassung lag der herrliche Rennplan vor aller Augen. Seine leicht geschwungene Linienführung in Tlipsen- form, ferne glatt geschnittenen grünen Hürden, seine vollen Büsche stempelten ihn aufs neue zu einer einzigartigen landschaftlichen Anlage. Es läuten die Glocken zum Start. Im raschen Bewegen sucht die Menge ihren Platz. Die einen schauen von der Plattform des Verwaltungsgebäudes, das leuchtende Crimson Rambler umziehen, dem fesselnden Rennen zu, die andern von der Orchesterhalle, die scharlach rote Geranien umsäumen, während die übrigen sich weit über das Gelände verteilen. Das Rennen be ginnt mit allen seinen spannenden Phasen. Alles drängt sich an die Barrieren, dann wird der Sieger mit einem schmetternden Tusch empfangen. Sein Ehrenpreis befindet sich unter den Trophäen, die in einer Vitrine die vom Leipziger Nennklub gestifteten kostbaren Stücke, einer Kristallbowle mit Silber beschlag, einem vergoldeten hohen Pokal, einem Siloerbesteckkasten und einer goldenen Ziselierten Fruchtschale bestanden. Die sommerliche Zeit hatte auch gestern wieder ihren Einfluß auf die Toiletten geltend gemacht und anziehende Modebilder inner halb der Vesucherwelt zum Vorschein kommen lassen: duftige Toiletten in Hellblau, in Resedagrün, in lichtem Gelb und Lila, rn Braun und in Weiß, über legt oft von leichten Schleiern, selbst wie es die neueste Mode gebieterisch erheischt, „gebunden", und große Hüte mit Reiherstutz und Straußenfedergarnitur und mit einer Fülle von Blumen. So verlieh die Damenwelt dem Ganzen das freundliche Relief. — Kurz nach 6 Uhr waren di' rnteressanten Rennen beendet, die wiederum den Beifall der ungezählten Tausende gefunden haben und die sich wie folgt ge stalteten: I. Verkaufs-Flachrennen. Garantierter Preis 2000 hiervon 1500 dem ersten, 300 ./k dem zweiten, 200 dem dritten Pferde. Dist. 1350 w. Rittm. v. Madeyskis hbr. H. „Angriff" (3000 ./c), 61 tzq (Torkel 1 Mr. H. Solloways a. br. W. „Hand in Hand" (10l» ^), 57'/, kcr (M. Alyn) 2 Herrn A. v. Köppens 3j. F.-H. „Assalide" (2000 ^l), 51'/, üir (Rastenberger) 3 Hptm. Kleinschmidts a. dbr. H. „Ganges" (2500 .6), 65 k x (Weatherdon) 0 Prinz v. Taxis' 3j. br. St. „Mrs Dot" (3000 ^c), 50 ti«. (Rybka) 0 Herrn R. Bernsteins a. schwbr. St. „Bonbonniere" (500 ^l), 54'/, bk (E. Franke) 0 Frhrn. v. Heintzes 3j. F.-H. „Giso" (2000 ^»), 51 bx (A. Winkler) 0 Herrn H. Hoeschs 5j. br. H. „Flower Setter" (2500 ^L), 60 bg (Lasse) 0 Tot.: 117:10, Platz 29, 16, 20:10. Nach längerem Aufenthalt am Start gelang ein leidlicher Ablauf, bei dem „Angriff" am schnellsten vor dem Felde war, „Assalide" und „Ganges" dichtauf, „Giso" hatte viele Längen verloren und folgte aussichtslos als Letzter. „Angriff" nutzte feinen guten Platz im Vordertreffen aus, indem er das Rennen sehr schnell machte, wodurch sich das Feld auseinanderzog. Den Tribünen gegenüber schob sich „Hand in Hand" an den Führenden heran, lag im Einlauf hinter dem leicht gewinnenden „Angriff" und kämpfte mit „Assalide" um den zweiten Platz, wobei aber „Hand in Hand" die Oberhand behielt. „Assalide" Dritte. Wert 1500 250 150 ./t Der Sieger, zum Ver ¬ kauf gestellt, wurde nicht gefordert. II. Herren-Jagd-Rennen. Ehrenpreis dem Reiter des Siegers und 20l)O ./» Hiervon 1400 dem ersten, 400 dem zweiten, 200 dem dritten Pferde. Dist. 3500 w. Dr. Fr. Rieses 4j. F.-St. „Reine du jour",70b« (Rittm. Fürst Wrede) 1 Herren M. Kühnes u. M. Lückes 5j. F.-H. „Martoi, 71 bp (Herr M. Lücke) 2 Herrn W. Derhams 4j. dbr. H. „Grousebox", 68 bk (Lt. v. Lütcken) 3 Lt. Miezes 5j. dbr. W. «Pois de Senteur", 71 bk (Lt. v. Görne) v Herrn E. Peter» 4j. br. W. „Sauce", 66 bk (Herr T. Lücke) 0 Lt. v. Stammers 5j. schwbr. H. „Inverary", 67 kx (Lt. Böhme) 0 Tot.: 21:10, Platz 14, 32:10. „Sauce" legte dem kleinen Felde sofort eine äußerst schnelle Pace vor und führte mit etwa 8 Längen. „Reine du jour" und das übrige Feld mit „Grousebox" auf dem letzten Platz, akzeptierten jedoch das Tempo. Schon nach 2000 m hatte „Sauce" ihr Pulver verschossen und verschwand im Hintergrund. „Reine du jour" führte nun über die Sprünge, während die Plätze hinter der Führenden einige Male wechselten. „Grousebox" versuchte vergebens die sicher nach Hause ziehende „Reine du jour" zu Überbolen, und kam als guter Zweiter in den Einlauf, als „Martoi" herangeworfen wurde, und ihn nach kurzem Kampf auf den dritten Platz verwies. Wert: Ehrenpreis und 1400 ^d, 400 200 III. Sächsischer Staatspreis. 5000 ge geben vom sächsischen Staat dem ersten, garantiert 800 ./L dem zweiten, 500 ,/L dem dritten Pferd. Dist. 1800 m. Lt. M. v. Boxbergs 6j. F.-H. „Flittergold", 58bk (Torke) 1 Kgl. Hpt.-Ecst. Eraditz' 3j. F.-H. „Gauß", 54 c-e (Weatherdon) 2 Herrn H. Rieges 3j. F.-St. „Stafette", 47 bk (Erdmann) 3 Herrn H. Hoeschs 3j. br. St. „Eruna", 44 bg (Rybka) 0 Tot.: Sieg 29:10, Platz 11, 11:10. Das Feder gewicht „Stafettes" legte sofort ein lebhaftes Tempo vor. Die weitere Reihenfolge war „Gauß , „Flitter gold" mit „Eruna" zum Schluß. Nachdem „Stafette" langsamer wurde, übernahm „Flittergold" die Füh rung. Der auf dem zweiten Platz liegende „Gauß" machte alle Anstrengungen, um an „Flittergold" vor bei ^u kommen, der Fuchs hielt jedoch mit Zähigkeit die Spitze und gewann sicher mit 3 Längen. „Stafette" Dritte. Wert 5000 680 380 ./k IV. Probstei-Flachrennen. Ehrenpreis dem Reiter des Sieger» und garantierter Preis 1500 ^c, hiervon 1000 X dem ersten, 300 dem zweiten, 200 dem dritten Pferde. Dist. 1800 m. Lt. Schultzes 5j. F.-St. „Invitation" (2000 .^), 73'/, bk «Besitzer) 1 Lt. Frhrn. v. Wangenheims a. br. W. „Queyrac" (3M0 ^), 73'/, bk (Besitzer) 2 Lt. Miezes 6j. br. St. „Cristalloide" (250Ü.//), 74'/, bk . - (Lt. v. Görne) 3 Lt. Böhmes 5j. schwbr. W. „Kilroy" (3000 ^l), 72'/, bk (Besitzer) 0 Hrn. Humboldts 6j. dbr. W. „Petrucchio" (1500 ./k), 73 b» (Lt. v. Zobeltitz) 0 Rittm. v. Kaysers a. Sch.-H. „Domino" (1500 /.), 74 bs (Besitzer) 0 Hrn. E. Kriegs 4j. br. H. „Elfred" (3000 ^c), 75 bk (Besitzer) 0 Mr. E. S. Godfreys 6j. br. H. „Abgott" (2000 ./L), 72 bk (Herr Herfeld) 0 Tot.: Sieg 95:10, Platz 20, 14, 30 :10. Nach Fall der Flagge zeigte sich der blauweiße Dreß von „Abgott" rn Front mit „Domino" und „Petrucchio" auf den nächsten Plätzen, „Elfred" Letzter. „Abgott" behielt durchweg bis zum Bogen die Spitze, hier überholte ihn „Invitation". Herr Herfeld nahm jedoch „Abgott" nochmals zusammen und hatte die ermüdende „Invitation" bald wieder überholt, einen sichern Sieg mit 2 Längen davontragend: „Queorac" guter Dritter. Lt. Schultze als Besitzer und Reiter von „Invitation" legte Protest ein wegen Kreuzens, dem Folge gegeben wurde. „Abgott wurde dis qualifiziert. Wert: Ehrenpreis und 1000 270 .6, ' 170 Die Siegerin zum Verkaufe gestellt wurde für 2250 vom Trainer Heupgen gefordert V. Streitholz-Jagd-Rennen. Ehrenpreis dem Reiter des Siegers und garantiert 2500 .^i, hiervon 1700 dem ersten, 500 dem zweiten, 3M dem dritten Pferde. Drst. 3500 w. Graf Stauffenbergs 6j. F.-H. „Eabra", 78 bk (Rittm. Fürst Wrede; 1 Dr. P. Pingels br. St. „Oberin", 76 b§ (Lt. A. Nette) 2 Vas Meder. Von Dr. med. Emil Koenig (Nachdruck verboten.) Wohl jeder ist schon einmal in siinem Leben von einer fieberhaften Krankheit befallen worden. Wenn cs auch gerade keine Lungenentzündung oder Typhus war, so hat er sich doch sicher schon »inmal irgendwo einen Schnupfen geholt. Auch diese verhältnismäßig harmlose Plage ist von Fiebererscheirungen begleitet, wenn sie auch hier nicht sehr ausgeprägt sind. Die persönlich-; Bekanntschaft mit dem Fieber kann man also bei jedermann voraussitzen. Ilnd geraoe weil diese besondere Verfassung unseres Organismus so allgemein bekannt ist, n-braucht men auch kas Wort Ficber so häufig in übertragt ner Bedeutung Man spricht von einem Reisefieber, einem Lampensieber, einem Börsenfieber u. a. Um minder bekannte Er scheinungen dem Verständnis näherzabringen, ver gleicht man sie eben mit einer allgemein bekannten. Noch dis vor Hunden Jahren sah man «n dem Fieber eine selbständige Krankheit, die allerdings in verschiedenen Formen den Menschen befallen könne. Ta rrar das Wechselfieber, *as hitzig« Neroenfiebec, das Wundfieber, das gelbe Fieber, das Mugenfieber u. a. Heute aber wissen wir. daß das Fieder ledig lich eine Begleiterscheinung von Krankheiten ist, und zwar von Krankheiten einer ganz bestimmten Art. Bei allen Krankheiten nämlich, bei denen eine Ent zündung zugrunde liegt, gerät unser Organismus in eine besondere Verfassung, die eine Reihe von Er scheinungen zeitigt, deren Komplex wir zusammen- fastend als Fieber bezeichnen. Die Entzündungskrankheiten stellen eine ganz be sondere Kategorie vcn Krankheiten dar. Sie unter scheiden sich von den übrigen, den „chronischen" Krank heiten durch ihre meist kurze Dauer. Weiterhin ist auch ihre Entstehungsursache eine besonder«: sie sind durchweg Infektionskrankheiten. Wo auch immer in und am Körper eine Entzündung auftritt, ist sie alle, mal durch Eindringen von Kleinlebewesen (Batterien. Kokken ulw.) hervorgerufen. Dabei ist es gleich, ob die Entzündung mehr lokaler Natur ist, wie bei den verschiedenen Katarrhen, dem einfachen Furunkel, der Ro'e. der Lungenentzündung u. a, oder ob sie mehr und allgemein, auf dem Wege der Blut- bzw. Lymph, bahn, im Organismus verbreitet ist, wie beim Wochenbettficber, der allgemeinen Blutvergiftung, der galoppierenden Schwindsncht u. a. Die Entzündungskrankheiten zeichnen sich auch da durch aus, daß sie von einem Menschen auf den ander»« übertragen werden können, daß sie ansteckend find. Die Ansteckungsgefahr ist jedoch nicht bei allen gleich groß. Scharlach und Masern verbreiten sich leichter als "unaenentzünduna und Gelenkrheumatismus. Das wesentlichste Merkmal aller E itzündungskrankheiten ober ist die Tatsache, daß sie stet, unter Fieber, erscheinungen verlaufen, die einen mehr, die andern weniger, je nach der Art der Infektion und ihrer Aus- breitung im Organismus. Eine Infektionskrankheit gibt es allerdings, bei der gewöhnlich kein Fieber auftritt. Las ist die Cholera. Hier finkt die Tempe ratur des Körpers sogar wett mrter normal herab, und der Kranke befindet sich nicht im ,Aeuer", fühlt sich vielmehr kalt an. Diese Ausnahme hat ihren Grund wohl darin, daß der Krankheitvprozetz sich hier weniger im Körpergewebe bzw. im Llut abspielt, als im Darmkanal. Doch sehen wir auch bei der Tholera, fesonders wenn sich die Krankheit hinzieht, zuweilen noch ein fieberhaftes Krankheitsbild «ich entwickeln, das da an dem des Typhus nrcht unähnlich ist. Wohl st.'llt sich auch bei manchen andern Vorgängen im Organismus eine Erhöhung der Körperwärme ein, wie zum Verspiel bei gewissen Krämpfen. Dies Fiebe- ist ater anderer Natur und hat mit dem der Entzi'ndungstrankheiten nur die gesteigerte Eigen wärme des Körpers gemein. Ha' nun eine Infektion stattgefunden, so läßt sich der Organismus diese» Eindringen von Fremdlingen nicht ohne weiteres gefallen. Er setzt sich zur Wehr. Nach einer gewissen Zeit werden alle Organe alar miert. und der Gesamtüetrieb im Organismus be- ginnt mir Hochdruck zu arbeiten. Die Atmung wird schneller, die Herztätigkeit beschleunigt und verstärkt, dre Pulle fliegen, der Stoffwechsel geht energischer vor sich und die Eigenwärme steigt,- der Körper glüht im Feuer. Lippen, Zunge und Gaumen werden trocken; brennender Durst stellt sich ein, während eine Ab neigung gegen die Aufnahme jeglicher Nahrung, be sonders fester Speisen, besteht. Der Körper lebt von «einer eigenen Masse; in erster Linie wird das ouf- gespeicherrs Fett zur Verbrennung herangezogen; der Körper verzehrt sich selbst. Dementsprechend magert der Fiebernde rasch ab. Das Fieber darf also nicht zu lange «/.halten, sonst zehrt es zu sehr am Körper. Mit der Masse des Körpers schwinden dann auch seine Krittle, und gar bald beginnt das wichtigste Organ, das Herz, zu erlahmen, wenn es dem Organismus nicht rechzeitig gelingt, seine Feinde niederzuzwingen und unschädlich zu machen. Das gibt sich durch Auf. hören des Fiebers kuno. Ist die Krankheit überwunden, dann folgt auf die Zeit des Hochdrucks im Organismus die des Nieder drucks. die Erschlaffung des Siegers. Dock meist nur für wenige Stunden, dre dann von einem tiefen Schlaf begleitet find. Bald aber kehrt der Betrieb zu seiner Storm zurück, es beginnt die Zeit der Genesung. Aber richt immer geht aus diesem Kampfe unser Organis mus als Sieger hervor. Die Eigenwärme kann bis zu einer sulchen sähe steigen, daß diese ihrerseits lähmend auf dre leoenswichtigen Organe wirkt und der Organismus ermattet zusammenbricht. 42 Grad E.'ll'U« ist ungefähr die Grenze, dis zu der die Körperwärme sich erheben kann. Auch wenn das Fieber zu lange anhält, wird es dem Körper gefähr lich. In beiden Fällen ist dann der Riese den winzigen Zwergen zum Opfer gefallen. Was aber empfindet der Mensch selbst bei diesem Kampfe seines Organismus? — Zunächst beim Auf treten des Fiebers ein Frösteln. Schauern oder gar Schütteln, das um so heftiger ist, je plötzlicher die Krankheit über ihn kommt und ie schneller die Körper wärme steigt. Plötzlich zum Ausbruch kommen z. B. die Lungenentzündung und das Wochenbettsieder. Zn leichten Fällen und bei solchen Krankheiten, die all- «Lhllch anheben, macht sich anfangs meist nur ein auffallendes Gähnen bemerkbar, z. D. beim Schnupfen. Dem Kältegefühl folgt dann ein mehr oder weniger starkes Hitzegefühl, das für den Kranken, falls keine besonderen Schmerzen an irgend einer Stelle sich einstellen, gerade nicht besonders un angenehm ist. Entwickelt sich hohes Fieber, so hört auch bald die geregelte geistige Tätigkeit auf, der Kranle fängt an zu phantasieren; er wird teilnahm- los gegenüber seiner Umgebung und seinen eigenen Angelegenheiten: das Bewußtsein ist getrübt. Kommt es zu einer Katastrophe, so wird er sich des großen Schrittes nicht bewußt oder dieser hat doch die Be deutung für ihn verloren, die er ihm in gesunden Tagen stets beigelegt, vor dem er sich gefürchtet Hot. Der scheinbar so schwere Kampf in den letzten Stunden, er wird in erster Linie vom Herz und der Lunge gekämpft; der Geist ist umflort, das Ich fühlt ihn nicht mehr. In dem Fieber haben wir also eine Reaktion des Organismus gegen die eindringenden Feinde, die Kleinlebewesen, und ihre verheerende Wirkuno zu sehen. Nun beantworten nicht alle menschlichen Körper diese Angriffe in gleich prompter und ener gischer Weise. Ein Organismus, dessen Organe kräftig entwickelt sind und in gehöriger Weise funktionieren, d. h. wer eine gute Konstitution besitzt, der reagiert schnnd'ger und energischer als ein Schwächling; er wird auch leichter die Krankheit überwinden. Der selbe Unterschied tritt zwischen dem jugendlichen und dem alternden Körper zutage. Temperaturen über 40 Grad Celsius sind dort leicht und schnell erreicht, während hier 39 vis 39,5 Grad schon ganz respektable Leistungen sind. Dafür ist ab»>r der Körper im Alter den Infektionskrankheiten überhaupt nur selten aus gesetzt. In seiner Starrheit und Mürbe iheint er einen gewissen Schutz gegen die Schmarotzer zu be sitzen. Der jugendliche Körper ober ist ganz besonders zur Ansiedlung der Kleinlebewesen geeignet, also für Infektionskrankheiten empfänglich. Sind doch gerade die spezifischen Kinderkrankheiten ausgesprochene In fektionskrankheiten, wie Scharlach, Röteln und Masern. Auch die übrigen selteneren fieberhaften Krankheiten wie Genickstarre u. a. bevorzugen das kindliche und jugendliche Alter. Gelenkrheumatismus treffen w>r fetten noch jenseits des dreißigsten Lebens jahrs. Der Typhus wagt sich allerdings an Dierzig- bis Fünfzigjährige. Im allgemeinen kann man sogen: Je älter der Mensch wird, desto weniger ist er fieberhaften Er- krankungen ausgesetzt. Nur die Lungenentründung bleibt ihm treu bis ins hohe Alter hinauf, und doch handelt es sich bei dieser Alterslunaenentzündung, die so manches schwache Lihtsiin ausoläst, nicht um die infektiöse Form derselben, sondern um eine besonder« Entzündung, die sich meist aus einem Bronchial katarrh entwickelt, eine Erscheinung, die auch dein Leben König Eduard» VH. ein schnelles Ende be reitet hat. * , Leipzig, 27. Jun,. Reue» Theater. l,,Der Freischütz^) Die Fähig- keit, nacheinander so heterogene Charaktere wre Hänsel, Carmen, Santuzza und Elektra auf der Bühne wahrheitsgemäß zu verkörpern, beweist ohne weiteres ein starkes, aus dem Bollen schaffendes Darstettungsoermögen. Fräulein Sanden er weiterte gestern (als Vertreterin des erkrankten Fräulein Aladnitzer) die Galerie ihrer Frauenge stalten durch jene des Aennchen. Sie gab eine zier liche, das Auge unwillkürlich fesselnde Erscheinung ad, ein Dorfklnd ohne Falsch, das Gott und Len Menschen wohlgefällig sern mochte; auch mit leb frischem Humor und natürlicher Schalkhaftigkeit ausgestattet. Musikalisch war Jungfer Büschen wohl beschlagen und sang des Meister Webers Lieder und Arietten mit feiner Stimme, überdies auf das zier liche Koloraturwerk sorgsam bedacht kein Wunder, daß die aufmerksam lauschenden Leute mit lebhaftem Verfall nicht zurückhielten. L. 8. Konzert im Gewandhaus. „Wie kann die Musik an den Orten florieren, wo deren Kultores sich mit den Sorgen der Nahrung quälen müssen?" — Diese, eine jo lrefe Erkenntnis offenbarende Frage warf bereits 1706 der Musikschriftsteller M. H. Fuhrmann aus. Und, fragen wir weiter, wie mag der Musiker von heute seine schweren Berufspfllchten streng künstlerisch erfüllen, wenn er die Existenz seiner An gehörigen nicyt voll gesichert weiß? So geschah es, daß gestern vormittag das Städt i sch e Orchester in dem zur Verfügung gestellten Großen Gewand- hausjaale ein Konzert gab zum Besten fernes Pensions- und Witwenfonds. Der Ruhm der altehr würdigen Künstlerkorporation und ihres genialen Führers hatte eine außerordentlich große Zahl ebenso andächtiger als begisterungssähiger Zuhörer angelockt. Beide Teile, Orchester und Publikum, kamen gestern auf ihre Kosten. Des öftern bereits wurde an dieser Stelle dem Meister Arthur Ni tisch aufrichtigste Bewunderung gezollt sür seine tiefgründige Auslegung des Ideengehalts der C-Moll-Sinfonie von Brahms. Ihre Wiedergabe war gestern nicht eine in profanem Sinne glänzende, sondern vielmehr eine, die Seelen erhebende und mit wahrer künstlerischer Andacht erfüllende. Mit abso lutester Deutlichkeit wurden die mannigfachen Strm- mungsgegensätze ausgeprägt, aufs klarste das feine, weitverzweigte polyphone Gewebe dem geistigen Blicke dargelegt. Nikrschs gewaltiger künstlerischer Impuls feuerte nicht nur das Orchester zu einer wahren Heldentat an, sondern riß auch die Hörer mit sich empor zur Höhe des Ideals. Ebenso ge schah s im zweiten Programmteil, der Wagners „Tannhäuser'-Ouoertüre und Bachanale (aus dem Jahre 1861), das Waldweben (Siegfried) und das Meistersinger-Dorspiel enthielt. Die Wiedergabe dieser Werke war aus dem reinsten Schönheitsgesühl herausgeboren, von unendlichem Klangzauber und wunderbarer Plastik der Einzelteile. Das Maximum dessen, was an reiner Kunst überhaupt geboten werden kann, schien erreicht. Die Kraft des künst lerischen Enthusiasmus, die Arthur Nikifch rn staunenswerter Fülle innewohnt, teilte sich den Zu hörern mit. Der tosend« Beifall wollte fast kein Ende nehmen, die Orchestermitglieder mußten sich von ihren Sitzen erbeben und Arthur Nikisch immer und immer vom Dirigentenpult herab für die Ehrenbezeigungen danken. Lag«» Legarit^