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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 27.06.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100627013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910062701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910062701
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-06
- Tag 1910-06-27
-
Monat
1910-06
-
Jahr
1910
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lttg ne tt sowie zehnten Hülben Gründ er v tr eten «n die zur für die estnüter ihestens r jedem gegen Feuer» zu»»r i- Wert- leihnng nn fest- issar ein und des losungen ng von Üen. . zurzeit Ludwig rirdrich lung zu brüder iniiic.cn, d Beit tor der ngei, — - Carl »urg in Itain — rat und sconto- Oberbof- joglichen :azender Oll 'L 15 098 35 786 81 001 !48 976 84 545 56 430 19 schlossen »gen. Herr ! sonst »4»« lin. lSezuftö-PreiS Nk t!«vtia »»» Gororr« »und u»t«r« Lräaec »n» bprdNeur, Lmal täglich 6>« Hau« »«drachl - Ul) aivnatt.. v>«rt«litl>ri v«i anier» >>il>aleo i». An» »a->reileürn ada'dolt 7S momiU., >.»5 „en«11äi>rl. Durch di» Voll: innerhalb Deuiialanv» an» »er deuüchea Kolonie» «errelithrl N.ä» moaail. tütd «utlchl Poftdrsiellaeld. Sterner i» Belgien. Dänemark, den Doaausiaateii, Italien, Luremdurg, Niederlande, Nor- weaen, Oellerieich- Ungarn, ckuhland, Kchweden, Schwei» «- Svanirn In allen üdrigen viaateo au» »»rrd ourch di, Leichättdliell« *«» Blatt«, crhtlttich. Da« arivzigei tagedlari -riche,»' dmat lSglich So,». » Aei^riag« »ar Margen». Adoan« «ai-Avnadi», Auguit»»vl,tz dt, bei onlerr» kräaern «züialeu kvediieurea und SniladmeSelle» '««n, PoSLmter» und Brielrrtgeru <tn,«l»«rr«,t«,r,t» »er Btorarn» «ulgab« lO »ar elbr»dou«gal>« k» St»aktiv» and tvelchaNsLrll« I»da»ni»gaste l» A«ro,vrrchcr> 14««, ldiÄa. 14L84. Nr. 175. Morgen-Ausgabe. MpMer Ta-MM Handelszettung. Amtsblatt -es Rates «n- des Nolizeiamtes -er Stadt Leipzig. Anzeigen-Prellt iür Jnieraie au« Leiviig nni> Umgebung »»« Sgeivaltene bv mm breit« Petilzeil« 2S di« 74 mw »reu« lKeNamezeile I »o» au«wtn« N) lliellamen UlLl Inserate »on Bebbrden >m amlllchen Dell dl« 74 mm brrit« Berit,«Ile 40 »eschästtnnieigen m,r P ahoorschristea und in der Abendausgabe >m llrelie ervahr. Radau nach Taus. Beilagegedudr ü ».Lausend exkl. Postgebühr. Hestert eilte Austrttae können nicht »urüit- gezogen werden. Für da« Erscheinen «n bestimmten Lagen und Plätzen wir» lein« Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme: AiigustuSplatz 8z bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen. Expeditionen de» In- und Aurlande«. Hauvt-Ailiale Berlin! läarl Dancker, Her»ogl. B»gr. Hoshuch» Handlung, LützowsUatze lil. (Lelevhon VI, Nr. 4MN). Haupt-Kttialr Dreädr« keeftratze 4,1 (Lelephou 4821). 104. Ishrgsng Mlmlag, »en 27. Juni ISIS. Das Wichtigste. * Die Bauhilfsarbeiter Leipzigs be schlossen in einer gestern abgehaltenen Versammlung die Ablehnung des Schiedsspruchs und die sofortige Einstellung der Arbeit. (S. Dischs. R.) * Das neue portugiesische Kabinett ist unter Teixeira de Souza gebildet worden. sS. Letzte Dep.) * Auf der Brüsseler Weltausstellung ist das grosse Restaurant Metropol niederge brannt. Das Deutsche Haus konnte nur durch schnelles Eingreifen vor Feuer bewahrt wer den. (S. Letzte Dep.) * Die Untersuchung des Wracks der „Pluviäs e" bat ergeben, dass die Besatzung den Tod auf der Stelle gefunden hat. (S. Letzte Dep.) * Bei dem Brande eines Dampfers auf dem Mississippi kamen mehrere Per- sonen um und eine grössere Anzahl wurde schwer verletzt. sS. Letzte Dep.) * Das Deutsche Derby in Hamburg 1100 000 ^t) gewann der Eradiher „Orient" unter Bullock in einem Felde von 12 Pferden mit vier Längen sehr leicht. — Im GrandPrixdeParis 1300 000 Fr.) siegte Mme. Cheremeteffs „ Nuage " in einem Felde von 17 Pferden mit CH. Childs im Sattel. (S. Sport.) Oie Kieler Woche. (Eigener Bericht des (Leipziger Tageblattes.) (Nachdruck verboten.) Hl. Kiel, 25. Juni. Prophezeihen ist eine mißliche Sache. Entweder man behält recht mit seiner Voraussage, dann heißt cs: „Na ja, das war ganz natürlich, das mußte so kommen", oder aber man hat unrecht, dann sagen die lieben Nächsten: „Wie konnte man auch so etwas behaupten wollen." Und dabei hat der gute Prophet seinen Wahrspruch doch nach bestem Wissen abgegeben, nichts verschwiegen, sondern höchstens etwas zugesetzt. Ich habe das noch nicht einmal getan und bin doch schmählich hineingefallen. Während nämlich im inneren Hafen kein Lüftchen sich rührte und ich in folgedessen auch keine spannenden sportlichen Kämpfe der Sonderklasse in Aussicht stellen konnte, hatte sich am Freitag draußen vor der Förde eine stramme Brise erhoben, die mehr und mehr zunahm, so daß gegen Schluß der Wettfahrt an der großen Sandbank vor Labö eine regelrechte Brandung stand, die auch der zeitweise fallende heftige Regen nicht nieder drückte. Für die Jachten der Sonderklasse war in folgedessen die Fahrt alles andere eher als angenehm, fortwährend gingen die Wellen über Deck und ver ursachten auch, daß ein paar Boote Havarien hatten und daher durch den internationalen Wimpel I' ankündigen mußten, daß sie das Rennen aufgäben. Den Preis, den Kronprinzen-Pokal, holte sich nach ehrenvollem Kampfe die Hamburger „Tilly X" des Herrn Krogmann, die seit 1907 in der Sonderklasse mit startet und schon mehr als einen Preis heimge bracht hat. Ihre Namensschwester „Tilly XHI", die erst in diesem Jahre das Wasser, das für sie die Welt bedeutet, erblickt hat, und auf der Prinz Heinrich am Steuer saß, kam für den Sieg gar nicht in Be tracht. Auch der Kronprinz und Prinz Adalbert, die selbst ihre „Angela" und „Jeck" steuerten, konnten keine Trophäe mit nach Hause bringen. Die erste große Seewettfahrt am Freitag hatte natürlich ihre Anziehungskraft nicht verfehlt. Die Regattabummler waren in beängstigend großer Zahl vertreten, und die Direktionen der Hafendampfschiff- fahrtsgesellschaften werden mit dem Geschäft zufrieden sein. Konnten sie doch kaum Dampfer genug stellen, um die Menge der mehr oder minder sachverständigen Schaulustigen zu befördern. Ich selbst begab mich auf den stattlichen Postdampfer „Prinz Waldemar", der als Begleitdampfer diente und für den der Vor stand des kaiserlichen Jachtklubs auch diesmal wieder in liebenswürdigster Weise den Vertretern der Presse Karten zur Verfügung gestellt hatte. Unter den Klängen eines flotten Marsches, den die an Bord befindliche Marinekapelle spielte, ging es um 9l-4 Uhr vom Bahnhofskai ab, nach Labö zu. Eine bunt zu sammengewürfelte Flottille großer und kleiner Jach ten tummelt sich bereits im Hafen. Die ganz großen Schunerjachten erregen natürlich die meiste Aufmerk samkeit. „Meteor" wird von einem Torpedoboot an den Start geschleppt; ob der Kaiser selbst an Bord ist, vermag ich nicht zu sehen, andere Leute behaupten, ihn auf Achterdeck zu erblicken, was aber von anderer Seite energisch bestritten wird, wie sich später heraus stellte, jedoch mit Unrecht. Der Kaiser ist an Bord, hat auch wieder verschiedene Gäste zur Mitfahrt ein geladen, so den Fürsten Albert von Monaco, Groß admiral v. Köster, Etationschef von Prittwitz und Gaffro», Graf Baudissin u. a. Auf der Höhe der Marineschule schließt sich „Sleipner" dem „Meteor" an, in einigem Abstande folgt ein Tropedodivisions- boot. Ein anderes Torpedoboot schleppt die „Iduna" an den Start, auf der sich die Kronprinzessin Cecilie befindet. Prinz und Prinzessin Heinrich benutzten die Stationsjacht „Carmen", um der Wettfahrt zu zusehen, auch ihre Söhne, die Prinzen Waldemar und Sigismund, sind an Bord. Auf dem Regierungs dampfer „Sperber" fährt der Oberpräsident der Pro vinz Schleswig-Holstein, Herr v. Bülow, nach dem Regattafelde. Unter vollen Segeln erscheinen auch „Hamburg", „Germania" und „Westward" vor der Startlinie. Aber das Tempo, in dem sie herankommen, erweckt schon trübe Ahnungen für den Verlauf der Wettfahrt: die Segel hängen schlaff und lose, kaum daß ein leiser Zug aus Nordosten zu verspüren ist. Auf dem Richter dampfer weht denn auch die internationale Flagge 8 (weiß mit blauem Viereck) über der grünen, zum Zei chen, daß nur die abgekürzte Bahn, und zwar im Rechts kurs, gesegelt werden soll. Immerhin sind auch das noch 23 Seemeilen, und dabei ist noch die längste Strecke der Bahn, das Stück bis zu dem bei Gabelsflach- ^V-Tonne verankerten Mark-Dampfer „Bismarck" zu kreuzen. Der Start zieht sich denn auch gleich bei Be- ginn sehr auseinander, auffällig schlecht startet „Hamburg", die als letzte nach dem Schutz die Linie passiert. Träge schleichen oder treiben vielmehr die Jachten dahin, alles Scgelzeug, das sie irgend haben anbringen können, haben sie gesetzt; aber was hilft es? Weder über Backbord-, noch über Steuerbordbu.q ist etwas zu wollen; es gibt eine Flautentreiberei schlimmster Sorte. Wie soll das werden? „Meteor" und „Westward" treiben luvwärts von „Germania", „Hamburg" dagegen liegt von Anfang an ein gutes Stück in Lee hinter dieser. Ein Stück begleitet unser Dampfer mit langsamster Fahrt die Schuner, dann wendet er, läßt die allein in ihrer Klasse segelnde Engländerin „Cicely" — übri gens ein Prachtboot! — vorbei und fährt nun zurück, um uns die mittlerweile bei Heikendorf gestarteten kleineren Jachten beobachten zu lassen. Auch hier ist es dasselbe Lied: kein Wind! Daß man den Start der großen Jachten nach Tonne 4 bei Labö verlegt hat, ist sportstechnisch gewiß richtig und zweckmäßig; denn sie vermeiden dabei den bis auf wenige hundert Meter sich verengenden Patz bei Friedrichsort; aber die Beobachtung ist erschwert, und insofern wäre es vielleicht richtiger gewesen, wenigstens den Start der nächstkleineren Klassen ebenfalls nach Labö zu ver legen. Was soll ich von der geradezu trostlosen Herum treiberei noch berichten? Von einem wirklichen sport lichen Wettkampf konnte bei dieser Windstille natür lich keine Rede mehr sein, und das Resultat wird lediglich vom Zufall abhängen. Die Situation ähnelt insofern stark der vom vorigen Jahre. Wie ich Ihnen bereits telegraphierte, kann irgendwelches Urteil über die Leistungen der Jachten unter diesen Umständen nicht gefällt werden. Das ist um so mehr zu be dauern, als man gerade dieser Regatta mit besonde rem Interesse entgegengesehen und gehofft .hatte, „Westward" werde die erste einwandfreie Probe ihrer Leistungsfähigkeit ablegen. Denn bei dem Resultate der Unterelbe-Regatta, in der „Westward" siegte, hat der Einfluss der Ebbe und Flut stark mitgcwirkt. Jetzt kann man höchstens von der Regatta am Sonn tag die erste sportliche Leistung der amerikanischen Jacht erwarten. Der Anblick der „Westward" ist übrigens großartig; sie liegt brillant zu Wasser, und die Formen sind noch flüssiger als bei „Meteor" und „Germania", mit denen sie sonst im Aussehen viel Sehnlichkeit hat. Abermals wendet sich unser „Prinz Waldemar" und dampft wieder aus der Förde hinaus, auf die großen Jachten zu. Aber die Situation ist unver ändert, und geradezu erlösend wirkt die Heiterkeit, mit der es ausgenommen wird, als die unermüdliche Bordkapelle das hier sehr angebrachte Lied „Immer langsam voran" intoniert. An der Wettfahrt selbst hat kein Mensch mehr Interesse. Man unterhält sich von allem möglichen anderen; einige fleißige Leute suchen ein verschwiegenes Plätzchen, um Ansichts karten zu schreiben, was aber bei der drangvoll fürch terlichen Enge auf große Schwierigkeiten stößt. Ein Gewitter, das am Horizont aufzieht, bringt nur einen Augenblick einen frischen Luftzug, der die Jachten, die mit den vollen Segeln einen prächtigen Anblick ge währen, etwas vorwärts treibt. Dann ist es wieder still. Nach fast neunstündiger Fahrt passiert endlich „Westward" die Ziellinie, rund eine Stunde später „Meteor". Die übrigen Jachten folgen, nach 10 Mi nuten „Hamburg", nach weiteren 20 Minuten „Ger mania". Es ist erreicht! Ein Torpedoboot nimmt den „Meteor" ins Tau und schleppt ihn an seinen Liegeplatz. Als unser Dampfer die„Hohenzollern" passiert, können wir gerade sehen, wie der Kaiser mit einem Beiboot von seiner Segeljacht zurücklehrt. Er stützt sich beim Hinauf gehen des Fallreeps auf einen Stock. Am Sonnabend ist großer Empfang auf der „Hohenzollern". Dernburg ist seit Freitag mittag hier; der Reichskanzler ist am Sonnabendmittag ein getroffen, auch der Staatssekretär Zorn v. Bulach kommt aus Straßburg. Das alles deutet darauf hin, daß wieder einmal politische Entscheidungen hier fallen sollen. Dr. pstil. I'riecir. I>urlitr. Aus üenLommerlwmmtMnen. Die Strasprozeßkommission erledigte am Donnerstag die 88 225 bis 231. 8 225 der Regierungsvorlage will das Verfahren gegen einen ausgebliebenen Angeklagten dahin erweitern, dass vor den Amtsgerichten oder Landgerichten ohne ihn verhandelt werden kann, wenn leine schwerere Strafe als 6 Wochen Gefängnis in Aussicht steht. Demgegenüber stellte die Kommission auf Antrag Grübers das bisherige Recht wieder her, wonach beim Ausbleiben des Angeklagten zur Hauptver- handlung geschritten werden kann, wenn die Tat nur mit Geldstrafe, Haft oder Einziehung bedroht ist. Die 88 226 bis 231 wurden unter Ablehnung einer Anzahl dazu gestellter Anträge nach der Regierungs fassung angenommen. Bei 8 231 erhob sich eine längere Debatte darüber, ob der Vorsitzende befugt sein soll, die Verhandlung teilweise einem besitzen den Richter zu übertragen. Die Nationalliberalen, Konservativen, Sozialdemokraten und das Zentrum stimmten gegen den diesbezüglichen Regierungsvor schlag, der aber mit geringer Majorität angenommen wurde. Die Kommission trat schließlich in Beratung des 8 232, der den Umfang der Beweisaufnahme regelt, ein, ohne aber die Beratung zu Ende zu führen. — Am Freitag erledigte die Kommission aus dem Abschnitt über die Hauptverhandlung die 88 232, 233, 234. Ueber 8 232 entspann sich eine sehr lebhafte Debatte, bei der es sich namentlich um das Recht, den gerichtlichen Beweisantrag abzulehnen, handelte. Anträge der Sozialdemokraten und des Abg. Gröber suchten dieses Recht einzuschränken. Schließlich wurde der Paragraph in Anlehnung an die Regierungsvorlage in folgender Fassung ange nommen: „Die Beweisaufnahme ist auf die Tatsachen zu erstrecken, die für die Entscheidung von Bedeutung sind. Beantragt ein Prozeßbeteiligter die Erhebung eines Beweises, so kann sie das Gericht nur ab- leknen, weil sich wegen Offenkundigkeit jede Beweis erhebung erübrigt, weil die Tatsache, die der Antrag steller wissen will, für die Entscheidung ohne Bedeu tung oder schon erwiesen ist, oder weil das Beweis mittel unerreichbar oder ungeeignet ist. Im Be schluss ist anzugeben, weshalb einer dieser Gründe zutrifft. Ist das Beweismittel zur Verhandlung herbergeschafft, so kann der Antrag nicht wetzen Be deutungslosigkeit der Beweistatsache für dre Ent scheidung abgelehnt werden. Die Vorschriften der 88 71 und 83 blerben unberührt." Reichsversicheruugsordnungskommission. In der Donnerstagssitzung der Reichsversicherungs- ordnungskommission wurde zunächst der Abschnitt über das Verfahren bei Bereinigungen, Schliessungen und Auflösungen von Krankenkassen (88 293 bis 318) er ledigt. Die Bestimmungen wurden ohne wesentliche Abänderungen angenommen, mit Ausnahme des 8 304, der die Verhältnisse der Aerzte und Zahn ärzte bei der Vereinigung mehrerer Kassen regelt. Der Satz 2 des Absatzes 1 des 8 304 erhielt folgende Fassung: „Erklärt sich darauf (d. h. auf die Mitteilung von der Vereinigung) ein Arzt oder ein Zahnarzt bereit, für die ausnehmende Kasse tätig zu sein, so kann er unter den gleichen Bedingungen zugelassen werden, die er mit der aufgenommenen Kasse vereinbart hatte, oder unter den Bedingungen, die die aus nehmende Kasse mit ihren Kassenärzten vereinbart hatte, oder er muss entschädigt werden. Erfolgt eine solche Erklärung nicht binnen 14 Tagen, so kann von diesem Zeitpunkt ab das Vertragsverhältnis von beiden Seiten unter Einhaltung einer dreimonat lichen Kündigungsfrist, jedoch frühestens zu dem Tage der Aufnahme, gekündigt werden." Die 88 319 bis 328 (Beginn undEnde der Mitgliedschaft) wurden ohne wesentliche Ab änderung angenommen. Nur in 8 326 wurden die für die freiwillige Fortsetzung der Versicherungen und deren Erlöschen gesetzten Fristen abgeändert. Hinter 8 328 wurde ein neuer 8 328a eingeschaltet, wonach die Kasse für einen zu Unrecht Versicherten, der drei Monate ununterbrochen Beiträge gezahlt hat, verpflichtet ist, die satzungsmässigen Leistungen zu gewähren. Die 88 332 bis 338 (Satzung) fanden unveränderte Annahme. Der Abschnitt 3 (Kassenortzane) enthält zu nächst die Bestimmung über die Zusammen setzung des Vorstandes und des Aus schusses bei den Orts- und Landkrankenkassen. _(n 8 339 Absatz 2 läßt die Vorlage zu, dass bei Land krankenkassen die Satzung von der Bildung eines Ausschusses absehen oder die Vorstandsgeschäfte dem Kassenvorsitzenden allein übertragen kann. Diese Be stimmung beabsichtigte, bei kleineren ländlichen Kassen die Verwaltung einfacher zu gestalten. Es liegen übereinstimmende Anträge der Polen, der Sozialdemokraten und der National liberalen auf Streichung dieses Absatzes vor, die damit begründet werden, dass auch den Land krankenkassen eine Mitwirkung der Arbeiter gesichert werden müsse, was nicht in genügender Weise zu ge schehen brauche, wenn dem Eemeindevorstand nach dieser Richtung hin bei Erlass der Satzung völlig freie Hand gelassen werde. Die Anträge wurden ange nommen und der Absatz 2 des 8 339 gestrichen. In 88 340 und 341 ist bestimmt, dass der Vor sitzende des Doistandes der Ortskrankenkasse aus der Mitate der Vorstandsmitglieder gewählt wird, und zwar mit Mehrheit der Stimmen sowohl aus der Gruppe der Arbeitgeber als auch der Versicherten Wenn diese Mehrheit nicht zustande kommt, so soll eine zweite Wahl anbcraumt werden, und wenn auch hier eine Einigung nicht erfolgt, der Vorsitzende auf Kosten der Kasse vom Versicherungsamt bestellt werden. Bei Beginn der Beratung über die Bestimmung wurde der Antrag gestellt, damit die Beratung über den 8 412 (Halbierung der Beiträge) zu verbinden, weil diese Bestimmungen im Zusammen hang stünden. Bei dieser Diskussion wurde von freikonservativcr Seite betont, dass die Halbierung der Beiträge unbedingt gefordert werden müsse wegen der Notwendigkeit, auch die Ver ¬ waltung gleichmässig zu teilen. Wenn die Halbierung der Beiträge nicht durchgehe, so müssten mindesten» Sicherungen getroffen werden, daß ein unpar teiischer Vorsitzender vorhanden sei, wie es die Regierungsvorlage beabsichtige. In letzterer Be ziehung stellte sich der Redner des Zentrums auf denselben Standpunkt, erklärte aber im übrigen, daß seine Partei für die Beibehaltung des bisherigen Systems eintrete und die Halbierung der Beiträge und der Verwaltung ablehne, weil es sich um ein historisches Recht der Arbeiter handle, das man ohne zwingenden Grund nicht aufgeben dürfe. Die Dis kussion über diese Frage wurde am Freitag fortgesetzt. Wesentlich Neues wurde in der Diskussion nicht zu tage gebracht. Bei der Abstimmung wurde 8 340 und 8 341 in der Fassung der Regierungsvorlage ange nommen mit einem Zusatz des Zentrums zu 8 341 Absatz 2 folgenden Inhalts: „Ein Arbeitgeber darf nur dann als Ver treter gestellt werden, wenn die Mehrheit der Grup pen der Arbeitnehmer gegen diese Wahl keinen Ein spruch erhebt. Für Arbeitgeber im Sinne dieser Be stimmung gilt nicht, wer nur Dienstboten oder un ständige Arbeiter beschäftigt." 8 342 wurde unverändert angenommen. 8 343 wurde ausgesetzt. Nach 8 344 besteht der Ausschuß der Orts- und Landkrankenkassen je zur Hälfte aus Vertretern der beteiligten Arbeitgeber und Ver sicherten. Es liegen Anträge des Zentrums, der Polen und der Sozialdemokratie vor, die den bisherigen Zu st and aufrechterhal ten wollen, wonach zwei Drittel der Versicherten und ein Drittel der Arbeitgeber den Ausschuß bilden sollen. Diese Anträge wurden in der Fassung des Zentrumsantrages gegen die Stimmen der Konservativen, Freikonservativen und Natiynal- liberalen angenommen. 8 345 fand unveränderte Annahme. 8 346 wurde ausgesetzt. Zu 8 347, wo nach bei der Ortskrankenkasse die Vertreter nach den Grundsätzen der Verhältniswahl gewählt werden sollen, wurden zwei Zusatzanträge (8 347a und 83475) der Sozialdemokratie angenommen, wonach eine Frist von 4 Wochen zwischen Ausschreibung der Wahl und der Wahl selbst liegen muss und die Satzung be stimmen kann, daß die Wahl nach Bezirken oder Vc- rufsgruppen erfolgt. Nach 8 348 sollen die Vorstands mitglieder je zur Hälfte aus den Vertretern der Ar beitgeber und Versicherten im Ausschuß gewählt wer den. Auch hier wurde mit derselben Stimmenmehr heit wie beim Ausschuss ein Zentrumsantrag ange nommen, wonach das bisherige Verhältnis von Zwei Dritteln zu einem Drittel wiederhergestellt wird. * * Erklärung der evangelisch-lutherischen Konferenz. „Die päpstliche Kundgebung in der Borromäus- Enzyklila har in der gesamten evangelischen Christenheit allerorten tiefgehende, überaus ernste Beunruhigung hervorgerufen. Auch wir würoen unsere Pflicht zu versäumen glauben, wenn wir nicht im Namen der Allgemeinen evan gelisch-lutherischen Konferenz leiden schaftslos, aber in rückhaltlosem, heiligem Ernst gegen die der Reformation angetane Schmach pro testieren wollten. Wie alle Kundigen wußten wir ia freilich ohnedies, dass das päpstliche Rom nicht aufhören kann, Todfeind des Evangeliums im Sinne der Reformation zu sein, aber auf solchen un motivierten Ausbruch dieser Feindschaft waren wir nicht gefaßt. Wir beklagen ihn nicht sowohl um dec evangelischen Christenheit willen — sie kann aus einem derartigen Angriff nur gewinnen — aber wir beklagen ihn im Interesse der katholischen Kirche, der gemeinsamen Sache Christi, des konfessionellen Friedens und der nationalen Einheit. Noch geben wir die Hoffnung nicht auf, dass auch in der katholi schen Kirche selbst alle diejenigen, die früher c>en ernstlichen Wunsch einer Verständigung und An näherung ausgesprochen haben, auch jetzt in der Ab lehnung und Abwehr dieser bedauerlichen Störung gegenseitiger Anerkennung mit uns sich zusammen finden werden. Alle unsere Mitglieder aber bitten wir, aus diesem bedauernswerten Vorgang einen neuen Anlass zu nehmen, sich mit rückhaltloser Hin gabe um die Sache des Evangeliums zu sammeln und immer ernstlicher danach zu ringen, dass dem Erbe Luthers im geistigen Leben der Gegenwart diejenige Stellung gewonnen werde, die ihm zu kommt. Die deutschen Mitglieder des Vorstandes der ANgem. eoang.-luth. Konferenz." — Unter dieser Erklärung stehen die Namen: v. Jhmels, Ge- Heimrat, Professor in Leipzig. I). Dard. Geheimer Oberkirchenrat in Schwerin. Hü den er, Pastor, Pfarrer in Miltitz-Roitzchen. Dr. Braune, Gene- ralsupcrintcndent in Rudolstadt, v Hölscher, Kirchenrat. Pfarrer in Leipzig. D. Hoppe, Gene ralsuperintendent in Hildesheim, v. Th Kaftan, Mrkl. Oberkonsistorialrat u. Gcneraksuperintendent Deutsches Reich. Leipzig, 27. Juni. * Streik der Bauhilfsarbeiter. Nachdem die Maurer und Zimmerer bereits im Laufe der ver gangenen Woche den Streik beschlossen haben, be- schästigle sich gestern vormittag eine im Vollshaus abgchaltene, von 2000 Personen besuchte Versamm lung der Bauhilfsarbeiter Leipzigs noch mals mit dem Dresdner Schiedsgerichtsspruch sowie mit dem Ergebnis der Verbandstage der Bauarbeiter und beschloss nach einer mehrstündigen sehr stürmi schen Debatte, während der sich schon ein grosser Teil der Versammlungsbesucher entfernt hatte, mit 1013 gegen 96 Stimmen die Ablehnung des Schiedsspruches und die sofortige Ein stellung oer Arbeit. Weitere Beschlüsse be züglich der Unterstützung, der Abreise der ledigen Verbandsmitglieder und der Erxtrabeitragserhcbüng sollen nach Eingang einer vom Hauptvorstand des Zentraloerbandes in Hamburg geforderten Antwort gefasst werden. Durch den nunmehr von drei Orga nisationen beschlossenen Streik werden gegen 7000 Bauarbeiter des Leipziger Lohnbezirks in Mitleiden schaft gezogen.
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