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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 19.06.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191006199
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19100619
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19100619
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-06
- Tag 1910-06-19
-
Monat
1910-06
-
Jahr
1910
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Ämtsblatt des Rates und des Volizeiarntes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis ihr Inserate au« Leipzig und Umgebung dr« Kgeipalten« kV mm breit« Petitzrile 2ü H, di« 74 uua breit« ReklamezeN« i von auswärts 8V H, Reklamen 1.2V Inserate von Behbrden im amtlichen Teil di« 74 mm breite Petitzeil« 40 cheschLitSanzeigen mit Platzdorlchriften und in der Adendauigabe im Preise erhöht. Rabatt nach Taris. Beilagegebühr 5 p. Tausend exkl. Postgebühr. Festerteilte Austräge können nicht zurück gezogen werben. Für da« Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme! Auguitnäplatz dt, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Expeditionen de« In- und Auslände«. Haupt-Äillal« Berlin! Carl Duncker. Herzogs. Bahr. Hofbuch handlung, Lützowstratze lü. (Telephon VT, Nr. 4M3). Haupt-Filial« Lreädenr Seeftratze 4, b (Telephon 4621). Nr. 167 Sonntag, üen lS. lluni lSlv. 104. Jahrgang. Das Wichtigste. * Der preußische Minister des Innern von Moltke und der Landwirtschaftsminister von A r n i m - C r i c w en sind zurückgetreten. An ihrer Stelle wurden Oderpräsident v. Dallwitz zum Minister des Innern und Oberpräsident von Schorlemer-Lieser zum Landwirtschafts minister ernannt. (S. Leitart.) * Der Bauarbeitgeberverband für Leipzig und Umgegend erlässt eine Er klärung zur Lage. Nach einer offiziösen Dresdner Meldung dürfte in der nächsten Woche die Bewegung überall beendigt werden. (2. d. bes. Art. u. Letzte Dep.) * Rcosevelt ist gestern in Amerika wieder eingetroffen und stürmisch begrübt worden. (S. Letzte Dep.) . * Das Ballon-Wettfliegen auf dem Sportplätze begann am gestrigen Abend mit der Abfahrt der ersten fünf Ballons zu einer Weitfahrt. sS. d. bes. Art.) * Der frühere Rennfahrer Thaddäus Robl stürzte gestern bei den Schauslügen in Stettin mit seinem Apparat aus 8» Meter Höhe herab und war sofort tot. (S. d. bes. Art.) * Zn Schwabstedt bei Friedrichstadt wurden durch eine Feuersbrunst 40 Häuser ein Raub der Flammen. (S. Letzte Dep.) Der übliche Ministrrmechlel. Wenn jetzt aus Berlin gemeldet wird, daß die preußischen Minister des Inneren und der Landwirtschaft, die Herren o. Moltke und n. Arnim, durch zwei Oberpräsidenten preußi scher Provinzen, durch die Herren v. Dallwitz aus Schlesien und Freiherrn v. Schorlemer aus der Rheinprovinz, ersetzt werden, so erregt das in der politischen Welt ungefähr so viel Auf merksamkeit, als wenn Herr Erzberger eine Rede gehalten habe. Und das ist das Betrüb lich-Charakteristische an unserem Regierungs system in Preußen-Deutschland, Minister kom men und gehen, und kein Mensch kümmert sich darum außer den paar Beamten, die unmittel bar mit den Herren zu tun haben. Ob sie gehen oder ob sie bleiben, ist ganz gleichgültig, denn es ist dafür gesorgt, daß ihre Nachfolger desselben Geistes Kinder sind, und zumal in diesem Falle ist kein Zweifel, daß derselbe poli tische Faden in Preußen weitergesponnen wird. Herr v. Moltke hat in seiner kurzen Minister tätigkeit, die wohl vom Anfang bis zum Ende von Sehnsucht nach dem Königsberger Präsidial stuhl erfüllt war, seines großen Namens Würde in erster Linie durch die traditionelle Schweig samkeit zu wahren gesucht. Er hat auch in den großen Fragen der preußischen Politik, er hat auch in den Zeiten der Wahlreform geschwiegen, und sein Abgang wird nicht einmal die Konser vativen im seelischen Gleichgewicht stören. Er wird sie um so weniger erschüttern, als der Breslauer Herr v. Dallwitz zum Nachfolger er nannt worden ist und damit ein Mann in das preußische Polizeiministerium einzieht, der alle agrarischen Garantien in seiner Person und seiner politischen Vergangenheit vereinigt. Herr o. Dallwitz ist einer jener Kanalfrondeure, deren Maßregelung ihnen zum Heil ward. Sie alle sind die Treppe hinaufgefallen, bis auf ganz wenige, die früher Tod verhinderte, die agrarisch - konservative Belohnung für ihre antigouvernementale Haltung einzuheimsen. Herr v. Dallwitz wurde zunächst anhaltischer Minister, um nach Breslau zu höheren preußischen Würden zurückberufen zu werden. Freiherr v. Schorlemer galt schon vor Mo naten als Ministerkandidat. Allerdings glaubte man damals, er sei als Nachfolger für Herrn v. Moltke ausersehen. Vielleicht war er das auch, und nur ein Zufall, die Demission des Landwirtschaftsministers v. Arnim, mag ihm die Ministerstühle vertauscht haben. Im übrigen ist das ja unter preußischen Exzellenzen ganz egal. Die Minifterqualitäten find nicht auf Restarts beschränkt, so daß auch dieses kleine Changement im Bilde nichts ändert. Daß Herr v. Arnim geht, ist gleichfalls nicht auffällig. Die Gesundheit des preußischen Schirmherrn der Landwirtschaft war wohl schon nicht die beste, als er sein Amt antrat. Freiherr v. Schorlemer ist Katholik und war als Mitglied des preußischen Herrenhauses dazu ausersehen, in dieser Körper schaft der preußischen Wahlrechtsvorlagc die- jenigcnLrgänzungcn zu schaffen, die dasGcsctz dcn Nationalliberalen annehmbar machen sollten. Vielleicht verzeiht ihm das Zentrum diese Hal tung auf dem konfessionell noch ziemlich neutralen Boden der Landwirtschaft leichter. Möglich, daß jene Reminiszenz ihn in diesen Tagen der Zentrumsherrschaft doch nicht ganz als geeignet für den Posten des Ministers des Innern er scheinen ließ. Herr v. Bethmann Hollweg, des Reiches Kanzler und Preußens Ministerpräsident, ist vorläufig noch im Amt geblieben. Er ist noch gesonnen, die Verantwortung für diese Art des Regierens weiter zu tragen. Wir können uns also keinen großen Hoffnungen auf Besserung hingebcn, denn die bisherige Geschäftsführung des Kanzlers und Präsidenten hat neben dem Mangel an Erfolgen auch eine ver blüffende Vernachlässigung aller Anforderungen der politischen Regie gezeigt. War überhaupt schon die völlige Festlegung der Regierung auf den schwarz-blauen Block nur einem volks fremden Geiste möglich, so war die Inszenierung und Leitung aller einigermaßen bedeutungs vollen Aktionen ein Beweis für die Lebens unkenntnis der leitenden'Persönlichkeit. Keine Regierung, die ihr Ansehen zu wahren ent schlossen war, hätte sich die Wahlreform so umkrempeln lassen, wie das Herr v. Bethmann Hollweg mit verschränkten Armen tun ließ. Bei der Stellvertretung de? Kaisers durch den Kronprinzen zeigte sich dieser Mangel an Regie in gleich hohem Grade. Nicht das ist zu kritisieren, daß die Stellvertretung in der Leistung der Unterschriften mit allen ver fassungsmäßigen Garantien vor sich ging und publiziert ward, wenn sie einmal notwendig war, aber daß man diesen ganzen im Jn- und Ausland sensationell wirkenden Apparat in Bewegung setzte, obwohl die Behinderung des Herrschers nur wenige Tage dauerte. Das ist denn doch ein Zeichen für den Mangel an Voraussicht und Erkenntnis politischer Wirkung. Eine letzte Gelegenheit, die deutsche Politik aus dem Sumpfe der Niederung und Kleinlichkeit, der Verdrossenheit und Parteilichkeit im großen Schwünge aufwärts zu führen und zur Lösung großer politischer Aufgaben zu befähigen, war in diesen Wochen gegeben und wurde natürlich versäumt. Seit den Tagen des Zeppelinjubels hat Deutschland keine solche geistige Erhebung und diesmal auf politischem Gebiet erlebt, wie sie die Protestbewegung gegen die Borromäus- Enzyklika darstellte. Was wäre diese Bewegung in der Hand eines politischen Meisters wert gewesen? Hier war die Möglichkeit, den Kon servativen die Zentrumsfreundschaft aufs gründ lichste und für Jahrzehnte zu verekeln. Hier war die Gelegenheit, moralische Eroberungen im gan zen Volke zu machen. Selbst die Sozialdemokraten hätten ihre Anhänger nicht vor dem Eindruck einer entschlossenen Haltung gegenüber der Kurie bewahren können. Preußen konnte den Vatikan durch Abberufung seines Gesandten von Rom ins Unrecht setzen und durch Zusammenfassung der Protestantenbewegung sich eine neue poli tische Plattform verschaffen. Statt dessen hat man sich mit einem Diplomatenerfolg begnügt, der anmutet wie ein Witz auf die realen Ver hältnisse. Ob die Enzyklika von den Kanzeln verkündet und in den kirchlichen Organen publiziert wird oder nicht, ist im Zeitalter der Presse ganz gleichgültig, denn die Beschimpfungen sind ja längst in aller Leute Mund. Und wenn die Regierung etwa glauben sollte, daß die sachlich vielleicht gerechtfertigte, aber doch nicht gerade populäre Erhöhung der preußischen Zivilliste ihr auf die Eutseite geschrieben werden muffe, so werden die Wahlen dieser Tage ihr die Antwort erteilt und einige ver heißungsvolle Ausblicke in die Zukunft eröffnet haben. Der Mlnlvermechlel in Preußen ist, wie wir bereits durch Aushang gestern nach mittag mitteilten, in folgender Form veröffentlicht worden: * Berlin, 18. Juni. (Tel.) Dem Landwirt- schaftsminister o Arnim »nd dem Minister des Innern v. Moltke ist di« nachgesuchte Ent- ins sang an» ihre« Remtern unter Verleihung der Königlichen Kron« »n« Roten Adler« orden erster Klasse mit Eichenlaub erteilt worden. Der Oberpräsident der Rheinprovinz Freiherr o. Schorlemer wurde zum Landwirt schaftsminister und der Oberpräsident der Pro vinz Schlesien v. Dallwitz zum Minister des Innern ernannt. Ueber die Bedeutung dieses Ministcrwcchsels ist in dem vorangegangenen Artikel das Notwendige gesagt. Wir lassen hier noch einige Notizen über den Lebenslauf der alten und der neuen Minister folgen: Bernd Arnim-Criewen ist am 20. Mai 1850 in Criewen bei Schwedt an der Oder geboren, trat bei der Marine ein, nahm aber schon als Leutnant zur See den Abschied, um die Bewirtschaftung der elterlichen Besitzung zu über nehmen: er gehörte der Kommission zur Beratung der speziell die Interessen der Landwirtschaft behan delnden Abschnitte des BGB. an: ist seit 1892 Vor sitzender der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft. 2m Mai 1906 wurde er auf Lebenszeit ins preußische Herrenhaus berufen, im November 1906 wurde er Minister der Landwirtschaft. E. L. Friedrich v. Moltke ist am 1. Mai 1852 in Ranzau in Holstein geboren, wurde 1877 Kammergerichtsreferendar, trat 1880 zur Verwaltung über, wurde 1882 Regierungsassessor in Oppeln, 1885 Landrat Tost-Eleiwitz in Ober schlesien, 1890 Regierungsrat und Hilfsarbeiter im Ministerium für Geistliche, Unterrichts- und Medi zinalangelegenheiten, 1893 Geheimer Regierunsrat und vortragender Rat, dann Geheimer Oberregie rungsrat, später Regierungspräsident von Oppeln und Potsdam: 1903 Oberpräsident der Provinz West preußen und 1907 Staatsminister im Ministerium des Innern. A. Clemens v. Schorlemer-Lieser ist am 29. September 1856 in Alst, Kreis Steinfurt, geboren, studierte auf den Universitäten Würz burg und Göttingen, wurde 1878 Dr. jur. utr. in Göttingen, dann Referendar in Göttingen, Osnabrück und Celle, machte am 29. März 1884 das Assessorenexamen, war Hilfsarbeiter bei der Staatsanwaltschaft Bonn, später Düffel dorf, wurde 1886 Negierungsastessor und war dis 1. April 1888 Justitiar bei der Königlichen Regierung Magdeburg, dann Verwalter des Land ratsamts Neuß, wurde am 14. Junt 1888 Landrat ebenda, übernahm am 1. Juli 1897 die Vertretung des Oberpräsidialrats in Breslau und wurde am Ä). August 1898 dort Oberpräsidialrat. Am 16. No vember 1899 wurde er Vorsitzender der neuerrichteten Landwirtschaftskammer für die Rheinprovinz, am 26. März 1900 trat er vom Staatsdienst zurück. Am 14. Januar 1901 wurde er ins Herrenhaus berufen und 1905 zum Obcrpäsidenten der Rheinprovinz er nannt. Johann von Dallwitz wurde am 29. November 1855 in Breslau geboren, war in seiner Heimatsprovinz als Verwaltungs beamter tätig und stand 1886 als Verweser und von 1887 bis 1895 als Landrat an der Spitze des Kreises Lüben, wurde dann Regierungspräsident beim Ober präsidium in Posen, danach Geheimer Regierungs rat und Vortragender Rat im Ministerium des Innern, 1902 schied er aus dem preußischen Staats dienst, 1903 wurde er Herzoglich Anhaltischer Staats minister und Bevollmächtigter zum Bundesrat, 1909 wurde er zum Oberpräsidenten der Provinz Schlesien ernannt. Von 1893 bis 1899 war er Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses. * Die Handschreiben des Königs von Preußen an die entlassenen Minister. Der König von Preußen hat an die Minister von Arnim-Criewen und von Moltke folgende Hand schreiben gerichtet: Mein lieber Staatsminister von Arnim! Ich habe Ihrem Ansuchen um Entlassung aus dem Amte als Staatsminister und Minister für Land wirtschaft, Domänen und Forsten durch Erlaß vom heutigen Tage entsprochen. Um Ihnen beim Aus scheiden aus dem Staatsdienst ein besonderes Zeichen Meines Dankes und Meines Wohl wollens zu geben, ^be Ich Ihnen die Königliche Krone vom Roten Adlcrorden erster Klaffe mit Eichenlaub verliehen und lasse Ihnen die Dekoration hierneben zugehen. Ich verbleibe Ihr wohlgeneigter König Wilhelm R. Mein lieber Staatsminister von Moltke! Nachdem Ich Ihnen durch Erlaß vom heutigen Tage die nachgesuchte Dienstentlassung in Gnaden erteilt habe, kann Ich cs Mir nicht versagen, Ihnen für die treuen Dienste, welche Sie in Ihren mannigfachen Aemtern Mir und dem Vaterlande geleistet haben, Meinen Königlichen Dank aus zusprechen. Als Zeichen Meines Wohlwollens ver leihe Ich Ihnen die Königliche Krone zum Roten Adlerorden erster Klaffe mit Eichenlaub und lasse Ihnen die Dekoration hierneben zugeben. Ich verbleibe Ihr wohlgeneigter König Wilhelm L Ole Srmiüzüge kür ein neues Luinquennslsgeletz sind im preußischen Kriegsministerium, wie wir hören, bereits ausgestellt worden, das Gesetz wird dem Reichs tage gleichzeitig mit dem Etat zugehen. Da die Vor arbeiten noch nicht abgeschlossen sind, so lasten sich Einzelheiten noch nickt bekanntgeben, doch siebt bereits soviel fest, daß das neue Gesetz darauf ab zielt, die Gleichmäßigkeit der Truppenkörper weiter zu fördern durch Neuaufstellung der fehlenden Ba taillone, Eskadrons und Batterien, um die einzelnen Regimenter zu gleich starken Körpern zu machen. Das Ziel wird allerdings ganz nicht erreicht werden können, da die Zahl der anzufordernden Bataillone zu groß sein würde. Nach dem Ouinquennatsgesctz von 1905 waren für die Zeit bis 1910 zu bilden- 8 Znfanteriebataillone, 25 Kavallerieeskadrons nebst 4 Brigade- und 8 Regimentsstäben, 3 Fußartillerie kampanien nebst 2 Bataillonsstäben und 3 Bespan nungsabteilungen. 3 Pionierbataillone nebst 3 Regi mentsstäben, 1 Eisenbahnversuchskompanie, 1 Tele c^raphenbataillon nebst Bespannungsabteilung. Die Feldartillerie war in diesem Gesetze nicht berücksichtigt. Zunächst käme bei einem neuen Friedenspräsenz- aesetz die Auffüllung der Regimenter in Frage und zwar in erster Linie eine Verstärkung der Kavallerie und Feldartillerie. um zu er reichen, daß sie nach der neuen französischen Heeres- organisation den betreffenden französischen Truppen gleich stark bleiben. Der Rest der zu vermehrenden Kopfstücke des Heeres hat zur Hauptsache auf die In fanterie zu entfallen, um hier zu erreichen, daß die Zahl der Regimenter mit nur 2 Bataillonen vermin dert wird. Zm großen und ganzen wird die neue Vor lage was den finanziellen Effekt anbelangt im Nah- men der alten Vorlage bleiben. Von den 216 deutschen Infanterieregimen ten! (615 Bataillonen j haben 183 Regimenter 3 Bataillone, 33 Regimenter 2 Bataillone, um eine Gleichmäßigkeit herzustellen fehlen 33 Bataillone. Es ist naturgemäß nur möglich einen Teil (höchstens ^) neuzuformieren In Betracht kämen die Grenzregl- mentcr, soweit sie nur 2 Bataillone besitzen, diese müssen unbedingt aufgcsüllt werden, da es im Ernst fälle nicht möglich ist, ihnen 3. Bataillone aus Reser visten zuzuteilen, wie es jetzt im Frieden im Manöver geschieht, wo die Mannschaften vorher etwa 8 Tage cinmarschiert werden, was bei einer Mobilmachung nicht durchführbar ist. Jie Auffüllung der übrigen Regimenter (also der noch verbleibenden 25) ließe sich für den Kriegsfall durch Zuteilung der 18 Zägerba- taillonc erreichen, die bestehen bleiben sollen. Die Regimenter, die nur 2 Bataillone besitzen^ verteilen sich wie folgt: 26 in Preußen, 3 in Sachsen, je 2 in Bayern und Württemberg. In der Haupt sache sind also preußische Regimenter aufzufüllen. Frankreich kann unseren 615 Bataillonen In fanterie etwa 560 gegenüberjtellen ohne die Kolonial truppen. Die deutsche Kavallerie (103 Regimenter) besteht aus 98 Regimentern mit je 5 Eskadrons und 5 (iu Bayern) mit je 4 Eskadrons. Es fehlen somit 5 Eskadrons. Den 510 deutschen Eskadrons stehen zur zeit 395 französische gegenüber. Die deutsche Feldartillerie setzt sich zusam men aus 94 Regimentern meist mit je 6 Batterien, die vorhandenen reitenden Batterien sind für den Krieg zur Kavallerie zu zählen. Die 12 bayrischen Regimenter zählen anstatt 72 Batterien nur 60 Dal- teilen, so daß wiederum für Bayern 12 Batterien feh len. Frankreich stellt den 452 deutschen Feldbatterien (ohne reitende und schwere Feldartillerie) über 600 Batterien entgegen, die bis 1911 noch vermehrt werden sollen. Von den 29 Pionierbataillonen zählt nur eins 3 Kompanien, während die übrigen je 4 Kompanien besitzen. Aus dieser Uebersicht läßt sich erkennen, wohin das Ziel des neuen Gesetzes zu gehen hat, Verstärkung der Artillerie vor allem und eine Auffüllung der Infanterieregimenter zu zwei Bataillonen, soweit es die gesetzlich zulässige Kopfstärke des Heeres für die Zeit von 1911 bis 1916 zuläßt. Zur Luge im Baugewerbe. Der Bauarbeitgeberverband für Leipzig und Umgegend hielt am Sonnabend nachmittag im „Siebenmännerhaus" eine General versammlung ab, die sich mit der gegenwärtigen Situ ation befaßte. Die Versammlung, die von etwa 160 Arbeitgebern besucht war, wurde von Baumeister Uh le mann eröffnet. Er berichtete zunächst über die bekannten Ergebnisse der Dresdner Verhand lungen. Trotzdem durch das Schiedsgericht die Aus sperrung aufgehoben worden sei, weigerten sich die Arbeitnehmer vorläufig, die Arbeit wieder aufzu nehmen. Der Verband der Bauarbeitgeber für Leipzig und Umgegend habe sich auf alle Fälle dem Schieds spruch unterworfen. Man w-rdc nun ab warten, was die Führer der Arbeitnehmer, die am Montag, den 20. Juni, in Berlin zusammeutreten. erreichen könnten. Jedenfalls sei von diesen zugesagt worden, daß man für die Anerkennung der Dresdener Entschließung des Schiedsgerichts wirken werde. Von den Arbeitgebern seien die Bauten frei gegeben; es könne jeder die Arbeit wieder aufnehmcn. Den Verbandsmitgliedcrn müsse cs> dabei allerdings zur Pflicht gemacht werden, daß sie nur den in Dresden vereinbarten Lohn, d. h. einen Pfennig Ausschlag für dieses Jahr, zahlten. Bis zur vollständigen Klärung der Sachlage loste es auch, wie vom Vorstandstische erbeten wurde, unterbleiben, daß man Arbeitskräfte durch Zeitungsannoncen suche. Aus der Versammlung wurde verschiedentlich die Mit teilung gemacht, daß sich bereits eine große Anzahl Arbeiter erboten habe, am Montag die Arbeit wieder aufzunehmen. Einen sehr wichtigen Punkt bei den weiteren Verhandlungen bildete ein Vertrag, der mit Ziegellieferantcn vom Verband der Bauarbeitgeber abgeschlossen werden solle. Der betreffende Vertrag wurde gedruckt voraelegt und dann beraten. Sch'ieß lich würde vom Verband der Bauarbeit geber für Leipzig und Umgegend folgende Erklärung erlassen: „In einigen Zeitungen wird als Veranlassung des von den Bauarbeitern seit dem 17. d. M. durchge führten Streiks angegeben, daß der Bauarbcitgeber- bund den Organisationen der Arbeiter keine offi zielle Mitteilung über die Beendigung der Sperre gemacht habe. Da bei den Verhandlungen in Dresden die sämtlichen Gauleiter der Arbeiter und viele Vertreter von Arbeiterverbänden, auch die von Leipzig an wesend waren und dort von den Arbeitgebern bezw. dem Schiedsgericht einwandfrei erklärt worden ist, daß die Aussperrung statt am 15. am 16. Juni abends aufgehoben sei, so lag zu einer Benachrich tigung der hiesigen O r g a n i s a t i o n «- leiter seitens des Bauarbeitgeber verbandes keine Veranlassung vor. Es bedarf wohl kaum noch d:r Erwähnung, daß der Der- band der Bauarbeitgeber, nachdem die Generalver»
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